Bericht aus Koblenz

Ludger Widmaier SSCC

Arme und Obdachlose in Koblenz in Zeiten von Corona

In der Nähe des Jesuitenplatzes in Koblenz treffen sich Menschen, die am Rande der Obdachlosigkeit leben, beim Rathaus unter einem Baum. Da trinken sie gemeinsam Bier und sprechen miteinander. Seit dem Anfang der Corona-Krise verschwindet diese Gruppe schnell aus dem Stadtbild. Wo bleiben Menschen ohne ein zu Hause, wenn alle zu Hause bleiben sollen? Die Polizei und das Ordnungsamt sind eingeschritten, wenn sich mehr als zwei oder drei Personen versammelt haben, ohne die Abstandsregeln einzuhalten. Da sind sie nicht mehr zum Rathaus gekommen.

Die Innestädte waren plötzlich menschenleer und einige Einnahmequellen praktisch versiegt: Betteln und Pfandflaschen sammeln wurden fast unmöglich. Einige Obdachlose haben sich deshalb auf die Vororte von Koblenz und die umliegenden Dörfer zurückgezogen. Sie haben die Gefahr durch das Corona-Virus als sehr unwirklich erlebt – und eher auf die Kontrolle von Poliezi und Ordnungsamt reagiert.

Ein Netzwerk von Arbeiterwohlfahrt, Ordnungsamt, Caritas und Diakonie unterstützt diese notleidenden Menschen heute. Im Übernachtungsheim finden zwar nur 10 Personen eine Bleibe – statt der 20 sonst üblichen, aber die städtische Verwaltung hat neue Bleiben für Wohnungslose in Hotels und anderen Unterkünften gefunden. Viele konnten auch in den kalten Nächten also eine Bleibe finden. Das Obdachlosenrestaurant "Mampf" gibt weiterhin Essen aus, aber nur zum Mitnehmen. Im Restaurantraum können dann vier Personen bleiben und sich ausruhen – ohne die Abstandsregeln zu verletzten. Viele Menschen unterstützen dieses Netzwerk und geben Geld. Damit wird für die einzelnen Personen bedarfsgerecht eingekauft, sodass z.B. keine Lebensmittel weggeworfen werden müssen.

Viele der Betroffenen hoffen, dass die Krise bald vorbei ist, und sie sich wieder an den gwohnten Plätzen mit ihren Bekannten treffen können, und dass sie mit Hilfe von Geldspenden auf der Straße oder Pfandflaschen ihr Tagesgeld aufbessern können. Dabei ist die Hilfe, die sie erfahren, hier in Koblenz gut.