60800 Apostel Zeitschrift der Arnsteiner Patres inhalt Ausgabe 2/2011 Katholisch – und was sonst noch? Bildungsauftrag katholischer Schulen in Deutschland Weitere Themen: Mit Kindern über Gott reden Taufe als Lebensquell Symbole der Kirche – kurz erklärt Das Johannisfeuer Mit Kindern über Gott reden Taufgottesdienste werden seltener. Viele aber können sich ein Leben ohne Gottes Segen, gerade für Babys und kleine Kinder nicht vor­ stellen. Damit Groß und Klein ihre Freude an diesem Ereignis haben, sollte es gut vorbereitet werden. Hier sind einige Anregungen dafür. Seite 4 Titelthema Katholisch – und was sonst noch? Welchen Sinn und welche Aufgaben können katholische Privatschulen heute haben, da es ein staatliches Bildungssystem gibt, das allen offensteht? Der von der Deutschen Bischofskonferenz formulierte Erziehungsauftrag ist eindeutig – die Erwartungen von Eltern sind vielfältig. Wie können Lernende oder die Kirche, aber auch die Allgemeinheit von diesen Bildungseinrichtungen profitieren? Seite 6 Zum Geleit Mit Kindern über Gott reden 4 Titelthema 6 Symbole der Kirche kurz erklärt 14 Geistlicher Wegbegleiter 15 Nachrichten 19 Impressum Apostel (ISSN 1611-0765) Herausgeber: Provinzialat der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (Arnsteiner Patres e. V.), Johannesstraße 36 A, 56112 Lahnstein, Tel.: 0 26 21  62 99 15, Fax: 0 26 21  62 99 20, E-Mail: provinzialat@sscc.de, Internet: www.arnsteiner-patres.de SSCC ist die Abkürzung für die Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen, in Deutschland als Arnsteiner Patres und auch als Picpus (nach der Straße des Mutterhauses in Paris) bekannt. Redaktion: P. Heinz Josef Catrein SSCC (verantwortlich), Kerstin Meinhardt, Thomas Meinhardt, Susanna Sargenti, P. Ludger Widmaier SSCC Verlag: meinhardt, Magdeburgstraße 11, 65510 Idstein, Tel.: 0 61 26  9 53 63-0, Fax: 0 61 26  9 53 63-11, E-Mail: info@meinhardt.info, Internet: www.meinhardt.info Erscheinungsort: Lahnstein 2 apostel 2/2011 3 Symbole der Kirche – kurz erklärt Am 24. Juni ist Johannistag. Er befindet sich fast genau in der Jahresmitte und liegt exakt sechs Monate vor Weihnachten – gleich­ zeitig ist er der längste Tag des Jahres und markiert die Sonnen­ wende. Viele feiern an diesem Tag und entzünden Feuer. Wo aber haben der Johannestag und das Johannisfeuer ihren Ursprung? Seite 14 Wege zum Gebet Gottes Angesicht suchen: Geistlicher Wegbegleiter für Juli, August und September Seite 15 Auflage: 6.000 Exemplare, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Autoren: P. Heinz Josef Catrein SSCC, Lahnstein • P. Peter Egenolf SSCC, Arnstein • P. Friedhelm Geller SSCC, Werne • Susanna Sargenti, Idstein Titel: Die ehemalige Ordensschule in Lahnstein: Johannes-Gymnasium Fotos: S. 2 Susanna Sargenti, istock und picture-alliance/dpa und istock • S. 4 bis 5 Björn Hekland • S. 6 Susanna Sargenti und Grafikelemente: EtiAmmos • S. 7 bis 9 Grafikelemente: EtiAmmos • S. 10 Rudolf Loch und Dr. Joachim Ackva, Grafikelement: EtiAmmos • S. 12 und 13 Grafikelemente: EtiAmmos • S. 14 picture-alliance/dpa • S. 15 bis 18 istock Alle weiteren Bilder stammen aus dem Archiv der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen und der Firma Meinhardt Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung von Herausgeber und Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos kann keine Haftung übernommen werden. zum geleit Liebe Leserin, lieber Leser, in unserer Welt gibt es scheinbar ungeheuer spannende Dinge: das Kleid der Prinzessin Viktoria, das Auto von Michael Schuhmacher oder der Lieblingshund von Königin Elisabeth II. Entsprechend aufwendig ist die Berichterstattung: Wehe, wenn das Kleid nicht zum Taschentuch passt, bei Schuhmachers Auto eine Schraube locker ist oder die königlichen Schoßhündchen unmajestätisch einem Hofangestellten in die Waden kneifen. Die Welt der Reichen und Mächtigen zieht uns in ihren Bann. Mehr als 2 Milliarden Menschen sahen – so wird geschätzt – die Hochzeit von Prinz William und Kate im Fernsehen. Was ist so faszinierend daran? Soll das Kleid einer Prinzessin ablenken von unseren eigenen Klamotten aus dem Warenhaus um die Ecke? Soll der Rennwagen über den eigenen »Gebrauchten« hinwegtrösten und die königlichen Mopshunde über den zerrupften Wellensittich in der Küche? Keiner muss beichten, wenn er ein bisschen »herumträumt«. Alle sollten aber darauf achten, dass das Leben nicht nur aus solchen Träumen besteht. Im Evangelium sind die Kleinen und Geringen die Vorbilder: Maria das Mädchen aus Nazareth, Josef der Zimmermann, die Fischer vom See Genezareth. Von einer unbekannten syro-phönizischen Frau lernen wir, was Glauben heißt, bittet sie doch hartnäckig um die Heilung ihrer Tochter (Mt 15,27). Von einem samaritanischen Aussätzigen erfahren wir, was Danken bedeutet. Als einziger kehrt er zurück, um für seine Heilung zu danken (Lk 17,11). Selbst die »unverständigen« Kinder haben uns etwas zu sagen: »Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte« (Mt 18,4). Leben-lernen lernt man nicht in Traumwelten. In der Heiligen Schrift treffen wir auf viele einfache, kleine und auch geplagte Leute. Sie nehmen uns bei der Hand, führen uns durch Zweifel, Leid, Schuld, Krankheit, Trauer und Tod zum Auferstandenen. In diesem Heft können Sie Vieles über Kinder lesen: Wir berichten über Katholische Schulen und unsere Arbeit in der Schulpastoral und hören wiederum, wie man mit Kindern über Gott reden kann. Ich wünsche uns allen, dass wir die Bedürfnisse der wirklich »Kleinen« sehen und uns selbst nicht von »falschen Größen« blenden lassen! Mit herzlichen Grüßen Ihr P. Heinz Josef Catrein SSCC 2/2011 apostel 3 mit kindern über gott reden Taufe – Spaßbad oder Lebensquell? Mit Kindern die Taufe erleben Eine moderne Taufanzeige lautete: »Am 07. August werden meine Eltern getraut und ich darf im Tauf­ becken schwimmen«. Was für die einen lustig klingt, kann für manchen Katholiken schon einmal harte Kost sein. Man hört dann oft noch einen anderen Satz: »Nichts ist wie früher …«. In der Tat: Kinder werden erst lange nach der Geburt getauft, Hochzeit und Taufe fallen schon einmal zusammen und das Gravierendste – viele Kinder werden gar nicht mehr getauft. Die Zahlen aus deutschen Großstäd- Hallo, ich bin Bruder Andreas. Ich begleite durch diese Seiten. Pater Heinz Josef erzählt wie eine Taufe für Kinder gestaltet werden kann, damit es schön und auch spaßig ten sind erschreckend. In Berlin sind gerade einmal 28 Prozent der Einwohner getauft, im scheinbar katholischen München sind es nicht mehr als 58 Prozent. Es ist schade, dass Taufgottesdienste seltener werden. Denn es gibt kaum einen Gottesdienst, der für Kinder so spannend ist und so viele Möglichkeiten der Mitwirkung bietet. Wenn Sie also die Gelegenheit haben, an einer Taufe teilzunehmen, sollten Sie diese beim Schopf ergreifen! Damit es für die Kinder ein erlebnis- und erkenntnisreicher Tag wird, sollten Sie dieses Ereignis vorbereiten. Am besten ist es, mit dem wichtigsten Symbol der Taufe zu beginnen – dem Wasser. für die Kleinen ist. Ohne Wasser kein Leben! Erklären Sie den Kindern, dass es ohne Wasser kein Leben gibt. Wenn sie Blumen gießen oder den Rasen sprengen, haben sie einen schönen Anknüpfungspunkt. Blumen brauchen Wasser, der Hund braucht Wasser und der Mensch auch, denn ohne Wasser stirbt man nach drei oder vier Tagen. Ohne Wasser wäre die Erde wüst und leer. Zeigen Sie den Kindern Bilder von der Wüste. Auch steht das Wasser für Sauberkeit und Gesundheit. Wenn die Kinder in der Badewanne sitzen oder sich waschen, erklären Sie ihnen, dass dadurch »böse Bazillen« abgewaschen werden und wir deshalb nicht so schnell krank werden. In der Bibel lesen wir, dass die Menschen sich taufen ließen, um von ihren Sünden reingewaschen zu werden. Die Taufe hilft uns im Kampf gegen das Böse. Schließlich hat Wasser auch etwas mit Lebensfreude zu tun. Es ist toll, wenn wir planschen dürfen, schwimmen können oder Bötchen fahren. Erzählen Sie, dass Gott das Wasser geschaffen hat, weil er die Menschen lieb hat. 4 apostel 2/2011 Was geschieht in der Taufe? Für viele Menschen ist die Taufe die Feier der Geburt oder das Fest der Namensgebung. Das sind Elemente der Taufe, aber längst nicht die wichtigsten. Das erste Element der Taufe ist theologisch gesehen die Gemeinschaft mit Christus. Erklären Sie den Kindern, dass sie nicht nur Kinder ihrer Eltern sind, sondern durch die Taufe auf besondere Weise Kinder Gottes werden. Die Taufe knüpft ein ewiges Freundschaftsband zu Gott. So wie Blumen, Tiere und Menschen ohne Wasser nicht leben können, so können wir nicht ohne Gott leben. Er ist unser Vater im Himmel und weil wir einen Vater im Himmel haben, sind wir auch miteinander Brüder und Schwestern – gleich ob wir in Deutschland oder Afrika leben, schwarze oder weiße Haut haben! Diese Gemeinschaft der Kinder Gottes nennen wir Kirche und durch die Taufe werden wir in die Kirche aufgenommen. Die Taufe befreit uns auch von den Folgen der Erbsünde. So wie wir uns waschen, um Bazillen los zu werden, so ist die Taufe ein Bad für die Seele und rüstet uns gegen das Böse in der Welt. mit kindern über gott reden Eine Taufe, wie sei bei uns nicht üblich ist. Bei der mit Rom verbundenen chaldäischen Kirche des Irak wird der Täufling in das Becken getaucht, um – nach dem symbolischen Tod des alten Menschen – zu neuem Leben aufzuerstehen. Mitgestaltung der Taufe Wenn Kinder dabei sind, sollte man schon beim Taufgespräch mit dem Priester oder Diakon überlegen, wie diese einbezogen werden können. Lernen Sie mit den Kindern die Antworten des Taufgelöbnisses und der Fürbitten. Ermuntern Sie sie, laut und kräftig mit zu beten. Sie können die Kinder motivieren, indem Sie sagen: »Als Du getauft wurdest, warst Du ganz klein und konntest nicht sprechen, aber jetzt bist Du groß und kannst selbst ganz laut und deutlich sagen, dass Du ein Kind Gottes sein willst«. Ältere Kinder können etwas vorlesen, singen oder musizieren. Wenn die Situation es zulässt, können die Geschwister und andere verwandte Kinder dem Täufling beim Exorzismusgebet ein Kreuzchen auf die Stirne zeichnen, oder ihre Hände schützend wie einen Schirm über diesem ausbreiten. Lassen Sie die Kinder bei der Taufe vorne am Taufbecken stehen, damit sie gut sehen. Fragen Sie den Priester, ob die Kinder vor der Taufe am Chrisamöl riechen dürfen. Dann können Sie ihnen erklären, dass das Kind jetzt gesalbt wird, so wie früher Könige, Priester und Propheten gesalbt wurden. Durch die Salbung wird das Kind etwas ganz Besonderes, denn es soll einmal Gottes Bote in dieser Welt sein. Um die Bedeutung des Taufkleides zu erklären, können Sie das Taufritual der Urkirche beschreiben. Der Mensch trat vor das Taufbecken, legte seine alten Kleider ab und stieg in das Taufbecken. Er wurde richtig untergetaucht. Der alte Mensch sollte verschwinden. Gleichsam neugeboren und von allem Bösen gereinigt, stieg der Täufling aus dem Wasser und bekam ein weißes Kleid als Zeichen des neuen Lebens. Wenn die Taufkerze entzündet wird, könnten Sie darauf hinweisen, dass Jesus das Licht der Welt ist. Zeigen Sie dem Kind seine eigene Taufkerze und sein eigenes Taufkleid. Schön ist es, wenn die Taufkerze später auch als Kommu­ nionkerze verwandt wird. Erinnerung an die Taufe Das sichtbarste Zeichen der Tauferinnerung ist das Weihwasserbecken in der Kirche. Erinnern Sie das Kind daran, dass wir am Weihwasser­ becken mit dem Kreuzzeichen unser Taufgelöbnis erneuern, indem wir zum Beispiel sagen: »Ich bin getauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen«. Eine schöne und sinnvolle Angewohnheit ist es, jedes Jahr den Tauftag ins Gedächtnis zu rufen. Einige Gemeinden bieten Tauferinnerungsgottesdienste mit Kindersegnung an. Erzählen Sie dem Kind von seinem Namenspatron, lassen Sie die Tradition des Namenstages nicht in Vergessenheit geraten. Betrachten Sie Taufbecken in fremden Kirchen. Viele sind so gestaltet, dass sie in Bildern und Symbolen etwas über die Taufe erzählen, aber jeder Brunnen, jedes Flüsschen, sogar jede Flasche Mineralwasser können zur Erinnerung werden an das erste und wichtigste Sakrament – die Taufe. p. heinz josef catrein sscc 2/2011 1/2011 apostel 5 inhalt Katholisch – Kirchliche Schulen haben in Deutschland eine lange Tradition. Die institutionalisierte Ausbildung oblag seit dem Mittelalter hauptsächlich der Kirche. Zunächst, um ihren eigenen Nachwuchs auszubilden, unterhielt die Kirche zahlreiche Dom-, Stifts- oder Klosterschulen. Erst mit der Reformation setzte im 16. Jahrhundert die Entwicklung eines staatlichen Schulsystems ein, das sich jedoch parallel zu den weiterhin bestehenden und sich in der Zielgruppe ausweitenden kirchlichen Schulen bildete. Obwohl während des Kulturkampfes die Gründung von katholischen Schulen verboten war und unter der nationalsozialistischen Herrschaft alle konfessionelle Schulen schließen mussten, ist die katholische Kirche bis heute der größte Träger von freien Schulen. Entgegen dem gesellschaftlichen Trend, der eher durch Abwendung von der Kirche bestimmt zu sein scheint, erfreuen sich katholische Schulen stetiger und wachsender Beliebtheit. 6 apostel 2/2011 titelthema »Das hier ist unser Johnny. Wir gehen gern hier in die Schule. Hier ist es friedlicher als an anderen Schulen. Die Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) hier am Johnny ist wie eine zweite Familie für uns. Wir haben viel Spaß und können uns auch engagieren. Mit PEK ist es immer spannend und schön …« Aus den sieben Schülern des JohannesGymnasiums in Lahnstein sprudelt es nur so heraus. Sie freuen sich sichtlich, Gutes über ihre Schulleiter Rudolf Loch. Er erzählt mit großem Respekt und viel Dankbarkeit von den Leistungen der Ordensgemeinschaft und ist sich bewusst, ein großes Erbe angetreten zu haben. Er ist überzeugt, dass Ordensschulen es in einem ganz hohen Maße schaffen, Glaube und Gemeinschaftsleben zu verbinden und damit eine starke Verwurzelung und Identifikation der Schüler mit ihrer Schule erreichen. Im Johannes-Gymnasium lebt dieser und was sonst noch? Das Johannes-Gymnasium und andere katholische Schulen in Deutschland Schule berichten zu können. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen. PEK ist übrigens kein Mitschüler, kein Computer-Spiel und keine Fernsehsendung. PEK steht für Pater Ernst Karbach. Er ist Arnsteiner Pater und langjähriger Leiter der GCL. Das JohannesGymnasium in Lahnstein ist eine Privatschule in katholischer Trägerschaft. Die St. HildegardSchulgesellschaft des Bistums Limburg ist heute der Träger. Ihre Wurzeln hat die Schule allerdings bei den Arnsteiner Patres, die sie 1920 als Missionsschule gründeten. Um den Fortbestand der Schule angesichts ihrer geringer werdenden personellen und finanziellen Möglichkeiten für die Zukunft zu sichern, hat die Ordensgemeinschaft 1992 gemeinsam mit dem Bistum Limburg eine Trägergesellschaft gegründet, die dann 2006 ganz an das Bistum übergegangen ist. Mit Pater Alfred Bell verließ 2008 der letzte Ordenspriester als Schulleiter das Johannes-Gymnasium. Dennoch gilt sie unter den Lahnsteinern immer noch als »Schule der Patres«, berichtet mir der gemeinschaftliche Geist in der GCL mit Pater Ernst fort. Der 65-jährige Lehrer für Religion und Biologie hat sich noch nicht gänzlich zur Ruhe gesetzt und ist immer noch Herz und Motor der GCL. Durch ihn und die anderen noch in der Schulpastoral tätigen Patres und Lehrer wird Glaube auf eine andere Weise spürbar und erfahrbar: als ein in Gemeinschaft gelebtes Gut, das mehr beinhaltet als die individuelle Zwiesprache mit Gott. Diese soziale Dimension des Glaubens auch weiterhin glaubwürdig zu leben und zu vermitteln, sieht Rudolf Loch als eine der Herausforderungen für seine Schule. »Das Charisma einer Ordensgemeinschaft lässt sich auf Dauer schwer institutionalisieren, es lebt von der Begegnung mit Menschen«, glaubt auch Pater Peter Egenolf, ehemaliger Provinzial der Arnsteiner Patres. Neben der langen Tradition und dem daraus erwachsenen Wissen und der Erfahrung in der Erziehung und Bildung von Kindern haben Or- Katholische Schulen weiterhin gefragt Insgesamt gibt es in Deutschland nach Angaben des Arbeitskreises Katholischer Schulen 674 allgemeinbildende Schulen in katholischer Trägerschaft. Davon sind 77 Grundschulen und 215 Gymnasien. Daneben betreibt die katholische Kirche auch 216 berufsbildende Schulen. Insgesamt werden etwa 372 Tausend Lernende in diesen Schulen unterrichtet. Ein großer Träger neben den Diözesen und katholischen Verbänden wie der Caritas sind die Ordensgemeinschaften, die – so die Vereinigung katholischer Schulen in Ordenstradition (ODIV) – 190 Mitgliedsschulen, vor allem weiterführende Schulen, betreiben, in denen insgesamt rund 113 Tausend Lernende – in der Mehrzahl Mädchen – unterrichtet werden. 2/2011 apostel 7 titelthema Liturgische Frühschicht in der Fastenzeit Glaube und Gemeinschaft erleben Die Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) ist seit den 50er Jahren eine Institution am Johannes-Gymnasium. Gut 150 der 1000 Schüler des Gymnasiums sind in der GCL engagiert, die von Pater Ernst Karbach SSCC geleitet wird. In einem Nebengebäude der Schule hat sie ihre Räume: eine Kapelle, in der bis zu 80 Menschen Platz finden, einen Frühstücksraum mit Küche, den Gruppenraum und die »ChillEcke« mit Sofas zum Entspannen. Hier verbringen die »GCLer« ihre Pausen und Freistunden, hier treffen sie sich für die Gruppenaktivitäten und nicht zuletzt für die »Frühschichten« zum Gebet. Die älteren Schülerinnen und Schüler engagieren sich für die Jüngeren, führen sie in die Gruppen ein und organisieren Freizeiten und Aktivitäten. Höhepunkte im Jahr sind die Fastenzeit und der Advent, da treffen sich jeden Freitag um 6.30 Uhr bis zu 60 Personen zum Gebet: Schüler, einige Lehrer und Eltern. Die Arnsteiner Patres, für die Schulpastoral des Johannes-Gymnasiums zuständig, bereiten die Gottesdienste vor. Immer zur Fastenzeit wird für ein soziales GCL Zeltlager Projekt gesammelt. In diesem Jahr sind die Spenden für ein Waisenhaus für Aidswaisen in Mosambik bestimmt, das vom Schwesternzweig der Ordensgemeinschaft betrieben wird. Ein großes Erlebnis und auch das persönliche Steckenpferd von Pater Ernst sind die im Sommer und an Pfingsten stattfindenden Zeltlager. »In der GCL wollen wir Glauben und Gemeinschaft leben und erleben. Das ist nicht immer einfach mit Heranwachsenden und oft eine Gratwanderung! Einerseits ist es notwendig, Kinder und Jugendliche da abzuholen, wo sie stehen und sie mit all ihren Sorgen und Fragen ernst zu nehmen. Andererseits ist die GCL nicht in erster Linie ein Sport- und Freizeitverein, sondern ein Angebot für eine jugendgemäße religiöse Lebensgestaltung«, fasst Pater Ernst seine Grundsätze zusammen. 8 apostel 2/2011 densschulen einen weiteren Vorteil, so Dr. Joachim Ackva, Schulleiter an der Marienschule in der Bistumsstadt Limburg: »Meine Vorgängerin, Schwester Christiane Humpert von der Kongregation der Armen Dienstmägde Jesu Christi, ist allein durch ihre Tracht programmatisch in Erscheinung getreten. Das christliche Profil war schon rein äußerlich gegeben! Als Bistumsschule ist es schwieriger, ein klar erkennbares christliches Profil zu zeigen und dabei offen für alle getauften Christen zu bleiben ...« Aber gerade das, erst auf den zweiten Blick erkennbar Katholische, ist nicht unbedingt das Unwichtigere. Neben den Gottesdiensten und den vielfältigen religiösen sowie caritativen Angeboten wie Morgengebete, Tage religiöser Orientierung oder das verbindliche Praktikum in einer sozialen Einrichtung ist es vor allem die fühlbare Anwesenheit einer an Jesus Christus orientierten Gemeinschaft von Lernenden, Lehrenden und Eltern, die das Profil einer katholischen Schule prägen sollte. Das beginnt damit, dass in den Schülerinnen und Schülern nicht nur Lernende, sondern in erster Linie Menschen und in diesem Fall Heranwachsende gesehen werden, die ihre Stärken und Schwächen haben. Dass jeder Lernende mitgenommen, beraten und begleitet wird. Das beinhaltet ein von Rücksichtnahme und Respekt gestaltetes Miteinander nicht nur zwischen Lehrern und Schülern, sondern auch zwischen Lehrern und Eltern. Auch Gedanken und Ereignissen wird Raum und Platz gegeben, die nicht unmittelbar für den Leistungszuwachs verwertbar sind. In den Tagen nach Erdbeben und Tsunami in Japan war zum Beispiel das Gespräch über diese Ereignisse wichtig, um Ängste und Unsicherheiten zu bewältigen und für die Opfer zu beten. titelthema Egal wie begabt, leistungsfähig und schön Du bist! Die Schüler und Schülerinnen sollen erfahren, dass sie mit ihren Gedanken und Gefühlen ernst genommen werden. Dass sie als Ebenbild Gottes wertvoll sind und jede und jeder seine Aufgabe im Leben hat – egal wie begabt, leistungsfähig und schön man ist! Auch in der Gestaltung des Fachunterrichts gibt es Unterschiede zwischen Regelschulen und konfessionellen Schulen, wenngleich kein grundsätzlich anderer Lehrstoff vermittelt wird. Als staatlich anerkannte Schule in freier Trägerschaft, die mit Schulgeld gefördert wird, sind konfessionelle Schulen an die Lehrpläne und Vorgaben durch die Schulämter gebunden, um staatlich anerkannte Abschlüsse vergeben zu können. Dennoch haben sie die Freiheit, bei der Stoffvermittlung andere Akzente zu setzen. Besonders in den geisteswissenschaftlichen Fächern gibt es immer wieder die Möglichkeit, auf ethische Fragestellungen einzugehen, die Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz zu stellen und über christliche Werte nachzudenken. Wenn es katholische Schulen schaffen, ihren Schülerinnen und Schülern einen re- flektierten und kritischen Umgang mit den Naturwissenschaften zu vermitteln, dann können sie damit zumindest den Keim für einen verantwortungsvollen und ethischen Umgang mit Wissenschaft und Technik einpflanzen und jungen Menschen zeigen, dass nicht alles, was möglich ist, auch gut sein muss. Katholische Schulen haben ihren Sinn und Zweck: Sie sind gut für die Schüler und Schülerinnen und sie wirken im Idealfall über diese in die Gesellschaft hinein. Und sie sind gut für die Kirche. Denn für die Kirche sind sie Orte der Begegnung mit jungen Menschen, die sie sonst nicht mehr so einfach erreichen: weder beim Gottesdienst noch in den Pfarrgemeinden. Bei der Lektüre von Goethes Faust oder in der Auseinandersetzung mit der Schöpfungsgeschichte werden die Schülerinnen und Schüler mit christlichen Werten konfrontiert. Über diese Auseinandersetzung können Fragen nach dem Sinn des Lebens entstehen und – so Rudolf Loch vom Johannes-Gymnasium – »die christliche Antwort darauf ist immer ein möglicher ›Ansprechpartner‹ – einer, an dem man sich zwar reiben, mit dem man sich aber auch auseinander- Der Leiter der Gemeinschaft Christlichen Lebens am JohannesGymnasium Pater Ernst Karbach SSCC wohnt direkt an der Schule und kann immer zur Stelle sein, wenn die Jugendlichen ihn brauchen. setzen und identifizieren kann«. Wichtig für diesen Prozess, betont Dr. Joachim Ackva, sei das Vorbild durch die Erwachsenen. Sind es bei den Ordensschulen die Schwestern oder Patres und Brüder, die die christliche Orientierung vorleben und garantieren, so kommt in den Bistumsschulen über die religiösen Angebote wie Gottesdienste und Besinnungstage hinaus den Lehrern diese wichtige Aufgabe zu. Mit ihrer Einstellung zu Jesus Christus und ihrer Haltung im täglichen Leben sind sie die Instanz, durch die eine katholische Schule lebt und geprägt wird. Deswegen ist die richtige Auswahl der Lehrer besonders wichtig und nicht Die katholische Schule »Mirasierra« ist eine der neun Ordensschulen der Heiligsten Herzen (Schwestern- und Brüderzweig) in Spanien, wo gut 30 Prozent der Schulen in privater Trägerschaft sind. Dort ist es den katholischen Trägern erlaubt, Schulgeld zu erheben, sodass die Schulen sich finanziell tragen. Auch in Lateinamerika betreibt der Orden noch Schulen, die Erträge einbringen. Damit werden vor Ort Projekte finanziert, die Benachteiligten zu Gute kommen. Im Kongo unterhält die Ordensgemeinschaft eine Schule, die der Basisbildung dient: Alphabetisierung und praktische Ausbildung. 2/2011 apostel 9 titelthema Rudolf Loch ist Schulleiter des Johannes-Gymnasiums in Lahnstein, einer ehemaligen Schule der Arnsteiner Patres. Seit 1992 befindet sie sich in der Trägerschaft der St. HildegardSchulgesellschaft. immer leicht. Fachkompetenz und praktiziertes Christentum müssen Hand in Hand gehen. Wenn Heranwachsende an ihren Lehrern erleben, wie motivierend das Leben aus dem Glauben heraus sein kann, dann ist ein wichtiger Schritt schon getan. Diese Beziehung zwischen dem Lehrenden und dem Lernenden ist für viele komplizierter geworden, seitdem katholische Einrichtungen – in den meisten Fällen handelte es sich um Internate – durch Missbrauchfälle in die Schlagzeilen geraten sind. Denn: Sexueller Missbrauch trifft konfessionelle Schulen ins Mark. »Wir wollen keine distanzierte und kalte Schule sein«, antwortet mir Rudolf Loch vom Johannes-Gymnasium auf meine Frage, welche Konsequenzen die Debatte um die sexuellen Übergriffe auf seine Schule gehabt haben. »Wir wollen auch weiterhin einen Schüler in den Arm nehmen können, der erfahren hat, dass die Mutter gestorben ist …« Die Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen nach Austausch und Zuwendung dürften nicht aus Angst und Verunsicherung abgewiesen werden. Auf der anderen Seite stehen die Schulen hinter der rückhaltlosen Aufklärung der Fälle und für einen offenen sowie sensiblen Umgang mit der Thematik, um für die Zukunft den Missbrauch von Schutzbefohlenen zu verhindern. Eliteschulen oder Option für die Armen? Konfessionelle Schulen nehmen in der Regel getaufte Kinder auf. Dennoch verstehen sie sich in der heutigen, säkularen Welt als eine missionarische Instanz der Kirche. Wie aber können sie Kinder und Jugendliche ansprechen? Viele Studien kommen zu dem Schluss, dass die Zahl kirchennaher junger Menschen stetig sinkt. Immer mehr Menschen kehren der Institution Kirche den Rücken – aber die Suche nach Glauben, Gemeinschaft und Gott ist damit nicht zwangsläufig beendet. Das gilt vielleicht in besonderer Weise für Jugendliche. Junge Menschen, die in der Auseinandersetzung mit dem Anderen ihr Ich suchen und finden müssen, fühlen sich eher angesprochen, wenn sie Gemeinschaft und Austausch mit Gleichgesinnten erleben können. Weniger attraktiv sind für viele starre liturgische Formen oder auch ein Gemeindeleben, in dem sie eine kleine Minderheit sind und selbst Dr. Joachim Ackva ist Schulleiter der Marienschule in der Bistumsstadt Limburg. Die ehemalige Schule der Dernbacher Schwestern ist heute in der Trägerschaft der St. HildegardSchulgesellschaft. 10 apostel 2/2011 ihre Eltern noch zu den jüngeren gehören. Wenn Kirche über ihre Schulen Menschen erreichen möchte, die sonst nicht kommen, dann muss sie offen sein. Muss in Kauf nehmen, dass nicht nur die überzeugten Christen kommen. Denn die Erwartungen der Eltern an katholische Schulen sind sehr unterschiedlich: Während die einen mit dieser Schulwahl die Fortsetzung beziehungsweise Ergänzung zum christlichen Leben in der Familie und Gemeinde wünschen, knüpfen andere daran die Hoffnung, die Schule möge sich um die christliche Sozialisation ihrer Kinder kümmern, da sie sich selbst dazu nicht mehr in der Lage sehen. Wiederum andere misstrauen dem staatlichen Schulsystem und wünschen sich eine bessere Schule für ihre Kinder mit guter Betreuung durch engagierte Lehrer und einer sprachlich und kulturell weitgehend homogenen Schülerschaft. Hier und da ist auch der Vorwurf gegenüber katholischen Schulen zu hören, sie seien »Eliteschule« für das Bildungsbürgertum. Vielfach erreichen sie tatsächlich die bildungsfernen Gruppen in der Gesellschaft nicht, so wie im Übrigen die Katholische Kirche als solche diese Menschen auch nicht mehr einfach erreicht. Aber vor Ort in den Schulen ist die Realität sehr vielschichtig. Auf dem Land sind katholische Schulen oft stark im Bewusstsein der Menschen verankert und über Generationen von den Menschen besucht worden, sodass es selbstverständlich und nicht elitär ist, seine Kinder dort anzumelden. Schulgeld wird in vielen Schulen nicht erhoben oder wenn, handelt es sich um geringe Beträge, die im Bedarfsfall auch sozial gestaffelt werden. In den Großstädten dagegen, wo die staatlichen Schulen in größerem Umfang mit sozialen Problemen wie Migration, Verarmung und sozialer Verelendung zu titelthema Das Johannes-Gymnasium im Jahr 1958: damals war sie noch eine reine Jungenschule mit Internat, in der zahlreiche Patres unterrichten. Im Kollegium von 1970 sind die Patres noch deutlich vertreten. Heute unterrichtet noch ein bereits pensionierter Pater Religion und Biologie am Gymnasium. kämpfen haben, stellen alle Schulen in privater Trägerschaft – so auch die katholischen – oft Nischen für Eltern dar, die für ihre Kinder eine privilegierte Umgebung suchen. Auf meine Frage, nach welchen Kriterien das Johannes-Gymnasium seine Schüler auswählt, wenn es mehr Anmeldungen als Plätze gibt, erklärt mir der Schulleiter: »Wir als Schule und auch der Träger fühlen uns der Option für die Armen verpflichtet. Im Zweifelsfalle entscheiden wir uns für den Schüler aus schwierigeren Verhältnissen, gegenüber dem Schüler aus einem wohlbehüteten Elternhaus. Die Voraussetzung ist, dass beide die Empfehlung für den Besuch eines Gymnasiums vorweisen und die christliche Identität der Eltern und des Schülers erkennbar ist. Wir haben an unserer Schule darüber hinaus auch Ganztagsklassen, die verstärkt Kindern von Alleinerziehenden zur Verfügung stehen.« Die Einschätzung, ob das, was katholische Schulen leisten können, nicht »ein Tropfen auf dem heißen Stein« ist und Kirche die Option für die Armen und Benachteiligten nicht in anderen Bereichen oder mit anderen Schulformen wie Förderschulen oder Schulen, in denen lernschwache oder behinderte Schüler integriert werden, viel sinnvoller nutzen könnte, mag berechtigt sein. Zumal jedem Kind in Deutschland der kostenlose Schulbesuch an staatlichen Schulen möglich ist. Andererseits übersieht man damit leicht den großen Einsatz kirchlich engagierter Menschen, die sich in vielfältiger Weise für benachteiligte Kinder einsetzen. Und: Kirche schafft in all ihren Schulen Räume, in denen junge Menschen in der Auseinandersetzung mit dem Evangelium wachsen können, in denen sie Gutes erfahren. Wenn die Schulen diesen jungen Menschen mit auf dem Weg geben: »Ihr habt Gutes erfahren, gebt dies weiter!«, dann ist das ein Gewinn für alle. ■ susanna sargenti Das Christophorus-Gymnasium in Werne wurde 1955 von den Arnsteiner Patres gegründet. Bildung und Erziehung war damals ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit in Deutschland. 1982 übernahm das Bistum Münster, das ein sehr großes Engagement im schulischen Bereich zeigt und Träger von 69 katholischen Schulen ist, das Gymnasium. Mit der Pensionierung von P. Harald Adler verließ 2001 der letzte Schulleiter in Ordenstracht die katholische Schule. 2/2011 apostel 11 titelthema Keiner ist zu viel! Interview über Auftrag und Praxis katholischer Schulen Konfessionelle Schulen haben den verbrieften Auftrag, in ihren Schülerinnen und Schülern immer auch den Menschen mit seinen Stärken und Schwächen und einer von seinen Leistungen unabhängigen Würde zu sehen. Für die Kirchen sind Schulen ein Ort der Begegnung mit jungen Menschen und damit eine große Möglichkeit, Gott und den Glauben im gelebten Miteinander zu vermitteln. Über den Bildungsauftrag katholischer Schulen und die Schulpastoral sprach unsere Redakteurin Susanna Sargenti mit Pater Manfred Kollig SSCC, ehemaliger Leiter der Abteilung »Schulseelsorge« und heute Leiter der Hauptabteilung »Seelsorge« im Bischöflichen Generalvikariat Münster. Pater Manfred, wie beschreiben Sie die Aufgaben von Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorgern? Es dürfte sich dabei ja um mehr handeln als um eine »Seelenfeuerwehr« für in Not geratene Schüler, Eltern, Lehrer, Hausmeister und Sekretärinnen … Wie jede Pastoral orientiert sich auch die Schulpastoral an den klassischen pastoralen Aufgabenfeldern. Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger sind erstverantwortlich, die Frage nach Gott wach zu halten und in der Schule den Glauben zu verkünden. Durch Wort und Tat geben sie Zeugnis davon, wie Jesus in seinem irdischen Leben mit Besitz, Beziehung und Macht umgegangen ist. Sie helfen, das Leben in der Schule »ins Gebet zu bringen«, bereiten mit den Schülern und Lehrern Gottesdienste zur Einschulung, zum Schuljahresbeginn oder -ende und zur Schulentlassung vor. Die Organisation von Tagen religiöser Orientierung, Schulendtagen, religiösen Schulwochen, von Bibelgesprächskreisen für Eltern und Einkehrtagen für Lehrer gehört zu ihren Aufgaben. Auch arbeiten sie mit, wenn es um das kirchliche Profil der Schule geht, bilden Eine-Welt-Kreise und helfen mit, in der Schule einen Beitrag zur Gestaltung und Bewahrung der Schöpfung zu leisten. Sie sind zuverlässig präsent und ansprechbar, sei es im Lehrerzimmer oder im Schülercafé, in den Mitwirkungsgremien oder bei Festen. In Krisensituationen wie Unfall, Tod oder besonderen Ereignissen in der Welt unterstützen sie die Schulgemeinde, ihre Ängste, Nöte und Bitten in angemessenen Ritualen und Worten mitzuteilen und vor Gott zu bringen. Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger sind oft auch Türöffner für andere Beratungsstellen und verringern bei Eltern und Schülern die Schwellenängste, externe Beratung in Anspruch zu nehmen. 12 apostel 2/2011 Schulpsychologen kümmern sich um über- bzw. unterforderte Kinder und um frustrierte Lehrer. Sie spüren die Folgen von abwesenden, extrem leistungsorientierten oder verunsicherten Eltern. Mit welchen Problemen und Sorgen waren Sie als Schulseelsorger konfrontiert? Mit diesen Sorgen war auch ich als Schulseelsorger konfrontiert. Mir war es in der Kooperation mit Schulpsychologen und Beratungslehrern immer wichtig, auf das christliche Menschenbild zu verweisen: Der Mensch ist Ebenbild Gottes. Er hat eine Größe, die ihm niemand unter keinen Umständen – auch mit noch so schlechten Noten – nehmen darf. Das bedeutet auch, dass wir uns von dem anderen Menschen wie auch von Gott kein endgültiges Bild machen dürfen. Jede Schülerin und jeder Schüler ist offen für Weiterentwicklung, für den nächsten Schritt. Das gilt für sein Lernen im Fachunterricht, für seine Beziehungen zu den Lehrenden wie zu den Mitschülerinnen und Mitschülern. Ich habe es auch immer wieder erlebt, dass Schülerinnen und Schüler aber auch Erwachsene mit ihren Anfragen an die Kirche zu mir kamen. In den letzten Jahren wurde ich immer öfter mit Glaubensfragen und nicht nur mit Fragen zum Glaubenswissen konfrontiert. Ich bin häufig gefragt worden: Warum erhört Gott mein Gebet nicht? Wo kann ich Gott erfahren? Was gewinne ich, wenn ich auf Gottes Wort höre oder mit ihm spreche? Das kann daran liegen, dass für solche Fragen Vertrauen wachsen muss; es kann aber auch daran liegen, dass Menschen an anderen Orten immer seltener Menschen treffen, um über ihre Glaubensfragen zu sprechen. Im Spannungsverhältnis zwischen Erziehungsanstalt und Wissensfabrik tendieren Regelschulen meines Erachtens zunehmend zu Letzterem. Wie reihen sich katholische Schulen hier ein? Was ist ihr besonderer Erziehungsauftrag? Aus meiner Erfahrung mit Menschen, die sich in öffentlichen Schulen engagieren, und mit Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft, die diese Schulen gestalten und leiten, tue ich mich schwer, den Graben zwischen »Regelschulen« und katholischen Schulen zu vertiefen. Dafür kenne ich zu viele engagierte Menschen in öffentlichen Schulen. Wenn ich also etwas zu dem besonderen Erziehungsauftrag katholischer Schulen sage, dann nicht, um gleichzeitig zu sagen, was die anderen nicht haben oder tun, sondern, um zu sagen: An katholischen Schulen titelthema müssen sich die Menschen darauf verlassen können, dass dieser Erziehungsauftrag erfüllt wird. An anderen Schulen hängt die Orientierung der Schule an Jesus Christus und seiner Botschaft wesentlich von dem Lehrerkollegium ab, ist nicht in einem Leitbild des Schulträgers oder im Schulprogramm verankert und damit weniger gesichert. Die katholische Schule ist eine Einrichtung der Kirche. Wie alles, was »Kirche« ist und wo sich eine Gemeinschaft von Christen versammelt, muss sie so gestaltet werden, dass die Menschen in dieser Schule als Einzelne und als Gemeinschaft Zeichen der Nähe Gottes sind. Die Menschen, ganz gleich ob Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern oder Hausmeister, Sekretärinnen, Verwaltungsangestellte oder Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger müssen spüren können und andere erfahren lassen, wie Jesus Christus, nach dem sie sich Christin und Christ nennen, denkt und fühlt, deutet und handelt. Konkret zeigt sich das, wo in den katholischen Schulen nicht nur Wert auf das gelegt wird, was messbar ist – messbares Wissen, messbare Leistung –, sondern auch auf das, was nicht messbar ist, aber wirkt: das Ausdrücken von Gefühlen, die Gestaltung von Beziehungen, der Umgang mit den Möglichkeiten und mit den Grenzen des anderen, die Befähigung zur Stille und der Sinn für die »Entschleunigung«, die Weitung der Perspektive für Kreatives und auf den ersten Blick wenig Effektives, nicht zuletzt die Förderung des Engagements für Benachteiligte und Arme innerhalb und außerhalb der Schule. Für mich gehört zum Kern des heutigen Erziehungsauftrags, mit den Menschen in der Schule wahrzunehmen, dass der Glaube an Jesus Christus das Leben verändert. Dazu gehört zunächst einmal zu entdecken und zu betrachten, dass »er da ist«. Es gibt zwei Orte, von denen uns Jesus gesagt hat, dass er mit Sicherheit da ist: Im eucharistischen Brot – das ist mein Leib – und im Ärmsten – was ihr ihm getan habt, das habt ihr mir getan. In der katholischen Schule müssen wir Schülerinnen und Schüler einladen und befähigen, solche gesicherten Orte der Gegenwart Gottes zu entdecken und sich mit dem Leben Jesu auseinanderzusetzen. Daraus wird sich die Bereitschaft entwickeln, im Geiste Jesu für die anderen da zu sein. Die katholische Kirche befindet sich – so die Ansicht zahlreicher Beobachter – in einem tief greifenden Wandel von der Volkskirche zur »kleinen Herde«. Welche Rolle können konfessionelle Schulen in einem solchen Prozess spielen? Ich teile diese Auffassung vom Ende der Volkskirche nur zum Teil. Denn in vielen Teilen der deutschen Kirche gibt es immer noch volkskirchliche Erwartungen: Pater Manfred Kollig SSCC, ehemaliger Leiter der Abteilung »Schulseelsorge«, jetzt Leiter der Hauptabteilung »Seelsorge« im Bischöflichen Generalvikariat Münster Dörfer wollen »ihren Pfarrer« und verstehen nicht, dass dies aufgrund der Personalsituation nicht mehr möglich ist; vielerorts wünschen sich die Katholiken in jedem Stadtteil »ihre Christmette«. Häufig gibt es noch die Erwartung, dass sich die meisten katholischen Jugendlichen »firmen lassen«. Das heißt: Die Herzen schlagen noch in vielen Katholiken – Laien wie Klerikern – volkskirchlich. Und es ist »nur« der Verstand, der sie vom Ende der Volkskirche sprechen lässt. Das reicht aber nicht, um motiviert die sich wandelnde Situation der Kirche in der deutschen Gesellschaft gläubig und großmütig zu gestalten. Das Bild von der »kleinen Herde« zeigt meines Erachtens diesen Konflikt zwischen Herz und Verstand. Fast Zweidrittel der Deutschen sind Christen und davon ist die Hälfte katholisch. Wie können wir da von einer kleinen Herde sprechen? Und wie muss ich mir dann unter deutschen Verhältnissen eine »große Herde« vorstellen? Es sind unsere innerkirchlichen Ausschlusskriterien, die offen oder geheim in unseren Köpfen wirken. Sie lassen unsere Herde klein erscheinen. Aber, jeder getaufte und gefirmte Katholik gehört zu dieser Kirche! Ganz gleich, ob er jeden Sonntag oder einmal im Jahr am Gottesdienst teilnimmt, ob er sich für die Armen einsetzt oder nicht. Keiner ist zu viel. Wir haben den Auftrag Jesu, uns um jeden dieser Menschen zu sorgen und ihm Augen und Ohren, Herz und Verstand zu öffnen, damit er Jesus Christus entdeckt und zu ihm eine lebendige Beziehung aufbaut: im Menschen und im Brot des Lebens. Genau dies ist der Ansatz der katholischen Schulen in unserer Zeit. Wenn wir auf die Schülerinnen und Schüler dieser Schulen schauen, dann können wir zwar die Frage stellen: Wer gehört zur kleinen Herde? Dann müssen wir aber auch Kriterien für die Zugehörigkeit vereinbaren und wir müssen den Glauben, das heißt die persönliche Beziehung des Kindes und des Jugendlichen zu Gott bewerten. Das kann aus meiner Sicht nur schief gehen. Stattdessen werbe ich dafür, in der Schule zu einem Leben aus dem Glauben einzuladen. Die Kirche hat den Auftrag, einladend zu sein und die katholische Schule ist ein hervorragender Ort, an dem sie diese Sendung erfüllen kann. ■ Pater Manfred, vielen Dank für das Gespräch! 2/2011 1/2011 apostel 13 symbole der kirche – kurz erklärt Feuer und Flamme – für Johannes Dem Prediger Johannes feindlich gesinnte Leute zogen eines Abends aus, den grimmig gehassten Bußprediger Johannes den Täufer in der Wüste zu fangen. Sie verabredeten sich, wer ihn zuerst fände, solle ein Feuer anzünden, um durch dieses Zeichen die übrigen Verfolger herbeizurufen. Als nun einer den Strafprediger gefunden hatte und ein Feuer anzündete, flammten überall in der ganzen Gegend Feuer auf, sodass sie nicht wussten, wohin sie sich wenden sollten. So wurde der heilige Johannes auf wundersame Weise gerettet. Zum frommen Gedenken daran entzünden die Menschen seither die Johannisfeuer, welche auch Sunnawendfeuer genannt werden. Johannisfeuer werden auch heute noch in vielen Gemeinden entzündet. Besonders die Katholiken im Süden tun sich dabei hervor: Große Scheiterhaufen werden errichtet, oft wie bei einem Schiff mit einer mächtigen Figur vorneweg, brennende Räder vom Berg ins Tal gerollt, Tänze und Rituale um das Feuer gefeiert. Kein anderer Tag im Kalender scheint so wie der 24. Juni mit Symbolen und Zeichen besetzt. Der 24. Juni ist Mitsommertag. Von da an werden die Tage kürzer, und es geht aufs Ende des 14 apostel 2/2011 Jahres zu, wo wir an Weihnachten – genau sechs Monate später – mitten im Winter, eine neue und endgültige Geburt feiern. Johannes hat in jedem der vier Evangelien einen wichtigen Platz. Er verdrängte und absorbierte die heidnische Magie, die mit dem Mitsommer verbunden war. Durch Johannes wurden sie gleichsam »getauft«. Freudenfeuer zu Ehren der alten Götter wandelten sich zu Johannisfeuern. Der Sprung über das Johannisfeuer versprach baldige Heirat und Schutz vor Hexen und Geistern. Angebrannte Holzstücke steckte man in Felder und Äcker, um diese vor Ungeziefer zu schützen. In dieser Nacht gepflückte geheimnisvolle Heilpflanzen versprachen magische Wirkung (Arnika, Bärlapp, Bei- fuß, Eisenkraut, Holunder, Kamille, Klette, Margerite, Quendel, Ringelblume und natürlich das Johanniskraut). Es gibt Johannisbeeren und -käfer (Glühwürmchen) und eine Rose, die »Johannisfeuer« heißt. Auch politisch wurde und wird das Feuer des Johannes in Beschlag genommen, nicht selten mit »rechtsdrehender Wirkung«. Die Nationalsozialisten damals und ihre Nachfolger heute gehören dazu. Auch der Ursprung der in Tirol üblichen Herz-JesuFeuer hat einen politischen Ursprung. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert werden auf den Bergen Tirols Herz-Jesu-Feuer als Zeichen der Erneuerung des Herz-Jesu-Gelöbnisses von 1796 entzündet. Als französische Truppen unter Napoleon das Land Tirol bedrohten, traten die Tiroler Landstände in Bozen zusammen, um die Situation zu beraten. Der Abt des Klosters Stams regte an, das Land dem »Heiligsten Herzen Jesu« anzuvertrauen. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen, die Landstände gelobten im Namen des Volkes, das Herz-Jesu-Fest, das im Kalender dem Johannestag nahe ist, jährlich feierlich zu begehen. Bei all dem Feuer und Brennen um Johannes ist es gut, sich daran zu erinnern, dass er den einzigen »Feuerherd der Liebe« verkündet und dafür seinen Kopf verloren hat: »Er wird euch taufen in heiligem Geist und Feuer« (Matthäus 3,11). ■ p. friedhelm geller sscc Geistlicher Wegbegleiter Anregungen für die Monate Juli, August und September Spirituelle Impulse der Arnsteiner Patres Wege zum Gebet Das innere Gebet Der heilige Pfarrer von Ars geht durch seine Kirche. In einer Bank nimmt er einen einfachen Bauern wahr, der sich stundenlang dort aufhält, ohne Buch oder Rosenkranz in den Händen, aber den Blick unablässig nach vorne, zum Altar gewandt. Der Pfarrer fragt ihn: »Was tust Du denn hier die ganze Zeit über?« »Ich schaue Ihn an und Er schaut mich an. Das ist genug.« Ohne Buch und Rosenkranz, in Stille verweilen und ihn anschauen: Ist das schon Beten? Ist das genug? Wir sprechen fertig formulierte Gebete und betrachten die Heilige Schrift. Die aus den Glaubenserfahrungen anderer Menschen gewachsenen Worte sind uns eine Hilfe, Gottes Nähe zu suchen, unsere Anliegen, unseren Dank und unser Lob vor Gott zu bringen. Es kann aber der Moment kommen, an dem ich einfach nur da sein und wahrnehmen möchte, wie ER »da ist«. Ohne zu sprechen oder zu denken, lasse ich mich im Gebet von ihm führen. Die Gedanken werden unwichtig, ich gebe die Kontrolle ab, bestimme nicht mehr selbst den Gang des Gebetes und überlasse ihm die Führung: »Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete …« Ich nehme wahr, dass Gott mich leitet, dass sein Geist in mir betet. Von dieser Erfahrung sprechen die Mystiker aller Zei­ ten. Sie beschreiben es als Versenkung, inneres Gebet, Gebet der Ruhe oder kontemplatives Gebet. »Kontem­ plation« meint Betrachten, inniges Verweilen. Es ist nicht der analytische Blick auf die Details, es ist kein konzentriertes Suchen, aber auch keine Träumerei. »Ich schaue Ihn an, und er schaut mich an.« Es ist gesammelte Aufmerksamkeit und die innere Ausrichtung auf Gott und zugleich das Loslassen der zahllosen Gedanken, Bilder und Vorstellungen, die unseren Kopf füllen. Es gibt Wege, dieses innere »kontemplative« Gebet einzuüben. Doch müssen wir uns bewusst sein, dass man es mit Hilfe von Methoden und Techniken nicht erzwingen kann. Der Weg zum Gebet ist immer ein Weg der Liebe. Echte Kontemplation steigt aus einer Wirst du dessen gewahr, dass Gott dich nach innen ziehen will, lass alles fallen, folge Gott einfach, lass alle deine bildhaften Vorstellungen fallen. Kommen dir irgendwelche Gedanken dazwischen, lass sie fallen, sollten es selbst göttliche Erleuchtungen sein. Maße dir nichts an durch deine Sinne, kommst du mit all dem nicht zum Ziel, leg es auf Gott: Er wird es gut machen. (Johannes Tauler) Tiefe auf, die wir nicht manipulieren können. Was wir tun können ist: Uns bereithalten und uns nicht einmischen, wenn in uns die Regung zur Kontemplation aufsteigt, und beachten, dass der Weg zum Gebet ein Weg des ganzen Menschen mit Leib und Seele ist. Eine wichtige und unersetzbare Vorbereitung ist das Lesen, Hören und Betrachten der Heiligen Schrift. Sie öffnet unseren Geist und unser Herz für die Wege, die Gott einschlägt, um die Nähe der Menschen zu suchen. Für Ihren geistlichen Weg wünsche ich Ihnen alles Gute und Gottes Segen, Ihr P. Peter Egenolf SSCC Impuls für den Monat Juli Das Jesusgebet Das innere Gebet ist gesammelte Aufmerksamkeit und liebende Offenheit für Gott. Um nicht ins Phantasieren oder Dösen abzugleiten oder sich in Gedanken zu »verheddern«, kann es eine Hilfe sein, alle Sehnsucht nach Gott in einem Wort zu sammeln und damit alle störenden Gedanken abzuwehren. Es kommt nicht darauf an, dieses Wort zu analysieren und auf seine Bedeutung hin zu bedenken. Das Wort soll lediglich eine Hilfe sein, sich auf Gott hin auszurichten. Die ostkirchliche Übung des Jesusgebetes kann uns dabei einen Weg weisen. Es reicht zurück bis zu den Anfängen des christlichen Mönchtums im 3. Jahrhundert in der ägyptischen Wüste und wird in der Folge auf dem Berge Athos gepflegt und weiterentwickelt. Eine neue Blüte erlebt es im 19. Jahrhundert in Russland. Die Übung des Jesusgebetes ist sehr einfach: Ich wiederhole mündlich oder im Inneren unaufhörlich das Gebet: »Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner.« Das ruhige Wiederholen dieser Gebetsworte kann auch mit dem Rhythmus des Atmens in Einklang gebracht werden: beim Einatmen »Herr Jesus Christus«, beim Ausatmen »erbarme dich meiner.« Das Herzstück des Gebetes ist der heilige Name, das Wort »Jesus«. Im ständigen Wiederholen dieser Gebetsworte löst sich die Aufmerksamkeit allmählich von allen Gedanken, Bildern und Vorstellungen, die die Stille und das Schweigen stören. Unser Geist wird ruhig und wir sammeln uns. Das Jesusgebet kann überall und jederzeit gebetet werden, auf der Straße, am Arbeitsplatz, in der Wohnung oder in der Kirche. Wichtig ist die Offenheit des Herzens, die liebende Ausrichtung auf Gott hin. Jesus ist das brennende Licht, das der Name wie eine Linse sammeln und lenken kann, bis ein Feuer in uns entzündet ist. (aus der Ostkirche) Mit dem Herzen beten p Auch wenn der Name Jesu überall und jederzeit angerufen werden kann, wähle ich feste Zeiten und einen ruhigen Ort für eine regelmäßige Übung des Jesusgebetes. p Ich nehme eine Haltung an, die mir körperliche Ruhe und innere Sammlung ermöglicht. p Ich beginne damit, dass ich zur Ruhe komme. Ich sammle mich und bitte um die Führung des Heiligen Geistes. Ich bin mir bewusst, dass Gott da ist, dass er mich sieht und hört. p Ich spreche den Namen Jesu aus und wiederhole ihn immer wieder. Ich bleibe fest dabei und denke nicht daran, dass ich bete. Verbissene Anstrengung und die Suche nach einem besonderen Erlebnis oder Gefühl werden nutzlos sein. Ich denke allein an Jesus. p Ich lasse den Namen Jesu seine Anziehungskraft ausüben; lass ihn mein Herz nach und nach durchdringen. Ich nehme dieses Wort so tief in mich hinein, dass es nicht verklingt, was auch kommen mag. Impuls für den Monat August Die eucharistische Anbetung Dein Antlitz, Herr, leuchtet mir zu, auch wenn ich dich nicht sehe. Deine Liebe bejaht mich, obwohl ich oft lau bin und verschlossen. Wende mich zu dir. Lehre mich, dich zu preisen und zu bitten, in der Gemeinschaft mit allen, die deinen Namen anrufen. Jesus Christus, Herz der Welt, alles hat in dir seinen Ursprung, zu dir hin strebt alles. Was entzweit war, hast du versöhnt, und das Verlorene bringst du heim. Mache uns, deine Kirche, zum Zeichen der Einheit und zum Werkzeug deines Friedens. Eine besondere Form des Gebetes ist die eucharistische Anbetung. Damit ist gemeint, dass wir Jesus Christus in der Gestalt des eucharistischen Brotes verehren, ihm danken und ihm unsere Bitten vortragen. Das kann im Gebet vor dem Tabernakel geschehen oder bei der Aussetzung des Allerheiligsten, wenn das eucharistische Brot zur Anbetung in der Monstranz auf den Altar gestellt wird. Jesus hat beim letzten Abendmahl gesagt: »Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird«. Gott ist überall gegenwärtig. Und doch glauben wir, dass Christus im Brot der Eucharistie in besonderer Weise gegenwärtig ist. Er »ist da«, aber nicht wie irgendeine Sache da ist. Im Zeichen der Eucharistie ist er sichtbar und zugleich verborgen. Er ist da als Brot des Lebens, als Gegenwart der Liebe, als stille Einladung zur Vertrautheit mit ihm, der mich anspricht, der sein Leben hingibt für mich, und der lebendig ist als der Auferstandene und der Sieger über Tod und Sünde. All das, seine Worte und sein Leben, seine Hingabe bis zum Tod, seine Auferweckung, all das ist gegenwärtig im Brot der Eucharistie. Deshalb hat das Gebet vor dem Allerheiligsten eine ganze besondere Dichte, es vertieft, verinnerlicht und erneuert, was in der Feier der Eucharistie geschieht: Dasein mit allem, was mich bewegt, Staunen vor seiner Nähe, Lobpreis seiner Liebe, Bekenntnis der eigenen Schwäche und Schuld, Hören auf sein Wort, Eintreten für die Mitmenschen in all ihren Nöten, Hingabe, Offenheit für die Wandlung des eigenen Herzens, Gemeinschaft mit dem Herrn, Verbundenheit mit der ganzen Kirche und die Bereitschaft, sich in den Alltag senden zu lassen. Alle diese Elemente der Eucharistie werden nicht immer gleichermaßen im Vordergrund des Gebetes stehen, aber sie sind eine Hilfe, die Aufmerksamkeit zu sammeln und den Punkt zu finden, an dem der Herr mich einlädt, in die Tiefe zu gehen. Impuls für den Monat September Der Dienst des Gebetes Mit Jesus beten Geh mit Jesus ins Gebet, mach dir sein Gebet zu eigen. Geh zu Ihm mit großem Vertrauen, wie die Kranken, Ausgeschlossenen und Armen des Evangeliums. Die Anbetung ist ständige Fürbitte für die von der Sünde gezeichnete Welt. Sei nicht allzu besorgt, wenn dein Gebet dir leer erscheint. Denn jenseits aller Worte und Empfindungen »kommt der Geist uns in unserer Schwäche zu Hilfe und tritt für uns ein« (Röm 10,21). Lerne, ganz einfach in Seiner Gegenwart, unter dem Blick der Liebe zu bleiben. Dieses Brot des Lebens ist der Leib Christi, der die Menschheit vereint. Auch allein vor dem Tabernakel bist du nicht wirklich allein. Durch dein Gebet, mag es auch unbeholfen oder stumm sein, ist die ganze Menschheit vor dem Herrn gegenwärtig und erfährt seine Liebe. Du bist in seinem Gebet, »denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten« (Hebr 7, 25). Dein Gebet soll weit sein wie die Welt, der »Schrei des Armen« (Ps 33). Dieses Brot des Lebens ist Brot gebrochen für die Welt, Kraft der Liebe, die deine Fähigkeit zu lieben stärkt und weit macht. Die Liebe Christi drängt dich, dein Leben mit Jesus und durch Ihn für das Heil der Welt hinzugeben. Wahre Anbetung ist: sich »selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt« (Röm 12,1). (Bernard Couronne SSCC) Die verschiedenen Übungen und Wege zum Gebet sind allesamt Hilfen und Anregungen. Alle Wege sind erprobt und von den Gebeten vieler Menschen gezeichnet. Doch es wird immer wieder darauf ankommen, den eigenen Weg zu finden, auf dem man in Liebe und Hoffnung voranschreitet. Gleich, welchen Weg ich wähle, früher oder später werde ich Durststrecken erleben. Ich vermisse Gefühle der Stärkung oder Tröstung; ich kann die Nähe Gottes nicht spüren. Dann macht es Mühe, auszuhalten und dem Gebet treu zu bleiben. Diese Erfahrungen haben auch die Mystiker gemacht. Sie nennen es Zeiten der »Trockenheit« oder Erfahrungen der »Dürre«. Sie sind aber auch überzeugt, dass diese Zeiten wertvoll sind, wenn sie im Gebet durchgehalten werden. Sie helfen mir, zu größerer Treue und stärkerem Glauben zu finden und Gott mehr um seiner selbst willen zu suchen als um der eigenen Erlebnisse und Gefühle wegen. In diesen Zeiten ist es eine Hilfe, sich bewusst zu machen, dass das Gebet auch ein Dienst ist: Ich trete ein für andere. Ich bete stellvertretend für andere, die es nicht tun. Ich halte mit meiner eigenen Not auch die Nöte vieler anderer Menschen vor Gott. Im Dienst am Reiche Gottes kommt es nicht nur auf das an, was wir machen und bewirken können. Das Gebet ist der Atem, der die Kirche als Leib Christi lebendig hält. Im Gebet vertrauen wir unsere Nöte Gott an. Er allein kann endgültig heilen, versöhnen und wiedergutmachen, was nicht in unseren Möglichkeiten liegt. In diesem Sinne ist das Gebet ein wertvoller Dienst. Wir sollten uns allerdings davor hüten, uns die Wirkung des Gebetes allzu dinglich vorzustellen oder gar kaufmännisch zu kalkulieren: drei Rosenkränze bewirken dies oder jenes, fünf Rosenkränze bewirken noch mehr. Wir müssen uns immer bewusst sein: Das Gebet ist ein Dienst der Liebe. Liebe kann nichts erzwingen, und gleichwohl ist sie stark in Gott; und nichts kann ihre Kraft bezwingen. nachrichten 40 Jahre Profess: Hermann Josef Wendling SSCC 60 Jahre Profess: Bonifatius Mock SSCC P. Hermann wurde am 6. April 1951 in Sabershausen im Hunsrück geboren. 1962 wurde er Schüler am JohannesGymnasium in Lahnstein. 1970 trat er in das Noviziat der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen in Simpelveld (Niederlande) ein, legte dort 1971 die zeitlichen, 1974 die ewigen Gelübde ab und empfing 1977 die Priesterweihe. Nach dem Studium der Theologie und Bibelwissenschaften lebt P. Herrmann seit 1984 in Lateinamerika. In Argentinien gehörte er zur Kommunität in Haedo, war erst Vikar der Pfarrei Cristo Rey und Kaplan des Colgio Emaús, später auch Pfarrer von Cristo Rey, einer Pfarrei, zu der hauptsächlich italienische und spanische Einwanderer gehörten. 1996 wechselte er in die Pfarrei Sagrada Familia in Morón Sur, deren Bevölkerung vor allem aus dem Landesinneren, Bolivien und Paraguay stammt. Als die deutsche Regionalkommunität Argentinien ein Teil der chilenischen Ordensprovinz wurde und einen Mitbruder für ein Missionsprojekt in Peru suchte, zog P. Herman nach 20 Jahren in Argentinien, in das Amazonasquellgebiet. 2008 wurde er Pfarrer der Pfarreien von San Juan del Oro, Yanahuaya und San Pedro de Putina Punco. P. Bonifatius wurde am 23. November 1929 in Feudingen im Kreis Siegen geboren, wo die aus dem Eichsfeld stammenden Eltern eine Arbeit gefunden hatten. Nach der Volksschule in Küllstedt und dem Gymnasium in Fulda kam er – nach den Wirren des Krieges – 1946 ins Johanneskloster nach Lahnstein. 1950 machte er sein Abitur am Görres-Gymnasium in Koblenz, da dies im Johannes-Gymnasium damals nicht möglich war. Nach dem Noviziat in Burgbrohl legte er dort am 22. August 1951 seine zeitlichen Gelübde ab und erhielt 1956 die Priesterweihe in Simpelveld. Danach studierte P. Bonifatius zuerst Germa­ nistik und dann Psychologie an der Universität in Köln. Die Studien schloss er mit dem Doktorgrad in Psychologie ab und übernahm – mit Zustimmung der Ordensleitung – eine Lehrtätigkeit an der Universität Köln. 1971 wurde er Professor und blieb dies bis 1998. Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitete er viel als Gutachter für kirchliche Behörden. Er wohnte fast 50 Jahre im St. Pantaleonkloster in Köln, wo er den dortigen Schwesternkonvent betreute. Heute lebt der Jubilar in Birgel (Eifel) und ist als »Wochenendseelsorger« für die Orte Wiesbaum und Mirbach tätig. 40 Jahre Profess: Kurt Nowak SSCC Treffen der Provinziäle in Belgien P. Kurt wurde am 6. März 1949 in Flörsheim geboren. Nach der Volksschule besuchte er das JohannesGymnasium in Lahnstein, wo er 1970 Abitur machte. Das Noviziat absolvierte er in Simpelveld (Holland), wo er am 24. Juli 1971 seine ersten, 1974 seine ewigen Gelübde ablegte und 1977 zum Priester geweiht wurde. Als begabter Musiker und Sänger studierte P. Kurt parallel zu seinem philosophischtheologischen Studium Gesang in Aachen. Nach der Priesterweihe wurde er an der ehemaligen Ordensschule in Werne eingesetzt. Von 1978 bis 2003 war er dort Präfekt und Lehrer. Sein musikalisches Talent war ihm, bei allem, was er tat, eine besondere Hilfe und bereitete ihm viel Freude – bei Gottesdiensten, Feierstunden oder Konzerten. 2004 wechselte P. Kurt nach Lahnstein, wo er das Amt des Superiors und Ökonoms bekleidete. Es war eine schwere Zeit, weil die Schließung des Johannesklosters in diese Zeit fiel. 2006 kehrte er nach Werne zurück. In der Kommunität wurde ihm die Sorge für die älteren Mitbrüder übertragen, daneben auch die Stelle des Kooperators im Heiligsprechungsverfahren des Seligen Nikolaus Groß. Die Provinziäle der europäischen Provinzen sowie der afrikanischen Provinz unserer Ordensgemeinschaft trafen sich im Mai zum Austausch und um über den Mangel an geistlichen Berufen zu sprechen. Im Zentrum standen die Gestaltung der gemeinsamen Weiterbildung sowie die Zukunft wichtiger Stätten wie das P. Damian Zentrum in Löwen und das »Mutterhaus« in Picpus (Paris). Ihnen hat die Zeitschrift »Apostel« gefallen? Ihnen hat die Zeitschrift »Apostel« gefallen? Die Quartalszeitschrift wird kostenlos abgegeben. Falls Sie den Apostel zugesandt bekommen möchten, melden Sie sich bitte bei: Provinzialat der Arnsteiner Patres e. V. Johannesstraße 36 A ■ 56112 Lahnstein Spenden … … mit denen Sie unsere Arbeit in Deutschland und weltweit fördern, sind uns willkommen. Sie können mit einem Förderabo die Herausgabe der Zeitschrift unterstützen: Bitte überweisen Sie unter Angabe des Verwendungs­zweckes »Apostel« auf das Konto Arnsteiner Patres e.V.: Kontonummer 656 120 010 bei der Nassauischen Sparkasse Lahnstein (BLZ 510 500 15) 4/2010 2/2011 apostel 19 Heute bin ich dankbar für das, was ich bin … Wenn es mir gelingt, ganz im Einklang mit mir selbst zu sein und dankbar anzunehmen, was Gott mir an Fähigkeiten gegeben hat, aber auch dankbar zu sein für die Grenzen, die ich wahrnehme, dann ahne ich, was Zufriedenheit und wirkliches Glück sind. Gerd Nieten SSCC, Koblenz Einer von 800 Brüdern der weltweiten Familie SSCC Unsere Niederlassungen in Deutschland Arnsteiner Patres Bohlweg 46 ■ 48147 Münster Tel.: 02 51 48 25 33 ■ Fax: 02 51 4 82 53 59 E-Mail: Muenster@sscc.de Arnsteiner Patres Marktstraße 13 ■ 56746 Kempenich Tel.: 0 26 55 10 84 ■ Fax: 0 26 55 24 18 E-Mail: Brohltal@sscc.de Arnsteiner Patres Jesuitenplatz 4 ■ 56068 Koblenz Tel.: 02 61 9 12 63-0 ■ Fax: 02 61 9 12 63-14 E-Mail: Koblenz@sscc.de Arnsteiner Patres Kardinal-von-Galen-Straße 3 ■ 59368 Werne Tel.: 0 23 89 97 00 ■ Fax: 0 23 89 97 01 11 E-Mail: Werne@sscc.de Arnsteiner Patres, Provinzialat Johannesstraße 36 A ■ 56112 Lahnstein Tel.: 0 26 21 9 68 80 ■ Fax: 0 26 21 96 88 30 E-Mail: Provinzialat@sscc.de Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Immenstädter Straße 50 ■ 87435 Kempten Tel.: 08 31 5 12 36 80 ■ Fax: 08 31 51 23 68 19 Kloster Arnstein 56379 Obernhof/Lahn Tel.: 0 26 04 9 70 40 ■ Fax: 0 26 04 16 06 E-Mail: KlosterArnstein@sscc.de Niederlassung der Deutschen Provinz in Belgien: Pères des Sacrés Coeurs Rue de Marchienne, 12 ■ B-6000 Charleroi Tel.: 00 32 71 32 39 97 ■ Fax: 00 32 71 32 81 78 www.arnsteiner-patres.de