60800 Apostel Zeitschrift der Arnsteiner Patres Ausgabe 3/2015 Wer sorgt für unser gemeinsames Haus? Die Umweltenzyklika von Papst Franziskus Weitere Themen Vom Wegsehen, Wegwerfen und Wiederentdecken Geistlicher Wegbegleiter für Oktober, November und Dezember Früh- und Spätschichten in Münster Inhalt Elternseiten 4 Laudato si’ – Wer sorgt für unser gemeinsames Haus 6 Geistlicher Wegbegleiter 9 Theologischer Beitrag 19 Nachrichten 21 Der »Apostel« erscheint vierteljährlich und wird von unserer Ordens­gemeinschaft seit 1895 erstellt. Interessierte können ihn im Pro­vinzialat bestellen und erhalten ihn ohne Rechnungsstellung zuge­sandt. Wir freuen uns über Spenden, die uns helfen, diese Form der Ver­kün­ digung fort­zu­setzen. Eine Spende ist aber keine Vor­aus­set­zung für den Bezug. g/Zahlschein SEPA-Überweisun BIC n in Für Überweisunge in andere Deutschland, ten und EU-/EWR-Staa in Euro. in die Schweiz immer 22 Stellen) 1 0 , bei Überweisunge 6 1 2 0 0 IBAN (des Kreditinstituts 1 5 0 6 5 1 0 5 0 0 D E 8 6 5 n in Deutschland e.V., Kardinal-von9368 Werne 0010 00 1506 5612 E55 rkasse Lahnstein , 8 oder 11 Stellen) BIC (des Kreditinstituts E 5 5 N A S S D IBAN mit dem nitt kann zusammen EUR als zu 200,– ei Spenden bis das Finanzamt cheinigung für über 200,– EUR werden. Für Spenden Spendenquittung. eigene wir Ihnen eine ) (Kontoinhaber Prüfziffer BLZ Kontonummer (ggf. links mit Nullen auffüllen) Bankverbindung: Arnsteiner Patres e. V., Nassauische Sparkasse Lahnstein, Stichwort: »Spende Apostel«, IBAN: DE 8651 0500 1506 5612 0010, SWIFT-BIC: NASSDE55 Bei Spenden bis zu 200 Euro genügt dem Finanzamt der Konto­auszug als Beleg. Wir senden bei Bedarf oder bei höheren Beträgen aber auch gerne Spenden­ bescheinigungen zu. Nach den Frühschichten sind alle zum gemeinsamen Frühstück und nach den Spätschichten zum gemeinsamen Zusammensein mit der Kommunität eingeladen. Ort: Arnsteiner Patres, Bohlweg 46, 48147 Münster, Telefon: 02 51 48 25 33 Die nächsten Frühschichten finden jeweils freitags um 6.45 Uhr am 6. November und am 4. Dezember 2015, die nächsten ­Spätschichten jeweils mittwochs um 19.30 Uhr am 14. Oktober und 11. November 2015 statt. Oasentage in Kloster Arnstein Herzliche Einladung zu dem Oasentag »Petrus – Anspruch und ­Widerspruch« am Samstag, 7. November 2015 Referent: Bernhard Hamacher Weiterer Oasentag: 5. Dezember 2015 (»Schuld und Verzeihung«, Referierende: Pater Peter Harr, Sieglinde Müssig-Jarnicki) Die Oasentage finden jeweils samstags von 9.30 bis 16.30 Uhr in Kloster Arnstein statt. Anmeldungen bitte bis 10 Tage vor der jeweiligen Veranstaltung an: Kloster Arnstein, 56379 Obernhof / Lahn, Telefon: 0 26 04 97 04-0, E-Mail: kloster.arnstein@sscc.de Kloster Arnstein: Kulturveranstaltungen Dienstag, 27. Oktober 2015, 20 Uhr, Pilgersaal: 158. Obernhofer Vollmondnacht »Androkles und der Löwe«, Musik: Ranunculus, Texte: David Langner, Detlef Dorsch, Diethelm Gresch, Alfred Weber, Gaby Fischer Mittwoch, 25. November 2015, 20 Uhr, Pilgersaal: 159. Obernhofer Vollmondnacht »Vivat Bacchus, vivat Unica – ­ Lahnwein trifft Lahnmarmor«, Musik: Svetlana Richert, Karl Haxel, Texte: Axel Becker, Marius Gehrke Samstag, 26. Dezember, 20 Uhr, Pilgersaal: 160. Obernhofer Vollmondnacht »Bergkristall« (nach A. Stifter) Musik: Alpenländisches Trio Anne Ruf-Körver, Texte: Diethelm Gresch, Gaby Fischer, Ort: Kloster Arnstein, Pilgersaal Weitere Informationen auf www.arnsteiner-patres.de Impressum Apostel (ISSN 1611-0765) Herausgeber: Provinzialat der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (Arnsteiner Patres e. V.), Kardinal-von-Galen-Straße 3, 59368 Werne, Tel.: 0 23 89  97 01 50, Fax: 0 23 89  97 01 27, E-Mail: provinzialat@sscc.de, Internet: www.arnsteiner-patres.de SSCC ist die Abkürzung der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen, in Deutschland als Arnsteiner Patres und auch als Picpus (nach der Straße des Mutterhauses in Paris) bekannt. Redaktion: Heinz Josef Catrein SSCC (verantw.) • Martin Königstein SSCC • Kerstin Meinhardt • Thomas Meinhardt • Ludger Widmaier SSCC Weitere Mitarbeitende dieser Ausgabe: Friedhelm Geller SSCC, Werne • Manfred Kollig SSCC, Münster • Hans-Ullrich Willms SSCC, Münster Verlag: Meinhardt, Magdeburgstraße 11, 65510 Idstein, Tel.: 0 61 26  9 53 63-0, Fax: 0 61 26  9 53 63-11, E-Mail: info@meinhardt.info, Internet: www.meinhardt.info Erscheinungsort: Werne Auflage: 5.700 Exemplare, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Titel: © kav777 – Fotolia.com Bildnachweise: Auf der Doppelseite, auf denen die Abbildungen Verwendung fanden; Bilder ohne Nachweis: Archive der Ordensgemeinschaft und der Firma Meinhardt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung von Herausgeber und Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos kann keine Haftung übernommen werden. Die Zeitschrift »Apostel« kann kostenfrei beim Herausgeber (Adresse siehe oben) abonniert werden. Über eine Spende, die uns hilft, einen Teil der Herstellungskosten zu finanzieren, freuen wir uns sehr. Bankverbindung: Arnsteiner Patres e.V., Nassauische Sparkasse Lahnstein, Stichwort: »Spende Apostel«, IBAN: DE 8651 0500 1506 5612 0010, SWIFT-BIC: NASSDE55 2 apostel 3/2015 Citykirche in Koblenz: Ökumenische Bibelwoche(n) Dienstag 6. Oktober und 13. Oktober, jeweils 19 Uhr In diesem Jahr steht die Begegnung und Auseinander­ setzung mit dem Galaterbrief auf dem P ­ rogramm. Die Abende werden im Wechsel von je zwei Mit­ gliedern des »Arbeitskreises Ökumene in der City« begleitet. »Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr« Montag, 12. Oktober, 19 Uhr Erika Rosenberg, eine argentinische Journalistin ­jüdischer Konfession aus Buenos Aires, stellt ihr Buch »Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr« vor. Sie erzählt von ihren B ­ egegnungen mit Jorge Bergoglio vor und nach seiner Wahl zum Papst und nimmt im Gespräch Stellung zu möglichen Perspektiven für einen interreligiösen Dialog. Teresa von Ávila Dienstag, 20. Oktober, 19 Uhr »Vor unerleuchteter Frömmigkeit bewahre uns Gott!« Ein Vortrag zum 500. Geburtsjahr der Kirchen­lehrerin Teresa von Ávila (* 28. März 1515 in Ávila, † 4. Okto­ ber 1582 in Alba de Tormes) von Prof. Dr. Dr. M ­ ichael Plattig ­O. Carm. (Karmelit). »Frieden geht anders« Ausstellung in der Citykirche vom 26. Oktober bis 6. November Der Ruf nach Militäreinsätzen in den Krisengebieten dieser Welt bestimmt immer wieder die öffentliche Debatte. Dass friedliche, gewaltfreie Konflikt­ lösungen häufig viel erfolgreicher waren, zeigt die Wanderausstellung »Frieden geht anders« an zahl­ reichen Beispielen aus aller Welt. Weg – geworfen Abfalleimer sind selten groß genug. Sie quellen über. Rundherum liegen Dinge, die erzählen, wie gut es uns geht: Styroporschalen, Plastiktüten, Flaschen. In den Sty­ roporschalen sind noch Fritten – selbst die Raben schei­ nen zu satt, um sie zu fressen. Eine Pfandflasche liegt im Gras. Es sieht so aus, als wolle sich keiner wegen ein paar Cent bücken. Die Einkaufsbeutel könnte man gut mehrmals verwenden – aber warum? Es gibt ja neue. 450 kg Müll produziert ein Deutscher jedes Jahr. Müll, der in der heimatlichen Tonne landet, aber auch Müll, der anfällt, um uns mit all dem zu bedienen, was wir verbrauchen. Aufschlussreich ist ein Blick in die Müll­ contai­ner an einem Supermarkt oder einem Krankenhaus. Unsere Gesellschaft wird gerne als »Wegwerfgesell­ schaft« beschrieben. Wir bedienen uns an allem, was uns gefällt. Und wir sind wählerisch: Ein Brötchen vom Vortag gilt als ungenießbar, die Bluse vom letzten Jahr als total unmodern, das vor zwei Jahren gekaufte Com­ puterprogramm wird der Steinzeit zugeordnet. Was wir nicht mögen, wird weggeschafft. Es wird zwar sortiert, wiederverwendet oder ordentlich abgelegt, aber letztlich wird doch weggeworfen, was vielfach noch ­verwendbar ist: Verpackungen, Kleider, Elektrogeräte, Lebensmittel … © Foto oben rechts: rnophoto – Fotolia.com Weitere Angebote der Citykirche in Koblenz finden sich unter www.arnsteiner-patres.de Fast unbemerkt haben wir längst auch damit begonnen, Menschen auszusortieren: Ungeborene mit Genschäden; Menschen, die todkrank sind; Syrer, Afghanen, Eritreer, Sinti und Roma. Sie alle passen nicht in unsere saubere, reiche Welt. Wir wollen sie nicht. Die Wegwerfgesell­ schaft ist konsequent. Dieses Heft beschäftigt sich mit unserer Wegwerfgesell­ schaft und ihren Folgen. Ich hoffe, diese Lektüre ist für Sie keine weggeworfene Zeit. Ihr Pater Heinz Josef Catrein SSCC 3/2015 apostel 3 Vom Wegsehen, Wegwerfen und Wiederentdecken Wir erlebten die Nähe zur Natur, den ganz selbstver­ ständlichen Gebrauch von wiederverwertbaren Din­ gen und wie eine leckere Mahlzeit entsteht. Wenn wir heute mit Kindern über die Umwelt reden, sind solche Erfahrungen nicht mehr vorauszusetzen. Viele Kinder erleben die Natur nicht mehr unmit­ telbar, höchstens durch Fernsehen oder Internet. Stattdessen tummeln sie sich in einer überborden­ den Konsumwelt. Wer mit Kindern über die Umwelt spricht, muss dies berücksichtigen und selbst klare Haltungen entwickelt haben. Wir müssen unsere Erde gut behandeln Gehen Sie mal an einem Gewässer entlang und for­ dern Sie die Kinder auf, nach Dingen zu suchen, die nicht ins Wasser oder ans Ufer gehören. Schauen Sie bei einer Baustelle aus dem Autofenster. Hier kann man schnell entdecken, wie viel Land, das früher als Acker oder Weide diente, in Straßen oder Industriege­ biete umgewandelt wird. Das, was bei uns in Deutsch­ land geschieht, geschieht in vielen Län­dern dieser Welt, immer mehr Land wird verbraucht. Doch be­ sonders schlimm ist, dass guter Ackerboden oft ver­ 4 3/2015 apostel unreinigt ist: Bauern brauchen zu viel Dünger und Pflanzenschutzmittel, unsere Autos stoßen Schadstof­ fe aus. Gift gelangt in die Luft und ins Wasser. Schlech­ te Luft kann Menschen und Tiere krank machen und Gift im Wasser tötet die Fische … In der Schule hören Kinder viel über Umweltthemen. Wichtig ist aber auch das direkte Erleben. Zählen Sie einmal qualmende Schornsteine und Haus­kamine auf einem Spaziergang, die Einlassrohre an einem Flusslauf und die Stellen, wo Müll in der Na­tur her­ umliegt. Die Kinder werden schnell herausfinden, dass nicht nur die Industrie die »Bösen« sind, son­ dern auch »Leute wie wir«. Der Reichtum der Erde ist begrenzt Die überall sichtbaren Windräder sind ein guter Ein­ stieg in dieses Thema. Die Kinder sind vielleicht überrascht zu hören, dass diese Windräder erst in den letzten 30 Jahren gebaut wurden. Strom wurde frü­ her meist in riesigen Kraftwerken mit hohen Schorn­ steinen erzeugt, aus denen dicker, schwarzer Rauch kam. Man holte Kohle aus der Erde und meinte, sie reiche ewig. Aber so ist es ja nicht. Auch Öl und Gas reichen nicht für alle Ewigkeit, sodass die Menschen begannen umzudenken. Man suchte Energie, die immer vorhanden ist: Wind, Wasser, Sonnenenergie und Biogase. So spart man wertvolle Rohstoffe und schont die Umwelt. Auch hier hilft ein Hinweis auf den eigenen Haushalt: Wasserhähne zudrehen, un­ nötige Lichter ausmachen, den Kühlschrank nicht aufstehen lassen, die Heizung nicht übertrieben auf­ drehen, elektrische Geräte abschalten … Mir er­ scheint es wichtig, Kindern vorzuleben, dass Um­ weltschutz in den eigenen vier Wänden beginnt. © Foto links: istockphoto.com; Foto rechts: gradt – Fotolia.com Als ich Kind war, musste ich jeden Abend beim Bauern in der Nachbarschaft eine Kanne Milch holen. Ich wusste, wo die Milch herkam. Gerne ging ich in den Stall, wo »unsere« Kuh stand, und schaute beim Melken zu. Jahrelang benutzten wir die gleiche Blechkanne. Sie war verbeult, glänzte nicht mehr, aber sie tat ihren Dienst. Zu Hause verwandelte sich dann die Milch: Manchmal wurde sie zu Pudding, den wir Kinder anrühren durften, und dabei setzten wir alles daran, keine Klümpchen entstehen zu lassen. Wir leben auf Kosten anderer Woher kommen Kakao, Erdnüsse, T-Shirts oder unser Smartphone? Etiketten und Typenschilder geben Hinweise, und auf einmal erkennen wir, dass wir über die Dinge unseres Haushalts mit der ganzen Welt verbunden sind. Wir kaufen überall und gerne das, was billig ist. Doch hier beginnen die kritischen Fragen. In den letzten Jahren haben wir viel über die Arbeitsbedin­ gungen in der Modeindustrie gehört. Die Frauen in Bangladesch, die unsere schicken Klamotten nähen, sitzen oft zwölf Stunden an einer Nähmaschine, es wird kontrolliert, wie oft sie aufs Klo ge­hen, und sie verdienen oft nicht einmal 50 Euro im Monat, sind häufig nicht krankenversichert. Um billig an die Roh­ stoffe für unsere Smartphones heranzukommen, werden im Kongo Kriege geführt. Kaffee und Scho­ kolade sind billig, weil die Bauern keine fairen Preise erhalten. Wer sich auf eine Ausein­andersetzung mit diesen Problemen einlässt, kann v­ erzweifeln. Das Übermaß an entdeckter Ungerechtigkeit kann aber auch ein Motiv zum Widerstand werden. Ist es nicht vernünftiger, teurere Produkte zu kaufen, wenn sie unter fairen Bedingungen hergestellt und gehandelt werden? Die Erziehung zu einer konsumkritischen Haltung scheint mir keine schlechte Vorbereitung fürs Leben zu sein. Das selbst gepflanzte und geerntete Gemüse schmeckt viel besser als das aus dem Supermarkt und ist auch gesünder. Recycling bedeutet nichts anderes, als aus alten, verbrauchten Dingen etwas neues zu erschaffen. Ist das nicht cool? Wir können viel tun p Lebensmittel auf dem Markt kaufen, sodass Kin­ der sie im natürlichen Zustand erleben. p Zusammen gesundes Essen kochen. Schnippeln und rühren kann so viel Spaß machen. p Kinder mit der Benutzung öffentlicher Verkehrs­ mittel vertraut machen. p Kurze Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen. p Entdeckungsreisen in die Natur machen: Vögel beobachten, barfuß laufen, klettern, in einem natürlichen Gewässer schwimmen. p Kleider kaufen und schauen, aus was sie gemacht sind und wo sie herkommen. p Im Haus sparen lernen: beim Wasserverbrauch, bei der Heizung, beim Gebrauch elektrischer Ge­ räte­ … p Abfall vermeiden und Abfall sortieren. p Mit Kindern im Garten ein Beet anlegen und be­ treuen oder einen Komposthaufen pflegen. p Aus Abfall (Kronverschlüsse, Flaschenkorken, Eierkartons, Pappmaschee, Stoffresten) etwas Hübsches basteln. p Kindgerechte Bücher und Filme zum Thema gemeinsam mit den Kindern ansehen. Auf den ersten Blick hat all das wenig mit Religion zu tun. Unser Papst sieht das anders und hat diesem Thema eine ganze Enzyklika gewidmet. n heinz josef catrein sscc 3/2015 apostel 5 laudato si’ – Wer sorgt für unser gemeinsames Haus? Unbestreitbar ist: Papst Franziskus ist einer der gro­ ßen Medienstars unserer Zeit. Und natürlich weiß er dies auch. Seine einfachen und eindrücklichen Ges­ ten, sein freundliches und zugewandtes Auftreten, sein glaubwürdiges Eintreten für die Rechte der Flüchtlinge, der Armen und Ausgeschlossenen ha­ ben ihm viele Sympathien eingebracht – weit über die katholische Kirche hinaus. Und er nutzt diese Popularität und Glaubwürdigkeit, um immer wieder deutlich darauf hinzuweisen, was wirklich wichtig ist für uns und unseren Planeten: Es geht ihm um die Sorge für unser gemeinsames Haus, um das Heil der gesamten Schöpfung, die auf das Äußerste bedroht ist. Und es geht ihm darum, die Bewahrung der Schöpfung, Gerechtigkeit und Frieden nicht gegen­ einander auszuspielen; zu erkennen, dass es die glei­ chen grundlegenden Fehlentwicklungen sind, die diese zentralen Ziele der Menschheit bedrohen. 6 apostel 3/2015 Es ist auch ein bedeutsames politisches Signal, wenn das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken im Vor­ feld der richtungsweisenden Weltklimakonferenz im November dieses Jahres in Paris mit Vehemenz end­ lich durchgreifende Konsequenzen der internationa­ len Gemeinschaft im Kampf gegen den Klimawandel fordert. Am Klimawandel und seinen Ursachen gibt es wissenschaftlich kaum noch seriöse Zweifel. Und auch die notwendigen Schritte, um den Temperatur­ anstieg möglichst auf zwei Grad Celsius zu begren­ zen, sind bekannt. Aber noch immer fehlt es am po­ litischen Willen, diese Schritte auch durchzusetzen, obwohl ein Scheitern für die gesamte Menschheit katastrophale Folgen hätte. Ein Grund hierfür ist si­ cherlich, dass ein Umsteuern grundlegende Verän­ derungen unserer Wirtschaftsweise vor­aussetzt. Mäch­tige wirtschaftliche Lobbygruppen sehen ihre privaten Gewinninteressen gefährdet, sollte das Ge­ meinwohl anstelle privaten Gewinnstrebens zum Maß­stab politischen und wirtschaftlichen Handelns werden. Wenn ein Teil der Schöpfung leidet, dann leiden alle Teile Auch leben diejenigen, die schon heute Opfer des Klimawandels sind, zumeist in Entwicklungslän­ dern. Sie haben zwar vergleichsweise wenig dazu bei­ getragen, aber auch viel zu wenig Macht und Ein­ fluss, um genug politischen Druck zu entfalten. Papst Franziskus stellt sich eindeutig auf ihre Seite und fordert, dass der Kampf für die Bewahrung der Schöpfung nicht gegen, sondern mit den Armen ge­ führt werden muss, denn die Ursachen für Armut und Umweltzerstörung sind dieselben. Für Papst Franziskus liegen sie in der Struktur der h ­ errschenden kapitalistischen Wirtschaftsweise: Diese Wirtschaft © Foto links: dpa; Foto rechts: blickwinkel – dpa »Dieser Papst ist ein Segen«, sagte mir ein Freund, nachdem er die ersten Meldungen über das päpstliche Schreiben »Laudato si’« auf Spiegel online gelesen hatte. Und ja, auch wenn sie diesen Begriff nicht benutzen, viele Wissenschaftler, Politiker, Religionsführer und Kommentatoren teilen diese Ein­schätzung. Aber warum halten Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, Religion oder politischer Überzeugung diese Enzyklika für so bedeutsam? Das gilt ja offensichtlich sogar für die Gegner des Papstes: So haben im Vorfeld reiche, konservative Lobbygruppen vornehmlich aus den USA einiges unternommen, um Papst Franziskus »zu erklären«, dass der Klimawandel nichts mit menschlichem Handeln zu tun und die Kirche sich bitte nicht in politische und gesellschaftliche Fragen einzumischen habe. titelthema tötet, und sie widerspricht dem Plan Jesu, formuliert er unmissverständlich und fordert eine Orientierung am Gemeinwohl statt am ungebremsten Gewinnstre­ ben des Einzelnen. Es geht ihm um einen Paradig­ menwechsel: Wir sollen unsere Umwelt nicht be­ herrschen, sondern uns um sie sorgen als Teil der gesamten Schöpfung. Das zugrunde liegende Bild vom gemeinsamen Haus und dem Verständnis, dass wir Menschen Teil der ­Mitwelt sind, verändert alles! Es geht nicht um Al­ mosen, es geht um die gleichen Rechte für alle Men­ schen, ja für alle Geschöpfe. Wir gewähren anderen nichts, sondern sie haben die gleichen Rechte wie wir. Zudem fordert Papst Franziskus: Der Norden, die rei­ chen Gesellschaften müssen ihre ökologische Schuld abtragen. Sie sind verantwortlich für die meisten aktu­ ellen Krisen und sie müssen sich dieser Verantwor­ tung stellen. Papst Franziskus verortet die Kirche an der Seite der sozialen Bewegungen, denen er einen entscheiden­ den Beitrag zur Rettung der Welt zuschreibt. Er for­ dert sie auf, sich durchsetzungsfähig zu organisie­ ren. Die Kirche sieht er dabei als ihren Partner – auch ein Verständnis, mit dem sich nicht wenige Christen erst anfreunden müssen. Die Orientierung am Gemeinwohl und am Heil der gesamten Schöpfung soll der neue Maßstab unseres wirtschaftlichen und politischen Handelns werden. Hier begibt sich Franziskus in eindeutige Oppositi­ on zu den herrschenden Eliten. Dabei setzt der Papst auf die Initiierung von nachhaltigen Prozessen. Er weiß, dass solche grundlegenden Veränderungen nicht über Nacht durchsetzbar sind, sondern wach­ sen müssen. Hierzu gehört ganz wesentlich eine Konversion der Herzen. Strukturelle Veränderungen allein – so wichtig sie auch sind – werden nicht von Dauer sein, wenn sie nicht von einem grundlegen­ den Bewusstseinswandel begleitet werden. Das Evangelium ist eine revolutionäre Botschaft Papst Franziskus begründet dieses Verständnis von der Sorge um das gemeinsame Haus konsequent aus dem Evangelium. Für Christen ist die notwendige Veränderung ihres persönlichen Verhaltens, das in letzter Konsequenz Mitmenschen schadet und die Mitwelt zerstört, keine Sache, die man wählen kann oder eben auch nicht. Das Heil aller zu erstreben und dafür einzutreten, ist vielmehr der zentrale Auf­ trag der Christen. So verstanden, ist diese Enzyklika wirklich ein revolutionäres Schreiben, weil das Evan­ gelium eine revolutionäre Botschaft ist, wie Papst Franziskus in seiner Rede auf dem Treffen der Volks­ bewegungen am 15. Juli in Bolivien betont hat. Wenn jeder Einzelne sein persönliches Verhalten ver­ ändert und wir Christen und unsere Kirche uns auch gemeinsam auf den Weg machen und die notwendi­ ge Umkehr auch von Wirtschaft und Politik einfor­ dern, dann kann diese Umweltenzyklika tatsächlich zu einem Segen werden, für uns und unsere Mitwelt. n thomas meinhardt 1.8 gha Biokapazität der Erde So kann es nicht weitergehen. Zurzeit ­benötigt die Menschheit 150 Prozent der zur Verfügung stehenden Ressourcen. Wir verbrauchen eine halbe Erde mehr, als wir haben! 2.7 gha Verbrauch der Menschheit Der »globale Hektar« (gha) ist eine Maßeinheit, die einem Hektar der durchschnittlichen weltweiten biologischen Produktivität entspricht. Quelle: WWF, »Living Planet Report«, 2012. 7 3/2015 apostel titelthema Der Titel der ersten expliziten Umweltenzyklika »Laudato si’« zitiert einen Lobpreis auf Gott als den Schöp­ fer aller Dinge aus dem Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi, der 1979 von Papst Johannes Paul II. zum Patron der Umweltschützer erhoben wurde. Papst Franziskus stellt seinen Namensgeber als Vorbild für alle Menschen hin: »Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie ist« (LS 10). In diesem Sinne verknüpft Papst Franziskus die Umweltfrage mit der Gerechtigkeitsfrage. Er argumentiert konsequent aus der Perspektive der Armen als den Hauptbetroffenen der Umweltkrise, insbesondere des Klimawandels. Im ersten Kapitel beschreibt Papst Franziskus in einer grundlegenden Analyse, was unserem Haus Erde widerfährt. Das zweite Kapitel beleuchtet die Umwelt­ thematik vom Glauben her. Das dritte Kapitel benennt die tieferen Ursachen der globalen Krise. Dem setzt der Papst im vierten Kapitel eine ganzheitliche Ökologie entgegen, deren Leitlinien er im fünften Kapitel erläutert. Das abschließende sechste Kapitel wid­ met er der ökologischen Erziehung und Spiritualität. Einige grundlegende Einsichten durchziehen das gesamte Schreiben: p Der theologische Ansatz: Wir Menschen sind in Verbundenheit mit allem Geschaffenen Teil der Schöpfung, nicht ihr Beherrscher. Die Fehlinterpretation der biblischen Schöpfungserzählung hat zur kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung und der mit ihr verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der Natur beigetragen. pD  er gerechtigkeitsorientierte Ansatz: Die Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht gegen sie gelingen. pD  er anthropologische Ansatz: Durch die zu starke Fixierung auf uns Menschen und die Technik sind wir in »perversen« System-Logiken gefangen, die einseitig auf Konsum setzen. pD  er politische Ansatz: Eine ganzheitliche Ökologie lässt sich nur in einer gemeinwohlorientierten Wirtschaftsform verwirklichen. pD  er lösungsorientierte Ansatz: Die Kirche sucht den Dialog mit den modernen Wissenschaften. Er lädt zu einem gezielten Suchprozess ein, an dem sich auch alle Religionen beteiligen sollen. p Der persönlichkeitsorientierte Ansatz: Neben den Institutionen muss auch jede und jeder Einzelne ihren/seinen Beitrag leisten zu einem »prophetischen und kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein«. pD  er spirituelle Ansatz: Für einen Bewusstseinswandel reichen Gesetze allein nicht aus. Neben der Einübung ökologischer Tugenden bedarf es vierer Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität. n stefan federbusch ofm © dpa Laudato si’ – ein kleiner Leitfaden credo das glaub ich – damit leb ich Ich glaube an den Heiligen Geist – Vergebung der Sünden Es ist Samstag vor Pfingsten.* In Ruhe meditiere ich die liturgischen Texte des Pfingstfestes. Hängen bleibe ich an den letzten Sätzen des Tagesevangeliums: »Empfanget den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben. Wem ihr die Vergebung­ verweigert, dem ist sie verweigert« (Joh 20,­19–23). Mit Verlaub, da reibe ich mir erst einmal ­ver­wundert die Augen! Ist das alles, was Jesus, der Auf­erstandene, seinen verängstigten Jüngern bei ihrem ersten Wiedersehen zu sagen hat? klare Ansage: Vergebung der Sünden hat nichts mit vorheriger Seelenspionage zu tun ­und erst recht nichts mit schlüpfriger Intimsphären-­Schnüf­felei. Vergebung der Sünden nimmt das Leben­ ernst, nimmt persönliche Verantwortung ernst, nimmt Freiheit und Befreiung ernst. Wie wirken solche Sätze heute, da es für jeden Fehler, jede Unart irgendeine Begründung gibt, mit der alles weg-erklärt wird? In unserer Zeit des Werteverlusts hat das Wort Sünde keinen Kurswert und vor allem keinen Schrecken mehr. Es ist zum Unwort geworden, wird als Kavaliersdelikt verharmlost: »Ich habe gesündigt«, sagen viele allenfalls bei einem »Kater« oder weil sie zu viel oder zu fett gegessen haben. ihr pater hans-ulrich willms sscc Vergebung der Sünden – dieser Spur von Gottes heilendem, befreiendem, Versöhnung schaffendem Geist möchte ich mit Ihnen in den kommenden Monaten folgen. Wie wirken solche Sätze Jesu heute, da das Sakrament der Versöhnung kaum noch gesucht wird und auch gemeinschaftliche Versöhnungsgottesdienste nur noch wenige Besucher zählen? Einspruch! Warum denken wir hier eigentlich sofort an die gottesdienstlichen Formen der Sündenvergebung und die Beauftragung besonderer Spender dieses Sakraments? Warum fühlen wir uns als Christen, die in Taufe und Firmung den Heiligen Geist empfangen, nicht täglich von diesen Wiedersehens-Worten Jesu angesprochen und beauftragt? »Ich glaube an den Heiligen Geist – Vergebung der Sünden« ist zwar der vorletzte, aber bei Weitem nicht der unwichtigste Satz unseres Glaubensbekennt­ nisses. Von der Not-Wendigkeit einer sakramen­talen, hand-greiflichen Vergebung der Sünden sprechen die alltäglichen Erfahrungen des Seelsorgers deutlicher als jedes Handbuch der Moraltheologie. Vorab die * Die Beiträge für den »Geistlichen Wegbegleiters« werden nicht von jetzt auf gleich veröffentlicht. Sie haben eine lange Vorlaufzeit, damit sie rechtzeitig bei der Redaktion eintreffen. … du aber wähle das leben | schwester laura knäbel mms Anregungen für die Monate Oktober, November und Dezember 2015 Selbsterkenntnis vergebung der sünden Gebet Gott, du bist mit deinem Herzen bei mir, was auch immer ist, so wie ich bin und mich fühle, mit meinen Fehlern und Schwächen, mit allen Ungereimtheiten und allem, was ich mir, den Menschen und dir schuldig bleibe. Deine Liebe lässt mich nicht fallen. Schenke mir Mut zur Selbsterkenntnis, Offenheit und Ehrlichkeit, auch was die blinden Flecken meines Lebens betrifft. Was ist eigentlich Sünde? Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie »un«-moralisch das Glaubensbekenntnis an diese Frage herangeht? Das Einzige, was es zu sagen für nötig hält, ist eine tröstliche Ermutigung zum Leben mit all seinem Auf und Ab, Hin und Her, seinen vielen Zusam­ menhängen und Kleinigkeiten, von denen wir unbewusst, aber entlarvend sagen, dass der Teufel genau darin steckt: in den Details, die erst zusammengenommen ihre ganze Wirksamkeit und Brutalität entfalten. Vergebung der Sünden – Gott lässt uns mit unserer Verantwor­ tung nicht hängen! Volkstümlich wird Sünde von »Sund« (Graben) abgeleitet. Mag dies auch sprachgeschichtlich falsch sein, es trifft, was die Bibel schonungslos ausspricht (vgl. Gen 3): Menschen können mit »Gedanken, Worten und Werken« einen »Graben« reißen quer durch eine Welt, in der alle in Liebe und Frieden leben könnten. Sünde trennt uns vom Nächsten, von Gott und seiner Schöpfung, von uns selbst, vom wirklichen Leben – ob wir es uns eingestehen oder nicht. Darum geht es: um Leben! Und noch eins zeigt das Bild vom Sünden-Sund: Sünde ist »relativ«, betrifft immer eine konkrete Beziehung, die Verantwortung der Beteiligten. Was Sünde ist, steht in den meisten Fällen nirgends schwarz auf weiß nachzulesen – leider! »Das Glas Wein trinken« kann mich trennen von der Gemeinschaft, vom Leben, von mir – es kann mir aber auch Zugänge eröffnen. Vergebung der Sünden – Gott traut und mutet uns das Leben zu; uns, die alles andere als unfehlbar sind! Hier können wir von unserem Computer lernen. Ein winziger Fehler genügt, eine nebensächliche, aber eben falsche In­ formation, ihn in seinem Programm total aus dem Konzept zu bringen. Dann bleibt nichts anderes übrig als suchen, bis der Fehler gefunden ist, weil man sonst nicht weiterkommt. Und je früher wir ihn finden, umso besser! Geistlicher Wegbegleiter – Impuls für den Monat Oktober Detailvergrößerungen aus dem Werk »… du aber wähle das leben« von Laura Knäbel MMS Selbstvergewisserung Es gibt seltener Schuld, als wir befürchten; es gibt öfter Schuld, als uns lieb ist! Welche »AlltagsSünden« sollte ich ernster nehmen lernen? Nicht schuldig? »Ich bekenne, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe in Gedanken, Worten und Werken durch meine Schuld.« Dieses Bekenntnis steht zuweilen am Beginn eines Gottesdienstes. Ob wir uns tatsächlich schuldig fühlen, weil wir so manches schuldig bleiben? Keine Schuld haben – etwas Unmenschlicheres gibt es nicht. Und doch werden wir regelrecht auf diese Haltung eingeschworen. Bloß keine Schuld zugeben, so raten es die Policen der Autoversicherungen. Die gewieften Juristen der Versicherungsbranche werden es schon hinkriegen, dem anderen Schuld in die Schu­ he zu schieben. So ist es nicht verwunderlich, dass das Bewusstsein persönlicher Schuld verloren geht, immer weniger Menschen um Entschuldigung oder Vergebung bitten unter Freunden, in Ehe, Familie und am Arbeitsplatz – auch Gott gegenüber. Und ungeniert beten wir trotzdem im Vaterunser: »Und vergib uns unsere Schuld«. Wäre es oft nicht ehrlicher zu beten: »Hilf uns bei der Suche nach einem Schuldigen«? Selbstvergewisserung Fühle ich mich mit meinem Leben im Reinen? Wo kann meine Vergebung mehr Leben ermöglichen? Das Vaterunser schärft den Blick für unsere persönliche Verantwortung. Jeder von uns will ernst genommen werden. Aber in Sachen Schuld tauchen wir dann doch gerne in der Masse unter, in das, was alle und jeden angeht und dann mich persönlich nicht mehr betrifft. Irrtum! Verdrängte Schuld verschwindet nicht. Wirklich frei für einen Neuanfang werde ich nur, wenn ich meiner Schuld ins Gesicht sehe, um Vergebung bitten kann. Gebet Gott, manchmal ist es ­verführerisch, einfach einmal auszusteigen aus den ­Ansprüchen des Glaubens an dich; dir den Rücken zu kehren, Augen, Ohren und das Herz zu ver­schließen; mein Gewissen, deine Stimme in mir, ­abzuschalten. Du lässt diese Fluchten zu, denn du klammerst nicht. Aber du hältst doch immer wieder dein Herz hin und hältst mir den Himmel offen. Lass mich das nie vergessen, auf welchen ­Fluchtwegen auch immer ich unterwegs sein mag! Das Vaterunser beleuchtet sofort auch die andere Seite der Medaille! Und die ist Jesus immer besonders wichtig: »… wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben« (Mt 6,12), lehrt er uns beten. Vergebung der Sünden ist nicht nur menschen-möglich, sondern täglich neu unsere Aufgabe. Echte Vergebung und Versöhnung ist nicht billig, oft ein langer schmerzhafter Prozess. Aber Gott kommt uns zu Hilfe. Darauf können wir uns verlassen: Gott hat viel längeren Atem als alle Schuld. Bekenntnis vergebung der sünden Geistlicher Wegbegleiter – Impuls für den Monat November Versöhnung vergebung der sünden Gebet Gott, du vergibst nicht nur »hinter Gittern«; aber wo es lebensnot-wendig für mich ist, da willst du in deiner Kirche ein Ohr für mich haben und einen Mund, um mir persönlich Befreiung zuzusprechen. Hilf mir, dieses Geschenk nicht zu vergessen und es immer wieder annehmen zu können. Ich spreche dich los! »Das Wort, das dir hilft, kannst du nicht dir selber sagen«, lautet ein afrikanisches Sprichwort. In diesem Zusammenhang ein Wort zur »Beichte«! Gewiss, mancher kann ein Lied singen von leidvollen, gar traumatisierenden Erfahrungen. Niemand dürfte diese vertanen, verpfuschten Chancen mehr beklagen müssen als die Kirche und ihre Amtsträger. Doch dies darf keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass es Situationen gibt, denen auch die bestgestaltete Bußandacht nicht gerecht werden kann. Mancher bleibt ­allein mit seiner Not, trotz frohem Orgelspiel am Schluss. Das Gewissen sucht mehr als die allgemeine Formulierung. Ich will und muss auch konkret werden für mich. Da hilft das Gespräch unter vier Augen. Dann brauche ich das persönliche Wort für mich allein. Wenn es um die Liebe geht, wissen wir sehr wohl, dass es uns nichts bringt, wenn wir uns selber sagen: »Ich liebe mich!« Erst wenn ein anderer sagt: »Ich liebe dich«, tut das gut, setzt Energie frei und erlöst zum Leben. Wenn die römisch-katholische Kirche zu allen anderen Formen der Versöhnung und Vergebung als Sakrament die Beichte, die Form der ganz persön­ lichen Begegnung, vorsieht, dann, weil letztlich jede und jeder persönlich von Gott geschaffen ist, persönlich vor Gott steht. Gott vergibt nicht an uns vorbei. Lebensnahe Ausführungen, Orientierung, Hilfestellung und praktische Anregungen zum Verständnis von Schuld und Sünde, Vergebung und Versöhnung und konkrete Schritte, wie Vergebung und Versöhnung möglich werden, finden Sie im neuen Gotteslob, Nr. 593 ff. Geistlicher Wegbegleiter – Impuls für den Monat Dezember Im Vergebungswort des Priesters für mich persönlich kommt die Liebe Gottes zum Ziel. Für mich in mein­er Situation als Sünder ist das die wichtigste Frohe Botschaft: frei zu werden, nicht nur privat – im Sinne von: Das mache ich mit meinem Gott alleine aus! –, sondern in der nüchternen Sprache des Ritus mit Vollmacht freigesprochen werden. Ist das nicht im Grunde ein wunderbares Geschenk, dass einer weitergeben kann, was offensichtlich das Geheimnis, der Charme Jesu war: Deine Sünden sind dir vergeben. Detailvergrößerung aus dem Werk »… du aber wähle das leben« von Laura Knäbel MMS Selbstvergewisserung Welche Erfahrungen mit der Beichte haben mich besonders geprägt? Was und wer könnte mich zu neuen Erfahrungen ermutigen? titelthema laudato si’ – Bin auch ich gemeint? Toll, dachte ich, als ich die ersten Meldungen über die neue Umweltenzyklika von Papst Franziskus sah. Endlich nimmt die Kirche klar und eindeutig Stellung zu den zentralen Fragen unserer Zeit. Papst Franziskus spricht mir aus der Seele, und ich teile wie schon beim Apostolischen Schreiben »Evangelii gaudium« viele seiner Einschätzungen und Analysen. Doch kann eine solche Erklärung wirklich etwas bewegen, und fordert diese Enzyklika auch etwas von mir ganz persönlich? Was kann oder will ich eigentlich beitragen, zur Sorge um unser gemeinsames Haus, zur Bewahrung der Schöpfung, zur Schaffung von mehr Frieden und Gerechtigkeit, für eine am Gemeinwohl orientierte Wirtschaft? Oder delegiere ich dies an die »große Politik«, die endlich handeln muss, damit unsere Erde nicht den Bach runtergeht? © Klaus Ohlenschläger – dpa Je mehr ich mich in dieses Schreiben und die vielen Kommentare dazu vertiefe, desto deutlicher steht mir vor Augen: Ich bin auch ganz persönlich ge­ meint. Aber was kann und will ich noch tun, was verändern an meinem Verhalten? Würde das etwas am Zustand unserer Welt verändern? Oder wäre es nur ein bisschen Gewissensberuhigung? Im sechsten und letzten Kapitel von »Laudato si’« führt Papst Franziskus viele kleine alltägliche Hand­ lungen auf, denen er einen »bedeutenden Einfluss« auf den Umweltschutz zuspricht: Vermeidung von Plastik, Einschränkung des Wasserverbrauchs, Tren­ nung des Mülls, sorgsamer Umgang mit Lebensmit­ teln und Energie, Benutzung öffentlicher Verkehrs­ mittel … Vieles davon gehört in unserer Familie und meinem Umfeld schon seit Jahrzehnten zum Lebensstil. Auch kaufen wir regionale Produkte, achten auf Bio- und Fairtrade, versuchen nicht bei Unternehmen zu kau­ fen, die Sozial- oder Umweltstandards nicht einhal­ ten. Und wir engagieren uns seit unserer Jugend bei der katholischen Friedensbewegung pax christi für »Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöp­ fung«, versuchen also auch auf Kirche, Gesellschaft und Politik Einfluss zu nehmen. Aber natürlich: Da ist noch viel Luft nach oben. Brauche ich ein privates Auto? Eine konkrete Überlegung betrifft das eigene Auto: Brauchen meine Frau und ich wirklich ein eigenes Auto? Der Verkehr ist einer der großen Umweltbe­ laster, die Kinder sind aus dem Haus, und die Benut­ zung von Bahn und Bus ist meist deutlich entspann­ ter … Andererseits: Wir wohnen in einer Kleinstadt, und beruflich kämen wir öfter nur sehr schwer an einige Orte. Außerdem fahren wir ja schon ein Hy­ brid-Fahrzeug. Bequem ist das eigene Auto ja auch, und meine kranke Mutter kann ich nur mit einem Auto noch zu Freunden mitnehmen … Da taucht die Überlegung auf, sich einen Wagen vielleicht mit Freunden zu teilen. Aber was bedeutet dies? Man müsste sich absprechen. Kann man das anderen zu­ muten …? Ich möchte diese Anfragen an mich und mein Ver­ halten ernst nehmen. Ich möchte dieses »Weniger ist oft mehr« noch mehr ausprobieren, denn immer wenn ich es auf den verschiedenen Ebenen einmal versucht habe, hat es mir gutgetan. Um zu erfahren, wie es anderen damit geht, habe ich Leser des »Apostel«, Freunde und Bekannte unter­ schiedlichen Alters in verschiedenen Berufen und Lebenssituationen gefragt, ob sie sich auch persön­ lich von diesem päpstlichen Schreiben angespro­ chen und angefragt fühlen. 4/2014 apostel 3/2015 13 titelthema »Ich spüre so etwas wie Rückenwind.« So oder so ähnlich haben es die meisten ausgedrückt. Rücken­ wind für eine Lebensweise, die viele schon seit Jah­ ren praktizieren; Ansporn und Ermutigung, die eige­ ne Lebensweise noch gründlicher zu hinterfragen, um Mitmenschen, Nachkommen und Umwelt mög­ lichst wenig zu schädigen. Einige haben sich vorge­ nommen, neben dem Beispiel einer persönlich ver­ antwortlichen Lebensweise sich noch stärker gesell­ schaftspolitisch zu engagieren, um in Kirche und Gesellschaft grundlegende Veränderungen für eine am Wohl der gesamten Schöpfung orientierte Wirt­ schafts- und Lebensweise zu befördern. »Ich bin dabei, mir anzugewöhnen, nicht mehr von Umwelt, sondern von Mitwelt zu sprechen. Das verändert nicht nur den Sprachgebrauch, sondern die Bezie­ hung zur Schöpfung«, schrieb mir ein befreundeter Franziskaner. Dies könnte ein Schlüssel sein für eine grundlegend andere Sichtweise. Sprechen wir besser von »Mitwelt« Eine Freundin, die sich schon lange auf den unter­ schiedlichsten Ebenen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung engagiert, schrieb mir: »Als einzelner Mensch stehe ich ziemlich hilf­ los dem System der Ausbeutung dieses Planeten ge­ genüber. Alles wird verzweckt und nach dem Geld­ wert beurteilt. (…) Es nutzt auch wenig, wenn ich alleine meinen Lebensstil ändere – was auch gar nicht so einfach ist, wenn man tagtäglich im Hamster­ rad steckt. Es braucht dringend einen Paradig­men­ wechsel und eine Vision einer anderen Wirtschaft, die auf Gemeinwohl und auf Einklang mit der Schöp­ fung ausgerichtet ist. (…) Ich versuche genügsam und nicht auf Kosten von anderen zu leben. (…) Es ist nicht so, dass ich jetzt vieles anfange oder in Ak­ tionismus verfalle. Eher überlege ich mir, auch meine eigenen Ressourcen zu schonen. Manchmal ist weniger mehr. (…) Ich versuche das, was ich ­bisher Emissionen pro Kopf nach Ländern im Jahr 2013: sehr hoch hoch mittel gering sehr gering Gefährdung durch ­Naturkatastrophen nach Ländern im Jahr 2014: sehr hoch hoch mittel gering sehr gering Quellen: germanwatch, Klimaschutz-Index 2013 /Globus, Weltrisiko-Index 2014.  14 apostel 3/2015 4/2014 titelthema meeresspiegel +5° +4° +3° +2° +1° Weiter ansteigender Meeresspiegel … Bis zu 300 Millionen Menschen zusätzlich sind in den Küstengebieten von ­Über­flutungen betroffen Bis zu 170 Millionen Menschen zusätzlich sind in den Küstengebieten von Über­flutungen betroffen 10 Millionen Menschen zusätzlich sind in den Küstengebieten von ­Über­schwemmungen betroffen Bedrohung der Atolle und Inselstaaten im Indischen und Pazifischen Ozean; häufigere Überflutung von Stränden Quelle: Thermometer: oekosystem-erde.de schon im Umfeld der Themen Frieden, Gerechtig­ keit und Bewahrung der Schöpfung gerne gemacht habe, weiter zu machen, und das möglichst zusam­ men mit netten Menschen. Dann macht das Ganze nämlich auch noch Spaß.« Hier steckt vieles drin, was mir hilfreich erscheint: Es geht nicht um Aktio­ nismus, sondern um die Bereitschaft, sich auf den Weg zu machen, sich in einen allmählichen Prozess zu begeben, der, wie Papst Franziskus sagt, mich und die Welt nachhaltig verändern kann. Und: Wir sollen nicht sauertöpfisch den Zustand beklagen oder von anderen Änderungen einfordern, sondern uns selber mit Spaß und gemeinsam auf den Weg ma­ chen. Nur so kann es für uns selber nachhaltig sein und für andere attraktiv. Und noch etwas scheint mir wesentlich: »Wenn wir fähig sind, den Individualis­ mus zu überwinden, kann sich wirklich ein alterna­ tiver Lebensstil entwickeln, und eine bedeutende Veränderung in der Gesellschaft wird möglich« (LS 208). »Wir müssen wieder spüren, dass wir einander brauchen ...« (LS 229). Dies wurde für mich auch in einer Gesprächsreihe in der Citykirche in Koblenz deutlich, zu der Pater Martin Königstein Interessier­ te eingeladen hatte, um gemeinsam über die Enzy­ klika und ihre Folgen zu sprechen. Am Ende stand klar vor Augen: Jeder für sich kommt rasch an seine Grenzen. Aber das vertrauensvolle Einlassen auf einen gemeinsamen Prozess mit anderen lässt auf einmal viel mehr möglich werden. Engagements und die Kraftquelle eines spirituellen Lebens: »Allerdings ist es zur Lösung einer so kom­ plexen Situation wie der, mit der sich die Welt von heute auseinandersetzen muss, nicht genug, dass jeder Einzelne sich bessert. (…) Auf soziale Proble­ me muss mit Netzen der Gemeinschaft reagiert wer­ den, nicht mit der bloßen Summe individueller po­ sitiver Beiträge. (…) Die ökologische Umkehr, die gefordert ist, um eine Dynamik nachhaltiger Verän­ derungen zu schaffen, ist auch eine gemeinschaft­ liche Umkehr« (LS 219). Und: »(...) es wird nicht möglich sein, sich für große Dinge zu engagieren ­allein mit Lehren, ohne eine ›Mystik‹, die beseelt, ohne ›innere Beweggründe, die das persönliche und gemeinschaftliche Handeln anspornen, motivieren, ermutigen und ihm Sinn verleihen‹« (LS 216). Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Text – schon gar kein päpstliches Schreiben – mich so beschäftigt und herausgefordert hat wie »Laudato si’«. Und ich weiß, dass sich nur dann etwas wirklich verändern wird, wenn viele Menschen sich auf den Weg ­machen. Persönlich, mit anderen, aber auch indem sie sich gesellschaftspolitisch einbringen, freundlich, aber bestimmt eine neue Orientierung unserer Wirt­ schaftsweise am Gemeinwohl einfordern. Und ich weiß, dass hierzu auch wir Christen und unsere Kir­ chen noch einen langen Weg zurücklegen müssen, um, wie es Papst Franziskus beim Welttreffen der Volksbewegungen in Bolivien ausgedrückt hat, an der Seite der sozialen Bewegungen und Nichtregie­ rungsorganisationen für die Bewahrung der Schöp­ fung, für Frieden und Gerechtigkeit zu kämpfen. Für mich persönlich bleiben noch viele Fragen, was ich konkret und mit anderen gemeinsam verändern möchte. Aber ich habe Lust, mich in diesen Prozess wieder neu zu begeben. n thomas meinhardt Statements von Leserinnen und Lesern, die Rede des Papstes beim Welttreffen der Volksbewegungen in Bolivien und einiges mehr finden Sie auf der Website www.arnsteiner-patres.de © ZB – dpa Begeben wir uns gemeinsam auf den Weg Persönlich haben mich besonders zwei Hinweise aus dem Schreiben des Papstes angesprochen. Sie beto­ nen die Notwendigkeit unseres gesellschaftlichen Ein Protestplakat von Greenpeace-Aktivisten vor dem Braunkohletagebau Welzow-Süd in Welzow (Brandenburg) 4/2014 apostel 3/2015 15 titelthema Interview mit Pater Martin Königstein SSCC, ­Koblenz, über die Konsequenzen aus der ­päpstlichen Enzyklika »Laudato si’« Die entscheidende Frage: Prägen Glaube und Evangelium mein Alltagsleben? Pater Martin, was halten Sie persönlich für die wichtigste Aussage der päpstlichen Umweltenzyklika? Papst Franziskus verbindet in dieser Enzyklika das Schicksal der Armen und arm Gemachten mit dem Schicksal der Erde und der Schöpfung. Er sagt, die Ursache, dass sowohl die Armen als auch die Schöp­ fung gefährdet sind, ist im Kern dieselbe: die Hab­ sucht und die unverschämte Machtausübung einiger weniger auf der Erde. Ein zweiter zentraler Punkt ist für mich der neue dialogische Stil in diesem Schrei­ ben. Papst Franziskus tritt nicht als mit der ganzen Autorität des Lehramtes auf, sondern als jemand, der seiner Sorge Ausdruck verleiht. Er lädt alle – die Wissenschaft, die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger, die Religionen – zum Dialog über die zentralen Themen der Menschheit ein. Ein Drittes ist seine Methode des »Sehen, Urteilen, Han­ deln« entstanden in der CAJ (Christliche Arbeiter Jugend) und dann übernommen von der lateiname­ rikanischen Theologie. Sein Schreiben beginnt nicht mit irgendwelchen lehramtlichen Feststellungen, sondern mit dem Blick auf die Realität und einer Analyse der Ursachen. Er legt aus, was das Evange­ lium uns dazu sagen kann, und schlägt konkrete Handlungen auf der weltpolitischen, gesellschaftli­ chen, kirchlichen und persön­lichen Ebene vor. Worin besteht aus Ihrer Sicht die spirituelle Substanz der Enzyklika? Die wird vorgegeben mit dem ersten Satz: »Laudato si’«, dem Sonnengesang des heiligen Franziskus. Ich finde, dass Franz von Assisi als Figur, als Mensch, als Prophet, als Dichter ziemlich einzigartig dasteht. Und genau dieser Franziskus, der für die Sorge um die Armen und die ganze Schöpfung, für »Gerech­ tigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung« steht, wird als das Vorbild benannt. Im Sonnen­ gesang drückt sich die ganze mystische Erfahrung 16 apostel 3/2015 4/2014 seines Lebens aus, die der Mystiker Thomas Merton (1915–1968) mit den Worten zusammenfasste: Wir sind alle eins, es gibt keine Fremden. Franz von As­ sisi fühlt sich, und das kommt im Sonnengesang ganz tief zum Ausdruck, eins mit allem, was geschaf­ fen ist. Deshalb kann er auch gemeinsam mit allem, was geschaffen ist, Gott den Schöpfer loben. Das ist etwas anderes, als wenn ich nur von außen sage: Die armen Tierchen dürfen nicht aussterben. Nein, wenn eine Gattung ausstirbt oder die Schöpfung gequält und ausgebeutet wird, dann trifft das mich, weil ich Teil der Schöpfung bin und jedes Wesen Teil von mir ist. Diese mystische Einheit mit allem, was existiert, kennzeichnet die geistliche Ausrichtung der ganzen Enzyklika. Von hier begründet sich auch, warum Christen zum Thema Gerechtigkeit, Frieden und Be­ wahrung der Schöpfung ihren eigenen spezifischen Beitrag zu leisten haben. Es steht nicht in unserem Belieben, uns hier zu engagieren: Wenn wir in der Nachfolge Jesu diese mystische Einheit leben wol­ len, dann können wir nicht anders, als uns für unse­ re Mitwelt einzusetzen. Es ist das, was der 1. Korin­ therbrief 12,26 so ausdrückt: »… wenn ein Glied (des Leibes) leidet, leiden alle Glieder mit.« Habgier ist das Hauptübel Pater Martin, stimmt mein Eindruck, dass Papst Franziskus die herrschende neokapitalistische Weltwirtschaftsordnung für die Hauptursache von Krieg, Hunger und Umweltzerstörung hält? Papst Franziskus sagt: »Diese Wirtschaft tötet« (Evangelii Gaudium 53). Das klingt zwar übertrie­ ben, aber so ist es. Arm sein bedeutet, eine deutlich kürzere Lebenszeit zu haben und eine stark vermin­ derte Lebensqualität. Die Habgier ist die Wurzel des Übels. Habgier prägt dieses Wirtschaftssystem, das uns dazu führt, dass wir auf Kosten der anderen immer mehr haben wollen, auch viel mehr, als wir titelthema wirklich brauchen. Habgier ist aber auch Ausdruck dafür, dass wir vergessen haben, worauf es im Leben wirklich ankommt. Wir sind in falschen Bildern vom glücklichen Leben gefangen. Wir meinen, glücklicher und erfüllter zu leben, wenn wir mehr haben. Wir versprechen uns das Glück von Dingen, die nicht in der Lage sind, uns glücklich zu machen. Franziskus lädt uns ein, uns neu auf das Evangelium, auf die Freude des Evangeliums zu besinnen. Jesus und seine Botschaft sind fähig, unser Leben, unseren All­ tag zu durchdringen und zu verwandeln, wie das Salz die Speise würzt und schmackhaft macht. »Ich bin der Weg, der zum wahren Leben führt«, das ist der Anspruch Jesu. Und zu diesem Weg gehören die Einfachheit im Lebensstil, die Teilnahme am Leben in Gemeinschaft mit anderen, die Fürsorge, damit ein »gutes Leben« für alle möglich wird. Papst Franziskus sieht die Kirche an der Seite der Volksbewegungen, der Nichtregierungsorganisationen und sozialen Bewegungen, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung engagieren. Ihnen weist er eine wesentliche Rolle bei den notwendigen Veränderungen zu (Rede in Sta Cruz de la Sierra, Bolivien am 9. Juli 2015). Was bedeutet dies zum Beispiel für die Kirche in Deutschland? Ist das nicht für viele in der Kirche wie ein Kulturbruch? Ich denke, dass es in der ganzen Kirchengeschichte immer Frauen und Männer gegeben hat, die anders gelebt haben. Zum Beispiel Franziskus und Klara von Assisi, die Wüstenväter in der Zeit der Deka­ denz des Römischen Reiches, Christen, die in der Nazizeit Widerstand geleistet haben, und viele mehr. Sie haben ihre Stimme erhoben und Alternativen aufgezeigt, oft genug selbst konsequent gelebt und sind dafür auch gestorben. Jede Pfarrei sollte eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen Aber dieser Papst sagt jetzt, am Beispiel von Franziskus: Das ist unsere Richtschnur, so soll Kirche sein. Da gibt es mit unserer kirchlichen Realität doch gewisse Spannungen? Ja, es gibt in der Kirche sogar massiven und geballten Widerstand dagegen. So hat der Papst dazu aufgeru­ fen, dass jede Pfarrei, jedes Kloster eine Flüchtlings­ familie beherbergen soll. In Italien versucht die Bi­ schofskonferenz das umzusetzen. Wenn es gelingt, alle Flüchtlinge in Italien in den Pfarreien und Klös­ tern unterzubringen – da werden Zahlen von an die 30.000 Familien genannt –, dann wäre das ein groß­ artiges und solidarisches Zeichen, aber auch eine große Herausforderung. Allerdings wurde in den glei­ chen Nachrichten, die darüber berichteten, auch ein Bischof aus Ungarn zitiert, der dem Papst beschei­ nigte, in der Flüchtlingsfrage keine Ahnung zu haben. Ich denke, dass auch in der deutschen Kirche – nicht nur in der Flüchtlingsfrage, wo schon viel geschieht – noch vieles möglich ist. Der Papst hat seine Erfah­ rungen in der Zusammenarbeit mit sozialen Bewe­ gungen in Lateinamerika gemacht, wo diese enge Kooperation für viele in der Kirche selbstverständ­ lich ist. In Deutschland beschweren wir uns, dass immer mehr Leute die Kirche verlassen. Dazu sagt Papst Franziskus: Beschweren wir uns nicht über die Leute, die weggehen – arbeiten wir mit ihnen und mit denen, die sich engagieren, zusammen. Wir kön­ nen Verbündete bei Leuten entdecken, die nicht zu wassermangel +5° +4° +3° +2° +1° Verschwinden der großen Gletscher im Himalaja 30 bis 50 % weniger Wasser im Mittelmeerraum und im südlichen Afrika ­verfügbar Schwere Dürre in Südeuropa; zwischen 1 und 4 Milliarden Menschen leiden unter Trockenheit 20 bis 30 % weniger Wasser im Mittelmeerraum und im südlichen Afrika ­verfügbar Verschwinden kleinerer Andengletscher bedroht die Wasserversorgung von 50 Millionen Menschen ernährung +5° +4° +3° +2° +1° Versauerung der Ozeane gefährdet ­Fische und Fischerei Ganze Regionen werden für die ­Landwirtschaft zu trocken (zum Beispiel Teile Australiens und Afrikas) Schwere Dürren in Südeuropa; zwischen 150 und 500 Millionen Menschen mehr als heute hungern Rückgang der Erträge in tropischen ­Regionen, Rückgang der Reiserträge in China, Wassermangel im Mittelmeerraum Steigerung der Ernteerträge in hohen Breiten Quellen Thermometer: oekosystem-erde.de 3/2015 apostel 17 titelthema 100 Prozent mit uns übereinstimmen, die aber durch­ aus eine ganze Wegstrecke mit uns gemeinsam gehen können. Und da ist das Thema Gerechtigkeit, Frieden und Fürsorge für die Schöpfung sicher ein breites Arbeitsfeld, zu dem wir gemeinsam mit ande­ ren, speziell mit den sozialen Bewegungen, arbeiten können, auch wenn längst nicht alle Christen sind. Wir können durch unser Leben ein Beispiel geben Welche Herausforderungen sehen Sie für sich selber und beispielsweise für Ihren Konvent in Koblenz? Ich glaube, dass nachhaltige Veränderungen nur in Gemeinschaft möglich sind, weil es weil es darum geht einen neuen Lebensstil zu erfinden. Das geht nicht alleine. Unser Leben, egal wie wir es verstehen und gestalten, hat Auswirkung auf das Leben insge­ samt und auf die ganze Schöpfung. Alles hängt zu­ sammen. Wenn wir nicht wollen, dass viele Men­ schen sterben, wie sie sterben, müssen wir aufhören zu leben wie wir leben. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder in Würde leben können, dann dürfen wir nicht nur irgendwie leben. In Gemeinschaft, und ein Konvent ist so eine Gemeinschaft, ist es besser mög­ lich neue Wege zu entdecken und auszuprobieren. Ich merke, dass mein Handeln oder nicht Handeln, dass mein Reden oder Schweigen sich auswirkt auf die anderen Mitglieder der Gemeinschaft. Wir kön­ nen uns darüber aussprechen und uns gegenseitig helfen es besser zu machen, so zu handeln und so zu reden, dass es für alle bekömmlich ist. Eine Gemein­ schaft von Menschen ist wie ein kleines Modell der ganzen Schöpfung. Wir können da lernen und aus­ probieren wie in einem Labor. Es wird um die Art unserer Beziehung gehen, es wird um unser Kon­ sumverhalten gehen, es wird um die Nutzung u ­ nserer Ressourcen gehen. Bei einem solchen Versuch ge­ mein­sam nach neuen Wegen zu suchen, da können alle mitmachen, kleine und große, junge und alte Menschen. Im Grunde geht es für uns Christen um die Frage, inwieweit der Glaube oder das Evangelium prägend ist für unser Leben. Nicht nur für mein liturgisches Leben, sondern ganz besonders für mein Alltags­ leben. n interview und bearbeitung: thomas meinhardt Gebet für unsere Erde Allmächtiger Gott, der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe, der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt, gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten. Überflute uns mit Frieden, damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden. Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde, die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten. Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber, 18 apostel 4/2014 damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung. Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht. Danke, dass du alle Tage bei uns bist. Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden. Papst Franziskus in »Laudato si’« theologischer beitrag Ein grüner Papst? Der Esel ist in der Bibel das schlaue und für die Erlösungsgeschichte förderliche Tier – nicht etwa das Pferd oder das Kamel. In einer unterhaltsamen Episode wird im Buch Numeri berichtet, wie der »Esel des Herrn« einen Propheten namens Bileam auf den rich­tigen Weg bringt. Und der »Herr« selbst erklärt dem geschlagenen Hiob am Ende seiner Fragen: »Jeglichem Grün spürt er nach« (Hjob 39,8). Was so viel bedeutet wie: Jedem Leben, jeder Existenz spürt er nach, er versucht zu ver­ stehen, was die Welt im ­Innersten zusammenhält, was der Mensch sei, »sprossendes Gras; am Morgen grünt es und blüht, am Abend wird es geschnitten und welkt« (Ps 90,6). Viel war von Grün die Rede, als Papst Franziskus im vergangenen Mai die Enzyklika »Laudato si’, über die Sorge für das gemeinsame Haus« veröffentlichte. »Der grüne Papst«, »Papst Franziskus wird grün«, »Ein Papst setzt auf Grün« verkündeten Schlag­zeil­en in Blättern und Fernsehsendungen, die gewöhnlich nicht viel mit Religion und Papst zu tun haben. So als ob er sein weißes Gewand gegen eine grüne Kluft eingetauscht hätte. »Mit einer ökolo­gischen Moral­ predigt hat sich Papst Franziskus ein halbes Jahr vor der entscheidenden UN-Klimakonferenz von Paris in die internationale Debatte um Klimaschutz, Um­ weltpolitik, Entwicklungshilfe und globale Gerech­ tigkeit eingemischt.« (taz) ©Illustration: Gerhard Mester Eine große Verkünderin der neuen grünen Richtung, die in diesen Tagen immer wieder zitiert wird, ist Hildegard von Bingen. Sie hat sogar ein eige­nes Wort gefunden, um den Zustand zu beschreiben: ­Viriditas, Grünkraft. Sie hat die Kräfte der Natur erforscht und deren heilsame Wirkung beschrieben. Grünkraft ist letztlich Gotteskraft. Man darf annehmen, dass Hildegard diese Grünkraft von klein an in ihrer Heimat an der Nahe (Disibo­ denberg) kennengelernt hat – und zwar vom Wein­ stock: Aus dem klobigen, scheinbar verkrüppelten Wurzelwerk des Weinstocks wächst die elegante Rebe, die den köstlichen Wein spendiert. Was tot ­erschien, reif für’s Feuer, liefert das köstliche Ge­ tränk, das des Menschen Herz erfreut. In diesem Sinn ist der Papst »grün«. Manche werfen ihm vor, dass in seinem Tun und Reden die Barmherzigkeit zu oft erscheine und die Gerechtigkeit außen vor bliebe. Doch gerade dies ist seine Stärke: Er ist davon überzeugt, dass sich auch im Kleinen Großes verber­ gen, dass auch aus dem offenbar Toten Lebendiges wachsen kann. Er beklagt die Zerstörung der Umwelt, die Belastung der Ozeane, der Atmosphäre und den Verlust der ­Artenvielfalt. »Unsere Erde, unsere Heimat, wird zu einer Müllkippe«, schreibt er. Auf welche Gegen­liebe Franziskus mit seiner »Kultur der Ökologie« stößt, wird sich zeigen. Er verordnet seiner Kirche eine neue grüne Theologie, verlangt aber auch konkret: »Fossi­ le Brennstoffe müssen ohne Zögern ersetzt werden.« Vom heiligen Franz von Assisi stammen Titel und Gedankenführung der Enzyklika. Der heutige Franz gibt eine Einleitung aus dem grünen Bereich: »Fran­ ziskus forderte, im Konvent immer einen Teil des Gartens unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie bewundern, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben könnten.« (Laudato si’ 12) n friedhelm geller sscc 3/2015 apostel 19 65 Jahre familie sscc 65-jähriges Professjubiläum (22. August) Pater Joachim Becker SSCC und Pater Raymund Baranek SSCC Am 22. August 1950 legten Joa­ chim Becker und Raymund Bara­ nek in Burgbrohl ihre ersten ­Ordensgelübde ab. Beide Jubilare wurden bereits mehrfach mit ihr­ en Lebensläufen im »Apostel« vorgestellt. Pater Joachim, ehe­ maliger Professor für Exegese (Erklärung der Heiligen Schrift), kann auf eine langjährige Lehrtä­ tigkeit zurückschauen und ist Verfasser zahlreicher theologi­ scher Sachbücher. Pater Raymund war den größten Teil seines Le­ bens als Lehrer am Johannes-­ Gymnasium in Lahnstein tätig. Zudem war er einige Jahre Pfar­ rer von Arnstein und Ökonom im dortigen Konvent. Beide Mitbrüder leben heute im Konvent von Werne an der Lippe und nehmen noch aktiv am Leben der Gemeinschaft teil. 60 Jahre 60-jähriges Professjubiläum (8. September) Pater Edouard Brion SSCC Edouard Brion wurde 1937 in Graide, einem Dorf in den belgi­ schen Ardennen, geboren. Er be­ suchte die Ordensschulen unse­ rer belgischen Mitbrüder in Wau­ drez und Suarlée (Wallonien). Am 8. September 1955 legte er seine ersten Ordensgelübde in Tremelo ab. Er war zunächst Lehrer an unseren Schulen in Belgien und wirkte zwei Jahre als Missionar in Kole (Kongo). Später wurde Pater Edouard zum Provinzial der walloni­ schen ­Provinz gewählt und war zudem zehn Jahre seines Lebens in der Generalleitung in Rom tätig. Sein ­besonderes Engagement gilt Zeit seines Lebens sozialen und politischen christlichen Bewegungen, die für Friede und Gerechtigkeit in der Welt eintre­ ten. Der Jubilar lebt heute in Charleroi und ist noch immer als Seelsorger in mehreren Altenheimen und als Berater verschiedener sozialer und friedenspoli­ tischer Organisationen aktiv. 20 apostel 3/2015 x/2015 40Jahre 40-jähriges Professjubiläum (20. September) Pater Manfred Kollig SSCC Manfred Kollig wurde 1956 in Koblenz geboren. Nach dem Ab­ itur am Johannes-Gymnasium in Lahnstein trat er ins Noviziat in Simpelveld ein und legte am 20. September 1975 in Simpelveld seine ersten Gelübde ab. Seine theologischen Studien absolvier­ te er in Simpelveld und Münster und schloss diese mit dem Lizentiat ab. Wegen seiner vielseitigen Talente und praktischen Begabungen betrauten ihn der Orden und die Bistü­ mer Limburg, Trier, Münster und Köln mit vielerlei verantwortungsvollen Aufgaben in den Bereichen Seelsorge, Ausbildung und Verwaltung. Er war Mit­ glied unserer Generalleitung in Rom, wirkte maß­ geblich an der Vorbereitung des Weltjugendtages 2005 in Köln mit, ist als Provinzökonom Teil der Provinzleitung und heute Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Bistum Münster. Den Lesern dieser Zeitschrift ist er als Autor theologischer und medita­ tiver Texte bekannt. 50Jahre 50 Jahre Priesterweihe (24. Oktober) Pater Gabriel Simon SSCC Gabriel Simon wurde 1937 in Retterath in der Eifel geboren. Nach dem Abitur und der Able­ gung seines ersten Ordensgelüb­ des begann er zunächst mit dem Studium in Simpelveld, wechsel­ te im Oktober 1958 nach Rom, wo er 1967 in Philosophie pro­ movierte. Seine Priesterweihe empfing Pater Gabriel am 24. Oktober 1965 in Sim­ pelveld. Nach Abschluss seiner Studien war er ab 1967 als Dozent für die Ausbildung des Ordens­ nachwuchses an unserer Hochschule in Simpelveld tätig. Nach Schließung der Hochschule im Jahr 1980 folgte er den Studenten nach Münster und lehrte bis 2007 an der Hochschule der Franziskaner und Ka­ puziner. Von 1982 bis 1991 leitete er als Provinzial die deutsche Ordensprovinz. Heute lebt Pater Gab­ riel in Münster und beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte unserer Ordensgemeinschaft. Die Leser des »Apostels« erfahren durch Artikel und Inter­ views immer wieder von den Ergebnissen dieser Forschung. familie sscc Philippinen Hoffnung auch dank deutscher Spenden Anfang November 2013 raste der Taifun Hayan über die Philippinen und richtete gewaltige Schäden an. Tausende Menschen kamen ums Leben. In der stark betroffenen Provinz Leyte haben Pater Harald Adler SSCC und sein Team (aus der SSCC­-Pfarrei in Bagong Silang im Groß­raum der Hauptstadt Manila) mithilfe von Spendengeldern aus Deutschland zwei Hilfspro­jekte für die Opfer der Katastrophe eingerichtet. Im Juli flogen Pater Harald und einige Mitarbeiter in die Provinzhauptstadt Tacloban, um die unter­stütz­ ten Familien zu besuchen. Mit dem Auto ging es weiter in den Küstenort Villalon, wo nach dem Wir­ belsturm SSCC-Hilfsprojekte gestartet wurden. Empfangen wurde die Gruppe von den Eltern von neun Stipendiaten, die dank der Unterstützung aus Deutschland studieren können. »Für uns war es eine Gelegenheit, die Eltern kennenzulernen und zu erfah­ ren, wie es ihnen fast zwei Jahre nach der Katastro­ phe geht«, berichtet Pater Harald. Anschließend traf sich die Gruppe mit 16 Fischern aus dem Dorf. Sie gehören zu den 35 Fischerfami­ lien, die nach dem Sturm durch Spenden aus Kali­ fornien, Spanien, Nordirland und Deutschland mit Motorbooten ausgestattet worden waren. In dem Gespräch stellte sich heraus, dass beim Bau der Boote teilweise weiches Holz verwendet wurde, das bereits verfault ist. Die Boote sind nun nicht mehr benutzbar. Die Fischer baten darum, dauerhafteres Holz für die Reparatur zu erhalten. »Wir erklärten uns einverstanden, das benötigte Material zur Verfü­ gung zu stellen, was mit großer Erleichterung und Dankbarkeit aufgenommen wur­de«, so Pater Harald. Da die anderen Fischer ähnliche Probleme haben, rechnet er mit Gesamtkosten von umgerechnet rund 4.000 Euro, die dank der großzügigen Spenden noch in Reserve sind. Unterstützung für Fischer und Studenten Nachmittags fuhren die Besucher noch mit einem Auslegerboot nach Naval, um die SSCC-Stipendi­ aten in der Naval State University zu besuchen. »Die Studenten haben uns versichert, dass sie die große Chance, die ihnen geboten wird, als eine Verpflich­ tung verstehen, hart für ihre Ausbildung zu arbeiten, um ihre eigene Zukunft und das Angesicht ihres Heimatlandes neu zu gestalten«, sagte Pater Harald nach dieser Begegnung. Lahnstein 41. Zeltlager der Gemeinschaft vom christlichen Leben Seit vielen Jahren ist die Gemeinschaft vom christ­ lichen Leben (GCL) ein Grundstein der Schulseel­ sorge am Lahnsteiner Johannesgymnasium. Das all­ jährliche Zeltlager der Gemeinschaft fand nun schon zum 41. Mal statt. In Dahlheim bei St. Goars­hausen verbrachten 130 Kinder und Jugendliche unter der Leitung von Pater Ernst Karbach SSCC und seinem Team eine Ferienwoche mit Olympiade, Schnitzel­ jagd, Sport und Spiel. Ebenso traditionell schwärmten die Schüler mit ihren Sammeldosen aus, um im Gei­ste Pater Damians für die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe zu sammeln. Rund 700 Euro kamen da­bei zusammen. Zum Abschlussgot­ tesdienst am Son­ntag versammelten sich mit Eltern und Geschwistern insgesamt 250 Menschen auf dem Zeltplatz. Die Schüler, die 2016 ihr Abitur machen werden, pflanzten als Symbol für eine gute Zukunft einen Zwetschgenbaum. Und es soll weitergehen. Pater Ernst und sein Team sprechen bereits vom 42. Sommerlager, dabei sind die Zelte des Letzten gerade erst getrocknet. 3/2015 x/2015 apostel 21 wie kann das sein? erinnern herbst blüten fallen regelmäßig mensch und natur werden monument Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe. Lukas 1,78 Unsere Niederlassungen in Deutschland Arnsteiner Patres, Provinzialat Kardinal-von-Galen-Straße 3 ■ 59368 Werne Tel.: 0 23 89  97 01 50 ■ Fax: 0 23 89  97 01 27 provinzialat@sscc.de Arnsteiner Patres Bohlweg 46 ■ 48147 Münster Tel.: 02 51  48 25 33 ■ Fax: 02 51  4 82 53 59 Muenster@sscc.de Kloster Arnstein 56379 Obernhof / Lahn Tel.: 0 26 04  9 70 40 ■ Fax: 0 26 04  16 06 Kloster.Arnstein@sscc.de Arnsteiner Patres Jesuitenplatz 4 ■ 56068 Koblenz Tel.: 02 61  9 12 63-0 Koblenz@sscc.de Niederlassung der Deutschen Provinz in Belgien: Pères des Sacrés Coeurs Quai de Brabant, 38/5 ■ B-6000 Charleroi Tel.: 00 32  71  70 02 46 www.arnsteiner-patres.de