60800 Apostel Zeitschrift der Arnsteiner Patres inhalt Ausgabe 2/2012 Auf der Suche nach dem guten Leben Gedanken zum Erdgipfel in Rio de Janerio Weitere Themen: Mit Kindern über Gott reden Heiliger Geist Mit dem »Geistlichen Wegbegleiter« durch den Sommer Arnsteiner Wallfahrt 2012 Am 10. Mai begann die diesjährige Wallfahrtssaison im Kloster Arnstein. Aus Anlass des Gedenktag des heiligen Damian De Veuster SSCC an diesem Tag feierte der Limburger Diözesanbischof Franz-Peter Tebartzvan Elst ein feierliches Pontifikalamt in Arnstein. Der heilige Damian hatte ungebrochen bis zum Tod seine Zuversicht behalten und den ihm Anvertrauten Hoffnung und Mut gemacht. Die Arnsteiner Wallfahrt will die Verheißung des liebenden Gottes, aus der Damian lebte, in unserem Bewusstsein verankern, damit wir gestärkt werden und mit Zuversicht den Verzagten davon erzählen. Wie zur Zeit des Jesaja wollen wir es allen sagen: »Gott wird euch retten.« Inhalt Mit Kindern über Gott reden 4 Auf der Suche nach dem guten Leben 6 Geistlicher Wegbegleiter 9 Prophetische Kirche 15 Symbole der Kirche 17 Nachrichten 18 Herzliche Einladung zur Teilnahme Vom 10. Mai bis Ende September finden jeweils am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag (außer Christi Himmelfahrt und Fronleichnam) Wallfahrten statt. Zu großen Wallfahrtssonntagen laden wir am 3., 10., 17. und 25. Juni ein. Wenn Sie an der Pilgerverpflegung teilnehmen möchten oder in Wallfahrts­gruppen kommen, bitten wir um eine Anmeldung. Anmeldung und weitere Informationen Pater Bernhard Bornefeld SSCC, Kloster Arnstein, 56379 Obernhof/Lahn, Tel. 0 26 04 97 04 20, Fax: 0 26 04 97 04 26, bernhard.bornefeld@sscc.de Kultursommer im Kloster Arnstein »Das Arnsteiner Kaleidoskop – Gegen den Strom« unter dem Titel bietet Peregrini e. V. im Kultursommer RheinlandPfalz 52 Veranstaltungen im Kloster Arnstein und anderen Orten an der Lahn. Die drei göttlichen Tugenden – Glaube, Liebe, Hoffnung – und die vier weltlichen Kardinaltugenden – Weisheit, Tapferkeit, Mäßigung, Gerechtigkeit – werden in vielfältigen philosophischen, literarischen und musikalischen Kulturveranstaltungen und sieben Pilgerwegen gewürdigt. Auszug aus den im Kloster Arnstein stattfindenden Veranstaltungen: 27. Mai • 17 Uhr Erich Fromm: Die Aktualität der Kunst des Liebens – Festvortrag von Prof. Dr. Jürgen Hardeck und anschließendes Konzert mit Lesung 2 apostel 2/2012 16. Juni • 19 Uhr Konzert Gesang/Alphörner 24. Juni • 18 Uhr Konzert Leon Berben (Orgel) und das Minguet Quartett 29. Juni • 20 Uhr Moritz Stoepel mit ­Texten von Jacques Prévert und Chansons von Georges Moustaki 1. Juli • 18 Uhr Weltmusik mit Matthias Frey & Friends 2. Juli • 20 Uhr Jenseitsvorstellungen der Römer und Griechen Gaby Fischer / Diethelm Gresch / Shamrock Duo 15. Juli • 18 Uhr Barockmusik Oboenensemble Concert Royal Köln mit Karla Schröter 4. August • 19 Uhr Hommage an Miles Davis mit Andreas Hertel www.peregrini-arnstein.de Die Website des Veranstalters Peregrini e. V. bietet das Gesamtprogramm des Kultursommers. »Er lebt!« Oasentage Die Arnsteiner Oasentage laden ein, zur Ruhe zu kommen und auf Körper, Seele und Geist zu hören. Im Wechsel von Gespräch und Meditation, Stille und Gesang wird jeweils ein Thema näher betrachtet. Alle Oasentage sind thematisch in sich abgeschlossen. Jedes Thema wird zweimal angeboten, am Freitag und am darauffolgenden Samstag. Nächster Oasentag: 24. 8. oder 25. 8. 2012 jeweils von 9.00 bis 18.00 Uhr Selbsterkenntnis als Gebet »Ich sage euch, als der Zolleinnehmer nach Hause ging, hatte Gott ihn angenommen, den anderen nicht.« (Lk 18,14) Ich muss nicht der Riese werden, von dem ich träume. Aber ich bin auch nicht dazu verurteilt, der Zwerg zu sein, für den ich mich manchmal halte. Ich darf »ich selbst sein« mit anderen. Ich kann auf dem Teppich bleiben und muss nicht mal eben schnell die Welt retten. Aber ich kann mit meiner täglichen Arbeit, mit meiner Bestrebung, andere zu achten und ernst zu nehmen, mit der Freude darüber, dass ich sein darf, wie ich bin, meinen Beitrag dazu leisten, dass es heller und liebenswürdiger wird in der Welt und all das, weil Gott mich ernst nimmt. Anmeldung bis jeweils zehn Tage vor dem jeweiligen Oasentag. Nähere Informationen zu den Oasentagen finden sich auf unserer Website unter www.arnsteiner-patres.de/oasentage.html Das Verkehrsopfer liegt im Krankenhaus, verbunden und angeschlossen an Messinstrumente und Kanülen. »Er lebt!«, flüstert die Krankenschwester zur Besucherin, und diese nimmt es mit Dankbarkeit zur Kenntnis. Sie lebt, die kleine Monika: Sie plappert wie ein Buch, nimmt alles in ihre Hand, steckt alles in den Mund. Sie klettert von Schoß zu Schoß, lacht und schneidet Grimassen. Sie fällt auf den mit Windel gepolsterten Po und rappelt sich strahlend wieder auf. Sie lebt, kein Zweifel! »Noch lebe ich«, sagt die alte Dame, mit einer Mischung aus Ironie, Klage und Energie. Dann beginnt sie, Tee zu kochen. Menschliches Leben hat viele Gesichter. In der Zeit nach Ostern ist viel vom Leben die Rede, oft genug auch vom ewigen Leben. Die Auferstehung des Herrn hat ohne Zweifel der Menschheit den Weg zu einer neuen Sicht auf Leben und Tod geöffnet. Das Wort von der Auferstehung der Toten war im Alten Testament so nicht vorhanden. Kein Wunder, dass eine neue Hoffnung die Herzen der Menschen erfüllte. Aber wenn wir auf das Neue Testament schauen, ist die Verkündigung der Auferstehung Christi nicht nur eine Lehre über das Leben nach dem Tod, sondern auch ein starker Impuls für das Leben hier auf Erden. Gemeinden bilden sich. Juden, Griechen und andere Völker rücken zusammen. Die junge Kirche kümmert sich um die Armen und überwindet soziale Klassen. Sie teilt ihren Besitz, wählt ihre geistlichen Leiter und gibt sich eine Struktur. Dabei vertraut sie auf die Kraft des Geistes Gottes, der ihr an Pfingsten geschenkt wurde. Christliches Leben ist also nicht nur Leben nach dem Tod, sondern in höchstem Grad auch ein Leben vor dem Tod. Das Reich Gottes beginnt nämlich hier auf Erden. Das neue Heft des Apostels spricht von der Weltverantwortung der Christen. Im Geiste Gottes soll diese Erde verwaltet und gestaltet werden. Wir tun uns schwer damit. Es fehlt uns im Gegensatz zur Urkirche oft der Glaube an das Wirken des Geistes Gottes in dieser Welt. Es ist heilsam, sich mit diesem Glauben zu beschäftigen. Dieser Glaube ist eine Kraft zum Leben, vor und nach dem Tod. Ihr Pater Heinz Josef Catrein SSCC 2/2012 apostel 3 An Pfingsten trafen sich die Jünger in Jerusalem und erlebten etwas Wunderbares. Die Angst war weg! Erst hielten sie sich versteckt, dann predigten sie. Sie erlebten den Heiligen Geist als Vom Heiligen Geist zu sprechen, ist schwierig. Mutmacher. Das Pfingstfest ist eine gute Gelegenheit mit Man weiß nicht so recht, welche Gedanken Kindern über den Heiligen Geist zu reden. Beispiele durch Kinderköpfe gehen ... Geister? Denken sie begeisterungsfähiger Christen – wie Pater Harald an Geistergeschichten, eine Geisterbahn oder GeAdler in seiner Gemeinde in Manila – sind spenster? Ghost Busters (Geisterjäger) gibt es in viedabei hilfreich. len Varianten, spätestens wenn die Kinder in die elektronische Wunderwelt des Computers und der modernen Medien eintauchen, von denen insbesondere die Generation der Großeltern in der Regel nur wenig Ahnung hat. Noch fremder ist vielen Eltern die bizarre Welt der Schock- und Horrorspiele mit allerlei unheimlichen bösen Mächten, die bei Kindern und Jugendlichen nicht nur falsche Vorstellungen, sondern auch psychische Ängste auslösen können. Mit Kindern über den Heiligen Geist reden Zwischen Gespenstergeschichten Wie also soll man mit Kindern über den Heiligen Geist reden? Ich glaube, man muss sich zunächst einmal selbst Mut machen. Um über den Heiligen Geist zu sprechen, braucht man keine Theologie im Fernkurs. Reden sollte man zunächst gar nicht, sondern etwas Praktisches einüben, und ich meine damit das Kreuzzeichen. Es ist längst nicht selbstverständlich, dass Kinder dies können. Schauen sie sich an, wie die Kinder das Kreuzzeichen zu Beginn eines Gebetes machen. Oft werden sie entdecken, dass die Bewegungen nicht stimmen und auch nicht in Übereinstimmung mit dem Text sind. Hier gilt: Übung macht den Meister. So beginnen wir: »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes«. Und wer ist eigentlich dieser Geist? Der Atem Gottes Das wohl anschaulichste Bild finden Sie im Johannesevangelium (Joh 20,22). »Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!« Die Bibel vergleicht also den Heiligen Geist mit dem Atem Gottes. Was Atmen bedeutet, können Sie einem Kind leicht deutlich machen. Atmen Sie eine Minute lang laut, und lassen Sie das Kind mitzählen (auch umgekehrt). Halten Sie mit dem Kind einen Augenblick die Luft an. Zünden Sie bei etwas älteren Kindern ein Teelicht an und stülpen ein Teeglas darüber. Das Licht verlöscht, und meistens wissen Kinder auch den Grund: Sauerstoffmangel. Erklären Sie den Kindern, dass selbst Pflanzen atmen, und so wie der Körper Sauerstoff benötigt, braucht der Glaube an Gott die Kraft des Heiligen Geistes. 4 apostel 2/2012 Das Feuer der Liebe Nach dem Tode Jesu hatten die Jünger viel Angst. Und selbst nachdem er von den Toten auferstanden war und sich ihnen gezeigt hatte, war diese Angst nicht ganz verschwunden. Am Pfingstfest sandte Gott ihnen den Heiligen Geist. »Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.« (Apg 2,3) Nachdem die Apostel den Heiligen Geist empfangen hatten, waren sie Feuer und Flamme für Jesus. Sie waren begeistert, hatten Mut und steckten andere mit ihrer Freude an. Jetzt ist es wichtig, den Kindern zu zeigen, dass der Heilige Geist auch heute noch Menschen für und Ghost Busters Jesus begeistert. Beispiele begeisterungsfähiger Christen suchen Sie am besten in der Umgebung des Kindes: Katechetinnen, Gruppenleiter, Gemeindereferentinnen, Ordensleute, Priester ... so wie Pater Harald Adler auf dem obenstehenden Bild inmitten der Kinderschar seiner Gemeinde auf den Philippinen. Erzählen Sie von Christen, die sie mögen und mit denen sie spannende Dinge erlebt haben. Erinnern Sie an schöne Gottesdienste, Feste und Veranstaltungen. Berichten Sie den Kindern auch von Menschen, die beispielhaft gewirkt haben: Pater Damian De Veuster, die Aussätzigenärztin Ruth Pfau, die Ärzte ohne Grenzen oder die Jugendlichen, die beim Roten Kreuz oder den Maltesern freiwillig mitarbeiten. Der Heilige Geist ist dort, wo Menschen Gutes tun. Die unsichtbare Kraft Für Kinder ist es oft schwer zu verstehen, dass der Heilige Geist nicht sichtbar ist. Auch hier können Sie mit Beispielen aus dem Alltag beginnen: Was treibt ein Segelschiff vorwärts? Es ist der Wind, und der ist eine unsichtbare Kraft. Ähnliche Beispiele sind die Anziehungskraft eines Magneten, der Strom einer Batterie oder die verborgenen Kräfte in einem Samenkorn. Lassen Sie vom Balkon einen Stein fallen und fragen Sie die Kinder, warum der Stein immer nach unten fällt. Es ist die Erdanziehungskraft, eine unsichtbare Kraft, die verhindert, dass wir irgendwo im Weltraum verschwinden. Natürlich sind das nur Bilder. Aber ich bin der Überzeugung, dass eine solche Sensibilisierung für die großen und kleinen Wunder um uns herum das Verständnis für das Wirken des Heiligen Geistes wecken kann. Immer wieder erklärt die Bibel große Taten mit »der Kraft des Geistes« (Apg 1,8). Ð Gute Geister sind willkommen, böse Gespenster nicht!Ð Flamme und Taube Auf Bildern wird der Heilige Geist gerne in Gestalt einer Taube dargestellt. Die Darstellung kommt wohl vom Bericht der Taufe des Herrn, bei der der »Geist wie eine Taube auf ihn herabkam« (Mk 1,9). Schon im Alten Testament galten die Tauben als himmlische Boten. Nach der Sintflut flog eine Taube mit einem Olivenzweig zur Arche zurück. Damals wie heute ist sie auch ein Symbol des Friedens. In vielen Kirchen ist die Taube in allen möglichen Kunstwerken versteckt. Schicken Sie die Kinder dort auf Entdeckungstour. Eine andere beliebte Darstellungsweise ist die Flamme. Der Heilige Geist entflammt die Begeisterung für Gott. Unsere Erklärungsversuche erscheinen uns oft unvollkommen. Und da es sich um göttliche Mysterien handelt, können sie auch nur so sein. Doch sollten wir auch wahrnehmen, dass sich der Glaube aus vielen einzelnen Erfahrungen und Bildern aufbaut und dass wir einen Helfer haben: Gottes Heiligen Geist. ■ heinz josef catrein sscc 2/2012 2/2011 1/2011 apostel 5 Auf der Suche nach »Wenn alle so wirtschaften würden wie ich, dann hätten wir diese ganzen Wirtschafts- und Umweltkrisen nicht«, meint die Apostelleserin Elisabeth B. aus Wiesbaden. Geboren in den dreißiger Jahren des letzten Jahr­hunderts, hat sie »die schlechte Zeit noch bewusst erlebt«. Die Wegwerfmentalität ihrer Nach­kommen ist ihr fremd. Von der Bundesministerin Aigner zu hören, dass jeder Bundesbürger pro Jahr mehr als 81 Kilo­gramm Lebensmittel in den Müll wirft – zum größten Teil im noch genießbaren Zustand –, entsetzt sie. Einen neuen Fernseher anzuschaffen, solange es der alte noch tut, käme ihr nicht in den Sinn. Derweil rüstet sich die Enkelgeneration regelmäßig mit den neuesten Handys und anderen elektronischen Gerätschaften aus. »Wenn alle so wirtschaften würden wie du, dann hätten wir eine noch viel größere Krise. Was meint du denn, wie ohne Wirtschaftswachstum, ohne permanente Steigerung des Konsums hier bei uns das Ganze laufen soll?«, lautet deren Gegenfrage. Im Freundeskreis der Enkel sind alle permanent »on«, wer nicht vernetzt wäre, würde nicht mehr dazugehören. Und »Shoppen gehen« findet als beliebte Freizeitbeschäftigung nicht nur bei weiblichen Teenagern starken Zuspruch. »Ja, ja ich kauf mir was, kaufen macht so viel Spaß, ich könnte ständig kaufen gehn, kaufen ist wunderschön.« Diese Liedzeilen könnten das Lebensgefühl der heutigen Zeit beschreiben. Wir kaufen, um Anerkennung zu bekommen, um dazuzugehören. »Und wenn die Umsätze der Wirtschaft stimmen, geht es uns auch gut«, so lautet der dazugehörende tröstliche Glaubenssatz. »Aber wer soll das alles bezahlen? Man kann doch nicht ständig auf Kosten der Zukunft leben und hoffen, durch Wachstum Mehreinnahmen zu erzielen, mit denen man die Schulden bezahlen kann«, mahnt die Großmutter. Wenn Pater Martin Königstein SSCC solche Diskussionen hört, wird er nachdenklich. Dem Seelsorger an der Citykirche in Koblenz begegnen die verschiedensten Erscheinungsformen des Ersatzes für fehlende Beziehung, Lebensglück, Perspektive, Glaube und Sinn. Er hat den Eindruck, dass zu unserem Wirtschaftssystem »kaufen, um glücklich zu sein«, besonders gut passt. »Ich erinnere mich, dass mir – als ich noch in Chile war – eine Frau sagte: ›Wissen Sie, Herr Pater, wenn es mir schlecht geht, dann gehe ich ins Einkaufszentrum und kauf mir was, dann ist alles wieder gut!‹ – und so etwas könnte ich von hier in Koblenz genauso erzählen. Die Werbung ist ja voller Heilsversprechungen, aber das Glück findet sich nicht in Ein­kaufstüten.« 6 apostel 2/2012 »Glücksgefühle beim Kauf schöner Dinge« kennen auch die Kinder der eingangs zitierten alten Dame. Aber bei ihnen, die in den Wirtschaftswunderjahren geboren sind, machen sich längst auch Zweifel breit. Den heute über Vierzigjährigen ist klar, dass in dem begrenzten System unserer Welt ein auf ständiges Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftssystem langfristig nicht existieren kann. Die Menschheit lebt deutlich über ihre Verhältnisse und verbraucht bereits heute 50 % mehr an natürlichen Ressourcen, als die Erde im gleichen Zeitraum wieder zur Verfügung stellt. Wirtschaftet die Menschheit auch in Zukunft nach dem Motto »weiter wie bisher«, dann benötigt sie schon im Jahr 2030 die Kapazitäten zweier Planeten. »Die verheerenden Fol- h dem guten Leben des Planeten so zu verteilen, dass auch acht, zehn oder gar elf Milliarden Menschen ein gutes Leben führen können, wird auch die Staats- und Regierungschefs aus aller Welt bewegen, wenn sie sich mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft vom 20. bis zum 23. Juni 2012 zum Erdgipfel in Rio des Janeiro treffen. Unter der Kurzform »Rio+20« diskutieren diese Fragen schon seit Monaten umwelt- und entwicklungspolitisch Interessierte im Vorfeld der großen Konferenz. abbildung: maximino cerezo barredo Zwanzig Jahre nach Rio: Ernüchternde Bilanz gen für das Weltklima und die biologische Vielfalt hätten wir alle zu tragen«, wissen die Kinder der Rentnerin. Und dass immer mehr Konsum nicht das gute Leben ist, das sie für sich und ihre Kinder erhoffen, ist ihnen klar. »Die Erde ist jetzt schon zu klein für unsere Ansprüche, aber was können wir schon daran ändern?«, fragen sie mit Blick auf 7 Milliarden andere, die doch auch was tun könnten. Die Frage, ob es möglich sein wird, die endlichen Ressourcen Als der Club of Rome vor vierzig Jahren seinen Report »Die Grenzen des Wachstums« veröffentlichte, war Elisabeth B. jünger, als es ihre Kinder heute sind. »Damals haben wir mehr die Überbevölkerung in den Entwicklungsländern als Problem gesehen, und das hatte ja nicht direkt was mit uns zu tun«, gibt sie die Stimmung der siebziger Jahre wieder. »Und viele der düsteren Vorhersagen sind ja so auch nicht eingetreten. Nach dem Ende der Ölkrise waren wir eigentlich recht optimistisch. Wir haben auf Entwicklung – auf Industrialisierung wie bei uns – in den unterentwickelten Ländern gesetzt und insgesamt auf Wirtschaftswachstum und neue technische Errungenschaften gehofft.« Doch die wichtige Botschaft des Reports wurde andernorts sehr wohl gehört: Es gibt Probleme, die haben eine globale Bedeutung, wie zum Beispiel die vorhersehbare Erschöpfung wichtiger Res- sourcen, katastrophale Umweltzerstörung und die Überbevölkerung, und diese Probleme müssen in gemeinsamer Verantwortung der Weltgemeinschaft gelöst werden. 1992 fand dann endlich ein erster UN-Gipfel statt, der eine Lösung für die Probleme von Armut und Umweltzerstörung versprach. Er weckte große Hoffnungen, seine Hauptbotschaft war »nachhaltige Entwicklung«. Schon in den achtziger Jahren war deutlich geworden, dass das Setzen allein auf Wirtschaftswachstum nicht der versprochene Heilsweg war, doch die marktradikalen Ideologien, für die Politiker wie Margaret Thatcher und Ronald Reagan standen, waren auf dem Vormarsch. So war letzthin die Wachstumseuphorie in Rio 1992 ungebrochen. Obwohl es dort gelang, eine Reihe wichtiger Vereinbarungen zu erzielen, wie die Klimarahmenkonvention, fällt die Bilanz der vergangenen zwanzig Jahre enttäuschend aus. Unsere Welt ist nicht nur bevölkerter als jemals zuvor, Waldzerstörung, Artensterben und der gefährliche Klimawandel haben sich beschleunigt, und der weltweite Ausstoß von Kohlendioxid erreichte 2010 ein neues Rekordniveau. Als Folge nimmt weltweit das Risiko von Dürrekatastrophen und Überschwemmungen zu. Dramatisch vergrößert hat sich in dieser Zeit auch unser ökologischer Fußabdruck. Dabei verbraucht das reichste Prozent der Erdbewohner mit Abstand die meisten Rohstoffe. Die fortschreitende Umweltzerstörung und der Raubbau an natürlichen Ressourcen gingen in den vergangenen zwanzig Jahren mit einem massi- 2/2012 apostel 7 foto: dawn nichols inhalt ven Wachstum der Weltwirtschaft einher. Zugleich stieg in vielen Teilen der Weltbevölkerung auch der Lebensstandard. In Länder wie China und Südkorea entkamen Hunderte Millionen der Einkommensarmut. Und noch nie lebten mehr Reiche auf der Welt. Erstaunlich viele der 10,9 Millionen Millionäre finden sich außerhalb der klassischen Industrieländer: 2010 lebten in China 535.000 Millionäre, und für Indien weist die Forbesliste mehr Milliardäre aus als für Deutschland. Dass China und Indien zugleich die Länder sind, in denen die Zahl der Menschen, die in extremer Einkommensarmut leben, am höchsten ist, weist auf einen weiteren besorgniserregenden Faktor hin: Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich vergrößert und damit auch die sozialen Spannungen. Fazit nach zwanzig Jahren: Der Erde geht es nicht gut, und den Erdbewohnern unterm Strich ebenso wenig. Wenn also die Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft im Juni 2012 in Rio de Janeiro tagen, werden sie nicht nur Antworten auf ökologische Krisen finden müssen, sondern auch für soziale und ökonomische Problemstellungen. Umdenken auf allen Ebenen nötig Eine der wichtigen Fragen, die im Vorfeld der diesjährigen UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung diskutiert werden, ist die, wie man Wohlstand und Entwicklung misst. »Von Politikern hört man oft, dass das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes wichtig sei«, meint Pater Martin Königstein SSCC. »Aber wenn es steigt und gleichzeitig die Umwelt zerstört wird und immer mehr Menschen von ihrer Ar- Planeten + 8 apostel 2/2012 Momentan verbrauchen wir global die natürlichen Ressourcen von anderthalb Erden. Jeder kann sich ausrechnen, wie lange das noch gut gehen kann … Zwischenstopp auf dem Weg von der Schule nach Hause. Die Mädchen leben in Bhutan, einem nach unseren Maßstäben armen Land. Nach Befragungen ist die Mehrheit der Bevölkerung glücklich. Im Rahmen von Volksbefragungen wird in Bhutan anhand von 33 Indikatoren regelmäßig die Entwicklung der Lebensverhältnisse ermittelt. Die Regierungspolitik soll nach den Ergebnissen dieser Erhebungen gestaltet werden. Beachtung finden dabei Fragen nach dem psychischen Wohlbefinden, dem Umgang mit Arbeits- und Ruhezeiten oder der Lebendigkeit der Gemeinschaft. Des Weiteren wird nach Kultur, Gesundheit, Bildung, Umweltvielfalt, Lebensstandard und der Regierungsführung gefragt. beit nicht leben können, weil sie zu den Geringverdienenden zählen, kann das doch nicht der richtige Maßstab sein.« Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt unter Ökonomen als ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft, doch als Fortschrittsindikator hat es auch bei Fachleuten ausgedient. In vielen Ländern wurden daher im Vorfeld der UNKonferenz Regierungskommissionen mit der Suche nach ganzheitlichen Wohlstands- und Fortschrittsindikatoren beauftragt. Besondere Aufmerksamkeit erreichte die Initiative des Königreichs Bhutan, das statt des Bruttoinlandsprodukts (BIP) das Bruttonationalglück als Wohlstandsmaß einsetzt. »Das lässt sich sicher nicht einfach auf andere Länder übertragen«, meint Pater Martin, »aber es zeigt vielleicht einen Ansatz auf, wie es besser gehen könnte.« Er hat bei seinem Wirken als Priester in Lateinamerika noch andere weitreichende Ansätze kennengelernt, wie die Zukunftsaufgaben gemeistert und ein gutes Zusammenleben gefördert werden können. »Sumak Kawsay« (gutes Zusammenleben) heißt ein Konzept, das seinen Ursprung in den Weltanschauungen der Ureinwohner des Andenhochlandes hat. Wie die meisten indigenen Visionen hat es das Ganze im Blick. Unter »gutem Zusammenleben« werden sowohl die soziale Gerechtigkeit und die Förderung des Friedens verstanden als auch das Bewusstsein, Teil der Gemeinschaft und der ganzen Schöpfung, des Kosmos zu sein und für alles eine Mitverantwortung zu tragen. Pater Martin meint: »Um etwas zu verändern, brauchen wir eine neue, weltweite Ethik, die aufbauen muss auf den verschiedenen Traditionen und Religionen der Menschheit. So etwas ist mit dem Weltethosprojekt des Theologen Hans Küng bereits angestoßen. Und wie so etwas aussehen könnte, hat der Präsident der 63. Vollversammlung der UNO Miguel d´Escoto im Juni 2009 in einer Rede vor der UN-Vollversammlung entwickelt. Das fand ich sehr ermutigend. Entweder gibt es für die gesamte Lebensgemeinschaft eine gute Lösung, oder es gibt keine Rettung. Es gibt keine Arche Noah nur für wenige.«* *Die Rede des nicaraguanischen Ordensmannes und Diplomaten sowie viele weitere Informationen finden Sie auf unserer Website: www.apostel.sscc.de Seite 13 Geistlicher Wegbegleiter Anregungen für die Monate Juli, August und September Heilungsgeschichten im Neuen Testament Geistlicher Begleiter zum Heraustrennen Begegnungen mit Jesus verändern In den Menschen, die Jesus begegnen, bricht etwas auf. Die Evangelien sind voll davon, so voll, dass wir vieles überlesen, nicht wahrnehmen. Jede dieser Begegnungen ist unverwechselbar. Die ganze Fülle des Menschlichen scheint in ihnen auf. Das Faszinierende an diesen Begegnungen ist aber nicht allein die bunte Vielfalt der Menschen und ihrer jeweiligen Eigenarten, sondern das, was mit ihnen geschieht. Der Kontakt mit Jesus fordert sie heraus, öffnet sie und weckt in ihnen Verborgenes, Verschüttetes oder Verdrängtes. Die Menschen werden in der Begegnung mit Jesus verändert, und sie nehmen diese Veränderung wahr. Sie erleben sich neu in ihrer Jesus-Begegnung, die zugleich häufig eine Konfrontation ist, auf den ersten Blick mit Jesus, letztlich aber auch mit sich selbst. Im Kontakt mit Jesus beginnt in ihnen etwas Neues, so als wäre ein Keim in sie gelegt, ein Wort, ein neuer Gedanke, der von ihnen Besitz ergreift. Es ist nichts Fremdes, das ihnen aufgepfropft würde. Neues wird in ihnen und aus ihnen geboren. Sie erfahren sich als neu, als Menschen, die nicht Neues beginnen, sondern die selbst neu werden. Dieser Anfang, den Jesus in Menschen bewirkt, ist zugleich Entscheidung und Scheidung. Nicht alle, die ihm damals begegneten und heute begegnen, werden seine Jünger. Die ganze Spannweite der Reaktionen auf ihn wird in den Evangelien beschrieben: von der Hingabe und Nachfolge der Jünger bis zur völligen Ablehnung, ja Verfolgung durch die maßgeblichen Autoritäten seiner Zeit. Für manche beginnt mit Jesus ihr Ende. Den meisten aber wird das Zusammentreffen mit ihm, dem Christus, zur heilenden und heilsmächtigen Begegnung und zum Beginn eines neuen Lebens. Für sie gilt, was Paulus aus seiner Haft in Rom an die Gemeinde von Philippi in Mazedonien schrieb: »Ich vertraue darauf, dass er, der alles in euch angefangen hat, sein Werk zum Ziel bringen wird bis zum Tag Christi Jesu.« (Ph 1,6) In den Menschen, von denen die Evangelien berichten, können wir uns selbst, unsere Eigenarten und Eigenheiten, unsere Grenzen ebenso wie unsere Möglichkeiten erkennen – im Alltäglichen, aber auch in Extremsituationen. Wie diese Menschen damals, so reagieren auch wir heute auf das Neue, das mit Jesus auf uns zukommt. Ich wünsche Ihnen gute, heilsame Begegnungen mit Jesus in den Heilungsgeschichten für die kommenden Monate. Ihr Pater Gerd Nieten SSCC Impulse für den Monat Juli Blind berufen (Mk 10,46b–52) Thema Wenn ein Mensch verliebt ist, dann sieht er die Dinge, die Menschen und die Welt mit anderen Augen. Was gestern noch ziemlich wichtig erschien, kann heute schon völlig unwesentlich sein. Irgendwo an der Hauptstraße nach Jericho sitzt ein Blinder am Straßenrand. Er ist zwar mit Blindheit geschlagen, doch er hat etwas vernommen, was er noch nicht klar erkennen kann. Er weiß nur: Da kommt jemand auf mich zu, und wenn ich mich an den halte, kann ich womöglich wieder sehen. Als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazareth war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabuni, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg. »Er aber schrie noch lauter« – in mancher Ehe oder Familie, in manch gewohnter Beziehung gibt es solche »Bettler«, die keiner wirklich versteht. Die Situation erscheint festgefahren, bis einer schreit und endlich, endlich einmal gehört wird. Jesus bleibt stehen, er ruft Bartimäus zu sich. Der wirft seinen Mantel von sich – alles, was ihn bedeckt hält –, er springt auf, er lebt richtig auf. Es ist, als wenn neues Feuer in ihm entfacht würde. Dann die Frage: »Was soll ich dir tun?« Was könnte dir denn wirklich helfen? – »Ich möchte wieder sehen können.« Anscheinend hat er erst im Laufe der Zeit die rechte Sicht verloren. Das »Vorübergehen« Jesu hat eine tiefe Sehnsucht in ihm wachgerufen, Erinnerungen an eine andere Zeit, als er noch richtig sehen konnte. – Bartimäus kann wieder sehen: Hier hat jemand seinen Weg neu gefunden. Hier hat jemand die Chance seines Lebens genutzt; einer, der sonst nur blind für so etwas war; einer, der sonst immer nur am Rande stand. Er kann das, er ist kein blinder Bettler mehr, dem man etwas tut, er kann selbst auch etwas. Fragen zum Nachdenken Habe ich manchmal auch etwas von einem Bettler? Gibt es etwas in mir, das darum bettelt, erhört zu werden? Gibt es in meiner näheren oder weiteren Umgebung solche »Bettler«? Wie stehe ich zu ihnen? Was will ich, das man mir tut? Gebet Mich loslassen und in Dein Herz fallen Vertrauen Und mein Leben auf Dich setzen Auf Jesus schauen und mich nach ihm richten Ins Dunkle gehen und mit Dir rechnen Das will ich mein Gott und alles (A. Rotzetter, Gott, der mich atmen lässt, Herder, S. 170) Impulse für den Monat August Blinde Flecken (Joh 9,1–7) Thema Geistlicher Begleiter zum Heraustrennen Viele Menschen schlagen sich in ihrem Leben mit »Lähmungen« und »Blindheiten« herum. Sie forschen nach deren Ursachen und bleiben oft viele, kostbare Jahre lang bewegungslos, weil sie alles, was sie lahmlegt, auf ihre Vorfahren, auf Fehler der elterlichen Erziehung und Ähnliches zurückführen. So begründet dies in vielen Fällen auch sein mag, es kann einen Menschen auch daran hindern, seine eigenen Kräfte positiv einzusetzen und die Verantwortung für sein eigenes Leben auf sich zu nehmen. Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Jesus interessiert nicht, wer Schuld an der Blindheit des Mannes hat. Er sagt, hier bietet sich eine Chance; hier soll sich zeigen, dass eine lebendige Beziehung zu Gott tatsächlich imstande ist, einem die Augen zu öffnen. Im Grunde entstehen blinde Flecken dadurch, dass man etwas nicht sehen, nicht zulassen will, man blendet es aus, denn so will man eigentlich nicht sein. Doch man muss seine blinden Flecken berühren und aufdecken lassen, lernen, sie anzunehmen und zu integrieren. Kein Mensch kann das alleine, aber ab und zu gibt es Menschen, die von Gott herkommen und die die richtige Art finden, einen genau dort zu berühren und zu heilen. Die einzige Möglichkeit, sich wirklich von blinden Flecken zu befreien, besteht darin, dass man sich von einem anderen dort berühren lässt, dorthin führen lässt, wo man selbst nicht hinschauen wollte, indem man wirklich auf ihn hört. Das erfordert Vertrauen. Ohne dieses Vertrauen aber findet man immer nur zu dem, was man schon kennt. Daher: »Wasch dich im Teich Schiloach!« Tauche unter in dem, wohin ein anderer dich sendet. Fragen zum Nachdenken Habe ich selbst schon einmal bei jemandem »blinde Flecken« festgestellt? Gibt es bei mir Bereiche, wo ich nicht weiterkomme? Zu wem habe ich genug Vertrauen, dass er oder sie mich führen kann, wenn ich selbst nicht mehr weiterweiß? Gebet Näher als ich mir nahe bin bist DU Du in mir Lock mich in mich hinein Sammle mich in meiner Tiefe Lass mich nicht fortgehen von mir damit ich dich finde in mir und mich in dir (A. Rotzetter, Gott, der mich atmen lässt, Herder, S. 118) Impulse für den Monat September Thema Genauso wie es eine Gabe ist, einen Menschen zu lieben, und dies dennoch im Laufe der Zeit immer wieder erlernt und vertieft werden muss, so ist es mit dem Sehen, dem Sehen mit den Augen des Herzens. Es ist eine Entdeckungsreise, bei der vieles erst nach und nach klarer erkennbar wird. – Ein Prozess, der bei dem einen schneller, beim anderen langsamer verläuft und in dem man auch unterschiedlich »weit« kommen kann. Sie kamen nach Betsaida. Da brachte man einen Blinden zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm den Blinden bei der Hand, führte ihn zum Dorf hinaus, bestrich seine Augen mit Speichel, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: Siehst du etwas? Der Mann blickte auf und sagte: Ich sehe Menschen; denn ich sehe etwas, das wie Bäume aussieht und umhergeht. Da legte er ihm nochmals die Hände auf die Augen; nun sah der Mann deutlich. Er war geheilt und konnte alles ganz genau sehen. Sehen lernen (Mk 8, 22–25) Das Berühren der blinden Stellen hat heilende Wirkung. Aber das Berühren geschieht nicht einfach »so«, in aller Öffentlichkeit, es setzt Intimität voraus. Jesus nimmt den Blinden an der Hand und führt ihn hinaus, weg von den Menschen. Er und der Blinde sind allein, gleichsam unter vier Augen. Das Händeauflegen ist eine uralte Geste der Kraftübertragung. Es ist die Berührung, die Gott selbst durch die Hände von Menschen vornimmt – ohne Worte. Und der Mann spürte eine Kraft, die ihn endlich aufblicken lässt. »Siehst du etwas?«, fragt Jesus den Blinden. Anscheinend kann man nicht so einfach von heute auf morgen sehen. Es geht langsam voran, nicht mit Gewalt. Es ist eine behutsame Annäherung. Die Umrisse werden langsam sichtbar. Aber dann ist alles deutlich. Er konnte alles ganz genau sehen. Er weiß nun wirklich, was los ist. Seine Augen sind geöffnet, sein Herz ist aufgegangen. Fragen zum Nachdenken Welche Berührungspunkte mit anderen Menschen habe ich? Wer oder was führt mich in meinem Leben? Was sehe ich in der Welt um mich herum noch undeutlich und »verschwommen«? Gebet Herr, Gott, du gönnst uns das Licht unserer Augen, du hast unsere Geburt gewollt, nicht für das Dunkel hast du uns gemacht, nicht für den Tod, sondern um zu leben auf dich hin mit ganzem Herzen. Sei daher auch barmherzig und nimm uns bei der Hand, führ uns zum Guten, zum Leben heute und in Ewigkeit. (H. Oosterhuis, Ganz nahe ist dein Wort, Herder, S. 97) titelthema Seite 8 Klimapolitik bleibt wichtig Sorgen macht dem Ordenspriester, dass sich das Interesse am Klimaschutz in Berlin und in anderen Hauptstädten merklich abgekühlt hat. »Viele Menschen haben sich von der CO2-Debatte abgewendet, deshalb entsteht für die Politiker auch kein großer Handlungsdruck.« Länder wie Russland, Kanada und Japan weigern sich, neue Verpflichtungen einzugehen, solange China – der weltgrößte Verursacher von Treibhausgasen – und andere Schwellenländer nicht mit von der Partie sind. Und vor allem in den USA werden der Klimawandel und die Folgen geleugnet. Ob Demokraten oder Republikaner, jede der Parteien versichert fortwährend, dass sie als Vetomacht gegen einen zu ambitionierten Klimaschutz auftreten wird. Bis heute wird die US-Klimadebatte bestimmt durch eine koordinierte und mit dem Geld der großen Rohstoffkonzerne finanzierte, langfristig angelegte Kampagne. Auch die kürzlich aufgedeckte Tatsache, dass die US-Klimaskeptiker aus der gleichen Gruppe stammen, die in den 1960er Jahren im Auftrag der Tabakindustrie die Gefahren des Rauchen verharmloste, ändert daran nichts. Ölmilliardäre – wie George und David Koch – und millionenschwere Stiftungen wie die Scaife Foundation kaufen sich pseudowissenschaftliche Studien und bezahlen Lobbyisten, die die öffentliche Meinung beeinflussen. Jede Regulierung der Wirtschaft wird in den USA als Schritt zum Kommunismus verunglimpft. »Wer heute noch die Risiken des Klimawandels verharmlost«, sagt Pater Martin, »tut dies aus mangelndem wissenschaftlichen Verständnis oder aus sehr kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen. Die Leugner des Klimawandels verweisen gerne auf einen längst eingeräumten Rechenfehler in den UN-Berichten, doch alle renommierten Klimaforscher stellen Martin Königstein SSCC »Askese« ist zeitgemäß Pater Martin, im Juni dieses Jahres wird sich in Rio de Janeiro die Weltgemeinschaft in der UN-Konferenz und vielen ergänzenden Veranstaltungen von Nichtregierungsorganisationen treffen. Wo sehen Sie Lösungswege für die Umwelt- und Entwicklungsprobleme auf unserem Planeten? Wir müssen aufhören, bei der Suche nach Lösungen nur auf die Anliegen der Mächtigen zu schauen. Als Ordensgemeinschaften fällt uns das heute vielleicht leichter als in früheren Zeiten. Wir sind überaltert, und wir haben immer weniger Mitbrüder in Arbeitsverträgen. Das heißt weder Macht noch Einfluss noch Reichtum sind heute unsere Themen. Genau darin kann eine Chance liegen! Das hat nichts damit zu tun, sich eine aussichtslose Situation schönzureden. Nachfolge Jesu heißt aufzuhören, auf die Mächtigen und die Reichen zu hören, sondern die Aufmerksamkeit jenen zuzuwenden, die unten sind, die am Rande leben. Das etwas aus der Mode gekommene Wort von der Askese hat da seinen Sinn. Askese bedeutet aufmerksam sein, die Sache zu durchschauen, zu fragen, was steckt dahinter, um dann folgerichtig zu handeln. Das folgerichtige Handeln kann dann Verzicht sein, es kann aber auch sein, dass ich andere Lösungen suche, neue Wege gehe. Askese ist Einübung von besseren Denk- und Verhaltensformen. Es setzt die Bereitschaft voraus, das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen. Welche Beiträge könnten Ordensgemeinschaften wie die Ihre leisten? Bevor wir für andere Ratschläge haben, sollten wir bei uns selbst anfangen. Es geht nicht primär darum, was wir machen, sondern darum, was wir alternativ in dieser Gesellschaft sein könnten. Dazu müssen wir uns darauf besinnen, wie wir leben. Dann werden wir als Gemeinschaften merken, dass wir die gleichen Probleme haben, im Einklang mit unseren Vorstellungen von Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung zu leben, wie alle anderen Zeitgenossen auch. Wir müssen diese Probleme benennen, sie aushalten. Es geht darum, aufmerksam zu werden für die Fallen, in die wir immer wieder gerne reintappen. Deshalb muss man offen und ehrlich prüfen, was mit einem selbst los ist und Alternativen im eigenen Leben suchen. Wir müssen erkennen, dass das, was wir suchen, auf dem Weg des Konsums, der Ausbeutung, des sich Durchsetzens, der Überlegenheit überhaupt nicht erreichbar ist. Außerdem muss sich jeder von uns eingestehen, dass er oder sie nicht alleine alles kann. Das muss ja auch keiner! Aber neben dem Vertrauen auf Gottes Unterstützung kann ich mich zusätzlich mit anderen vernetzen, mir Verbündete suchen. Der Prophet Elia wurde aufgefordert, die 7.000 zu suchen, die nicht die Knie vor Baal, dem Goldenen Kalb, gebeugt hatten. Dabei hatte er gedacht, er sei der Einzige, der übrig geblieben ist. Manchmal kommen wir uns so vor, als seien wir die einzigen Überlebenden, aber dem ist nicht so. Es gibt viele, die noch was anderes wollen. Wir können nach den 7.000 Ausschau halten! ■ 2/2012 apostel 13 auf der suche nach dem guten leben Angesichts von Armut und Elend in vielen Teilen der Welt rief Papst Benedikt XVI. am 4. Mai 2012 zu einer »neuen Mobilisierung« auf. In einer durch die Medien immer enger zusammenwachsenden Welt erscheine es immer dringender, den Menschen auch in anderen Erdteilen »in Freud und Leid näher zu sein«. »Die Wanderung in die Städte, die bewaffneten Konflikte, Hungersnöte und Krankheiten betreffen viele Völker; sie sorgen außerdem für ein Anwachsen der Armut, die heutzutage neue Formen annimmt. Die Weltwirtschaftskrise macht immer mehr Familien das Leben schwer, viele Menschen vereinsamen, und wenn das Elend mit großem Reichtum Tür an Tür wohnt, dann entsteht ein Gefühl von Ungerechtigkeit, das zu Revolten führen kann. Die Staaten sollten darum dafür sorgen, dass die Ungleichheiten nicht noch wachsen und dass jeder ein würdiges Leben führen kann.« Lobend erwähnte der Papst Initiativen wie beispielsweise den Mikrokredit in Entwicklungs- und Schwellenländern. Er helfe dabei, Chancengleichheit zu schaffen und ökonomischen Gewinn wie soziales Engagement zu vereinen. Gleichzeitig mahnte er, es sei Pflicht eines jeden Staates, seine kulturellen und religiösen Wurzeln zu schützen. »Die Entwicklung, um die jede Nation sich bemüht, muss jede Person in ihrer Ganzheit betreffen und nicht nur das Wirtschaftswachstum!« ■ foto: don bayley Entwicklung für alle, nicht nur Wirtschaftswachstum Initiativen, die unser Leben verbessern und gleichzeitig ökologisch sinnvoll sind, gibt es viele. Zum Beispiel selbst organisierte Lebensmittelgeschäfte der Bevölkerung in ländlichen Gebieten, Tauschbörsen, Regionalwährungen wie den Chiemgauer und vieles mehr. Manchmal fehlt nur der Mut zum ersten Schritt. mittlerweile heraus, dass sie neuen Erkenntnissen zufolge das Tempo und die Wucht der Veränderungen eher unter- als überschätzt haben.« Der Tanz ums Goldene Kalb Für den Ordensmann ist deutlich, dass wir vor allem hier in den hoch entwickelten Industrieländern des Nordens bescheidener leben müssen. »Das heißt aber nicht, dass wir auf Wohlleben verzichten müssen, aber 14 wir müssen sicher unsere Maßstäbe ändern. Das wird schon beim Blick auf den ökologischen Fußabdruck der Europäer und der Nordamerikaner im Vergleich mit anderen Weltbewohnern deutlich. Der Mensch in Europa benötigt 4,5 Hektar pro Person und Jahr, der US-Amerikaner fast 10 Hektar. Zur Verfügung stehen jedoch, wenn man nicht auf Kosten künftiger Generationen lebt, nur 1,8 Hektar. Ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist, mehr Glück, mehr Wohlleben zu erreichen, aber nicht immer mehr Wachstum, mehr Konsum und mehr Wohlstand nach heutigen Kriterien.« Wenn er derzeit in den Talksendungen des Fernsehens Politiker und Wirtschaftsfachleute von den Preisungen des Wirtschaftswachstums als Heilsweg predigen hört, spürt er Wut. »Das hat etwas vom Tanz um das Goldene Kalb. Das Goldene Kalb steht heute vor der Börse und ist ein Bulle und ein Bär. Die damit verbundene Stärke – die Macht – beten wir an. Es ist, als würden wir einem Götzen huldigen und die Zukunft nachfolgender Generationen opfern. Weiterwirtschaften wie bisher und alles nur etwas grün anstreichen und ein ›Nachhaltigkeitslabel‹ draufkleben, wird nicht genügen. Es ist seltsam, dass sich scheinbar alle Parteipolitiker einig sind, dass Wirtschaftswachstum nötig ist und allenfalls die Frage gestellt wird, ob man weitere Schulden dafür macht oder wen man mit welchen Steuern belastet. Wenn wir ehrlich sind, wissen wir doch längst, dass wir unseren Lebensstil und unsere Konsummuster ändern müssen. Jedem von uns ist doch klar, dass zum Beispiel ein ökologisch und sozialpolitisch vernünftig hergestelltes Paar Lederschuhe nicht 19 Euro kosten kann.« An dieser Stelle können ihm vermutlich sowohl die Apostelleserin Elisabeth B. wie auch ihre Kinder und Enkel zustimmen. Es bleibt die Frage, was der Einzelne ändern kann. Quelle: Radio Vatican, 04/05/2012 »Das Wichtigste ist,« so Pater Martin, «die eigene Verantwortung wahrzunehmen, nicht auf die erste Schritte anderer zu warten. Wir können einen theologischen impuls des chilenischen provinzials, literaturhinweise und tipps zum titelthema: www.apostel.sscc.de 14 apostel 2/2012 titelthema nicht auf die Regierungen hoffen. Sicher können wir nicht mit dem Einkaufskorb die Welt verändern, aber wir können einen Beitrag dazu leisten.« Vielleicht sind die Lehren der Kriegsgeneration doch nicht ganz falsch, überlegen auch die Nachkommen der alten Dame aus Wiesbaden. »Vielleicht müssten wir wirklich ein wenig so wirtschaften wie sie. Wir haben nicht die Erfahrung von Hunger und Mangel, aber wir sehen, dass uns der Überfluss nicht glücklich macht und letzthin unsere Art zu wirtschaften das Überleben auf diesem kleinen blauen Planeten gefährdet. Es geht nicht darum, das Ideal einer neuen Bescheidenheit auszurufen, es geht darum, uns künftig zu fragen, ob das, was wir kaufen wollen, mit unserer Vorstellung von gutem Leben vereinbar ist. Es kann kein Argument sein, dass die unter menschenunwürdigen Bedingungen produzierten Waren billiger sind oder dass sie ja nun schon bei uns in den Geschäften liegen und die Umweltschäden – zum Beispiel in China – schon entstanden sind. Nur wenn wir Verbraucher uns anders entscheiden, werden wirtschaftliche Anreize für andere, nachhaltige Geschäftsmodelle schaffen.« Ähnlich argumentiert auch Pater Martin im Hinblick auf Geldanlagen: »Wir können uns informieren, wir können dafür sorgen, dass unser Geld in ethisch und ökologisch vernünftiger Weise angelegt wird, dafür brauchen wir keine Experten zu sein. Und übrigens: Die ethisch orientierten Geldanlagen haben die Finanzkrise wesentlich besser überstanden als die konventionellen. Natürlich gibt es keine perfekten Lösungen in einer nicht perfekten Welt, aber wir können ja mal anfangen das zu tun, von dem wir wissen, dass es richtig ist.« Im Jahr 2010 wurde auf Initiative des Deutschen Katholischen Missionsrats ein Aufruf für eine prophetische Kirche formuliert, den rasch viele kirchliche Gruppierungen und Einzelpersonen, aber auch prominente Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Politik unterzeichneten und sich damit auch persönlich verpflichteten. Über Ansatz und Zielsetzung befragten wir Winfried Montz, einen der Koordinatoren dieser Initiative. foto: sonja toepfer Sei der Wandel in der Welt, den du selbst sehen willst Kirchenbank zwischen Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse: diese Aktion der Initiative fordert auf, zu ent­ scheiden, wo die eigene Kirchenbank stehen soll … Herr Montz, »Ein Leben in Fülle für alle« lautet die zentrale Botschaft der Initiative »Prophetische Kirche«. Sie fordern eine grundlegende Änderung unserer westlichen Lebens- und Wirtschaftsweise. Warum sind es gerade so viele Ordensleute und Ordensgemeinschaften in Deutschland, die diese Aktion 2010 gestartet haben? Eine Nachlese zu Rio 1992 muss denn auch hervorheben, dass doch vieles von dem, was dort angestoßen wurde, sich langfristig vielleicht als ein Baustein für eine gute Zukunft für alle Erdbewohner darstellen könnte. »Manches ist vielleicht vor Ort in der Umsetzung ins Stocken gekommen oder gescheitert, aber es sind auch viele gute Initiativen gestartet, daran kann man heute anknüpfen«, meint Pater Martin. »Aus vielen kleinen lokalen Aufbrüchen entsteht eine Veränderung. Wie das Ganze mal aussehen wird, können wir heute noch nicht wissen, aber das sich was ändern muss, das wissen wir! Wir sollten uns nicht ständig selbst entmutigen, sondern uns vielmehr an Gandhis Worten orientieren: Sei der Wandel in der Welt, den du selbst sehen willst.« ■ Orden sind international tätig. Sie kennen die immer dringender werdenden Rufe von Mitschwestern und Mitbrüdern im Süden, dass sich die Lebensweise in den reichen Ländern verändern muss. Die Auswirkungen des Klimawandels werden zum existenziellen Thema bei der Ernährung und Wasserverfügbarkeit. Rohstoffreiches Land wird von ausländischen Konzernen aufgekauft, die Gewinne fließen außer Landes, und soziale Konflikte verschärfen sich. Aber auch bei uns sind Ordensleute an den Rändern der Gesellschaft tätig und begegnen Menschen, die unter die Räder gekommen sind. Für viele Ordensleute verknüpft sich der Aufruf eng mit ihrem Charisma. Die Perspektive Jesu, die Armen und Ausgegrenzten zum Ausgangspunkt christlichen Handelns zu machen, findet sich hierin wieder. kerstin meinhardt Fortsetzung Seite 16 15 foto: sonja toepfer Was ist für Sie das wichtigste Anliegen, das wichtigste Ziel dieser Initiative, und wie soll es erreicht werden? Der Aufruf sucht das Gespräch mit anderen Akteuren in der Ökumene und der Gesellschaft. Angesichts des krassen Widerspruchs zwischen der verheißenen Botschaft eines Lebens in Fülle für alle und der Realität in der Welt heute ist es entscheidend, dass wir tatsächlich umkehren. Gedanken wie »Ich kann ja doch nichts ändern« oder »Das soll andernorts geschehen« führen zu Untätigkeit. Die Zusammenhänge neu sehen und darin den eigenen Anknüpfungspunkt zur Mitwirkung erkennen, ist entscheidend. Das »dreifache Ich« des Aufrufs ist ein christliches Zeugnis. Wer sich dem Aufruf anschließt, bekennt, verpflichtet sich selbst und tritt ein für eine Veränderung des eigenen Lebens, in der Kirche und darüber hinaus in der Gesellschaft. Das gilt für Einzelpersonen und in besonderer Weise für Personen, die in Einrichtungen, Orden, Kirche und Politik Verantwortung tragen. »Kehrt um« lautet die Aufforderung, zu der sich die Unterzeichnenden selber verpflichten. Was bedeutet dies konkret für Sie? Wie soll es gelingen, dieser Initiative über den engen Kirchenkreis hinaus in unserer Gesellschaft Gehör zu verschaffen? Geht es um mehr, als den einzelnen Christen aufzu­ fordern, das eigene Leben etwas ökologischer zu gestalten? Der Aufruf ist keine politische Kampagne, aber er hat das Ziel, die Gesellschaft zu verändern. Die Einsicht, dass Geist, Logik und Praxis des vorherrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystems Menschheit und Schöpfung unweigerlich ins Verderben führen werden, ruft nach Schritten der Umkehr. Hier ist die Bürgergesellschaft mit all ihren Vereinigungen und Vernetzungen gefragt. Ich versuche, die Themen immer wieder ins Gespräch zu bringen, und freue mich, dass das Thema vielerorts aufgegriffen wird. Aber auch praktische Schritte sind mir wichtig: Ich setze mich für eine noch breitere Nutzung fair gehandelter Produkte ein, insbesondere in kirchlichen Einrichtungen. Und mein Ziel ist es, dass kirchliche Wallfahrten, erforderliche Flugreisen und Großveranstaltungen ihren jeweiligen CO2-Verbrauch klimafreundlich kompensieren. Hierzu hat sich 2011 eine kirchliche Gesellschaft (www.klima. kollekte.de) gegründet. Mir ist es wichtig, dass sich christlicher Glaube im Alltag beweist und nicht in Sonntagspredigt und Alltagspraxis unterscheidet. Wenn Menschen für die Ziele der Initiative »Prophetische Kirche« aktiv werden wollen und dazu Mitwirkende in ihrem Umfeld suchen, wie können sie Menschen und Gruppierungen finden, denen sie sich anschließen oder mit denen sie sich zusammenschließen können? Ein Weg ist, den Aufruftext mit sewinen Aussagen, Hoffnungen und Diskussionsfragen zu nehmen und damit Menschen in Gemeindegruppen, in Gremien, in der Nachbarschaft anzusprechen. Hilfreich ist, dass viele Verbände und einige Diözesanräte den Aufruf unterzeichnet haben. Hier kann man nachfragen. Wer der Aufruf unterzeichnet, erscheint auf unserer Webseite mit Ortsangabe. Vielleicht finden sich darunter auch Personen aus der Heimatregion. ■ Winfried Montz ist Leiter der Abteilung Weltkirche im Bistum fragen: thomas meinhardt Limburg. Im Deutschen Katholischen Missionsrat (DKMR) koordiniert er als gewähltes Vorstandsmitglied den Aufruf für eine prophetische Kirche »Leben in Fülle für alle!« Nähere Informationen und den Text des Aufrufs: www.leben-in-fuelle-fuer-alle.de 16 apostel 2/2012 symbole der kirche – kurz erklärt eute ist es leicht, ein Herz auf einen Baumstamm zu setzen; eine Spraydose genügt. Früher, mit dem Taschenmesser, brauchte es einige Zeit und Geschick, um das Liebeszeichen zu platzieren, das dann mit dem Baum wuchs und kräftige Umrisse annahm. Einige Herzen hatten auch die Anfangsbuchstaben der Beteiligten und nur wenige einen Pfeil, der schräg darin steckte. Wer heute im Internet den Begriff »Herz mit Pfeil« eingibt, findet allerlei Erklärungen: vom griechischen und römischen Liebesgott bis zu den Mystikern, etwa Teresa von Avila, »deren Herz von einem brennenden Pfeil Gottes in Liebe verwundet wird«, und gleich danach das Eingeständnis: »Bei mir hat er es leider noch nicht getroffen.« Und ganz prosaisch: »Ich denke, der Pfeil ist dazu da, um zu zeigen, dass man sich verschossen hat.« Schon immer ist das Kreuz in der Liturgie der Baum des Lebens. Herz Jesu – das ist ein Bild für Gottes Liebe zu uns. Er zeigt uns sein Innerstes – Liebe und Barmherzigkeit. Er hat uns in seinem Herzen gespeichert. Wir bleiben eingeschrieben und wachsen wie die Inschrift am Baum. »Durch seine Wunden sind wir geheilt.« Der Pfeil ist auch Medizin. Erst durch den Pfeil, das Leiden, wird uns der Eingang in das Innerste geöffnet. Das ist vermutlich auch der Grund, warum das Herz Jesu immer wieder die Menschen anzieht: Wir kön- Herz Jesu – Der Baum und das Kreuz nen Gott in die Karten schauen und entdecken, dass er nicht gewalttätig ist, sondern von Herzen demütig, zum Helfen bereit. So wie ein guter Mensch sein sollte. Ein Freund. »Der Sohn Gottes hat sich in seiner Menschwerdung gewissermaßen mit jedem Menschen vereinigt: mit menschlichem Geist gedacht, mit einem menschlichen Willen hat er gehandelt, mit einem menschlichen Herzen geliebt«, heißt es im wichtigsten Dokument des letzten Konzils: »Die Kirche in der Welt von heute«, 1965. Nichts Menschliches ist der Verehrung des Herzens Jesu ferngeblieben. Auch in die Politik ist sie gekommen, so etwa bei der berühmtesten Herz-Jesu-Kirche der Welt, Sacré-Coeur in Paris, die als Ort der Sühne für die Schandtaten von Kriegen und Aufständen erbaut wurde. Schon der Prophet Elija hatte am Berg Horeb erfahren, dass der Herr nicht im Sturm war, nicht im Erdbeben und nicht im Feuer, sondern im sanften, leisen Säuseln (1 Kön 19). Die wirklichen Begegnungen werden denen geschenkt, die im Schweigen sein Herz suchen: Johannes beim letzten Abendmahl, Thomas und Magdalena nach der Auferstehung. So ist es bis heute. Die »stillen« Herz-Jesu-Bilder sprechen eindringlicher zu uns als die »lauten«, die mit vielen Farben und Ausrufezeichen daherkommen. Die meisten unserer heimischen Wallfahrtsorte zeigen uns als Gnadenbild die Pietà und sind geheime Herz-Jesu-Predigten. Maria mit dem toten Sohn auf dem Schoß zeigt uns die Wunde, durch die hindurch wir zu seinem Herzen gelangen und seine Botschaft verstehen: »Dein Herz für mich durchstochen ist.« Die Liebe hinterlässt immer deutliche Spuren, meistens auch Wunden. Jeder Baum mit einem eingeschnitzten Herzen kann zum Hinweis werden auf den »Baum des Lebens«, das Kreuz – und seine Botschaft. ■ friedhelm geller sscc 2/2012 apostel 17 nachrichten Das Provinzkapitel der Arnsteiner Patres Hoffnungszeichen für eine älter werdende Gesellschaft Vom 9. bis 12. April fand in Lahnstein das Provinzkapitel der Arnsteiner Patres statt. Die alle drei Jahre stattfindenden Kapitel sind das oberste beschlussfassende Gremium der Ordensprovinz: Das Kapitel wählt den Provinzial und seinen Rat, erlässt oder ändert Statuten und plant die Aktivitäten für die kommende Zeit. Stimmberechtigt waren 13 Brüder, drei weitere waren ernannte Delegaten mit Rede-, aber ohne Stimmrecht. Das Kapitel wählte Pater Heinz Josef Catrein zum zweiten Mal zum Provinzial, neu in den Rat gewählt wurden Pater Martin Königstein und Pater Heinz Klapsing. Pater Peter Egenolf und Pater Ernst Schmitt wurden wiedergewählt. Das Kapitel diskutierte die Probleme einer älter werdenden Ordensgemeinschaft. Es ist eine schmerzvolle Erfahrung, älter zu werden. Aber das Älterwerden kann auch als Anruf Gottes verstanden werden, in dieser Lebensphase auf das zu hören, was er uns sagen will. Wir suchen nach Wegen, wie wir unter Bedingungen des Alters weiterhin pastoral arbeiten können. Wir wollen Kommunitäten, in denen die Mitbrüder ihren Glauben teilen und respektvoll miteinander umgehen, und wir wollen in einer insgesamt älter werdenden Gesellschaft ein Zeugnis der Hoffnung geben. Die sinkende Zahl der Brüder zwingt uns, unsere Kräfte und Aktivitäten weiter zu konzentrieren. Deshalb wurde beschlossen, sich in den nächsten Jahren vom Haus Damian in Lahnstein zu trennen. Die Provinzgemeinschaft würde es gerne sehen, wenn Mitbrüder aus außereuropäischen Provinzen zu uns kämen, um hier in Deutschland mit uns zu arbeiten und zusammenzuleben. Dies wäre ein Schritt hin zum Voneinanderlernen, gleichzeitig hätten die finanzschwachen Provinzen in Afrika und Asien auf diese Weise eine Möglichkeit, sich Einkünfte zu erwirtschaften. So wurde beschlossen, auf dem Generalkapitel im September dieses Jahres eine solche Einladung an die asiatischen und die afrikanische Provinz zu senden. ■ 18 apostel 2/2012 Lichtinstallation und Kerzenlabyrinth in der Citykirche Die von der Koblenzer SSCC-Gemeinschaft betreute Citykirche am Jesuitenplatz in der Innenstadt gehörte auch in diesem Jahr zu den 17 Kirchen, die an der »Koblenzer Nacht der offenen Kirchen« vom 23. auf den 24. März teilgenommen haben. Über 2.000 Besucherinnen und Besucher lockte das bunte Programm in Koblenz zu nächtlichen Kirchenbesuchen. In der Citykirche wurde von 20.00 bis 24.00 Uhr das Labyrinth von Chartres durch Kerzen im Innenraum der Kirche als begehbares Labyrinth angelegt. Das Labyrinth ist ein uraltes Symbol für den Lebensweg der Menschen, der trotz aller Wendungen immer zur Mitte führt. Stündlich wurde die meditative Stille im Kirchenraum durch kurze Texte und Klangcollagen mit unterschiedlichen Instrumenten unterbrochen. ■ nachrichten Ein neuer Anfang in Peru Pater Hermann Wendling aus Sabershausen im Hunsrück, der Mitglied der peruanischen SSCC-Provinz ist, begann am 1. März 2012 gemeinsam mit einigen Mitbrüdern eine neue Tätigkeit in der Pfarrseelsorge im Gebiet von Huaripampa in Peru. Hierzu schrieb uns Pater Hermann am 30. April: »Huaripampa gehört zur Region Junín im Zentrum Perus. Ihre Hauptstadt ist Huancayo, Sitz des Erzbistums, zu dem wir gehören. Der Erzbischof, Pedro Barreto Jimeno, ist Jesuit und bekannt für seinen Einsatz für einen ökologisch verantwortbaren Bergbau, vor allem in La Oroya, einem weltweit wegen der gesundheitsgefährdenden Umweltverschmutzung bekannten Ort. Huaripampa ist 250 Kilometer von der peruanischen Hauptstadt Lima entfernt und liegt auf 3.300 Metern Höhe. Die Bevölkerung lebt von Ackerbau (Mais, Kartoffeln, Getreide, Artischocken) und Viehzucht (Rinder, Schafe, Meerschweinchen). Viele junge Leute wandern auf der Suche nach Arbeit in die größeren Städte ab, vor allem nach Lima. Die Leitung unserer peruanischen Provinz hat im Jahr 2011 nach Befragungen der Mitbrüder entschieden, die Mission in der Prälatur Ayaviri in den Südanden aufzugeben [wo auch Pater Hermann viele Jahre tätig war, Anm. d. Red.] und dafür ein neues Seelsorgegebiet in den Anden anzunehmen. Unsere neue Präsenz sollte vor allem einen besseren Kontakt zum Rest der Mitbrüder in Lima und ein gutes Einvernehmen mit dem Ortsbischof sicherstellen. Aus diesen Gründen fiel die Wahl auf Huaripampa. Die Kommunität besteht aus fünf Mitbrüdern. Zwei sind Priester, einer hat gerade seine theologischen Studien abgeschlossen, zwei sind Theologiestudenten im Pastoraljahr. Palmsonntagsprozession in Muquiyauyo Gemeinsam arbeiten wir in drei Pfarreien mit zehn Zivilgemeinden und insgesamt etwa 20.000 Einwohnern. Die Pfarrei Huaripampa steht unter unserer Leitung, während die Pfarreien Llocllapampa und Sincos von Schwesternkommunitäten geleitet werden, mit denen wir eng zusammenarbeiten in der Liturgie, Katechese, Jugendarbeit und Erwachsenenbildung. Das Erzbistum ist in fünf Vikarien eingeteilt, wir gehören zur vierten, Jauja. Innerhalb der Vikarie hat jeder Mitbruder eine Aufgabe übernommen: Katechese, soziale Pastoral, Jugendarbeit etc. Derzeit sind wir noch dabei, unser Seelsorgegebiet kennenzulernen und gemeinsam Richtlinien für unsere pastorale Arbeit auszuarbeiten.« ■ hermann wendling sscc Fotos und nähere Eindrücke aus den peruanischen Anden und dem Leben in der neuen Pfarrei finden sich unter www.arnsteiner-patres.de Impressum Apostel (ISSN 1611-0765) Herausgeber: Provinzialat der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (Arnsteiner Patres e. V.), Johannesstraße 36 A, 56112 Lahnstein, Tel.: 0 26 21  62 99 15, Fax: 0 26 21  62 99 20, E-Mail: provinzialat@sscc.de, Internet: www.arnsteiner-patres.de SSCC ist die Abkürzung für die Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen, in Deutschland als Arnsteiner Patres und auch als Picpus (nach der Straße des Mutterhauses in Paris) bekannt. Redaktion: Heinz Josef Catrein SSCC (verantwortlich) • Martin Königstein SSCC, Kerstin Meinhardt • Thomas Meinhardt • Ludger Widmaier SSCC Weitere Mitarbeitende dieser Ausgabe: Friedhelm Geller SSCC, Werne • Gerd Nieten SSCC, Koblenz • Hermann Wendling SSCC, Verlag: Meinhardt, Magdeburgstraße 11, 65510 Idstein, Tel.: 0 61 26  9 53 63-0, Fax: 0 61 26  9 53 63-11, E-Mail: info@meinhardt.info, Internet: www.meinhardt.info Erscheinungsort: Lahnstein Auflage: 5.600 Exemplare, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Titel: Nick White/ istock Fotos: S. 3: airportrait / istock • S. 4: Franky De Meyer / istock • S. 5: Twinkie Artcat – Fotolia.com • S. 6–8 und 13–16: auf den Seiten • S. 10: Lisa Thornberg  / istock • S. 11: Andrew Mark / istock • S. 12: ooyoo / istock • S. 17: Carola Vahldiek – Fotolia.com • Alle weiteren Bilder stammen aus dem Archiv der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen und der Firma Meinhardt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung von Herausgeber und Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos kann keine Haftung übernommen werden. Ihnen hat die Zeitschrift »Apostel« gefallen? Ihnen hat die Zeitschrift »Apostel« gefallen? Die Quartalszeitschrift wird kostenlos ab­­gegeben. Falls Sie den Apostel zugesandt bekommen möchten, melden Sie sich bitte bei: Provinzialat der Arnsteiner Patres e. V. Johannesstraße 36 A 56112 Lahnstein Spenden … … mit denen Sie unsere Arbeit in Deutschland und weltweit fördern, sind uns willkommen. Sie können mit einem Förderbeitrag die Herausgabe der Zeitschrift unterstützen: Bitte überweisen Sie unter Angabe des Verwendungs­ zweckes »Apostel« auf das Konto Arnsteiner Patres e. V.: Kontonummer 656 120 010 bei der Nassauischen Sparkasse Lahnstein (BLZ 510 500 15) 2/2012 apostel 19 Vorbilder und Heilige … Frauen und Männer, die überzeugt sind von dem, was sie tun; die das ausstrahlen, was sie sagen; die verkörpern, wovon sie reden, und somit glaubwürdig sind. Menschen, die getragen sind von der Hoffnung und die Zeugnis geben vom Glauben, der sie trägt, und von Gott, der zu uns steht – das sind für mich Vorbilder oder auch Heilige, an denen ich mich orientiere. Pater Alfred Bell SSCC, Rom Einer von 800 Brüdern der weltweiten Familie SSCC Unsere Niederlassungen in Deutschland Arnsteiner Patres Bohlweg 46 ■ 48147 Münster Tel.: 02 51 48 25 33 ■ Fax: 02 51 4 82 53 59 E-Mail: Muenster@sscc.de Arnsteiner Patres Horststraße 35 ■ 56651 Niederzissen Tel.: 0 26 36 61 66 ■ Fax: 0 26 36 60 60 E-Mail: kirchengemeinde-niederzissen@t-online.de Arnsteiner Patres Jesuitenplatz 4 ■ 56068 Koblenz Tel.: 02 61 9 12 63-0 ■ Fax: 02 61 9 12 63-14 E-Mail: Koblenz@sscc.de Arnsteiner Patres Kardinal-von-Galen-Straße 3 ■ 59368 Werne Tel.: 0 23 89 97 00 ■ Fax: 0 23 89 97 01 11 E-Mail: Werne@sscc.de Arnsteiner Patres, Provinzialat Johannesstraße 36 A ■ 56112 Lahnstein Tel.: 0 26 21 9 68 80 ■ Fax: 0 26 21 96 88 30 E-Mail: Provinzialat@sscc.de Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Immenstädter Straße 50 ■ 87435 Kempten Tel.: 08 31 5 12 36 80 ■ Fax: 08 31 51 23 68 19 Kloster Arnstein 56379 Obernhof/Lahn Tel.: 0 26 04 9 70 40 ■ Fax: 0 26 04 16 06 E-Mail: KlosterArnstein@sscc.de Niederlassung der Deutschen Provinz in Belgien: Pères des Sacrés Coeurs Rue de Marchienne, 12 ■ B-6000 Charleroi Tel.: 00 32 71 32 39 97 ■ Fax: 00 32 71 32 81 78 www.arnsteiner-patres.de