Bericht aus dem Kongo

Camille Sapu Malangu SSCC

Covid 19 in Kinshasa

Das Corona Virus ist eine Realität in Kinshasa, denn jeder spricht darüber. Die wachsenden Zahlen der Neuinfizierten, Toten und Genesenden beschäftigt die Menschen unaufhörlich. Sowohl die Regierung des Landes und der Provinz haben zum Wohl der Menschen Maßnahmen getroffen, die die Menschen auf Abstand voneinander halten soll. Seit März sind die Schulen geschlossen, ebenso die Kirchen und alle Geschäfte, die keine Lebensmittel verkaufen. Das Leben in der Stadt verlangsamt sich. Im öffentlichen Personenverkehr hat man Maßnahmen ergriffen, die vermeiden sollen, dass eine große Anzahl Menschen in den Taxis, Bussen oder gar auf einem Motorrad sitzt. Bei der Bevölkerung drängt man darauf auf Hygiene zu achten und besteht darauf das sich die Hände mit Seife gewaschen werden. Beim schreiben dieses Artikels gibt es 300 infizierte Personen. Zwanzig von ihnen sind gestorben, etwa fünfzehn sind genesen.

Seit der letzten Woche hat der Gouverneur der Stadt Kinshasa, das reichste Viertel der Stadt unter Quarantäne gestellt, weil es das Epizentrum des Virus ist. Von allen registrierten Fällen fallen auf dieses Viertel 80 Prozent. Die Regierung unternimmt große Anstrengungen das Virus zu bekämpfen. 

Trotzdem sind nicht alle Armen bereit den Empfehlungen der Behörden zu folgen. Kinshasa hat etwa zwölf Millionen Einwohner:innen und es gibt nicht für jeden Arbeit. Die Familien leben von Gelegenheitsarbeiten das heißt sie müssen jeden Tag das Haus verlassen, um mit unterschiedlichen kleinen Tätigkeiten die Familie zu ernähren. Wenn man sie so ausschwärmen lässt setzt man sie leicht einer Infektion aus. Für die Politiker:innen und den Gouverneur ist dies ein Dilemma. Die Medizinischen Maßnahmen greifen nur, wenn sie von sozialen Programmen begleitet werden. 

Die Armen meiner Stadt Kinshasa behaupten, dass die Krankheit eine Krankheit der Reichen ist. Sie spielen damit auf das Epizentrum der Seuche an und ziehen den Schluss, dass die Armen verschont bleiben. Eine andere Theorie sagt, dass das Coronavirus „Angst vor der Hitze“ hat. Sie – die Armen – sind ja den ganzen Tag in der Sonne, das heißt dann, das Virus stirbt von selbst. Eine dritte These sagt, dass das Virus nur die heimsucht, die das Geld des Staates gestohlen haben. Es sind diejenigen, die es gewohnt sind zu reisen – auch nach Europa. Das Virus ist nur für solche. Diese Meinungen sind so verbreitet, dass die Leute den offiziellen oder internationalen Erklärungen einfach nicht glauben.

Wahr ist das die Armen jetzt leiden. Die wirtschaftliche Krise hat zu einer Preissteigerung der Lebensmittel geführt, aber die Löhne halten damit nicht Schritt. Da die Lebensmittelvorräte in der Stadt schwinden bestimmt jeder Kaufmann den Preis nach seiner Meinung. Für die Armen ist das Coronavirus eine Quelle des Leidens. Deswegen sagen sie: „Entweder sterben wir am Hunger oder am Virus“. Wer von den beiden uns zuerst angreift, ist die Todesursache. Das ist der Grund dafür, dass die Armen keine Angst vor dem Virus haben. 

Vom spirituellen Standpunkt betrachtet, sind die Armen zunehmend alleine, weil man ihnen die Kirchen als Zufluchtsorte genommen hat. Mit der Schließung der Gotteshäuser haben die Geistlichen andere Wege gefunden, um mit den Gläubigen in Kontakt zu kommen. Jeden Morgen senden sie Botschaften, die das Evangelium betrachten, um die Gläubigen in ihrem Glauben aufzubauen und zu stärken. Es gibt viele Gebetskreise, die Gott anflehen, das Virus zu stoppen. Aber es sind nur wenige Leute, die Zugang zu den sozialen Medien haben, denn das Internet steht nicht jedermann zu Verfügung. 

Die Hoffnung der Armen ist, dass Gott eingreift, denn ohne ihn wird ihr Leben ausgelöscht. Sie werden nicht mehr in der Lage sein, ihre Medikamente zu kaufen. Viele greifen deswegen auf die „Methoden der Großmütter“ zurück, indem sie Blätter kochen und den Dampf inhalieren. Auch die Masken macht jeder mit dem Material, das ihm in die Hände fällt.