60800 Apostel Zeitschrift der Arnsteiner Patres Ausgabe 4/2014 Was will der Papst von uns? Herausforderungen und Hoffnungszeichen Weitere Themen Mit Kindern über Gott reden: Firmung Geistlicher Wegbegleiter für Januar, Februar, März Advent und Heiligabend in Koblenz Bis einschließlich 23. Dezember findet täglich um 17:30 Uhr eine ökume­ nischen Adventmeditation unter dem Titel »Musik– Text – Stille – Segen« in die Citykirche am Jesuitenplatz in Koblenz statt. Am 24. Dezember lädt die Gemeinschaft der Arnsteiner Patres mit dem Team der Citykirche um 23 Uhr zur Christmette. Die musikalische Gestal­ tung liegt in den bewährten Händen des »ensemble mandacaru« und bei Benno C. Brands. Inhalt Elternseiten 4 Familie SSCC – FSJ in Mosambik 6 Willkommenskultur ja – aber wie? 8 Geistlicher Wegbegleiter 11 Was will der Papst von uns? 15 Der »Apostel« erscheint vierteljährlich und wird von unserer Ordensgemeinschaft seit 1895 erstellt. Interessierte können ihn im Provizialat bestellen und erhalten ihn ohne Rechnungsstellung zugesandt. Wir freuen uns über Spenden, die uns helfen, diese Form der Verkündigung fortzusetzen. Eine Spende ist aber keine Voraussetzung für den Bezug. er (ggf. Kontonumm IBAN Prüfziffer oinhaber) BLZ (Kont links mit Nullen auffüllen) 1 0 2 0 0 5 5 5 6 1 S D E 5 0 6 n) N A S tuts, 8 oder 11 Stellen)5 0 0 1 r 22 Stelle 0 nd imme Kreditinsti Deutschla BIC (des 6 5 1 gen in BIC D E 8 tinstituts, bei Überweisun IBAN (des Kredi Am 10. Mai 2015, dem Gedenktag des heiligen Damian De Veuster, wird wieder ein Pilgerzug von Köln nach Kloster Arnstein unterwegs sein – 90 Jahre, nachdem der erste Pilgerzug im einzigen deutschen Herz­Jesu­ Wallfahrtsort eintraf. Mit diesem besonderen Ereignis, zahlreichen Angeboten und Möglichkei­ ten zur Begegnung wird die Wallfahrtssaison 2015 feierlich eröffnet. Voraussichtlich gegen 9.00 Uhr wird der Sonderzug in Köln­Mühlheim starten und dann über Köln­Hauptbahnhof, Bonn­Hauptbahnhof um ca. 11.30 Uhr in Obernhof an der Lahn eintreffen (Rückfahrt ab Obernhof um ca. 17.00 Uhr). Von dort geht es auf dem Fußweg zum Kloster Arnstein oder – wem dies zu beschwerlich ist – mit dem Bus der Pfarrei zum Wall­ fahrtsort. Ab Februar 2015 werden wir im »Apostel« und auf unserer Website www.arnsteiner­patres.de über Programm und Anmeldemodali­ täten informieren. Wer schon jetzt Tickets vorbestellen möchte (Preis ca. 20 Euro) oder weitere Informationen benötigt, wende sich bitte ans Provinzialat der Arnsteiner Patres, Kardinal-von Galen-Straße 3, 59368 Werne, Telefon: 0 23 89 97 01 50, Fax: 0 23 89 97 01 27, E-Mail: provinzialat@sscc.de eiz in Euro. in die Schw taaten und re EU-/EWR-Snd, in ande Deutschla eisungen in Für Überw schein g/Zahl weisun ber SEPA-Ü Sonderzug von Köln nach Arnstein Bankverbindung: Arnsteiner Patres e. V., Nassauische Sparkasse Lahnstein, Stichwort: »Spende Apostel«, IBAN: DE 8651 0500 1506 5612 0010, SWIFT-BIC: NASSDE55 Bei Spenden bis zu 200 Euro genügt dem Finanzamt der Kontoauszug als Beleg. Wir senden bei Bedarf oder bei höheren Beträgen aber auch gerne Spendenbescheinigungen zu. Früh- und Spätschichten in Münster Die nächsten Frühschichten der Arnsteiner Patres in Münster im Jahr 2015 finden jeweils freitags um 6.45 Uhr statt am 9. Januar, 6. Februar, 6. März und 3. April 2015 (Karfreitag). Die Spätschichten finden jeweils mittwochs um 19.30 Uhr statt: 14. Januar, 11. Februar, 11. März, 15. April. Nach den Frühschichten sind alle zum gemeinsamen Frühstück und nach den Spätschichten zum gemeinsamen Zusammensein mit der Kommunität eingeladen. Arnsteiner Patres, Bohlweg 46, 48147 Münster, Telefon: 02 51 48 25 33 Weitere Informationen auf www.arnsteiner-patres.de Impressum Apostel (ISSN 1611-0765) Herausgeber: Provinzialat der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (Arnsteiner Patres e. V.), Kardinal-von-Galen-Straße 3, 59368 Werne, Tel.: 0 23 89 97 01 50, Fax: 0 23 89 97 01 27, E-Mail: provinzialat@sscc.de, Internet: www.arnsteiner-patres.de SSCC ist die Abkürzung der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen, in Deutschland als Arnsteiner Patres und auch als Picpus (nach der Straße des Mutterhauses in Paris) bekannt. Redaktion: Heinz Josef Catrein SSCC (verantw.) • Martin Königstein SSCC • Kerstin Meinhardt • Thomas Meinhardt • Ludger Widmaier SSCC Weitere Mitarbeitende dieser Ausgabe: Pablo Fontaine Aldunate SSCC, La Unión (Chile) • Eileén Bosselmann, Idstein • Friedhelm Geller SSCC, Werne • Hans-Ullrich Willms SSCC, Münster Verlag: Meinhardt, Magdeburgstraße 11, 65510 Idstein, Tel.: 0 61 26 9 53 63-0, Fax: 0 61 26 9 53 63-11, E-Mail: info@meinhardt.info, Internet: www.meinhardt.info Erscheinungsort: Werne Auflage: 5.700 Exemplare, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Titel: shutterstock/meinhardt Bildnachweise: Auf der Doppelseite, auf denen die Abbildungen Verwendung fanden; Bilder ohne Nachweis: Archive der Ordensgemeinschaft und der Firma Meinhardt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung von Herausgeber und Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos kann keine Haftung übernommen werden. Die Zeitschrift »Apostel« kann kostenfrei beim Herausgeber (Adresse siehe oben) abonniert werden. Über eine Spende, die uns hilft, einen Teil der Herstellungskosten zu finanzieren, freuen wir uns sehr. Bankverbindung: Arnsteiner Patres e.V., Nassauische Sparkasse Lahnstein, Stichwort: »Spende Apostel«, IBAN: DE 8651 0500 1506 5612 0010, SWIFT-BIC: NASSDE55 2 apostel 4/2014 Oasentage im Kloster Arnstein Die Arnsteiner Oasentage laden ein, zur Ruhe zu kommen und auf Körper, Seele und Geist zu hören. Im Wechsel von Ge­ spräch und Meditation, Stille und Gesang werden verschiedene Themen aufgegriffen und im Hinblick auf eigene Erfahrungen bearbeitet. n Samstag, 10. Januar 2015 n Samstag, 21. Februar 2015 Die Oasentage finden jeweils von 9.30 bis 16.30 Uhr im Kloster Arnstein statt. Anmeldungen bitte bis 10 Tage vor der jeweiligen Veranstaltung an: Kloster Arnstein, 56379 Obernhof / Lahn, Telefon: 0 26 04 97 04­0, E-Mail: kloster.arnstein@sscc.de Filmrolle © destina – Fotolia, rechts oben © picture-alliance / akg-images Filmreihe in der Citykirche In der Citykirche in Koblenz am Jesuiten­ platz, die von der Kommunität der Arn­ steiner Patres betreut wird, werden in den ersten drei Monaten 2015 außergewöhn­ liche Filme präsentiert. Jeweils am letzten Donnerstag im Monat um 19.00 Uhr wer­ den bei freiem Eintritt neben den Haupt­ filmen jeweils ein Kurzfilm, eine kurze Einführung und anschließend ein Film­ gespräch angeboten. n 29. Januar 2015: »Die verlorene Zeit« (Deutschland 2009) n 26. Februar 2015: »In einer besseren Welt« (Dänemark / Schweden 2010) n 26. März 2015: »Birdwatchers – Das Land der roten Menschen« (Brasilien/Italien 2008) Nähere Informationen zu den Filmen und zu weiteren Angeboten der Citykirche finden Sie unter: www.arnsteiner-patres.de/ haus_koblenz.0.html Der Ernst des Lebens und das Lächeln Gottes »Herr Pastor hat auch Humor« lautet der Titel eines Buches, das vor 50 Jahren auf den Markt kam und eine große und lesenswerte Anzahl lustiger geistlicher Geschichten darbietet. Doch der Satz über Herrn Pastors Humor hat sich lange vom Buch gelöst und wird gerne in anderen Zusammenhängen zitiert. Es ist ja erfreu­ lich, wenn die Diener Gottes als fröhliche Diener erscheinen, aber da das Zitat so oft bemüht wird, wirft es auch die Frage auf, wie es denn um das Lachen in der Kirche so bestellt ist. Vor allem das Wörtchen »auch« macht misstrauisch. »Warum geht es bei euch so ernst zu?«, fragte mich ein mir gut bekannter, ungetaufter, aber durchaus gutwilliger »Neuheide«, der mit Rücksicht auf die Familie mehrmals im Jahr einen Gottesdienst über sich ergehen lässt. Der Philosoph Friedrich Nietzsche ächzt: »Die Christen müssten eigentlich erlöster aussehen.« Kritik kommt auch aus dem Inneren der Kirche. Die große heilige Theresia betete: »Vor sauertöpfischen Heiligen bewahre uns, o Herr!« Wir lächeln, wenn wir freundlich angesprochen werden. Bald werden wir wieder vor den Weihnachtskrippen stehen, und in der Regel lächelt das Kind, lächelt Maria, lächelt Josef. Gott wird Mensch in diesem Kind. Er wird Mensch in seinem Lächeln. Die Engel singen: »Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude« (Lk 2.10). Später wird es heißen: »Es war eine große Menschenmenge versammelt und hörte ihm mit Freude zu« (Mk 12,37). In Jesus erfuhren die Menschen Güte. Und so waren sie voller Freude, denn sie spürten, dass das Wohlwollen Jesu einer anderen Quelle entspringt als das unverbindliche Lächeln eines Verkäufers. Im Ernst des Lebens vergessen wir häufig das Lächeln Gottes. Es begegnet uns im Kind in der Krippe, aber auch in vielen Menschen, die diesem Kind nachfolgen. Wenn man weiß, dass Gott einem freundlich ist, kann man entspannt sein wie der lächelnde Papst Johannes XXIII., der sich und der Welt sagte: »Johannes, nimm dich nicht so wichtig.« Wer weiß, dass Gott ihm zulächelt, kommt leichter mit dem Leben zurecht. Begleitet vom Lächeln des Kindes aus der Krippe, wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr. Ihr Pater Heinz Josef Catrein SSCC 4/2014 apostel 3 Chat und Chrisam – zwei Welten begegnen sich Firmung Sie sind schwer zu verste­ hen, die 13­ bis 16­Jährigen. Schon die Sprache bleibt ein Rätsel: Sie chillen und chatten. Sie besitzen tech­ nische Geräte, von denen Erwachsene nicht mal die Namen kennen, geschweige denn wissen, wozu sie zu gebrauchen sind. Sie sty­ len sich: kahl geschorene Schläfen und das Deck­ haar wird mit Gel gebän­ digt. Sie haben Piercings in den Ohren, in der Nase, im Nabel und anderswo. Die Kleidung ist cool, was das auch immer sei: haut­ enge Jeans oder Shorts, wo der Hosenboden um die Kniekehlen schlab­ bert. Markenklamotten müssen es aber sein! Unter Gleichaltrigen wirken sie wild und ungehemmt, gegen­ über Erwachsenen eher wortkarg. Wer Kontakt mit ihnen hat, bemerkt, dass sie auch ihre Not haben. Die Leistungsgesellschaft hat sie fest im Griff, auch deshalb wollen sie in der Schule keine Versa­ ger sein. Die Konsumgesellschaft setzt sie unter Druck, und sie schämen sich mit einem zwei Jahre alten I­Phone, weil es »out« ist. Sie wollen verstanden werden und ver­ zweifeln oft genug an uns Erwachsenen, die einfach nichts »raffen«. Und manchmal sitzen sie einfach da mit Kopfhörern in den Ohren und einem Blick, der allen Schmerz dieser Welt eingesammelt hat. In diese Welt bricht auf einmal die Kirche ein und lädt zum Sakrament der Firmung. Chrisam – heiliges Salböl berührt die Stirn der »Computer Kids«, größer kann der Kontrast kaum sein. 4 apostel 44/2014 /2014 Verschiedene Welten Wenn wir als Erwachsene diesen Ju­ gendlichen gegenübertreten, tun wir gut daran, nicht von unseren Vorstel­ lungen auszugehen. Jugendliche heute leben anders, die Schule ist anders or­ ganisiert, und die Rolle der Lernen­ den hat sich gewandelt. Sie leben viel mehr als noch ihre Eltern außerhalb der Familie. Sie essen in der Schule und sind abends meist unterwegs. Sie können unter unzähligen Freizeitan­ geboten wählen. Sie wachsen mit elek­ tronischen Geräten auf und schätzen den Computer weitaus mehr als ein Buch. Der Kontakt zur Kirche ist dünn. Für die Generation der Erwachsenen lag die Kirche meist noch um die Ecke, und der Pastor war eine geach­ tete Person im öffentlichen Leben. Das alles ist nicht mehr. Wer Firmlingen begegnet, sollte beobachten, fragen und mit Ratschlägen sparsam sein. Ihre Welt ist anders. Vielfältige und verwirrende Welten Unsere Firmlinge teilen die Schulbank mit Musli­ men und Konfessionslosen, im Fußballverein ki­ cken sie mit Freunden, deren Wurzeln in Polen, der Türkei oder Vietnam liegen. Sie essen Döner und Wraps. Ihre Sprache wimmelt von englischen Wör­ tern. Frisuren und Kleidung wechseln in hektischem Tempo. Stars erobern Bühnen, Laufstege oder Fußball­ stadien; sie sind in allen Medien und verschwinden ebenso rasch, wie sie gekommen sind. Die Liebesge­ schichten und Affären der »Stars« zeigen ein sexuelles Verhalten, das kirchlichen Normen völlig widerspricht und doch als »normal« und »natürlich« dargestellt wird. Was ist »in«, was ist »out«? Ständig müssen Jugendliche sich neu aufstellen und sich zwischen neuen Techniken und Trends neu orientieren. Ist es da verwunderlich, wenn sie unsicher sind? Angsterregende Welten Sieht man die fröhlichen, bunt gekleideten Grüpp­ chen von Jugendlichen, bekommt man den Ein­ druck, es mit einer sorgenfreien Generation zu tun zu haben. Der Eindruck täuscht. Jugendliche stehen unter Spannung. Selbst das Abitur ist keine Garantie für eine Lehrstelle, und ein Hochschulstudium ebnet noch lange nicht den Weg in ein sorgenfreies Berufs­ leben. Sie hören Worte wie Wirtschaftskrise oder Ju­ gendarbeitslosigkeit. Viele Jugendliche erleben, dass die Ehen ihrer Eltern zerbrechen, sie fühlen sich hei­ matlos und fürchten um ihre eigene Zukunft, fürch­ ten auch, dass der Freund oder die Freundin ihnen ausgespannt wird oder den Laufpass gibt. Selbstmord ist bei Jugendlichen in Deutschland die häufigste Todesursache. Das schrille Verhalten, das die biede­ ren Erwachsenen mitunter erschreckt, ist häufig ein Hilferuf. Neue Welten Das Sakrament der Firmung ist für viele Jugendliche die Begegnung mit einer neuen Welt. Die Welt der Religion ist anders als die Welt der Konsumgesell­ schaft. Die Werte der Religion sind anders. Es geht nicht darum, das eigene »Ego« aufzubauen, sondern sich in eine Gemeinschaft einzubringen. Es geht nicht um kurzfristige Moden, sondern um ewige Dinge. Es geht um Gott. Man muss den meisten Firmlingen zugestehen, davon merkwürdig berührt zu sein. Es fehlen ihnen die Voraussetzungen des Verstehens, und wir tun gut daran, sie nicht zu verurteilen, son­ dern sie in diese neue Welt des Glaubens hinein zu begleiten. Wer näheren Kontakt zu Firmlingen hat, sollte sich informieren, auf welche Weise die Pfarreien die Vorbereitung gestalten. Gottesdienst im Zeltlager – die Kirche lädt ein In der Regel nehmen sie die Situation der Jugendlichen ernst. Die Vorbereitung besteht nicht aus sturem Pauken, sondern aus verschiedenen Einführungen in neue Erfahrungen. Soziale Projekte, künstlerische Aktivitäten, jugendgemäße Gottesdienste und ge­ meinsame Ausflüge dienen diesem Ziel. Begleiten Sie die Jugendlichen zu den Vorbereitungsgottesdiens­ ten, lassen Sie sich erzählen, was sie machen, nehmen Sie die Elternabende zur Firmvorbereitung ernst. Als gläubige Erwachsene finden wir uns auf einmal in der Situa­ Coole tion von Lernenden. Wir ler­ Selfies imt sind rrich nen die Firmlinge und ihre Firmunterinnerungen. E n e n ö lass h sc Welt kennen und entdecken r Kirche ber in dein Handy A mit ihnen den gemeinsamen ich me . aus Glauben. Jugendliche mögen nicht den »Oberlehrer«, aber sie schätzen, wenn ein Erwachsener sie ernst nimmt und mit ihnen lernt. n heinz josef catrein sscc Literaturhinweis: »beGEISTernd«, Orientierungen für die Firmkatechese im Bistum Münster Das Heft »beGEISTernd« ist kostenfrei erhältlich beim Materialdienst des Bischöflichen Generalvikariats (materialdienst@bistum-muenster.de; Telefon: 02 51 4 95-5 41 oder -4 36). 4/2013 apostel 4/2014 5 Eine unvergessliche Zeit in Mosambik Hannah Oelkers reiste direkt nach dem Abitur am Pascal-Gymnasium in Münster zu einem Frei­willigen Sozialen Jahr (FSJ) nach Mosambik ins südliche Afrika. Begeistert hatte sie eine ­Begegnung mit Schwester Elisabeth Drolshagen SSCC, die in der Nähe der Stadt Bonane gemeinsam mit anderen Schwestern der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen ein Kinder- und Waisenhaus aufgebaut hat. Vor einem Jahr berichtete Hannah Oelkers im »Apostel« (4/2013) über ihre Motive und erste Erfahrungen mit »Land und Leuten«. Jetzt ist sie nach Deutschland zurückgekehrt und studiert Lehramt. Wie müssen wir uns die Lebensbedingungen der Menschen in dieser Region vorstellen? Das Kinderheim liegt etwa eine Stunde Fußweg von Bonane – der »größeren« Stadt – entfernt, in einer sehr ländlichen Gegend. Hauptsächlich wird Mais angebaut, denn Mais ist das wichtigste Grundnah­ rungsmittel. Maismehl mit Wasser gekocht, ergibt Xima, einen Brei, der ohne Zutaten fürchterlich schmeckt. Die Mosambikaner verbessern den Ge­ schmack mit den Blättern von Süßkartoffeln oder Bohnen. Die Häuser sind einfache Hütten aus Lehm und Reisiggeflecht, die auch manchmal einstürzen. 6 apostel 4/2014 Das Mobiliar ist eher schlicht, ein Tisch, ein Stuhl ... Zum Schlafen werden Bastmatten ausgerollt. In den Hütten gibt es selten Überflüssiges. In Bonane findet man zwar ein Warenhaus, doch normalerweise kauft man auf den großen Märkten, die es überall gibt und auf denen man so ziemlich alles kaufen kann. Abends kommen die Frauen schwer bepackt vom Feld, die Last auf dem Kopf oder auf den Schultern. Kerzengerade tragen sie ihre Bürde. Ich habe das einmal mit einem Wassereimer versucht – mit dem Ergebnis, dass ich klitschnass wurde. Die Armut ist allgegenwärtig: Hütten aus Wellblech, viele Bettler und vor dem einzigen Hospital in Bona­ ne steht jeden Morgen eine lange Schlange Hilfe suchender Menschen. Die einzige Medizin, die offen­ bar ausreichend zur Verfügung steht, ist das Schmerz­ mittel Paracetamol. sscc familie Wie spielt sich das Leben im Kinderheim der Schwestern ab? Die 30 Mädchen unseres Kinderheimes sind zwischen 5 und 17 Jahren alt. Es sind Kinder, die ihre Eltern durch Aids verloren haben, andere Waisen oder auch Kinder von Eltern, die es aufgrund der großen Armut einfach nicht schaffen, ihre Kinder zu Hause zu ernähren. Die Kinder werden derzeit von fünf Schwestern betreut: zwei aus Spanien, zwei aus dem Kongo und Elisabeth, die Schwester aus Münster. Es ist nicht einfach, das Heim zu unterhalten. Spenden, aber auch Lebensmittel, die der lokale Supermarkt abgibt, helfen dabei. Zum Heim gehört auch ein gro­ ßes Feld, auf dem die Kinder unter Anleitung allerlei Gemüse anbauen. Die jüngeren Kinder stehen be­ reits morgens um 4.30 Uhr auf. Sie duschen, ziehen sich an, räumen auf und frühstücken. Um 6.00 Uhr bringt sie der Bus zur Schule. Gegen 12.30 Uhr sind sie wieder zu Hause. Bis 15.00 Uhr ist dann Mittags­ pause, anschließend werden bis 16.30 Uhr die Haus­ aufgaben gemacht, der Unterrichtsstoff wiederholt oder kleine Übungen unter Betreuung der Schwes­ tern erledigt. Danach kommt dann die Gartenarbeit an die Reihe, dann noch einmal duschen und Abend­ essen. Gegen 20.00 Uhr ist Bettruhe. Für die größe­ ren Kinder ist der Tageslauf umgekehrt. Sie machen die Arbeiten morgens und fahren nachmittags zur Schule. Wie werden die Mädchen ausgewählt, die im ­Kinderheim aufgenommen werden? Einige kommen zu uns durch den Sozialdienst in den Pfarreien, die die jeweilige Situation genau ken­ nen, andere durch das Zentrum Hakumana in der Hauptstadt Maputo, das sich um arme Familien kümmert. Die jeweiligen Verantwortlichen treten dann mit den Schwestern in Kontakt. Die Schwes­ tern besprechen die Situation des jeweiligen Kindes und prüfen, ob es den Aufnahmekriterien entspricht und noch Platz vorhanden ist. Hannah mit einem der Mädchen aus dem Waisenhaus Was geschieht mit den Mädchen nach Ende ihrer Schulzeit? Was können sie mit ihrer Schulaus­ bildung und dem Gelernten anfangen? Haben sie eine berufliche Perspektive oder gehen sie in ihre Dörfer zurück? Dazu kann im Augenblick noch nichts gesagt wer­ den, da in diesem noch recht jungen Projekt noch kein Mädchen die Schule vollständig durchlaufen hat. Die Ältesten werden im kommenden Jahr das zehnte Schuljahr besuchen. Während dieses Jahres werden dann die Schwestern gemeinsam mit den Mädchen überlegen, wo jeweils die Neigungen und Stärken liegen. Ob eine die Ausbildung zur Lehrerin oder im Gesundheitsbereich anstreben will. Einige werden vielleicht auch weiter die Schule besuchen, um mit dem Abschluss nach der zwölften Klasse ein Studium aufzunehmen. Derzeit ist hierbei noch alles offen. Die Schwestern stehen aber in Kontakt mit ver­ gleichbaren Institutionen, um sich auszutauschen und von deren Erfahrungen zu lernen. Gibt es eigentlich auch weiterhin die Möglichkeit, in Bonane ein FSJ zu machen, oder war dies nur eine einmalige Einsatzstelle? Schwester Elisabeth hat mir gesagt, dass sie grund­ sätzlich dazu gerne bereit sind, Freiwilligen solche Erfahrungen zu ermöglichen. Kon­ kret müsste das aber im Einzelfall miteinander besprochen werden. Wie fällt Ihr Fazit nach diesem Jahr aus? Es war für mich ein unglaublich be­ reicherndes Jahr mit tollen Erfah­ rungen. Ich wurde von allen akzep­ tiert, habe sehr viel gelernt und kann nur empfehlen, dass andere Jugend­ liche etwas Ähnliches machen. Für mich war es eine unvergessliche Zeit! n interview: heinz josef catrein sscc 4/2014 apostel 7 aktuelles thema In Deutschland entsteht langsam eine Willkommenskultur Schön, dass du da bist! Seit dem Besuch von Papst Franziskus auf Lampedusa ist das Flüchtlingsthema in den Medien fast ständig präsent. Die aktuellen Konflikte lassen weltweit die Flüchtlingszahlen rasant steigen. Deutschland bewilligt so viele Asylanträge wie seit Jahren nicht mehr. Vorhandene Flüchtlingsunterkünfte sind hoffnungslos überfüllt, neue entstehen. Dagegen formiert sich vielerorts heftiger Protest, und es sind längst nicht mehr nur rechte Randgruppen, die gegen Flüchtlinge auf die Straße gehen. Gleichzeitig gibt es an vielen Orten eine große Bereitschaft, so etwas wie eine »Willkommenskultur« zu schaffen. Im Hochtaunuskreis beispielsweise haben der katholische und der evangelische Dekan ihre Gemeinden in einem gemeinsamen Brief darum gebeten, die Flüchtlinge vor Ort zu unterstützen. Hauptamtliche aus den Kirchen wenden oft einen Teil ihrer Arbeitszeit für die Flüchtlingshilfe auf. Überkonfessionelle Initiativen werden ins Leben gerufen, ehrenamtliche Helfer engagieren sich Seite an Seite mit Hauptamtlichen. Wie sieht die »Willkommenskultur von unten« konkret aus? »Was die zu uns kommenden Menschen brauchen, ist jemand, der ihnen Halt gibt. Sie brauchen einen Menschen, der zuhört und Verständnis für ihre Situation auf­ bringt«, sagt Mahnaz Avijgan. Die Sozialarbeiterin ist ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv und hat jahrelange Erfahrungen mit Neuankömmlingen in Idstein ge­ macht. Die Flüchtlinge verlassen ihre Heimat – so hat sie immer wieder erfahren –, weil ihr Leben bedroht ist oder weil sie in ihrem Herkunftsland keinerlei Perspek­ tive haben. Doch die Flucht be­ deutet eine enorme Strapaze, und Zehntausende bezahlen das Wag­ nis jedes Jahr mit ihrem Leben. Ein junger Mann in einem Flücht­ lingsheim in Idstein erzählt, dass er auf seiner Flucht von Afghanis­ tan nach Deutschland beinahe je­ des erdenkliche Fortbewegungs­ mittel genutzt habe. Am härtesten sei der Weg zu Fuß über die Berge gewesen. »Für meine Mutter hat­ ten wir ein Pferd, weil sie eine Gehbehinderung hat. Mein Bru­ der und ich sind gelaufen. Der Schnee ging uns bis zur Hüfte«, erinnert er sich. Viele Flüchtlinge 8 apostel 4/2014 werden schon an den Grenzen ab­ gefangen. Diejenigen, die es in ein europäisches Land schaffen, können einen Asylantrag stellen. Nach dem Erstaufnahmelager werden die Asylbewerber auf die Landkreise verteilt und leben dort in Flüchtlingsunterkünften. An­ schließend wird durch das Bun­ desamt für Migration und Flücht­ linge (BAMF) geprüft, ob und für welchen Zeitraum ein Aufenthalt gewährt wird. In jedem Fall steht Flüchtlingen eine lange Zeit der Ungewissheit bevor. Erster Kontakt und Orientierung Viele sind von Erlebnissen in ih­ rem Heimatland oder während der Flucht tief traumatisiert. In jedem Fall sind sie entwurzelt. Sandra Anker von der Gemeinde St. Ursula in Oberursel glaubt, dass die meisten zunächst eine Kon­ taktperson und eine erste Orien­ tierungshilfe für das neue Land mit seiner so ganz anderen Kultur bräuchten. Oft geht es um ganz praktische und alltägliche Dinge: »Manche kommen nach Deutsch­ land und braten ihr Fleisch direkt auf der Herdplatte, weil sie noch nie auf einem Herd gekocht ha­ ben«, erzählt die Gemeinderefe­ rentin. Hinzu kommen Behörden­ gänge, die wegen der Sprachbarrie­ ren schwierig zu bewältigen sind. Da Deutschkurse während des Asylverfahrens nicht finanziert werden und die Flüchtlinge auch kein eigenes Geld verdienen dür­ fen, gibt es in vielen Gemeinden große Bemühungen, ehrenamtlich Deutsch­ unterricht anzubieten. Nachahmenswert scheint auch die Idee, einen Dolmetscherdienst aufzubauen. Im Hochtaunuskreis gelang es, zweisprachig aufge­ wachsene Menschen zu gewinnen, ihre Sprachkompetenz zur Ver­ fügung zu stellen. Sie begleiten Asylbewerber beispielsweise bei Arztterminen. Um diese praktischen Hilfen leis­ ten zu können, braucht es Zeit und gute Nerven. Die Unterstüt­ zung der Flüchtlinge ist eine an­ strengende Arbeit für die Mitar­ beiter. »Man stößt schnell an die Grenzen dessen, was ehrenamt­ lich leistbar ist«, erklärt Christoph Diringer, katholischer Bezirks­ referent im Bezirk Hochtaunus, s Gemeinsames Engagement für Flüchtlinge – Konfirmanden aus dem Hochtaunuskreis zusammen mit Flüchtlingen »und man kämpft mit so mancher Absurdität unseres Rechtssys­ tems.« Es brauche einen sehr lan­ gen Atem, bis ein Mensch allein zu Recht komme und nicht mehr auf Hilfe angewiesen sei, weiß auch Sandra Anker zu berichten. Außerdem sei es schwer auszuhal­ ten, wenn die Menschen, die man gerade ins Herz geschlossen hat, plötzlich abgeschoben werden. Dr. Felix Blaser, der als Referent des Evangelischen Dekanates seit 2011 den Arbeitskreis Flücht­ linge im Hochtaunus moderiert, und sein katholischer Kollege Christoph Diringer wissen, dass es kein Thema für eine kurze Zeit ist, auf das sich ihre Kirchen ein­ gelassen haben. Um langfristig ei­ ne Willkommenskultur aufzu­ bauen, müssen die ehrenamtlichen Helfer unterstützt werden. Ein wichtiger Schritt für die Flücht­ lingsarbeit im Hochtaunus war die Vernetzung über die Website »www.fluechtlingshilfe­htk.de«. Dort finden sich alle für die Flüchtlingsarbeit wichtigen Kon­ taktadressen, Informationen und Veranstaltungstipps. menschenwürdig und integrati­ onsfördernd unterzubringen. Christoph Diringer wünscht sich daher, dass die Kirchen noch mehr in die politische Auseinanderset­ zung gehen: »Der Personalschlüs­ sel der Betreuung von Flüchtlin­ gen durch Sozialarbeiter ist in der Regel völlig unzureichend. Es reicht nicht, Wohnungen zu stel­ len. Für die Flüchtlinge ist es exis­ tentiell wichtig, dass sie zum Bei­ spiel bei der Klärung ihres Status beraten werden. Hier unterstützen die Kirchen die Kommunen und den Kreis, weil die Not groß und Integration eine gesamtgesell­ schaftliche Aufgabe ist. Wir wollen nicht nur fordern, sondern sehen es als unsere Christenpflicht an, auch selbst einen Beitrag zu leis­ ten. Im Kern ist es aber Aufgabe der Bundes­ und Landespolitik, die Flüchtlingsarbeit finanziell so auszustatten, dass bestimmte Standards von den Kommunen eingehalten werden können und Unterbringung sowie Begleitung angemessen ist.« Auch Mahnaz Avijgan berichtet, dass sich die Sozialarbeiter nur noch um das nötigste Organisato­ rische kümmern, seit die Flücht­ lingszahlen steigen. Für die eigent­ liche soziale Arbeit bleibe kaum Zeit. Zudem seien viele Asylunter­ künfte dringend renovierungs­ Ökumenische Unterstützung für die Aktiven in der Flüchtlingsarbeit: Dr. Felix Blaser (l.), Referent des Evangelischen Dekanates, und Christoph Diringer, katholischer Bezirksreferent, arbeiten an ihrer neuen Internetplattform Welche Rolle spielt die Politik? Kirchlichen Ehren­ und Haupt­ amtlichen ist es wichtig, festzu­ stellen, dass es in der Verantwor­ tung der Politik liegt, Flüchtlinge 4/2014 apostel 9 aktuelles thema bedürftig und alles andere als einladend. Wenn das Thema in nächster Zeit nicht stärker in den Fokus der deutschen Politik rücke, würde es trotz der Hilfsbereit­ schaft der Bevölkerung schwierig, die Flüchtlinge menschenwürdig zu betreuen. Lobbyarbeit und Sensibilisierung Politischen Druck auf die Verant­ wortlichen will auch Paul Arthen ausüben. Für ihn ist daher neben der konkreten Hilfe auch Öffent­ lichkeitsarbeit wichtig. Arthen ko­ ordiniert den Arbeitskreis Flücht­ lingsarbeit in Villmar, der immer wieder Zeitungsartikel veröffent­ licht oder bei Veranstaltungen ver­ sucht, Mitbürger für das Thema zu sensibilisieren. Der Arbeits­ kreis plant einen interkulturellen Garten, der zum Erholungs­ und Begegnungsort für die Bewohner des Flüchtlingsheims und die Dorfbewohner werden soll. Gelder für die Umgestaltung der Flücht­ lingsunterkunft hat Paul Arthen beim Diözesan­Caritasverband Limburg beantragt. Eine Öffentlichkeitsaktion in grö­ ßerem Rahmen hat auch Chris­ toph Diringer mit seinem Kolle­ gen aus dem Evangelischen Deka­ nat organisiert. Sie haben Kirchen­ gemeinden angefragt, ob sie ein Transparent mit einem Bibelzitat an der Außenwand ihrer Kirche aufhängen möchten: »Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr, dein Gott.« Es gab eine gute Beteiligung, aber auch einige kritische Stimmen. In jedem Fall hat die Aktion dazu beigetragen, dass sich die Mitglie­ der der Kirchengemeinden mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Sandra Anker von der Gemeinde St. Ursula in Oberursel hat die Be­ obachtung gemacht, dass gerade in kleineren Kommunen Vorur­ teile und Befürchtungen gegen­ über den Fremden überwunden werden müssen: »Erst wenn das Eis gebrochen ist und die Ängste genommen sind, kann eine trag­ fähige Solidargemeinschaft ent­ stehen. Es ist wichtig, auf die Leu­ te zuzugehen, ihre Befürchtungen aufzugreifen und Lobbyarbeit für die Flüchtlinge zu machen.« Den Ausrangierte, aber noch gut erhaltene Kleidung kann im AnZiehEck Oberursel abgegeben werden. Dort wird sortiert und Brauchbares an Menschen, die am Existenzminimum leben, weitergegeben. Auch schicke Sachen für Bewerbungen oder Feste findet man hier. 10 apostel 4/2014 Damit die Einschulung der Kinder keine unüberwindliche finanzielle Herausforderung wird, schenkt die Gemeinde St. Ursula den Flüchtlingsfamilien Tüten mit den benötigten Schulmaterialien »Wirtschaftsflüchtling«, von dem so oft die Rede ist, gibt es nach ihrer Wahrnehmung kaum. »Die­ se Menschen verlassen ihr Land aus größter Not, und nicht, weil sie sich zulasten des deutschen Sozialsystems ausruhen wollen. Sie haben den Willen, neu zu be­ ginnen und dafür auch viel zu in­ vestieren«, so Sandra Anker. Doch ihnen müssen in Deutschland auch Perspektiven geboten wer­ den. Nur so können sie der Ge­ meinschaft und dem Sozialsystem etwas zurückgeben. Gerade junge Leute sollten gefördert werden, damit sie einen Schulabschluss oder eine Ausbildung absolvieren und dann eine qualifizierte Arbeit finden können. Sie erinnert daran, dass sich der Gedanke, dass Gott gerade für die Schwachen, Notleidenden und Fremden eintrete, wie ein roter Faden durch die Bibel ziehe. Deutschland, so hofft sie, könne vielleicht wieder so viel Hilfsbereit­ schaft mobilisieren wie in den neunziger Jahren für die Flücht­ linge aus dem ehemaligen Jugosla­ wien. Doch dazu braucht es noch mehr gemeinsame Anstrengun­ gen als nur die ersten Ansätze der geforderten Willkommenskultur, so lobenswert diese auch sind. n eileén bossemann Anregungen für die Monate Januar, Februar und März 2015 geistlicher wegbegleiter Das glaub ich – damit leb ich Ich glaube an den Heiligen Geist Ich glaube an den Heiligen Geist. So beten Christen im Glaubensbekenntnis überall auf der Welt. Aber, so eine aktuelle Umfrage, über 50 Prozent der Deutschen wis­ sen nicht mehr, was Pfingsten, das Hochfest des Heiligen Geistes, bedeutet. 20 Prozent antworteten auf die Frage, was Christen an Pfingsten feiern: »den Hochzeitstag Jesu«. Der Pfingstmontag als arbeitsfreier Tag jedoch wird selbst­redend mitgenommen. Noch im vergangenen Jahr­ hundert war »Geist« ein Lieb­ lingswort der Dichter und Denker, ein unverzichtbarer Begriff im »Geistesleben« der Deutschen. Doch mit der Zeit geriet er ins Abseits. Um nicht so ganz geist-los zu erschei­ nen, sucht man Sonderräume: Theater, Kunst, Musik, Litera­ tur – die »Welt des Geistes«. Und darüber hinaus? Einige wenige Leute sind Geistliche   – und die anderen? Fünf Minuten das geistliche Wort zum Sonntag – und die übrige Sendezeit? Herausge­ hängt und gelebt wird: Nur die Materie zählt, nur das, was ich sehen, handhaben und packen kann, das exis­ tiert; da habe ich was in der Hand, das rechnet sich. Aber Geist, auch noch Heiliger Geist? In der Theologie ist der Heilige Geist als dritte Person der Dreifaltigkeit ein Thema für Spezialisten, himmel­ weit entfernt von unserem handfesten Alltag. Schade eigentlich! Denn wenn die Bibel vom Geist Gottes, vom Heiligen Geist, redet, ist nichts anderes gemeint als Gottes unsichtbares, unverfügbares und doch macht­ voll erfahrbares Wirken in unserer Welt und unserem Leben. Heiliger Geist – Gottes persönliche Nähe und Zuwendung zum Menschen, nicht irgendein schwer ver­ ständliches, von Gott abge­ trenntes magisches Wesen zwischen Gott und Mensch. Feststeht: Jesus hat diese Welt nicht von allen guten Geis­ tern verlassen zurückgelassen. Gott schenkt uns seinen Geist, und dieser Geist lässt sich nicht maßregeln. »Pneuma« heißt er im Griechisch des Neuen Testaments: »Atem«, »Wind«, »Sturm«. Er wirkt im­mer noch; Er wirkt immer noch: belebend und le­ bensnot-wendig wie der Atem, energiegeladen und antriebsstark wie der Wind. Und davon möchte ich mich mit Ihnen einmal gehörig durchpusten und erfrischen lassen. Ihr Pater Hans-Ulrich Willms SSCC Impuls für den Monat Januar Heiliger Geist – Hauptsache be-geist-ert? selbstvergewisserung Welche Erfahrungen in meinem Leben kann ich als Erfahrung des Heiligen Geistes benennen? Johann Michael Sailer, einer der bedeu­ tendsten Bischöfe des 19. Jahrhunderts, hat eine Pfingstpredigt gehalten mit ganzen vier Sätzen: Ich wünsche euch den Heiligen Geist. Ich wünsche euch den Heiligen Geist. Ich wünsche euch den Heiligen Geist. Etwas Besseres kann ich euch nicht sagen! Tauchen da nicht unwillkürlich war­ nende Bilder vor unserem inneren Auge auf? Der Fernsehprediger mit Top-Sen­ dezeit (und Konto in der Schweiz), die hochgeputschte Gemeinde, Begeiste­ rung bis zur Ohn-Macht, Wunder-Pro­ duktion vor laufender Kamera. Und nicht nur da: »Erlebnis«, E-Motion, MassenBegeisterung haben Hochkonjunktur in unserer sonst so eigen-mächtigen Gesellschaft. Was kennzeichnet dann den Heiligen Geist? Woran erkennen wir, dass er es ist, der wirkt? Wo Heiliger Geist ist, da ist wahre Freiheit! (2 Kor 3,17) Jedwede Seelenmassage und Manipulation der Gefühle macht unfrei und hörig. Heiliger Geist macht frei, schenkt innere Weite. »Spiritualität« allein ist noch kein Indiz für den Heiligen Geist. Ob Spiritualität wirklich vom Heiligen Geist ist, zeigt sich nicht darin, wie viel jemand betet, sondern wie sich das Gebet auf sein Leben auswirkt, auf den Umgang mit Menschen und Gottes Schöpfung. Heiliger Geist wirkt da, wo wir mit uns selbst und unserer Leiblichkeit gut umgehen, auch das Geschenk der Sexualität weder heruntermachen noch vergöttern. Wo Heiliger Geist wirkt, da findet sich Engagement, Kreativität, da setzt man sich ein. Heiliger Geist macht Beine, heizt ein, ist aber nie Ofen, der nur sich selber wärmt. Heiligen Geist erkennt man an seinen Früchten, bei Christen an ihrem Leben in den Spuren Jesu Christi. Bei Jesus sehen wir, was es heißt, aus Gottes Geist zu leben. Religiöse Frühlingsfeste, seelischer Aufwind und Massenbegeisterung in Taizé, beim Welt­ jugendtag oder auf dem Petersplatz sind gewiss schöne Erlebnisse. Aber sie haben nur dann etwas mit der Erfahrung des Heili­ gen Geistes zu tun, wenn sie auch in schwe­ ren Stunden, im quälend stinknormalen Alltag Mut und Kraft zum Leben vermitteln. Wenn sie auch außerhalb von Kirchenfeiern Hand und Fuß bekommen, be-leben, begeist-ern! Gebet Heiliger Geist, erfülle die Kirche mit deiner Freiheit – und fange bei mir an! Erfülle die Kirche mit deiner Wahrheit und Liebe – und fange bei mir an! Mache die Kirche lebendig – und fange bei mir an! Komm, Heiliger Geist, erfülle die ­Kirche, erfülle unsere Herzen mit deinem Feuer. Impuls für den Monat Februar Heiliger Geist – Hoffnung wider alle Hoffnung Ein großes Wort: Hoffnung wider alle Hoffnung! Gibt es diese Hoffnung? Die junge Christengemeinde in Jerusa­ lem hatte – menschlich betrachtet – nicht den Hauch einer Chance. Der Zug in die Zukunft war abgefahren, und zwar ohne sie. Sie war erledigt. Von Jesus nichts gelernt, von ihrem Glauben an ihn und ihrer Begeisterung für ihn nichts übrig geblieben, ein Häufchen Elend hinter verrammelten Türen. Nichts, eigentlich gar nichts konnte da­ raus werden. Und doch: Auf einmal ist alles anders. Nicht, weil sie sich plötz­lich zusammengerissen hätten, dazu waren sie gar nicht in der Lage (vgl. Apg 2,1ff.). Auf einmal ist da nicht mehr nur Verlassenheit, nur ihre subjektive Erinnerung an diesen Jesus und ihr geschunde­ ner Glaube an den Gott, der alle herausführt ins Leben. Auf einmal ist er da, der »Herbeigerufene«, der »Ermutiger« und »Antreiber«: Gott und – auf neue Weise – ihr Jesus, gegenwärtig, wirklich, wirksam erfahrbar, mitten in ihrer Verzweiflung! Geist hat sie gepackt, Gottes Geist, Heiliger Geist. Er lässt ihre müden Herzen wieder brennen, macht ihnen im wahrsten Sinne des Wortes Beine: »Jetzt hockt nicht ängstlich, depressiv und tatenlos herum! Bleibt nicht im Grab zimperlichen Selbstmitleids! Macht die Türen auf! Beschäftigt euch mit dem Leben, geht ins Leben, geht zu den Menschen …!« Hoffnung wider alle Hoffnung! Und wir wissen, dieses verängstigte Häufchen Elend stellt die ganze damalige Welt auf den Kopf. Die Leute staunen, zeigen mit dem Finger auf sie und geben zu verstehen: »Wir möchten mit euch gehen, denn ihr habt etwas Beson­ deres an euch, Gott ist mit euch …« Die Erfahrung tiefster Ratlosigkeit und Resignation wurde zur Geburtsstunde der Kirche. Es kam nicht das Ende. Es kam ein Aufbruch in alle Welt. Sie wurde und ist bis heute für ungezählte Menschen das Zuhause ihres Glaubens, das Dach über dem Kopf ihrer Berufung als Christen. Hoffnung wider alle Hoffnung! selbstvergewisserung Was bedeutet diese Erfahrung für meine Beziehung zur Kirche? Gebet Heiliger Geist, Lebenshoffnung! Egal wie dreckig es mir geht, in welchem Schlammassel ich auch stecke, egal wie viele Lebenspläne zerbrechen, einmal, zweimal, immer wieder – halte mich, Hoffnung wider alle Hoffnung! Und hilf mir vertrauen, selbst wenn jemand leere Hände, ein kaputtes Herz, eine gebrochene Seele mit in den Tod nimmt, dass auch dann nichts zu spät ist für dich. 4/2013 apostel 13 Impuls für den Monat März Heiliger Geist – Gott wirkt weiblich Was für die Kirche gilt, gilt auch für unsere persönliche Lebensgeschichte: Jede und jeder von uns hat gewiss Situationen erfahren, in denen ihr / ihm das Leben bis zum Halse stand. Sie / Er hätte am liebsten das Hand­ tuch geworfen: im Beruf, in Ehe und Familie, in Part­ nerschaft und Lebensorientierung. Und dann hat sie / er doch weitergemacht, und es ging auch weiter. Das war nicht unsere Kraft, denn wir konnten oder wollten gar nicht mehr. Das ist die Kraft des Heiligen Geistes. Gebet Komm, Heiliger Geist, wir kennen dich kaum und brauchen dich so sehr! Wir brauchen deine Stärke. Deine Treue. Deine Verbindlichkeit. Deine Liebe. Deinen Frieden. Ja, komm, Heiliger Geist. Wir brauchen dich so sehr! Was für eine Zu-mut-ung! Kann ich annehmen, dass Gott selber in mir wirkt, dass er als liebevoll lebens­ schaffende Kraft mein schwankendes Herz mitreißt? Wie kommt es dann, dass diese persönliche Her­ aus-Forderung Gottes in der bildenden Kunst oft als kümmerliche Taube erscheint, wenig attraktiv neben Vater und Sohn. Gerade dieses Symbol könnte unseren Glauben beflügeln: Die Taube ist im Alten Orient der Botenvogel der Liebesgöttin, Symbol für das Weibliche, Mütterliche, Liebe, Frieden. Der Geist also als weibliche Dimension der Wirksamkeit Gottes? Jesus und seine Zeitgenossen haben es so gehört: Im Gegensatz zu den männlichen Begriffen »Geist« und »spiritus«, die männ­ liche Bilder hervorrufen, gebraucht die hebräische Bibel einen weiblichen Begriff, um vom Geist Gottes zu sprechen (Ruach). Und dasselbe Wort bezeichnet auch die Lebendigkeit des Menschen. Diese Kraft erhalten wir nicht auf Vorschuss, nicht bar auf die Hand, sie bleibt Begegnung. Und das ist gut so. Sonst hätten wir sie schnell verzockt, stünden im ent­ scheidenden Moment mit leeren Händen da. Aber wenn wir sie am nötigsten brauchen, wächst sie uns zu. Erfah­ rung, Lebenserfahrung, Geisterfahrung. Gott wirkt weiblich – lassen wir uns locken, die lebens­ spendenden Gaben des Geistes zu entdecken, in unse­ ren Mitmenschen und in uns selbst: die Gabe, Frieden zu stiften; die Fähigkeit zu begeistern; die Kunst, das Richtige richtig zu sagen; die Gabe, ein ruhender Pol zu sein; die Fähigkeit, sich einzufühlen; die Gabe bergen­ der Mütterlichkeit; die Gnade der Geduld und des Humors; den Mut zum Leben; die Hoffnung wider alle Hoffnung; das Vertrauen, dass uns der Weg unter den Füßen wächst. selbstvergewisserung Was bringt die Vorstellung eines weiblichen Geistes Gottes in mir zum klingen? Bin ich sensibel für die Gaben des Heiligen Geistes? titelthema Was will der Papst von uns? Herausforderungen und Hoffnungszeichen Foto © picture alliance / Stefano Spazi Am 13. März 2013 betritt ein bis dahin auch bei Katholiken weitgehend unbekannter Argentinier, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, die »Segensloggia« des Petersdoms und begrüßt die wartenden Gläubigen als Bischof von Rom: »Guten Abend, Schwestern und Brüder«. Mit seinem schlichten, freundlichen Auftreten, ohne Prunk und Pomp, und mit seiner programmatischen Namenswahl löst Papst Franziskus sogleich eine große Sympathiewelle aus. In einem für die katholi­ sche Kirche ungewöhnlichen, ja atemberaubenden Tempo verändert dieser Papst das Bild der katholi­ schen Kirche, das nach zahlreichen Skandalen und insbesondere den unsäglichen Fällen sexuellen Miss­ brauchs durch Priester und kirchliche Mitarbeiter stark ramponiert ist. Papst Franziskus verzichtet auf alles höfische Zere­ moniell: Statt der kostbaren roten Schuhe trägt er seine alten robusten orthopädischen Schuhe; statt in der Papstwohnung wohnt er lieber weiterhin im Gäs­ tehaus des Vatikans. Am Gründonnerstag wäscht er jugendlichen Strafgefangenen, darunter eine musli­ mische Bosnierin, die Füße. Er erklärt, er wolle lieber eine arme Kirche an der Seite der Armen und Ausgeschlossenen, eine ver­ beulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straße gegangen ist, anstatt sich aus Be­ quemlichkeit an die eigenen Sicherheiten zu klammern. Die Redaktion hat einige Patres der Ordensgemeinschaft sowie Leserinnen und Leser des »Apostel« gefragt, wie sie die Frage beantworten: »Was will der Papst von uns?« Wir fragten, ob sich durch den neuen Papst etwas in ihrem Leben verändert hat. Kurze Ausschnitte aus den Statements finden sich in dieser Ausgabe des »Apostel«, die vollständigen Antworten veröffentlichen wir in den nächsten Wochen auf unserer Website www.arnsteiner-patres.de 4/2014 apostel 15 titelthema »Papst Franziskus möchte, dass wir unseren Glauben einfach leben. Als Menschen, die nicht so viel reden, sondern selbst Zeugnis sind, weil sie sich für die wichtigen Anliegen einsetzen: Interesse für die Kleinen und Randbewohner, Gerechtigkeit, rücksichtsvolle Nutzung der Erde. Mir gefallen die ›kleinen Dinge‹ in seinem Leben: die Bedeutung seiner Großmutter Rosa, die Mutter, von der er, mit seinen Geschwistern, das Kochen gelernt hat, das Kino, das in der Familie beliebt war (sein Lieblingsfilm ist ›Babettes Fest‹). Diese Lebensregel stammt von Franziskus: ›Wenn du wissen willst, WAS die Mutter Kirche glaubt, wende dich an das Lehramt. Wenn du aber wissen willst, WIE die Kirche glaubt, halte dich an das gläubige Volk.‹« Friedhelm Geller SSCC, Werne »Papst Franziskus möchte, dass alle Getauften (...) sich an das Jawort erinnern, das Gott zu ihnen gesprochen hat. Dieses Jawort gilt unter allen Umständen und für immer. In diesem Ja zu einem konkreten Menschen steckt Gottes Liebe und seine Zusage: Du, Mensch, darfst und kannst leben. Alle Getauften bilden gemeinsam das Volk Gottes unterwegs. In diesem Volk gibt es zwar unterschiedliche Dienste; aber es soll keine Unterschiede in der Würde geben (...)« Manfred Kollig SSCC, Münster 16 apostel 4/2014 Er ruft persönlich bei Missbrauchsopfern von Priestern an, bittet um Verzeihung und bietet Unterstützung an. Er legt sich mit den Mächtigen an, indem er in sei­ nem zentralen Apostolischen Schreiben Evangelii Gaudium postuliert: »Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der Einkommen. Diese Wirtschaft tötet.« Er kritisiert in scharfen Worten den Waffenhandel als Verbrechen; spricht liebevoll über Homosexuelle und betont: »Wer bin ich, dass ich einen anderen Menschen wegen seiner Lebensweise verurteilen könnte?« Er initiiert eine weltweite Befragung der Katholiken über ihre Ansichten zu Ehe, Familie und Sexualität; spricht über die Verantwortung und die gleiche Wür­ de aller Getauften und ihre gemeinsame Berufung zum Priestertum und stellt klar, dass kirchliche Ämter »Dienstämter« sind und keine Herrschaftsäm­ ter; ermutigt regionale Bischofskonferenzen, nicht nur nach Rom zu schauen, sondern in eigener Verant­ wortung als Bischöfe zu handeln … Und: Er unternimmt seine erste Reise als Papst auf die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa, die als Synonym für die zahlreichen Flüchtlingskatastro­ phen im Mittelmeer steht. Seine immer wieder neuen eindringlichen Worte und Handlungsauffor­ derungen an Regierungen, Bürger und die Kirchen, »das Mittelmeer nicht zum Massenfriedhof werden zu lassen«, sondern diesen verzweifelten und trau­ Foto © picture alliance / abaca »So wie ich ihn (…) verstehe, will der Papst (…), dass, wenn Jesus draufsteht, auch Jesus drin sein sollte. (…) Jesus ist das Maß für alles in der Kirche. Jesu Beziehung zu Gott und zu den Menschen ist auch für uns Christinnen und Christen der Weg. Das, was für Jesus wichtig ist, ist es auch für uns. Daher sind für Franziskus Begriffe wie Barmherzigkeit, die Fähigkeit, sich in die andern hineinzuversetzen, mit dem andern sich zu freuen und zu leiden, die gegenseitige Verantwortung, Zärtlichkeit, Ehrfurcht vor Gott und den Menschen keine Theorie, sondern Leitbegriffe eines Mannes, der zutiefst Seelsorger sein will nach dem Vorbild Jesu.« Martin Königstein SSCC, Koblenz titelthema matisierten Menschen eine Lebensperspektive in Europa zu geben, haben mit dazu geführt, die Flüchtlingspolitik ganz oben auf die europäische Ta­ gesordnung zu bringen. »Franziskus«: Nur eine große Show? In den ersten Wochen und Monaten nach der Wahl des neuen Papstes haben sich viele Beobachter ge­ fragt, um was es diesem Papst eigentlich geht: Sollen ein paar populäre Gesten die katholische Kirche nur in einem etwas freundlicheren Licht erscheinen las­ sen, ohne dass sich an den Positionen und der kirch­ lichen Praxis etwas ändert? Ist seine Namenswahl nur kluger Schachzug, oder orientiert sich ein mäch­ tiger Papst aus dem Jesuitenorden wirklich am Leben dieses »kleinen Armen« aus Assisi? Mittlerweile – nach anderthalb Jahren – zeichnen sich einige klare Linien ab: Dieser Papst will wohl wirklich wie Franz von Assisi die Kirche erneuern. Und: Er orientiert sich offensichtlich an seinem Namenspatron. Der Maßstab für das Leben und Handeln der Kirche und der Gläubigen ist Jesus Christus. Nicht Gesetze und Regeln, sondern die Frage: Wie hätte Jesus in einer bestimmten Situation gehandelt?, ist für Papst Franziskus entscheidend. Liebe und Barmherzigkeit haben immer Vorrang. Und – auch dies sieht er wie der heilige Franziskus – Jesus zeigt sich in denen, die am Rand stehen. Ihre Würde zu achten, für sie Papst Franziskus trifft sich während seines Assisi-Besuches 2013 mit Flüchtlingskindern in einer Caritas-Einrichtung »Ich denke, dass der Papst im Kern will, dass die Kirche sich in ihrer Pastoral und Sendung bekehrt, jeder Einzelne und jede der kirchlichen Institutionen, sodass wir zur Mitte der Frohen Botschaft zurückkehren – was auch das Schönste an ihr ist: die sich erbarmende Liebe Gottes, die sich im Tod und in der Auferstehung Jesu zeigt. Und dass wir um dieser Mitte willen so viel später Angefügtes abstreifen, dass sich heute als nutzlos und widersinnig erweist.« Sergio Silva Gatica SSCC, Chile »Papst Franziskus will, dass wir uns als Christen auf das Eigentliche, auf den Kern unseres Christentums besinnen. Vielleicht will er sogar zur Einfachheit der Anfänge unseres Christentums zurück. Er will, dass wir uns den Zugang zu Gott und dem Nächsten nicht weiter zustellen, sondern freiräumen. Er will, dass wir Spaß am Glauben haben, dass wir Freude ausstrahlen, dass wir gerne in unseren Gemeinden in Gemeinschaft sind und dass die Menschen um uns herum dies auch wahrnehmen. Er will, dass wir uns den Armen zuwenden, nicht nur denen, die weit weg von uns sind, sondern auch denen, die in unserer Nachbarschaft wohnen. Er plä­diert dafür, sie wahrzunehmen und anzunehmen auf Augenhöhe.« Elfriede Kuhmann, Oberhausen »Der Papst spricht von der Freude am Evangelium und von der Wirtschaft, die tötet. Beides in Kombination ist brisant. Wir kennen in unserer Kirche sowohl unkritische Wohlfahrt als auch den Pakt mit den Reichen und Mächtigen in allen Jahrhunderten, oft bis zum Papst hinauf. Dieser Papst zielt dagegen für mich mitten auf ein Leben in Fülle für alle: in Gerechtigkeit und Verantwortung vor der Natur, im geschwisterlichen Austausch über die Wege dorthin. Die Kirche wird sich erneuern und lebendiger, notwendiger werden, wenn sie wieder diesem Weg folgt.« Ute Schäfer, Idstein 4/2014 apostel 17 titelthema »Dankbar erlebe ich (...) die Ermutigung zu größerer Beteiligung der Laien. Von Anfang an war es erklärtes Ziel der Patres und der Schwestern SSCC, als sie 2003 die Pfarrei ‚Auferstehung unseres Herrn‘ in Bagong Silang (in Manila, Philippinen) übernahmen, eine partizipative Kirche aufzubauen, in der alle ihre Fähigkeiten und die Bereitschaft zur Initiative einbringen können. Leider sind die Laien in den Philippinen noch sehr passiv, erwarten die Direktiven von ihren Priestern und entwickeln nur Aktivität in liturgischen Diensten, in Gebetsgruppen, bei der Pflege persönlicher Frömmigkeit durch Teilnahme an religiösen Veranstaltungen, und das alles ohne bewussten Veränderungswillen in den sozialen und politischen Verhältnissen und ohne Einsatz für eine gerechtere Welt und die Bewahrung der Schöpfung. Ich versuche, die Fixierung auf solch ein exklusives Gruppenleben aufzubrechen, mehr missionarischen Geist in sie hineinzublasen. Die Impulse und das Beispiel von Papst Franziskus sind dabei hilfreich.« Harald Adler SSCC, Philippinen »Papst Franziskus beeindruckt mich durch die direkte und persönliche Art, wie er auf die Menschen zugeht. Er redet nicht um den heißen Brei herum, sondern packt den Stier bei den Hörnern. Nichts soll unter den diplomatischen Teppich gekehrt, sondern in aller Klugheit – und immer mit der ›Gnade des Geistes‹ – verhandelt werden. Diese Methode muss ich lernen, und darum bemühe ich mich.« Remi Liando SSCC, Rom »Ehrlich gesagt, habe ich den Papst, egal wer es nun auch sei, nicht immer im Fokus. Christsein muss ich ohnehin selbst und schaue nicht dauernd auf den Papst. Ich las und hörte viel zum neuen Papst und seinem neuen Stil: Bescheidenheit, Armut der Kirche etc. Ich traue den Parolen nicht so ganz. (…) Wer möchte schon arm sein? (…) Als Christ zu leben, war und ist gerade heute unbequem. Franziskus wird daran nichts ändern. Also bleibt alles so, wie es ist.« Helmut Häring, Luxemburg einzutreten und an ihrer Seite zu leben, sind für Kir­ che und Christen das zentrale Anliegen. Das Wohl­ ergehen der einzelnen Menschen – wie der Gesell­ schaften – sind das Ziel. Wirtschaft und Technik sind Mittel dazu, nicht umgekehrt! Das Eintreten für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung sind für ihn sehr konkrete Anliegen, wie auch die klare Positionierung für die unbedingte Re­ spektierung der Menschenrechte und zwar für alle Menschen. All dies sind keine neuen Ideen! Es sind die Kern­ botschaften des Evangeliums. Doch indem dieser Papst es offensichtlich ernst damit meint und die Gläubigen mit einfachen, klaren und für alle ver­ ständlichen Worten ermutigt, dies als hoffnungsvol­ len Maßstab für ihr Leben zu nehmen, wird es wieder zu einer wirklich revolutionären Botschaft. Zurück zu den Wurzeln Wie für den heiligen Franziskus sind auch für Papst Franziskus Gesten kein Beiwerk. Er predigt nicht nur mit Worten, sondern noch viel mehr mit klaren, verständlichen Gesten. Sie sind nicht nur Beleg für Glaubwürdigkeit, sondern auch für alle verständ­ liche Botschaften, die nicht erst von Theologen übersetzt werden müssen. Doch handelt dieser Papst auch? Wird er wirklich diese katholische Kirche verändern, hin zu einer Kir­ che Jesu Christi, die sich ihrer Wurzeln erinnert, diese freilegt, von zeitbedingtem Ballast befreit und wieder mehr zur barmherzigen Begleiterin an der Seite der Menschen wird? Geht es um sexuellen Missbrauch durch Priester oder auch um kriminelles Geschäftsgebaren der Va­ tikanbank, dann entscheidet er durchaus rasch und ohne Ansehen der Person. Handelt es sich aber um die Lehre der Kirche, um theologische und pastorale Grundsatzfragen, entscheidet er nicht wie ein Allein­ herrscher. Dann organisiert er einen Diskussions­ prozess. Dieser Papst meint es offensichtlich auch ernst mit der gemeinsamen Verantwortung der Bi­ schöfe, ja des ganzen Volkes Gottes für das Leben und die Botschaft der Kirche. Er fordert alle Christen auf, sich einzubringen, Verantwortung zu überneh­ men und das ihnen durch die Taufe zugesprochene gemeinsame Priestertum der Gläubigen auch wahr­ zunehmen. Das ist für uns Christen nicht nur ange­ nehm: Wir können nicht mehr einfach nur passiv abwarten und dann auf Rom schimpfen: Wir sind selbst gefordert! Dieser Papst aus Lateinamerika weiß offensichtlich um die unterschiedlichen kulturellen und gesell­ 18 apostel 4/2014 titelthema schaftlichen Prägungen, um ganz verschiedene reli­ giöse Traditionen, in einer Weltkirche. Er weiß auch, dass nicht alle Antworten überall völlig identisch ausfallen müssen. Auf Europa bezogen, hat Papst Franziskus am 25. November 2014 vor dem Europa­ parlament einen Satz gesagt, der auch für seine Sicht der Kirche stehen könnte: »In Wirklichkeit lebt jede authentische Einheit vom Reichtum der Verschie­ denheiten, die sie bilden.« »Ich glaube dem Papst, dass er die Mitwirkung jedes Christen an der Neugestaltung der Kirche will. Konkret sehe ich positive Anzeichen in den letzten Bischofsernennungen in der peruanischen Kirche. Die zuletzt ernannten Bischöfe kommen nicht mehr aus autoritären Kirchenkreisen, die den Eindruck erwecken, Eigentümer der Wahrheit zu sein. Ich bin auch überzeugt, dass ich eine Neugestaltung der Kirche nur erwarten kann, wenn diese bei mir beginnt. So wie es mir gefällt, dass der Papst die Bischöfe aufruft, Diener des Volkes Gottes und nicht Nutznießer eines Amtes zu sein, muss ich diesen Aufruf auf mich selbst beziehen (...)« Hermann Wendling SSCC, Peru »(...) Ich fühle mich von Papst Franziskus persönlich herausgefordert, mein eigenes Leben und meinen eigenen Dienst in einem anderem Licht zu betrachten und Veränderungen zu suchen und durchzuführen.« Arne Marco Kirsebom SSCC, Norwegen Was will der Papst von uns? Das ganze Volk Gottes ist gefordert, die Frage nach der Erneuerung des Glaubens und der Kirche zu beantworten. Kleriker wie Laien, auch die Ordensleute, wie die hier in Rom versammlte weltweite Familie-SSCC Die »Methode Franziskus« Wie ein solcher Veränderungsprozess der Kirche aussehen könnte, zeigt der erste Teil der Familiensy­ node in diesem Oktober in Rom. Seit Langem wurde bei einer Bischofssynode nicht mehr so offen und für alle sichtbar kontrovers diskutiert und gestritten. Und was tat der Papst? »Er hörte aufmerksam zu, sprach in den Pausen mit allen Teilnehmern und verteilte Süßigkeiten«, berichtete Dr. Thomas Seite­ rich, der als Korrespondent für die christliche Zeit­ schrift »Publik Forum« die ganze Zeit über in Rom war. Offen ausgetragene Kontroversen, das wollte Papst Franziskus ganz offensichtlich. Er ermahnte die Teilnehmenden allerdings, dass es nicht um per­ sönliche Eitelkeiten oder Machtspiele gehen dürfe, sondern um die Menschen, die von der kirchlichen Lehre direkt betroffen seien. »Und«, so Thomas Sei­ terich voller Anerkennung, »der Papst sorgte dafür, dass alle einzelnen Abstimmungsergebnisse veröf­ fentlicht wurden.« So wird sichtbar, dass in allen Fragen die neuem Denken aufgeschlossenen Bischöfe die Mehrheit stellen, auch wenn sie nicht immer die Zweidrittelmehrheit erreichten. »(...) Wie bei Jesu Reden weiß ich mich angesprochen als einer auf der ›Sonnenseite des Lebens‹, der Verantwortung hat für die auf der ›Schattenseite‹. Das Schöne bei Jesus und nun auch bei Papst Franziskus ist ja, dass sich alle auf je eigene Weise angesprochen wissen dürfen. Kürzlich erst hat er doch bei der Eröffnung der Familiensynode gesagt, dass es bitte schön nicht um die Redner gehen möge, sondern um die Menschen, für die sie sich treffen. – Wie gerne betone auch ich in den Gemeinden, dass es bei uns nicht um ›Vereinsmeierei‹ gehen darf mit der Lust am Aufrechnen und Streiten um Strukturen. Das muss natürlich auch bei mir selbst ankommen (...)« Pfr. Christian Enke, Frankfurt am Main »Ich fühle mich im höchsten Grad angesprochen, denn ich erlebe die Gefahren, die der Papst beschreibt: emsige Geschäftigkeit ohne geist­lichen Tiefgang, zu viel Gesetzlichkeit und zu wenig Barm­ herzigkeit. ›Die Priester erinnere ich daran, dass der Beichtstuhl keine Folterkammer sein darf‹ (Evangelii Gaudium, 44).« Heinz Josef Catrein SSCC, Werne 4/2014 apostel 19 titelthema »Ja, ich fühle mich von Papst Franziskus angesprochen sowohl als Haupt­ amtliche in der katholischen Kirche als auch als Privatperson. Der Blickwinkel wird ein anderer: Was ist nötig, was ist notwendig? Was brauche ich wirklich in meinem Alltag, was brauchen die Menschen um mich herum, um heil zu werden, heil zu sein. Nicht, dass ich das alleine bewerkstelligen könnte oder wollte, aber mittun, mit überlegen, ja, das will ich. Menschen um mich herum befragen: Was braucht ihr? Nicht: Ihr braucht das, was wir als Hauptamtliche meinen, was gut für euch/dich ist, beispielsweise in der Flüchtlingsarbeit.« Cornelia Sauerborn-Meiwes, Idstein »Seit Franziskus Papst ist, fühle ich mich als ›Katholikin‹ wohler. Dieser Papst vertritt sicher nicht in allem meine Meinung, aber ich kann ihn viel eher als das Oberhaupt meiner Kirche annehmen als seine Vorgänger. Und was er sagt, hat für mich immer zumindest so viel Gewicht, dass ich – auch wenn es nicht meiner Sicht entspricht – immer noch einmal darüber nachdenken würde. Für mich war ein Papst noch nie so nahbar und menschlich, wie es Franziskus ist.« Mirjam Krug, Baden-Baden »Der Papst will, dass wir ›Christen‹ sind und uns auch als solche benehmen.« Anneliese Hollerbach, Frankfurt am Main Papst Franziskus besucht Was auf den ersten Blick viel­ die blaue Moschee in leicht diejenigen in der Kirche Istanbul im Bemühen enttäuscht, die sich erhoffen, um ein Miteinander der dass endlich einige besonders Religionen bedrückende Probleme gelöst würden, wie zum Beispiel der Umgang mit geschiedenen Wie­ derverheirateten, könnte sich längerfristig als nach­ haltigere Veränderung erweisen. Würde ein Papst einsame Entscheidungen treffen, wären diese nicht wirklich in der Kirche verankert und könnten später leicht von einem Nachfolger rückgängig gemacht werden. Dieser Papst setzt hingegen Vertrauen in das Wirken des Heiligen Geistes und in einen offe­ nen, konstruktiven Dialog möglichst vieler, in dem man gemeinsam – mit Blick auf das Evangelium – nach dem Besten für die Menschen sucht. Das be­ deutet auch, miteinander um die Wahrheit zu ringen und liebevoll auszuhalten, dass es durchaus unter­ schiedliche Ansichten und Praktiken in der einen Kirche geben kann. Dieses Verständnis von Kirche, das direkt an das Zweite Vatikanische Konzil an­ schließt, hat schon jetzt, nach nur anderthalb Jahren dieses Pontifikats, die katholische Kirche verändert. Der Blick ist wieder auf den zentralen Maßstab christlichen Handelns gerichtet: auf Jesus Christus. Das Volk Gottes ist aufgefordert, die Wurzeln des Glaubens wieder freizulegen und zu versuchen, in barmherziger Liebe an der Seite der Armen den Glauben zu leben und freudig zu verkünden. Doch gelingen kann dies nur, wenn wir Christen uns wieder mehr als selbst zum Handeln Aufgeforderte in der Nachfolge Jesu Christi begreifen. n thomas meinhardt 20 apostel 4/2014 Foto © picture alliance / AA »Von Anfang an habe ich gespürt, dass Papst Franziskus vieles anspricht, was mich persönlich unmittelbar betrifft. Beispielsweise: Sei barm­ herzig, urteile nicht über deine Mitmenschen, suche den Lebenden nicht bei den Toten, sei kein lauer Christ. Es hat in mir Unruhe und Nachdenklichkeit ausgelöst. Ja, ich fühle mich stark durch die Aussagen von Papst Franziskus heraus­ge­ fordert, etwas in meinem Leben und Handeln zu ver­ändern.« Ordensschwester aus der Schweiz titelthema rubrik Mit den Augen der Armen Foto © CedarchisCociredeF – Fotolia Meine erste Annäherung an die Lebenswelt der Armen begann in meiner Jugend. Jede Woche – auch noch als junger Priester – besuchte ich ein Elendsviertel in unserer Stadt. Dabei wurde mir langsam bewusst, dass irgendet­ was nicht stimmte: Ich kam jedes Mal wie aus einer anderen Welt. Für eine kurze Zeit war ich zu Be­ such bei diesen Familien, bei die­ sen Menschen, die mich so herz­ lich aufnahmen. So bat ich immer wieder meine Ordensoberen darum, eine stän­ dige Aufgabe in einem Armen­ viertel zu erhalten, dort leben zu können. Doch ich musste abwar­ ten. Zuerst wurde ich mit der Ausbildung junger Ordensleute betraut, dann mit der Leitung einer unserer Schulen, zu der nur die Kinder reicher Familien Zu­ gang hatten, und schließlich ar­ beitete ich in der Studentenseel­ sorge. Erst danach konnte ich in ein Arbeiterviertel umziehen, konnte die Lebensinhalte und Ziele der Arbeiterfamilien, ihre Kämpfe kennen und bewundern lernen. Ich wurde Teil ihres Le­ bens, und sie wurden meine Freunde. Ich nahm teil an ihren Sorgen und Kämpfen ums Leben und ums Überleben. So wie sie war ich nun direkt betroffen von der unterdrückenden Gewalt der Militärdiktatur. Dann, irgendwann, spürte ich, wie ich mich langsam, aber be­ ständig von der Lebenswelt der Reichen entfernte, einer Welt, in der ich als Kind und Jugendlicher gelebt hatte und zu der meine Fa­ milie und meine Freunde aus der Schulzeit auch weiterhin gehör­ ten – jene Schulkameraden, mit denen ich zu Partys gegangen war und die wichtige Leute geworden sind in der Politik, in der Wirt­ schaft, eben unter den Reichen und Mächtigen unserer Gesellschaft. Normalerweise fühle ich keinen Zorn gegenüber den Reichen. Aber ich lebe in einem »anderen Land«, das immer mehr zu mei­ nem Land geworden ist. Nie habe ich mich als etwas Besonderes oder gar als Held gefühlt, weil ich in einem Haus wohne, das viel kleiner und ärmlicher ist als die Häuser meiner Kindheit und Ju­ gend. Manchmal denken die Bes­ sergestellten, dass Menschen, die das Leben bei den Armen gewählt haben, sich dazu verleiten lassen, zu Idealisten und Radikalen zu werden, die alles nur noch schlim­ mer machen. Doch ich denke, das ist nicht so. Für mich ist die Sicht auf die Welt und die Wirklichkeit vom Standpunkt der Armen her umfassender und kompletter. Der Reichtum und die Reichen sind für alle sichtbar, aber die Realität der Armen wird versteckt, damit niemand belästigt, infrage gestellt und behelligt wird mit den Prob­ lemen der Armen. Wir gewöhnen uns daran, dass es Arme gibt, und finden das oft so selbstverständ­ lich wie die Tatsache, dass es Bäume, Straßen oder Flüsse gibt. Nachdem ich schon viele, viele Jahre in einer Armensiedlung lebe, wird es mir immer deutli­ cher, dass dies hier das »norma­ le« Leben ist, dass hier die »nor­ malen Leute« wohnen. Nicht »normal« ist es, zu leben wie die Reichen. Jetzt, im Alter, bedauere ich es, nicht noch viel radikaler gewesen zu sein in meinem En­ gagement in der Lebenswelt der Armen. Ich danke Gott, dass er mir die Nähe zu denen geschenkt hat, die in »seinem Reich« die Wichtigen sind. n pablo fontaine aldunate sscc (89) ist Ordensmann in der Gemeinschaft von den Heiligsten Herzen und lebt in La Unión in Chile 4/2014 apostel 21 titelthema »(…) Es fing damit an, dass Papst Franziskus aufgrund seiner menschen­ nahen Spontaneität so einiges durchein­ andergebracht hat. (...) Er strahlt Bescheidenheit und Achtsamkeit, Zuwendung, Nähe und Wärme, Sicherheit und Gottvertrauen aus. Und er kann so ehrlich und herzlich lachen. Seine Aufgabe als Bischof von Rom beschreibt er als ›liebevolle Sanftheit‹. Urtei­len und Herrschen kommen darin nicht vor. Statt von ›regierendem Leiten‹ spricht er vom ›Vorsitz der Liebe‹, von Begleiten und Mitgehen, von Stärken und Bestärken auf Augenhöhe. Von Geschwistern im Glauben durch die Taufe geheiligt im gemeinsamen Priestertum aller Getauften. Er diktiert nicht von oben eine veränderte Lehre (Rom hat entschieden, die Sache ist erledigt.), sondern geht Schritte der Öffnung, die Veränderungsprozesse und neue Wege erst möglich machen (…)« Hans-Ulrich Willms SSCC, Münster »Mein Blick auf die Migranten und die Armen in meiner Stadt wandelt sich, so hoffe ich zumindest, in Wertschätzung und Wohlwollen.« Bischof em. Aloys Jousten, Belgien »Die Appelle von Papst Franziskus richten sich gegen eine selbstbezogene, bürokratisch verkrustete Amtskirche. Der Papst will auch in der Kirche: mehr Vielfalt, mehr Zutrauen und Vertrauen in die unteren Entscheidungs­ebenen. Weniger Bevormundung, weniger zentrale Lösun­ gen und Vereinheitlichungen auf Biegen und Brechen. Konkret soll so viel wie möglich auf der Ebene der Gemeinde verantwortet und getan werden – eine Aufforderung zu einer ›HingehPastoral‹ statt zu einer Weggeh- oder Rückzugs­pastoral.« Prof. Dr. Johannes Meier, Koblenz Pater Ludger Widmaier (r.) und Pater Heinz Josef Catrein ziehen die Gewinnerin eines Wochenendauf­ enthalts für zwei Personen im Kloster Arnstein aus den Einsendern des Fragebogens Auswertung der Leserumfrage Der Ausgabe 2/2014 des Apostels lag ein Fragebogen bei. Wir vom Redaktionsteam erhofften uns Antworten auf die Frage, die wohl alle Redakteure umtreibt: Wie können wir unsere Zeitschrift noch besser auf die Bedürfnisse der Leserschaft abgestimmten? 49 Leserinnen und Leser machten sich die Mühe und beantworteten den Fragebogen. Dafür danken wir sehr. Aus der Presse- und Leserforschung wissen wir, dass bei schriftlichen Befragungen im Heft nur ein bis fünf Prozent Rücklauf zu erwarten sind, dennoch hatten wir uns zahlreichere Antworten erhofft. Zumal wir aus sonstigen schriftlichen Rückmeldungen und Gesprächen wissen, dass wir eine uns sehr verbundene Leserschaft haben. Letzthin waren für uns die überwältigend positive Beurteilung der Zeitschrift und die hohe Qualität der meisten Antworten eine Ermutigung. Gerade dort, wo die Möglichkeit bestand, eigene Kommentare und Anregungen zu verfassen, haben wir eine Fülle an hilfreichen Rückmeldungen erhalten, die wir bei der Jahresplanung berücksichtigen konnten. Unsere Leserinnen und Leser dürfen sich auf den kommenden Jahrgang freuen! Sowohl bei der Beurteilung des Titelthemas der Ausgabe 2/2014 »Seelsorge in der Psychatrie« als auch bei der Beurteilung der Themenauswahl im Apostel insgesamt haben viele Leserinnen und Leser positiv angemerkt, dass der Apostel »Neues bietet«, den »Horizont erweitert«, »bislang Unbekanntes« und »Überfälliges« thematisiert und dadurch »den Zahn der Zeit« trifft, »Perspektiven öffnet« und »Denkanstöße gibt«. Wir werden uns bemühen, dass unsere Leserschaft sich auch weiter so lobend über den Apos­tel äußeren kann. Natürlich gab es auch Kritik. Auch dafür sind wir sehr dankbar, sie ist uns in gleicher Weise Ansporn! Wer Interesse an der ausführlichen Auswertung mit einer Vielzahl an grafischen Darstellungen der Ergebnisse hat, kann sie im Provinzialat anfordern oder auf unserer Website www.sscc.de unter der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift herunterladen. n 22 apostel 4/2014 titelthema Augen auf! »Ich sehe was, was du nicht siehst.« Nichts bleibt, wie es ist. Auch Eisen bricht. Selbst der härteste Stein wird vom Zahn der Zeit zer­ nagt, und sogar das Weltall dehnt sich noch immer aus. Auch wir verändern uns. Heute urteilen wir in vielen Dingen anders als vor zehn Jahren. Unser Blick hat sich verändert. Um das zu sehen, braucht es Augen, die wach sind und sehen wollen, was zu tun ist – Augen auf der Suche. Nicht wie die hölzernen Götzen, von denen es im Psalm (115) heißt: »Sie ha­ ben Augen und sehen nicht.« Die Perspektive wechseln, um dann richtig zu sehen, ist auch das Herzensanliegen von Papst Franziskus. Immer wieder spricht und schreibt er davon. Sich nicht einzuschließen, die Türen und Fenster der Kirche aufzustoßen, die Augen offen zu halten, um zu sehen, wo Hilfe notwendig ist. Nicht in einer Schneekugel des vermeintlich wahren Glaubens (»die glauben, perfekt zu sein«) sitzen zu bleiben, sondern die Ärmel hochzukrempeln, keine Angst zu haben, mit Huren und Sündern zu essen (Lukas 15). Sich zu bewegen, unterwegs zu sein. In seinem Schreiben Evangelii Gaudium (»Freude am Evange­ lium«, 2013) steht: »Mir ist eine verbeulte Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist« (EG 49). Eine Kirche, die Erfahrungen hin­ ter sich hat. Die sich ins Getüm­ mel geworfen hat und Blessuren aller Art an sich trägt. An den Beu­ len und Schrammen kann man die Geschichte eines Automobils ablesen, an den Rissen, Kratzern, Bruchstellen und Schrunden die bewegte Vergangenheit eines Schiffs. Auch des Schiffs Kirche. Richtig sehen können, ist gar nicht so einfach. Manchmal hilft eine Brille, manchmal ist Abstand nötig. Wenn es dunkel ist, müs­ sen sich die Augen erst an die Dämmerung gewöhnen. Eine alte Erfahrung warnt: »Man sieht nur, was man sehen will.« Und der Kleine Prinz weiß: »Man sieht nur mit dem Herzen gut.« Ent­ scheidend ist – und daran erin­ nert Papst Franziskus immer wie­ der –, beweglich zu bleiben, weil die Wirklichkeit bewegt ist. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Manchmal kann auch ein drittes Auge helfen, das Objektiv der Ka­ mera, wie in dem neuen irischen Film Calvary (»Am Sonntag bist du tot«, 2014). Da sehen wir ei­ nen »verbeulten« Priester, »keine schöne und edle Gestalt, (…) ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. (…) wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen« (Jesaja 53). n friedhelm geller sscc 4/2014 apostel 23 »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen, die guten Willens sind.« Liebe Leserinnen und Leser des »Apostel«! Bild Lupe © nitinkpatel – Fotolia In der Welt unserer Tage herrschen Krieg und Terror. Weihnachten, das Fest der Liebe und des Friedens, soll uns alle aufrütteln, um nach Frieden zu streben. Mit unserer »Briefmarkenaktion« versuchen wir, für den Frieden zu wirken, indem wir aus dem Verkaufserlös der Briefmarken Menschen in Not und Krankheit helfen. Helfen Sie uns durch die Zusendung von gebrauchten oder postfrischen Briefmarken, diesen Friedensdienst fortzusetzen. Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest wünscht Ihnen von Herzen Ihr Bruder Dieter Lechtenfeld SSCC Briefmarkenaktion, Bruder Dieter Lechtenfeld SSCC, Kloster Arnstein, 56379 Obernhof / Lahn, Telefon: 0 26 04 97 04 - 0 Unsere Niederlassungen in Deutschland Arnsteiner Patres, Provinzialat Kardinal-von-Galen-Straße 3 n 59368 Werne Tel.: 0 23 89 97 01 50 n Fax: 0 23 89 97 01 27 provinzialat@sscc.de Arnsteiner Patres Bohlweg 46 n 48147 Münster Tel.: 02 51 48 25 33 n Fax: 02 51 4 82 53 59 Muenster@sscc.de Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen (zur polnischen Provinz gehörig) Immenstädter Straße 50 n 87435 Kempten Tel.: 08 31 5 12 36 80 n Fax: 08 31 51 23 68 19 Kloster Arnstein 56379 Obernhof / Lahn Tel.: 0 26 04 9 70 40 n Fax: 0 26 04 16 06 Kloster.Arnstein@sscc.de Arnsteiner Patres Jesuitenplatz 4 n 56068 Koblenz Tel.: 02 61 9 12 63-0 Koblenz@sscc.de Niederlassung der Deutschen Provinz in Belgien: Pères des Sacrés Coeurs Quai de Brabant, 38/5 n B-6000 Charleroi Tel.: 00 32 71 70 02 46 www.arnsteiner-patres.de Ihre Treue und Ihr Interesse sind für die Mitbrüder, die am »Apostel« mitarbeiten, Ansporn und Verpflichtung. Wir werden uns weiterhin bemühen, eine gute Zeitschrift zu machen. Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt Die Arnsteiner Patres e. V., Kardinalvon-Galen-Straße 3, 59368 Werne, ­wurden durch Bescheid des Finanzamtes Lüdinghausen vom 27. November 2014 als ausschließlich und unmittelbar steuerbegünstigten gemeinnützigen, mildtätigen und kirchlichen Zwecken im Sinne der §§ 51 ff. AO dienend anerkannt und nach § 5 Absatz 1 Ziff. 9 KStG von der Körperschaftssteuer befreit. Wir bestätigen, dass wir den uns ­zuge­wendeten Betrag nur zu satzungsgemäßen Zwecken verwenden werden. Arnsteiner Patres e. V. Kardinal-von-Galen-Straße 3 59368 Werne In diesem Zusammenhang lässt es sich nicht vermeiden, auch über die finanzielle Seite des »Apostel« zu sprechen. Wir geben das Heft ohne festen Verkaufspreis ab, denn wir möchten, dass es auch für Menschen mit geringem Einkommen zugänglich ist. Die Zeitschrift »Apostel« kostet die deutsche Ordensprovinz etwa 60.000 Euro im Jahr. Und so hoffe ich, dass meine Bitte, die Ordensgemeinschaft einmal im Jahr mit einer Spende zu unterstützen, auf Verständnis und Wohlwollen stößt. Sie finanzieren damit den »Apostel«, aber auch die anderen aposto­lischen Werke unserer Provinz, die wiederum Teil einer internationalen Familie ist. Dank der Großzügigkeit unserer WohltäterInnen konnten wir auch im letzten Jahr unsere afrikanische Provinz und andere inter­nationale Projekte unter­ stützen. Unsere deutschen Missionare Schwester Elisabeth Drolshagen SSCC in Mosambik, Pater Harald Adler SSCC auf den Philippinen und Pater Hermann Wendling SSCC in Peru haben ebenfalls von den Leserinnen und Lesern des »Apostel« vielerlei Unterstützung erfahren. Ich danke Ihnen für die großzügige Hilfe des letzten Jahres und wage es deshalb auch, in diesem Jahr um eine Spende zu bitten. Allen LeserInnen des »Apostel« wünsche ich ein gnadenreiches und ein gesegnetes neues Jahr. Mögen Sie alle im Ernst des Lebens auch das Lächeln des Kindes aus der Krippe erfahren. Pater Heinz Josef Catrein SSCC Hinweis: Wenn Sie eine Spendenquittung wünschen, geben Sie auf dem Überweisungsträger bitte die vollständige Adresse an. Bei einer Spende bis zu 200 Euro genügt für die Vorlage beim Finanzamt der Bankbeleg (Kontoauszug). Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung! Liebe Leserinnen und Leser, mit diesem Heft halten Sie die vierte Ausgabe des »Apostel« 2014 in den Händen. Wir hoffen, dass auch dieses Heft Ihnen Freude bereitet. Für die Mitarbeiter­ Johannesstraße 36 A • 56112 Lahnstein InnenArnsteiner in derPatres Redaktion ist es immer eine große Erleichterung, wenn ein Heft fertiggestellt und auf den Versandweg gebracht werden kann. Noch größer ist unsere Freude, wenn wir positive Rückmeldungen erhalten. In diesem Jahr haben wir Sie in einer Umfrage ausdrücklich um Ihre Meinung gebeten. Rund 50 Antworten erreichten uns, wobei der Tenor überaus positiv war. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass es uns offen­ sichtlich gelungen ist, den »Apostel« mit interessanten Themen und in einer ansprechenden Gestaltung heraus­zugeben. Dass die Zeitschrift angenommen wird, zeigt sich auch an der Tatsache, dass den wenigen Abbestellungen eine deutlich höhere Anzahl neuer AbonnentInnen gegenübersteht. Wer den »Apostel« beziehen möchte, kann ihn gerne über das Provinzialat in Werne bestellen. Für unsere deutsche Ordens­ provinz ist der »Apostel« das wichtigste Instrument, um mit unseren FreundInnen und Wohltäter­Innen in Kontakt zu bleiben. Hiermit laden wir zu den Veranstaltungen der einzelnen Häuser ein. Hiermit informieren wir über das, was in unserer deut­schen Ordensprovinz, der internationalen Ordensge­meinschaft und in der Kirche passiert. Hiermit wollen wir Sie auch dabei unter­stützen, den eigenen Glauben zu betrachten und zu vertiefen. Verstehen Sie den »Apostel« als eine Art Familienrundbrief für alle, die uns verbunden sind. Zusätzlich möchte ich auch auf unsere Website aufmerksam machen. Diese Seite wird regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht und ist eine gute Ergänzung zu unserer Zeitschrift. Neben aktuellen Nachrichten finden Sie auf der Startseite auch eine wöchentliche Meditation über die Sonnund Festtage des Kirchen­jahres (www.arnsteiner-patres.de). bitte wenden m als mt 0,– EUR enquittung. Dezember 2014 Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Provinzialat Haus Damian Johannesstraße 36 A 56112 Lahnstein Fon 02 6 21 /62 99-0 Fax 0 26 21 /62 99-20 provinzialat@sscc.de www.sscc.de Arnsteiner Patres e.V., Kardinal-vonGalen-Straße 3, 59368 Werne IBAN: DE 8651 0500 1506 5612 0010 Bic/Swift: NASSDE55 Nassauische Sparkasse Lahnstein Dieser Abschnitt kann zusammen mit dem Bankbeleg bei Spenden bis zu 200,– EUR als Spendenbescheinigung für das Finanzamt verwendet werden. Für Spenden über 200,– EUR übersenden wir Ihnen eine eigene Spendenquittung. SEPA-Überweisung/Zahlschein BIC IBAN (des Kreditinstituts, bei Überweisungen in Deutschland immer 22 Stellen) D E 8 6 5 1 0 5 0 0 1 5 0 6 5 6 1 2 0 0 1 0 BIC (des Kreditinstituts, 8 oder 11 Stellen) N A S S D E 5 5 IBAN Prüfziffer BLZ (Kontoinhaber) Kontonummer (ggf. links mit Nullen auffüllen) Für Überweisungen in Deutschland, in andere EU-/EWR-Staaten und in die Schweiz in Euro.