60800 Apostel Zeitschrift der Arnsteiner Patres inhalt Ausgabe 1/2014 Haben wir noch was zu beichten? Das verschwundene Sakrament Weitere Themen Mit Kindern über Gott reden: Wer geht schon gern zur Beichte? Familie SSCC: Abschied aus Lahnstein Früh- und Spätschichten in Münster Inhalt Elternseiten 4 Familie SSCC 6 Nachrichten 8 Geistlicher Wegbegleiter 9 Titelthema Beichte 13 Theologisches 19 Innehalten, abschalten, zur Ruhe kommen ... sind das Ziel unserer Früh- und Spätschichten. Biblische Texte, inhaltliche Impulse und Gedanken zur geistlichen Vertiefung, Lieder und Gebete, Meditation und Stille bilden den Schwerpunkt dieser monatlichen Zusammenkünfte. Gestaltet werden sie im Wechsel von den Mitbrüdern der Kommunität der Arnsteiner Patres. Alle Interessierten sind herzlich willkommen! n Ort: Arnsteiner Patres, Bohlweg 46, 48147 Münster, Tel.: 02 51 48 25 33 Die Frühschichten von April bis Juli 2014 finden immer am 1. Freitag im Monat statt und beginnen jeweils um 6.45 Uhr: n 7. März, 4. April, 2. Mai, 6. Juni und 4. Juli 2014 Die Spätschichten von April bis Juli 2014 finden immer an einem Mittwoch statt und beginnen mit einer Ausnahme jeweils um 19.30 Uhr: n 19. März, 9. April (19 Uhr!), 14. Mai, 11. Juni und 9. Juli (anschließend Sommerfest) Die Früh- und Spätschichten sind für alle offen. Nach den Frühschichten sind alle zum gemeinsamen Frühstück mit der Kommunität eingeladen. Nach den Spätschichten sind alle zu einem gemeinsamen Zusammensein mit der Kommunität eingeladen. Tag der offenen Klöster Oasentage Die Arnsteiner Oasentage laden ein, zur Ruhe zu kommen und auf Körper, Seele und Geist zu hören. Im Wechsel von Gespräch und Meditation, Stille und Ge­sang werden verschiedene Themen aufgegriffen und im Hinblick auf eigene Erfahrungen bearbeitet. Alle Oasentage sind thematisch in sich abge­schlossen. Samstag, 5. April 2014 »Allem bin ich gewachsen, weil Christus mich stark macht« (Phil 4,13) Referenten: Pater Peter Harr SSCC, Theresia Zimmer n Samstag, 17. Mai 2014 Mein Leben vor Gott bringen Referent: Bernhard Hamacher Alle Oasentage finden jeweils von 9.30 bis 16.30 Uhr in Kloster Arnstein statt. Anmeldung bitte bis 10 Tage vor der Veranstaltung in Kloster Arnstein, 56379 Obernhof / Lahn, Telefon: 0 26 04 97 04-0, Fax: 0 26 04 97 04-26, E-Mail: kloster.arnstein@sscc.de Weitere Informationen auf www.sscc.de Impressum Apostel (ISSN 1611-0765) Herausgeber: Provinzialat der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (Arnsteiner Patres e. V.), Kardinal-von-Galen-Straße 3, 59368 Werne, Tel.: 0 23 89  97 01 50, Fax: 0 23 89  97 01 27, E-Mail: provinzialat@sscc.de, Internet: www.arnsteiner-patres.de SSCC ist die Abkürzung der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen, in Deutschland als Arnsteiner Patres und auch als Picpus (nach der Straße des Mutterhauses in Paris) bekannt. Redaktion: Heinz Josef Catrein SSCC (verantw.) • Martin Königstein SSCC • Kerstin Meinhardt • Thomas Meinhardt • Ludger Widmaier SSCC Weitere Mitarbeitende dieser Ausgabe: Hans-Ullrich Willms SSCC, Münster • Friedhelm Geller SSCC, Werne Verlag: Meinhardt, Magdeburgstraße 11, 65510 Idstein, Tel.: 0 61 26  9 53 63-0, Fax: 0 61 26  9 53 63-11, E-Mail: info@meinhardt.info, Internet: www.meinhardt.info Erscheinungsort: Lahnstein Auflage: 5.700 Exemplare, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Titel: © picture alliance / dpa Bildnachweise: Auf der Doppelseite, auf denen die Abbildungen Verwendung fanden; Bilder ohne Nachweis: Archive der Ordensgemeinschaft und der Firma Meinhardt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung von Herausgeber und Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos kann keine Haftung übernommen werden. 2 apostel 1/2014 © Bild Gebetbuch: roger ashford – Fotolia n Am 10. Mai 2014, dem Festtag des Heiligen Damian, findet erstmalig in ganz Deutschland der Tag der offenen Klöster statt. Auf der Homepage www.tag-der-offenen-klöster.de kann man sich schon jetzt darüber informieren. Besucher der Seite finden dort zahlreiche Klöster und Gemeinschaften, die Veranstaltungen zum Tag der offenen Klöster anbieten. Welche Häuser der Arnsteiner Patres ihre Pforten an diesem Tag öffnen, wird in den nächsten Wochen auf der Website: www.arnsteiner-patres.de veröffentlicht. Interessenten können aber auch gerne in den Niederlassungen (Adressen siehe Rückseite) direkt nachfragen. Angebote der Citykirche in Koblenz Die Citykirche in Koblenz am Jesuitenplatz wird von der Koblenzer Kommunität der Arnsteiner Patres betreut. Ihre zahlreichen Angebote finden Sie auch unter www.arnsteiner-patres.de. In den nächsten Monaten werden dort unter anderem folgende Veranstaltungen angeboten: Dienstags, 19 Uhr Bibel und Brot. Geistliche Schriftlesung mit dem Text des jeweils kommenden Sonntags. n Donnerstags, 17.30 Uhr im Gruppenraum Zur Stille finden. Gemeinsam in der Stille verweilen: still werden – zur Mitte finden – neu aufbrechen und in den Alltag zurückkehren. n Freitag, 9. Mai 2014, 19 – 23 Uhr Nacht der offenen Kirchen in Koblenz Die Citykirche beteiligt sich mit vielen anderen Kirchen mit einem eigenen Programm an der 11. Koblenzer Nacht der offenen Kirchen. n Montag, 12. / 26. Mai 2014, 19 – 21 Uhr »Gott ist ein Zutrauen erweckendes und Vertrauen suchendes DU« Der Dominikaner Johannes Tauler (1300 – 1361) ist ein bedeutender Lehrer geistlichen Lebens. Die Öffnung des Gewöhnlichen für Gottes Gegenwart und für die Vereinigung mit Gott sind seine Themen. Laut Tauler ist die Voraussetzung für das Gelingen der Gottesbeziehung die rechte Beziehung des Menschen zu sich selbst. An zwei Abenden wollen wir bei ihm nach Hilfe­ stellung für unser Leben heute suchen. Leitung: P. Martin Königstein SSCC, Ulrike Kramer-Lautemann. n Was brauche ich wirklich? Der letzte Umzug steckt mir immer noch in den Knochen: 300 Kisten mit Akten und Büchern, 16 Wohnräume, 4 Büros, 13 Archivschränke. Es war furchtbar. Die Dinge, die man mitnimmt, sind das eine Problem. Die Dinge, von denen man sich trennen muss oder will, das andere. Was mache ich mit 7 Schreibtischen für 4 Büros? Wohin mit dem Schildkrötenpanzer aus Tahiti? Wie viele Exemplare brauchen wir von diesem Buch? Kann ich von den 15 Büchern 12 wegwerfen? Immerhin sind sie 1962 erschienen und noch originalverpackt. Das Interesse hielt sich also in Grenzen! Die Qual der Wahl ist groß. Papiercontainer füllen sich. Irgendwo stapeln sich alte Bildschirme, Schreibmaschinen und Küchengeräte. Dann gibt es noch die Umzugskisten mit dem, was man glaubt, mitnehmen zu müssen. Doch beim Auspacken fragt man sich schon, warum habe ich ausgerechnet das mitgeschleppt. Die Überflussgesellschaft hat auch vor Klosterpforten nicht haltgemacht. Umzugskartons und Müllsäcke sprechen eine deutliche Sprache. Bei den Beduinen des Sinai gilt: Man nimmt nur so viel mit, wie ein Kamel tragen kann. In den Klöstern wollte die Regel, dass ein Ordensmann mit dem umzieht, was in zwei Koffer passt. Da musste ausgewählt werden. Heute wird darüber gelacht und gleichzeitig über Kreuzschmerzen geklagt, weil man beim Umzug allzu viele Kisten geschleppt hat. Die Fastenzeit will uns Erleichterung verschaffen. Erleichterung auf vielerlei Weise. Am wenigsten geht es dabei um ein paar Kilo Hüftspeck. Die Abhängigkeit von materiellen Dingen ist bedrückender: Wie viele Schuhe, Computerprogramme, Pferdestärken brauche ich wirklich? Wie reich darf ich sein? Es gibt andere Dinge, die noch schwerer wiegen: Geiz, Neid, Herrschsucht, Trägheit, Unbeherrschtheit, Vergnügungssucht? Das sind echte Lasten, ja sogar Laster. »Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen« (Mt 11,28), sagt der Herr. Ist das nicht eine Verlockung? Ist es nicht an der Zeit, das Problem des Überflusses anzugehen? Die Fastenzeit will uns Erleichterung verschaffen. Nehmen wir sie nicht ernst, bleibt es beim Stöhnen. Der Ruf des Evangeliums ist aber ein Freudenruf: »Halleluja«. Ich wünsche Ihnen eine erleichternde Fastenzeit und ein gesegnetes Osterfest. Ihr Pater Heinz Josef Catrein SSCC 1/2014 apostel 3 mit kindern über gott reden wer geht schon gern Beichte? zur  Das kleine Mädchen hatte alle seine Sünden auf einem kleinen Beichtzettel notiert und trug diese mit Ernst und Zerknirschung vor. Am Schluss bat ich sie, mir den Zettel zu geben. Ich nahm ihn zwischen die Hände und schickte mich an, ihn zu zerreißen; als Zeichen dafür, dass nun alles vergeben war. Das Mädchen schaute mich nur groß an und sagte: »Bitte tu das nicht. Mein Bruder braucht den auch noch.« Fast alle Katholiken können irgendwelche Beichterlebnisse erzählen – leider Gottes nicht allzu viele positive. So berichtete mir einmal eine Frau, wie sie als Kinder gerade zu dem Pfarrer beichten gehen mussten, der sie – auch die Mädchen – im Religionsunterricht mit dem Lineal schmerzhaft auf die Finger schlug. Das Beichten war dann natürlich mit einer Höllenangst verbunden, und der Glaube an einen barmherzigen Gott wollte sich nicht so recht einstellen. Mittlerweile ist die Beichtpraxis vielerorts fast vollständig verschwunden. Kaum ein Kind geht noch zur Beichte. Schade eigentlich – denn dieses Sakrament der Versöhnung kann sehr hilfreich sein. Erklären, was eine Sünde ist Der Begriff der Sünde ist für Kinder – auch für viele Erwachsene – schwierig. Kinder haben jedoch ein ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein. Sehr hilfreich ist es, wenn man Kindern erklärt, dass eine Sünde eine Handlung ist, die mir und anderen Menschen scha- 4 apostel 1/2014 © picture-alliance / dpa Keine Angst machen Der erste Schritt zu einem guten Verständnis dieses Sakramentes sollte darin bestehen, den Kindern die Angst vor der Beichte zu nehmen. Schweigen Sie über eigene negative Beichterfahrungen, erzählen Sie nicht, dass Sie einen ganzen Rosenkranz beten mussten oder der Pfarrer ordentlich schimpfte. Solche Dinge sind leider viel zu oft geschehen, doch das ist – Gott sei Dank – wohl vorbei. Bei mir beispielsweise gehörte zur Beichtvorbereitung immer schon eine Besichtigung des Beichtstuhls verbunden mit der Frage: Wie viele Kinder passen denn da gleichzeitig hinein? Das haben wir dann auch praktisch ausprobiert. Heute ist zudem der klassische Beichtstuhl oft durch ein freundliches Beichtzimmer ersetzt worden. mit kindern über gott reden det. Gott wird nicht böse, wenn wir sündigen, sondern er will, dass wir es gut haben. Sündigen wir, schaffen wir ein Klima, in dem es niemandem gut geht. Das kann man schön am Beispiel der Lüge oder der Gewalt erläutern. Sich etwas Gutes tun Für die meisten Menschen hat die Beichte etwas mit einer Gerichtsverhandlung zu tun: Anklage, Urteil, Buße bzw. Bestrafung. Dieses Modell ist irreführend. Das Bußsakrament heißt offiziell »Sakrament der Versöhnung« und dieser Name gibt eine ganz andere Richtung an. Es geht um Heilung und Versöhnung. In der Beichte lernen wir, auf uns aufzupassen. Kinder achten darauf, dass ihr Fußball genug Luft hat, beim Computer passen Jugendliche schon auf, dass sie sich keine »Viren« einfangen. Beichten lehrt uns, die aufbauenden Kräfte des Lebens zu entdecken. Fragen Sie Kinder auch, ob sie Menschen mögen, die immer Recht haben wollen und ohne Rücksicht auf andere ihren Willen durchsetzen. Es gibt viele solcher kleinen Tyrannen auch unter Kindern und Jugendlichen. Sprechen, fragen und sich unterhalten Kinder wissen oft nicht, was sie beichten sollen. Es ist gut, wenn man Kindern nahebringt, bei der Beichte das zu erzählen, was sie am meisten bedrückt. Sie sollen nicht den Eindruck haben, sie seien an ein bestimmtes Schema gebunden. Ermuntern Sie die Kinder zu erzählen, was falsch war. Nehmen Sie ihnen Ängste. Es ist keine Schande, wenn man beim Beichten stecken bleibt und einem plötzlich nichts mehr einfällt. Dann kann man auch den Priester bitten, einem zu helfen. Wichtig ist, sich zu fragen: Wo habe ich mir und anderen geschadet – in der Familie, im Freundeskreis, in der Schule. Vergesse ich den lieben Gott allzu oft? Konkrete Hilfen Wenn die erste Beichte Ihres Kindes ansteht, ist es gut, sich zu erkundigen, wie diese vor sich geht. Sprechen Sie mit den Katecheten und zuständigen Priestern. Gehen Sie einmal in die Kirche und schauen Sie sich den Beichtstuhl oder das Beichtzimmer an. Suchen Sie sich Kirchen und Klöster aus, wo man Wert auf eine gute Beichtseelsorge legt. Machen Sie die Beichte zu einer Familienangelegenheit und bewegen Sie die ganze Familie, auch zur Beichte zu gehen. Mit erhobenem Zeigefinger hat Beichten heute nichts mehr zu tun. Manchmal gehen mein »Beichtkind« und ich sogar beim Beichten spazieren und wir unterhalten uns. Älteren Kindern und Jugendlichen sollte die Bedeutung des Beichtgeheimnisses erklärt werden. Der Priester ist zu absolutem Schweigen verpflichtet, selbst gegenüber der Polizei. Ich habe auf solche Weise einmal eine gestohlene Stereoanlage dem rechtmäßigen Besitzer wieder zukommen lassen und die reuigen Täter vor der Polizei bewahrt. Der Beichtstuhl ist ein guter Ort, über alle Probleme zu reden. Begegnung mit dem guten Hirten Die Bibel ist voller Vergebungsgeschichten: der gute Hirte, der verlorene Sohn, die verlorene Münze. Erzählen Sie, wem Jesus alles verziehen hat. Vor allem die Person des Petrus ist hier wunderbar geeignet. Jesus hat Petrus verziehen und ihn zum Hirten seiner Herde gemacht, obwohl er ihn verraten hat. Gott gibt uns immer eine Chance, selbst im letzten Augenblick. Denken Sie an den Schächer am Kreuz. Zur Person des Petrus kann man auch das Symbol des Hahns verwenden. Er steht ja auf fast jeder katholischen Kirchturmspitze. Der Hahn gilt als Symbol der Wachsamkeit. Er ist als Erster wach und weckt den ganzen Bauernhof. Wenn es uns gut gehen soll, müssen wir auf uns aufpassen. Das Böse darf uns nicht überraschen wie ein Dieb. Der Hahn erinnert uns auch daran, dass Jesus alle Sünden verzeiht, denn er will, dass wir mit Gott leben und es gut haben. n heinz josef catrein sscc 4/2013 1/2014 apostel 5 familie sscc Lahnstein abschied nach 94 Jahren Es war ein bewegender Abend in der überfüllten Abendmesse in der Johanniskirche, dann beim stillen Gedenken an die Brüder, die auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, und schließlich bei der Abschiedsfeier im Gemeindesaal von St. Barbara. Zahlreiche Patres, ehemalige und aktuelle Schüler, Lehrer und Eltern des Johannes-Gymnasiums und viele Mitglieder der Lahnsteiner Kirchengemeinden waren an diesem 2. Februar gekommen, um Abschied zu nehmen, Erinnerungen auszutauschen, miteinander zu feiern und auch um sich Mut für die Zukunft zuzusprechen. Pfarrer Armin Sturm und Pater Heinz Josef Catrein SSCC zeigen am Ende des Gottesdienstes eines der Abschiedsgeschenke der Pfarrei 94 Jahre sind eine lange Zeitspanne. Und überall war zu spüren, wie sehr die Arnsteiner Patres mit ihrer Schule, ihrer seelsorglichen Arbeit in der Region und dem vielfältigen Engagement für Frieden, Flüchtlinge und Behinderte, für die Leprahilfe oder die Gemeinschaft Christlichen Lebens unzählige Menschen geprägt haben, aber auch, wie stark sie selber von ihnen geprägt wurden. Und in den Reden – beispielsweise der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, Ute Wagner, oder des jetzigen Schulleiters, Rudolf Loch – war zu spüren, dass Spiritualität und Gemeindeverständnis der Arnsteiner Patres auf fruchtbaren Boden gefallen sind und auch ohne die Patres weiterentwickelt werden. Panta rhei – alles fließt: So hatte Provinzial Heinz Josef Catrein seine Predigt eingeleitet und das Bild der Kirche am Fluss als Symbol für seinen Rückund Ausblick genommen: 1920 Gründung der sogenannten »Missionsschule« mit zunächst 30 Schülern und des Konvents der Arnsteiner Patres in Lahnstein 6 apostel 1/2014 1939 Schließung der Schule durch die Nationalsozialisten 1945 Wiedereröffnung der Schule für Internatsschüler 1948 Aufnahme der ersten externen Schüler 1951 Grundsteinlegung des neuen Schulgebäudes 1955 Erster Abiturjahrgang nach der staatlichen Anerkennung familie sscc »Der Konvent geht weg. Es ist wie mit den Schiffen auf dem Fluss. Sie kommen und gehen. Scheiden tut weh. Es fällt auch uns schwer, und wenn man das Bedauern der Bewegende Begegnungen bei Menschen hört, hat man fast der Abschiedsfeier im Pfarrsaal den Eindruck, etwas Unanständiges zu tun. Wir gehen weg, weil wir gehen müssen. Von 190 Brüdern im Jahre 1970 sind wir auf 46 Brüder in der Provinz geschrumpft. Es ist klar, dass eine solche Entwicklung Konsequenzen haben muss. (...) Aber in der Situation liegt auch eine Chance: Früher hat man es für selbstverständlich gehalten, dass Priester und Ordensleute für Organisation und Aufrechterhaltung des kirchlichen Lebens standen. Es war so, aber die Frage stellt sich, ob es so extrem hätte sein dürfen? Wo bleibt das allgemeine Priestertum aller Getauften, wo bleibt der missionarische Auftrag aller Gefirmten? Wieweit gilt die Beschreibung des Zweiten Vatikankonzils von der Kirche als ›Volk Gottes unterwegs‹? Krisen sind Herausforderungen. Wir erleben einen Strukturwandel der Kirche. Der Mangel an Priestern und Ordensleuten zwingt zu neuen Wegen. Man spricht viel vom ›Ehrenamt‹, von ›der Verantwortung der Laien‹. Es ist schade, dass solche Einsichten aus der Not geboren werden. Mir wäre es lieber gewesen, sie wären früher und in konsequenter Durchführung des Konzils gewachsen, so wie die Limburger Bischöfe Kempf und Kamphaus es wollten. Die Kirche ist in erster Linie Kirche der Getauften, nicht Kirche der Kleriker und Ordensleute. Schiffe kommen und Schiffe gehen, und der Wechsel einer Mannschaft bedeutet nicht, dass das Schiff der Kirche nicht mehr auslaufen kann. Ich bin bewegt, dass so viele von Ihnen heute Abend hier sind. Sie haben uns geschätzt, mit uns gebetet, mit uns gearbeitet, mit uns gelacht und getrauert. Sie haben unsere Werke in der weiten Welt unterstützt. Im Namen aller meiner Mitbrüder danke ich Ihnen für Ihre Treue und Solidarität. Sie sind uns ans Herz gewachsen. Der Ort Lahnstein ist nicht mehr unser geografisches Zuhause, aber wir haben weiterhin unser Zuhause an Deck des Schiffes Kirche. Das Schiff treibt auf dem Strom der Zeit und im Strom des Lebens, aber der Herr hat uns versprochen, bis ans Ende der Zeit bei uns zu sein.« n thomas meinhardt Das Abschiedsfest mit buntem Programm gab die Möglichkeit, sich von den Arnsteiner Patres persönlich zu verabschieden Schüler erstellten einen Modellbau der Kirche in Lahnstein zum Andenken für die Brüder Weitere Bilder und Texte zum Abschied von Lahnstein: www.arnsteiner-patres.de 1992 Schließung des Internats und Gründung der St. Johannes-SchulGmbH, die vom Orden und dem Bistum Limburg getragen wird 1993 / 95 »Jahrhunderthochwasser« 2006 Verkauf des Johannesklosters. Der Konvent zieht ins Haus Damian. 2007 Das JohannesGymnasium wird ganz in die Trägerschaft des Bistums Limburg übergeben 2014 Die Arnsteiner Patres verlassen Lahnstein 1/2014 apostel 7 50 nachrichten 50 Jahre Ordensjubiäum Totengedenken Pater Alfred Bell SSCC Bruder Georg (Heinrich) Schäfer SSCC Alfred Bell wurde 1942 in Weibern in der Eifel geboren und erhielt seine höhere Schulbildung in den ordenseigenen Schulen in Waldernbach und Lahnstein. Nach dem Abitur 1963 trat er ins Noviziat ein und legte am 9. April 1964 seine ersten Gelübde in Arnstein ab. Seine theologischen Studien absolvierte er in Simpelveld/Niederlande, ergänzte diese dann noch durch zusätzliche Studien in Spanien, Argentinien und Deutschland. Nach dem Staatsexamen in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften unterrichtete Pater Alfred an unseren Schulen in Werne und Lahnstein. 1989 wurde er als Generalsekretär unserer Gemeinschaft nach Rom berufen. Nach seiner Rückkehr 1996 leitete er bis 2008 als Direktor das Johannes-Gymnasium in Lahnstein. Noch im gleichen Jahr wurde er erneut nach Rom berufen, diesmal als Generalpostulator der Gemeinschaft. Der Generalpostulator ist der Verbindungsmann zwischen der Ordensleitung und dem Vatikan. Ein Höhepunkt war sicherlich die Heiligsprechung Pater Damian De Veusters im Jahre 2009. Am 2. Februar 2014 erlag Bruder Georg nach langer Krankheit seinem Krebsleiden. Geboren wurde er 1932 in Küllstedt (Eichsfeld). In den Nachkriegsjahren führte ihn sein Weg nach Lahnstein, wo er eine Ausbildung zum Gärtner absolvierte. 1953 legte er seine ersten Ordensgelübde ab. Nach einigen Jahren in Simpelveld / Niederlande und als »Reisebruder« für unsere Ordenszeitschrift »Apostel« versah er 15 Jahre lang seinen Dienst als Gärtner im Generalat in Rom. In dieser internationalen Gemeinschaft fühlte sich Bruder Georg besonders wohl, lernte Italienisch und Niederländisch und knüpfte weltweit Kontakte, die er sein ganzes Leben lang pflegte. Nach seiner Rückkehr 1977 lebte und arbeitete er bis Anfang 1991 in Werne, anschließend in Pirmasens und Münster, bis er 1999 erneut nach Werne zurückkehrte. Wichtiger noch als seine mit großem Pflichtbewusstsein ausgeführte Arbeit war jedoch seine angenehme stille und freundliche Art, mit der er sich überall in die Kommunitäten einbrachte. 25 25 Jahre Priesterweihe Pater Peter Egenolf SSCC Peter Egenolf wurde am 1963 in Kirchen / Sieg geboren. Nach der Schulzeit am Johannes-Gymnasium in Lahnstein schloss er sich den Arnsteiner Patres an. 1983 legte er seine ersten Gelübde ab und empfing nach dem Studium in Münster und Sevilla am 1. Mai 1989 die Priesterweihe in der Klosterkirche in Arnstein. Ein Einsatz in der Gemeindeseelsorge und ein Aufbaustudium in Pastoralpsychologie in Frankfurt / Main schlossen sich an. 1995 kam Pater Peter nach Lahnstein und war dort als Jugendpfarrer im Bezirk Rhein-Lahn tätig. Von 2000 bis 2009 war er Provinzial der deutschen Ordensprovinz mit Sitz in Lahnstein, wo er zusätzlich in Schule und Krankenhaus seelsorgliche Aufgaben übernahm. 2009 wechselte Pater Peter nach Kloster Arnstein und wurde Pfarrer der fünf Gemeinden im Lahntal, die mittlerweile zur Großpfarrei St. Martin, Bad Ems / Nassau zusammengeschlossen sind. 8 Gestorben apostel 1/2014 50 50 Jahre Ordensjubiläum Pater Hans-Ulrich Willms SSCC Hans-Ulrich Willms wurde 1943 in Kalenborn / Eifel geboren. Nach dem Abitur trat er ins Noviziat ein und legte am 9. April 1964 seine ersten Gelübde ab. Anschließend studierte er Philosophie und Theologie und wurde 1969 zum Priester geweiht. Durch den plötzlichen Tod von Pater Gotthard Kessler wurde er Wallfahrtsleiter in Kloster Arnstein und übte dieses Amt 19 Jahre lang aus. Im Rahmen dieser Tätigkeit schrieb er mehrere Bücher und wirkte bei Rundfunk- und Fernsehsendungen mit. Von 1988 bis 1991 war er in der ordenseigenen Studentenausbildung tätig. 1991 wurde Pater HansUlrich zum Provinzial der Arnsteiner Patres gewählt. Nach Ablauf seiner Amtszeit absolvierte er ein Sabbatjahr. Von 2001 bis 2011 war er Pfarrer der Pfarrei St. Mauritz in Münster. Seit November 2011 arbeitet er als Seelsorger im St. Rochus-Hospital in Telgte und ist Superior der Kommunität in Münster. Anregungen für die Monate April, Mai und Juni geistlicher wegbegleiter »Das glaub ich – damit leb ich« © Bilderzyklus volo credere Nr. 13 © Kerstin Meinhardt, Idstein 2014 Geistlicher Begleiter zum Heraustrennen Ich glaube an Jesus Christus, am dritten Tage auferstanden von den Toten Ostern, Auferstehung von den Toten: Das Leben kann nicht sterben. Mein Gott, das ist es doch! Ein Traum wird Wirklichkeit, der Traum vom heilen, unverletzten Leben. Ein Traum, so alt wie der Mensch. Ein Traum, so kaputt wie der Mensch. Seit Kain und Abel gibt es Mord und Totschlag, werden Menschen verletzt, missbraucht, seelisch und körperlich umgebracht. Nichts, aber auch gar nichts scheinen die Menschen dazu­ zulernen! Und doch: Das Leben kann nicht sterben. Diese Aussicht, diesen Glauben dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Das Leben hat mehr Recht als der Tod, der Himmel mehr Recht als das Nichts. Alle selbst ernannten Götter, die in ihrem gottverdammten Größenwahn das Leben klein- und den Tod großschreiben, ziehen den Kürzeren. »Spiel mir das Lied vom Tod« – von wegen! Ostern, Auferstehung von den Toten: Alle Abgründe, in die wir schauen, alles Dunkle und Schwere, was erlitten wird, alle Schuld, die Menschen auf sich geladen haben, werden heil gemacht, so wahr es Gott gibt, der wie ein guter Vater und eine liebende Mutter, der Gerechtigkeit, Liebe und Leben ist. Wir sind erlöst, erlöst zum Leben. Zur Zukunft mit Gott und zur Heimat in ihm. Der Tod, dieses Schreckgespenst allen Lebens, hat letztlich keine Chance. Er frisst sich selbst. Nicht das Leben, der Tod geht ins Grab. Ostern, Auferstehung von den Toten: Aber ist nicht gerade hier, wie so oft im Leben, der Wunsch Vater des Gedankens? Haben sich da nicht die ersten Zeugen der Auferstehung Jesu, die Jünger und Jüngerinnen, gegenseitig hochgeschaukelt in ihrer Hoff­nung? Tote sind tot. Doch der Glaube an den Auferstandenen kümmert sich nicht um diesen oder andere Einwände. Er geht über Stein und Grab hinaus. Was jenseits des Todes geschieht, können wir nicht wis­sen. Und doch steht unser Glaube auf gutem Grund: Es muss nach dem Tode Jesu etwas passiert sein, das die Jünger und Jüngerinnen völlig verändert und wieder auf die Füße gestellt hat. Ich lade Sie ein, mit mir diesem Zeugnis der Jünger und Jüngerinnen nachzuspüren. Ihr Pater Hans-Ulrich Willms SSCC Impuls für den Monat April Ich glaube an Jesus Christus Am dritten Tage auferstanden von den Toten – Der Stein (Mk 16,1 – 7) Gebet Am dritten Tage auferstanden von den Toten – dieser Glaube war, ist und bleibt ein Stein des Anstoßes. Der Stein. Daran dachten die Frauen, als sie zum Grab Jesu gingen, um ein letztes Mal Hand anzulegen und die Kleinarbeit der Liebe zu tun, seinen Leichnam zu salben. So war es Brauch und Sitte. Das gehörte zu den Aufgaben der Frauen, da mischten sich die Männer nicht ein. Bei aller Besonderheit des Todes Jesu war das Alltagsroutine, der Rest, der noch erledigt werden musste. Dass sich am Grab etwas spektakulär »Umwälzendes« ereignen sollte, das hatte niemand auf der Rechnung. In dieser Stunde null war nichts weiter Thema, nur der Stein. Eigentlich gab es zwei Steine. Den Stein vor dem Grab und den Stein, der ihnen auf dem Herzen lag. Diese nicht zu bändigende Angst und unerträgliche Last, dass alles zu Ende sein sollte, was ihrem Leben einen neuen Sinn gegeben hatte. Ihr Lebenssinn war mit diesem Stein ins Grab gewälzt worden. Aus und vorbei. Was nützt da alles Weinen, alle Trauer, alle Liebe? Und dann: Der Stein ist weg. Das Grab ist offen. Gott geht mit dem Grabstein Jesu in einer Art um, die jenseits aller menschlichen Erfahrung liegt. Wo der tote, dunkle Stein lag, ist nun ein heller Engel mit der Botschaft vom lebendigen, auferstandenen Jesus Christus. Allmächtiger, lebendiger Gott, du bist der Herr der Menschheits- und der Menschengeschichte, der Herr des Lebens. Du schenkst Leben durch den Tod hindurch und über das Grab hinaus. Hilf uns, trotz aller Steine des Anstoßes, die dem Glauben an deine Auferstehung im Wege stehen, in allem dir und auf dich zu vertrauen. Lass unsere Verlegenheiten immer wieder zu Gelegenheiten deiner Stärke und Liebe werden. Wo steinerweichendes Weinen den Stein nicht hatte bewegen können, laufen sie jetzt in die offenen Arme des Auferstandenen. Nichts liegt mehr hinter dem Stein. Vom dritten Tage an liegt alles offen vor ihnen. Der Stein ist weggewälzt. Das Grab ist nicht Endstation, das Grab ist leer. Etwas unfassbar Neues ist da: Jesus lebt. Er ist auferstanden. Der Weg zum Leben ist wieder freigegeben – für immer und für alle. selbstvergewisserung Wozu lebe ich? Wie stehe ich zu meinem Tod? Lebe ich, um zu sterben? Oder sterbe ich, um zu leben? Was bedeutet Letzteres für meine Einstellung zum Leben? Impuls für den Monat Mai Ich glaube an Jesus Christus Am dritten Tage auferstanden von den Toten – Das Grab (Lk 24,1 – 35) Und dann werden sie weggeschickt vom Grab zu den Lebenden. »Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.« (Lk 24,5f.) Den Frauen und Aposteln passiert nicht etwas, sondern ihnen »passiert« jemand, der sie persönlich anspricht. Die Botschaft, er lebt. Unglaublich. Das bringen sie erst einmal nicht auf die Reihe. Nur die Worte behalten sie, geben sie weiter und entzünden damit ein Lauffeuer: Jesus lebt. Noch ahnen sie nicht, dass sie ihn bald treffen werden: im Abendmahlssaal, draußen in Emmaus, am Ufer des Sees … Sie brauchen lange, um ihren Augen, Händen, ihren Sinnen und ihrem Herzen zu glauben. Es dauert lange, bis die Wirklichkeit »Jesus lebt« sich in ihren Herzen einnisten kann zwischen Angst, Verzweiflung und Traum. Immer wieder muss der Auferstandene nachhelfen mit seinen direkten Fragen: »Wusstet ihr nicht …?« und »Musste der Messias nicht all das erleiden …?« Auferstanden am dritten Tage – da bleibt einem der Verstand stehen, aber nicht das Herz. Auferstehung ist wie die Liebe jedem zugänglich, aber von keinem Menschen abhängig. Das Grab ist leer. Es hat keine Bedeutung mehr. Das Einzige, was man endgültig begraben darf, ist das Wort: unmöglich. Gebet Gott des Lebens, wer an die Auferstehung deines Sohnes glauben kann, für den birgt jedes Ende einen tröstlichen Anfang, folgt jedem Abend und jeder Nacht ein heller Morgen, fällt alles Dunkel in zeitloses Licht. Ich bitte dich um diesen Glauben und, dass er mich trägt von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht in das Leben, das keinen Morgen und keinen Abend mehr kennt; das du uns schenkst in Jesus Christus, der gestorben und auferstanden ist, damit auch wir leben können durch den Tod hindurch und über das Grab hinaus. selbstvergewisserung Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Welche Konsequenzen hat diese Aufforderung für mich und mein Alltagsleben? © Bilderzyklus volo credere Nr. 14 © Kerstin Meinhardt, Idstein 2014 Das Grab ist ein Grab. Und das Grab ist leer. Am dritten Tage auferstanden – so fängt Ostern an. Blumen und Salben für den toten Jesus kann man bei den Grabwächtern abgeben. Im Grab ist er nicht. Das ist nach dem Schock am Karfreitag: »Gott ist tot«, der Osterschock. Ins Grab gelegt, mit einem Stein verschlossen – und doch: Im Grab ist er nicht. Wo ist er dann? Die Frauen und Apostel erfahren am dritten Tag erst einmal, wo er garantiert nicht ist: im Grab. Gott lässt sich nicht umbringen. Gott lässt sich nicht einsperren, nicht festlegen und auch nicht festhalten. Impuls für den Monat Juni Ich glaube an Jesus Christus Am dritten Tage auferstanden von den Toten – Der Weg (Lk 24,13 – 35) Die Auferstehung Jesu ist kein Comeback im Sinne einer Wiederbelebung seines Leichnams. Kein Wunder, dass Jesus auf die Jünger ganz anders wirkt als das ihnen vertraute Bild von ihm! Aber sie erkennen, dass er kein anderer ist als derjenige, der am Kreuz zu Tode gefoltert wurde. Er zeigt sich mit seinen Wunden und in seinen vertrauten Gesten und ist zugleich ganz anders. Er ist berührbar, er lässt sich anfassen, ja fordert sie dazu heraus, aber er lässt sich nicht festhalten. Er geht durch Türen, teilt Brot und Fisch mit ihnen und entzieht sich wieder. Gebet Gott des Lebens, die Auferweckung deines Sohnes holt seine Anhänger ins Leben zurück. Sie bringt wieder Feuer in ihre Herzen, das Funken schlägt und die Botschaft von einer Liebe und einem Leben ohne Widerruf überspringen lässt, sodass sie andere ansteckt. Wecke immer wieder auch in uns die Begeisterung für ein Leben, wie du es für uns vorgesehen und in deinem Sohn für uns erwirkt hast. © Bilderzyklus volo credere Nr. 15 © Kerstin Meinhardt, Idstein 2014 Wir würden gerne mehr wissen über jene Begegnungen mit dem Auferstandenen. Seine Anhänger sehen Jesus, erschrecken, erkennen ihn nicht. Und als sie ihn endlich erkennen, brauchen sie ihn nicht mehr zu sehen. Paradox: Die Widersprüchlichkeit dieser Zeugnisse spricht für ihre Glaubwürdigkeit. Sie zeigen, dass es den Jüngern die Sprache verschlagen hat. Es ist wie bei einer Liebeserklärung, bei der einem die Worte versagen, weil man seine Liebe und Zuneigung gerade nicht mit Worten eloquent erklären kann. Wohl haben wir Bilder vor Augen und im Herzen, die wir nicht in Worte fassen können. Bilder, die den Betroffenen zugänglich sind, von Außenstehenden aber in ihrer Bedeutung nicht erfasst werden können. selbstvergewisserung Wo und wie begegnen mir in Nach dem Tode Jesu ist etwas passiert, meinem Leben der Auferstandene und die Auferstehung? das die Logik alles bisher DageweseWie kann ich meine Erfahrunnen sprengt. Und das hat die Jünger gen weitergeben? verändert. Mit dem Tode Jesu war die Welt für sie eingestürzt. Sie verstecken, verkriechen sich, schließen sich ein. Durch die Begegnung mit dem Auferstandenen finden sie zurück zu sich selber und zurück ins Leben mit der Botschaft: Jesus lebt. Für diese Botschaft sind sie nun Feuer und Flamme. Sie müssen sie in die Welt hinaustragen, lassen sich nicht mehr zum Schweigen bringen, riskieren Kopf und Kragen. Jesus lebt! Alles ist anders. titelthema Haben wir noch was zu beichten? Beichten war einmal! In den Pfarrbriefen der meisten katholischen Gemeinden spielt das Sakrament der Buße und Versöhnung keine große Rolle mehr. Allenfalls am Rande findet sich ein Hinweis auf die Möglichkeit, dafür einen speziellen Termin zu vereinbaren. Einst schien das regelmäßig im Beichtstuhl empfangene Bußsakrament nach persönlicher Beichte etwas Urkatholisches zu sein. Heu­te reicht selbst den meisten regelmäßigen Gottesdienstteilnehmern, dass ihnen die Vergebung nach dem gemeinsamen Schuldbekenntnis, allen gemeinsam zu Beginn der Messe vom Altar aus zugesprochen wird. »Es ist ein Glück, dass die Beichte, diese ganze Angstmacherei, verschwunden ist!«, sagen die einen. Andere fürchten, dass »das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird«, und sehen verpasste Chancen. auf der suche nach einem verschwundenen sakrament picture-alliance / maxppp Bei den Leitungen der deutschen Bistümern werden auch Sakramentenspendung statistisch erfasst. Die Aufzeichnungen zeigen, dass nur an wenigen Stätten Beichten im nennenswerten Maße gehört werden. Ein solche Stätte liegt in Koblenz. Inmitten der Stadt, am Jesuitenplatz, lädt die Citykirche vorbeikommende Passanten – Einheimische wie Touristen – zum Verweilen, zur Begegnung mit Gott ein. Auch Beicht- und Gesprächsseelsorge gehört zum Angebot. Schon seit Jahrhunderten nutzen die Koblenzer und Menschen aus dem Umland die Möglichkeit, bei den Ordensleuten zur Beichte zu gehen. Manch einem fiel es dort leichter als beim Pfarrer der eigenen Gemeinde. Doch auch zu diesem traditionellen Beichtort kommen immer weniger Menschen zum Beichten. Seit 2004 sind die Arnsteiner Patres mit einer Kommunität in Koblenz präsent und betreuen die frühere Jesuitenkirche. »Unser An­ gebot der ›Offenen Tür‹ mitten in der Stadt wird recht gut angenom­ men. Aber zur Beichte sind im ge­ samten Bereich unseres Dekanates früher sicher sehr viel mehr Men­ schen gegangen«, so der Leiter der Beicht­seelsorge in der Citykirche Gerd Nieten SSCC. Für das vergangene Jahr verzeichnet die Statistik der Citykirche circa 1.600 Beichten. Die traditionellen »Ohrenbeichten« machen dabei kaum ein Viertel aus. Und diejenigen, die kniend die Lossprechung empfangen möchten, sind die Ausnahme. Meist sind dies Ausländer, die diese Form aus ihrem Heimatland, zum Beispiel Polen, kennen. Der weitaus größte Teil sind Beichtgespräche. 1/2014 apostel 13 titelthema »Früher wurde hier an der Jesui­ tenkirche eher eine traditionelle Form der Beichtseelsorge angebo­ ten. Da standen Gebote und Verbote im Vordergrund. Aber hier hat sich viel verändert seit dem Umbau im Jahr 2004«, so Pater Gerd. Das Äußere der Veränderung wird beim Besuch der Kirche deutlich. Die alten Beichtstühle sind verschwunden, die Beichtzimmer sind einladend, hell und freundlich, es herrscht eine entspannte Gesprächsatmosphäre. »Aber bei allem, was sich geändert hat: Das Beichtgeheimnis gibt es immer noch«, schmunzelt der Geistliche. Es tut den Menschen gut zu wissen, dass das, was sie erzählen, beim Seelsorger bleibt. Manche kommen regelmäßig zu ihrem Beichtvater. Da ist die Grenze zwischen Beichtgespräch und geistlicher Begleitung fließend. Wer sich seinen Schatten stellen will, braucht Hilfe »Ich versuche im Gespräch zu erkennen, was meinem Gegenüber im Leben wichtig ist, aus welcher Haltung er oder sie lebt, welche Haltung dem Mitmenschen gegenüber besteht und wo vielleicht etwas geändert werden müsste, um nicht irre zu gehen«, so Pater Gerd. Es sind erstaunlich viele Männer, die das Beicht- und Gesprächsseelsorgeangebot der Citykirche wahrnehmen. »Sie wollen ihrem Leben eine größere Tiefe geben«, meint Pater Gerd. »Sie wollen geistlich leben, aber merken, dass man auf dem spirituellen Weg auch ins Stocken geraten kann. Sie haben den Wunsch nach Umkehr, nach Versöhnung – mit Gott – mit den Mitmenschen –, sie wollen einen neuen Anfang machen. Wer sich dem eigenen Schatten, seiner Schuld und seinen Schuldgefühlen, stellen möchte, braucht Unterstüt­ zung.« Schon so manches Mal hat es der ruhig, freundlich und ausgeglichen wirkende Beichtvater erlebt, wie Menschen, die jahrelang etwas Belastendes mit sich herumgeschleppt haben, nach der Beichte erleichtert und wie neu aufgerichtet waren. »Früher war alles, was mit Sexualität zu tun hatte, eine schwere Sünde. Diese Prägung merkt man gelegentlich noch bei älteren Menschen. Heute stehen aber eher belastende Bezie­ hungsprobleme im Mittelpunkt der Beichten. Wenn ausgesprochen wurde, wo Konflikte sind, dann wirkt das schon befreiend. Ich als Priester bewerte das Gehörte nicht. Wenn dann die Zusage der verzei­ henden, barmherzigen Liebe Gottes Momentaufnahmen von heinz josef catrein sscc s sind die Man muss! des Beichten n ge n ru ah Erf meiner Meine ersten er Kirche. In d in s n ie n nK n Standesdes endlose sogenannte ie d ch o n b es ten wir geKindheit ga r Ostern füll vo e ch o W der ele Bänke. beichten. In ahrgänge vi sj eg ri k h ac tion mit en N burtenstark ja eine Blitzak ar w te ch ei he B äglichen Die eigentlic nd einer ertr u en d n sü d dar die Warein paar Stan schnell, aber g n gi t en m kra in-MüsBuße. Das Sa und »Brav-se n ie n K se lo end schweizer terei, dieses der Kirchen n en d , ar tb rch waren wir sen« war fu desbeichten an St en d ei s. B er Sünder bewachte un Krönung d ie d , g n fa An «. Es waren Kinder der Osterlämmer » n te n an n ge mstag ihre waren die so die am Karsa , er n än M en ner Heimat die gestanden llten: In mei fü er r h Ja rs fü er und die Osterpflicht , Handwerk n er au b in le K als ins Saarwaren es die ter, die dam ei b ar en tt ü dH ärkt, hinGruben- un Schnaps gest em n ei it M . ten ervös von land pendel rutschten n , en k än B den n darauf, den gen sie in und wartete e er d an fs au einem Knie men. en zu bekom ch as w ge f Kop 14 apostel 1/2014 titelthema © Laurent Hamels – Fotolia geschenkt wird, dann ist das eine wirkliche Versöhnung. Ich als Priester darf die Vergebung zusa­ gen. Das entlastet von Schuld und Schuldgefühlen.« Das in Filmen häufig bemühte Klischee einer traditionellen Ohrenbeichte vor dem dunklen Gitter hat mit der Realität der Beichte in der Citykirche wenig zu tun. Aber ob seelsorgliches Gespräch, Beichtgespräch oder Beichtstuhl: Wichtig ist, so Pater Gerd Nieten, dass die Menschen in Koblenz und im Umland wissen, dass sie mit ihren Ängsten und Nöten ins Kloster kommen können. Wer sich selbst gegenüber ehrlich ist, weiß, dass er nicht alles im Leben richtig gemacht hat. Sich seinen Schattenseiten zu stellen, zwischen Schuld und Schuldgefühlen zu unterscheiden und sich zu ändern, ist ohne Hilfe schwer. Das Kloster Arnstein ist als Wallfahrtskloster ein weiterer Ort, an dem für heutige Zeiten noch verhältnismäßig viele Menschen zum Beichten kommen. Gerade in den Wie komm ich am besten davon? ls A . rs te a W o viele Beichtmög och? Beichtv n s e le d lichkeiten sind, ga ie n v e ie it e in W b aufs b es auch Geheimtipps Hochbetrie sind auch n n e e d id di h e eser Art: »Geh zu c L o ie n . d D h n ic e g te n m n re n Pa ter H., der kommt lan ka ar anst aus Holland und ve n iten. Es w junger Kap e e rt tz h te it ic r­ e rg B ste e v ht nicht viel; geh chen zum Pater N., der den beiden den klassis ist eflüsterte e zwischen sc g lt hw e in erhörig; geh zum Pa d h n t e g p f re e fg u ter P., der ist halb a ir, Der Kop e le h r e d m n u im ve rkalkt und vergisst en en hin alles sofort«. mten Sünd Fensterch olke von bei bestim W ie e d , in e se is in t ll ü h e g Bekenntn in ee . Das Ganz Was so ser wurden abakatem. T r e d o ll duft Die Be das denn? Knoblauch ichte i st heu schwu Was meint de te ein ndene r (die) denn? fast ve s Sakr nicht Eines meiner ra ment. s o erns originellsten Be Meine thaft f A uss a kenntnisse war das g o e rm n b er u eines kleinen chen E Jungen: hen au ulierten »Ich habe auf rfahru f einen Knopf ge pe rsö n ngen u gewal drückt.« li Meine gesam nd zei tiges te moraltheo gen ein P roblem Beicht logische Ausbildung br pr . achte mich nich denn s axis hat sic Die alte t auf die rechte Fährte h i e . Das Kind an melha war aufgezw überlebt, twortete auf meine Frag gen? ft ungen chlands s t e, u w Was sa as e da D , fornn Prieste und oberflä passierte, ieser mit stolzgesch esten d w d n c r e ü t hlich. S h s t w ic e el Im e lt l er B l t Br e e ust: »Dann Fragen Die n oft kam die Feuerw h einig ja; v , die a ehr. Drei große habe ic Gebot ­ uferleg erletzende . s 1 t » a A : ut n t os r !« d ; ö ten »B en im ebot ­ ja Art geh uße Wider Schwe ­ ja; 3. G t; t o spruch n« r b e e d G e to r 2. d T in a s s t zur ätz vo oft; t ­ die m Ros . Was ist ein Gebot ­ . 4. Gebo 6 ; e » ts n V G h kranz« ater tä et ­ nic g ­ ja; , 5. Gebo . Gebot rannis lich Frau un wenn ein 8 ; ja .« ­ ja t ier d Kind – 7. Gebo . Gebot er tyBeicht t? Doch wo t ­ ja; 10 p o i b st die r e a x G i . s 9 ? neue 1/2014 apostel 15 titelthema Pater Martin Königstein SSCC (oben, r.) im Gespräch. Beichten finden heute selten hinter dem Gitter statt, dafür durchaus schon mal beim gemeinsamen Spaziergang. chen, den ich nicht sehen konnte, der hinter einem Gitter verborgen war. Nein, Beichten war nichts für mich, das hat mir nichts gebracht.« Doch eine solche Beichtvorbereitung, wie sie früher im Rahmen des Kommunionunterrichts stattfand, gehört heute längst der Vergangenheit an. Auch Pater Peter Egenolf SSCC kennt Schilderungen wie die des Sängers Sting von den Eltern seiner Kommunionkinder. In seiner Pfarrei in Bad Ems sprechen die Kommunionkinder während eines Wochenendaufenthaltes über Versöhnung und Vergebung. »Wenn ich den Kindern erkläre, was Sünde ist, dann sage ich, dass ist etwas, was dir schadet oder was anderen scha­ det. Gott liebt uns und vergibt uns auch dieses schädliche Verhalten, wenn wir es ehrlich bereuen und uns bessern wollen.« Anders als in den Kommunionsvorbereitungen anderer Gemeinden lernen die Kinder hier auch die Einzelbeichte bei ihrem Pfarrer kennen. Aber dennoch erfährt die Beichte trotz regelmäßigem Angebot auch in seiner Pfarrei kaum Zuspruch: Mehr als ein bis zwei Beichten im Monat sind es nicht. Wann sind Sie das letzte Mal beichten gewesen? Der Sänger Sting antwortete auf diese Frage: »Zu den Priestern gehe ich schon lange nicht mehr. Mir fiel das Beichten immer sehr schwer. Die katholische Kirche lei­ tet dich dazu an, wenn du sieben bist. Als Junge war ich danach immer verwirrt. Denn ich fand da­ mals, dass ich eigentlich gar keine Sünden begangen hatte – jedenfalls keine, die man hätte beichten müs­ sen. Aber es gab diesen Druck, die Pflicht des guten katholischen Christenmenschen, zur Beichte zu gehen. Also habe ich mir einfach ir­ gendwas ausgedacht. Es war immer seltsam, mit jemandem zu spre­ 16 apostel 1/2014 »Ich glaube, das Sakrament hat heute deshalb keine Bedeutung mehr, weil ›Beichte‹ in den Köpfen vieler katholischer Christen immer noch belastet ist. Die Form ist angstbesetzt und mit Drohungen verbunden. Ganz wichtig scheint mir in dem Zusammenhang auch zu sein, dass im Hinterkopf immer noch eine Sexualmoral besteht, die viele für sich selbst nicht mehr an­ nehmen können, zum Beispiel im Hinblick auf die Empfängnisverhü­ tung. Dies beißt sich dann mit der Vorstellung, dass die Beichte voll­ ständig sein soll, dass das Verhal­ ten ehrlich bedauert und geändert werden soll.« Das mach ich selbst mit Gott ab! Viele katholische Christen stehen heute auf dem Standpunkt, keinen Priester als Vermittler zu benötigen. »Das mache ich selbst mit dem lieben Gott ab!« Eine solche Haltung erfuhr kürzlich prominenten Widerspruch. Sicher, so meinte Papst Franziskus am 19. Februar 2014, könne man vor Gott seine Sünden benennen und um Vergebung bitten, aber die Vergebung der Sünden könne man sich nicht selbst erteilen. Rechtzeitig vor Beginn der Fastenzeit – neben der Ad- n, bt, dem sind sie vergebe Wem ihr die Sünden verge rweigert. verweigert, dem ist sie ve wem ihr die Vergebung (Joh 20,23) sieben Sakranung gehört zu jenen der Das Sakrament der Versöh rherstellung ede Wi ndet. Es bewirkt die mente, die der Priester spe gilt. Fünf ens Leb raussetzung des ewigen der Taufgnade, die als Vo schung, for ser n erfüllt sein: Gewissen Voraussetzungen müsse g. un ach kenntnis und Wiedergutm Reue, guter Vorsatz, Be ten privat abnn im Christentum Beich Es ist nicht belegt, seit wa nglich um ein scheint, als sei es ursprü Es n. rde wu n me om gen . Im 9. Jahrhunder Verfehlung gegangen is ntn ken Be hes tlic en öff . Mönche aus h der Ablauf des Bußritus dert vereinheitlichte sic ganz Europa. in renbeichte schließlich Irland verbreiteten die Oh is. Dessen mn ichte gilt das Beichtgehei Für alle Formen der Be zur Folge. munikation des Priesters Verletzung hat die Exkom © unten links: iStock Sommermonaten ist das so, aber auch hier sind die Zahlen rückläufig. Diese Tendenz wird auch von anderen Wallfahrtsorten berichtet. titelthema Das Sakrament der Versöhnung Die Last der Schuld Jeder Mensch ist sich immer wieder einmal seines Versagens bewusst. Man spricht in diesem Fall gerne vom schlechten Gewissen. Auch nicht religiöse Menschen kennen das Problem: Da gibt es die Scham über Dinge, die man getan hat; die quälende Erinnerung an irgendein Versagen im Leben, die tief sitzende Unzufriedenheit über die eigene moralische Schwäche. Schuld gehört zum Leben, Buß- und Vergebungsrituale sind Bestandteile aller Religionen, und vieles von dem, was früher im Beichtstuhl geschah, wiederholt sich heute in den Sprechzimmern von Psychologen und Psychiatern. © iStock Die Notwendigkeit der Selbsterkenntnis Voraussetzung für persönliche Veränderung ist immer die Einsicht in die eigene Situation. Das Bekennen der Sünden in der klassischen Beichte ist ein solcher Versuch. Es geht aber nicht darum, Sünden aufzuzählen. Damit wird selbst der Frommste nicht fertig. Es geht darum, zu erkennen, weshalb ich bestimmte Dinge tue, die mir oder anderen schaden. Viele beichten: »Ich habe gelogen.« Aber das ist wenig hilfreich. Aufschlussreicher ist die Frage, weshalb ich lüge. Lüge ich, um jemanden lächerlich zu machen; lüge ich, um meine eigene Person in gutem Licht dastehen zu lassen; lüge ich über den Zustand des Autos, das ich verkaufen will? Die Rolle des Priesters Für viele Menschen ist es nicht mehr einsichtig, weshalb sie dem Priester ihre Sünden sagen sollen. Um es klar zu sagen: Christus vergibt die Sünden, nicht der Priester. Dennoch ist die Rolle des Priesters wichtig. Mit einem anderen Menschen zu sprechen, hilft mir, meine Situation neu zu sehen, es kommen neue Gesichtspunkte ins Spiel und oft auch der Trost, dass andere in der gleichen Lage sind. Daneben gibt es die sakramentale Rolle des Priester. Christus hat ihm die Vollmacht gegeben, in seinem Namen die Vergebung zuzusagen. Es ist gut zu hören: »Ich vergebe dir alle deine Sünden.« Die Stunde der Gnade Die alte Beichte war ein Gerichtsverfahren im Schnelldurchgang: Anklage, Geständnis, Urteil, Buße. Wie sehr sich das geändert hat, wird auch im heute gebräuchlichen offiziellen Name des Sakramentes deutlich: »Sakrament der Versöhnung«. Dies setzt einen ganz anderen Akzent. Es geht um Heilung, Versöhnung und Neubeginn. Das Gleichnis vom verlorenen Sohn oder die Rettung der Ehebrecherin vor der Steinigung sind klassische Beispiele. Es gibt Sünden, deren Folgen wir nicht gutmachen können. Ein in die Welt gesetztes Gerücht macht sich selbstständig, ein gebrochenes Treueversprechen hinterlässt oft eine lebenslängliche Wunde. Hier bin ich am Ende mit meinen Möglichkeiten, und ich kann nur auf die Gnade Gottes vertrauen. In der Beichte wird mir diese zugesagt. Der Wille zur Umkehr Natürlich ist der Wille zur Umkehr eine Voraussetzung für eine gute Beichte. Aber der Mensch sollte sich nicht überschätzen. Ich werde nicht von einer Minute auf die andere ein neuer Mensch. Ich werde auch niemals vollkommen. Vollkommenheit ist eine Kategorie des Himmels. Die Beichte ist aber ein nicht zu verachtendes Hilfsmittel. Sie zwingt mich, innezuhalten und auf mein Leben zu schauen. Viele sagen: »Beichten hilft nichts, ich werde nicht besser.« Einer meiner Mitbrüder in Norwegen pflegte dann zu sagen: »Du wirst aber wenigstens nicht schlechter dadurch.« Damit hat er recht. Wer nicht an sich arbeitet, kann schnell ins Bodenlose abgleiten. n heinz josef catrein sscc 1/2014 apostel 17 titelthema Haben wir noch was zu beichten? »Ja«, meint Pater Martin Königstein SSCC, einer der Beichtväter in Koblenz. Seines Erachtens könnte eine solche Beichte auch im Rahmen eines Gesprächs beim Spaziergang geschehen. »Es geht weniger um eine punktuelle Sündenvergebung als vielmehr um einen Heilungsprozess«, erläutert er. »Sünden sind Symptome für etwas. Sie zeigen an, dass etwas in der Be­ ziehung nicht stimmt, ob in der Be­ ziehung zu Gott, dem Mitmenschen oder sich selbst. Wenn es da zu Stö­ rungen kommt, tritt das Phänomen der Sünde auf. ›Vergiss deine Sünde nicht zu schnell, sie ist sehr nütz­ lich auf dem Weg zu Gott‹, sagt Meister Eckhart. Es geht bei der Während im Leben vieler Katholiken die persönliche Beich te keine Rolle mehr spielt, erlebt sie bei evangelischen Christen eine Renaissance. Generationen kannten sie nicht und dachten, dass das etwas rein Katholisches sei. Heute besinnen sich manche auf diese Form der seelsorglichen Begleitung und Lossprechung von Sünden. Martin Luther hatte entgegen mancher Vermutung au ch nichts gegen das Beichten. Ne gen theologischen Spitz ben einifindigkeiten, etwa über die Frage, ob der Mensch überhaupt zur vollen Erk enntnis seiner Sünden fähig sei, ging es ihm primär um die Ablehnu ng des ausufernden Ab las shandels. Er selbst beichtete regelmäßig, in Krisenzeiten sogar täglich , und empfahl dies ausdrücklich. nicht nur Gott, sondern die Ge­ meinschaft der Kirche, die sich in der Zerbrechlichkeit jedes ihrer Glieder erkennt, die bewegt seine Reue vernimmt, die sich mit ihm versöhnt, die ihn ermuntert und be­ gleitet auf dem Weg der Umkehr und der menschlichen und christli­ chen Reifung.« 18 apostel 1/2014 Die Erinnerung an muffige Beichtstühle und Sünderbänklein erschwert manch einem heute den Zugang zu einem heilsamen Sakrament Beichte wesentlich um eine Heilung in der Tiefe der Seele, um die Hei­ lung der Beziehungen. In der Ver­ gangenheit sind die Menschen oft unter großen Ängsten zur Beichte gegangen, haben dann die sakra­ mentale Lossprechung erfahren, standen aber hinterher vor den glei­ chen Problemen, weil es menschlich nicht aufgearbeitet wurde. Das Reli­ giöse ist aber etwas Ganzheitliches, Glaube und Heilung müssen erfah­ ren werden. Dass hier keine formel­ haften Pflichtübungen gemeint sein können, versteht sich von selbst. Natürlich muss niemand beichten. Aber ich denke, jeder ist gut bera­ ten, dieses heilende Angebot anzu­ nehmen.«. n kerstin meinhardt © Mitte: common licence, oben: KNA-Bild ventszeit die traditionelle Hochzeit der Beichte – erläuterte der Papst: »Ich kann nicht sagen: Ich vergebe mir die Sünden. Um Verge­ bung wird gebeten, bei einem ande­ ren, und in der Beichte bitten wir Jesus um Vergebung. Die Vergebung ist nicht ein Ergebnis unserer Be­ mühungen, sondern ein Geschenk, eine Gabe des Heiligen Geistes. Sie erfüllt uns mit Barmherzigkeit und Gnade, die vom offenen Herzen des gekreuzigten und auferstandenen Christus unaufhörlich fließen … Es genügt nicht, den Herrn im Geist und im Herzen um Vergebung zu bitten, sondern es ist nötig, de­ mütig und vertrauensvoll die eige­ nen Sünden dem Diener der Kirche zu beichten. In der Feier dieses Sa­ kramentes vertritt der Priester Beichte: farbe bekennen theologisches Ein nicht so bekannter Hitchcock-Film ist »I confess« (Ich beichte, 1953). Es geht darin um einen deutschen Küster (gespielt von O. E. Hasse), der in Kanada einen Mord begangen hat, seinem Pfarrer (gespielt von Montgomery Clift) durch die Beichte den Mund verschließt, ihn »zum Schweigen verurteilt«, wie der Film auch betitelt wurde, und ihn damit verdächtig macht. Eigentlich ist jeder Krimi eine Beichtgeschichte. Etwas Böses passiert, der Tathergang wird untersucht, der Täter bekennt, wenn es gut geht, seine Schuld und leistet Genugtuung. »Wir sind alle schuldig an allem, was auf dieser Welt geschieht.« F. M. Dostojewski, Verbrechen und Strafe, 1886 Nach der neuen kirchlichen Bußordnung von 1974 gibt es drei mögliche Formen des Sakramentes: die persönliche Beichte, die gemeinsame Bußfeier mit Lossprechung der Einzelnen und die Generalabsolution. In den 40 Jahren seither ist die Praxis der beiden ersten Formen fast auf null gefallen, die allgemeine Lossprechung – nur bei einer »schwerwiegenden Notwendigkeit« – war für die deutsche Kirche nie ein Thema. © yevgeniy11 – Fotolia Warum aber bleiben die Beichtstühle leer? Werden heute weniger Sünden begangen? Ein Blick auf die täglichen Nachrichten belehrt uns eines Besseren. Das vergangene Jahrhundert, das den größten Auszug von Christen aus den Kirchen gesehen hat, hat auch die schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte erlebt. Die Liste des Grauens klagt furchtbare Einzeltaten an, aber auch ganze Völker, reicht von Auschwitz über Syrien bis Zentralafrika. Die Beichte war die Anerkennung des Bösen in unserer Welt und das Bekenntnis, Teil daran zu haben. Inzwischen ist das Böse immer noch da, aber wir haben nichts mehr damit zu tun. Es wird Sachzwän- gen, sozialen Umständen oder Veranlagungen zugeschoben. Manche sprechen gar von einer »Ent-Bösung« des Bösen und finden dafür alle möglichen psychoanalytischen Erklärungen. Aber dennoch dämmert uns, dass wir mehr Verantwortung in der Welt haben, als nur für unseren Vorgarten zu sorgen. Das vormals kirchliche Vokabular wird weltlich gebraucht: Sünden gibt es nur noch in der Umwelt und bei den Steuern, Bußgeld bei der Verkehrskontrolle. Die bekannteste Fernsehfrau der USA ist »die Beichtmutter der Nation«. Aber lossprechen kann sie nicht. »Das radikal Böse« – so der Titel eines neuen Films – bleibt ein Geheimnis, wie es immer schon für die Theologen ein Mysterium war. Und doch ist uns aus diesem Dunkel wirksame Hilfe, Befreiung zugesagt. Der Prophet Jesaja beschreibt es in einem Bild: »All meine Sünden warfst du hinter deinen Rücken« (Jes 38,17). Eine gute Beichte ist wie die Erfahrung des Vogels, der sein Gewölle auswirft, den herausgewürgten Klumpen unverdaulicher Nahrungsreste, die ihm sonst gefährlich werden können. Jeder von uns möchte gern seine unbrauchbaren Schlacken loswerden, wie wir es immer wieder mit der letzten, alles andere zusammenfassenden Vaterunserbitte erbeten: »Erlöse uns von dem Bösen.« Übrigens: Papst Franziskus hat in einer Predigt verraten, dass er alle zwei Wochen zur Beichte geht. n friedhelm geller sscc 1/2014 apostel 19 1924 – 2014 90 Jahre Wallfahrten zum Heiligsten Herzen Jesu auf Kloster Arnstein Jahresthema 2014: »Bringt eure Bitten mit Dank vor Gott« (Phil 4,6) In diesem Jahr eröffnen wir am Dienstag, den 13. Mai 2014 die Wallfahrtssaison, die Ende September dann ihren diesjährigen Abschluss findet. Wie in jedem Jahr lade ich Sie – in Gruppen oder als Einzelne – auch in unserem Jubiläumsjahr »90 Jahre Wallfahrt zum Kloster Arnstein« zu einer Pilgerfahrt zum Heiligsten Herzen ein. Im Namen der Mitbrüder und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihr Pater Bernhard Bornefeld SSCC Unsere Niederlassungen in Deutschland Arnsteiner Patres Bohlweg 46 n 48147 Münster Tel.: 02 51 48 25 33 n Fax: 02 51 4 82 53 59 Kloster Arnstein 56379 Obernhof / Lahn Tel.: 0 26 04 9 70 40 n Fax: 0 26 04 16 06 Arnsteiner Patres Jesuitenplatz 4 n 56068 Koblenz Tel.: 02 61 9 12 63-0 n Fax: 02 61 9 12 63-14 Arnsteiner Patres, Provinzialat Kardinal-von-Galen-Straße 3 n 59368 Werne Tel.: 0 23 89 97 01 50 n Fax: 0 23 89 97 01 27 Arnsteiner Patres Horststraße 35 n 56651 Niederzissen Tel.: 0 26 36 61 66 n Fax: 0 26 36 60 60 Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Immenstädter Straße 50 n 87435 Kempten Tel.: 08 31 5 12 36 80 n Fax: 08 31 51 23 68 19 Niederlassung der Deutschen Provinz in Belgien: Pères des Sacrés Coeurs Quai de Brabant, 38/5 n B-6000 Charleroi Tel.: 00 32 71 70 02 46 www.arnsteiner-patres.de Liebe Leserinnen und Leser, mehr Seelsorge und weniger Verwaltung: Um diesen VorPatres Johannesstraße 36 A • 56112 Lahnstein satzArnsteiner zukünftig noch besser einhalten zu können, haben wir – im Zuge der Verlegung unseres Provinzia­lates von Lahnstein nach Werne – unsere Spendenverwaltung mit Wirkung ab dem 1. Januar 2014 auf die MNT Revision und Treuhand GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft in Limburg a. d. Lahn übertragen. Die Anschrift unserer Spendenverwaltung lautet nunmehr: Arnsteiner Patres e.V. c/o MNT Revision und Treuhand GmbH Holzheimer Straße 1, 65549 Limburg an der Lahn Februar 2014 Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Provinzialat Haus Damian Johannesstraße 36 A 56112 Lahnstein Fon 02 6 21 /62 99-0 Fax 0 26 21 /62 99-20 provinzialat@sscc.de www.sscc.de Auch wenn alle Spenderinnen und Spender von uns schon persönlich angeschrieben wurden, möchten wir Sie an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass wir Spenden ab dem 1. Februar 2014 als wiederkehrende Lastschriften nach dem neuen europaweiten SEPA-Basis-Lastschriftverfahren einziehen werden. Die uns von einigen Spendern bereits freundlicherweise erteilte Einzugsermächtigung wandeln wir daher in ein SEPA-BasisLastschriftmandat um. Bei Fragen zu diesen oder anderen Themen stehe ich Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung. Bis zu unserer nächsten Apostel-Ausgabe wünsche ich Ihnen, Ihren Fami­ lien, Freundinnen und Freunden eine gute Zeit! Mit besten Grüßen Ihr Pater Heinz Josef Catrein SSCC Neues Provinzialat in Werne Am 4. Februar war es dann endlich so weit. Der letzte Umzugs-Lkw traf, von Lahnstein kommend, in Werne ein. Nach einer großen Kraftanstrengung über viele Wochen – neben den persönlichen Sachen der Brüder mussten vor allem unzählige Ordner und Dokumente der Provinzverwaltung und zahlreiche Kunstwerke gesichtet, verpackt und an ihre neuen Bestimmungsorte verbracht werden – mussten nun Hunderte von Kisten ausgepackt werden, um das Provinzialat wieder funktionsfähig zu machen. Für den phänomenalen Einsatz bei diesem Großprojekt verdienen sich ganz besonders die Lahnsteiner Mitarbeiterinnen Margret Mayer und Erni Lelle sowie Bruder Josef Huke ein ganz großes Dankeschön. Über den bewegenden Abschied von Lahnstein finden Sie ein paar Impressionen auf den Seiten 6 und 7 dieser Zeitschrift. Weitere Bilder, Impressionen und Texte vom Abschied und Umzug finden sich auf unserer Website www.arnsteiner-patres.de Unsere neue Anschrift lautet: Provinzialat der Arnsteiner Patres Kardinal-von-Galen-Straße 3 59368 Werne Telefon: 0 23 89 97 01 50 Fax: 0 23 89 97 01 27 E-Mail: provinzialat@sscc.de Wie im Jahre 2013 stammt das Jahresthema vom Apostel Paulus, diesmal aus seinem Brief an die Gemeinde von Philippi. Diese Gemeinde lag ihm besonders am Herzen. Nur von ihr ließ er sich unterstützen. Den Anlass des Briefes bildete der Wunsch der Christen von Philippi, von ihrem Apostel, der in Ephesus im Gefängnis saß, Näheres über sein Schicksal zu erfahren. Der Abschnitt, dem das Wort entnommen ist, stammt aus dem vierten Kapitel. Er stellt uns eine kurze Zusammenfassung eines christlichen Lebens vor, eingespannt zwischen zwei Polen: Freude und Friede. Unser Jahresthema hebt den Kern des Satzes hervor: »Bitten mit Dank vor Gott«. Ihr Pater Bernhard Bornefeld SSCC Arnsteiner Wallfahrt 2014 Jahresthema 2014: »Bringt eure Bitten mit Dank vor Gott« (Phil 4,6) Wallfahrt an den Werktagen: Von Mai bis September heißen wir Sie jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag herzlich als Pilger auf Kloster Arnstein willkommen. Mit Ausnahme der beiden Feiertage Christi Himmelfahrt und Fronleichnam bieten wir Ihnen nicht nur geistliche, sondern bei Voranmeldung auch weltliche »Wegzehrung« an. Für Gruppen bieten wir auf Anfrage ein eigenes Programm an. Dies kann einen Imbiss oder Kaffee im Kloster, Andachten, Vorträge, Beichtgelegenheit sowie Führungen durch Kirche und Kloster umfassen. Bitte unbedingt anmelden! Weitere Informationen und Anmeldungen zur Wallfahrt: Kloster Arnstein, Pater Bernhard Bornefeld, 56379 Obernhof/Lahn , Tel.: 0 26 04 97 04 0, Fax: 0 26 04 97 04 26, E-Mail: bernhard.bornefeld@sscc.de, www.arnsteiner-patres.de Termine und Organisatorisches: Große Wallfahrten finden 2014 an folgenden Sonntagen statt: 1. Juni, 15. Juni, 22. Juni, 29. Juni. Dazu können auch Busse angemeldet werden. Für die Fahrt im Bus bieten wir Ihnen CDs mit Gebeten, Betrachtungen und Liedern an, die Sie in das Wallfahrtsthema einführen.