Feuer vom Himmel

Bericht von Pater Harald Adler SSCC

Wie ich die Kartage und Ostern in den Philippinen im Jahr 2004 erlebt habe

FilipPinos wie  -Pinas lieben anschauliche und dramatische Gestaltung. Das haben wir auch als Ordensleute aus verschiedenen Ländern und Erdteilen übernommen. In der Abendmahls-feier am Gründonnerstag in der Kapelle unserer Schwestern SSCC haben wir in Erinnerung daran, dass Jesus sich zum Diener seiner Jünger machte, indem er ihnen die Füße wusch, in einer schlichten aber eindrucksvollen Weis reihum einander die Füße gewaschen, als Zeichen für unsere Bereitschaft, einander zu dienen.                                                                       
Nach der hl. Messe haben wir im Garten der Schwestern in einer Anbetungsstunde die Todesangst Jesu auf dem Ölberg und seine Selbsthingabe im Gehorsam an den Willen des Vaters betrachtet: “Vater, wenn möglich, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen, aber nicht mein Wille geschehe, sondern der deine.“                                                                                                               
Am Karfreitag Abend nehmen wir teil an der Andacht von den „Sieben Schmerzen Mariens“ bei den Schwestern RVM (Religious oft the Virgin Mary) einer bereits 1684 gegründeten philippinischen Gemeinde. Die 7 Stationen sind als unbewegte Bilder durch Personen nachgestellt ; die Texte und Gesänge in technisch sauberer Übertragung abgespielt, bringen die Notsituationen Mariens mit unserem eigenen Leben und speziell mit dem Leben des philippinischen Volkes in Verbindung.  Die Darstellung von Momentaufnahmen aus dem Leben Mariens durch lebendige Menschen gibt manchmal Anlass zum Schmunzeln, stört aber dennoch nicht den Ernst und die Aufrichtigkeit des gemeinsamen Betens.  
Für die Feier der Osternacht fahre ich nach Bagong Silang in die Pfarrei, die von einem Pastoralteam unserer Kongregation SSCC – 2 Patres (einer davon Patrisius Breket SSCC, jetzt Mitglied der Internationalen Kommunität der Arnsteiner Patres in Berlin) und 3 Schwestern -  betreut wird. Die Kirche ist dem auferstandenen Christus geweiht, dem Zentrum unseres christlichen Glaubens.  Die Feier der Osterliturgie in Tagalog, der philippinischen National-sprache dauert mit dem langen Wortgottesdienst und der Taufe von 6 Erwachsenen volle 3 Stunden. Alles ist sehr gut vorbereitet, spielt sich aber nicht in selbstgenügsamem Perfektionismus ab, sondern in herzlichem Miteinander.                                                                                                                
Charakteristisch philippinisch aber ist besonders der Beginn, die Eröffnung der Feier mit dem festlichen Anzünden des Lichtes.  Auf dem Platz vor der Kirche sind die Feiernden versammelt um einen eisernen Kasten, in dem einige Holzscheite tüchtig mit Petroleum übergossen werden. Ein aufmerksamer Kirchendiener zupft mich am Ärmel, damit ich dem kommenden Ereignis nicht im Weg stehe. Offenbar bin ich der Einzige, der nicht im Bilde ist. Aber noch rechtzeitig merke ich, dass alle Blicke sich in die Höhe des mehrstöckigen Nachbarhauses richten, von wo plötzlich ein glühender Knäuel herniedersaust – an einem dünnen Draht in den Kasten geleitet –  und explosionsartig ein lichterlohes Feuer entzündet, Feuer vom Himmel, das die Nacht erhellt: Durch Dunkel zum Licht, vom Tod zum Leben, durch das Kreuz zur Auferstehung.                                                                                                                         
Ein weiteres typisch philippinisches Brauchtum, Salubong (Zusammenkunft) genannt,  erlebe ich am frühen Ostermorgen.  Zwei Prozessionen, hat man mir gesagt, bewegen sich aus verschiedenen Richtungen zum Kirchplatz: die Prozession der Frauen mit der Marienstatue und die der Männer mit der Statue des auferstandenen Jesus. In der Begegnung der Mutter Jesu mit ihrem auferstandenen Sohn – in einer Art Mysterienspiel – erleben die frommen Gläubigen das österliche Geheimnis menschlich, so dass es ihr Herz berührt. 
Gegen 4 Uhr schon werde ich von Stimmen auf der Straße geweckt. Auf dem Kirchplatz sind bereits 2 Tribünen aufgebaut. Mit Pater Patrisius gehe ich zum Sammelpunkt der Männer, wo schon alles für die Prozession vorbereitet ist.  Das Startzeichen gibt eine Feuerwerkrakete, die in den dunklen Himmel hinaufgeschossen wird. Die Nacht wird erleuchtet durch Fackel und Kerzen in den Händen der Männer, die gemessenen Schrittes, langsam durch die Gassen ziehen. Der Mond lugt ab und zu mit seinem Halbmond-Gesicht hinter Wolkenfetzen hervor. Ein Halbwüchsiger hat die Aufgabe, zwischendurch immer mal wieder eine Rakete abzufeuern. Unterwegs wird der Rosenkranz gebetet.  Als wir am Kirchplatz ankommen, stehen auf den 2 Tribünen in je 3 Reihen weißgekleidete kleine Mädchen; Flügel und Heiligenschein zeigen an, dass es sich um Engel handelt.  Die Frauen haben bereits die in ein schwarzes Trauergewand gehüllte Muttergottesstatue zwischen den beiden Tribünen aufgestellt. Nun wird das Zusammentreffen des auferstandenen Jesus Christus mit seiner heiligen Mutter gefeiert. Ein Engel nimmt das Trauergewand von ihrer Schulter und von  großen blauen Luftballons wird es hoch in den Himmel entführt.  Die Engel singen – tatsächlich in Latein – „Regina Coeli, laetare, Halleluja!“ Von Herzen stimme ich mit ein: Er ist erstanden von dem Tod, freu dich Maria, Halleluja.
Zum österlichen Festhochamt um 10 Uhr im Haus unserer Schwestern bin ich wieder zurück in New-Manila. Wegen verschiedener Verpflichtungen können nicht alle Mitglieder der SSCC-Familie in Manila an diesem Gottesdienst teilnehmen, aber auch die Abwesenden sind uns nahe, weil wir sie vermissen. In seiner Homilie fordert Frater Fintan uns auf, unser Leben im Licht des österlichen Glaubens zu sehen:  

  • Glaubt ihr, dass Jesus unter uns lebt als unser Begleiter und Freund auf der Straße unsres     Lebens?
  • Glaubt ihr, dass der Heilige Geist in uns lebt, uns leitet und stärkt?
  • Glaubt ihr, dass trotz aller Differenzen aufgrund von Rasse, Glaubensüberzeugung, Reich und Arm, alle Menschen gleich sind in ihrer Würde und eine einzige Familie bilden vor Gott?
  • Glaubt ihr an die Kirche, in der wir Brüder und Schwestern in Christus werden, und dass durch uns die Frohe Botschaft in der Welt manifestiert wird?
  • Glaubt ihr, dass Maria, die Mutter Jesu, auch unsere Mutter ist, die Mutter der Kirche Jesu?
  • Glaubt ihr, dass unsere Gemeinschaft SSCC (von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens), zusammengeführt durch den Heiligen Geist in der Kraft des auferstandenen Herrn, eine Manifestation der Liebe Gottes für die Menschen ist?