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Impuls zum Palmsonntag

24. März 2024

Vorübergehend

Alles ist vorübergehend: Die Jubelrufe am Palmsonntag und die Schmerzen der Verspottung in den Tagen danach; die Freude und das Leiden, der Hosannaruf und das Geschrei „Kreuzige ihn“, das Leben und der Tod. Der Ritt auf einem Esel lässt eher an die Vergänglichkeit denken als der Ritt auf hohem Ross.

Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit können gute Überschriften sein für Palmsonntag und für die ganze Karwoche. Dem Ritt auf einem Esel folgt die Verspottung. Zu ihr gehört es, dass man Jesus ein zerbrechliches Rohr in die Hand drückt. Das ist kein königliches Zepter und kein Herrschaftsstab. Und zugleich bekennt der Evangelist Matthäus im Vers 20 des 12. Kapitels, dass dieser Jesus, der auf einem Esel nach Jerusalem kommt und kurz danach ein zerbrechliches Rohr in der Hand halten wird, das zerbrochene Rohr nicht zerbrechen wird.

Vieles in unseren Tagen erinnert an das Volk Israel, dass auch in der Zeit Jesu dem geknickten Rohr und dem glimmenden Docht glich. Auf den Frieden hatten wir gehofft. Dieser ist gebrochen. Auf immer mehr Wohlstand hatten wir gehofft. Auch diese Hoffnung scheint gebrochen. Auf unbegrenzte medizinische Künste hatten wir vertraut. Auch dieses Vertrauen ist durch die Erfahrung mit der Covid-Pandemie gebrochen.

Wir sind in vielerlei Hinsicht vom hohen Ross herabgeholt worden, auch in unserer Kirche. Damit stehen wir dem Herrn wieder näher, der ein solches Ross während seines irdischen Lebens nicht bestiegen hat. Ihm folgen wir nach, der anstelle des Zepters ein zerbrechliches Rohr in der Hand hält, sich statt Goldkrone eine Dornenkrone auf seinen Kopf setzen lässt. Er besteigt nicht den Thron irdischer Macht, sondern das Kreuz.

Das kann traurig stimmen. Es kann und sollte aber auch den Blick auf denselben Herrn lenken, der das geknickte Rohr nicht zerbricht und den klimmenden Docht nicht auslöschen wird. Palmsonntag und die Karwoche laden ein, innezuhalten. Alles, was wir sind und haben, ist vergänglich und zerbrechlich. Aber zugleich stärkt diese Woche das Vertrauen auf den Herrn, der nicht zerbricht, sondern aufrichtet. Die Karwoche erinnert an Sein Leben, durch das Er bezeugte: Freude und Leid sind vergänglich. Und am Ende siegt das Ewige über die Zeit, das Leben über den Tod. Und diese Botschaft kam nicht vom hohen Ross, sondern über den Weg auf dem Esel vom Kreuz.

Foto und Text: Pater Manfred Kollig SSCC

 

Impuls zum fünften Fastensonntag – 17. März 2024

Evangelium: Joh 12,20–33

Die Szene, die eingangs des heutigen Evangeliums beschrieben wird, spielt sich in der Zeit des nahenden Pascha-Festes ab. Die Hohenpriester mit dem Hohen Rat hatten bereits beschlossen, Jesus zu töten (Joh 11,47–53). Zugleich wird Jesus von einer immer größer werdenden Volksmenge verehrt und bejubelt (Joh 12,12–19).

Jesus aber weiß, was ihm bevorsteht: Er wird einen brutalen Tod am Kreuz sterben. Wie bei der Vorhersage seines Leidens (siehe Markus 8,31–38 und Parallelen) offenbarte Jesus, dass er als Stellvertreter Gottes die grenzenlose Macht der Liebe durch Verletzlichkeit aufzeigen würde, indem er wie ein Samenkorn wird, das auf die Erde fällt und stirbt, um Frucht zu bringen.

Angesichts des grauenhaften Leidens und Sterbens, das ihn erwartet, zeigt sich Jesus zutiefst erschüttert. Zugleich aber deutet er seinen Tod als Verherrlichung seines himmlischen Vaters und als eigene Verherrlichung, weil er in der Erhöhung am Kreuz die Erfüllung seiner Gottessendung verwirklicht sieht: „wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen“ (Joh 12,32).

Der Evangelist merkt dazu an: „Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde“.

Erhöht am Kreuz – Jesu Deutung seiner Sendung in dem weit zurückliegenden Gespräch mit Nikodemus wirft ein helles Licht auf Jesus Christus selbst:

Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. (Joh3,14–17).

 

Das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein;
der eine lebt vom andern, für sich kann keiner sein.
Geheimnis des Glaubens: im Tod ist das Leben.
So gab der Herr sein Leben, verschenkte sich wie Brot.
Wer dieses Brot genommen, verkündet seinen Tod.
Geheimnis des Glaubens: im Tod ist das Leben.
Wer dies Geheimnis feiert, soll selber sein wie Brot;
so lässt er sich verzehren von aller Menschennot.
Geheimnis des Glaubens: im Tod ist das Leben.
Als Brot für viele Menschen hat uns der Herr erwählt;
wir leben füreinander, und nur die Liebe zählt.
Geheimnis des Glaubens: im Tod ist das Leben.
(Lothar Zenetti, GL 210)

Impuls von Pater Harld Adler SSCC

Impuls zum 4. Fastensonntag – Johannesevangelium 3,14–21

10. März 2024

Ja

aber

nicht Ja und Amen

zu allem

 

„Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird“.

 

Hierzu möchte ich heute nicht professionell einen theologischen Text schreiben. Ich möchte Dich, Gott, persönlich ansprechen. Mit Dir teilen und darüber hinaus mit-teilen, was mir beim Lesen dieses Satzes im Evangelium spontan durch Kopf und Herz geht.

Also: Du sagst Ja zu deiner Schöpfung, Ja zu jedem Menschen.

Du sagst Ja auch zu mir. Ja, selbst wenn ich Nein sage. Nein, weil ich Dich oftmals nicht verstehe. Nein, weil ich das, was geschieht in mir oder um mich herum mit Blick auf Dich nicht aushalten will oder kann. Dennoch: Du sagst unwiderruflich Ja und lädst mich ein, diesem Ja zu vertrauen, was auch immer ist und wie es ist.

Du sagst dieses bedingungslose Ja, weil Du Liebe bist, nichts anderes als Liebe. Aber Du bist nicht der  „Liebe Gott“, der zu allem Ja und Amen sagt.

Wo Menschen sich in Lieblosigkeit und Unmenschlichkeit verstricken, sagst Du Nein. Dieses Nein muss sein. Zur Liebe gehört Gerechtigkeit.

Dieses Nein aber gilt nicht dem Menschen. Es gilt der Sünde, dem Egoismus, der Selbstgerechtigkeit, dem Missbrauch, der Maßlosigkeit, der Gier, allem egomanen Narzissmus, allem, was Menschen umbringt und Schöpfung zerstört.

Letztlich jedoch behält dein Ja durch alle Zerstörung und Tode hindurch das letzte Wort. Denn Du hast Deinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern, damit die Welt durch ihn gerettet wird. Dein Sohn hat am Kreuz alles zum Leben er-löst, was sich auf Erden und im Leben eines Menschen nicht mehr lösen lässt.

Danke Gott für dieses er-lösendes Ja: Danke, dass du uns liebst. Danke, dass du uns hältst und zu uns hältst. Danke, dass du uns heimholst aus aller Zerstörung und allen Toden in das Leben bei Dir, denn da ist es zuhause, endgültig

Dazu sage ich Ja und Amen – mit Kopf und Herz.

Impuls von Hans-Ulrich Willms SSCC

 

Impuls zum 3. Fastensonntag

3. März 2024 – Lesung: 1 Korinther 1,22–25

„Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen.“

„Wenn der Mensch die Krone der Schöpfung ist, warum muss er alle paar Jahre die Uhrzeit korrigieren?“, so hörte ich in den vergangenen Tagen in einem Radiobeitrag im Zusammenhang mit dem diesjährigen Schaltjahr. Ist Gott töricht, also unklug und unvernünftig, dass er das so eingerichtet hat?

Es ist menschlich, dass wir Gott immer wieder mit menschlichen Eigenschaften beschreiben. Ob es zutrifft, weiß keiner. Wenn Gott als töricht, also als unklug, unvernünftig beschrieben wird, dann hat es vielleicht damit zu tun, dass wir Gott selten in seinem Handeln verstehen. Dann hadern wir mit Gott und machen ihm Vorwürfe und fragen: warum?

Aber ganz ehrlich, ist es nicht so, dass wir viele Situationen in unserem Leben, in denen Gott an und für uns gehandelt hat, nicht sofort verstanden haben, sondern erst viel später? Dann kam im Nachhinein die Einsicht, dass Gott gut und richtig gehandelt hat, so wie er es getan hat. So trifft der Vers aus der Lesung zu:

„Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen.“

Bedenken wir, wenn wir Gott als töricht bezeichnen, dann ist er als der liebende Gott immer noch viel weiser als wir Menschen. Dem können wir nicht widersprechen. 

Ein gesegnetes Wochenende

Elfriede Kuhmann

 

 

Impuls zum 2. Sonntag der österlichen Bußzeit

Fastenzeit – Besinnungszeit – Kehr-um-Zeit

Schwestern und Brüder!Ist Gott für uns, wer ist dann gegen uns? Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Wer kann die Auserwählten Gottes anklagen? Gott ist es, der gerecht macht. Wer kann sie verurteilen? Christus Jesus, der gestorben  (Römer 8,31b–34). Auf IHN sollen wir hören, denn auf IHN ist Verlass, nicht selbstherrlich, sondern selbstlos für alle. (Mk 9,2–10)

»Das interessiert mich die Bohne … Der Klimawandel … Die Fluchtursachen … Die Sozialhilfeempfänger … Das ist mir zu viel … Die AfD weckt auf und nimmt meine Unzufriedenheit ernst …« Wirklich??? Dann schaut mal in diese Dokumentationen und Reportagen: »Wir waren in der AfD« in der ARD Mediathek  oder in der Sendung Kontraste: »Nach der Correctiv-Recherche – Wie gefährdet ist unsere Demokratie?« oder in der Sendung Monitor: »Der AfD-Staat: Rechtsextreme an der Macht?«

»Viele Menschen verstehen politische Entscheidungen nicht mehr. Sie sind verunsichert, wütend und haben Angst vor dem sozialen Abstieg. Das darf uns nicht dazu bringen, uns von populistischen Aussagen und scheinbar einfachen Lösungen vereinnahmen zu lassen.

Wir Bischöfe beobachten diese Entwicklungen in unserem Land mit Sorge. Demokratische Prozesse und Institutionen werden angezweifelt und verächtlich gemacht. Populistische, rechtsextremistische und antisemitische Positionen werden zunehmend salonfähig. Misstrauen, Hass und Hetze treiben die Gesellschaft auseinander.

Spätestens die Schrecken der Weltkriege und die Gräueltaten des NS-Regimes haben uns gelehrt: Die unantastbare Würde des Menschen zu achten und zu schützen muss die oberste Richtschnur jedes staatlichen Handelns sein. Politische Parteien, die diesen Grundsatz in Frage stellen, können nach unserem Verständnis keine Alternative sein.

Deshalb verknüpfen wir dieses Wort nicht nur mit dem Aufruf zur aktiven Teilnahme an den Wahlen in diesem Jahr, sondern auch mit einer eindringlichen persönlichen Bitte: Treten Sie ein für unsere freie und vielfältige Gesellschaftsordnung auf der Grundlage unserer Verfassung!

Bedenken Sie bei Ihrer Wahlentscheidung: Die Orientierung an den christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft, an den Menschenrechten, an der Gleichheit der Menschen in allen Lebensphasen, an den Werten der Demokratie, eines sozialen Rechtsstaats und einer sozialen Marktwirtschaft hat unserem Land Frieden und Wohlstand gebracht. Auf dieser Grundlage werden wir auch die Herausforderungen unserer Zeit bewältigen.

Krude Ausweisungsphantasien für Migranten und ihre Unterstützer, die Ablehnung von Schutzangeboten für Geflüchtete, die Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung, der alleinige Fokus auf Leistungsfähigkeit, die Leugnung des menschengemachten Klimawandels und die pauschale Verächtlichmachung von politischen Akteuren und Institutionen sind mit diesen Grundwerten unserer Gesellschaft unvereinbar.

Wir Bischöfe bringen daher ganz klar zum Ausdruck, dass wir vor dem Hintergrund unseres eigenen Gewissens die Positionen extremer Parteien wie dem III. Weg, der Partei Heimat oder auch der AfD nicht akzeptieren können.«(Gemeinsames Wort der katholischen Ost-Bischöfe)

Und – wie ich ergänzen möchte: Umkehr ist auch bei den anderen Parteien not-wendig, wie der Flüchtlingsrat Niedersachsen auf seiner Website hervorhebt. Umkehr ist auch bei uns selbst not-wendig, wenn auch wir reden, denken, fordern wie die AfD. Umkehr zu Jesus ist für uns alle heil-bringend und unsere Würde stärkend!

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 1. Sonntag der österlichen Bußzeit

Erste Lesung: Genesis 9, 8–15 | Evangelium: Markus 1, 12–15

Kehrt um!

Die Erdkugel – inmitten eines Wirrwarrs aus Farbkleksen und Wortfetzen, umfangen von Händen, hellhäutig und dunkelhäutig, von Frau und Mann. So zeigt es das aktuelle Misereor-Hungertuch des Künstlers Emeka Udemba.

Das Bild erinnert uns daran: Wir haben die Erde in der Hand. Gott hat sie in unsere Hände gegeben, von Anfang an.

Halten wir sie, schützen wir sie – oder ist die Erde uns zum Spielball geworden, gerade so wie es unseren Bedürfnissen entspricht?

Im Evangelium des heutigen ersten Fastensonntags hören wir die Aufforderung Jesu: „Kehrt um!“

Mit Blick auf die Erdkugel wissen wir, dass vieles schon unumkehrbar ist. Die Vermüllung unserer Ozeane mit Plastik, die Folgen des Klimawandels, die Ausbeutung von Ressourcen...

Umso dringlicher klingt die Aufforderung, nach dem richtigen Weg zu suchen und ihn mit Entschiedenheit zu gehen. In den ganz großen Fragen des Überlebens der Erde ebenso wie in den großen Fragen des persönlichen Lebens.

Als ich am Freitagmorgen zur Arbeit fuhr, stand über Heidelberg ein Regenbogen am Himmel. „Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde.“ Daran erinnert die erste Lesung aus dem Buch Genesis an diesem Sonntag.

Wenn wir die Erde und das Leben der Menschen auf ihr bewahren wollen, haben wir Gott als starken Bundesgenossen an unserer Seite.

Impuls von Peter Wegener

 

Impuls zum 6. Sonntag im Jahreskreis

11. Februar 2024: Evangelium nach Markus 1, 40–45

41 Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! 42 Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein. (Markus 1, 40–45)

Reinheit ist in der Bibel und in der Tradition der frühen geistlichen Väter und Mütter weit mehr als eine Sache der Sauberkeit. Es ist auch mehr als die schiere Voraussetzung am jüdischen Tempelkult oder an der christlichen Liturgie teilzunehmen. Das „reine Herz“, auf das sich Jesus in den Seligpreisungen bezieht, wenn er sagt: „Selig, die rein sind im Herzen; denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5, 8) meint ein Herz, einen Menschen, der mit sich selbst, mit Gott und der Welt in Frieden ist. Einen Menschen der zufrieden ist, der mit sich selbst im Reinen ist, der keine „Leichen im Keller hat“, also nichts verbergen muss. Dieser innere Frieden, die „Reinheit des Herzens“ war und ist die Voraussetzung für eine wahre Begegnung mit Gott, die einfach darin besteht Gott zu schauen, ihn zu betrachten, sich an seiner Schönheit zu freuen. Dann kann die Freude an Gott unsere Kraft sein, wie der Prophet Nehemia (8, 10) sagt.

Lassen wir uns von Jesus berühren, wie der Aussätzige, damit wir immer wieder mit ihm die „Reinheit des Herzens“, den inneren Frieden, die Zufriedenheit erreichen. Das ist eine Mühe, die sich lohnt.

Impuls: Martin Königstein sscc

 

 

 

Impuls zum 5. Sonntag im Jahreskreis

4. Februar 2024

Es braucht die Ruhe.

Am 5. Sonntag im Jahreskreis kommt in diesem Jahr die Karnevalszeit allmählich zu ihren Höhepunkten. Da mutet es wohl in einigen Teilen Deutschlands weltfremd an, diesen Sonntag mit den Worten „es braucht mehr Ruhe“ zu überschreiben. Aber sowohl die 1. Lesung aus dem Buch Ijob (7, 1–4. 6–7) als auch das Evangelium (Markus 1, 29–39) begründen diese Überschrift.

Ijob fühlt sich getrieben. Unrast, Misserfolg und das schnelle Tempo eines Weberschiffchens sind die Ausdrücke, mit denen Ijob seine Situation beschreibt. Gehetzt und erfolglos, so beschreibt Ijob seine Gefühlswelt. Mit diesen Begriffen hätte er uns geantwortet, wenn wir ihn gefragt hätten: Ijob, wie geht es dir?

Anders hingegen handelt Jesus: Er nimmt sich Zeit für das was ansteht: Menschen heilen, Dämonen austreiben und Kranke aufrichten. Aber er lässt sich nicht treiben und wirkt nicht abgehetzt. Zwischendrin, zwischen der einen und der anderen Aktion nimmt er sich Zeit für die Stille und das Gebet.

Zwischen all unseren Aktionen und Aktivitäten, zwischen Feiern und Arbeiten, Karneval und Schichtdienst, Diskussionen und Beratungen, Demonstrationen und Streiks, Einkaufen und Fernsehen, Putzen und Social Media Kontakten: Es braucht die Ruhephase, die Stille, die Konzentration auf Gott und das Gespräch mit ihm, das Schweigen und das Hören auf ihn.

Text und Bild: Pater Manfred Kollig SSCC

 

Impuls zum 4. Sonntag im Jahreskreis – 28. Januar 2024

Sonntag des Wortes Gottes – Ökumenischer Bibelsonntag

In jeder Eucharistiefeier und jeder Wort-Gottes-Feier wird uns – mit den Worten des Zweiten Vatikanischen Konzils – „der Tisch des Gotteswortes bereitet“. Christus selbst spricht zu uns, wenn die Heilige Schrift in der Kirche gelesen wird. Papst Franziskus hat nun den dritten Sonntag des Jahreskreises zum Sonntag des Wortes Gottes erklärt [Motu proprio "Aperuit illis"]. Dies ist ein besonderer Tag des Dankes für die „Schatzkammer der Bibel“, die allen Christinnen und Christen geschenkt ist und die Kirchen aller Konfessionen miteinander verbindet.

Mit Rücksicht auf die lebendige Tradition des ökumenischen Bibelsonntags hat die Deutsche Bischofskonferenz das Anliegen des Papstes mit der ökumenischen Praxis in Deutschland verbunden und festgelegt, dass der Sonntag des Wortes Gottes künftig immer am letzten Sonntag im Januar begangen wird. 

Das ist im Jahr 2024 der 28. Januar, der 4. Sonntag im Jahreskreis B.

Im Evangelium dieses Sonntags (Mk 1,21–28) schildert der Evangelist Markus, wie die jüdische Gemeinde in der Synagoge zu Kafarnaum Jesu erstes öffentliche Auftreten erlebt. Was das Staunen der Anwesenden erregt, ist die Heilung des Besessenen. Das Besondere an Jesus, das Markus herausstellen will, ist nicht, dass er etwas Neues lehrt, sondern dass er in solcher Vollmacht lehrt, dass in seinem Wort tatsächlich die Dimension des Himmels hereinbricht und die höllische Macht des Bösen vernichtet. Jesus selber, seine Person, ist die Botschaft. Er ist der Beginn einer erneuerten Welt.

Nichts anderes sagt uns die Botschaft der Weihnacht, wie sie uns die Festtagsimpulse der Website Arnsteiner Patres als Botschaft auch für unsere Zeit haben aufscheinen lassen.

Erinnern wir uns: Im Impuls zum Fest der Heiligen Familie (Evangelium: Lk 2,22–40:„Meine Augen haben das Heil gesehen“) wurde mit der „Krippe am Fluss“ in der Heidelberger Jesuitenkirche die Welt als ein Scherbenhaufen dargestellt und zugleich mit der weihnachtlichen Hoffnungsbotschaft verbunden: Von oben rechts ergießt sich Müll in großer Menge auf die Erde, der auch das Meer erfasst, und das Jesuskind liegt auf einem Scherbenhaufen. Die Heidelberger Krippe zeichnet in diesem Winter ein sehr düsteres Bild vom Zustand unserer Erde. Aber es ist ja gerade diese unheile Welt, der die Engel zurufen: „Euch ist der Retter geboren!“ Damals wie heute. 

Der Impuls zum 7. Januar 2024 Taufe des Herrn benannte noch konkreter und aktueller die Brutalität des Bösen in unserer heutigen Welt:

  • 7. Okt 2023 unsäglich brutal, unsägliches Leid in Israel durch die Hamas,
  • selbst friedvolle Menschen werden umgebracht,
  • selbst palästinensischer Nothelfer wird erschossen,
  • selbst Kinder, geborene und ungeborene, bewusst getötet,
  • aber auch israelisch Siedler vertreiben mit Macht und Gewalt zu Unrecht Palästinenser,
  • und weiterhin brutaler Krieg in Ukraine und Bombenangriffe der Türkei auf Nordsyrien,
  • und an Europas Außengrenzen brutaler Umgang mit aus Gewaltverhältnissen Flüchtenden,
  • verfestigt durch neue „Reformen“,
  • und durch Wirtschaften der reichen Länder und Konzerne: Sterben, Erkranken, Hungern,
  • Schaffung von Fluchtursachen …
  • auch durch Bündnisse mit menschenrechtsverletzenden Staaten …

Aber trotzdem sind wir als Christinnen und Christen nicht ohne Hoffnung, nicht ohne Verheißung des göttlichen Heils, das uns in der Person Jesu Christi zugesagt ist: Der Frevler soll seinen Weg verlassen, der Übeltäter seine Pläne. Er kehre um zum Herrn, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen (Jes 55,7).

Impuls zum 3. Sonntag im Jahreskreis – Markus 1, 14–20

21. Januar 2024

Beruf Gott

Ruf. Beruf. Berufung! Hören und mich ansprechen lassen, mich auf Gott einlassen mitgehen – restlos; ohne Netz und doppelten Boden.

Darum geht es in den Texten des heutigen Sonntags. 

Frage: Kann man auch Gott zum Beruf haben? Haben Simon und Andreas, haben Priester, Ordensleute, Geweihte, Theologen, hauptamtlich beauftragte Frauen und Männer in den Kirchen Gott zum Beruf gemacht?

Und nur sie?

Wer Gott im Beruf finden will, kann das in jedem Beruf erleben. In jedem Beruf kann der Ruf genau nach mir stecken. Weil genau ich, meine Kräfte, mein Geist, meine Hände und Füße, meine Lebendigkeit gebraucht werden – und ich mich dafür brauchen lassen kann. Berufung!

Viele kennen das Buch „Momo“. Es ist wohl das schönste Buch von Michael Ende. Momo hat den Beruf, gut zuzuhören. Gemeint ist nicht die Couch des Therapeuten. Momo kann es einfach. Und die Menschen brauchen genau sie zum Zuhören.  Momo kann mit diesem Beruf nicht materiell reich werden, nicht so richtig Kohle machen, aber ihr Leben hat seinen Sinn.

Von solchen Berufen wird am ehesten geredet, wenn es um die Suche nach Gott geht. Doch was ist dann mit dem Konditor, mit dem Mathematiklehrer, der Sekretärin, dem General, der Finanzbeamtin, dem Müllmann, der Toilettenfrau? In der Bibel gibt es den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Gibt es auch den Gott des Müllmanns, den Gott der Toilettenfrau …?

Es wäre heil-sam für uns, noch in der kleinsten und im wahrsten Sinne des Wortes schmutzigsten Handreichung den Ruf Gottes zu vernehmen, der uns in dieser Welt – seiner Schöpfung – braucht! Dass dieser Ruf jemanden oft banal durch Menschen und Arbeitsagenturen erreicht, versteckt in Annoncen oder zufälligen Begegnungen, ist nicht entscheidend.

Der Beruf allein allerdings ist nicht der einzige Ort, an den Gott uns berufen kann. Gott ist kein Zulieferer der modernen westlichen Dienstleistungsgesellschaft und ihrer Berufswelt.

Lassen wir uns heute zum Nachdenken darüber verführen, was unsere eigene persönliche Berufung ist, die uns von Gott zugedacht wurde. Am Ende unseres Lebens zählt nicht, ob wir Papst, Arzt, Pfarrer, Professor, Ordenschrist, Lehrer, Unternehmerin, Beamter oder General waren, verheiratet oder nicht, reich oder arm, gesund oder krank, sondern ob jeder und jede von uns der oder die waren – als die Gott uns gemeint und berufen hat.

Die Botschaft der heutigen liturgischen Texte: Erkenne deine Berufung und lebe sie. Bleibe ihr auf der Spur und  verschlampe sie nicht. Sie, Du, Ich, Wir. Gott jedenfalls lässt nicht locker.

Impuls von Pater Hans-Ulrich Willms SSCC      

 

Impuls zum 2. Sonntag im Jahreskreis

14. Januar 2024 – Evangelium: Joh 1,35–42

„Rabbi – wo wohnst du?“

 

Wer nicht fragt, erhält keine Antwort. Unsere natürliche Neugierde lässt uns viele Fragen stellen, auch solche, die unseren Glauben betreffen. So auch die beiden Jünger, die zunächst Johannes gefolgt sind und als er ihnen Jesus als „Lamm Gottes“ vorgestellt hat, haben sie sich Jesus angeschlossen. Es ist nicht immer leicht, den richtigen Weg zu finden, um eine Antwort zu erhalten. Das Leben und der Mensch sind sehr vielschichtig. Was wichtig ist, dass wir mit anderen Menschen unterwegs sind.

So hat es Andreas, einer der Jünger des Johannes umgesetzt. Er hat nach dieser Begegnung zuerst seinen Bruder Simon Petrus getroffen und ihm erzählt, dass sie den Messias gefunden haben und ihm nun folgen werden. So schloss sich auch Simon Petrus Jesus an. Das war der Beginn der ersten Jünger, die Jesus von nun an begleiten sollten. Auf ihre Frage: „Rabbi – wo wohnst du?“, haben sie alle eine konkrete Antwort erhalten. Es wurden danach immer mehr Menschen angesprochen, um Jesus nachzufolgen. Sie waren alle gemeinsam unterwegs.

Für uns alle wünsche ich, dass wir Antworten auf unsere Fragen finden, die wir an dieses bereits begonnene Jahr 2024 stellen und trotzdem anderen immer wieder von Jesus erzählen können.

Mit vielen Fragen unterwegs wünsche ich ein gesegnetes Wochenende

Elfriede Kuhmann

 

 

Impuls zum 7. Januar 2024 Taufe des Herrn

Neues Jahr mit alten Lasten

 

7. Okt 2023 unsäglich brutal, unsägliches Leid in Israel durch die Hamas ...

          selbst friedvolle Menschen werden umgebracht

          selbst palästinensischer Nothelfer wird erschossen

          selbst Kinder, geborene und ungeborene, bewusst getötet

          aber auch israelisch Siedler vertreiben mit Macht und Gewalt zu Unrecht Palästinenser …

          und weiterhin brutaler Krieg in Ukraine und Bombenangriffe der Türkei auf Nordsyrien …

          und an Europas Außengrenzen brutaler Umgang mit aus Gewaltverhältnissen Flüchtenden

          verfestigt durch neue „Reformen“ 

          und durch Wirtschaften der reichen Länder und Konzerne: Sterben, Erkranken, Hungern …

          Schaffung von Fluchtursachen …

          auch durch Bündnisse mit menschenrechtsverletzenden Staaten …

 

Der Frevler soll seinen Weg verlassen, der Übeltäter seine Pläne. Er kehre um zum HERRN, damit er Erbarmen hat mit ihm, und zu unserem Gott; denn er ist groß im Verzeihen.

(Jes 55,7)

 

Neues Jahr mit der Befreiung, der Versöhnung, der Gewaltlosigkeit Jesu …

7. Jan 2024 erhellt vom unerschütterlichen Glauben an Geschwisterlichkeit der Friedenswilligen.

Verheißung für 2024

Dies ist mein geliebter Sohn, der mit Heiligem Geist der Barmherzigkeit und des Friedens und der Liebe getauft, tauft.

Selig die Barmherzigen … Selig die Frieden stiften … sie werden Kinder Gottes sein …

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

 


 

Hinweise zum Weiterlesen (Empfehlungen von Pater Wolfgang Jungheim SSCC):

*auslandsjournal
- auslandsjournal - die doku: Rückkehr nach Israel  
(
Meron Mendel trifft Familie sowie seine jüdischen und arabischen Freunde und fragt, ob Frieden noch möglich ist.)

*Monitor. 12.10.2023. und 2.11. Orte ohne Panik Von Julius Baumeister, Herbert Kordes.
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/videos/migrationskrise-eine-gemeinde-zeigt-wie-esgeht-104.html
https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/ueberforderte-kommunen-hausgemachte-migrationskrise-100.html

*Aufzeichnung & Zusammenfassung - Europe Calling “Unter Druck? Die kommunale Aufnahme von Geflüchteten in Deutschland und Europa
Video:https://youtu.be/nXsWNVYrwfk  Podcast: https://europecalling.podigee.io/172-flucht-kommunen

Impuls

Heilige Familie – Sonntag nach dem 26.12.

Meine Augen haben das Heil gesehen


Evangelium: Lk 2, 22–40

Auf die Frage, wie die Welt zum Jahreswechsel 2023–2024 aussieht, antwortet die „Krippe am Fluss“ in der Heidelberger Jesuitenkirche: „Die Welt ist ein Scherbenhaufen“. Seit nunmehr 23 Jahren verbindet die Krippe das aktuelle Weltgeschehen mit der weihnachtlichen Hoffnungsbotschaft. 

Von oben rechts ergießt sich Müll in großer Menge auf die Erde, der auch das Meer erfasst, und das Jesuskind liegt auf einem Scherbenhaufen – die Heidelberger Krippe zeichnet in diesem Winter ein sehr düsteres Bild vom Zustand unserer Erde. Aber es ist ja gerade diese unheile Welt, der die Engel zurufen: „Euch ist der Retter geboren!“ Damals wie heute. 

Am letzten Tag des Jahres stellt uns das Evangelium die Begegnung der Eltern Jesu mit den Propheten Hannah und Simeon vor Augen. Beide sind alt und scheinen nur auf diesen einen Moment gewartet zu haben. Als Maria und Josef Jesus in den Tempel bringen, erkennen Hannah und Simeon in dem Kind den Retter: „Meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast“, bekennt Simeon.

Gott hat seiner Welt Heil bereitet. Darum können die Unheil-Stifter, Kriegstreiber und Ausbeuter nicht das letzte Wort haben. Dafür ist das Kind auf dem Scherbenhaufen unser Unterpfand. Und es ist an uns, diese weihnachtliche Hoffnung in das neue Jahr zu tragen und in unserem Leben etwas von dem Heil aufscheinen zu lassen, das uns bereitet ist.

Impuls und Fotos von Peter Wegener

Impuls zum Weihnachtsfest

Aus dem Weihnachtsevangelium:

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. (Johannes 1, 14)

Wenn wir jedes Jahr wieder Weihnachten feiern, können wir, den Text des Johannesevangeliums fortschreiben und sagen: Und das Wort wird Fleisch und das immer neu, in anderer Umgebung, in anderer Sprache, in einer anderen Kultur, in anderen Umständen. Und das nicht nur an Weihnachten. Menschwerdung hat seit jener ersten Heiligen Nacht nicht mehr aufgehört, setzt sich fort bis an die Enden der Erde. Den Hirten auf den Feldern von Bethlehem haben die Engel Zeichen genannt, an denen sie die Menschwerdung Gottes erkennen konnten. Uns gibt das Evangelium Jesu Hinweise, wie wir den Menschgewordenen Gott erkennen und wo wir ihn finden können, nämlich da wo es Gerechtigkeit, Friede und Freude (vergl. Römer 14, 17) gibt. Diese Zeichen werden so zart, so leise, so sanft aber auch so wirkmächtig sein, wie die Arbeit der Hefe, die den ganzen Teig durchsäuert oder wie das Aufkeimen einer neuen Pflanze aus dem kleinsten Samenkorn, das im Garten gesät wird oder wie die Freude die eine besonders schöne Perle bei einem Sammler hervorruft. Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Behutsamkeit werden notwendig sein, wenn wir den Menschgewordenen Gott unter uns entdecken wollen. Wir können ihn wahrnehmen in Menschen, die sich nach Gerechtigkeit, Frieden und Freude sehnen und dafür arbeiten und sich engagieren. Gott kann aber auch in uns Mensch werden wollen, in unserer Sehnsucht nach einer guten Welt für alle, und unserem Verlangen danach seine Kraft in uns zu spüren, mit der er die Welt heil machen will. Ja wir selbst, jede und jeder von uns, wir sind ein Weg wie er in der Welt gegenwärtig handeln will.

An diesem Weihnachtsfest wünsche ich Ihnen und mir und unserer ganzen Menschheit die nie nachlassende Sehnsucht nach Gerechtigkeit, Frieden und Freude und den Glauben, dass Gott in dieser Sehnsucht heute Mensch wird und in und unter uns wohnt.

In diesem Sinn wünschen wir allen Besucher*innen unserer Website ein gesegnetes Weihnachtsfest und Gottes Mut und Kraft für das Neue Jahr

Mit allen, die sich uns verbunden wissen

Martin Königstein SSCC

Impuls zum 3. Advent

17. Dezember 2023

„Er war nicht selbst das Licht,
er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.“ (Joh 1,8)

Auch am 3. Advent geht es unter anderem um die Rolle des Täufers Johannes. Beeindruckend, wie er auf die Fragen der Menschen eingeht. Sie wollen wissen, wer er ist und welche Rolle er übernommen hat. Seine Antworten sind konsequent. Er verweist auf Jesus Christus. Matthias Grünewald hat im Isenheimer Altar diesen Johannes mit einem langen ausgestreckten Zeigefinger gemalt, der auf Jesus hinweist. Johannes macht sich nicht größer, als er ist. Er spricht von dem Größeren, der kommen wird. Johannes gibt zu, nur mit Wasser zu taufen. Er verweist auf Jesus, der mit dem Heiligen Geist taufen wird.

Auf Christus hinweisen und an ihn verweisen: Das ist die Kernaufgabe aller Christinnen und Christen. Zugeben, dass wir auch nur mit Wasser taufen und „nur mit Wasser kochen“. Es ist und bleibt Gott allein, der seinen Heiligen Geist ausgießt. Wir selbst sind nicht die großen Leuchten, nicht die großen Lichter. Wir geben Zeugnis für das große Licht, für Jesus Christus, der nach seiner Geburt in eine Futterkrippe gelegt wird.

Der 3. Adventsonntag wird nach dem ersten Wort des Eröffnungsverses der Heiligen Messe auch „Gaudete“ (das heißt: Freuet Euch), genannt. Auf diese Weise werden wir eingeladen, uns zu freuen über Gottes Größe, über das Leuchten Gottes und über seinen Heiligen Geist in unserer Welt. Legen wir Zeugnis ab für IHN.

Text und Bild: P. Manfred Kollig SSCC

 

 

Impuls zum 2. Advent

10. Dezember 2023

Das Evangelium des heutigen Sonntags ist identisch mit dem Anfang des Markusevangeliums.  Schon als Kind hat mich die Gestalt des Täufers in der Wüste sehr beeindruckt: Johannes im Gewand aus Kamelhaaren, sich ernährend von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündigt Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. Ganz Judäa und die Einwohner von Jerusalem ließen sich im Jordan von ihm taufen.  So reiht er sich ein in die Schar der Propheten Israels, von denen uns Jesaja in der ersten Lesung das unglückliche Schicksal seiner Landsleute in der Verbannung von Babylon als vom Herrn auferlegten Frondienst deutet.

Zugleich macht Jesaja dem Volke Mut: Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht, Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht!  Seht, Gott der Herr kommt mit Macht. Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam.

Für Markus ist es wichtig, dass Johannes auf einen verwies, der nach ihm kommen sollte, und dessen Schuhe aufzuschnüren, er nicht würdig sei. "Ich habe euch nur mit Wasser getauft", sagt Johannes, "Er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen."

Jesus, der Christus (hebr.: Messias) ist das Zentrum des Evangeliums, sein Leben, sein Tod am Kreuz und seine Auferstehung sind die wesentlichen Aspekte der vier Evangelien, wie auch des christlichen Glaubens.

Das gilt auch für die Zeit des Advents. Der Advent ist keine Zeit des Seufzens. Es ist eine Zeit der Erkenntnis, dass Johannes der Täufer vor euch steht und sagt: "Das ist euer Gott selbst."

"Der, der euch erschaffen hat, der euch liebt und euch das ewige Leben geben wird, kommt. Es ist an der Zeit, sich zu entscheiden."

Und was wählst du?

Du entscheidest dich dafür, wahrhaftig zu sein, ehrlich zu sein, dich zu kümmern, zu teilen und zu verstehen, dass der Gott, der kommt, bereits gekommen ist.

Und Er wird dich zum nächsten Schritt bringen.

Und der nächste Schritt ist, dass Er dich zu einer Person machen wird, die weiß, dass auch du ein Messias für die Welt werden wirst, wenn du dein Leben in der ganzen Welt lebst, indem du es in Ehrlichkeit und Fürsorge lebst, indem du es so lebst, wie du es in deinem eigenen Herzen zutiefst leben möchtest.

Denn Jesus ist ein Messias, der gekommen ist, um Messiasse zu schaffen. Er ist der Sohn Gottes, der gekommen ist, um Söhne und Töchter in der ganzen Welt zu erwecken.

Und so ist es auch an diesem Weihnachten, dass wir schon voller Freude und Frieden und Glück sein sollten.

Der einzige Weg besteht darin, lieben zu lernen und die Lektion zu lernen, die uns zu lernen aufgegeben ist, und das jeden Tag, damit auch wir eins werden mit dem kleinen Kind, eins mit dem Messias, eins mit dem Erlöser der Welt.

Jesus, bilde mein Herz nach Deinem Herzen.

Impuls von Pater Harald Adler SSCC

Impuls zum 1. Adventsonntag

3. Dezember 2023

Zeit der Umkehr

Advent heißt warten und sich von Gott ergreifen lassen

Nein, die Wahrheit ist

Dass der Advent nur laut und hektisch ist

Ich glaube nicht

Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann

Dass ich den Weg nach innen finde

Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt

Es ist doch so

Dass die Zeit rast

Ich weigere mich zu glauben

Dass etwas Größeres in meine Welt hineinscheint

Dass ich mit anderen Augen sehen kann

Es ist doch ganz klar

Dass Gott fehlt

Ich kann unmöglich glauben

Nichts wird sich verändern

Es wäre gelogen, würde ich sagen:

Gott ist auf diese Erde gekommen

Gott ist schon da

Mittendrin!

Und nun lesen Sie den Text von unten nach oben!

(frei nach Iris Macke in „Der andere Advent“)

Soviel ist klar: Das Leben geht nur vorwärts. Aber...

Ja, manchmal müssen wir die Perspektive wechseln, um mit anderen Augen klarer, tiefer und weiter sehen zu können.

Nicht begreifen, sondern uns ergreifen lassen!

Advent: Perspektivwechsel – der Blick von unten nach oben …

Denn das ist der Blick unseres weihnachtlich heruntergekommenen Gottes.

Und der wartet schon am Grunde all unserer Zweifel und Verlegenheiten.

Hab Mut!

Impuls von Pater Hans- Ulrich Willms SSCC

Impuls zum letzten Sonntag im Jahreskreis – Christkönigssonntag – 26. November 2023

Matthäus 25,31-46

„Wenn ihr das getan habt, lade ich euch zu einem großen Fest ein.“

Da mich das Evangelium vom kommenden Sonntag in der Textfassung aus der Bibel in Leichter Sprache sehr angesprochen hat, möchte ich als Impuls ausgewählte Verse aus dieser Bibelausgabe zitieren:

„Jesus möchte, dass alle Menschen Hilfe bekommen.
Und glücklich werden.
Und froh leben können.
Jesus möchte, dass seine Freunde sich um die armen Menschen kümmern.

Jesus sagte zu seinen Freunden:
Das Wichtigste im Leben ist, dass ihr euch um all diese Menschen kümmert.

  • Wenn Menschen hungrig sind:
    sollt ihr den Menschen zu essen geben.
  • Wenn Menschen krank sind:
    sollt ihr sie pflegen.
  • Wenn das Haus kaputt ist:
    sollt ihr dafür sorgen, dass die Leute eine Wohnung bekommen.

Jesus sagte:
Ihr wollt alles für mich tun.
Ihr wollt euch um mich kümmern.
Aber ich selber brauche nichts.
Ich brauche nur, dass ihr euch um die armen Menschen kümmert.
Wenn ihr euch um die armen Menschen kümmert,
dann kümmert ihr euch um mich.

Jesus sagte:
Am Ende von eurem Leben treffen wir uns.
Dann frage ich euch:

  • War bei euch einer und hatte Hunger?
    Habt ihr ihm was zu essen gegeben?
    Ich war das und hatte Hunger.
  • War bei euch einer krank?
    Habt ihr ihn gepflegt?
    Ich war der, der krank war.
  • War bei euch einer und hatte keine Wohnung?
    Habt ihr eine Wohnung besorgt?
    Ich war das und hatte keine Wohnung.

Wenn ich das sage, wundert ihr euch.
Dann staunt ihr alle und sagt:
Warst du das immer?
Das haben wir gar nicht gemerkt.
Dann seid ihr froh, wenn ihr den Leuten etwas zu essen gegeben habt.
Oder zum Trinken.
Oder zum Anziehen.
Oder eine neue Wohnung.
Oder wenn ihr die Kranken gepflegt habt.
Oder die Leute im Gefängnis besucht habt.

Wenn ihr das getan habt, lade ich euch zu einem großen Fest ein.

Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Zeit

Elfriede Kuhmann

(Aus: BIBEL in Leichter Sprache, Lesejahr A, Kbw Stuttgart 2020 (2. Aufl.), S. 205–206)

Impuls zum 33. Sontag im Jahreskreis

19. November 2023

Welttag der Armen „Arme sehen und ansehen“

„Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten.“ (Matthäus 25,14–15)

„Während die Menschen sagen: „Friede und Sicherheit!“, kommt plötzlich Verderben über sie (…) Ihr aber, Brüder und Schwestern, lebt nicht im Finstern (...) Ihr alle seid Kinder des Lichts und Kinder des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein.“ (1. Brief an die Thessalonicher, 5,3–6)

„Eine tüchtige Frau, wer findet sie? Sie übertrifft alle Perlen an Wert (...) Noch bei Nacht steht sie auf, um ihrem Haus Speise zu geben und den Mägden, was ihnen zusteht (…) Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen und reicht ihre Hände dem Armen.“ (Buch der Sprichwörter 31,10–20))

Bei einer Speisung hatten sich vor Scham die Schwächsten versteckt und Elisabeth fand sie später, gab ihnen zu essen und zu trinken und zündete Feuer an, sie zu wärmen. Und sie begannen zu singen. Da meinte Elisabeth: „Ich habe euch doch gesagt: wir sollen die Menschen froh machen.“ So kann es sein, wenn die Armen gesehen werden und angesehen sind.

Einige Parteien müssen dies neu lernen, sie kürzen gerade bei den Armen – gerne aus Misstrauen. Und so können sie kaum frohe arme Menschen sehen, höchstens unverschämt grinsende Reiche, mit denen sie so eins sind, und für die sie Empathie haben.

Lernen wir von Elisabeth!


Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 32. Sonntag im Jahreskreis – 12. November 2023

Matthäus 25, 1-13

Seid wachsam!

Am Sonntag (12. November) wäre Vicco von Bülow alias Loriot 100 Jahre alt geworden. In der vergangenen Woche war der Jubilar in den Medien schon sehr präsent; bei Facebook habe ich einen Spruch gelesen, der angeblich von ihm stammt: „Intelligente suchen nach Lösungen, Idioten nach Schuldigen.“ Auch wenn der Satz nicht vom heutigen Geburtstagskind stammt, wie ich nach kurzer Recherche feststellen musste, passt er gut zu diesem Sonntag – und wäre wohl auch Loriot nicht fremd gewesen.
Von törichten und klugen Jungfrauen handelt der Abschnitt aus dem Matthäus-Evangelium, der heute in den Gottesdiensten gelesen wird. Jesus mahnt darin, das Entscheidende nicht zu verpassen. In diesem Gleichnis spricht er von der Ankunft des Bräutigams zu nächtlicher Stunde; die Hörerinnen und Hörer späterer Generationen denken dabei an die verheißene Wiederkunft Jesu Christi. Aufmerksam und bereit zu sein für diesen Moment ist uns Christen – trotz der jahrhundertelangen „Wartezeit“ – aufgegeben. „Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde“, heißt es am Ende im heutigen Evangelium.
„Seid wachsam!“ Das höre ich in dieser Woche noch auf einem anderen Ohr, wo antisemitische Parolen und Hass sich auch auf unseren Straßen Bahn brechen. Gerade in dieser Zeit mit ihren verschiedenen komplexen Herausforderungen gilt es, Lösungen zu suchen und nicht Sündenböcke.

Peter Wegener

Impuls zum 31. Sonntag im Jahreskreis

5. November 2023

Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. 
(Matthäus 23, 1–12)

 

In diesem Abschnitt des Matthäus-Evangeliums geht es nicht darum, dass wir es schaffen, auf Zero-Fehler (0 Fehler) zu kommen. Gott weiß um unsere Schwächen, und er weiß auch, dass, wenn wir unsere Schwächen wahr- und ernst nehmen, diese uns helfen können, unsere Überheblichkeit und unseren Stolz zu besiegen, demütig zu werden und so wahrhaftig vor Gott und neben unseren Geschwistern zu stehen. „Vergiss deine Sünde nicht zu schnell, sie kann dir nützlich sein auf dem Weg zu Gott" (und zu Deinen Geschwistern), sagt der Meister Eckardt. Wenn wir ehrlich, aufrichtig, demütig werden, dann verschaffen unsere Schwächen uns ein Anrecht auf die gütige Liebe Gottes. Die eigene Wirklichkeit und Wahrheit zu erkennen und anzunehmen, ist Bedingung für ein geschwisterliches, gemeinsames Leben, in dem wir in Gott den gemeinsamen Ursprung und das uns jetzt schon einende Ziel unseres Lebens zu erkennen. Nicht Stolz und Überheblichkeit, nicht Konkurrenzdenken, sondern das Annehmen unserer Wahrheit verhilft uns in die Dynamik der Solidarität hineinzufinden und so Wege hin zu einem guten Leben für alle und mit allen zu gehen.

Impuls von Pater Martin Königstein SSCC

Impuls zum 30. Sonntag im Jahreskreis

29. Oktober 2023

„Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten.“
(Exodus 22,20)

Angesichts der aktuellen Situation in unserer Welt erlaube ich mir heute einen etwas längeren Impuls.

Die Diskussion über die Zahl der Fremden, die wir in Deutschland aufnehmen können, läuft auf Hochtouren. Gleichzeitig erleben wir – teils überrascht, teils erschrocken –, dass die Zahl der Krisengebiete zunimmt: Krieg vor der Haustür im Osten, kriegerische Gewalt im Nahen Osten, Bedrohung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserem eigenen Land. Schüler verherrlichen in einer Berliner Schule den barbarischen Angriff der Hamas auf Israel. Winzer aus Südfrankreich überfallen Weintransporter aus Spanien und vernichten 10.000 Flaschen spanischen Wein. Wir wissen, dass Bewohner im Pazifik ihre Inseln wegen des steigenden Meeresspiegels in naher Zukunft verlassen müssen. Anderswo können Menschen nicht leben, weil ihre Wohngebiete wegen der Nutzung der dortigen Erdöl- oder gasquellen zerstört und sie vertrieben werden. Woanders fehlt es an lebensnotwendigem Wasser. Und so weiter und so fort. Dass Menschen aus unterschiedlichen und zugleich oft guten Gründen flüchten, ist verständlich. Gleichzeitig stimmt es, dass wir nicht alle Geflüchteten aufnehmen können. Schon gar nicht zulassen dürfen wir, dass Konflikte zwischen Völkern auch hier bei uns gewaltsam ausgetragen werden. Die Anwendung von Gewalt muss ein Tabu sein.

In der Situation, die wir derzeit erleben, scheinen die Worte im Buch Exodus weltfremd. Einen Fremden sollen wir weder ausnutzen noch ausbeuten. Wir sollen ihn freundlich aufnehmen und annehmen. Jesus untermauert diese Forderung im Evangelium des 30. Sonntags im Jahreskreis. (Matthäus 22,34–40): Wir sollen den Nächsten lieben wie uns selbst. Dass wir so handeln sollen, ist für Christinnen und Christen klar. Das dürfen wir nicht in Frage stellen. Darüber können wir nicht diskutieren. Es bleibt die Frage: Wie können wir diese Forderung angesichts der Situation, in der immer mehr Menschen aus verschiedenen Gründen bei uns aufgenommen werden wollen, möglichst gut erfüllen?

Möglichst gut erfüllen. Darüber müssen wir sprechen. Welche sind unsere Möglichkeiten? Und wo stoßen wir an die Grenzen des Verkraftbaren. In der Not müssen wir helfen. Aber auch in der Not sind unsere Kräfte begrenzt. Zudem müssen wir unterscheiden zwischen der Nothilfe und einem dauerhaft guten Leben. Wieviel Nothilfe können wir leisten, wieviel dauerhaft gutes Leben können wir bieten?

Unsere Situation ist komplex. Ein Blickwinkel genügt nicht. Wir müssen aus vielen Blickwinkeln auf unsere Situation schauen. Wir müssen abwägen. Die sichere Lösung für die Probleme unserer Zeit gibt es nicht. Umso wichtiger ist es, zusammenzuhalten. Denn wo wir unsicher werden und Entscheidungen treffen, die sich später als falsch erweisen können, ist der Zusammenhalt wichtig. Besserwisserei und einfache Parolen, die Menschen oft lautstark und in vielen Medien verkünden, sind verantwortungslos.

Bei alledem: Wir können mit den Schwierigkeiten, mit unseren Sorgen und Ängsten, unseren Enttäuschungen und vielleicht sogar unserer Wut besser umgehen, wenn wir glauben, dass Gott uns Menschen zuerst und zuletzt liebt. Dass er uns über das Ende des irdischen Lebens hinaus liebt, erinnern wir gerade auch im Monat November. Bevor wir ihn lieben, bevor wir uns selbst lieben können, bevor wir andere Menschen lieben, hat Gott uns und sie schon geliebt. Das Vertrauen, dass dieser Gott uns und andere nicht zu kurz kommen lässt, hilft. Ebenso das Vertrauen, dass er sich durch seine Wut und Enttäuschung, von der das Alte (Erste) und Neue (Zweite) Testament berichten, nicht zu gewaltsamen Taten hinreißen lässt, hilft ebenfalls. Die Frage ist, wie wir den Fremden so begegnen können, dass sie spüren, wie wir uns Gott vorstellen und an IHN glauben.

Foto und Text: Pater Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 29. Sonntag im Jahreskreis – 22.10.2023

Mt 22, 15 – 21

Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört

Mit den Pharisäern und den Anhängern des Herodes tun sich im heutigen Evangelium zwei unterschiedliche Gruppen zusammen, um Jesus eine Falle zu stellen. Sie fragen ihn: Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht? Mit dem »Ja« zu Steuern würde Jesus die Fremdherrschaft der Römer akzeptieren und sich bei den Leuten unbeliebt machen. Niemand würde noch auf ihn hören wollen. Wenn Jesus sich aber gegen die Zahlung der Steuer aussprechen würde, dann hätten die Anhänger des Rom hörigen Herodes einen Grund, ihn bei den Römern anzuschwärzen. Die würden ihn gewiss als Aufrührer verhaften.

Jesus durchschaut nicht nur die Absicht der Fragesteller, er entlarvt sie dazu als Heuchler. Er lässt sich eine Münze zeigen, mit der sie ihre Steuern bezahlen.

Diese Münze zeigt ein Bild des Kaisers mit der Inschrift: »Tiberius Caesar, Sohn des göttlichen Augustus«. Wer mit solch einer Münze seine Steuer bezahlt, lässt erkennen, dass er sich zumindest mit der Römerherrschaft abfindet, wenn er sie vielleicht auch innerlich ablehnt. Wie aber kann ein gläubiger Jude eine Münze bei sich tragen, die das Bild des Kaisers Tiberius zeigt mit einer Inschrift, die ihn als Sohn des »göttlichen« Augustus bezeichnet? Für einen frommen Juden eine Blasphemie, ein Verstoß in flagranti gegen Gottes Gebot: »Du sollst keine anderen Götter neben mir haben« .

Damit nicht genug! Jesus fragt seine Widersacher angesichts der Münze: Wessen Bild und Aufschrift ist das?  Sie antworten ihm: Des Kaisers. Und Jesus sagt zu ihnen – und zu uns:

»So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!«

Mich regt in dieser kurzen Auseinandersetzung zwischen Jesus und seinen Gegnern ein Wort an - das Wort Bild nämlich -, in meinem Herzen nachzusinnen über unsere Beziehung als Menschen zu Gott. Im Buch Genesis wird das Wort Bild benutzt, um von dem Menschen als Bild Gottes zu sprechen. Dreimal gebraucht der Autor dort das Wort Bild,um uns zu belehren, dass Mann und Frau nach dem Bilde Gottes geschaffen sind. Wenn wir die Frage hören: »Wessen Bild?«, erinnert uns das daran, dass jede menschliche Person ein unglaubliches, großartiges Bild Gottes ist. Im Psalm 8,5 heißt es: »Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott/Götter, und mit Ehre/Glanz und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt«.

Wir sind Gottes Geschöpf, Teil der Schöpfung, aber als einzigem unter allen Geschöpfen hat Gott uns die Fähigkeit gegeben zu ihm »Du« zu sagen, ihm antworten zu können, Verantwortung zu übernehmen, sein Partner zu sein. Und deswegen hat Gott uns auch den Auftrag gegeben, als seine Mitarbeiter für seine Schöpfung, speziell für die Erde mit all ihrem Leben, Sorge zu tragen.

Was für eine wundervolle Schöpfung, was für eine schöne Schöpfung! Bewegt uns nicht das Erleben der uns umgebenden Natur, wie wir sie jeden Morgen immer wieder neu erleben, dazu, Gott zu preisen, ihm zu danken, ihn zu lieben?

Wir erfreuen uns an Sonne und Mond und all den leuchtenden Sternen, an der Erde mit all ihren Pflanzen, Blumen, Bäumen, mit all den Tieren, mit den Vögeln in der Luft, den Fischen und vielen andern Lebewesen in den Meeren.

Laudato si, gelobt sei Gott! lasst uns singen, inspiriert vom hl. Franz von Assisi und durch die wegweisenden Enzykliken unseres Papstes Franziskus, der uns dringlich an unsere Verantwortung erinnert, uns um die Erde und die gesamte Schöpfung zu kümmern, Sorge dafür zu tragen dafür, dass die Schöpfung nicht zugrunde gerichtet wird durch unser Verschulden.

Das wird uns nur gelingen, wenn wir unsere Herzen bilden nach dem Herzen Gottes, wenn wir uns anstecken lassen von der Liebe, die in der trinitarischen Einheit der drei göttlichen Personen lebt und lebendig wirkt. Gott will, dass wir diese göttliche Liebe in die Welt tragen, indem wir einander lieben und seinen Frieden unter allen Einzelnen und unter allen Völkern und Nationen, allen Religionen und Weltanschauungen, immer wieder neu schaffen.

Herz-zerreißend sind die täglichen Nachrichten über den Hass in der Welt, über Gewalt und Krieg.

Dank sei Gott, gibt es nicht nur schlechte Nachrichten. Meine Schwester Irene (der Name bedeutet übrigens Friede) hat mir vor wenigen Tagen ein Video geschickt, und es mit eben diesem Satz kommentiert: Es gibt nicht nur schlechte Nachrichten. Das Video dokumentiert ein wundervolles Gesangsprojekt aus Haifa, wo der israelische Rapper Matisyahu 3000 Muslime und Juden vereinigt hat zu einem Chor.

Link zu dem Youtube-Video

Alle Menschen guten Willens sind eingeladen, dieses neue Lied zu hören, zu singen, in den Medien zu teilen und seinen Geist des Respekts vor einander, der Freude an der Vielfalt in friedvoller Harmonie zu leben.

Nehmt Gottes Melodie in euch auf (Ignatius von Antiochien, um 35–117).

Impuls von Harald Adler SSCC

Impuls zum 28. Sonntag im Jahreskreis – 15. Oktober 2023

Halbzeit bei der Weltsynode in Rom

In der Halle Paul VI versammeln sich die etwa 350 Mitglieder der Weltsynode nicht wie in einem Parlament orientiert hin auf ein Rednerpult oder den Platz des Präsidenten oder der Präsidentin, sondern eher wie zur Gruppenarbeit, um runde Tische. Es geht immer wieder darum gut zuzuhören.

Wie der Auferstandene Herr, der sich den beiden Jüngern, die unterwegs waren nach Emmaus, anschließt, ist auch auf der Synode immer wieder die Frage wichtig: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? (Lukas 24, 17)

Mitglieder der Synode sind Laien, Priester, Ordensleute, Bischöfe und der Papst, die alle vor allem zuhören wollen. Zuhören und aufmerksam bleiben auf das, was das Gehörte bewirkt und bewegt. Gott selbst ist ein Hörender. In der Wüste sagte er zu Mose: „Ich habe die Klage meines Volkes gehört. Ich kenne ihr Leid." (Exodus 3,7) Und weil er die Klage seines Volkes gehört hat, weiß er was zu tun ist, um das Leid zu mindern und das Volk auf seinem Weg in die Freiheit zu begleiten.

Für die Kirche, das pilgernde Volk Gottes, ist es wichtig immer wieder zu zuhören.

Es geht um das, was heute Gottes Volk, das ist die ganze Menschheit, stöhnen und klagen lässt. Es geht um die mehr als 828 Millionen Menschen, die chronisch Hunger leiden, um mehr als 100 Millionen Menschen, die auf der Flucht vor Krieg, Gewalt, den Folgen des Klimawandels und Verfolgung sind. Es geht um die Betroffenen und die Opfer der Kriege. Nicht weniger geht es auch um die Missbrauchsskandale, in die vor allem Kirchenmänner verwickelt waren und sind und um die tausende von Betroffenen.

Die Synode kann uns zeigen, dass wir vor der Wucht der angedeuteten Wirklichkeit gründlich unsere Hausaufgaben machen müssen, das heißt unsere Kirche so erneuern, dass sie ihre eigentliche Aufgabe – nämlich mit den Menschen Wege der Hoffnung zu suchen und zu finden – erfüllen kann. Weiten wir den Raum unseres Zeltes, seien wir nicht kleinlich und selbstbezogen, lassen wir uns berühren, wie Gott und Mose in der Wüste, von der Klage des Volkes Gottes und suchen wir mit ihm den Weg durch die Wüste in ein gutes Leben.

Impuls von Martin Königstein SSCC

Impuls zum 27. Sonntag im Jahreskreis – 08. Oktober 2023

Lesung: Jes 5,1-7

Dann hoffte er, dass der Weinberg Trauben brächte, doch er brachte nur faule Beeren. 

Wir hoffen ständig auf etwas. Was uns nervt, soll verändert werden, z.B. die Vermüllung trotz geregelter Müllabfuhr. Wir sind unzufrieden über die zugewanderten Menschen, die nicht arbeiten und trotzdem ein „teures Auto“ fahren.
Fragen wir uns nach unserem eigenen Verhalten: Wo stehen wir?
Der Prophet Jesaja erzählt von seinem Freund, der einen Weinberg besitzt und diesen bearbeitet. In der Erntezeit hoffte er auf viele Trauben. Doch sein Weinberg brachte nur faule Beeren.
Der Weinberg gehört Gott und ist ein Bild für die Menschen des Hauses Israel. Sie leben ein von Gott abgewandtes Leben und können keine Früchte bringen.

Und heute?
Gott, der Schöpfer hat uns seine Erde anvertraut. Aber wie gehen wir mit der Erde und miteinander um? Heute scheint wieder eine gottlose Zeit zu sein. Menschen werden immer egoistischer und dabei wird die Erde immer weiter zerstört. In unserer Welt gibt es viele kriegerische Auseinandersetzungen. Wir bekommen den Klimawandel hautnah mit, aber viele leugnen ihn. Eigentlich könnten alle Menschen miteinander in Frieden leben. Für alle Menschen wäre ausreichend Nahrung da. 
Wenn jeder sich seinem Schöpfer zu verdanken weiß, jeder Geist geprägt wird vom Geist Jesu, dann würde „der Weinberg gute Früchte“ hervorbringen.

Verbunden mit diesen Gedanken wünsche ich allen ein erholsames und früchtebringendes Wochenende
Elfriede Kuhmann

Impuls zum 26. Sonntag im Jahreskreis

1. Oktober 2023

Lesung Phil – 2,1–11

Schwestern und Brüder!


Wenn es eine Ermahnung in Christus gibt, einen Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, ein Erbarmen und Mitgefühl, dann macht meine Freude vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, einander in Liebe verbunden, einmütig, einträchtig, dass ihr nichts aus Streitsucht und nichts aus Prahlerei tut. Sondern in Demut schätze einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen. Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:

Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters dessen Ehre unser aller Heil ist.


Wenn man mehr Glück hat als Andere, ist es besser einen längeren Tisch zu bauen als höhere Zäune!
(Initiativausschuss rlp)


Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge weltweit lebt heute in Staaten, die es sich viel weniger als die Bundesrepublik Deutschland „leisten“ können, Flüchtlinge aufzunehmen. Sie tun es trotzdem.
(faktencheck)


Die Ampelkoalition hat sich auf die letzten Details zum Gesetzentwurf für die Kindergrundsicherung geeinigt. Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios soll ein Zuschlag für Kinder von Asylbewerbern wegfallen.


Zum Sonntag der Weltmission werden in diesem Jahr die Länder Syrien und Libanon in den Mittelpunkt gestellt.

Syrien ist verwüstet durch einen jahrelangen Bürgerkrieg, und im Februar 2023 hat ein schweres Erdbeben Teile des Landes erschüttert. Der Libanon ist getroffen von einer schlimmen politischen und wirtschaftlichen Krise. Das Land hat im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl unglaublich viele Flüchtlinge aufgenommen, und es leidet noch immer an den Folgen einer großen Explosion im Hafen der Hauptstadt Beirut im Jahr 2020.

Viele Christinnen und Christen haben diese Länder in den letzten Jahren verlassen. Einige sind geblieben und tun unter schwierigen Bedingungen das, was ihnen nötig erscheint, damit Menschen den Geschmack am Leben nicht verlieren. Sie tun das, was ihnen möglich ist, damit die Gegenwart des menschenfreundlichen Gottes erfahrbar wird. Sie sind Salz der Erde und Licht der Welt.


 

 

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

                                                   

Impuls zum 25. Sonntag im Jahreskreis

24. September 2023

Im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg bekommen am Ende des Tages alle den gleichen Lohn ausbezahlt, ob sie nun eine, drei oder zwölf Stunden gearbeitet haben.

Wenn solche Praxis in unserer Arbeitswelt Realität wäre, würden wir es wohl zu Recht als ungerecht anprangern. Man kann sich die Schlagzeilen in der Boulevardpresse gut vorstellen: „Morgens arbeiten lohnt sich nicht!“ oder: „Faule bekommen genau so viel wie Fleißige!“

Aber der Text aus dem Matthäus-Evangelium ist ja kein Lehrstück aus dem Handbuch für Arbeitsgeber. Es ist ein Gleichnis: „Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer“, beginnt Jesus seine Erzählung.

Nicht um das Arbeitsleben geht es, sondern um unser Leben vor Gott. Die, die sich im Gleichnis zur Arbeit in den Weinberg schicken lassen, sind die, die sich von Gott zu einem Leben nach seinem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe rufen lassen.

„Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben“, sagt Jesus an anderer Stelle (Joh 10,10). Das ist die Verheißung, der „Lohn“.

Und Leben in Fülle lässt sich nicht halbieren – oder irgendwie aufteilen. Das ist für alle gleich. Gott sei Dank.

Impuls und Foto: Peter Wegener

Impuls zum 23. Sonntag im Jahreskreis

10. September 2023

Da berühren sich Gott und Mensch…

An meinen Erstkommunionunterricht, den der damalige Pfarrer für uns 127 Kinder hielt, erinnere ich mich so gut wie nicht mehr. Eine Geschichte des Pfarrers fällt mir häufiger ein. Er erklärte uns die Bedeutung der Kniebeuge. Abschließend sagte er: Ihr könnt nicht Gott ehren und vor ihm eine Kniebeuge machen und anschließend mit demselben Bein andere Kinder treten.

Die 3 Texte aus der Heiligen Schrift, die an diesem Sonntag gelesen werden, haben genau diesen Inhalt: Himmel und Erde, Gott und Mensch gehören zusammen. Das hat Folgen für die Kniebeuge. Das bedeutet auch, wie der Prophet Ezechiel (1. Lesung, Ez 33,7-9) erinnert: Weil Gott sich um alle Menschen sorgt, müssen wir uns auch um das Heil und das Leben des anderen Menschen sorgen. Der Apostel Paulus erinnert in seinem Brief an die Gemeinde in Rom (2. Lesung, Röm 13,8-10) daran, wie sehr die Gottes- und die Nächstenliebe zusammenhängen. Im Evangelium (Matthäus 18,15-20) kommt Jesus selbst zu Wort. Er ermahnt, sich umeinander zu sorgen und zu unterstützen. Besonders auch dann, wenn wir selbst im Recht sind, haben wir die Verantwortung für den, der im Unrecht ist.

Was können wir tun, damit die Menschen spüren: Wo wir reden und handeln, ist Gott mit im Spiel? Da berühren sich Gott und Mensch, Himmel und Erde.

Text und Foto: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 24. Sonntag im Jahreskreis

17. September 2023

Evangelium Mt 18 – 1. Lesung Sir 27

Die Texte des 24. Sonntags im Jahreskreis verlangen uns ganz schön was ab: Vergeben und Barmherzigkeit. Verständlich, dass der Wunsch entsteht, das doch irgendwie zu begrenzen.

Wie oft MÜSSEN wir vergeben?

Das Gleichnis des Evangeliums zeigt, dass es nicht um ein Müssen geht, nicht um die Erfüllung einer Gesetzesforderung, sondern um Handeln aus Einsicht. Zum einen ist da die Erfahrung, dass ich selbst der Vergebung und des Erlasses der Schulden bedürftig bin. Immer wieder, in vielerlei Beziehungen und Gegebenheiten. Zum anderen erfahre ich, dass mir tatsächlich vergeben wird. Wenn ich klar vor Augen habe, dass ich ohne Barmherzigkeit nicht leben kann, wie könnte ich dies dann meinem Gegenüber verwehren?

Interessant ist, dass all das keine "Erfindung" von Jesus und seiner Anhängerschaft ist. Vergib deinem Nächsten das Unrecht, dann werden dir, wenn du bittest, deine Sünden vergeben! Wer nicht bereit ist zu vergeben, schadet sich im letzten selbst. Diese alte Weisheit gehört zum ältesten Wissen der Menschheit und kommt auch im Weisheitsbuch Jesus Sirach aus dem 2. Jahrhundert vor Christus vor.

Für mich heißt daraus die Konsequenz für meinem Alltag, zu versuchen, eine wohlwollende, liebevolle und barmherzige Grundhaltung an den Tag zu leben.

Wo Schuld zu vergeben ist, ist zuvor Schuld verteilt worden. Zur Richterin bin ich allerdings gewiss nicht berufen worden. Wenngleich ich an schlechten Tagen gerne den Richterjob annehme – auch ungefragt. Besonders schnell gerate ich in diese Versuchung, wenn ich selbst nicht besonders liebevoll mit mir umgehe. Dann verteile ich mit Vehemenz Bewertungen an meine Mitmenschen und nehme ihr Verhalten ganz genau unter die Lupe:  "richtig", "falsch", "gut", "schlecht" und gerne auch "schuldig!" Ein erster Schritt zu einer gelasseneren und barmherzigen Grundhaltung ist für mich, zu versuchen, das Bewerten im Umgang mit meinen Mitmenschen seinzulassen.

Impuls von Kerstin Meinhardt

Impuls zum 22. Sonntag im Jahreskreis

3. September 2023

(Jer 20,7–9; Ps 63; Röm 12,1–2; Eph 1,17–18; Mt 16,21–27)

Zum 22. Sonntag (A) im August 2020 verfasste unser irischer Mitbruder Eamon Aylward SSCC die nachfolgend dokumentierte Predigt, die ihn noch tief ergriffen zeigt vom Tod des wenige Tage zuvor verstorbenen nordirischen Politikers und Friedensstifters John Hume. In dessen Persönlichkeit und politischem Wirken sieht unser Mitbruder die Intentionen der Lesungen dieses Sonntags und der christlichen Frohbotschaft verkörpert und verwirklicht:

Ich schreibe diese wenigen Worte nur wenige Stunden nach der Beerdigung von John Hume, einem der Gründermitglieder der Social and Democratic Labour Party in Nordirland. Er hat zusammen mit David Trimble 1998 den Friedensnobelpreis erhalten. Ebenso erhielt er den Ghandi-Friedenspreis und den Martin-Luther-King-Preis. Er wird als einer der hauptsächlichen Architekten des Nordirischen Friedensprozesses angesehen. Botschaften zu seinem heutigen Begräbnis schickten u.a. Papst Franziskus, der Dalai Lama, der US-Präsident und Mrs. Clinton und Boris Johnson.

Ich wurde an John Humes Leben auf etliche Weisen erinnert, als ich die Lesungen für diesen Sonntag betrachtete. Wie Jeremias wurde auch er häufig verhöhnt und verspottet wegen seiner Überzeugungen und seines Vertrauens in die Gewaltlosigkeit. Diese Werte lebend, sagt Jeremias, „bringt mir den ganzen Tag nur Hohn und Spott.“

Aber wie Jeremias konnte es John nicht aushalten, bloß dazustehen und nichts zu tun. John war durchdrungen von den Werten des Evangeliums, die er ganz konkret und einfach in seinem Alltag lebte – Werte, die ihn das Fundament der Gesellschaft, in der er lebte, in Frage stellen ließ. Was sind die Grundlagen, die in einer Gesellschaft zu Diskriminierung, Ausgrenzung, Armut und extremer Gewalt führen?

Wie im Psalm der Messliturgie dürstete Johns Seele sehnsuchtsvoll nach Gott, der sich in einem dauerhaften Frieden zeigt – nicht nur für die Menschen in Derry, die er so sehr liebte, sondern für die gesamte Menschheit. 

In der zweiten Lesung ermahnt uns Paulus „uns nicht dieser Welt anzugleichen, sondern uns verwandeln zu lassen durch die Erneuerung des Denkens, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene.“

Sein Leben lang hat John aufgerufen zu einer tiefgehenden Veränderung durch „eine Erneuerung des Denkens“.  Viele Jahre arbeitete er mit großer Hartnäckigkeit für diese Erneuerung des Denkens, indem er die Botschaft von der Liebe, die wir im Herzen Jesu und seiner Botschaft finden, verkündete. John war 25 Jahre lang Mitglied des Europäischen Parlaments, ein leidenschaftlicher Europäer. Es war im Jahr 1989, nachdem er den Nobelpreis erhalten hatte, dass er diese Werte in solch klaren und einfachen Worten artikulierte, dass sie unser Herz anrühren, wenn wir Ohren haben zu hören, was sie uns mitteilen.

Hören wir seine Worte: „Wir müssen Verschiedenheit und Vielfalt wertschätzen … indem wir Institutionen schaffen, die diese Vielfalt fördern und allen Teilbereiche ermutigen, zusammenzuarbeiten im gemeinsamen Interesse und in wirtschaftlichen Angelegenheiten, ihren Schweiß zu vergießen und nicht ihr Blut. Das ist der Beginn eines Heilungsprozesses, der die Barrieren von Jahrhunderten niederreißt. Das ist die Philosophie eines realen Friedens. Das ist die Philosophie, die wir statt Armeen in die Konfliktregionen unserer Erde senden sollten. Was hinter allen Konflikten steckt, ist: dass Menschen Verschiedenheit als Bedrohung ansehen. Ob es sich um Rasse, Religion oder Nationalität handelt, wir müssen endlich lernen, dass solche Verschiedenheit vom Zufall der Geburt abhängt und darum nichts ist, was einen Konflikt verursachen sollte. Diese Verscheidenheit müssen wir vielmehr zutiefst respektieren.“

Was für eine konkrete Wiedergabe der Grundwerte des Evangeliums in einer Zeit, die Spaltung und Furcht zu begünstigen scheint, die uns unter nationalen Flaggen und individuellen Bestrebungen sammelt. Eine Zeit, die uns davon abbringen will, die Verschiedenheit zu respektieren und die Menschen auf unserem Planeten zu vereinen. Das ist die Herausforderung des Evangeliums, das Herzstück der Botschaft, die Jesus uns mitteilt, die aber auch so oft zu harmloser Frömmigkeit verwässert wird. Es ist eine wirklich herausfordernde Botschaft für unsere Zeit, die uns aufruft zu Treue und Hingabe.

Mit den Worten Jesu, wie sie uns Matthäus im Evangelium überliefert, hört sich das so an: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.“ 

Wo in meinem Leben bin ich vom Evangelium Jesu Christi herausgefordert, Verschiedenheit und Vielfalt zu respektieren?

Wie kann ich konkret auf diese Forderung des Evangeliums antworten und die Würde und den Respekt für alle Menschen offen bezeugen?                                                                                                                                 

(Übersetzung: Harald Adler SSCC)

Impuls zum 21. Sonntag im Jahreskreis – 27. August 2023

Evangelium: Matthäus 16,13-20

Für wen haltet Ihr mich? Wer bin ich für Euch?  

Wo Fragen gestellt werden, sind Antworten erforderlich ­– ehrliche Antworten: Für wen haltet Ihr mich? Wer bin ich für Euch? – fragt Jesus im heutigen Evangelium. Ich kann diese Frage nicht für Sie beantworten, möchte aber meine ganz persönliche Antwort mit Ihnen teilen.

Jesus, wer bist Du für mich?

Du bist ein lebendiges Beispiel für geglücktes Leben. Du hast vorgelebt, wie es sich zu leben lohnt. Vorgeliebt, wie es sich zu lieben lohnt. Vorgelitten, wie es sich zu leiden lohnt. Vorgestorben, wie es sich zu sterben lohnt. Du liebst, was meine Liebe nicht lieben kann. Du rettest, was meine Liebe nicht retten kann. Du hältst, was meine Liebe nicht halten kann. Du erlöst, was meine Liebe nicht lösen kann. 

Du stehst am Anfang meines Weges und gehst alle Wege mit, auch die Umwege, Einbahnstraßen, selbst die Irrwege. Und am Ende meines Weges bist du da und fängst mich auf – barmherziger, allmächtiger, heilender, liebender Gott. 

Das und Der bist Du für mich!

Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum 20. Sonntag im Jahreskreis ‒ 20. August 2023

Evangelium: Mt 15,21-28

„Schick sie fort, denn sie schreit hinter uns her!“

Heute würden wir sagen: „sie nervt“. Von Kindern kennen wir das, dass sie nerven, wenn sie unbedingt etwas möchten. Allerdings entscheiden dann die Erwachsenen, ob ihr Wunsch erfüllt wird. Die laut rufende kanaanäische Frau, die Jesus um die Heilung ihrer Tochter bittet, ignoriert er.

Er erfährt daraufhin ihre Hartnäckigkeit. Sie fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir! Da wendete sich Jesus ihr zu und gibt ihr keine wohlwollende Antwort: Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den kleinen Hunden vorzuwerfen. Da entgegnete sie ihm: Ja, Herr! Aber selbst die kleinen Hunde essen von den Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. Darauf antwortete ihr Jesus: Frau, dein Glaube ist groß. Es soll dir geschehen, wie du willst.

Dazu ein Meditationstext aus: Langwald, Marie-Luise: Frauengedanken: Begegnung mit biblischen Frauengestalten, Düsseldorf 2. Aufl. 1992, S. 60-61

DEIN VERTRAUEN MÖCHTE ICH HABEN

Dein Vertrauen möchte ich haben,
Frau aus Kanaan,
dein Vertrauen,
ihn zu bitten.

Deine Größe möchte ich haben,
Frau aus Kanaa,
deine Größe,
dich klein zu machen vor ihm.

Deine Hartnäckigkeit möchte ich haben,
Frau aus Kanaan,
deine Hartnäckigkeit,
ihn erneut zu bitten.

Deinen Mut möchte ich haben,
Frau aus Kanaan,
deinen Mut,
mit ihm zu ringen.

Deinen Glauben möchte ich haben,
Frau aus Kanaan,
deinen Glauben
an ihn.

Erbitte mir deinen Glauben

Verbunden mit diesem Wunsch allen ein gesegnetes Wochenende
Elfriede Kuhmann

Impuls zum 19. Sonntag im Jahreskreis

13. August 2023 – 1. Lesung: 1 Kön 19,9ab.11b–13

Jesus stillt den Sturm und rettet den sinkenden Petrus.

Gott ist nicht im Sturm, sondern im sanften Säuseln des Windes gegenwärtig …

Immer wieder hat Gott durch Mit-Menschen Stürme gestillt und rettende Hände gereicht. Gedenktage Anfang August zeigen sie uns zur Ermutigung: Janosz Korzak, der Kinderarzt, Pädagoge und Schriftsteller begleitet seine 200 Waisenkinder am 5.8.1942 ins KZ aus dem Warschauer Ghetto; er hat sie nie allein gelassen und Kinderrechte eingefordert für alle…

Am 7.8.1635 stirbt Friedrich Spee in Trier, weil er sich bei der Pflege der Opfer des grausamen Dreißigjährigen Krieges an einer Seuche unter den Kranken angesteckt hatte; er war in Trier in Verbannung durch die Verantwortlichen in Kirche und Staat, die gegen seinen Kampf gegen Hexenverbrennungen waren, obwohl er durch die Besuche in den Gefängnissen die ungerechten Verurteilungen aufdeckte und so einen unabhängigen Anwalt bei den Prozessen forderte und ein Verbot jeglicher Folter, unter der Geständnisse erpresst wurden.

Am 9.8.1943 wurde der einfache, aber gläubige Bauer Franz Jägerstätter in Berlin hingerichtet, weil er aus Gewissensgründen den Kriegsdienst unter den Nazis verweigerte.  Einem Regime das Kranke tötete, den Glauben vernichten wollte, überfallene Völker ausplünderte, … Der Bischof warf ihm Hochmut vor, aber Franz lernte auch andere furchtlose Priester und Christen kennen …

Gerade der Ukraine-Russland-Krieg fordert das, was diese Mit-Menschen aus Überzeugung gelebt und erlitten haben: Rechte und Schutz für Kinder, Verbot von Folter und das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung (#ObjectWarCampaign) … Eine Belarussin fasst das Zeugnis der Kriegsdienstverweigerer:innen: Olga Karatch, Nash Dom, u.a. in  Belarus gut ins Wort: „Wir können in diesem Krieg nur gewinnen, wenn wir uns einig sind, nicht zu kämpfen, wenn wir nicht die Sprache des Krieges und des Hasses sprechen, wenn wir nicht der Vorstellung zustimmen, dass Menschenrechte nichts bedeuten, dass sie nicht universell sind.“

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum Fest „Verklärung des Herrn“ – 6. August 2023

(…) ich war auf sein
kommen nicht vorbereitet u. dachte, ich
kann hier am ufer gehen, ohne ihn einmal
im leben zu sehen. aber in einer blauen
sekunde in meinem vierundfünfzigsten
jahr / strich er über das stehende wasser
und war im nächsten moment nicht mehr da.

(aus: Sonnengesang, © Luchterhand Literaturverlag 2020, Norbert Hummelt: Die Begegnung)

Das Gedicht von Norbert Hummelt hat mich trotz seiner ungewöhnlichen und sperrigen Form beim ersten Lesen fasziniert. Was in einer einzelnen „blauen Sekunde“ – ganz unverhofft – geschehen kann ...

Auch wenn es nur eine sehr flüchtige Begegnung ist, eine Momentaufnahme, die im nächsten Augenblick schon wieder verflogen ist. So eine Erfahrung kann prägen: der Blick eines Mitmenschen, der mich trifft. Ein Wort, das ich lese und mir einen neuen Horizont öffnet. Ein Ereignis, das Gewohntes verändert und in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Unvorbereitet, im Alltag, bei einem Spaziergang, ganz unverhofft. Eine „blaue Sekunde“.

Beim zweiten Lesen kam mir das Fest in Erinnerung, das an diesem Sonntag im Kalender steht: Verklärung des Herrn.

Bevor Jesus sich auf den Weg nach Jerusalem macht, nimmt er drei seiner Jünger mit auf einen Berg. Dort wurde er „vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht“ (Matthäus 17,2). Dazu erscheinen Mose und Elija – und die Stimme aus der Wolke: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.“

In dieser Begegnung, so flüchtig sie auch war – „als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein“ –, leuchtete dem Petrus, Jakobus und Johannes, etwas auf. Sie konnten wieder etwas besser verstehen, wer dieser Jesus wohl ist.

Unvorbereitet, im Alltag, ganz unverhofft. Ihre „blaue Sekunde“?

Peter Wegener

Impuls zum 17. Sonntag im Jahreskreis

30.07. 2023

Aus dem Evangelium nach Matthäus (Matthäus 13, 44–46)

In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein.


Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker.

Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte. Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.

Ich würde alles dafür geben …

… wenn der Frieden käme.

… wenn meine Tochter wieder gesund würde.

… wenn wir in unser zerbrochenen Beziehung eine neue Chance bekäme.

… wenn mein Mann aufhören könnte zu trinken.

Jede und jeder von uns weiß, was ihm oder ihr wirklich wichtig ist, wer oder was uns am Herzen liegt. Was einen hohen Einsatz wert ist. Wonach wir uns wirklich sehnen.

Teresa von Ávila rät uns nicht kleinlich zu sein, für einen hohen Einsatz auch Großes zu erwarten, alles zu erwarten. Teresa ist überzeugt, dass Gott allein genügt, dass nur er wirklich unsere Sehnsucht erfüllen kann. Ja, dass unsere Sehnsucht uns den Weg zu ihm zeigt.

Impuls von Martin Königstein SSCC

 

Impuls zum 16. Sonntag im Jahreskreis – 23. Juli 2023

„Lasst beides wachsen bis zur Ernte“ (Matthäus 13,30)

Wer verspürt nicht manchmal die Lust, Unkraut möglichst schnell aus Gärten zu entfernen. Daran ändert auch nicht, dass die Unkräuter heutzutage oft freundlicher als Wildkräuter bezeichnet werden. Im Evangelium des 16. Sonntags im Jahreskreis geht es um jenes Unkraut oder Wildkraut, das für das Böse in der Welt steht. So stellt sich die Frage: Wo entdecken wir dieses Böse?: In den Menschen, mit denen wir es tagein tagaus zu tun haben; in Institutionen, wie zum Beispiel in unserer Kirche; in unserem Land oder ganz allgemein in unserer Welt.

Wenn wir das Böse oder die Bösen entdeckt haben, dann neigen wir auch dazu, diese Art Unkraut schnell zu entfernen: aus unserem persönlichen Leben, aus der Kirche, aus der Gesellschaft. Manchmal hätten wir es gerne aus der Welt verbannt. Dahinter steckt oft unsere Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Wir glauben dann, dass es den Bösen gerecht geschieht, wenn sie ausgeschlossen werden, eingesperrt oder vertrieben oder gar getötet.

Diese Gedanken sind dem Evangelisten Matthäus, von seiner Herkunft ein frommer Jude, nicht fremd. Unrecht muss bestraft und so Gerechtigkeit geschaffen werden. Wie schwer wird es ihm gefallen sein, den Text des heutigen Evangeliums zu schreiben. Er hat erkannt, dass es uns nach dem Willen Jesu nicht zusteht, zu richten und das Böse sowie die Bösen vorzeitig zu entfernen. Bis zum letzten Atemzug sind auch die Bösen willkommen und will Gott ihre Umkehr bewirken. Das Gericht findet am Ende statt. Richter ist allein Gott.

Vielleicht ein schwieriger Gedanke, der uns Demut, Geduld und Barmherzigkeit abverlangt; auf jeden Fall ein starkes Gottvertrauen. Vielleicht fällt es uns leichter, beides bis zur Endzeit wachsen zu lassen, wenn wir erkennen, dass es auch in unserem eigenen Leben beides gibt: wertvolle Früchte und das Böse im Wildkraut.

Text und Foto: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 15. Sonntag im Jahreskreis – 16. Juli 2023

Jesaja 55,10–11; Psalm 65; Römer 8,18­–23; Matthäus13,1–23

Eine Parabel soll den Hörern und Leserinnen durch den Vergleich von Bild- und Sachebene zu eigenem Nachdenken herausfordern. Das können wir bereits aus der heutigen ersten Lesung von Jesaja lernen. Jesaja versichert uns:  Egal was sich in der Welt abspielt, Gott wirkt im tiefsten Innern der Evolution, so sicher wie Regen die Erde bewässert. Auch wenn es unmerklich und langsam vor sich geht und frustrierend unsichtbar wie bei der Berieselung durch Schneeschmelze, Gottes Wort ist niemals ohne Wirkung: Nach und nach bringt es alle Dinge zu ihrer Erfüllung.

Das ist es auch, was Paulus in der heutigen Lesung aus dem Römerbrief verkündet. Er entwirft ein Bild der gesamten Schöpfung, die in Geburtswehen stöhnend, Gottes unvorstellbare Zukunft hervorbringt.

Dieses Bild des Gebärens ist Jesu Parabel von der Aussaat von Samen ähnlich: Wir pflanzen etwas im Glauben, dass das, was dabei herauskommt, viel größer und lebendiger sein wird. In ihrer Interpretation der Parabel Jesu haben sich die Evangelisten auf den Boden konzentriert, darauf, wie das Gotteswort aufgenommen wird. Schauen wir aber einmal ein paar Minuten auf den Sämann:

Dom Helder Camara, der ehemalige Erzbischof von Olinda und Recife in Brasilien, einer der profiliertesten Vertreter der Befreiungstheologie, schreibt in einem seiner poetischen Gebete, „Königssohn“ (in „Die Wüste ist fruchtbar“), über Gott und die Aussaat des Samens. In dem Gebet fragt er Gott, warum die Schöpfung so verschwenderisch ist, warum die Früchte niemals dem Überfluss des Samens gleichkommen, warum die Quellen das Wasser verschwenderisch verspritzen, und warum wir niemals die gesamte Energie ausnutzen können, welche die Sonne ausstrahlt.

Statt auf eine Antwort zu warten, betet er: „Möge deine Großzügigkeit mich Großherzigkeit lehren. (…) Dich sehend als einen verschwenderischen und freigiebigen Geber, lass mich großzügig geben, wie Gottes Sohn, wie Gott selbst.“
Wir können über unsere Fehler nachsinnen, die Zeiten, in denen wir wie die Samenkörner auf dem Weg waren und uns um das Wohl anderer nicht gekümmert haben. Wir können unseren Mangel an Hoffnung bejammern oder die Zeiten, in denen uns alles Mögliche, Beliebtheit oder gesellschaftliche Geltung wichtiger waren als unsere menschlichen Werte. Wir können ein Leben lang bedauern, was wir getan haben und unseren Blickwinkel einengen auf uns selber.

 

Wie wäre es aber, wenn wir stattdessen auf Gottes Großzügigkeit schauten? Angenommen, wir konzentrierten uns auf diesen irren Sämann, der denkt, er habe genug Samen, um ihn überall hin zu verstreuen, in der Vorstellung, dass das, was sprießt, aber nicht Frucht tragen wird, den Erdboden nährt, und dass die Vögel den Samen zu weit entfernten Stellen transportieren, die er zu Fuß niemals erreichen wird?

Angenommen, wir stellen uns vor, dass Gott uns eine Chance nach der andern gibt, ohne sich große Sorge zu machen über das, was verdorrt, dass er sich vielmehr freut über die dreißig-, sechzig- und hundertfache Ernte, oder vielleicht auch nur die zehnfache?

Was wird uns mehr Gott-ähnlich machen, uns auf unsere Fehler, unser Versagen zu konzentrieren oder zu jubeln in den Momenten, wenn wir erkennen, dass Gott durch uns bewirkt, etwas Wunderbares geschaffen hat? Das könnte die Geburt eines Kindes sein, oder der Moment, wenn wir das richtige Wort gefunden haben, um jemanden zu trösten; oder etwas ungewöhnlichere Dinge, wie eine Freundschaft mit einem geistig behinderten Menschen.

Wie wäre es, wenn wir Jesaja ernst nehmen würden, indem wir darauf vertrauen, dass Gottes Werk weitergeht, ob wir es bemerken oder nicht?

Jesus hat Gottes wirksames Handeln in der Welt anerkannt und sich daran erfreut.  Er sah es in den Pflanzen und Tieren, den Fischern, den Handwerkern, den Reichen und den Armen. Heute sieht er es in Eltern, Erzieherinnen, Müllsammlern und in allen möglichen anderen Leuten.

Gesegnet sind unsere Augen, wenn wir in andern Menschen Gott am Werk sehen, denn auf diese Weise dringt die Kraft seines Wortes in unser Herz hinein und macht uns selber und unsere Gemeinschaften fruchtbar, indem wir Gottes Willen verwirklichen, der durch uns wirken will.

(Freie Übersetzung einer Predigt der St. Joseph Schwester Mary M. McGlone, Übersetzung: Harald Adler SSCC)

Impuls zum 14. Sonntag im Jahreskreis – 9. Juli 2023

Matthäus 11,25–30

Entlastung finden und Erleichterung

In der Geschichte der Menschheit kennen wir eine Steinzeit, eine Bronzezeit, eine Eisenzeit. Unsere heutige Zeit, empfinde ich als „Lastenzeit“: Altlasten, Schuldenlasten, Umweltbelastung, psychische Belastungen, maximale Auslastung …

Menschen haben enorme Lasten zu stemmen und waren wohl noch nie selbst so belastend für die Schöpfung und füreinander wie heute. Wohin mit diesen Lasten?

Komm zu mir mit deinem Leben – deinen Lasten, Ängsten, Fragen, Sorgen. Ich werde dir Entlastung und Erleichterung verschaffen, Ruhe, und Frieden geben für die Seele und dein Herz. Das bietet uns Jesus im heutigen Evangelium an. Sein Angebot möchte ich annehmen mit den Worten eines Liedes (Gotteslob 456), das mir sehr wichtig geworden ist:

„Herr, du bist mein Leben, Herr, du bist mein Weg. Du bist meine Wahrheit, die mich leben lässt. Du rufst mich beim Namen, sprichst zu mir dein Wort. Und ich gehe deinen Weg, du Herr gibst mir den Sinn. Mit dir hab ich keine Angst, gibst du mir die Hand. Und so bitt ich, bleib doch bei mir.

Jesus, unser Bruder, du bist unser Herr. Ewig wie der Vater, doch auch Mensch wie wir. Dein Weg führte durch den Tod in ein neues Leben. Mit dem Vater und den Deinen bleibst du nun vereint. Einmal kommst du wieder, das sagt uns dein Wort, um uns allen dein Reich zu geben.

Du bist meine Freiheit, du bist meine Kraft. Du schenkst mir den Frieden, du schenkst mir den Mut. Nichts in diesem Leben trennt mich mehr von dir, weil ich weiß, dass deine Hand mich immer führen wird. Du nimmst alle Schuld von mir und verwirfst mich nie, lässt mich immer ganz neu beginnen.“

Danke Gott.

Und Amen.

Hans-Ulrich Willms sscc

Impuls zum 13. Sonntag im Jahreskreis – 2. Juli 2023

Zweites Buch der Könige 4,8–11.14-16a

„Ich weiß, dass dieser Mann, der ständig bei uns vorbeikommt, ein heiliger Gottesmann ist.“

Die Rede ist vom Propheten Elischa, der ein großer Wundertäter war und vom Volk sehr verehrt wurde. Eine vornehme Frau aus Schunem lud ihn zum Essen ein. So kam es, dass er, wenn er in Schunem war, bei ihr einkehrte. Sie sagte zu ihrem Mann: Ich weiß, dass dieser Mann ein heiliger Gottesmann ist.

Diese Geschichte ist fast 3000 Jahre alt und könnte heute immer noch so stattfinden.

Es kommen Menschen zu uns zu Besuch. Aber sind es für uns Fremde, die uns besuchen? Laden wir nicht Bekannte, Freunde und Familie ein? Hier ist vielleicht eine Ausnahme zu sehen. Die vornehme Frau, so scheint es, hat Elischa unvoreingenommen und ohne eine Gegenleistung zu erwarten, zum Essen in ihr Haus eingeladen.
Nach welchen Kriterien laden wir Gäste ein? Ist es in der heutigen Zeit überhaupt möglich, Fremde einzuladen? Und, was mir sehr wichtig ist: Sehe ich in jedem Gast einen „heiligen Gottesmann“, wie sie es getan hat?
Als Christen sollten wir eine besondere Sichtweise auf Menschen haben: In jedem Menschen, der uns begegnet, sollten wir Christus sehen und diesem Menschen entsprechend begegnen. Ich glaube, dass wir als Christen hier einen ganz besonderen Auftrag zu erfüllen haben, der in unserer Gesellschaft Kreise ziehen könnte.

Ich wünsche allen ein gesegnetes Wochenende
Elfriede Kuhmann

Impuls zum 12. Sonntag im Jahreskreis – 25. Juni 2023

(Matthäus 10, 26 – 33)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln: Fürchtet euch nicht vor den Menschen! (…)
Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.

Wenn Sie mögen und Zeit haben, können Sie erst in Ruhe das nebenstehende Bild „Kreuztragung“ von Hieronymus Bosch (entstanden 1515 – 1520) betrachten.
Sie können sich fragen: Worum geht es hier? Was beeindruckt mich an diesem Gemälde? Wie erreicht der Künstler das?

Fürchtet euch nicht vor den Menschen. (Mt 10, 26) Wie wirkt der Satz Jesu aus dem heutigen Sonntagsevangelium vor diesem Bild? Wie drückt der Künstler das aus in dem Antlitz Jesu und Veronikas (linke, untere Bild Ecke)?

Kämpfe nicht gegen deine Gefühle, gegen deine Schwächen, sondern schließ Frieden mit ihnen, dann können aus Feinden Freunde werden. Zum Beispiel deine Angst. Wenn du gegen sie ankämpfst, wird sie immer stärker. Du verbrauchst deine ganze Energie im Kampf gegen die Angst.
Wenn du aber mit der Angst Frieden schließt, überlegst was will deine Angst dir sagen, dann kann sie zur „Verbündeten“ werden, die dich entdecken lässt: Ich verstehe mich von Gott her und nicht von der Anerkennung der Menschen her. In mir kann das Bewusstsein Raum greifen: Ich bin von Gott getragen, ich bin mehr wert als viele Sperlinge (vergl. Mt 10, 31)

Frieden schließen mit allem, was ich in mir als „Feind“ sehe, das ist ein Weg der Ganzwerdung.

Martin Königstein SSCC

Impuls zum 11. Sonntag im Jahreskreis – 18. Juni 2023

(Matthäus 9,36 ff)

Hirten für erschöpfte und verlorene Menschen gesucht

(Am 20. Juni ist der internationale. Tag der Flüchtlinge)

„Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Und Jesus rief die 12 Jünger, um unreine Geister auszutreiben, Krankheiten und Leiden zu heilen, Aussätzige zu reinigen. „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Aber sie sollten nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gehen. Und sie taten und lebten, was Jesus ihnen sagte und vorgelebt hatte. Und siehe auch die verlorenen Schafe außerhalb Israels folgten und die Jünger bewiesen sich als Hirten Jesus, der auch der Heidin nicht das Heil versagte.

Gute Hirten versagen keinem Geschöpf das Heil aus Verlorenheit, Ungeborgenheit und Einsamkeit. Und so sandte Jesus sie am Ende seiner Erdenzeit zu allen Völkern, dass kein Schaf verloren geht, Unheil erfährt, zugrunde geht …, sondern Heil erfährt.

Doch wer sind heute die bestellten Hirten für die Völker? Eher von Eigeninteresse getragen als vom Allgemeinwohl für alle Völker. Die Opfer ungerechter Wirtschafts- und Handelspolitik sind uns zu viele, weil sie auch zu uns flüchten, obwohl sie durch sichere Drittstaaten kommen, wo sie doch bleiben können und endlich bleiben sollen. Dafür tragen unsere Hirten nun Sorge, dass es dort für sie „menschenrechtsgemäß“ zugeht. Weniger wird es um die Bekämpfung der Fluchtursachen gehen, denn dann müssten wir uns auch mit Veränderung und Wiedergutmachung beteiligen. Und wenn es doch noch welche in die EU schaffen, dann aber mit soliden, menschenrechtsgemäßen Grenzverfahren und „gerechter“ Aufteilung. Und wer keinen aufnimmt, muss bezahlen.

Wie diese Sorge an EU-Grenzen aussieht, erleben wir in Griechenland, Polen, Bulgarien und Ungarn: verschwundene Flüchtlinge oder in Elendslagern oder auf der Straße. Aber wir sind sie erst mal los. Und barmherzigerweise wird es auch schon mal freiwillige Aufnahmen zur Entlastung geben.

Ein Sorgegedanke könnte ein gemeinsamer Hirtenansatz sein: Wie können wir mit guten Beziehungen zu Herkunfts- und Transitländern tödliche Fluchtwege vermeiden? Wie können wir Arbeitsfelder bei uns bieten und wie durch feste Aufnahmekontingente von gefährdeten Mitmenschen Schutz schaffen?

Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 2. Sonntag nach Pfingsten – 12. Juni 2023

Barmherzigkeit, nicht Opfer

Während des ersten Lockdowns der Pandemie ist mir ein Wort wieder begegnet, das lange aus dem Blickfeld verschwunden war – aus meinem zumindest: Sonntagspflicht. In der Zeit, als keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert wurden, setzten einige Bischöfe die Sonntagspflicht offiziell außer Kraft.

Das kam mir wieder in den Sinn, als ich die Bibeltexte dieses Sonntags las.

„Denn an Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern“, heißt es in der ersten Lesung aus dem Propheten Hosea. Und ganz ähnlich im Evangelium: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!“ (Mt 9,13).

Riten zu vollziehen – im biblischen Kontext Opfer darbringen – das gehört zur Religion dazu. Auch bei uns: den Sonntag zu heiligen durch die Feier der Eucharistie. Aber doch bitte nicht als Pflicht, als kleinliches Gesetz der Kirche, das es zu erfüllen gilt.

Liebe und Barmherzigkeit stehen in den beiden Sonntagstexten dem „Opfer“ gegenüber.

Das ist das zentrale. Jesus hat alle Gebote und Vorschriften in einem zusammengefasst: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben und deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Mt 12, 29-31).

Oder noch pointierter beim heiligen Augustinus: „Liebe und tu, was du willst.“

Peter Wegener

Impuls zum 1. Sonntag nach Pfingsten – 4. Juni 2023

Dreifaltigkeit – Gott ist Eins in der Vielfalt

Die Vereinigung mit Gott ist das Ziel unseres Lebens. Wir sind unterwegs hin zu Gott, der Gemeinschaft ist. Der Weg dahin ist die Nachfolge Christi. Es geht um anhaltende und durchgängige, alle Höhen und Tiefen prägende, alle geraden und krummen Wege einschließende Suche nach Gott, der so groß ist, dass es sich lohnt, ihn ein Leben lang zu suchen. (vergl. Teresa von Ávila)

Diese Suche wird sich eher in das eigene Innere und in die eigene Tiefe wenden, als nach außen. "Willst du Gott erkennen, so lerne dich vorher selbst kennen.“ (Evagrius Ponticus)

Auf diesem Weg ins eigene Innere, in die eigene Tiefe, oft genug auch in die eigene Einsamkeit, kann ich zugleich eine tiefere Form von Angenommensein und Verbundenheit erleben. Je mehr ich mich selbst kennenlerne, desto mehr weiß ich wie die Liebe beschaffen ist, mit der Gott mich liebt. Ich bin angewiesen auf dieses größere Du. Ich sehne mich nach dieser umfassenden Liebe, wie sie Menschen gar nicht geben können.

Gott ist Eins in der Vielfalt und von diesem Einssein in der Vielfalt her kann er für den Suchenden eine innere Heimat eröffnen. Dieser Gott, Eins und Dreifaltig, er allein kann den menschlichen Durst nach Heimat, nach Verstandenwerden, nach Liebe stillen. Solo Dios basta. Gott allein ist genug. (Teresa von Ávila)

Pater Martin Königstein SSCC

 

Impuls zum Pfingstfest 2023 - 28.05.2023

Bei uns und in uns

Das Versprechen Jesu gilt auch heute: Er lässt uns nicht als Waisen zurück. Er sendet uns den Heiligen Geist als Beistand. Dieser, so sagt Jesus, ist bei uns und in uns.

Wenn jemand uns in einer schwierigen Situation – Krankheit, Trennung, Überforderung – verspricht, bei uns zu sein, tut es gut. Ein solches Versprechen mindert die Angst und ermutigt.

Dieser Geist Gottes ist nicht nur bei uns, sondern in uns. Er ist nicht nur Wegbegleiter, sondern wirkt in unserem Innern. „In uns“, das bedeutet: er geht durch Fleisch und Blut. Er wirkt wie die Nahrung und wie Medikamente.

Die zehn Strophen der Pfingstsequenz, in einer konfliktreichen Zeit um 1200 verfasst, drücken aus, was sich Menschen von diesem Beistand erhoffen. Sie erbitten, dass er bei innerer Dürre Leben einhaucht und in der Not Kühlung schenkt. Das Leben mag uns aus vielerlei Gründen am Pfingstfest 2023 „grau in grau“ erscheinen. In die Enttäuschungen und in die Wut der Menschen unserer Tage hinein ist diese Pfingstsequenz ein aktuelles Gebet. Beim Beten denke ich an die Menschen, die von unserer Kirche enttäuscht sind; ebenso an die Klimakleber und die Wutbürger in unserem Land; an die Verzweifelten in den Kriegen unserer Tage…

„Komm herab, o Heil‘ger Geist, der die finstre Nacht zerreisst, strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt, komm, der gute Gaben gibt, komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit, Gast, der Herz und Sinn erfreut, köstlich Labsal in der Not,
in der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu, spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig Licht, fülle Herz und Angesicht, dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein, Dürrem giesse Leben ein, heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut, das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit. Lass es in der Zeit bestehn, deines Heils Vollendung sehn und der Freuden Ewigkeit.“

Text und Bild: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 7. Sonntag der Osterzeit – 21.05.2023

Ist mit dem Tod alles aus?

Im Buchkalender 2023 des St. Benno Verlags habe folgenden beherzigenswerten Rat entdeckt:
Nach dem Tod seiner Ehefrau soll der Dichter Theodor Storm immer wieder ausgerufen haben: „Wenn ich doch glauben könnte!“ Mit Constanze hatte er seine ganz große Liebe verloren, und er sehnte sich zeitlebens nach den Tröstungen des Glaubens. Doch den Glauben an die Auferstehung hielt er für eine Fata Morgana. „Der Glaube ist das Größte und Schwerste“, hat der dänische Philosoph Soeren Kierkegaard gesagt. Und: „Den Sprung in den Glauben kann mir niemand abnehmen.“  Niemand kann mir das Glauben abnehmen. Zwar gibt es gute Gründe für unseren Glauben, doch letztlich bleibt er ein Wagnis. Seit Kierkegaard oder Storm hat sich da nicht geändert: An einen persönlichen Gott zu glauben, das fällt vielen schwer. Und dennoch vertrauen wir darauf, dass wir ihn wagen dürfen: den Sprung in den Glauben und in ein anderes Leben, ein wirklich alternatives Leben. Matthias Micheel (MM)

Zum Evangeliumstext

Joh 17,1–11a Das hohepriesterliche Gebet Jesu

In der Fürbitte für die Jüngerschaft betet Jesus für alle, die Gott ihm anvertraut hat und die durch Jesus zum Glauben an seine göttliche Sendung gelangt sind: „Sie haben wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast.“ 
Erkenntnis“ meint hier nicht ein theologisches Theoretisieren, sondern ein gläubiges Praktizieren: eine anerkennende Haltung in vertrauensvoller Hingabe und in hoffnungsvollem Vollzug.
Das Wort „verherrlichen“ ist eine Übersetzung für das griechische Wort > doxa <  und bedeutet  > Glanz, die Majestät Gottes <, göttlicher Glanz, der sichtbar werden kann – in Jesus Christus und auch in anderen Menschen. Eine mehr wortgetreue Übersetzung des griechischen Originaltextes könnte lauten: „Lass den göttlichen Glanz in deinem Sohn erstrahlen, damit dein Sohn die Majestät Gottes in dir (dem Vater) erstrahlen lässt.“ 
In seiner Fürbitte für die, die Gott ihm anvertraut hat und die durch Jesus zum Glauben an seine göttliche Sendung gelangt sind, betet Jesus für seine Jünger, die er nun Freunde nennt, und er weitet sein Gebet aus auf alle, die an ihn glauben werden, auf die künftige Missionskirche, ihre Einheit in der Liebe (V. 20–23) und die Aufnahme der Gläubigen in die Gemeinschaft der künftigen Herrlichkeit mit Christus (V. 24–26)
Mit dem Gedanken der Liebesgemeinschaft zwischen Gott, Jesus und den Gläubigen schließt das hohepriesterliche Gebet Jesu.
 

Der österliche Glaube und die Botschaft von Christi Himmelfahrt

Als Christen sind wir österliche Menschen – wir leben im Glauben an die Auferstehung Jesu und an unsere eigene künftige Auferstehung. Als Kirche wie auch als Einzelne sollten wir den Mut haben, von diesem Ziel zu reden, der Welt zu zeigen, aus welcher Hoffnung wir leben. Diese Hoffnung zeichnet uns aus, sie ist unser Markenzeichen. Diese Hoffnung ist die Mitte unseres Lebens und unseres Glaubens.
Und als Jüngerinnen und Jünger Christi sind wir aufgerufen eins zu sein mit Ihm und dem Dreieinigen Gott, eins auch untereinander in froher Hoffnung, in gegenseitiger Liebe und inniger persönlicher Verbundenheit.
Wenn wir unsere Liebe zu Gott und untereinander pflegen in Gebet und im Feiern der Eucharistie, wenn wir aus der hoffnungsfrohen Überzeugung leben, dass Gott durch uns Christen aller Welt, allen Menschen Gottes Heilswillen kundtun will, dann werden wir mehr durch unser Tun als durch Worte die Frohe Botschaft vom Reiche Gottes bezeugen und uns einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden, für Geschwisterlichkeit unter allen Menschen und für liebevollen Umgang mit der gesamten Schöpfung Gottes.
Am Fest Christi Himmelfahrt feiern wir, dass Jesus nach seiner Rückkehr zum Vater auf neue Weise bei uns ist und bleibt: durch seinen Heiligen Geist durch seine Worte, durch andere Menschen. Wir feiern, dass er uns sein Werk anvertraut hat, dass wir sein Werk weiterführen dürfen. Dazu schenkt uns Jesus den Heiligen Geist. „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,13.16), sagt Jesus. 

Pater Harald Adler SSCC

Impuls zum 6. Sonntag der Osterzeit – 14.05.2023

Joh 14,15-21

Damit Leben gelingt

Leben, wie sich zu leben lohnt ... Jesu große Leidenschaft! Jenseits von Künstlicher Intelligenz, Lebens - Arbeitsbalance und Freizeitstress bleibt das Fragezeichen: Wie geht das eigentlich?

Jesus gibt alles, gibt sein Leben, gibt sich selbst dafür, dass es seine Freunde am eigenen Leibe zu spüren kriegen. „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten“, sagt Jesus zu ihnen. Was meint er damit und um welche Liebe geht es?

Um Liebe, die nicht aus einem sentimental vagen Hochgefühl  besteht, in dem alles oder auch nichts möglich ist.

Um Liebe nicht nach dem Gänseblümchenprinzip: „Ich lieb dich, ich lieb dich nicht...“ oder auch „Dich lieb ich, dich lieb ich nicht…“.

Um Liebe, die nicht vielleicht und nicht nur im Himmel möglich ist.

Um Liebe, die nicht für alle gleich und deshalb ungerecht ist – im Sinne von „Seid umschlungen Millionen!“ Das  würde letztlich bedeuten: Du kannst mir gestohlen bleiben…

Um Liebe, die geboten ist und ohne Weisungen nicht auskommen kann. Liebe, die nicht mit frommen Sprüchen, in Sonntagsreden oder aus dem Gesetzbuch daherkommt.

Liebe, die weiß, was der oder die andere braucht. Liebe, wie Jesus sie vorgelebt hat, die im „Tatort“ Leben, im „Tatort“ Alltag am Leben der Mitmenschen konkret Anteil nimmt und ihnen das zukommen lässt, was sie zum Leben brauchen.

Liebe, die dies aber auch sich selber zukommen lässt. Ganz im Sinne dessen, was Jesus an anderer Stelle einfordert: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Und nicht: „Liebe dich selbst wie deinen Nächsten!“

Leben, wie es sich zu leben lohnt! Wenn alles getan und gegeben ist, ist es das, was bleibt: Liebe im Sinne des heutigen Evangeliums. Wissen, was ich selber brauche, und es annehmen und sein lassen; wissen, was die Nächsten brauchen und es ihnen zukommen lassen und schützen. In guten und schweren Zeiten. Um Gottes Willen!

So sind Liebe und Gebote kein Gegensatz, sondern geben einander die Hand, umarmen sich, damit Leben gelingt.

Hans-Ulrich Willms sscc

Impuls zum 5. Sonntag der Osterzeit (A) – 07.05.2023

aus dem Evangelium: Joh 14,1-12 Vers 12

Paris, 22. April 2023

Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen
und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.

4 Patres der Kongregation von den Heiligsten Herzen und 1 Pater von der Kongregation des Heiligen Vinzenz von Paul haben dieses in ihrem Leben vollbracht und sind deshalb an diesem Tag seliggesprochen worden.

Ihre Geschichte: Im März 1871 brach in Paris ein Aufstand aus, bei dem es unter anderem um die Trennung von Kirche und Staat ging. Der Hass gegen den Glauben und die Geistlichen wurde in der Bevölkerung von einigen Führern geschürt.

So wurden am 12. April 13 Brüder und 84 Schwestern der Kongregation aus der Rue de Picpus ins Gefängnis gebracht. Die meisten von ihnen wurden später wieder freigelassen.

Ende Mai eskalierte die Gewalt. Am Freitag, 26. Mai wurde befohlen, 50 Gefangene freizulassen, davon 10 zufällig ausgewählte Priester. Zu diesen zufällig ausgewählten Priester gehörten die 4 Picpus-Patres Ladislas Radigue, Polycarpe Tuffier, Marcellin Rouchouze, Frézal Tardieu und P. Henri Planchat. Alle wurden in den Innenhof des Hauptquartiers der Nationalgarde an der Rue Haxo gebracht, wo sie von einer wütenden Menschenmenge massakriert wurden.

150 Jahre nach ihrer Hinrichtung hat Papst Franziskus das Dekret über das Martyrium der Diener Gottes unterzeichnet und machte damit den Weg für ihre Seligsprechung frei.

Es war ein großes Fest für alle Schwestern, Brüder und Laien, die in Paris zusammengekommen waren. Die Seligsprechungsmesse am Samstag, 22. April, fand in der Kirche Sankt Sulpice statt. Am Sonntag haben wir in Picpus eine Dankmesse gefeiert und am Nachmittag eine Vesper gebetet mit Vertretern beider Ordensgemeinschaften neben dem Ort der Hinrichtung in der Rue Haxo in der Kirche „Notre Dame des Otages“.

Elfriede Kuhmann

4. Ostersonntag – 30. April 2023

Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.
(aus dem heutigen Sonntagsevangelium: Johannes 10, 1 – 10)

Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. (Johannes 10, 6)

Beide Sätze finden wir an verschiedenen Stellen des Johannesevangeliums. Jesus in vollem Bewusstsein seiner Sendung sagt seinen Hörern, sagt uns, worum es ihm eigentlich geht: um gutes Leben; um Leben, in dem sich die Sehnsucht und die Hoffnung eines jeden Menschen erfüllt. Und das ist mehr, als wir uns je vorstellen können.

Jesus zeigt uns wie wir dahin finden können. Er selbst, seine Form sein Leben zu leben und zu gestalten, das ist der Weg, der uns zur Wahrheit und zum guten Leben führt. Er ist der Hirte, der uns auf dem Weg begleitet.

Sehnsucht erwächst aus der Leere, dem Mangel, dem Bewusstsein um das, was mir fehlt. Die Sehnsucht lässt mich den Weg finden, auf dem ich zu Jesus und so zum guten Leben kommen.

De noche iremos, de noche
Que para encontrar la fuente
Sólo la sed nos alumbra
Sólo la sed nos alumbra.…

In der Nacht gehen wir, in der Nacht
um den Weg zur Quelle zu finden
kann nur der Durst uns leuchten.
kann nur der Durst uns leuchten.
(Lied aus Taizé)

Video bei YouTube

Martin Königstein sscc

3. Sonntag der Osterzeit –

23. April 2023

In dieser Nacht fingen sie nichts ... Doch Jesus fordert sie auf: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen so voller Fische war es … Und Jesus hatte schon Feuer gerichtet und Brot …

Nicht aufgeben lautet die Lehre dieses Evangeliums.

nicht aufgeben,
in der alltäglichen Arbeit und Sorge,
in der Pflege trotz zu weniger Mitarbeiter:innen,
im Kindergarten oder in den Schulen oder ... trotz Mangel an Personal und Plätzen,
im Suchen nach sicherem Ort,
im gefährlichen Ringen um Menschenrechte im Iran, Afghanistan, Syrien, Türkei …,
im Kämpfen um Frieden,
im Einsatz für die Erde.

Wo zeigt es sich, dass diese Unermüdlichkeit sich lohnt?
… da ist eine Krankenschwester, die weniger Stunden arbeitet, aber nun ausgeruht mehr
     leistet und mehr Ruhe schenkt,
… da ist die Leistungssportlerin, die ein Boot voller Flüchtlinge mit ihrer Schwester ans
     rettende Ufer zieht,
… da ist die Kranke, die es durch beständiges Training wieder auf die Füße schafft,
… da bist Du mit auch solch positiven Erfahrungen, solchen Auferstehungsgeschichten.
Erzählen wir sie einander, damit wir dranbleiben, nicht aufgeben.

Einsam bist du klein, aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein.

Wolfgang Jungheim SSCC

2. Sonntag der Osterzeit –

16. April 2023

Sehen, begreifen und glauben

An diesen Ostersonntagen hören wir immer wieder, wie der Auferstandene Jüngerinnen und Jüngern begegnet. Dabei gibt es nicht immer gleich ein Erkennen. Maria von Magdala hält Jesus am Ostermorgen zunächst für den Gärtner, bevor er sie beim Namen nennt und sie ihn erkennt. Die beiden auf dem Weg nach Emmaus sprechen mit ihm, aber sie erkennen ihn erst, als sie gemeinsam mit ihm am Tisch sitzen und er das Brot bricht.

Im heutigen Evangelium – Jesus tritt in den Kreis der Jünger, obwohl die Türen verschlossen sind – heißt es, dass Jesus ihnen Frieden wünscht und dann zuerst die Wunder der Kreuzigung zeigt. Diese Wunden weisen ihn als den aus, der am Kreuz gestorben ist.

Ganz offensichtlich wird das durch den Zweifel des Thomas, der bei dieser Begegnung nicht dabei war, aber genau darauf besteht: „Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“

Thomas will aber nicht nur sehen, er will die Wunder, spüren, sie be-greifen, damit er glauben kann.

Die Herausforderung der vielen Generationen nach Maria von Magdala, Johannes, Petrus und Thomas besteht darin, ohne Jesus leibhaftig zu sehen oder gar berühren zu können, an ihn und seine Auferstehung zu glauben.

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“

Peter Wegener

Ostern

Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es.  Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! (Johannes 21, 5 – 7a)

Ostern ist Verwandlung.

Die verschiedenen Erzählungen über die Erfahrung mit dem Auferstandenen Jesus stimmen überein: Die Erkenntnis „es ist der Herr“ kommt denen, die Ihm begegnet sind, nur zögerlich über die Lippen. Eigentlich nur dann, wenn sie in ihrem Innern erfahren haben, da ist im Alltag etwas Neues, eine neue Sichtweise, eine neue Kraft, ein neues Leben. Auferstehung erfahren heißt sich klar werden: Gott hat Jesus recht gegeben. Der, der sich am Kreuz von Gott verlassen gefühlt hat, war nicht allein mit seinem Weg, den er den Menschen gezeigt und vorgeschlagen hat, und der den Zorn und den Widerstand der Mächtigen hervorgerufen hatte. Jesus, der seine Jüngerinnen und Jünger enttäuscht hatte, weil er sich nicht so durchsetzte, wie man das eben tut im sozialen, wirtschaftlichen und politischen Leben, so dass sie ihn allein ließen, gerade dann, als er am meisten ihrer Nähe und Solidarität bedurfte. Dieser Jesus, der Auferstandene, öffnete ihnen neu die Augen und die Ohren und das Verständnis im Herzen, so dass die Frauen und Männer, die Jesus nachgefolgt waren, merkten, dass das, was sie bei Jesus so fasziniert hatte, was sie betroffen und angesprochen hatte, nicht verloren und Jesus nicht gescheitert war. Die Überwindung ihrer Zerstrittenheit, ihrer Feigheit und Mutlosigkeit war ein erstes Zeichen dafür, dass Jesus, der Lebende, bei ihnen neu angekommen war. Er gab ihren Füßen und ihren Händen neue Kraft. Ihr durch die Erfahrung der Auferstehung verwandeltes Herz hatte jetzt Energie und Mut. Sie stellten sich hinter Jesus und wurden zur Gemeinde; einer Gemeinde, die gemeinsam weiter geht wie eine Karawane, die gemeinsam an der Erneuerung der Welt arbeitet, mit starken Händen. 
Auferstehung beginnt immer jetzt.

Martin Königstein SSCC

Impuls zum Palmsonntag – 2. April 2023

Bis zuletzt

Sie hatten doch begründete Zweifel, ob es für Jesus gut sei, nach Judäa und Jerusalem zurückzukehren. Viele Menschen wussten um die Anfeindungen und Todesdrohungen. Auch die Auferweckung des toten Lazarus brachte nicht die Wende. Zwar kamen einige zum Glauben an Jesus, doch die Masse blieb teils gleichgültig, teils ablehnend, teils bedrohlich aggressiv.

Und doch wird Jesus von vielen Menschen bejubelt, als er in Jerusalem einzieht. Was bewegte sie? Was erwarteten sie? Bis zuletzt glaubten Menschen daran, dass er jener Messias sei, der ihr Leben und ihr Volk aufblühen lässt. Aber dieser Jesus riskierte sich und sein Leben. Er hatte eine andere Hoffnung, die nicht nur auf das Überleben ausgerichtet war. Wenige Tage später wird klar: Nicht das nackte Überleben stand ihm bevor, sondern der nackte Tod, nicht der Aufstieg zur Weltherrschaft, sondern der Abstieg in das Reich des Todes. Symbolisch wird dies sichtbar in dem Bild von einem König, der am Ende keine goldene, sondern eine Dornenkrone trug.

Der Palmsonntag und gleichzeitig erste Tag der Karwoche stellt die Frage: Was erwarte ich von diesem Jesus Christus? Was muss geschehen, damit ich ihm zujuble, ihm Lob- und Danklieder singe? Bringt mich die Erinnerung an den Kreuzestod Jesu näher zu Gott? Oder lässt mich diese wie andere Erfahrungen mit Leiden und Sterben, die wir in unserer gegenwärtigen Welt machen, an Gott zweifeln? Kann ich an das Leben glauben, das über diese Welt hinausgeht; und das „bis zuletzt“?

Text und Bild: Pater Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 5. Fastensonntag – 26. März 2023

Ezechiel 37,12–14; Psalm 130,3f; Römerbrief 8,8–11; Johannes 11,1–45

„So spricht Gott der Herr: Siehe ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. (…) Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig.“
Der Prophet Ezechiel beschreibt ein Versprechen, das Gott der in der Verbannung von Babylon lebenden jüdischen Gemeinde macht, die alles verloren hatte: ihr Land, ihren Tempel, ihre heilige Stadt Jerusalem und ihren eigenen König. Einem niedergeschlagenen, entmutigten Volk im Exil verspricht Gott eine Erneuerung und neues Leben durch den göttlichen Geist, der in ein apathisches, gleichsam sterbendes Volk eingehaucht wird. Die physische Wiederbelebung wird begleitet von einer spirituellen Erneuerung, die ein wiederhergestelltes Volk mit der Leben schaffenden Energie der göttlichen Gegenwart erfüllt. Ein solches Versprechen ist nicht nur einem historischen Volk gemacht, sondern gilt auch für jede und jeden Einzelnen und für alle Gemeinschaften, die erneuert und mit dem Leben Gottes erfüllt werden wollen.

Im Antwortpsalm des heutigen Tages heißt es:

Würdest du, Herr, die Sünden beachten, mein Herr, wer könnte bestehen?
Doch bei dir ist Vergebung, damit man in Ehrfurcht dir dient.

Der ganze Psalm ist ein Lobpreis auf Gottes Mitgefühl, seine Barmherzigkeit, Vergebung und Erlösung. Wiederherstellung der Fülle des Lebens durch die Versöhnung mit ihm ist das Geschenk Gottes, selbst wenn einer im tiefsten Morast steckt.
Die zweite Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus an die Römer betont das Wirken des Geistes als innewohnende Kraft, die Gabe, die neue Möglichkeiten eröffnet und Totes zum Leben verwandelt. Dieser Geist ist der Geist Christi und letztlich der Geist der göttlichen Dreieinigkeit, die Energie, die Lebenskraft, der Urgrund allen Seins.

Im heutigen Evangelium greift Jesus die Bildwelt des Ezechiel auf, und in der göttlichen Kraft, die ihm innewohnt, ruft er Lazarus ins Leben zurück. Was Lazarus erlebt, ist eine Wiederbelebung, nicht eine Auferstehung, wie wir sie von Jeus kennen, die einen qualitativen Wandel im menschlichen Leib voraussetzt.

Wie wir gesehen haben, betonen alle Lesungen des heutigen Tages die Rolle des Geistes Gottes in unserem Leben. Öffnen wir unsere Herzen seiner Leben gebenden Kraft und seiner verwandelnden Energie.
[Confer Carol J. Dempsey, Dominican Sister of Caldwell, New Jersey, and professor of biblical studies at the University of Portland, Oregon.]

Gotteslob 342,1,2,6

Pater Harald Adler SSCC

Impuls zum 4. Fastensonntag – 19. März 2023

Johannes 9,1-41

Blind ist nicht gleich blind

Blind sein ist ein Hindernis, eine Herausforderung – nicht zuletzt für die Mitmenschen des Blinden.

Aber Blindheit ist nicht gleich Blindheit.
Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, ist blind für das große Ganze, bleibt an Details hängen und verheddert sich darin. 
Wer den sogenannten Tunnelblick hat, übersieht das Naheliegende, sieht nur sein eigenes Ziel, schaut nicht nach rechts und nicht nach links. Er ist blind für alles, was nicht ihn selbst betrifft. 
Wer farbenblind ist, kann viele „klare“ Unterschiede, Grenzen und Muster nicht wahr-nehmen und muss gerade bei Warnsignalen Zusatzhinweise erkennen und verarbeiten.

Wut kann blind machen und Liebe auch, sagt man. Und natürlich: Wer tote Augen hat, kann nichts sehen.

Es gibt verschiedene Arten von Blindheit - organisch und im übertragenen Sinne.

Eines aber haben alle Formen von Blindheit gemeinsam: Alleine kann man das Hindernis nicht überwinden. Wer blind ist, braucht Hilfe, um sich selber zu helfen – und den Mitmenschen. Manchmal merkt man nicht einmal, wie blind man ist - manchmal nur auf einem Auge, manchmal auf beiden. Es braucht jemanden, der die Augen öffnet. Jemanden, der hilft, wieder klar zu sehen so, dass einem ein Licht aufgeht. In diesem Sinne hat Jesus dem Blinden die Augen geöffnet.
Das ist mehr als eine Wundergeschichte von damals. Das ist eine wunderbare Geschichte, die mir die Augen öffnet. Und das sollte das Ende einer jeden guten Geschichte sein: Dass mir ein Licht aufgeht. Besonders dann, wenn ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehe.

Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum 3. Fastensonntag – 12.03.2023

Evangelium: Joh 4,5-42

„Gib mir zu trinken!
Herr, du hast kein Schöpfgefäß und der Brunnen ist tief.“

Dieses Gespräch, dass es überhaupt zwischen Jesus, dem Juden und der Frau aus Samarien zustande gekommen ist, ist schon etwas Besonderes. Die Samariterin weiß, dass aus diesem Brunnen schon der Stammvater Jakob getrunken hat wie seine Söhne und seine Herden. Jesus spricht aber nicht die irdischen Bedürfnisse des Lebens an, sondern die der Seele, des ewigen Lebens, dass auch genährt werden muss und antwortet ihr: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.“
Die Frau kann sich unter lebendigem Wasser nichts vorstellen, weiß aber, dass der Messias kommt, der Christus heißt. Jesus sagte zu ihr: „Ich bin es, der mit dir spricht.“ Die Frau ist von Jesus so angetan, mit welcher Achtung er ihr begegnet und was er ihr erzählt, dass sie zum Glauben findet. Sie ist so erfüllt von allem, dass sie es erzählen muss und noch mehr den Weg zum Glauben gefunden haben.  
 
Wir können heute immer noch aus dem Jakobs-Brunnen Wasser schöpfen, das den Durst vorübergehend stillt und wir können aus den Texten der Heiligen Schrift, aus dem Wort Gottes schöpfen, und zwar ohne ein Schöpfgefäß.

Shalom und eine gesegnete österliche Bußzeit
Elfriede Kuhmann

 

Impuls zum 2. Sonntag der österlichen Bußzeit

5. März 2023

Evangelium: Mt 17,1-9

1 Sechs Tage danach nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elija und redeten mit Jesus. 4 Und Petrus antwortete und sagte zu Jesus: Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. 5 Noch während er redete, siehe, eine leuchtende Wolke überschattete sie und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören. 6 Als die Jünger das hörten, warfen sie sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchteten sich sehr. 7 Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Und als sie aufblickten, sahen sie niemanden außer Jesus allein. 9 Während sie den Berg hinabstiegen, gebot ihnen Jesus: Erzählt niemandem von dem, was ihr gesehen habt, bis der Menschensohn von den Toten auferweckt ist!

Ich stelle mir die Frage: Wie können wir unsere menschliche Natur mit unserer christlichen Identität in Einklang bringen? Wie kann man Christ sein und gleichzeitig ein guter Bürger? Der Christ weiß, dass er von den Versuchungen umgeben ist, die ihm ein  »leichtes Leben« bieten.

Er weiß aber auch, dass der wahre Weg der ist, den Christus uns am Kreuz gezeigt hat: der Weg der Loyalität zum Vater.

Glück ist ein versöhnter Seelenzustand: gut leben und einsein. Genau das ist unser Wunsch, glücklich und selig zu sein. Seligsein ist eine Öffnung für ein Leben in Freude. Ein glücklicher Mensch öffnet sich für die Dimension des Kosmos. Da Gott eine kosmische Realität ist, entdeckt man sich selbst als glücklich, wenn man sich in die Realität der Welt vertieft. Die Welt muss zur Leidenschaft für den Menschen werden.

Impuls von Pater André Kibeti SSCC

Impuls zum 8. Sonntag im Jahreskreis

1.Fastensonntag – 26. Februar 2023

Kehr dich zu dem, was heilig ist
Mach dich daran und dafür fest

Was ist uns noch heilig?
Was ist unverfügbar?
Was tasten wir nicht an?
Was ist uns das Leben wert?

Gott,
Wir stehen vor dir am Beginn der heiligen vierzig Tage.
Du willst, dass wir heil sind,
heil werden,
heilend wirken in dieser Welt.
Du siehst auf uns.
Du siehst unsere Wunden.
Du siehst die Wunden deiner Schöpfung.
Heile, was verwundet ist
und hilf uns zur Umkehr.
Gib uns Kraft auf dein Wort zu hören,
und in der Verbundenheit mit dir neue Wege zu gehen -
Dir zur Ehre und allem Geschaffenen zum Heil.
Darum bitten wir dich, durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.
A Amen
(www.misereor.de)

Impuls zum 7. Sonntag im Jahreskreis

19. Februar 2023

Nicht nur die Schwestern und Brüder grüßen

Ich bin kein großer Nutzer der sogenannten „sozialen Medien“. Aber wenn ich ab und an auf meine Neuigkeiten in Facebook schaue, könnte ich meinen, alle Welt interessiert sich für Kirche und theologische Fragen.

Die gute Idee der sozialen Medien, Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenzubringen, hat auch eine Kehrseite. Wer viel in diesen Medien unterwegs ist, findet die eigenen Positionen immer wieder bestätigt. Man bleibt unter sich, in der eigenen Blase. Das kann zusammenschweißen aber im schlimmsten Fall auch dazu verleiten, mobil zu machen gegen Menschen, die die eigene Position nicht teilen.

Das kam mir in den Sinn, als ich im Evangelium dieses Sonntags las: „Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten?“ und: „Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes?“

Die Aufforderung Jesu, die Welt nicht einzuteilen in die, die für mich sind, und die, die gegen mich sind, sondern allen mit Liebe und Respekt zu begegnen, bekommt für mich auf diesem Hintergrund noch eine Bedeutung. Sie kann uns daran erinnern, uns – weder virtuell noch im richtigen Leben – nur mit denen zu umgeben, mit denen wir gut können und die unserer Meinung sind.

Peter Wegener

 

Impuls zum 6. Sonntag im Jahreskreis

12. Februar 2023

Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom ­Bösen.
Matthäus 5, 37

Heute Morgen habe ich bei Google das Wort „Wahrheit“ zur Suche eingegeben und in 0,4 Sekunden hatte ich 90.100.000 Ergebnisse. Wie soll ich mich in dieser praktisch unendlichen Vielfalt zurechtfinden? Was ist „Wahrheit“? Wie unterscheide ich die vielfältigen Inhalte, mit denen der Begriff „Wahrheit“ dargestellt wird?

Wichtiger noch, was ist von all dem, was ich im Alltag wahrnehme wirklich wahr. So vieles ist Schein. Wie oft wird Täuschung geradezu beabsichtigt, werden Fassaden projiziert, die falsche Tatsachen vorgaukeln. Wie oft sind Nachrichten doch eher „fake news“.

In der Schule hatte ich einen Lehrer, der sagte uns: Kinder, der erste Eindruck ist der, der zählt. Meine Erfahrung ist eher, ich sollte mich vom ersten Eindruck, der ersten Wahrnehmung nicht zu sehr bestimmen lassen. In der Bibel wird Mose am brennenden Dornbusch eingeladen die Sandalen auszuziehen (Exodus 3, 1 folgende), das heißt sich Zeit zu nehmen, wirklich in Kontakt zu kommen mit dem, was er wahrnimmt, die Wirklichkeit betrachtend zu entdecken und so die Wahrheit zu erkennen. Diese Übung des einsamen Mose in der Wüste hatte für die Geschichte Israels weitreichende Folgen.

Wir sind eingeladen betrachtende Menschen zu sein, also nicht oberflächlich und rasch zu leben.

Wir sind eingeladen zu denken, bevor wir reden, damit das, was wir sagen schlicht und einfach die Wahrheit ist, so wie wir sie wahrnehmen. Nur dann ist Beziehung und Vertrauen möglich, wenn „ja“ ja bedeutet und „nein“ nein.

Impuls von Martin Königstein SSCC

Impuls zum 5. Sonntag im Jahreskreis – 5. Februar 2023

In dieser Welt…

Mitten in dieser Welt können und sollen wir Licht sein. Wie soll das gelingen? Gibt es nicht zu viel Dunkelheit, um in ihr ein Licht anzuzünden, das uns und anderen Menschen hilft, zu sehen?

Die Lesung aus dem Buch Jesaja (58,7-10) sagt, wie wir Menschen Licht sein können: Indem wir die Augen öffnen für den anderen. Die Finsternis hat viele Namen: hungrig sein und nackt dastehen, ohne Wohnung sein und unterdrückt werden, bedroht oder ausgegrenzt werden. Wo die Ausgegrenzten und Bedrohten, die Unterdrückten und Wohnungslosen, die Hungrigen und Nackten nicht verdrängt, sondern gesehen werden, geht ein Licht auf. Der Prophet Jesaja setzte sich übrigens mit diesem Thema auseinander, als er über das Fasten nachdachte. Das richtige Fasten braucht, so Jesaja, den Blick für den bedürftigen Menschen. Es geht nicht um einen Verzicht. Es geht darum, den anderen, der Unterstützung benötigt, zu unterstützen. Das kann auch Verzicht bedeuten. Aber wie es nicht viel bringt, in einem hellen Raum ein weiteres Licht anzuzünden, so bringt es auch wenig, zu verzichten, wenn dieser Verzicht nicht den Menschen, „die im Dunkeln sitzen“, hilft.

Im Evangelium des Matthäus (5,13-16) greift Jesus dieses Lichtthema auf. Wir sollen Licht in dieser Welt sein. In dieser Welt bedeutet: so, wie sie aktuell ist. Mitten in den Ungewissheiten. Mitten in dieser Not, die Zukunft nicht zu kennen: krank oder gesund, Krieg oder Frieden, Verbesserung oder Verschlechterung der eigenen Lebensqualität. Wo Menschen zweifeln und verzweifeln, wo das Vertrauen in Autoritäten geschwächt ist oder verloren geht, Licht sein. Wo Kirche in den Abgrund fährt, wo der Staat seine Verwundbarkeit zeigt, wo Menschen in Leitungspositionen überfordert sind, wo bisherige Sicherheiten zerbrechen: Licht sein. Dies geht nur im Glauben an den Gott, der selbst das Licht der Welt ist und so stark leuchtet, dass Menschen auch in der dunkelsten Nacht noch ein Licht sehen am Horizont. Mit diesem Gott geht es weiter: auch in der größten Not, die das Leben düster erscheinen lässt. Wo Menschen dies nicht nur zu sagen, sondern durch Werke der Nächstenliebe spüren lassen, geht ein Licht auf mitten in der Dunkelheit eines anderen Menschen.

Foto und Text: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 4. Sonntag im Jahreskreis – 29. Januar 2023

Zef 2,3; 1Kor 1,26–31; Mt 5,1–12a

Die wörtliche Übersetzung der ersten Seligpreisung „Selig, die arm sind im Geiste“ habe ich aus meiner Jugendzeit noch im Ohr; und ich erinnere mich auch an die respektlosen Witze, zu denen uns diese Formulierung verleitete. Darum ist die modernere Übersetzung  „die arm sind vor Gott“, die den Sinn zutreffend interpretiert, mehr als gerechtfertigt. Derjenige, der „arm vor Gott ist“, ist jemand, der alles, was er hat und was er an Gutem vollbringen kann, als ein Geschenk Gottes ansieht und sich daran erfreut. Ein Muster solcher  Einstellung ist Jesu Mutter, die den Sinn ihres Lebens darin sah, auf Gottes große Liebe zu antworten. Mit inniger Dankbarkeit singt Maria im Magnifikat: „Der Herr hat Großes an mir getan“.

Die letzte der Seligpreisungen erinnert uns Christen daran, dass Jesus das Zentrum unseres Glaubens ist und unser großes Vorbild. Je mehr wir ihn nachahmen, desto mehr werden wir am gottmenschlichen Geheimnis seines Lebens, seines Leidens und seiner Freude teilnehmen. Die Einstellungen, die Jesus beschreibt, entspringen offensichtlich aus einer tiefen, liebenden Beziehung zu Gott.  Er lädt uns ein, unsere Herzen für Gottes Liebe zu öffnen und mit dem Herzen Gottes zu fühlen und zu lieben. Und das heißt: zu hungern und zu dürsten nach Gerechtigkeit, weil wir uns danach sehnen, dass die Welt seiner Intention gemäß gestaltet wird: eine Lebenswelt, in der alles blüht, in der die Talente jedes Einzelnen dem Leben aller zu Gute kommen. Die arm sind vor Gott, werden barmherzig sein, weil sie lernen, mit den Augen Gottes zu sehen und mit seinem Herzen zu fühlen. Die Barmherzigen, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, werden auch die wahren Friedensstifter sein, weil ihr Mitgefühl Vertrauen schafft; und so können sie andere dafür gewinnen, sich für das Wohl aller einzusetzen.

Wo, meine Freunde, finden wir solche Menschen, die Jesus seligpreist?  Im Himmelreich? Gewiss wird es sich lohnen, die Lebensbeschreibungen vieler Heiligen zu betrachten. Aber auch überall  in unserer heutigen Welt finden wir sie, und zwar nicht nur unter den Christen. Wie viele Menschen setzen sich ein für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt, für die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt, die Rettung der Erde als unser gemeinsames Haus, wie es unser Papst Franziskus allen Menschen guten Willens so dringlich ans Herz legt.

Viele tun das als Einzelne oder in den Familien, viele schließen sich Organisationen an. Von denen, die ich kenne, schätze ich unter denen, die eine deutschsprachige Website haben, besonders: Amnesty International,  Ärzte ohne Grenzen  und  German Doctors.  

Schaut mal in die Website dieser Institute im Internet rein, wenn Ihr sie noch nicht so genau kennt.

Auch für solche Leute, die sich für das Wohl anderer, für Gerechtigkeit und Frieden, sowie für die Bewahrung unseres blauen Planeten und seiner Artenvielfalt einsetzen, gelten die Seligpreisungen Jesu. Auf oft erstaunliche Weise setzen sie ihre Fähigkeiten ein. Und solche Menschen gibt es in der bunten Vielfalt unterschiedlicher Hautfarben, Nationalitäten, Kulturen, Religionen, Frauen und Männer, Junge und Alte, Reiche und Arme.

Was diese Menschen besonders macht, ist nicht ihre Intelligenz, ihr Talent, ihre Bildung, ihr Beruf oder ihre Sprache, sondern dass sie – wie Jesus und Maria – ihr Leben angenommen haben als Berufung zu vollem Menschsein, als Möglichkeit, Gottes grenzenlose Liebe zu empfangen und weiterzugeben. 

Jesus, unser Bruder und Freund, bilde unser Herz nach Deinem Herzen. – Amen

Impuls von Pater Harald Adler SSCC

► Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.


► Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.


► Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.


► Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.


► Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.


► Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.


► Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.


► Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.


► Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.


Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.

Impuls zum 4. Sonntag im Jahreskreis – 29. Januar 2023

Jesaja 8,23b-9,3; Mt 4,12-23

Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht, über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf (Jesaja 9,1).

Klingt dieses Prophetenwort in unseren Ohren nicht noch weihnachtlich so kurz nach der Festzeit, die mit Epiphanie/dem Dreikönigstag zu Ende ging?  Aber in vielen Kirchen, auch in unserer Pfarrei (Herz Jesu, Berlin Charlottenburg) bleiben Weihnachtsbaum und Krippe stehen bis zum Fest der Darstellung des Herrn am 2. Februar. Und das Matthäusevangelium, das mit dem Versprechen Christi endet, alle Zeit bei uns zu sein bis zum Ende der Welt, erinnert uns daran, dass jetzt immer Emmanuel/Gott-mit-uns-Zeit ist.

Matthäus schrieb sein Evangelium für die judenchristliche Gemeinde.
Er betont, wie in Jesus die Verheißungen der alten Schriften sich erfüllten, und wie Jesus selbst verkündigte, dass die Zeit erfüllt sei, dass Gottes Verheißungen dabei seien, sich zu erfüllen. Seine einfache Botschaft lautet: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe.“ Matthäus, der ja für Juden schreibt, vermeidet mit dem Wort ´Himmelreich`, den Namen Gottes in den Mund zu nehmen, der für Juden nicht ausgesprochen werden darf. Die anderen Evangelisten, die sich an ehemals heidnische Hörer wenden, sprechen vom „Reich Gottes“.
Das Reich Gottes ist nahe! Das ist Jesu erste und wichtigste Botschaft. Gottes Reich, das heißt Gottes Herrschaft. Gott ist immer der Herr, alles ist in seiner Hand. Jetzt aber soll das offenkundig werden, spürbar, greifbar. Und das zeigt sich in dem, was Jesus tut. Dem verunsicherten Täufer Johannes, der Jesus durch seine Jünger fragen lässt: Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen  anderen warten, lässt er ausrichten: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet (Mt 11,5).

„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ Diese einfache, radikale Botschaft predigt Jesus auch an der Meeresküste von Kafarnaum, wie wir aus dem heutigen Evangelium erfahren. Hier aber wendet er sich nach dieser allgemeinen Einladung zur Umkehr an bestimmte einzelne Menschen und lädt sie ein, ihr bisheriges Leben zu verlassen und ihm zu folgen. Das zeigt, dass Jesus nicht die Absicht hat, seine Mission allein auszuführen.  Vielleicht liegt das daran, dass Jesus, wie Gott, der den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis erschaffen hat, um ihn am göttlichen Leben teilhaben zu lassen – dass Jesus nicht den Plan hatte, als Messias ein Herrscher über die Menschen zu sein, sondern eine Heilskraft, ein Heilbringer mit und unter ihnen. Wie wir aus den Evangelien wissen, teilte er nicht nur seine Botschaft und seine Macht mit, sondern versprach seinen Jüngern sogar, dass sie Größeres tun würden als er (Joh 14,12).
Die Reaktion der vier Männer auf die Einladung Jesu, wie wir sie aus dem Evangelium erfahren, macht sie zu den vier ersten Jüngern Jesu – die Vorbilder für alle, die an ihrer Stelle folgen würden. Sie nehmen Jesu Einladung mit der ganzen Hingabe und Begeisterung von Menschen an, die sich verlieben. Lange bevor sie verstanden, was es bedeutet, sich seiner Gruppe anzuschließen, erlebten sie eine Metanoia/Umkehr, die andere vielleicht als verrückt angesehen haben. Wie jeder, der sich über die erste Verliebtheit hinaus sich der lebenslangen Liebe verschrieben hat, mussten die Nachfolger Jesu viel lernen und auf sich nehmen, als sie in die Welt hinausgingen, um allen Menschen die gute Botschaft zu verkünden. Nicht selten erlebten sie Verfolgungen und starben eines gewaltsamen Todes.

Als Christen sind wir heute eingeladen, uns an unsere Momente der Metanoia/Umkehr zu erinnern und darüber nachzudenken, wie wir sie in unserem Leben verwirklichen.  Nicht, dass wir alle aufgerufen wären, unser normales Leben in Familie und Beruf aufzugeben und als apostolische Jünger das Evangelium zu verkünden. Aber doch ruft Jesus, der Emmanuel/Gott-mit-uns  alle, die den Namen Christen tragen, dazu auf, so zu glauben und zu leben, dass das Reich Gottes unter uns ist. Dann werden Menschen, die in der Dunkelheit wandeln, ein großes Licht sehen.

Harald Adler SSCC

Eine Meditation Karl Rahners zur Weihnacht soll diesen Sonntagsimpuls am Ende der Festzeit abschließen:

GEDANKEN ZUM WEIHNACHTSFEST

Ich bin Deine Freude -
fürchte Dich also nicht,
froh zu sein!

Ich bin in Deiner Not;
denn ich habe sie selbst erlitten.
Ich bin in Deinem Tod;
denn heute, als ich geboren wurde,
begann ich mit Dir zu sterben.

Ich gehe nicht mehr weg von Dir.
Was Immer Dir geschieht,
durch welches Dunkel Dein Weg
Dich auch führen mag -
glaube, dass ich da bin!
Glaube,
dass meine Liebe unbesiegbar ist!
Dann ist auch Deine Nacht
Heilige Nacht.
Dann zünde getrost die Kerzen an -
sie haben mehr recht
als alle Finsternis.

P. Karl Rahner SJ

Impuls zum 3. Sonntag im Jahreskreis – 22. Januar 2023

Kommt her, mir nach …

»Kommt her, mir nach!«, fordert Jesus im heutigen Evangelium (Mt 4,12–23) ein paar Fischer auf. Rücksichtslos holt er sie aus ihrer Familie, aus ihrem Beruf und führt sie weg in eine ganz andere Welt. Verrückt! Aber nur auf den ersten Blick. Jesus war kein Phantast, kein religiöser Spinner. Er wusste, was Leben ist und wie Leben geht – auch dann, wenn menschlich gesehen, nichts mehr geht.

Was bedeutet dieses: »Kommt her, mir nach!« für mich und die Lebenswelt, in der ich lebe, der ich zu antworten und die ich zu verantworten habe?

Auf den Punkt gebracht: »Verschlampe dein Leben nicht – dein ureigenes Leben!« Komm zu dir selbst! Bleib auf der Suche nach dir selbst, so wie du gemeint bist. Am Ende des Lebens zählt nicht, ob du wie Picasso gemalt oder wie Mozart musiziert hast; ob du Pfarrer warst, Professor, Bischof, General, Minister, Arbeiter, Mann oder Frau, verheiratet oder Single, lesbisch, schwul, divers; im Rampenlicht oder im Schatten, reich oder arm, gesund oder krank. Sei du selbst und bleibe du selbst.

Und wie geht das? Um ich selbst zu sein, darf ich nicht zu allem »Ja« und »Amen« sagen. Ich brauche den Mut, »Nein« zu sagen. »Ja« sagen um des lieben Friedens willen, ist ein fauler Friede, ein Friede, der krank macht.

Um ich selbst zu sein, darf ich nichts ungeprüft akzeptieren – nach dem Motto: »Wer A sagt, muss auch B sagen.« Wenn A falsch ist, darf ich nicht B sagen.

Um ich selbst zu sein, muss ich nach meiner innersten Stimme horchen und dem gehorchen, was sie mir sagt im Lärm, Geschrei und all den Lügen um mich herum.

Um ich selbst zu sein, darf ich nicht alles auf Gott abschieben. Das, was ich selber zu tun habe, nimmt er mir nicht ab.

Gott will keine unmündigen Kinder, er will Menschen mit Rückgrat und aufrechtem Gang.

Impuls von Hans-Ulrich Willms SSCC

Evangelium: Mt 4,12-23

12 Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war,
kehrte er nach Galiläa zurück.
13 Er verließ Názaret,
um in Kafárnaum zu wohnen, das am See liegt,
im Gebiet von Sébulon und Náftali.
14 Denn es sollte sich erfüllen,
was durch den Propheten Jesája gesagt worden ist:
15 Das Land Sébulon und das Land Náftali,
die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan,
das heidnische Galiläa:
16 Das Volk, das im Dunkel saß,
hat ein helles Licht gesehen;
denen, die im Schattenreich des Todes wohnten,
ist ein Licht erschienen.
17 Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um!
Denn das Himmelreich ist nahe.
18 Als Jesus am See von Galiläa entlangging,
sah er zwei Brüder,
Simon, genannt Petrus,
und seinen Bruder Andreas;
sie warfen gerade ihr Netz in den See,
denn sie waren Fischer.
19 Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach!
Ich werde euch zu Menschenfischern machen.
20 Sofort ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.
21 Als er weiterging, sah er zwei andere Brüder,
Jakobus, den Sohn des Zebedäus,
und seinen Bruder Johannes;
sie waren mit ihrem Vater Zebedäus im Boot
und richteten ihre Netze her.
Er rief sie
22 und sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater
und folgten Jesus nach.
23 Er zog in ganz Galiläa umher,
lehrte in den Synagogen,
verkündete das Evangelium vom Reich
und heilte im Volk
alle Krankheiten und Leiden.

Impuls zum 2. Sonntag im Jahreskreis – 1 Korinther 1,1-3

15. Januar 2023

„… an die berufenen Heiligen“

 

Paulus erscheint sehr euphorisch, wenn er im Brief an seine geliebte Gemeinde in Korinth die Gläubigen mit „die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen“ anspricht.

Da wir uns durch die Texte der Heiligen Schrift ansprechen lassen sollen, gilt dieser   Teil der Grußformel für uns Gläubige von heute auch. Oder?

Wir haben am vergangenen Sonntag die Weihnachtszeit beendet. Haben wir uns vom Licht, das in die Dunkelheit gekommen ist, anstecken lassen? Unser Licht ist hoffentlich noch nicht erloschen, sondern leuchtet weiter unseren Mitmenschen.

Bei allem Leid und aller Not in der Welt und in unserer Umgebung, können wir mit Hilfe unseres Glaubens und Vertrauens in Gott für alle leuchten, mit einem freundlichen Wort, mit tatkräftiger Unterstützung und mit einem Lächeln. So wirken wir auch heute noch als Licht auf andere. Dann gelten die Worte des Paulus auch uns, dann sind wir „Geheiligte in Christus Jesus, berufene Heilige“, auch wenn wir uns heute so nie beschreiben würden. Wir sind Christen.

Paulus betont die Verbundenheit der Kirche an den unterschiedlichsten Orten: „die den Namen unseres Herrn Jesus Christus überall anrufen, bei ihnen und bei uns.“

In dieser Verbundenheit wünsche ich:

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“

 

Impuls von Elfriede Kuhmann

 

 

 

Fest der Taufe des Herrn

8. Januar 2023

(Abschluss der Weihnachtszeit)

Das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Nationen das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Gasse erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht.“(aus dem Buch des Propheten Jesaja)

Einmal mehr haben wir Weihnachten gefeiert und mit dem Fest der Taufe des Herrn geht die liturgische Weihnachtszeit zu Ende. An Weihnachten feiern wir jedes Jahr das selbe Geheimnis, das wir betrachten und dem wir uns öffnen ohne es je ganz mit der Vernunft zu begreifen. Es ist jedes Jahr die gleiche Bewegung, in der sich Gott öffnet und sich uns definitiv zuwendet, sich verwundbar und schwach macht, um mit uns gehen zu können. Er geht mit uns, er schreit nicht und lärmt nicht, das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus. Das erleben wir jedes Jahr neu und auf veränderte Weise, weil unsere Umstände, weil unsere Wirklichkeit, weil unsere Augen sich immer wieder ändern.

  1. Was hat der Krieg, die Energiekrise, die wachsende Armut und der zunehmende Hunger, was hat die Angst so vieler Menschen in diesem Jahr mit Weihnachten zu tun?
  2. Von wo aus habe ich in diesem Jahr das Geheimnis der Menschwerdung betrachtet?
  3. Wie habe ich gespürt, dass Gott sich mir und uns zuneigt?
  4. Wie habe ich seine heil- und hellmachende Anwesenheit erfahren?
  5. Wie kann sich die Menschwerdung Gottes durch mich fortsetzen für andere?

Impuls von Martin Königstein SSCC

Weihnachten 2022

Maria und Josef, sie waren schon auf dem Weg nach Betlehem.

Sie freuten sich miteinander, dass sie sich der gegenseitigen Liebe, Treue und Solidarität sicher sein konnten gegen drohende Trennung und Steinigung, wie es zuvor schon immer religiöse Führer bestimmt hatten

Gott steht auf der Seite der Liebe, die leben lässt, und auf der Seite derer, die man klein kriegen will … Gott ist mit uns.

Auf dem Weg ließ Josef Maria und Eselchen ausruhen und sich selbst. In diese Wohl-tat hinein zwitscherte die kleine Nachtigal, erfreute ihre Herzen mit neuer Liebe für die kleinen Wunder der so wunderbaren Schöpfung, die es zu bewahren gilt. Sie wurde ihre Begleiterin bis hin zur Geburt im Stall.

Gott ist mit uns in der Schöpfung, sie gilt es zu bewahren.

Und da war noch der kleine Hirtenjunge auf dem großen Feld vor Betlehem, der Mitleid mit ihnen in der Nacht hatte, ihnen den Stall anbot, falls alle Herbergen besetzt seien. Und er spielte ihnen auf der Flöte das Lied, das er von den Großeltern gelernt hatte „O Heiland reiß die Himmel auf“.

Und Josef und Maria lobten seine Fürsorge. Ja, gute Hirten und Hirtinnen tun der Welt gut. Gott mit uns wie der gute Hirte und in guten Hirten:innen.

Nach einiger Zeit als die Nacht vorgerückt war, kamen sie zum Feld zurück, weil die Herbergen voll waren. Und der Kleine erwartete sie und begleitete sie zum Stall und ging beruhigt schlafen, denn die alten Hirten und Hirtinnen versprachen, sich zu sorgen...

Kaum war der Kleine fast eingeschlafen, da kamen die Engel und sangen und die Hirtinnen und Hirten erhielten die Botschaft „Heute ist euch der Heiland geboren. Ihr findet ihn im Stall in der Krippe in Windeln gewickelt“. Erfreut, dass sie, die sonst nichts galten, als erste diese Botschaft erhielten und später weitergeben konnten, fühlten sie sich von Gott geehrt und gewürdigt.

Gott ist mit den Kleinen, den Herabgesetzten, den Verachteten, den Übersehenen … und mit guten Hirten und Hirtinnen, denen er das Leben seines Jesus anvertraut, und all seiner Töchter und Söhne … Kommet, ihr, ihr Hirtenmänner und Hirtenfrauen ...

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

4. Adventsonntag – 18. Dezember 2022

Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären
und sie werden ihm den Namen Immanuel geben,
das heißt übersetzt: Gott mit uns.“

Wie es sich zutrug mit der Geburt Jesu, das hören wir schon heute am vierten Adventssonntag in dem Text aus dem Matthäusevangelium. „Mit der Geburt Jesu Christi war es so“, leitet der Evangelist seine Erzählung ein.

Zwei Gedanken bewegen mich an diesem vierten Advent.

Ein neugeborenes Kind. - Er macht sich ganz klein, der große Gott. Da fällt kein Krieger vom Himmel, kommt kein starker Mann, der das Schlechte vernichtet und nur noch das Gute zur Geltung kommen lässt. Auch den Frieden, den wir in diesem Jahr vielleicht noch mehr herbeisehnen, hat er nicht ein für alle Mal gebracht.

Und trotz allem bergen die beiden Namen, die genannt sind, das große Versprechen Gottes an uns: Immanuel heißt übersetzt: Gott mit uns. Und Jesus bedeutet: Gott rettet.

Der zweite Gedanke knüpft an den nüchternen Einleitungssatz an: „Mit der Geburt Jesu Christi war es so.“ Als handele es sich nur um irgendein Ereignis in der Vergangenheit.

Wie wäre es, wenn wir uns in den kommenden Wochen erzählten: Mit der Geburt Jesu Christi ist es für mich so…

Peter Wegener

3. Adventsonntag – 11. Dezember 2022

„Klagt nicht übereinander…“ (Jakobus 5, 7-10; Matthäus 11, 2-11)

Wir wissen nicht, was kommt. Das gilt für das Leben vor unserem Tod wie für das Leben nach unserem Tod. Eigentlich müsste uns dies als Menschen verbinden. Aber einzugestehen, dass wir es als Menschen nicht wissen, liegt uns nicht. Wissen ist gefragt. Nichtwissen zuzugeben, wird als Schwäche ausgelegt.

Stattdessen glauben wir manchmal, die Zukunft besser zu kennen als andere. Wir klagen über diejenigen, die zweifeln, ob es überhaupt ein Leben nach dem Tod gibt. Wir klagen über diejenigen, die so tun, als wüssten sie genau, wie es im Himmel aussieht und wer in den Himmel kommt. Wir klagen über diejenigen, die noch immer auf die erste Ankunft des Messias warten. Wir klagen über diejenigen, die nicht mit der Wiederkunft des Messias rechnen. Wir klagen über Gott und die Welt, über Schwestern und Brüder.

In der Lesung aus dem Jakobusbrief und im Evangelium geht es aber nicht um das Wissen. Es geht darum, Antworten zu suchen auf unsere Fragen. Lebenslange Antwortsucherinnen und Antwortsucher, Menschen, die nicht glauben, dass das Beste schon vorbei ist, werden gesucht. Menschen, die nicht ständig ihre eigenen Vorstellungen von Himmel und Erde, Weihnachten, Johannes und Jesus bestätigen lassen, sondern die eigenen Vorstellungen in Frage stellen. Nicht ungeduldige Menschen brauchen wir, die, weil sie nicht ertragen können, es nicht zu wissen, fertige Antworten wünschen und geben. Stattdessen unruhige Menschen, die – auch nach 30, 50 oder gar 80 Jahren Leben im Advent, noch weiter danach suchen, was Weihnachten bedeutet und wo sie dem menschgewordenen Gott hier und heute begegnen können. „Freut euch“, steht über dem 3. Advent. Und das, obwohl es viel zu klagen gibt. Unruhig sei unser Herz, die Gründe für die Freude lebenslang und unter allen Umständen zu suchen.

Text und Bild: P. Manfred Kollig SSCC

2. Adventsonntag – 4. Dezember 2022

Heute schon gelacht?

Dreiunddreißig mal zu lesen auf dem Stromverteilungskasten an der Straße vor dem Künstlerhaus Alt-Lietzow 12 hinter der Rückseite des Charlottenburger Rathauses ins Berlin, nur ein paar Schritte entfernt von der Herz Jesu-Kirche und dem alten Pfarrhaus, in dem wir – die Internationale Kommunität der Arnsteiner Patres in Berlin – wohnen.
Heute schon gelacht?  Already laught today?  Déjà ri aujourdh`hui?  Und die gleiche Frage in weiteren dreißig Sprachen … die meisten davon mir unbekannt, zum Teil in fremdartigen Hieroglyphen.

Warum nur fällt mir diese Frage ein, wenn ich im Evangelium des zweiten Adventsonntags 2022 mit der Gestalt Johannes des Täufers konfrontiert werde?
Matthäus, der Evangelist, beschreibt ihn als eine starke Persönlichkeit, einen Propheten, der die Menschen wachrütteln wollte, sie zur Umkehr und Buße ermahnte: selbstbewusst steht er da in seinem sonderlichen Gewand aus Kamelhaaren. Mit scharfen Worten weist er die Pharisäer und Sadduzäer zurecht, die sich einbilden, als Nachkommen Abrahams ein Anrecht auf Gottes Bevorzugung zu haben. Bereitschaft zu irgendwelcher Umkehr brachten sie nicht mit. Denn sie fühlten sich als die Nachkommen Abrahams als die Lieblinge Gottes und von daher von vornherein auserwählt und bevorzugt. „Ihr Schlangenbrut“, schleudert der Täufer diesen Selbstgerechten entgegen, „wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt?“ So zertrümmert er die eingebildeten Glaubenssicherheiten seiner Zuhörer und macht ihnen klar: Jeder wird sich im Gericht Gottes verantworten und die Konsequenzen für sein Tun  tragen müssen.
Da gibt es nichts zu lachen! Oder?
Warum drängt sich mir dennoch der Gedanke auf, ich sollte diesem strengen Propheten Gottes eben diese Frage stellen: „Heute schon gelacht?“ Eine unangemessen freche Frage?
Ja, das denke ich auch. Trotzdem, ich möchte gar zu gerne wissen, ob der Täufer die innere Weite hatte, über die kleinkarierte Selbstgefälligkeit der Pharisäer herzhaft zu lachen oder wenigstens zu lächeln und wie er jetzt als Heiliger im Himmel auf die Welt und die Menschen herabschaut. Ein Wort von Mutter Teresa ist mir in dem Zusammenhang sympathisch: „If there is no smile, make a smile! – Falls kein Lächeln in Sicht ist, lächle selbst!“
In diesem Sinne, Glückwunsch an alle, die gerne und herzhaft lachen können, mit Humor auch über ihre eigenen Schwächen und Fehlleistungen. Und uns allen wünsche ich, dass wir von Herzen ein Lächeln verschenken können an viele Menschen, und das nicht nur in dieser Advents- und Weihnachtszeit.

Harald Adler SSCC

 

1. Adventsonntag – 28. November 2022

Erwartung liegt in der Luft

„Komm, o mein Heiland Jesus Christ, meins Herzes Tür dir offen ist“, einer meiner Lieblingslieder im Advent. Beim Vorbereiten dieses Impulses schoss mir plötzlich der Gedanke durch den Kopf: Und was ist, wenn es wirklich passiert? Jesus tatsächlich kommt nach Koblenz, Münster, Hamburg, München, Berlin, Rom, Kiew, Moskau, Peking, Kabul, Damaskus, Istanbul, Katar… in alle Städte und Dörfer dieser Welt. Auch in meine persönliche Lebenswelt.
Damit brächte er unser Programm erheblich durcheinander. Wir könnten nicht mehr einfach so weitermachen, nicht mehr so schön von seinem Kommen nur singen. Welten brächen zusammen, heidnische und auch fromme. Welten, die wir uns zurechtgebastelt und in denen wir uns behaglich eingerichtet haben. Ob uns das wirklich so lieb ist, dass er kommt, wenn er kommt? Fehlt er uns, wenn er nicht kommt?

Manchmal, in einer ruhigen Stunde, frage ich mich: Was erwartest du eigentlich noch? Ich merke, wie meine kleine Welt oft in den eigenen vier Wänden endet und ich damit zufrieden bin, wenn es dort so läuft, wie es halt eben läuft. Aber - das kann doch nicht alles sein!
Ich lese den Text des heutigen Evangeliums. Worte wie Salz auf der Haut. Und dann denke ich an Menschen, deren Erwartungen nicht in ihrer eigenen Welt aufgehen, die lieber mit großen Hoffnungen hungern und dürsten, als sich mit Banalitäten volllaufen und begraben zu lassen. Menschen, die tatsächlich alles von Jesus und seinem Kommen erwarten und darauf ihr Leben ausrichten. Sie erhoffen sich nicht nur etwas für sich, sondern dass Er die Tränen aller Weinenden abwischen wird. Und sie sind im Hier und Jetzt genau damit schon beschäftigt. Weil sie nicht kapitulieren, nicht schwärmen vom „Es war einmal“  und von der Zukunft nicht nur träumen. Weil sie nicht fragen: „Was habe ich noch vom Leben zu erwarten?“, sondern „Was hat das Leben jetzt von mir zu erwarten?“ – und die Ärmel unverdrossen hochkrempeln.
Diese Menschen machen mir Mut. Mit ihnen rufe ich gerne und überzeugt – gegen alle Besänftigungsgeschichten und Verschwörungstheorien in mir und um mich herum: Komm, o mein Heiland Jesu Christ. Komm in diese heillose Zeit, komm und verwandle sie in zeitloses Heil.

Keine Adventsromantik. Erwartung liegt in der Luft. Auch wenn es drunter und drüber geht. Kein Stein auf dem anderen bleibt: Am Ende nicht am Ende.

Hans-Ulrich Willms SSCC

Christkönig-Sonntag – 34. Sonntag im Jahreskreis

20.11. 2022

Allerheiligen, Allerseelen, Volkstrauertag und nun Totensonntag: Er bildet den Abschluss der Gedenktage im November. Es ist ein stiller Gedenktag und der letzte Tag des zu Ende gehenden Kirchenjahres. Am nächsten Sonntag feiern wir bereits den ersten Advent.

Am Christkönig-Sonntag, wie der letzte Sonntag vor dem 1. Advent in der katholischen Kirche heißt, erinnern wir uns daran, dass Jesus kein König sein will. Sein Königtum ist nicht von dieser Welt. Verspottet und verhöhnt, dem Tode nahe, bleibt er sich und seiner Mission treu. Nein, er rettet sich nicht selbst, wie es ihm die Spötter unter dem Kreuz nahelegen. Die Königsgestalt des Messias Jesus ist eine ohne äußeren Glanz, ohne Pomp und militärische Macht. Seine bleibende Botschaft ist Barmherzigkeit und Liebe. Aber nach den Maßstäben dieser Welt ist er ein auf ganzer Linie Gescheiterter. Ist das dennoch ein König, dem sie folgen mögen?

Wir wünschen Ihnen einen guten Christkönig-Sonntag. Mögen liebevolle und dankbare Gedanken Sie beim Gedenken an Ihre Verstorbenen erfüllen.

Impuls von Kerstin Meinhardt

33. Sonntag im Jahreskreis

13. November 2022 – Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas

„In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schön bearbeiteten Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleibt, der nicht niedergerissen wird. (aber …) Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.“  Lk 21, 5–6.19

Die Schönheit, der Frieden, die Zufriedenheit, die Sicherheit, die gute menschliche Beziehung in einer Freundschaft, all das sind Erfahrungen im Leben, die wir, wenn wir sie einmal gemacht haben, festhalten möchten. Sie sollten nie vorbei gehen, im Gegenteil.

Aber wir wissen, dass Jesus Recht hat, wir können das Glück, das Wohlbefinden, die Freundschaft, nicht einmal die Schönheit des Tempels festhalten. Wir können das Leben nicht anhalten. In dem Moment, in dem wir uns an eine Freundschaft klammern, zerbricht sie. Die Karawane zieht weiter … halten wir niemanden und nichts fest. Lassen wir los, gewähren wir Freiheit. Jeden Tag haben wir erneut die Gelegenheit, das Leben, unser Leben und das der anderen, so zu gestalten, dass wir Neues entdecken können, dass unsere Erfahrung sich weitet. Nicht jeden Tag wird die Sonne scheinen. Es wird Kälte und Dunkelheit gegen, auch in unserem Leben, aber … „Wenn wir standhaft bleiben, werden wir das Leben gewinnen.“

Martin Königstein SSCC

Impuls zum 31. Sonntag des Jahreskreis

31. Oktober 2022

Evangelium: Lk 19,1–10: Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Und alle, die das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt.
Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Und in der Synode empörten sich die Konservativen und blockierten gerade in Zeiten des Missbrauchs die Erklärung über Sexualität ... mit dem späteren Aufschrei, dass sie sich unter Druck fühlten …

Endlich, dachte ich, spüren diese mal, was sie den anderen ewig antaten und weiterhin antun wollen. ... Ich habe es satt mit diesem "Verein" ... Ich will nicht mehr unter diesem Druck sein, mich nicht annehmen, wie ich mich empfinde; nicht mehr unter Druck Messe und Riten vollziehen nach ihrer Macht und auch nicht mehr in Angst gelähmt sein anderen gegenüber: den wiederverheirateten Geschiedenen, den Frauen, den Mischehen, den Queeren ... auch will ich keine religiös Verängstigte züchten. ... Ich habe selbst erlebt, was das bedeutet ...

Aus! Ein für alle mal!!! … Ich lass mich nicht missbrauchen zur Drohbotschaft, ich lebe die Frohbotschaft, die aufleben lässt und auch ändert wie Zachäus oder Matthäus … Allzu lang wurde die Verleugnung des Petrus und der Petrusse unterbewertet und „Sünden“ von uns überbewertet, bzw. uns manches als Sünde diktiert, was kein Sünde ist … Was Petrus an Barmherzigkeit erfahren hat, das schenkt mir und anderen auch Jesus; wir verleugnen IHN nicht, sondern haben mit ihm gelitten und leiden für die Freiheit der Frohbotschaft. Schluß mit der Unterdrückung und dem Machtmissbrauch … aber ernsthafte Auseinandersetzung über wirkliche Probleme unserer Zeit: verantwortliche Sexualität; Schutz des Lebens (Frau, Kind, Menschenrechte ...) und der Schöpfung, Wunsch nach Sterben und vielen andere mehr …

Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist!

Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 30. Sonntag im Jahreskreis

23. Oktober 2022 - Evangelium Lukas 18, 9–14

Würdig?

Manchmal hadere ich mit dem kleinen Gebet vor der Kommunion: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach…“ Ich hadere, weil ich mich nicht klein fühlen möchte und denke, dass ich doch als Gottes Ebenbild erschaffen bin und mir in der Taufe die Würde der Gotteskindschaft zugesprochen wurde. Ich hadere manchmal. Und sehe doch beides in mir: nicht würdig zu sein und doch ermutigt zu sein, aufrecht vor mir selbst und vor Gott zu stehen.

Im Sonntagsevangelium begegnen mir diese beiden Seiten in den zwei Personen: dem Zöllner und dem Pharisäer. Der erste fühlt sich nicht würdig. Er bleibt hinten mit gesenktem Blick stehen und nennt sich selbst einen Sünder, der um die Zuwendung Gottes bittet. Der andere kommt mit stolz geschwellter Brust nach vorn und hat etwas vorzuweisen: Er fastet regemäßig und teilt sein Einkommen mit anderen.

So weit, so gut.

Nicht durch seine Frömmigkeit und das Bekenntnis seiner guten Taten verscherzt es sich der Pharisäer in der Beispielerzählung des Evangeliums, sondern durch seinen Hochmut. Durch die Art, wie er sich über den anderen – vermeintlich schlechteren – Menschen erhebt.

Die Lehre aus dieser Geschichte ist alt und doch so aktuell: Sich selbst groß machen auf Kosten anderer – das geht gar nicht.

Vor Gott, so sagt es uns das Evangelium eindringlich, sind wir Menschen gleichwertig und gleichwürdig. Wir sind auf Augenhöhe. Einander Schwestern und Brüder.

Peter Wegener

Impuls zum 29. Sonntag im Jahreskreis

16. Oktober 2022 - Exodus 17,8-13; Lukas 18, 1-8

Die Hände zum Himmel…?“

„Und dann die Hände zum Himmel. Komm lass uns fröhlich sein. Wir klatschen zusammen und keiner ist allein.“ Dieser Song der Kölner Gruppe „Kolibris“ ist einer der bekanntesten und wird immer wieder gerne bei Festen gesungen. Gemeinsam feiern, heute leben, nicht an morgen denken, gesellig zusammen sein: Das scheint die Lösung, um die Schwächen, Sorgen und Ängste im Alltag zu vergessen und zu besiegen.

Die 1. Lesung und das Evangelium weisen in eine andere Richtung. Die 1. Lesung aus dem Buch Exodus spricht von den Händen, die Mose zum Himmel ausstreckte. Wenn er die Arme hob, floss dem Volk Kraft zu. Ließ er die Arme sinken, wurde das Volk schwach und drohte im Kampf unterzugehen. Wenn wir dem Buch Exodus folgen, war es nicht der Heerführer Josua, der dem Volk zum Sieg verhalf. Mose, der auf dem Berg zu Gott betete und die Hände zum Himmel hob, war für den Erfolg des Volkes verantwortlich. Wurde er müde – weil die Arme schwer wurden oder aber vielleicht auch sein Glaube schwand – kamen zwei Helfer, die einen Stein unter seine Arme schoben. So wurden die Arme gestützt und Mose konnte weiter die Hände zum Himmel heben.

In Sorgen und Ängsten, in Not und Gefahr können wir diese leugnen und verdrängen. Wir können stattdessen unsere Hände Gott entgegenstrecken und beten. Die Frage Jesu im Evangelium des 29. Sonntags im Jahreskreis ist eine Frage an jeden Menschen zu jeder Zeit: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?“ Den Glauben, dass Gott der Herr der Kirche ist und nicht wir Menschen, selbst wenn wir höchste kirchliche Ämter ausüben? Den Glauben, dass Gottes Macht größer ist als alle militärische Macht in unserer Welt? Den Glauben, dass Gottes heilende Kraft stärker ist als Krankheiten des Leibes und der Seele? Dass die Kraft, die von Gott ausgeht, durch keine Energiequelle zu ersetzen ist?

In Zeiten, in denen wir wieder mehr Fragen als Antworten haben und unsicher werden, können wir beten: „Herr, stärke unser Vertrauen. Du bist der Herr deiner Kirche und der ganzen Welt. Lass uns erkennen, was wir tun können: für den Frieden und für die Gerechtigkeit. Lass uns nicht fehlen, wo wir Menschen unterstützen können, die in einer Krise stecken. Lass uns annehmen, wenn unsere Möglichkeiten begrenzt sind. Gib uns die Gabe zu unterscheiden: Wo sollen wir unsere Hände einsetzen, um anderen zu helfen? Wo sollen wir sie zu Dir erheben, um zu bekennen: Du bist größer als alle Not der Welt. Amen.“

Text und Bild: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 28. Sonntag im Jahreskreis

Zwei unterschiedliche Texte zum Thema Dankbarkeit

Empfänger unbekannt – Retour à l’expéditeur

Vielen Dank für die Wolken.
Vielen Dank für das Wohltemperierte Klavier
und, warum nicht, für die warmen Winterstiefel.
Vielen Dank für mein sonderbares Gehirn
und für allerhand andre verborgne Organe,
für die Luft, und natürlich für den Bordeaux.
Herzlichen Dank dafür, dass mir das Feuerzeug nicht ausgeht,
und die Begierde, und das Bedauern, das inständige Bedauern.
Vielen Dank für die vier Jahreszeiten,
für die Zahl e und für das Koffein,
und natürlich für die Erdbeeren auf dem Teller,
gemalt von Chardin, sowie für den Schlaf,
für den Schlaf ganz besonders,
und, damit ich es nicht vergesse,
für den Anfang und das Ende
und die paar Minuten dazwischen
inständigen Dank,
meinetwegen für die Wühlmäuse draussen im Garten auch.
(aus: Hans Magnus Enzensberger: Kiosk. Neue Gedichte, Frankfurt am Main 1995)

 

Franz von Assisi: Sonnengesang
Franz von Assisi (1181 – 1226) dichtete seinen Gesang auf die Schöpfung am Ende seines Lebens, als er schwer krank in San Damiano bei Assisi lag. Er ruft darin den Menschen zum Lobpreis Gottes in all seinen Geschöpfen auf.

Bei einem oekumenischen Treffen mit Senioren im Berliner Kardinal Bengsch Zentrum habe ich erlebt, wie sich die Teilnehmer/innen erfreut haben an der modernen Fassung des ´Laudato Si`, gesungen von herzerfrischenden Kinderstimmen und zum Mitsingen einladend. (https://www.youtube.com/watch?v=ANG7EQJITj8).

 

Der Liedtext zum Mitsingen:

Laudato si, o-mi Signore,
laudato si, o-mi Signore,
laudato si, o-mi Signore
laudato si, o-mi Signor

Sei gepriesen, du hast die Welt erschaffen
Sie gepriesen für Sonne, Mond und Sterne
Sei gepriesen für Meer und Kontinente
Sei gepriesen denn du bist wunderbar Herr!

laudato si, o-mi Signore …

Sei gepriesen für Licht und Dunkelheiten
Sei gepriesen für Nächte und für Tage
Sei gepriesen für Jahre und Gezeiten
Sei gepriesen denn du bist wunderbar Herr!

laudato si, o-mi Signore …

Sei gepriesen für Wolken, Wind und Regen
Sei gepriesen du läßt die Quellen springen
Sei gepriesen du läßt die Felder reifen
Sei gepriesen denn du bist wunderbar Herr!

laudato si, o-mi Signore …

Sei gepriesen für deine hohen Berge
Sei gepriesen für Feld und Wald und Täler
Sei geprisen für deiner Bäume Schatten
Sei gepriesen denn du bist wunderbar Herr!

laudato si, o-mi Signore …

Sei gepriesen du lässt ie Vögel singen
Sei gepriesen du lässt die Fische spielen
Sei gepriesen für alle deine Tiere
Sei gepriesen denn du bist wunderbar Herr!

laudato si, o-mi Signore …

Sei gepriesen denn du Herr schufst den Menschen
Sei gepriesen er ist dein Bild der Liebe
Sei gepriesen für jedes Volk der Erde
Sei gepriesen denn du bist wunderbar Herr!

laudato si, o-mi Signore …

Sei gepriesen du selbst bist Mensch geworden
Sei gepriesen für Jesus unsern Bruder
Sei gepriesen wir tragen seinen Namen
Sei gepriesen denn du bist wunderbar Herr!

laudato si, o-mi Signore …

Sei gepriesen er hat zu uns gesprochen
Sei gepriesen er ist für uns gestorben
Sei gepriesen er ist vom Tod erstanden
Sei gepriesen denn du bist wunderbar Herr!

Das Ich im Gedicht von Enzensberger will danken und weiß nicht wem. Es beobachtet achtsam und mit dem Blick auf Einzelheiten seiner unmittelbaren Umgebung, was ihm dankenswert erscheint. Zum Schluss fasst er den Dank für das ganze Leben zusammen: „für den Anfang und das Ende und die paar Minuten dazwischen inständigen Dank“, und fügt mit einer gewissen Selbstironie hinzu: „meinetwegen für die Wühlmäuse draussen im Garten auch“. Der Dank ist ausgesprochen und gesendet. Falls es den unbekannten Empfänger gibt, den Schöpfer der Welt und alles Guten, wird dann der Dank sein Ziel nicht erreichen? Als Christen sind wir überzeugt, dass Gott, der jedes Menschenkind liebt, mit Freude und Wohlwollen den Dank auch eines Zweiflers annimmt. Würde Jesus einem solchen, von Herzen dankbarem Menschen, nicht vielleicht sagen: Du bist nicht fern vom Reiche Gottes?

Und würde nicht vielleicht ein von Herzen dankbarer Zweifler das ´Laudato Si` leise, aber innig, mitsingen können, weil es seiner innersten Sehnsucht entspricht?

Da es in beiden Texten auch um Leben und Tod geht, kommt mir ein Zweifels-Gebet in den Sinn, das dem preußischen König Friedrich dem Großen zugeschrieben wird: „Lieber Gott, falls es dich gibt, rette meine Seele, wenn ich eine habe.“ Ein ehrliches Gebet, das Gott gewiss gerne annimmt.

Jesus Christus hat uns gelehrt, dass unser himmlischer Vater in seiner bedingungslosen Liebe die Heimkehr seiner verlorenen Söhne und Töchter mit großer Freude feiern wird.

Harald Adler SSCC, Internationale Kommunität Berlin

Impuls zum 27. Sonntag im Jahreskreis

02. Oktober 2022 - Evangelium Lk 16,19-31

Gott im Dreck

Umsteigepause auf dem Kölner Hauptbahnhof. Ich hole zwei Frankfurter Würstchen. Eine ärmliche Frau verdirbt mir den Appetit. Sie sucht in einem Mülleimer nach halbgegessenen Brötchen und kratzt sich die Senfreste von den Wegwerftellern. Beschämt und betroffen reiche ich ihr meine Portion, sehe in verstörte Augen und gehe rasch weg. So hungrig wie diese Frau war ich noch nie. Und noch nie war ich genötigt, im Dreck nach Lebensmitteln zu suchen.

Gott sucht den Menschen im Dreck. Das ist die Geschichte Jesu im heutigen Evangelium. Die Geschichte eines Gottes, der heruntergekommen ist auf diese Erde. Heruntergekommen bis in den letzten Dreck.

„Liebe mich stark beschmutzt!“, sagt ein russisches Sprichwort. „Reingewaschen wird mich jeder lieben.“

Diese Liebe ist es, die mich an Jesus fasziniert, aber immer wieder auch befremdet. Gott im Dreck – aus Liebe.

Diese Liebe ist es auch, die mich lehrt, im eigenen Leben Dreck und Dreck zu unterscheiden. Vieles hat man mir als Sünde und Dreck verunglimpft, was Lebensmittel hätte sein können – ein betrübliches Kapitel der Moral- und Sexualerziehung zum Beispiel. Manche Verteidigungsbereitschaft gegen sogenannte Häresien hat man mir eingeimpft – was kein eigenständiges Denken zuließ. Den Glauben an einbetonierte Dogmen, die keine Weiterentwicklung ins jeweilige Heute möglich machen, Kniefälle vor allmächtigen Traditionen hat man vermittelt, Widerspruch verboten.

Gott geht ein in die Widersprüche der alten Frau auf dem Kölner Hauptbahnhof, die sich nicht scheut, im Dreck das Brot zu suchen. Gott im Dreck. Lazarus vor unserer Tür. Prasser und Lazarus, nicht nur vor unserer Tür, auch in uns selbst.

Vielleicht gerade in uns selbst.

Hans-Ulrich Willms sscc

Impuls zum 26. Sonntag im Jahreskreis

Evangelium: Lk 16,19-31 - 25.09.2022

Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund.“

Diese Antwort gibt Abraham dem Reichen, während er den armen Lázarus in seinem Schoß tröstet. Da der Sinn des Lebens beim Reichen sein Reichtum war, blieb sein Herz für Gottes Anruf verschlossen. Lázarus bekam es zu spüren. Der Reiche hatte kein Mitleid mit ihm und hat ihn auch nicht als Mensch wahrgenommen. Lázarus hätte gerne seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen leckten die Hunde an seinen Geschwüren.

Im Jenseits hingegen geht es Lázarus gut. Der Reiche dagegen erleidet Qualen und möchte seine Brüder warnen. Abraham lehnt seine Argumente ab und argumentiert: sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Wenn sie auf sie nicht hören, lassen sie sich auch nicht von jemanden überzeugen, der von den Toten auferstanden ist.

Mit diesem Gleichnis möchte Jesus uns sensibilisieren, dass wir uns nicht nur um unseren Besitz und unsere Habe kümmern, sondern immer auch für Gottes Anruf bereit sind. So kann kein unüberwindlicher Abgrund zum Nächsten entstehen und es gibt viele Brücken zu ihm. Die treibende Kraft dazu ist die Nächstenliebe, die Brücke unseres Herzens. Bei unseren Bemühungen können wir immer wieder neu mit dem Erbarmen und der Hilfe Gottes rechnen.

Einen gesegneten Sonntag wünscht

Elfriede Kuhmann

 

Impuls zum 25. Sonntag im Jahreskreis

Am 8, 4-7. - Lukas 16, 1-13

Liebe Brüder und Schwestern in Christus, heute feiern wir den fünfundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis, im liturgischen Jahr C. Das Evangelium davon lädt uns zur Treue zum Herrn ein. „Kein Diener kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben; oder er wird dem einen anhangen und den anderen verachten.“ Sagte die Seignzur! Heute wendet sich Jesus an uns, die wir seine Jünger sind, indem er in Gleichnissen zu uns spricht. Ein reicher Mann wurde seinem Verwalter angezeigt, weil er sein Vermögen verschleuderte. Dieser hatte, nachdem er erfahren hatte, dass er sich bei seinem Herrn melden sollte, Angst und wollte deshalb seinen Job nicht verlieren. Er begann, über sich selbst nachzudenken. Schließlich sieht er nicht ein, wie er nach seiner Entlassung bei der Aufgabe, die er hatte, überleben soll. Aus diesem Grund trifft er die feste Entscheidung, alle zu korrumpieren, die Schulden bei seinem Chef zu zahlen hatten; und er tut dies mit dem Ziel, in ihrem Haus willkommen geheißen zu werden, wenn er keine Arbeit mehr hat, damit er etwas zu essen findet.

Geliebte im Herrn, dieser Auszug aus dem Evangelium hilft uns, über unsere eigene Lebensweise nachzudenken, denn am Jüngsten Tag wird jeder dem Herrn, dem Herrn der Ernte, Rechenschaft ablegen. Wir besitzen nicht, was wir haben, und wir spielen nur die Rolle von Verwaltern. Gründe dafür, dass wir alle aufgefordert sind, in dem, was wir tun, treu und barmherzig zu sein. Bemühen wir uns vielmehr, fair zueinander zu sein, damit wir auch fair vor dem Herrn sind. „Wer im Kleinen treu ist, ist auch im Großen treu, und wer im Kleinen ungerecht ist, ist auch im Großen“. Respektieren wir, was anderen gehört, und bleiben wir treu, was uns gehört. Bitten wir den Herrn um Gnade, dass wir ihn als unseren einzigen Meister anerkennen, dem wir in Treue dienen müssen. Lasst uns endlich unsere Gebete, Flehen, Bitten, Danksagung zum Herrn erheben, nicht nur für uns selbst; sondern auch und vor allem für alle, damit wir ein friedliches und ruhiges Leben führen, in aller Frömmigkeit und Ehrlichkeit; für unser Heil und für die Erkenntnis der Wahrheit, die der Christus Jesus ist. Möge Maria, unsere Mutter, für uns eintreten, Amen!

P. Crispi BADINGA, SSCC

Impuls zum 24. Sonntag im Jahreskreis

In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören.
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten:

Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen.

 

Dieser mein Sohn … dein Bruder

(Lukas 15, 1 – 32)

Es scheint, dass wir immer wieder neu lernen müssen, was der Vater im Gleichnis damit wirklich aussagt: mein Sohn – dein Bruder. Er sagt: diese Tatsache, die Wirklichkeit hinter diesen Worten wird von nichts in der Welt verändert. Nichts kann bewirken, dass ein Sohn / eine Tochter aufhört Sohn oder Tochter zu sein. Nichts kann erreichen, dass ein Bruder – eine Schwester die geschwisterlichen Bande beendet. Es kann ernsthafte und schwerwiegende Schwierigkeiten im Miteinander geben, aber die mütterliche – die väterliche – die geschwisterliche Liebe wird Wege finden das Gewebe wieder herzustellen und wieder tragfähig zu machen.

Die Liebe des Vaters, die Liebe Jesu im Geist ist bedingungslos. Einmal mehr lädt das Evangelium dieses Sonntags ein, das wirklich daran zu glauben und darauf zu hoffen. So wie ich bin und wie ich war liebt Gott mich bedingungslos, und wenn ich das glaube habe ich keinen Grund mehr Mitmenschen die Möglichkeit der göttlichen Zuwendung und Zuneigung abzusprechen. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten von damals und von heute sind von Jesus eingeladen herauszukommen ins Freie und Weite und sich einfach zu freuen, weil Gott groß und schön ist.

 

Martin Königstein sscc

Impuls zum 23. Sonntag im Jahreskreis

4. September 2022

Sich selbst und andere gering achten…

Gering achten sollen wir uns und unsere Schwestern und Brüder, unsere Mütter und Väter. Diese Aufforderung Jesu im Sonntagsevangelium erregt wohl in vielen Menschen Widerspruch.

Manchmal kann es helfen, nicht über das zu grübeln, was einem aufstößt oder anstößig zu sein scheint. Stattdessen hilft es, die Perspektive zu wechseln. So lenke ich angesichts der Texte des heutigen Sonntags den Blick auf die Stadt Brandenburg an der Havel. Hier ist auch der Geburtsort von Loriot (mit bürgerlichem Namen Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow). Den Gedanken, dass ein Leben ohne Mops sinnlos ist, hat er auf vielfältige Weise in Bild und Wort entfaltet. Zahlreiche Möpse, gegossen in Bronze und über die Stadt Brandenburg verteilt, greifen Geschichten von Loriot über den Mops auf. In allen möglichen Haltungen zeigt sich der Mops. Stets erinnert er teils an einen Elch, teilweise an einen Riesensaurier, ohne wahrscheinlich je einer von beiden gewesen zu sein. Und obwohl er wohl entgegen der humorvoll gemeinten These von Loriot ursprünglich kein Riese war, stecken in der geistreichen Geschichte Loriots wertvolle Gedanken für denjenigen, die die Geschichten nicht wörtlich nimmt, sondern dem Geist in und hinter den Geschichten auf die Spur kommen will.

Ist es nicht ebenso mit dem heutigen Sonntagsevangelium und den Lesungen dieses Sonntags? In der alten Einheitsübersetzung hieß es sogar, wir sollten unser Leben „hassen“. Wie in der Geschichte Loriots über den Mops, müssen wir auf den Geist schauen, der in den Wörtern steckt. Paulus tauft im Gefängnis einen der Sklaven des Philemon. Durch die Taufe ist er, Onesimus, sein „geliebter Bruder“ geworden, jenseits der sozialen Ordnung, die ihn zum Sklaven gemacht hat. Er blieb wahrscheinlich in der sozialen Ordnung dieser Welt ein Sklave, wurde zugleich ein geliebter Bruder des Paulus, des Philemon und der ganzen christlichen Gemeinde. Die weltliche Ordnung, nach der ein Sklave ein minderwertiger Mensch ist im Vergleich zu den Einflussreichen, gering achten. So bekommt die Ordnung Jesu, die Menschen zu Kindern Gottes und damit in Brüder und Schwestern verwandelt, Macht. Sie kann durchaus viele Menschen zum Nachdenken über die Wirklichkeit anregen. Ideal wäre es, wenn diese Ordnung aus dem Geist Jesu auch unsere weltlichen Ordnungen prägen würde. Aber selbst wo dies nicht der Fall ist, besteht diese Ordnung Jesu und sollen wir sie höher achten als die weltlichen Ordnungen. Wie immer die weltlichen Ordnungen den Stellenwert menschlichen Lebens und der einzelnen Personen regelt; wie immer sie den Zeitpunkt für Leben und Tod festlegen; wie immer sie für Gerechtigkeit und Frieden sorgen: Die Ordnung Jesu ist höher zu achten und verbindlicher, selbst wenn wir sie nicht überall umsetzen können.

Ebenfalls ist die 1. Lesung aus dem Buch der Weisheit ein Schlüssel, das heutige Evangelium zu verstehen: Nichts sollen wir Gott vorziehen und niemanden über ihn stellen. Aus dieser Hochachtung für Gott ergibt sich, uns selbst, alle Menschen und alles andere gering zu achten. Gott war, ist und wird immer größer sein.

(Foto und Text: P. Manfred Kollig SSCC)

Impuls zum 22. Sonntag im Jahreskreis

28. August 2022 - Evangelium: Lukas 14,1.7-14

Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten;“

Beim Lesen dieses Textes musste ich sofort an das „Regenbogenhaus“ in meiner Gemeinde denken. Es ist seit 25 Jahren eine ökumenische Anlaufstelle für sozialschwache Menschen, unsere Gäste. Sie erhalten seit der Coronapandemie nur noch von montags bis freitags ein Frühstück, mittags eine warme Mahlzeit. Es gibt eine Kleiderkammer, die Möglichkeit zum Duschen sowie Wäsche zu waschen und zu trocknen. Auf Wunsch erhalten sie eine Beratung und auch eine ärztliche Versorgung. Wenn ich dort ehrenamtlich mit einem kleinen Team mittwochs helfe, dann erlebe ich in der Mehrzahl dankbare Gäste. Sie kommen gerne in unsere Einrichtung. Sie reden und spielen miteinander und pflegen soziale Kontakte. Da sie mit ihren finanziellen Zuwendungen nicht auskommen, sind sie dankbar für diese Anlaufstelle. Keiner wird hungrig weggeschickt. Rauchwaren werden selbstverständlich geteilt. Vor ein paar Woche ist die Wohnung eines Gastes ausgebrannt. Sofort war ein anderer Gast bereit, ihm in seiner kleinen Wohnung Unterschlupf zu gewähren. Hat einer einmal etwas Geld übrig, wird z.B. der Tischnachbar zum Geburtstag in die Eisdiele eingeladen. Ihr Sozialverhalten ist bewundernswert. Sie freuen sich mit dem Eingeladenen und erwarten keine Gegen-Einladung, wohl einen schönen gemeinsamen Nachmittag.

Einen gesegneten Sonntag wünscht
Elfriede Kuhmann

Impuls zum 21. Sonntag im Jahreskreis

21. August 2022 – Evangelium: Lukas 13,22–30

Diätkur Gottes ist angesagt

 

„ … Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen ...   Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selber aber ausgeschlossen seid. Und sie werden von Osten und Westen und Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein.“  

 

Na, dann mal ran an die Diätkur Gottes in Jesus:

Hütet Euch vor Habgier: Immer mehr für mich! Der Dickmacher der Ersten dieser Welt und der geheime Dickmacher vieler, die gern Erste wären ... Und so werden die Reichen immer reicher und die Anzahl der Armen steigt. Der Armutsforscher Christoph Butterwegge sieht für die Reichen eher Besitzstandswahrung durch die FDP während bei den Armen einige auf das Anrecht auf Hilfe verzichten. »Viele Menschen, die eigentlich einen Antrag auf Transferleistungen stellen könnten, tun das nicht. Bei Hartz IV geht man davon aus, dass nur jeder zweite Antragsberechtigte einen Antrag stellt. Bei der Grundsicherung im Alter ist die Dunkelziffer sogar noch höher«, sagte der Politikwissenschaftler in einem Interview mit der Rhein-Post am 12. August 2022.

Hütet Euch vor allem, was zugrunde gehen lässt und damit echtes Leben in Fülle verhindert: 2022 steht für alle eine Magerkur an: kein Fleisch, wenigstens echt weniger, wenn uns die Erde als Wohnraum noch wichtig ist. Auch Energiesparen ist angesagt für alle: runter mit dem Wärmegrad beim Duschen usw.

Und liebe deinen Nächsten wie dich selbst: Wer will schon nicht gerettet werden auf der Flucht vor allem, was Leben gefährdet? Da gab es ein Treffen vieler junger Menschen in Frankreich, die alles dran setzen, dass keiner auf der Flucht verloren geht – eine ganz andere Haltung, als viele der verantwortlichen Politiker:innen sie an den Tag legen. (Informationen zum Transborder-Summercamp)

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

 

 

Impuls zum 20. Sonntag im Jahreskreis

14. August 2022 – Evangelium: Lukas 12,49–53

Einer hat uns angesteckt…

Dieses Evangelium hat es in sich. Seine Sätze enthalten Zündstoff. Jesus sagt sie nicht unbedarft daher. Er weiß genau, was er sagt und welche Wirkung diese Aussagen haben werden: Die einen sind Feuer und Flamme, die anderen kochen vor Wut und heben Steine auf.

Auch seine Familie nimmt kein Blatt vor den Mund: Was fällt dem denn ein? Der ist ja verrückt! Vieler seiner Freunde meinen: Das ist ja unerhört, unerträglich, was er von sich gibt, nicht zum Anhören! Und sie gehen. Andere aber fangen Feuer, lassen sich von ihm begeistern, bleiben und gehen mit ihm.

Wie geht es uns damit? Immer wieder feiern wir Gottesdienst und hören Jesu Worte an uns. Muten uns seine Worte zu, auch die, die so hart klingen wie die heutigen und wahrhaft kein Ohrenschmaus und keine Streicheleinheiten für geschundene Seelen sind.

Das heutige Evangelium stellt mir folgende Fragen:

  • Gibst du dich mit einem Christsein auf Sparflamme zufrieden oder brennt dein Herz für die Botschaft Jesu?
  • Siehst du dich in Konflikten zu oft als Feuerlöscher oder lässt es erst gar nicht zum Brand kommen?
  • Findest du dich zu schnell mit einem faulen Frieden ab? Sagst du zu oft Ja „um des lieben Friedens willen“, wo du Nein sagen müsstest?
  • ….

Der Glaube ist kein Kinderspiel. Es ist nicht einfach und es hat Konsequenzen, sich die Ideen und Anliegen des Brandstifters Jesus zu eigen zu machen, mit ihnen  durch das Leben zu gehen und es aus ihnen zu gestalten.

Ein großer Physiker hat gesagt: Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen …

 

Impuls von Hans-Ulrich Willms SSCC

 

 

Impuls zum 19. Sonntag im Jahreskreis

07. August 2022 – Evangelium: Lukas 12,32–48

Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten

„Vorfreude ist die schönste Freude“. Wenn wir als Kinder etwas nicht erwarten konnten – den Geburtstag, die Ferien oder das Weihnachtsfest herbeisehnten – dann bekamen wir von unseren Eltern oft dieses Sprichwort zu hören.

Damals klang das in meinen Ohren mehr wie eine schale Vertröstung und machte die Ungeduld nicht erträglicher. Heute weiß ich die Vorfreude besser zu schätzen.

Die Haltung, von der Jesus im Evangelium des heutigen Sonntags spricht, erinnert mich an die Vorfreude: „Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten“ (Lk 12, 35–40).

Die Aufforderung Jesu, darum wachsam zu sein und sich bereit zu halten, will uns aber nicht in eine Art Dauerstress versetzen. Denn dauernd im Stress zu sein, immer in voller Aufmerksamkeit zu leben, das wäre ja nicht gesund.

Deshalb das Bild der Vorfreude: sie setzt mich unter eine positive Spannung. Weil ich mich freue, weil ich etwas erwarte, bleibe ich wach und aufmerksam. Das gilt für meine aktuelle Vorfreude auf den bald beginnenden Urlaub; in ähnlicher Weise aber auch für die größere Dimension des Lebens.

Alles, was ich jetzt erlebe, was ich beginne, was gelingt und misslingt – all das soll in der Begegnung mit Jesus seine Vollendung finden.

Das Evangelium hält dafür ein schönes Bild bereit: Dienerin und Diener, die der Herr bei seiner Rückkehr aufmerksam und wach findet, werden selbst zu Bedienten am Tisch ihres Herrn.

Impuls von Peter Wegener

 

 

 

Impuls zum 18. Sonntag im Jahreskreis

31. Juli 2022

Aus dem Evangelium des 18. Sonntags im Jahreskreis:

„Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt.“ (Lukas 12, 15)

Unsere Suche nach Sicherheit, Schutz, Geborgenheit ist nur natürlich. Seit unserer Kindheit machen wir zutiefst die Erfahrung, dass wir verwundbar sind, und dass unsere Existenz, unser Leben sich im ungeschützten, offenen Raum ereignet.

Eine ständige Versuchung ist es, Sicherheit zu suchen im Besitz und in der Macht, die der Besitz verleiht. „Wenn ich mehr habe, wenn ich dies und das auch noch habe, dann kann ich zufrieden sein.“ Aber wir wissen, was unsere Alten dazu gesagt haben: „Je mehr er hat, je mehr er will, nie schweigen seine Klagen still“!

Die Schrift weist uns immer wieder darauf hin, dass Sicherheit und Zufriedenheit nicht im selbstzentrierten Anhäufen von Besitz zu finden ist, sondern in der immer wieder einzuübenden Bereitschaft, innerlich frei zu werden gegenüber Reichtum und Besitz, so frei, dass ich das, was ich besitze, teilen kann mit anderen, die ihre Verwundbarkeit täglich neu erfahren im Hunger ihrer Kinder, in der Krankheit lieber Menschen, in der Bedrohung durch Gewalt, im Krieg …

Wenn wir frei und fähig werden zu wirklicher Solidarität, können wir in dieser gelebten, gegenseitigen Verwiesenheit die Grundlage finden, für eine Sicherheit und einen inneren Frieden, den Reichtum und Besitz nicht geben können.

Wenn dann Freude und Dankbarkeit in uns aufkommen, wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Impuls von Martin Königstein SSCC

 

Impuls zum 17. Sonntag im Jahreskreis

24. Juli 2022

Gott bitten und sich selbst anstrengen…

Mögen Menschen auch noch so spirituell und religiös sein: Die meisten kennen Zeiten, zu denen es schwer fällt zu beten. Enttäuschung und Missmut, Zweifel an Gott und den Menschen, innere Traurigkeit und Leere, Müdigkeit und Gleichgültigkeit machen auch geübte Beterinnen und Beter sprachlos. Selbst die Jünger Jesu brauchen zum Beten seine Hilfe.

Die Worte des Vaterunsers empfiehlt Jesus für das Gebet. Jesus belässt es aber nicht dabei, auf die Bitte der Jünger – „Herr, lehre uns beten“ – Worte zu vermitteln. Er lehrt sie, dass Worte nur dann sinnvoll sind, wenn die Sprecherinnen und Sprecher dieser Worte Gott vertrauen.

Wie so oft bedient sich Jesus einiger Beispiele aus dem Alltag. Kinder trauen ihren Eltern zu, dass sie ihnen helfen können, und bitten sie um einen Gefallen, Freunde vertrauen ihren Freunden und bitten um Unterstützung.

Menschen erfahren, dass andere ihre Sorgen teilen, ihre Bitten hören und dass ihre Wünsche erfüllt werden. Jesus lehrt und empfiehlt nicht nur das Vaterunser als Gebet. Er bittet, selbst hilfsbereit zu sein und sich an die Hilfsbereitschaft anderer Menschen zu erinnern. Und wenn wir Menschen schon auf die Bitten anderer eingehen und sie erfüllen, dürfen wir umso mehr darauf bauen: Gott gibt uns das Brot, das wir brauchen, und vergibt uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern deren Schuld erlassen.

Das ist eine stärkende und tröstende Zusage in Zeiten, in denen sich immer mehr Menschen um ihr Leben und das Leben ihrer Mitmenschen sorgen; in denen auch Irrtümer zunehmen, weil die Themen wie Krieg und Frieden, Umwelt und Natur, Gesundheit und Gefährdung zu groß sind, um irrtumsfrei zu bleiben.

Gott zu vertrauen und sich selbst anzustrengen: Das haben Menschen uns immer wieder vorgelebt. Nicht zuletzt auch jene Menschen, die vor 78 Jahren, am 20. Juli 1944, die Diktatur Hitlers und seines Regimes beenden wollten. Christinnen und Christen des Kreisauer Kreises etwa, die überzeugt beteten: „Dein Reich komme“, nicht das sogenannte Dritte Reich, sondern das Reich des Gottes, dessen Name geheiligt werde. Dieser Glaube gab ihnen die Kraft, sich riskant einzusetzen, verantwortungsvoll und vertrauend. Amtlich anerkannt waren sie weder kirchlich noch staatlich. Erfolgreich waren sie auf den ersten Blick betrachtet auch nicht. Immerhin starben nach dem Attentat im letzten Jahr der Diktatur nochmal durch den Krieg und durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft so viele Menschen wie in den Jahren davor. Und doch haben sie aus dem Geist des Gebetes, das Jesus empfohlen hat, in schwieriger Zeit das Richtige getan.

 

Foto und Text: P. Manfred Kollig SSCC

 

Impuls zum 16. Sonntag im Jahreskreis

17. Juli 2022 – Lukas 10,38–42

„Marta, Marta…! Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.“

Jesus wäscht Marta nicht den Kopf. Er sagt nur: Maria hat den guten Teil gewählt und drückt damit nicht aus, dass Marta den schlechten Teil gewählt hat. Er gibt ihr zu verstehen, dass er auch für sie weiterhin da ist. Als Gastgeberin fällt es ihr plötzlich schwer, alles alleine vorzubereiten und ihre Schwester hilft nicht mit, denn sie sitzt bei Jesus und hört ihm zu. So beschwert sie sich bei Jesus und erhält seine Antwort.

Jesus hat die Situation der beiden Schwestern erkannt: Maria hat ihre innere Ruhe gefunden. Marta dagegen ist sehr unruhig und noch bei vielen äußeren Dingen, die für sie wichtig erscheinen. „Marta, Marta! Vieles geht dir im Kopf herum und beunruhigt dich“, so lesen wir in der Übersetzung von Susanne Ruschmann.Sie hat noch nicht erkannt, dass sie auf sich selber schauen muss und sich fragen muss, was ist für mich wichtig. Dazu ermutigt sie und uns heute immer noch Jesus.

 

 

Meditation: „Warum bin ich neidisch gewesen?*

Oft habe ich neidisch auf Maria geschielt,

wie Marta.

Du schienst sie mehr zu schätzen –

ihre Passivität,

ihr Zuhören,

ihre Liebe.

Oft habe ich neidisch auf Maria geschielt,

wie Marta.

Ich glaubte, du achtest mich weniger –

meine Aktivität,

meine Arbeit,

meine Liebe.

Und dann war ich traurig!

Spät habe ich die andere Marta kennengelernt,

die Marta, die mit dir ringt und mit dir redet.

Ich habe die andere Marta kennengelernt,

die Marta, die dich erkennt und dich bekennt.

Und dann war ich froh!

Warum bin ich neidisch gewesen?“

*Aus: Frauen-ge-danken, Meditationen von Marie-Luise Langwald, Klens-Verlag 1990, S.50-51 Marta (Joh 11,1–44)

Gesegnete und besinnliche Sommertage

Elfriede Kuhmann

Impuls zum 15. Sonntag im Jahreskreis

10.7. 2022 – (Lk10,25–37) – Ein neuer Samariterbund ist NOTwendig, denn viele fallen unter die Räuber

Strukturen der Sünde, des Unrechts, der Ausbeutung ... sehen und verändern: „Mehr Gerechtigkeit schaffen! Die Corona-Pandemie hat uns erneut deutlich gemacht, wie ungleich Menschen durch globale Krisen getroffen werden: Während mehr als 160 Millionen Personen zusätzlich in Armut stürzten, verdoppelte sich das Vermögen der zehn reichsten Milliardäre. Weltweit hungern mehr als 800 Millionen Menschen. Ebenso ungerecht verteilt ist der Zugang zu Impfungen und einer guten Gesundheitsversorgung. Am Meisten leiden diejenigen, die schon zuvor wenig besaßen. Mit dem Ukraine-Krieg steigen die Lebensmittelpreise massiv, was die Ärmsten am stärksten trifft und wodurch der Hunger in der Welt zunimmt. Gleichzeitig enden zu viele Nahrungsmittel im Tank und Futtertrog statt auf dem Teller. Armuts- und Hungerbekämpfung standen bei G7-Gipfeln häufig auf der Tagesordnung. Doch es blieb bei leeren Worten.“ (vgl. Aufruf „GerechtGehtAnders“ www.g7-demo.de)

„Die Beschlüsse des Gipfels von Elmau sind Blendwerk, das vom historischen Versagen der G7 ablenken soll. Die zugesagten 4,5 Milliarden US-Dollar sind viel zu wenig, um die globale Nahrungsmittelkrise zu beenden und zu verhindern, dass Menschen weiter hungern. Um den Hunger zu beenden und die Hilfsaufrufe der Vereinten Nationen zu finanzieren, sind mindestens 28 Milliarden US-Dollar zusätzlich erforderlich.“Charlotte Becker, Leiterin Politik und Kampagnen von Oxfam

„Während bis zu 250 Millionen Menschen in diesem Jahr in die Armut abzurutschen drohen, machen viele Konzerne, zum Beispiel im Energie- und Lebensmittelbereich, exorbitante Gewinne. Nötig ist deshalb eine Übergewinnsteuer auf Extraprofite während der Corona-Pandemie. Von den G7 hätte ein klares Signal ausgehen müssen, dass die großen Gewinner der Krise ihren fairen Beitrag zur Finanzierung der Krisenkosten beitragen.“Tobias Hauschild, Leiter Soziale Gerechtigkeit bei Oxfam

„Die G7 verteidigen weiterhin die Monopole und das geistige Eigentum ihrer Pharmakonzerne, statt wirtschaftlich benachteiligte Länder dabei zu unterstützen, ihre eigenen, generischen Impfstoffe herzustellen.“Max Lawson, Leiter Ungleichheit bei Oxfam International  (vgl auch monitor von 30.6. 22 erschreckende Erkenntnis zu Impfstoffgeschäfte)

Wir müssen vor Ort helfen und als Zivilgesellschaft einfordern, was einer Zeitenwende für Gerechtigkeit und einen echten Politikwechsel zum Allgemeinwohl dient.

Wir brauchen einen neuen Samariter-Bund!!!

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 14. Sonntag im Jahreskreis

3. Juli 2022

Lukas 10,1 ff, Man muss ein Esel sein …

Man muss ein Esel sein, wenn man sich heute noch in der Kirche engagiert. „Stimmt!“, werden diejenigen denken, die sich aufgrund der Erfahrungen mit Kirche innerlich und äußerlich von ihr abgesetzt haben.

„Stimmt!“, sage auch ich, wenn ich mir das heutige Evangelium vor Augen führe. Die Jünger Jesu sind mit buchstäblich nichts auf Mission geschickt worden. Beim Lesen kam mir die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem in den Sinn. Ein Esel hat ihn zu den Menschen dieser Großstadtmetropole getragen. Und so lässt sich doch beschreiben, was zu allen Zeiten die Aufgabe der Christen und der Kirche sein wird: Jesus zu den Menschen tragen, sein Evangelium unter die Leute bringen.

Ein Esel als Vorbild für die Kirche und die Gläubigen? Der Gedanke gefällt mir, weil der Esel zwei charakteristische Eigenschaften besitzt, die wir nur schwer zusammenbringen: zum einen seine sprichwörtliche Geduld und zum anderen sein störrisches, eigenwilliges Verhalten.

Gerade diese Mischung aber bringt die Herausforderung eines christlichen Lebens auf den Punkt. Leben in den Spuren Jesu verlangt auf der einen Seite die Geduld, Lasten und Belastungen in der Familie oder im Beruf täglich auf sich zu nehmen und durchzutragen, die eigenen Grenzen und Schwächen zu akzeptieren und dennoch lebenslang an sich zu arbeiten. Auf der anderen Seite ist die Mission Jesu angewiesen auf Wider-Ständigkeit, den hartnäckigen Eigen-Sinn, störrisch zu protestieren, wenn innerhalb und außerhalb der Kirche Leben nicht zur Entfaltung kommen kann, weil unverdünnte Angst injiziert wird, Gott und der Mensch missbraucht werden; kritisch und unbequem aufzuschreien, wenn Ungerechtigkeiten stillschweigend übergangen oder vertuscht werden und die Hoffnung im Halse steckenbleibt. Oft sind es ja gerade die Störrischen, die durch ihren Widerstand dazu zwingen, innezuhalten, die Dinge genauer und differenzierter zu betrachten, und die dadurch eher vorwärts bringen als diejenigen, die nur „I-A“ schreien und gedankenlos mitlaufen.

Da bei uns Menschen diese beiden Eigenschaften leider meist nicht zusammen auftreten, wünsche ich mir eine Kirche, in der solche Esel einen Platz haben. Und wenn dann einer zu mir sagen würde: „Man muss ein Esel sein, wenn man sich heutzutage in der Kirche engagiert!“, dann könnte ich schmunzeln und sagen: „Stimmt!“

Impuls von Hans-Ulrich Willms SSCC 

Impuls zum 13. Sonntag im Jahreskreis

24.6.2022

Freiheit

Unsere Epoche, die Moderne, sei die erste Epoche, in der wir wirklich Gottes Sehnsucht nach uns Menschen entsprechen könnten, betonte der Freiburger Theologe Magnus Striet schon vor einigen Jahren in einem Vortrag. Wir können Gottes Sehnsucht nach uns entsprechen, weil wir frei sind.

Striets Gedanken kamen mir in den Sinn, als ich diesen starken Satz am Anfang der zweiten Lesung dieses Sonntags aus dem Galaterbrief las: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“.

Nie wieder, so schreibt Paulus an die Gemeinde in Galatien, sollen sie sich ein „Joch der Knechtschaft“ auferlegen lassen, von anderen unterdrücken lassen.

Ganz anders erleben wir es gerade: Unter dem Deckmantel, die Menschen in der Ukraine befreien zu müssen, führt der russische Machthaber Putin seit Monaten einen brutalen Krieg gegen die Ukrainerinnen und Ukrainer. Seine „Befreiung“ dient aber offensichtlich nur dem einen Zweck, sie in Unfreiheit zu halten.

Frei zu sein, befreit zu sein, ist die Voraussetzung für ein Leben in Freiheit. Diese Freiheit ist kein Freibrief, in großer Beliebigkeit alles tun und lassen zu können. Christus lädt zur Nachfolge ein. Die Entscheidung, ihm nachzufolgen, bedeutet zwar auch sich einzuschränken. Sie führt aber auch auf den Weg, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Nächstenliebe zu leben; den Weg, den Jesus selbst gegangen ist. Und auf dem er uns zur Freiheit befreit.

 

Impuls von Peter Wegener

Impuls zum 12. Sonntag im Jahreskreis

19.6.2022

Aus dem Antwortpsalm der heutigen Sonntagsliturgie:

Gott, mein Gott bist du, dich suche ich, es dürstet nach dir meine Seele. Psalm 63 (62)

Das ist die Lebensüberzeugung und die Wegrichtung des Psalmensängers. Der Durst zeigt den Weg zur Quelle, die Sehnsucht gibt die Richtung unserer Suche an.

Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder zu vergewissern, wonach sehne ich mich wirklich? Wonach habe ich Hunger? Hunger, aus dem die Sehnsucht erwächst, die mir den Weg zeigen soll? Führen meine Schritte wirklich dahin, wo meinen Hunger und mein Durst gestillt werden kann?

„Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“ (Matthäus 6, 21)

 

Impuls von Pater Martin Königstein SSCC

Impuls zum 6. Sonntag der Osterzeit

22. Mai 2022 – Offenbarung 21,10ff

Am Ende nicht am Ende oder Ende gut alles gut

Himmlisches Jerusalem! Heilige Stadt! Wer in ihr Platz hat, dem kann niemand mehr etwas anhaben.

Dass diese Stadt eine Mauer und wohlbewachte Tore hat, ist selbstverständlich. Wichtiger ist – und gleichzeitig Überraschung pur–, dass es in dieser Stadt keinen Tempel gibt, kein gemauertes Gotteshaus. Gott selbst ist der Tempel. Gott ist alles in allem für alle. Das Leben mit ihm und durch ihn und aus ihm ist so selbstverständlich all-gegenwärtig, dass es keinen Ort, kein Haus der Verehrung, der Anbetung, des Kultes braucht. Es gibt keine Trennung mehr zwischen Himmlischem und Irdischem, Profanem und Heiligem, Völkern und Rassen, Gläubigen und Ungläubigen. Kein Oben und Unten. Alle sind eins. Alle leben in Frieden.

Welch großartig tröstliches Gegen-Bild gegen die Bilder, die gerade unausweichlich auf uns einstürmen! Welch eine Verheißung für unsere aus den Fugen geratene Welt, in der so viel schrecklicher Tod herrscht. Pandemie, Hunger, Durst, Klimakatastrophe, Kriege, zerbombte Städte, zerstörte Heimaten und Lebensräume – sie behalten nicht das letzte Wort.

Menschen können in ihrem Größenwahn Zukunft zerstören – bis an die Grenzen dieser Welt. Aber es gibt eine andere Zukunft, die weiter reicht: Gottes Zukunft. Alle Tränen werden abgewischt. Am Ende nicht Tod ohne Ende. Am Ende: Leben ohne Ende.

Irdische Lebenszeit braucht geographische Lebensräume: Häuser, Wohnungen, Dörfer, Städte. Doch die sind nur auf Zeit. Unsere zeitlose Zukunft kommt auf uns zu, die kommt uns entgegen. Das himmlische Jerusalem, die heilige Stadt, die Heimat in Gott, aus der wir herkommen und zu der wir wieder zurückfinden, die haben wir von Geburt an immer schon – im Blick und im Arm. Niemand kann sie uns entreißen. Nichts kann sie uns streitig machen. Was auch immer ist und wie es ist, weiter glauben, weiter hoffen, weiter lieben in dieser Zeit – weiter: heim in Gottes Ewigkeit.

Gott rettet seine Schöpfung, rettet seine Menschen und bringt sie in Sicherheit. Tod und Hölle sind überwunden. Gott sei Dank!

Impuls von Pater Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum 5. Sonntag der Osterzeit

15. Mai 2022

Otto Pankok hat seinen berühmt gewordenen Holzschnitt „Christus zerbricht das Gewehr“ 1950 erschaffen. Er ist vielleicht ein Anti-Bild zum Evangelium des heutigen Sonntags.

Hier ist ein Christus, der mit starkem Arm das Gewehr zerbricht, der Krieg, Gewalt und das Böse mit einem Mal zerstört und aus der Welt schafft.

Da im Johannes-Evangelium hören von dem, der gerade von Judas verraten wurde und der sich in sein Schicksal fügt, verurteilt und getötet zu werden. Dessen Botschaft und neues Gebot lautet: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“

In der sonntäglichen Lesung aus der Offenbarung ist die Rede von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, die Gott schaffen wird. Dort wird der Tod nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.

Jesu neues Gebot „Liebt einander!“ ist unser Auftrag, schon hier und heute etwas von dieser verheißenen neuen Erde sichtbar zu machen. Eine Erde, auf der nicht die Logik der Gewalt und das Recht des Stärkeren herrschen, sondern die Liebe die Waffen zerbricht.

Weit sind wir davon entfernt, so scheint es gerade jetzt. Und doch hoffe ich, dass wir mutig im Kleinen wie im Großen auf diesem Weg des „Liebt einander!“ bleiben.

Impuls von Peter Wegener

Impuls zum 4. Sonntag der Osterzeit

7. Mai 2022 – Ich und der Vater sind eins

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. (Johannes 10, 27–30)

In jener Zeit sprach Jesus: Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.

Ich und der Vater sind eins.

18. März 1958: Der amerikanische Dichtermönch Thomas Merton steht an einer belebten Straßenkreuzung in Louisville, Kentucky. Er betrachtet die vielen Menschen, die ei­lig ihren Geschäften nachgehen. Er kennt sie nicht. Und doch hat er auf einmal die unerschütterliche Gewissheit, mit ihnen allen verbunden zu sein. Er fasst seine Erkenntnis in einen Satz: „There are no strangers - es gibt keine Fremden!" Wirklich?

Wenn ich an einer belebten Kreuzung in der Stadt stehe, habe ich meistens das Gefühl, dass es nur Fremde gibt. Ich kenne niemanden und werde von niemandem erkannt.

Merton mochte es ähnlich ergangen sein. Doch an jenem Frühlingsnachmittag in Louisville erlebte er es auf einmal an­ders. Er sah, was ihn mit all den Menschen verband. Er er­kannte das gemeinsam Menschliche. Den einen Geist, der in jedem Menschen auf einzigartige Weise zum Ausdruck kommt, das Bild Gottes, das vom Schöpfer jedem Menschen mitgegeben ist. (vergl. Genesis 1, 26)

Mehr noch: Er sah sich selber in all den Menschen, die er gar nicht kannte: „Ich bin eins mit ihnen... Sie sind nicht ,sie', sondern mein eigenes Selbst." Er erlebte sich als Teil der einen Menschheit und hatte kein Bedürfnis mehr, sich von ihr abzu­heben.

Zehn Jahre später kam Merton wieder auf das Thema zu spre­chen. Er er­innerte daran, dass die tiefste Ebene der Kommunikation die Kommunion sei – das Erlebnis der wechselseitigen Verbun­denheit: „Meine lieben Brüder und Schwestern, wir sind bereits eins, obwohl wir das nicht wissen. Was wir entdecken müssen, ist unsere ursprüngliche Einheit. Wir müssen werden, was wir bereits sind."

There are no strangers: An der Straßenkreuzung in Louisville erinnert eine Gedenktafel an Mertons erleuchtende Erkenntnis. Passanten strömen daran vorbei, werfen vielleicht einen flüchti­gen Blick auf die Tafel, lesen diesen einen Satz und gehen weiter. Einsame? Fremde?

There are no strangers.

Impuls von Pater Martin Königstein SSCC

Impuls zum 3. Sonntag der Osterzeit

1. Mai 2022 – Magst Du mich…

Der Auferstandene kommt unerwartet. Und er erscheint an den Orten, wo Menschen keinen Erfolg haben, sich hinter verschlossenen Türen aufhalten und vor Sorgen und Ängsten vergehen.
Wenn der Auferstandene den Jüngern erscheint, dann zeigt er sich menschlich: Er teilt das Brot und isst mit ihnen. Er ist kein Geist und erst recht kein Gespenst, sondern kommt als Mensch.
Seine Botschaft lautet: Fürchtet euch nicht. Habt keine Angst. Der Friede sei mit euch. Den Petrus fragt er dreimal, ob er ihn liebe. Petrus antwortet eher zurückhaltend, was in der deutschen Übersetzung meistens nicht deutlich wird. Auf die Frage nach der Liebe antwortet er: Ich mag dich. Daraufhin fragt Jesus beim dritten Mal: Magst du mich. Er lässt sich ganz auf Petrus ein und passt seine Frage der Antwort des Petrus an.
Zwei Gedanken zum Evangelium des 3. Ostersonntags:
- Der Auferstandene erwartet von uns Menschen nichts, was uns überfordern könnte. Er fragt so, dass wir darauf antworten können.
- Mitleid hat er mit der Not der Jünger, nichts gefangen zu haben. Die leeren Netze bezeichnen jede Form des gefühlten oder tatsächlichen Misserfolgs.
Auferstehung beginnt dort, wo Menschen am Boden liegen. Der Auferstandene will sie aufrichten. Ambrosius von Mailand sagte über ihn, dass er da sei. Und dass er die Menschen, die ihn suchten, nie verfehle.
 
Foto und Text: P. Manfred Kollig SSCC

Ostern fixpunkt

17. April 2022

Alle feiern das neue Leben – Wir würden es auch gern  wir aus und in der Ukraine, wir auf der Flucht, wir die keinen Weizen mehr aus Europas Kornkammer Ukraine bekommen, wir die keine Luft bekommen wegen Corona, wegen Leid, wegen Krankheiten, wegen Umweltschäden, wir die am Boden liegen, wir die Enttäuschten ...

Selig, die mich erfahren lassen, dass ich geliebt, geachtet und nicht allein gelassen bin.(aus Afrika)

Der, der am Kreuz alleine hing und nicht zum Schwert gegriffen hatte, der sich sein Herz durchbohren liess, der in aller Gottverlassenheit auf IHN vertraute, den hat Gott nicht verlassen, sondern aufgefangen und aufgerichtet, auferweckt … und er segnete Gastfreund- schaft in Emmaus bei den Enttäuschten mit dem Teilen des Brotes und so erkannten sie: Er lebt, der unser Herz brennen liess, weil er uns zuhörte und uns den Sinn von Hingabe, Selbstlosig- keit, Gewaltlossigkeit...erklärte. So hilft er durch uns heute für einen Schritt raus aus Verlassenheit, weil wir einem Obdach geben, weil wir einem ein wenig Ruhe ermöglichen, weil wir für einen Zeit haben, weil wir Erfahrungen beim Austausch ernst nehmen, weil wir bei Leidenden aushalten, weil wir... Frohe Ostern mit der Bitte um Sorge füreinander im Leiden und Sterben und um solidari- sche Hilfe heute ...

Impuls von P. Wolfgang Jungheim SSCC, Sprecher des Initiativkreises für Flüchtlinge und Asylsuchende im Rhein-Lahn-Kreis und Seelsorger bei Kranken und Behinderten

 

Impuls zum 5. Fastensonntag

3. April 2022

Es tut gut, sich an all das Gute zu erinnern, was einem widerfahren ist, an die schönen Momente zu denken, die man erlebt hat. Oft ist es ja mehr als nur das Schwelgen in schönen Erinnerungen, oft ist diese Besinnung wie eine Kraftquelle, aus der sich leben lässt. Viele solche guten Momente teilen wir auch gemeinsam; wir Deutschen zum Beispiel die friedliche Revolution von 1989 die zur Überwindung der Teilung unseres Landes führte.

Alle drei Lesungen des heutigen Sonntags lenken unseren Blick aber in eine andere Richtung. »Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr«, heißt es beim Propheten Jesaja. Und Paulus schreibt an die Gemeinde in Philippi: »Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist.« Und Jesus ruft die Frau, die die Ehe gebrochen hat zum Aufbruch auf: »Geh!«

Alle drei Lesungen nehmen auf ihre Art das Neue in den Blick, das Gott schaffen will. Einst hat Gott die Israeliten in die Freiheit geführt – jetzt aber, so lesen wir bei Jesaja, schafft er Neues: die Wüste soll zum bewohnbaren, fruchtbaren Land werden. Auch Paulus richtet den Blick nach vorn: das Ziel vor Augen, das Jesus selbst ist. Und die Ehebrecherin wird von Jesus ermutigt, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ohne zu sündigen ihren Weg weiterzugehen.

In Zeiten wie diesen fällt es mir nicht leicht, den Blick nach vorn zu richten in eine Zukunft, die gerade sehr düster erscheint. Aber ich freue mich, dass dieser Sonntag mich neu erinnert, dass Gott nicht Vergangenheit ist, dass er da ist und unseren Weg in die Zukunft begleitet.

Dazu kam mir das Lied von Klaus-Peter Hertzsch wieder in den Sinn, das 1989 ursprünglich für eine Hochzeit geschrieben zu einer Hymne der friedlichen Revolution wurde. Es begleitet mich in den letzten Tagen als ermutigender Ohrwurm.

Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt. Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand, sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.

Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit! Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid. Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht, der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.

Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt! Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land. Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit. 

Peter Wegener SSCC

Impuls zum 4. Fastensonntag

27. März 2022

Evangelium: Lukas 15, 1–3.11–32

Der Vater (zu den Familienangehörigen): »Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.« Lukas 15, 24

Der Vater (zum ältesten Sohn): »Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.«  Lukas 15, 32

Der Mann, den wir normalerweise den »Verlorenen Sohn« nennen, hat seinem Vater, seinem Bruder, also seiner Familie die Hälfte der Existenzgrundlage entzogen und das Kapital auf den Kopf gehauen.

Dennoch bleibt er für seinen Vater: »mein Sohn« und der Vater besteht darauf: für den ältesten Sohn soll er auch weiterhin »dein Bruder« sein.

Diese bedingungslose Zuwendung geht weit über Sympathie oder Zuneigung hinaus. Hier begegnen wir einer Grundhaltung, die stärker ist auch als Schuld und alles andere, was uns trennen kann.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der es scheinbar immer tiefere Gräben der Spaltung und gegenseitigen Entfernung gibt. Wir werden immer unfähiger mit dem anderen Lager zu reden.

Eine Einladung dieses Evangeliums vom 4. Sonntag der Fastenzeit ist es, uns auf diese gemeinsame Basis zu stellen: »meine Schwester« – »mein Bruder«.

Seien wir gespannt, was von da aus möglich ist.

P. Martin Königstein SSCC

Impuls zum 3. Fastensonntag

20.3.2022

„Vielleicht bringt er in Zukunft Früchte“ (Lk 13,9)

Kaum ein Merkmal prägt unsere Gegenwart so sehr wie die Schnelligkeit. Keine langen und komplizierten Texte; stattdessen Schlagzeilen. Bitte keine zweite Meinung, stattdessen eine einzige, die ständig wiederholt wird. Das schnelle Urteil, die schnelle Übermittlung von Nachrichten – ich sitze gerade hier und esse Pizza – und die schnelle Reaktion sind gefragt.

Das führt öfters dazu, dass Menschen mit der Tür ins Haus fallen, zu Aktionismus neigen und sich nicht mehr mit dem beschäftigen, was keinen unmittelbaren Gewinn und Erfolg verspricht. Außerdem ist immer schnell klar, wer denn an einer Misere schuld ist. Früher gab es noch die Skepsis gegenüber der Eile und hatte man noch mit der Möglichkeit gerechnet, voreilig zu denken, zu urteilen und zu handeln. Heute scheint es nur eine Gefahr zu geben: nämlich die, zu langsam zu sein.

In der 1. Lesung des 3. Fastensonntags sieht es anders aus. Mose wird erst einmal vom Herrn aufgefordert, stehen zu bleiben und seine Schuhe auszuziehen. Diese Entschleunigung und dieser unmittelbare Bodenkontakt sollen ihn spüren lassen, dass der Boden, auf dem er steht, heiliger Boden ist (Ex 3,5). Heiliger Boden, der sich Gott verdankt und auf dem er mit uns lebt. Heiliger Boden auch, um Beispiele zu nennen, in Afghanistan, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea, Irak, Jemen, Libyen, Mexiko, Russland, Ukraine und Venezuela. Heiliger Boden in den Krisengebieten. Auch dort lädt Gott ein und fordert auf, innezuhalten. Das ist eine Zumutung. Sie mag vor dem Fernseher mit den Nachrichten aus den Krisengebieten noch annehmbar sein. Aber Gefühle von Angst, Wut, Hass und den Impuls zur Vergeltung im Krisengebiet selbst unter Kontrolle zu bringen; gleichsam innehalten im Bombenhagel, weil auch dort heiliger Boden ist …

Auch dort sind die Herren der Welt wie der Besitzer des Weinbergs im Sonntagsevangelium aufgerufen, Chancen zu geben; nichts voreilig ab- und umzuhauen, sondern abzuwarten. „Vielleicht bringt er in Zukunft Früchte.“ (Lk 13,9).

Fastenzeit ist Österliche Bußzeit; Zeit zum Anhalten und Umkehren. Dazu ist es auch förderlich, sich zu erinnern, dass Gott, wie es Alfred Delp einmal ausdrückte, manchmal umgekehrt denkt wie wir.

(Text und Foto: P. Manfred Kollig SSCC)

Impuls zum 2. Fastensonntag

13.3.2022

Eröffnungsvers: Psalm 25,6

Denk an dein Erbarmen, Herr, / und an die Taten deiner Huld; / denn sie bestehen seit Ewigkeit.                                                                      

Die Corona-Pandemie haben wir noch nicht ganz überwunden, da trifft uns ein politisches Kalkül: Krieg in und um die Ukraine. Wir sind von den täglichen Bildern und Berichten betroffen, verstehen Russland nicht und schalten sogar ab, weil wir es nicht mehr ertragen können. Die Menschen vor Ort können das nicht. Sie kämpfen um ihr Leben. In unserer Betroffenheit zeigen wir uns solidarisch mit immer neuen Ideen. Neben Protestaktionen, Gedenkminuten, dem Zeigen der ukrainischen Farben gelb und blau, musikalischen Friedensbeiträgen, organisierten Hilfskonvois, nehmen Flüchtlinge, sogar in Privatwohnungen und sind als Christen in der Pflicht, auch um Frieden zu beten. Um sich als Gebetsgemeinschaft zu erfahren, stellen wir eine Kerze um 18 Uhr ins Fenster und beten. Es hilft uns ein wenig, so unsere Machtlosigkeit an Gott, den Vater abzugeben. Ebenso hilft uns die aktive Unterstützung der Flüchtlinge.

So hat die Vorbereitungszeit auf Ostern bei vielen von uns einen anderen Akzent erhalten, als wir es uns vielleicht vorgenommen hatten. Trotzdem dürfen wir uns jetzt im Fast-Frühling auch an den vielen blühenden Krokussen, Narzissen und an dem langsam grün werdenden Bäumen und Sträuchern erfreuen. Gottes Zeichen seiner Verbundenheit mit seiner Schöpfung.

Ich wünsche uns, dass wir auf dem Weg nach Ostern den Spagat schaffen zwischen aktiver Unterstützung, Mitempfinden der unter der Kriegssituation leidenden Menschen und der bei uns erwachenden Natur als Hoffnungszeichen.

Ein ausgeglichenes Wochenende

Elfriede Kuhmann

1. Fastensonntag 2022

Evangelium: Lk 4,1–13

Es geht! Gerecht!

In den Versuchungen zeigt Jesus, dass es geht: gerecht zu sein.
Jesus drückt sich nicht, wenn es darum geht, sich um sein Brot und das anderer zu kümmern und zeigt zugleich, dass der Mensch mehr als Brot (Essen und Trinken) benötigt.

Jesus beansprucht nicht Herrschaft über Länder, Besitz und Menschen und schon gar nicht Macht, um sie zu benutzen. Er dient dem Leben aller, die ihm begegnen und anvertraut sind, dass sie nicht zugrundegehen. Er will für sie sogar Leben in Fülle, besonders für die Armen und die Kinder – anders Putin und ähnliche Machthaber. 

Jesus macht keine Spielchen mit Gott, aber er vertraut ihm, dass er ihn nicht zu Tode fallen lässt für ewig, wenn er, Jesus, alles einsetzt, um den Willen Gottes zu erfüllen, Rettung, Einheit der Menschen mit Gott und untereinander.

Das Kreuz Jesus zeigt es: der Längstbalken steht für sein Kommen von Gott zu uns und für sein Vertrauen zu Gott, der ihn hält in seinen Händen und uns alle, der Querbalken macht deutlich, dass er die Arme ausbreitet für uns alle und gut ist zu uns, damit auch wir einander nicht fallen lassen, sondern retten, umarmen ...

Das Kreuz von Lampedsa ist gelebtes Kreuz Jesu: Im Blick auf Gott, der Ertrunkenen zu gedenken und zugleich Trost und Hilfe zu sein für die Überlebenden.

Die diesjährige Fastenaktion greift diese Gedanken in den Projekten auf und in den Fastenimpulsen: www.misereor.de/fastenaktion2022/

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 8. Sonntag im Jahreskreis

27. Februar 2022

Damit Friede möglich wird...

Gott, dein Sohn Jesus Christus hat uns gelehrt, unsere Feinde zu lieben und für unsere Verfolger zu beten. In dieser Welt aber will die Sprache des Hasses und der Bedrohung nicht verstummen. Wollen die Waffen nicht schweigen. Will das Töten nicht aufhören. Überziehen Terroristen und Despoten immer wieder Völker mit Kriegen, Unterdrückung, Zerstörung und Tod.

Bewahre alle, die über Waffen befehlen vor den Versuchungen der Macht!

Krieg aber ist nicht nur da, wo Raketen und Bomben explodieren. Krieg beginnt immer im Herzen der Menschen. Deshalb bitten wir: Hilf uns, vor allem die Waffen, mit denen wir unsere persönlichen Kriege im Alltag führen, abzulegen: Verletzend scharfe Worte; verächtlich böse Blicke; giftige Spitzen; aggressive Untertöne; arrogante Überheblichkeit; unfehlbare Besserwisserei; beißenden Spott; desinteressierte Gleichgültigkeit…

Gib deinen Geist des Friedens in unsere Sprache, in unsere Blicke, in unsere Hände und Füße, in unseren Intellekt, in unsere Fantasie, in unser Herz!

Impuls von Hans-Ulrich Willms SSCC

FRIEDEN,

GOTT,

ist dein GESCHENK an uns.

PEACE – PACE – PAIX – MIR – BARIŞ – SHALOM

Dein GESCHENK,

uns Menschen anvertraut.

DU,

komm,

lass uns ZUSAMMEN SEIN:

MITEINANDER sprechen,

MITEINANDER spielen,

ZUSAMMEN essen, ZUSAMMEN trinken,

GEMEINSAM singen,

und ZUSAMMEN leben,

damit wir leben

in FRIEDEN.

Impuls zum 7. Sonntag im Jahreskreis

20. Februar 2022

Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen! Lukas 6, 27–28

Was für eine Liste an Forderungen und Aufforderungen, die uns diesen Sonntag im Evangelium begegnet, oder besser: zugemutet wird. Als wäre es nicht genug, dass Jesus uns die Nächstenliebe – als die Erfüllung aller Gebote – ins Stammbuch geschrieben hat, nein auch Gegner und Feinde soll diese Liebe noch einschließen, diejenigen, die uns an den Kragen wollen.

Liebe, aber unter ganz anderen Vorzeichen, stand am Montag der letzten Woche im Kalender. Da, am Valentinstag, ging es um Liebe als innige Zuneigung zweier Menschen zueinander.

Ein solches Gefühl ist die Nächstenliebe – einschließlich der Feindesliebe – nicht. Was dann? Mir helfen die ersten beiden Verse unseres Sonntagstextes, das besser zu verstehen: Gutes tun, segnen und beten sind da als drei konkrete Handlungsschritte genannt. Das ist das Gegenteil von Schaden zufügen und verfluchen.

Es geht Jesus wohl darum, dass wir nicht in der einfachen Logik eines „Wie du mir, so ich dir“ stecken bleiben. Er traut uns zu, dass wir anders handeln können, so wie er es vorgelebt hat.

Gutes tun, segnen und beten ist immer noch ein anspruchsvolles Programm. Aber auch nicht unmöglich. Vielleicht erst einmal nur für heute …

Impuls von Peter Wegener 

 

»Der du uns gemacht hast so brüchig, wie wir sind,
um dein einziges Bild zu sein:
Wir, Fremdlinge füreinander,
Waisen und Witwen füreinander,
einander Feinde, Liebhaber, Nächste.
Der du unausweichlich nahe kommst, offenbar bis hier und jetzt.
Lenk unser Herz auf Recht und Liebe,
öffne unseren Verstand für die Vision des Friedens,
die uns ruft seit Menschengedenken.«

Huub Oosterhuis

Impuls zum 6. Sonntag im Jahreskreis – 13. Februar 2022

Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. (Lukas 6, 20 – 26)

Wer schaut nicht in diesen Tagen, wenn auch nur flüchtig, auf den Medaillenspiegel der Winterspiele? Schneller, eleganter, geschickter …, darum geht es. Wir vergleichen uns ständig. Es kommt darauf an im Vergleich mit anderen besser da zu stehen. „Der Zweite ist ein »Looser« singt der Spanier Miguel Bosé. Wenn nur einer siegen kann, dann nimmt man in Kauf, dass es viele Verlierer gibt.

Jesus stellt in seiner Rede unsere Vorstellungen auf den Kopf. Wie damals das Kind (Markus 9, 36) so stellt er jetzt die Armen und Hungernden, die Geschundenen und Missbrauchten, die Ausgegrenzten und Verachteten, alle Verlierer in die Mitte. Da ist der »Standpunkt« Gottes, vom Ort der »Looser« aus sieht und versteht er die Welt. Das ist eine gute Botschaft für Arme und für Reiche, denn wer die Verlierer, die vom Rand, die Verachteten beachtet, wertschätz, schützt, ernst nimmt hat alle mit im Boot, alle, die wollen … klar, die Reichen und Mächtigen müssten einiges ändern in ihrer Mentalität damit sie dazu passen.

Martin Königstein SSCC

Impuls zum 5. Sonntag im Jahreskreis am 06.02.2022

Besinnt Euch auf Eure Stärke …

Die ganze Nacht hatten sie sich abgemüht. Sie, die enttäuschten Fischer, begegnen am Morgen Jesus. Das Evangelium dieses Sonntags kann uns überraschen. Lukas berichtet nicht, dass die Jünger erst einmal anfangen zu klagen. Am Anfang der Begegnung steht keine Befindlichkeitsrunde, in der die Jünger Trübsal verbreiten. Auch zeigt er sein Mitgefühl mit den Jüngern nicht durch sein Bedauern. Stattdessen nutzt er ihre Möglichkeiten. Der Fischfang oder die leeren Netze sind nicht das Einstiegsthema. Jesus schaut auf die Boote, in denen er eine Chance sieht. Er solle ihn hinausfahren, bittet er den Simon. Dieser tut es und so kann Jesus vom Boot aus zu den Menschen sprechen. Die Netze waren leer, kein Thema. Ihr habt doch zwei Boote, das war das Thema. Und mit diesen Booten könnt ihr etwas tun. Sie sind geeignet, um von dort aus zu predigen. Erst danach kommt Jesus mit Jüngern auf den Fischfang zu sprechen, lässt sie nochmals hinausfahren und gegen alle Regeln der Fischerkunst Fische fangen.

Krisen und Misserfolge, Enttäuschung und Zweifel, Ängste, Erfolg- und Lustlosigkeit: Diese menschlichen Erfahrungen kennen wohl die meisten Menschen. Verursacht werden sie durch vielfache Ursachen, beispielsweise durch Pandemie und Endemie, durch Kriegsgefahr und Kirchenkrisen. Bei alledem auf unsere Boote, auf unsere Möglichkeiten zu schauen, ist das, was wir aus dem heutigen Evangelium lernen können. Und diese Möglichkeiten zu nutzen, um diesen Jesus hinauszufahren und zu tragen: seltener auf einen See, eher auf die Straßen und Plätze, in die Häuser mit ihren Wohnungen und Sälen. Damit ER auch heute zu Wort kommen und durch Taten heilsam wirken kann …

Text und Bild: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 4. Sonntag im Jahreskreis am 30.01.2022

Evangelium: Lukas 4,21-30

»Er aber schritt mitten durch sie hindurch und ging weg.«

Welch eine Dramatik! In der Synagoge seiner Heimatstadt legt Jesus das Schriftwort aus. Seine Zuhörer sind erstaunt über sein Reden, denn er ist doch nur der Sohn Josefs. Jesus zitiert das Sprichwort „Arzt heile dich selbst“ und führt zwei Beispiele von Heilungen an. Damit provoziert er die Leute, da die geheilten Personen Ausländer waren. Sie wurden wütend, sprangen auf und trieben Jesus aus der Stadt hinaus bis zu einem Bergrand und wollten ihn dort hinabstürzen. Hier wendet sich die Geschichte. Jesus drehte sich um und vielleicht schaute er sie alle sehr eindringlich an, dass sie „wie hypnotisiert“ zur Seite gingen. So konnte er durch sie hindurchschreiten und weggehen. Aber in welcher Verfassung ließ er sie alle zurück? Wütend, aufgebracht, ratlos oder auch nachdenklich? Jesus, den wir normalerweise als Menschenversteher und dem Menschen zugewandt erleben, möchte mit diesem vielleicht „pädagogischen Kniff“ seinen Zuhörern helfen, ihren Glauben an und ihr Vertrauen auf Gott zu überprüfen, aber auch ihre Beziehung zu ihren Mitmenschen, den Einheimischen wie den Ausländischen.  

Dieser Auftrag Jesu hat sich bis in die heutige Zeit nicht verändert. Immer noch gibt es Neid, wenn nicht nur die Einheimischen profitieren, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund. Wo stehen wir?

Ein gesegnetes Wochenende

Elfriede Kuhmann

Impuls zum 3. Sonntag im Jahreskreis am 23. Januar 2022

Mitten in der Gebetswoche um die Einheit im Glauben

Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem benachteiligten Glied umso mehr Ehre zukommen ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen. (1 Kor 12,12ff)  Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe (Lk 4,14ff)

»Nachdem sie dem Heiland begegnet sind und ihn gemeinsam angebetet haben, kehren die Sterndeuter auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurück, denn sie waren im Traum vor Herodes gewarnt worden. Ebenso muss die Gemeinschaft, die wir in unserem gemeinsamen Gebet erfahren, uns dazu inspirieren, auf neuen Wegen in unser Leben, unsere Kirchen und unsere Welt zurückzukehren.

Auf neuen Wegen zu gehen ist eine Einladung zur Umkehr und Erneuerung in unserem persönlichen Leben, in unseren Kirchen und in unseren Gesellschaften. Die Nachfolge Christi ist unser neuer Weg, und in einer vergänglichen und unbeständigen Welt müssen Christen so standhaft und zuverlässig bleiben wie die Konstellationen der leuchtenden Planeten. Aber was bedeutet das konkret?

Es gehört zum Dienst am Evangelium heute, die Würde des Menschen zu verteidigen, besonders die der Ärmsten, Schwächsten und Ausgegrenzten. Das verlangt von den Kirchen Transparenz und Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit der Welt und miteinander. Die Kirchen müssen daher zusammenarbeiten, um die Not der Leidenden zu mindern, die Vertriebenen aufzunehmen, die Last der anderen zu tragen und eine gerechte und ehrliche Gesellschaft aufzubauen. Dies ist ein Aufruf an die Kirchen, zusammenzuarbeiten, damit junge Menschen eine Zukunft aufbauen können, die dem Willen Gottes entspricht, eine Zukunft, in der alle Menschen Leben, Frieden, Gerechtigkeit und Liebe erfahren. Der neue Weg der Kirchen ist der Weg der sichtbaren Einheit, den wir aufopferungsvoll und mit Mut und Tapferkeit suchen, damit Tag für Tag »Gott alles in allem sei« (1 Kor 15,28).« (aus der Botschaft der Kirchen des Nahen Ostens zur Gebetswoche um die Einheit im Glauben 18.-25.Jan 2022 »Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten (Mt 2,2)«)

Spendenprojekte

Projekt 1: Irak - Project HOPE - Not- und Übergangshilfe für RückkehrerInnen und lokale Bevölkerung in Bagdad, Al Qosh und Qaraqosh 

Projekt 2: Griechenland: Die Orthodoxe Kirche unterstützt Geflüchtete für ein Leben in Würde 

Projekt 3: Kamerun: Unterstützung und Rechtshilfe der NGO EMINED für inhaftierte Minderjährige im Zentralgefängnis Kondengui 

Weiter Informationen: www.gebetswoche.de

                                       

Impuls zum 2. Sonntag im Jahreskreis am 16.01.2022 Joh 2,1-11

Joh 2,1-11

Da kann man nur staunen

Keine Predigt. Keine Speisung. Keine Heilung! Mit dem Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein, beginnt Jesus sein öffentliches Wirken – auf einer Hochzeit. Schöne Geschichte. Hokuspokus! Wer glaubt denn so was? Nein, kein Hokuspokus. Eine Verheißung. Lebensverheißung.

Da findet eine Hochzeit statt. Der Wein geht aus. Nicht nur Flasche leer. Fässer leer. Der Speisemeister alarmiert den Gastgeber. Und Maria, als Frau versiert in Haushaltsangelegenheiten, merkt die Nervosität und gibt ihre Beobachtung an Jesus weiter. »Du musst helfen!« Jesus reagiert wie ein Theologe: Gottes Hilfe erhält man nicht auf Knopfdruck. Gott hat seine eigenen Zeit- und Zielvorstellungen. Maria sieht mehr, sieht von Herzen, was »drin« ist in dieser Krise – mit Gott: »Was er euch sagt, das tut!«

Gott will vom Menschen angesprochen werden. Will, dass er mit ihm rechnet. So wird dieses Wunder möglich. Wie genau sich das abspielt, erfahren wir nicht. Schließlich ist es ein Wunder.

Jesus kennt seine Pappenheimer. Er verlangt von ihnen nur, was sie ohnehin können: »Füllt die Krüge mit Wasser«! Das haben sie schon tausendmal gemacht. Das funktioniert. Das können sie. Und dann lässt Gott Wein daraus werden. Das hat Er schon tausendmal gemacht. Macht es immer wieder nach jedem Winter, nach jedem Sterben der Natur – von Neuem. 

Wer sehen kann, wird das sehen. Wer glauben kann, wird es glauben. Die »Ungläubigen« werden es auch mit Erklärungen nicht glauben. So war das immer schon. So wird das immer bleiben. Da gibt es keine Wandlung.

Oder doch…?

Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum Sonntag nach dem 6. Januar

Evangelium: Lk 3,15–16.21–22

Du bist mein geliebter Sohn

Mit diesem Sonntag, dem Fest der Taufe des Herrn, geht die Weihnachtszeit zu Ende. Und wie schon zu ihrem Beginn in der Heiligen Nacht erklingt im Evangelium dieses Sonntags die Stimme aus dem Himmel. An Weihnachten hörten wir: „Heute ist euch der Retter geboren, es ist Christus, der Herr“. Und heute: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“

Es scheint so, als müsse die Ungeheuerlichkeit von Weihnachten – Gott wird Mensch – sozusagen von höchster Stelle noch einmal beglaubigt werden.

Bis zur Liturgiereform durch das Zweite Vatikanische Konzil wurde am Fest der Erscheinung des Herrn, das wir am vergangenen Donnerstag begangen haben, drei solcher Aufscheinungen des Göttlichen gedacht.

In der Magnificat-Antiphon vom 6. Januar sind diese drei bis heute vereint: „Drei Wunder heiligen diesen Tag: Heute führte der Stern die Weisen zum Kind in der Krippe. Heute wurde Wasser zu Wein bei der Hochzeit. Heute wurde Christus im Jordan getauft, uns zum Heil. Halleluja.“

In diesem Menschen, der im Stall von Betlehem das Licht der Welt erblickte, scheint das Göttliche in unserer Welt auf. Das bezeugen die Weisen aus dem Morgenland ebenso wie die himmlische Stimme bei der Taufe und das erste Wunder des öffentlichen Wirkens Jesu, das sogeannte Weinwunder der Hochzeit zu Kana.

Mir gefällt diese Zusammenschau: können wir doch nicht das Kind losgelöst vom erwachsenen Jesus betrachten, die Krippe ohne das Kreuz und die Auferstehung verstehen oder die Weihnachtsgeschichte ohne die Seligpreisungen und die Bergpredigt wirklich begreifen.

Auf die stimmungsvollen Wochen der Advents- und Weihnachtszeit folgt jetzt wieder der Alltag des Glaubens, so könnte man sagen. Der heilige Geist, der bei der Taufe auf Jesus herabkam, begleitet uns auf diesem Weg – und macht uns heute zu seinen geliebten Töchtern und Söhnen.

Impuls von Peter Wegener

2. Sonntag nach Weihnachten

2. Januar 2022

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut. (Johannes 1, 1–14)

Bei Madeleine Delbrêl (1904–1964) einer französischen Mystikerin lesen wir: "Wenn wir unser Evangelium in Händen halten, sollten wir bedenken, dass das Wort darin wohnt, das in uns Fleisch werden will, uns ergreifen möchte, damit wir - sein Herz auf das unsere gepfropft, sein Geist dem unseren eingesenkt - an einem neuen Ort, zu einer neuen Zeit, in einer neuen menschlichen Umgebung sein Leben aufs Neue beginnen."

Menschwerdung geht also weiter. Das ewige Wort, das in der Schrift wohnt, will wirksam und lebendig werden an jedem Ort und zu jeder Zeit, wo es Menschen gibt, die sich von diesem Wort ansprechen lassen und nach diesem Wort ihr Leben gestalten. Das Wort will Fleisch werden, will vielfältig werden, viele Sprachen sprechen, ganz verschiedene Formen annehmen. Immer bestärkend und gleichzeitig auch fragend. Voraussetzung ist, dass das Wort gehört wird, dass dem Gehörten Glaube geschenkt wird, und dass dieser Glaube die Kraft hat wie Sauerteig das ganze Leben eines Menschen zu durchdringen.
Hörend lassen wir es zu, dass das Wort in uns Mensch wird.

Impuls von Pater Martin Königstein SSCC

Impuls für Weihnachten 2021

Wolken, nicht nur zur Weihnachtszeit

Gott kommt in der Wolke zu uns. Das Volk Israel wird von einer Wolkensäule durch die Wüste geführt (Exodus, 40,34ff). Gott kommt in der Wolke zu Mose (Leviticus 16,2). Und auf dem Berg Tabor spricht die Stimme Gottes aus der Wolke: »Dieser ist mein geliebter Sohn« (Lukas 9,34).

Dies sind nur einige Stellen, an denen die Heilige Schrift von der Wolke als Ort der Gegenwart Gottes spricht. Die Wolke verdeckt den freien Blick in die Sonne. Wolken können strahlend weiß sein. Dann möchten wir gerne auf dem Rücken liegen und sie in der Höhe beobachten. Wir erkennen in ihnen Menschen, Tiere und Pflanzen. Manchmal kommen die Wolken aber auch eher düster daher und hängen tief. Gott kommt in der Wolke. Mehr sagt die Heilige Schrift nicht. Er macht seine Anwesenheit nicht davon abhängig, ob diese Wolken strahlend weiß oder eher grau sind.

In diesem Jahr steht die Krippe im Münsteraner Hauptbahnhof unter dem Thema: »Betlehem und die Kranken«. Auf Initiative der polnischen Gemeinde in Münster wurde sie aufgestellt. Schülerinnen und Schüler der Kunstschule in Zakopane haben die Holzfiguren gestaltet. Am rechten Bildrand sind die heilige Mutter Teresa und der heilige Damian de Veuster zu sehen. Sie stehen stellvertretend für die Heiligen, die den Kranken die tröstende Botschaft gebracht haben: Gott lebt auch in dem kranken Menschen; er lebt in denen, die – auf welche Weise auch immer – »in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes« (Benedictus, Lukas 1,68-79). Er begleitet sie durch ihre Ängste, Schmerzen und Enttäuschungen hindurch. Diesen Glauben haben Mutter Teresa und unser Pater Damian gelebt. Aus diesem Glauben haben sie gehandelt, indem sie den Kranken geholfen, ihre Wunden verbunden, sie gesegnet und mit Leib und Seele an Leib und Seele unterstützt haben.

Die letzten 21 Monate sind wohl an den meisten Menschen in unserer Welt nicht spurlos vorübergegangen. Manche sind an Covid-19 gestorben, andere wurden angesteckt und hatten schwere Verläufe. Wieder andere leben in Angst, es könnte sie treffen. Viele Menschen haben Angehörige, Freundinnen und Freunde verloren. Diskussionen über die Entwicklung des Virus und über das Infektionsgeschehen, über Impfung und Intensivbetten treiben nicht wenige Menschen um. Es braucht Menschen, die gegenwärtig bezeugen: Gott ist auch in dieser Krise und in dieser konkreten Welt gegenwärtig. Mögen die Wolken auch grau und düster erscheinen, »er kommt in der Wolke und spricht aus der Wolke«; auch heute. Und auch gegenwärtig können wir diesem menschgewordenen Gott folgen, der uns »in der Wolkensäule« durch die Krisen unserer Zeit führt; und das nicht nur zur Weihnachtszeit …

Foto: Andreas Fritsch, Text: Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 3. Adventssonntag

12. Dezember 2021 – Gedenktag unserer lieben Frau von Guadalupe

In jener Zeit fragten die Leute Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun? Er antwortete ihnen; Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso ... Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemand, erpresst niemand, benügt euch mit eurem Sold ... (Lk 3,10ff)

Am 10. Dezember ist jährlich der Tag der Menschenrechte. Johnnes zeigt, dass sie tief ins menschliche Herz eingeschrieben sind. Hilfe, Solidarität, damit jeder Mensch in Würde überleben kann. Damit verbunden das Recht aus Lebensgefahr zu fliehen, den Folterer zu entgehen, Recht auf Schutz, Asyl zu erhalten ohne abgeschoben zu werden ... Und an den Grenzen der christlichen Länder Europas werden die Menschenrechte der Flüchtlinge dem Machtspiel geopfert.

Die Migrationskommission der Polnischen Bischofskonferenz: „Gleichgültigkeit ist keine echte christliche Haltung ... Menschen guten Willens - unabhängig von der Religion - bitten wir um Solidarität mit den Kriegsflüchtlingen, die zu uns kommen, Menschen, die verfolgt werden oder unter Armut leiden ... Wir bitten Menschen guten Willens, sich der Kampagne "Afghanistan" der Caritas Polska anzuschließen und beim Sammeln von Geldern zu unterstützen, um Menschen, die auf der Flucht und auf der Suche nach einer Unterkunft sind, am effektivsten zu helfen. Wir bitten alle Gläubigen, für Flüchtlinge und Migranten zu beten. Beten wir ständig für die Beseitigung der Ursachen von Migration, Kriegen und sozialer Ungerechtigkeit, Verfolgung und Hunger. Beten wir auch für uns selbst, damit wir in uns und in unseren Gemeinschaften eine umsichtige, verantwortungsvolle Gastfreundschaft und Geschwisterlichkeit wecken.“ ...

Grüne Lichter leuchten dem Umherirrenden, dass sie die Plätze der Hilfe finden. NGOs hier haben dies aufgegriffen und rufen auf, an diesem Wochenende solidarisch grüne Lichter in die Fenster zu stellen und die Herzen für die Flüchtlinge und ihre Helfer*innen zu öffnen.

Interview mit  Marta Górczyńska
An der Grenze zwischen Belarus und Polen spielen sich Szenen ab, die undenkbar sein sollten für Europa im 21. Jahrhundert. Die dort gestrandeten Flüchtlinge, die bei Minusgraden ums Überleben kämpfen, sind verzweifelt, traumatisiert, am Ende ihrer Kräfte – ebenso wie Aktivist*innen und die lokale Bevölkerung, die versucht zu helfen, wo sie kann. Ein Interview mit der polnischen Rechtsanwältin Marta Górczyńska.
Verweis zum Weiterlesen

Impuls von Wolfgang Jungheim

Impuls zum 2. Advent

5. Dezember 2021 – Lk 3,1–6

Ansage: Ankunft!

Eine Stimme ruft in deiner Wüste:

Kehr um. Denk neu. Schwimm gegen den Strom – auch den deinen.
Bereite Gott den Weg, damit er ankommen kann.
Lass Gott nicht außen vor bleiben. Gott will dir unter die Haut gehen, tief unter die Haut.

Bau sie ab, die hohen Berge, welche die Ankunft Gottes behindern:

  • Streit, der noch nicht ausgeräumt ist, obwohl das möglich wäre;
  • Vorwürfe, die darauf warten, abgetragen zu werden;
  • Enttäuschungen, die endlich überwunden werden müssten;
  • eisiges Schweigen, das in der Sonne frieren lässt.

Füll sie auf die Schluchten und Gräben, die so tief sind, dass man sich nicht mehr in die Augen schauen, die Hände geben, nicht mehr miteinander reden kann.

Entferne den harten Rauputz von den Wänden deines Herzens, in dem sich nur Vorurteile wohlfühlen.

Hör auf, Verletzungen zu hätscheln und zu tätscheln, um nur ja nicht erwachsen werden und Verantwortung übernehmen zu müssen.

Kehr um! Denk neu! Schwimm gegen den Strom!

Advent: Wo muss ich in meinem persönlichen Leben Berge ebnen und Gräben füllen, damit Gott kommen und mir unter die Haut gehen kann?

Dieser Advent währt nicht nur 4 Wochen!

Du, Gott, geh mir unter die Haut. Schreibe dich zwischen die Zeilen meines Lebens.

Du, Gott, geh mir unter die Haut. Stelle dich zwischen die Fronten.

Du, Gott, geh mir unter die Haut.

Komm in mein Herz und mein Haus.

Und werde Mensch

unter uns.

 

Impuls von Pater Hans-Ulrich Willms SSCC

 

 

Impuls zum 1. Adventssonntag

28.11.2021

Richtet euch auf

Bilder des Untergangs beschwört das Evangelium des ersten Adventssonntags herauf: Die Völker werden bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen… (Lukas 21,25f).

„Wir leben in ungewöhnlichen Zeiten“, stellt die Innsbrucker Theologin Michaela Quast-Neulinger aktuell in einem Beitrag auf der Seite feinschwarz.net fest. „Mancher sieht nicht nur die Krise, die Zeit der Entscheidung, sondern geradezu die Apokalypse, angebrochen in einer Pandemie, dem Übergriff der Techno-Riesen aus dem Silicon Valley und den Klimaveränderungen.“ Ob Apokalypse oder nicht: es ist in jedem Fall eine sehr herausfordernde Zeit, in der wir gerade leben.

Wenn es so zu toben und zu donnern beginnt, wenn alles erschüttert wird, dann möchte ich mich ducken und verkriechen, irgendwo in Sicherheit bringen. Aber, so Quast-Neulinger in ihrem Beitrag, diese apokalyptischen Bilder sollen uns „nicht lähmen, sondern im Angesicht der Bedrängnis, die in jeder Zeit begegnet, zum Handeln bestärken, gerade auch zum Handeln als politischem Tun.“

Diese Haltung entspricht für mich auch der Aufforderung des Lukas, die in der Mitte des heutigen Evangeliums steht: „Richtet euch auf und erhebt euer Haupt, denn eure Erlösung ist nahe“ (21,28).

Mit dem Anzünden der ersten Kerze im Advent erinnere ich mich neu daran: unser aller Leben liegt in Gottes Hand, ihm liegt nicht an Zerstörung und Untergang sondern an Rettung und Erlösung. Er lädt mich ein, aufrecht und erhobenen Hauptes durch diese Zeit gehen – mit einem wachsamen und aufmerksamen Blick für die Zeichen der Zeit. 

Impuls von Peter Wegener

Impuls zum Christkönigssonntag

21.11.2021

Festtagsevangelium Johannes 18, 33b–37

„Also bist du doch ein König“. 

Edzard Schaper beschreibt in der Legende vom 4. König, was den kleinen König zum König macht, was wirklich zählt. König Coredan folgt dem Stern wie auch seine 3 anderen Kollegen. Aber er blieb aufmerksam für das, was sich um ihn herum ereignete. Der Blick auf den Stern, die große Vision oder das hehre Ziel, hinderte ihn nicht daran hier und jetzt das Richtige zu erkennen und zu tun. So verlängerte sich sein Weg gewaltig, aber er lernte auf all diesen scheinbaren Umwegen die Wahrheit zu entdecken, die Wahrheit über Gott und die Menschen in der Welt. Alt geworden, müde und zerschunden kommt Coredan in Jerusalem an, gerade rechtzeitig zur Kreuzigung dessen, dem er vor 30 Jahren mit den anderen 3 Königen huldigen wollte. In dem Mann, der am Kreuz stirbt, erkennt der kleine König alle diejenigen, denen er auf seinem Weg begegnet war. In ihnen war er dem König begegnet, den er sein ganzes Leben lang gesucht hatte. 

Die Menschen auf dem Weg, der Mann am Kreuz und Coredan sind „also doch ein König“.

Impuls von Pater Martin Königstein SSCC

Wenn Sie jetzt Lust und Zeit haben die Legende vom 4. König zu lesen finden Sie sie hier.

Impuls zum 33. Sonntag im Jahreskreis

14.11.2021

… dass wir die vollkommene Freude finden,
wenn wir in deinem Dienst treu bleiben … Tagesgebet v. 33. Sonntag

Die 1. Lesung (Buch Daniel 12,1-3) und das Evangelium (Markus 13,24-33) des heutigen Sonntags erinnern daran, dass weder der Mensch noch die gesamte Welt ewig bestehen bleiben; jedenfalls nicht so, wie sie sind. Diese Botschaft schmeckt eher bitter. Wer will schon seine Heimat aufgeben. Menschen kämpfen für ihr Haus, ihr Dorf, ihre Kirche, ihren Lieblingsladen, ihre Schule, ihre Bushaltestelle, ihr Museum, ihr Theater,… Mancher dieser Kämpfe geht verloren. Menschen in den östlichen Bundesländern, in Braunkohleregionen und in vielen eher ländlichen Gegenden können dazu traurige Lieder singen. Erst recht die Menschen, die durch Unglücke, Naturkatastrophen, Kriege und Terror oder durch Krankheit Menschen sowie Hab und Gut verloren haben, fragen sich schmerzlich: Was bleibt?

Es bleibt, so die Zusage Gottes, die Hoffnung auf eine gute Zukunft. Diese Zukunft setzt voraus, dass wir loslassen, was wir nicht auf- oder festhalten können. Wir werden die vollkommene Freude finden, wenn wir unseren Dienst als Christinnen und Christen treu erfüllen. Ist diese Hoffnung auf die Zukunft so stark, dass sie die bittere Erfahrung von Verlusten in der Gegenwart aufwiegt? Diese Frage kann nur jeder Mensch für sich selbst beantworten. Sie ist eine der wichtigsten „Sonntagsfragen“.

Und was bedeutet es, „im Dienst treu zu bleiben?“ Der heutige Sonntag knüpft an den 32. Sonntag im Jahreskreis an. Im Evangelium des letzten Sonntags stellte uns Jesus eine arme Witwe vor. Sie kann nur wenig geben. Viel oder wenig? Auf diese Frage gibt Jesus eine klare Antwort: ALLES. Und dieses Alles darf aus seiner Sicht viel sein oder wenig. Das ist nicht entscheidend. Die 2 kleinen Münzen, die diese Witwe gibt, sind mehr wert, als die Millionen, die Menschen aus ihrem großen Reichtum einbringen, weil diese arme Witwe ALLES einbringt. Und fünf Minuten Zeit eines Menschen, dessen freie Zeit knapp ist, bedeutet mehr als Stunden, die ein Mensch aus der Fülle seiner freien Zeit zur Verfügung stellt. Das gilt auch mit Bezug auf Intelligenz und Fähigkeiten, Energie und jede Form von Möglichkeiten: Nicht viel oder wenig einbringen, sondern ALLES. Wer in diesem Sinne im Dienst treu bleibt, muss sich um seine Zukunft nicht sorgen: Die 1. Lesung des vergangenen Sonntags (1 Könige, 17,10-16) lässt sogar hoffen, dass ich mich nicht verausgabe, wenn ich das letzte Öl und die letzte Handvoll Mehl einbringe. Wenn ich alles gebe, verausgabe ich mich nicht, sondern werde neues Mehl und Öl einnehmen; und dies nicht nur lebenslang, sondern ewig. Dafür steht Jesus Christus, der nicht nur sein Wort spricht, sondern es auch hält. Eine gute Botschaft für Novembersonntage.

Text und Bild: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 30. Sonntag

24. Oktober 2021

„In einer geradezu tragischen Verblendung sehen viele Theologen nicht ein, dass es sich nicht darum handelt, die Existenz des Lichtes zu beweisen, sondern darum, dass es Blinde gibt, die nicht wissen, dass ihre Augen etwas sehen könnten. Vielmehr wäre es notwendig, dem Menschen die Kunst des Sehens beizubringen.“ (C. G. Jung)

Ich möchte wieder sehen können (Markus 10,46b-52)

Immer schon hat mich diese Geschichte beeindrucktl  Wie umwerfend muss der Blick eines Blinden sein, wenn er plötzlich erwartet, wieder sehen zu können. Jesus schaut den blinden Bettler an, nimmt sich Zeit. Fragt ihn und macht den von allen Übersehenen zum Gefragten. Lässt ihn entscheiden, was geschehen kann. Und der wirft seinen Mantel weg. Seine wichtigste Habe. Bettler frieren mehr als andere. Er wirft den Mantel weg. Jetzt muss alles anders werden. En passant, im Vorübergehen bekommt er wieder Licht in sein Leben, die Bilder der Welt zurück, und die Erfahrung dazu, dass sein Leben eine Geschichte hat und eine Geschichte wert ist. Und das alles ohne OP, ohne einen Handgriff, einfach durch ein Wort. Das Wort heißt: Geh. Einfach „Geh!“ Nicht wohin, nicht wie lang, nicht für wen, all das überlässt Jesus dem Geheilten. Der aber ist nicht mehr zu „halten“ und „folgt Jesus auf seinem Weg“. Der hat verstanden. Dem sind die Augen aufgegangen. Der wurde aus dem Dunkel ins Licht gerufen. Aus dem Tod ins Leben. Der Glaube hilft ihm, sich selbst wieder neu zu sehen. Er wird sein restliches Leben lang Zeuge sein. „Missionar“ für die Botschaft Jesu: Geh und du wirst leben. Geh! 

Hans- Ulrich Willms SSCC

Impuls zum 27. Sonntag im Jahreskreis

3. Oktober 2021

allein – gemeinsam – getrennt – einsam 

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist.“ So heißt es im Buch Genesis, aus dem wir an diesem Sonntag die 1. Lesung hören. Gott will, dass der Mensch ebenbürtige Mitmenschen findet. Die Menschen glauben von Anfang an, dass Gott die Beziehung zwischen Menschen ein Herzensanliegen ist. Jesus unterstreicht dies. Im Evangelium des heutigen Sonntags ruft er seine Zuhörer:innen auf, sich nicht mehr zu trennen, wenn sie sich einmal gefunden und verliebt haben.

Beziehungen sind kostbar und notwendig. Beziehungen sind für gute und schwierige Zeiten wichtig. Sie unterstützen, bestärken, helfen, korrigieren, orientieren. In guten Beziehungen kann respektvoll gestritten werden. In ihnen geht es nicht darum, Recht zu haben, sondern herauszufinden, was in diesem Moment das Richtige ist. Und das Richtige ist das, was den anderen Menschen aufbaut und nicht zerstört, motiviert und nicht kaputt redet, aufrichtet und nicht hinrichtet. In guten Beziehungen geht es um die Sache, damit es den Personen gut geht. 

Dieser Sonntag lässt zurückblicken auf die Vollversammlung des Synodalen Weges. Gleichzeitig erinnert er an die Wiedervereinigung Deutschlands vor 31 Jahren. Beide Ereignisse stimmen nachdenklich: Wir können noch besser werden, gemeinsam unterwegs zu sein. Es gibt Barrieren und Mauern in den Köpfen und Herzen. Es fällt schwer, andere Positionen und Meinungen, Optionen und Wünsche anzuhören, zu verstehen und sie sich vielleicht sogar anzueignen. 

In einem Gespräch mit seinen Mitbrüdern in einer der Jesuiten-Kommunitäten in Rom sagte Papst Franziskus vor wenigen Tagen auf die Frage, was wir den tun sollen: „Nahe sein, nahe bei Gott und bei den Menschen.“ Kann das ein Leitwort sein für die Gestaltung unserer Kirche und unseres Landes?

Text und Bild: P. Manfred Kollig SSCC

 

Impuls zum 25. Sonntag im Jahreskreis

19. September 2021

Never ending story im Markusevangelium (Mk 9,30–37 ): Die Jünger verstehen nichts. Jesus spricht von Dingen, die ihm zentral wichtig sind, und es ist wie so oft: sie begreifen nichts, fragen aber auch nicht und streiten stattdessen darüber, wer von ihnen der Größte  ist …

Jesus sagt ihnen: »Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.« Ganz schön beschämend … Und dann geht er noch einen Schritt weiter und stellte ein Kind in ihre Mitte, nimmt es in seine Arme und sagte »Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.«

Dr. Anne Rademann, Autorin in der Frühjahresausgabe unserer Zeitschrift »Apostel«, schreibt dazu auf der Website des Bibelwerks: »Kind sein heißt damals ganz nüchtern: durchgebracht werden, bis man arbeiten kann, machtlos sein und jemand sein, der sich nichts erkaufen kann. Es gibt kein irdisches Motiv, ein Kind aufzunehmen. Und dennoch steht dieses Kind für Jesus selbst, ja für den Vater, der ihn gesandt hat. Und für uns wichtig: Nicht die Jünger sind die Aufnehmenden. Vielmehr dürfen sie gewiss sein, wenn sie die Letzten werden und losgehen, dann wird in ihnen Jesus aufgenommen.«

Impuls zum 24. Sonntag im Jahreskreis

11./12. September 2021

Wer sein Leben um meinetwill verliert bzw. einsetzt, wird es gewinnen.
Mk 8,27–35

Wenn ihr einem Hungrigen nicht gebt, was er zum Leben braucht, dann ist euer Glaube tot.
Jak 2,14–18

Wer sein Leben gewinnen, wird es verlieren. Also bleiben, wo man ist, auch in Krieg, Leid und Not. Selbst schuld, wenn man dann Gefahr läuft, zu ertrinken oder missbraucht zu werden oder wenn man nach geglückter Rettung in menschenunwürdigen Lagern landet … und für die Kinder die Kindheit verloren geht und für junge Menschen die Jugend … Nein, die in Not und Elend dürfen und müssen um ihr Leben ringen, gerade Eltern mit ihren Kindern. Aber wer sie ertrinken lässt oder einsperrt in Lager, ihnen die Kindheit und Jugend stiehlt, der ist es, der  vor Gott sein Leben verwirkt. Deshalb ruft Pax Christi auf: „Menschenrechte  statt Moria !“ (www.menschenrecht-statt-moria.de Aktionstag  11.9.) ; wir kämpfen mit  den  Flüchtlingen gegen „Gestohlene Kindheit – Sackgasse Flüchtlingslager“ für Aufnahme in Würde und Freiheit (www.wanderfriedenskerze.de) Das wird nur möglich, wenn  wir die Flüchtlinge zuvor aus Seenot retten und aufnehmen in  allen willigen EU-Länder.  Am 18. September heißt es deshalb:  "#HandinHand – Rettungskette für Menschenrechte" Damit wollen sie ein Zeichen setzen für Menschlichkeit und Menschenrechte sowie gegen das Sterben im Mittelmeer verursacht durch die europäische Abschottungspolitik. (Alle Informationen finden Sie auf der Homepage der Aktion.)

Papstwort

„In der Tat sitzen wir alle im selben Boot, und wir sind aufgerufen, uns dafür einzusetzen, dass es keine Mauern mehr gibt, die uns trennen, dass es nicht mehr die Anderen gibt, sondern nur noch ein Wir, das die ganze Menschheit umfasst An alle Männer und Frauen in der Welt appelliere ich, sich gemeinsam auf den Weg zu einem immer größeren Wir zu begeben und die Menschheitsfamilie wieder neu zusammenzubringen, um gemeinsam eine Zukunft in Gerechtigkeit und Frieden aufzubauen und dafür zu sorgen, dass niemand außen vor bleibt … Wir sollen gemeinsam träumen. Wir dürfen keine Angst haben zu träumen, gemeinsam zu träumen als eine einzige Menschheit, als Gefährten auf dem gleichen Weg, als Söhne und Töchter dieser einen Erde, die unser gemeinsames Haus ist und wo wir alle Schwestern und Brüder sind …“

Gebet des Papstes

Heiliger und geliebter Vater, dein Sohn Jesus lehrte uns, dass im Himmel große Freude herrscht, wenn jemand, der verloren war, wiedergefunden wird, wenn jemand, der ausgeschlossen, abgelehnt oder verworfen wurde, wieder in unser Wir aufgenommen wird, das auf diese Weise größer und größer wird. Wir bitten dich: Gewähre allen Jüngern Jesu und allen Menschen guten Willens die Gnade, deinen Willen in der Welt zu tun. Segne jede Geste des Willkommens und der Hilfe, welche einen jeden im Exil Lebenden wieder in das Wir des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens integriert, damit unsere Erde so werden kann, wie du sie geschaffen hast: das gemeinsame Haus aller Brüder und Schwestern. Amen.

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 23. Sonntag im Jahreskreis

5. September 2021 Mk 7,31–37

Heilung der besonderen Art

 

Dieses Evangelium: eine Heilungserzählung der besonderen Art. Die Menschen wissen mit dem Mann, um den es hier geht, nicht mehr weiter, finden keinen Zugang zu ihm: Taub, stumm, nichts zu machen. Und Jesus? Verhilft diesem „hoffnungslosen Fall“ zu Sprache und Gehör, gibt ihm das Leben zurück. Wie das gelingt?

Jesus kennt keine Scheu, kein Tabu. Er begegnet dem Kranken offen-herzig. Er führt ihn nicht vor, er nimmt ihn zur Seite und schafft damit einen Raum des Vertrauens, der Intimität zulässt. So ist es ihm möglich, mit seinem Speichel dessen wunde Stellen zu berühren. Erst dann sagt er ihm: Verschließ dich nicht! Öffne dich! Geh ins Leben!

Dieses erlösende, heilende, zum Leben befreiende Wort Jesu gilt den Menschen aller Zeiten.

Das Evangelium lädt mich ein, das Verhalten Jesu und seine Botschaft zu be-herzigen, inne-zu-halten, mich an-fragen zu lassen. Die Menschwerdung Gottes braucht auch die Fleischwerdung seines Wortes in mir und durch mich.

Denn „das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14), damit Menschen sich öffnen und zum Leben finden können.

Ich bin gefragt: Wie gelingt seine heilende Fleischwerdung wider alle Phrasen und das unanfechtbar unverbindliche Allgemeine – mit mir? Heilende Wort-Fleischwerdung, die einem nicht die Sprache verschlägt, vielmehr zum Sprechen ermuntert? Die nicht in Herzen brüllt und heillos verschließt, sondern behutsam anrührt und öffnet?

Nur Mut! Da ist Einer an unserer Seite, in dessen Geist wir Herzen erreichen, Ohren öffnen und Zungen lösen können aus der Isolation hoffnungslos verschlossener Einzelhaft. Einer der sich des Schweigens erbarmt, des trotzigen Schweigens, des erbärmlichen Verstummens, der wortlos eingefrorenen Beziehungen! Der seinen Speichel gibt – Lebensübertragung von Mund zu Mund für alle, die von innen nicht mehr öffnen können!

Herr, öffne immer wieder mein Herz, meine Ohren, meinen Mund, dass ich dein Wort nicht nur höre, sondern dein zum Leben befreiendes Wort durch mich Hand und Fuß bekommt.

Impuls von Pater Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum 22. Sonntag im Jahreskreis

29. August 2021 (Mk 7,1–8.14–15.21–23)

Hände waschen nicht vergessen

„Vor dem Essen: Hände waschen nicht vergessen!“ Ein Reim, der mir seit Kindertagen vertraut ist. Wie oft habe ihn meine Geschwister und ich früher gehört – und wie oft wurden wir vor dem Essen noch einmal losgeschickt, uns die Hände doch richtig zu waschen. Seit dem vergangenen Jahr ist uns der öffentliche Aufruf, sich die Hände mehrmals am Tag zu waschen gut vertraut. Er ist Teil der AHA-Regel, die die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen sollen.

Damals wie heute gehört das Händewaschen zu den notwendigen Regeln der Hygiene.

Ob die Hände gewaschen oder ungewaschen sind, ist Stein des Anstoßes im Evangelium des heutigen Sonntags. Für die Pharisäer eine Frage von Reinheit und Unreinheit im religiösen Sinn.

Jesus stellt dem entgegen, dass es nicht um die formale Einhaltung von Regeln und vermeintlichen göttlichen Geboten geht. Viel wichtiger als die äußere Reinheit ist es, innerlich rein zu sein, um nicht boshaft, habgierig, neidisch oder hinterlistig zu sein. Formal korrekt zu handeln, um dann doch den falschen Neigungen nachzugehen, das ist nicht in Gottes Sinn, sagt Jesus.

Er hat dem kleinlichen Einhalten von kleinteiligen Vorschriften etwas anderes entgegengesetzt: „Liebe Gott – und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

Der heilige Augustinus hat das Liebesgebot noch kürzer gefasst: „Liebe, und tue, was du willst“, schrieb der Kirchenlehrer vor rund 1600 Jahren. „Denn aus dieser Wurzel kann nur Gutes hervorgehen.“

Impuls von Peter Wegener

Impuls zum 21. Sonntag im Jahreskreis

22. August 2021

Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. (Johannes 6, 67–69)

Es hat wohl in der Geschichte der Menschheit noch keine Epoche gegeben, in der es so viele Möglichkeiten gab, „Influencer“ zu sein oder „Follower“ zu werden. Soundso viele Freunde auf Facebook zu haben oder mit so viel anderen einen Blog zu abonnieren. Als ich begann, diese Zeilen zu schreiben, gab ich in die Suchfunktion der Suchmachine den Begriff „Freude“ ein. 0,53 Sekunden brauchte sie, um 102.000.000 Ergebnisse aufzuzeigen. Was ist nun „Freude“? Nach welchen Kriterien kann ich unterscheiden, was fast unzählige, unbekannte Menschen oder auch Roboter mir da anbieten?

Petrus wusste, was ihm helfen konnte, zu unterscheiden und die richtige Wahl zu treffen: Du hast Worte des ewigen Lebens. Über all da, wo wir der Gerechtigkeit, dem Frieden und der Freude begegnen, sind wir nahe am Reich Gottes, das heißt, da ist Gott in unseren Beziehungen, in unserem Leben. (vergl. Römerbrief 14, 7)
Feiern wir immer wieder das Leben überall und immer da, wo wir in unserem Alltag Gerechtigkeit, Frieden und Freude erfahren dürfen.

Martin Königstein sscc

Impuls zum Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel

15. August 2021

angenommen, aufgenommen, angekommen …

Niemand kommt aus eigener Kraft und aufgrund eigener Anstrengung in den Himmel. Dies gilt selbst für Maria, die Mutter Jesu und Muttergottes genannt wird. Auch sie, die frei war von jeder Versuchung, Gott ersetzen oder ausschalten zu wollen, braucht Gott, um den Himmel als Lebensziel zu erreichen.

Wenn es um den Himmel geht, ist es nicht egal, was wir auf Erden tun. Himmel und Erde, angenommen und aufgenommen zu sein und zu werden, hängen eng zusammen. Wer das Wort Gottes hört und es befolgt (Tagesevangelium Lukas 11,27 und 28), lebt die Gemeinschaft mit Gott auf Erden. Gott und Mensch nehmen sich auf diese Weise in der Welt an und wechselseitig ernst.

Aus dieser Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch entsteht eine feste Beziehung. In der Beziehung zwischen Maria und Jesus wächst diese Beziehung durch Ereignisse wie die Flucht nach Ägypten, die Suche nach Jesus auf der Wallfahrt und die Hochzeit zu Kana. Unter dem Kreuz erweist sie sich letztendlich als stabil. Heute feiern wir, dass diese Beziehung zwischen Maria und Gott durch Gott verewigt wurde.

Maria ist ganz – das heißt mit Leib und Seele – Im Himmel angekommen. Auch unser Ziel sei es, lebenslang von Gott angenommen zu sein, um auf ewig aufgenommen zu werden. Vertrauen wir auf Gott, der annimmt; nehmen wir ihn an. Er wird alles tun, damit auch wir bei Ihm ankommen.

Text und Bild: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 18. Sonntag des Jahreskreises

1. August 2021

 „Müht euch um die Speise, die für das ewige Leben bleibt ... Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel  und gibt der Welt das Leben ...“ Joh 6,24–35

 „So legt den alten Menschen des früheren Lebenswandels ab, der sich in den Begierden des Betrugs zugrunde richtet, und lass euch erneuern durch den Geist in eurem Denken. Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit ...“ Eph4,17–24

 Gott gibt in Jesus die Kraft zum Leben, das Betrug und Selbstsucht überwindet durch Hingabe, Selbstlosigkeit und Einsatz für andere ... Ja, er ist das Brot für solche Art zu leben heute: Da ist ein Bauunternehmer – Hubert Schilles –, der im Vertrauen auf diesen Gott, selbstlos trotz Lebensgefahr das verstopfte Abflußrohr der Talsperre frei backert und so dem Leben vieler dient ... Da sind die Pflegekräfte, die schon über lange Zeit genug zu tun haben und in unserer Einrichtung in Hausen bereit sind alte, erkrankte Flutopfer zu pflegen ...  Da machen sich junge Kurden aus Koblenz auf, um vor Ort zu helfen ... Da wird ein Benefizabend im ARD mit vielen KünstlerInnen u.a. gestaltet – nachdenklich solidarisch in Wort und Lied  – und wieder erleben wir HelferInnen und Betroffene, die zu einem hoffnungsvollen Leben ermutigen ... Und berührend für mich überbringt der selbstlose Arzt Dr. Trabert von Mainz herzliche Grüße, Anteilnahme am Leid der Flutopfer von den Flüchtlingen im Elendlager Moria ...   Und dann die SpenderInnen ...

Brings bezeugt beim Benefizabend:

.... Und wir beten dafür
Dass 'n Wunder passiert
Und wir endlich kapier'n
Dass wir alle gleich sind
Und nur die Liebe gewinnt
Wir werden frei sein
Wenn wir uns lieben
Es wird vorbei sein
Mit all den Kriegen
Wir sind Brüder
Wir sind Schwestern
Ganz egal wo wir sind
Glaub mir
Die Liebe gewinnt

  • vorbei mit all den Kriegen von Egoismus, Betrügereien, Hetze, Gewalt, Lügen ...
  • auch vorbei mit den Beschimpfungen von THW u.a. HelferInnen im Flutgebiet wie ARD am 21.7. berichtete ...

Impuls von Pater Wolfgang Junggheim SSCC

Impuls zum 17. Sonntag des Jahreskreises

25.07.2021 – Evangelium: Joh 6,1–15

Vom Tod umringt – Lebenszeichen

Eine schöne Geschichte! Eine wunder-bare Wundererzählung! Um Himmels willen, ist das möglich? Historisch lässt sich diese Frage nicht beantworten. Sicher ist, dass Jesus in seiner Zeit so gewirkt hat, dass diejenigen, die später über sein Wirken schrieben, es als Wunder erlebt und interpretiert haben. „Zeichen“ ist der Begriff, der im Neuen Testament dafür verwendet wird – Zeichen für den gottgewollten Sieg des Lebens über den Tod.

Wenn wir das Wunder beim Teilen der fünf Brote und zwei Fische auf unsere heutige Situation übertragen, dann erkennen wir, dass sich im Sinne der Botschaft Jesu immer wieder Wunder ereignen.

Pandemie, Umweltkatastrophen: unfassbares Leid, unfassbare Zerstörung, schreckliche Tode innerhalb weniger Stunden. Nicht weit weg. Verzweiflung pur. Direkt um die Ecke. Vor der eigenen Tür. Und doch Lebenszeichen: die unglaubliche spontane Hilfs- und Spendenbereitschaft; ungeahnte emotionale Anteilnahme und Solidarität über das Finanzielle hinaus; unzählige Menschen, die nicht bloß zuschauen, nur reden, sogar Lügen verbreiten, sondern an vorderster Front mit dem Einsatz ihres Lebens retten, helfen, anpacken, aufbauen, heilen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid, sagt der Volksmund. Das bedeutet: Geteilte Güter vermehren sich. Das Wunder ist, dass wir im Teilen nicht verlieren, sondern gewinnen und reicher werden.

5000 Menschen satt zu machen, geht heute im Handumdrehen. Aber die gleiche Zahl zu bewegen, ihre Vorräte miteinander zu teilen und die tiefsitzende Angst zu überwinden, dass für sie selbst nicht genug übrig bleibt, ist das eigentliche Wunder.

Wie sähe unsere Welt aus, wenn die Menschen nicht nur bei Katastrophen weltweit so miteinander teilen würden: Geld, Brot, Zeit, Glauben, Tränen, Umarmungen – Leben?

Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum 16. Sonntag im Jahreskreis

Fast überall haben die Sommerferien begonnen. Mit der Aussicht auf ein wenig mehr Ruhe, auf etwas Entschleunigung sind die Ferienwochen für viele verbunden. In diese Situation passt das heutige Evangelium gut.

Auch die Apostel kehren zu Jesus zurück und brauchen etwas Ruhe. Sie hatten die Menschen zur Umkehr aufgerufen, Dämonen ausgetrieben, Kranke gesalbt und geheilt. „Kommt und ruht ein wenig aus!“, lädt Jesus sie jetzt ein.

Aus der Pause wird aber nicht viel. Statt des einsamen Ortes, statt Ruhe und Alleinsein erwartet sie wieder eine große Zahl an Menschen. – „Jesus hatte Mitleid mit ihnen“, hören wir.

Ganz aktuell verdienen die zahlreichen Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, die durch die Gewalt des Wassers Leben, Hab und Gut, Perspektive und Hoffnung verloren haben, unser Mitgefühl, unsere Solidarität und unser Gebet.

Mitleid zu haben, jemanden zu bemitleiden, steht oft in Verdacht, eine herablassende Geste zu sein. Gleichzeitig tut es gut, wenn jemand da ist, der mir in schwerer Situation ehrlich zusagt: „Ich fühle mit dir.“

Das deutsche Wort Mitleid ist eine Lehnübersetzung des griechischen Worts sympátheia. Das hat einen guten Klang.

Auch wenn aus der Ruhe der Apostel bei Jesus nicht viel wird und unsere Sommerzeit nicht so unbeschwert ist, wie wir es vielleicht erhofft hatten – für mich passen diese Verse aus dem Markus-Evangelium gut in unsere (Sommer-)Zeit:

Bei Jesus können wir Ruhe finden, ein stärkendes und aufbauendes Wort hören und Brot zum Leben bekommen (Evangelium vom nächsten Sonntag). Denn wir sind ihm sympathisch.

Peter Wegener

Herr, für viele ist alles zerbrochen: ihre Pläne, Hoffnungen und Wünsche.
Für sie ist nichts mehr, wie es noch vor Tagen war,
nichts läuft mehr, wie es gestern noch selbstverständlich war.
Wenn du, Jesus, der Weg bist, dann zeige uns Wege, wie wir helfen können;
wenn du die Wahrheit bist, versteck dich nicht,
wenn du das Leben bist, dann sei allen Menschen in dieser Katastrophe nah.
(Nach einem Gebet von Rudi Weiß, vgl. Gotteslob 17,1)

15. Sonntag im Jahreskreis – 11. Juli 2021

Für die meisten unserer Mitmenschen, wahrscheinlich auch für uns, gilt es in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu erleben. In allen Lebensbereichen gilt es schneller, besser, größer, reicher … zu werden. Alles muss etwas bringen. Wettbewerb und Konkurrenzdenken bestimmen immer mehr fast alle Bereiche unseres Lebens. Wer nicht mithält, fällt zurück. Alles, nur kein „loser“ sein.

Im Sonntagsevangelium sendet Jesus die Zwölf, jeweils zwei zusammen, um die befreiende Botschaft vom Reich Gottes zu den Menschen zu bringen. Im heutigen Evangelien Text steht fast nichts vom Inhalt der Predigt, aber viel über das wie: entschleunigt, konzentriert im Hier und Jetzt, aufmerksam zugewandt hin zu der Person, bei der sie gerade jetzt sind und immer wieder der Versuchung zu widerstehen um das eigene Ego zu kreisen. Nicht im Alleingang, immer verwiesen auf die Mitmenschen.

In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst! … Und sie heilten viele Menschen. (Markus 6, 7 – 13)

Pater Martin Königstein SSCC

Impuls zum 14. Sonntag im Jahreskreis

4. Juli 2021 – 2 Kor 12,7–10

Die Ohnmacht bejahen …

In unseren Bundesländern gab es bereits oder wird es in den kommenden Wochen Schulzeugnisse geben. Auf diesen werden Erfolge und Misserfolge mit Noten und Punkten versehen. Viele Schülerinnen und Schüler werden von Eltern und Großeltern für gute Noten zusätzlich belohnt.

In diese Wirklichkeit hinein wird am Sonntag ein Abschnitt aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth vorgelesen. „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“, heißt es am Ende dieser Lesung. Diese Aussage entspricht eher nicht unserem Denken und Fühlen. Der schwache Schüler oder die schwache Schülerin als starke Persönlichkeiten? Wie oft werden die Schwachen zu hören bekommen, dass aus ihnen nie etwas wird.

Paulus ermahnt, sich nicht wegen der eigenen Erfolge und großen Werke und Taten stark zu fühlen. Er spricht damit nicht gegen Erfolge und achtet auch nicht besondere Taten gering. Er erinnert aber daran, dass diese nicht zuerst das Ergebnis eigener Anstrengung sind, nicht Verdienst, sondern Geschenk und Gnade.

Ohne Gott können wir nichts tun, nichts vollbringen und nichts erfolgreich durchführen. Wer sich das bewusst macht, wird sich als schwach einschätzen, aber nicht als ohnmächtig. Die wirkliche Macht kommt aus der Gnade, aus den Gaben Gottes, die er jedem Menschen zuteilt.

Uns als Starke erinnern, dass unsere Stärke von Gott geschenkt wurde; uns als Schwache erinnern, dass auch wir gleichermaßen Ebenbild Gottes sind: Das ist unsere Berufung als Getaufte. Ich glaube sogar, dass dies die Grundlage ist, um uns – unabhängig von Erfolg und Ansehen – auf Augenhöhe begegnen zu können.

(Text und Bild: P. Manfred Kollig SSCC)

 

Impuls zum 13. Sonntag im Jahreskreis

27. Juni 2021 – Evangelium: Mk 5,21–43

„Glaube versetzt Berge!“, so heißt ein bekanntes Sprichwort. Da die Berge aus Stein nicht damit gemeint sein können, könnten es Berge meines Lebens sein. Das Sonntagsevangelium bietet dazu zwei Wundergeschichten.

Betrachten wir die, in der die Frau, die den „Berg“ des Blutflusses, an dem sie schon seit 12 Jahren litt, vor sich hat. Während ihrer Krankheit hat sie viele Ärzte konsultiert und dabei ihr ganzes Vermögen ausgegeben. Heilen konnte sie keiner. Im Gegenteil, ihr Zustand wurde immer schlimmer. Sie hatte von Jesus gehört, der nun ihre letzte Hoffnung war. Ihr Glaube an Jesus ließ sie ihre Angst überwinden und als unreine Frau sich in der Menschenmenge gezielt auf Jesus zu zubewegen. Als sie nah genug bei ihm war, berührte sie ohne zu fragen sein Gewand. Im selben Augenblick spürte sie, dass ihre Blutungen aufhörten. Sie war geheilt, ihr Berg war versetzt.  

Womit sie nicht gerechnet hat, dass Jesus es gemerkt hat, sich umdrehte und nachfragte. Die Frau trat zitternd vor Jesus, bekannte, dass sie es war. Dieses Bekenntnis zu Jesus war für ihre dauerhafte Heilung wichtig. Jesus sagte zu ihr: „Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!“

Glaube kann doch Berge versetzen.

Verbunden im Glauben an Jesus Christus

Elfriede Kuhmann

Impuls zum 12. Sonntag im Jahreskreis

20. Juni 2021 – Weltflüchtlingstag

Wir alle sitzen im gleichen Boot... Und Jesus ist dabei, den wir erfahren als den, der sich kümmert, dass wir alle im Sturm nicht untergehen ... Dafür setzt Er sein Leben ein... Diese Liebe drängt uns, dass wir Lebende nicht nur für uns selbst leben, sondern dankbar für und mit Jesus für alle, die wir in Ihm verbunden sind zu dem einen W i r in dem einen Boot, wie es der Papst zusammenfasst. ...

Und was heute uns alle schützt sind die unwandelbaren Menschenrechte, in denen die Liebe Jesu, die Liebe Gottes sich festmacht. ... Sie gilt allen und so haben wir Sorge zu tragen, dass die Menschenrechte für alle zur Geltung kommen. ... Das gilt besonders für jene Mitmenschen, die heimatlos sind, weil ihre Menschenrechte nicht beachtet werden und die deshalb fliehen uns zum Zeugnis: „wir klagen an: Menschenrechte sind unwandelbar“

Mit diesem Motto sind wir gerufen an diesem Wochenende für die Mitmenschen auf der Flucht einzustehen und für alle, deren Menschenrechte verletzt werden. …

*Wir ziehen die MenschenrechtsverletzerInnen zur Verantwortung und zeigen, dass der Einsatz gegen Menschenrechte nicht ohne Widerstand  bleiben wird. Denn Menschenrechte sind #unverhandelbar!

Petition unterschreiben & Updates erhalten
Mehr Infos: https://unverhandelbar.jetzt

*Pax Christi: Die erste gemeinsame Aktion im Rahmen der Kampagne „Menschenrecht statt Moria“ ist es, Bundestagsabgeordnete dafür zu gewinnen, den Appell an die Bundesregierung zu unterzeichnen.
„Wir in Deutschland können mehr: Geflüchtete aufnehmen – Pushbacks verhindern – Europa gewinnen“

Den vollständigen Appell und die Briefvorlage finden Sie hier.

*Wir lassen uns ermutigen von den Flüchtlingen selbst:
Nujeen Mustafa musste wegen Gewalt und Verfolgung im Rollstuhl aus Syrien fliehen - heute setzt sie sich stellvertretend für alle Geflüchteten weltweit ein. Sehen Sie in diesem inspirierenden Video ihre Geschichte.
 
Zum Video

Impuls von Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 11. Sonntag im Jahreskreis

13. Juni 2021 – Evangelium Markus 4,26–34

Wider die Resignation

Es macht Mut – dieses Evangelium vom Sämann. Mut an einer Stelle, die  verwundbar macht: Resignation. Coronapandemie,  Klimakatastrophe, weltweites Elend von Menschen auf der Flucht und in  Kriegsgebieten, korrupte Diktatoren, die Bevölkerungen in brutalster Geiselhaft halten, Kindesmissbrauch selbst in „heiligsten Räumen“, häusliche Gewalt, Verbrechen gegen die Menschlichkeit in nie gekanntem Ausmaß  sind Erfahrungen, die den Mut nehmen können, sich weiterhin einzusetzen für eine bessere, gerechtere, zivilisierte Welt; biblisch ausgedrückt: für das Reich Gottes.

»Mit dem Reich Gottes ist es so wie, wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät«, sagt Jesus.  Alle haben ihren Acker. Den Lebensacker. Ihn gilt es zu  be-ackern und zu gestalten. Er ist das Stück Welt, für das jeder und jede die persönliche Verantwortung trägt.

Die Botschaft des Evangeliums: Trotz allem was ist und wie es ist – ob in Kirchen oder Gesellschaft: Nicht Schwarzmalen und nicht Schwarzsehen. Auf dem Weg bleiben. Nicht aufgeben. Säen, wachsen und sich entfalten lassen. Das Säen nicht verwechseln mit dem Ernten. In Gelassenheit und mit Vertrauen anderen überlassen, das zu ernten, was gesät wurde; so wie wir mit Selbstverständlichkeit ernten, was von anderen gesät worden ist. Säen ist Geben ohne zu zählen. Ohne zu rechnen, auch, wenn vieles nicht aufgeht.  Dazu will Gott uns Mut machen. Und Mut bedeutet: Träge Faulheit, Ängste, Skrupel, Perfektionismus, Überverantwortlichkeit,  Allmachtsfantasien und Verschwörungstheorien »zum Teufel« jagen. Das Tun, was dran und wie es uns möglich ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Alles andere Gott überlassen. Ihm, von dem alles Leben kommt, und der es trotz aller Missernten, über alles Sterben und alle Untergänge hinweg heim-holt. Er, von dem alles Leben ausgeht und zuhause ist. Am Ende nicht Untergang: Aufgang.

Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum 10. Sonntag im Jahreskreis

6. Juni 2021 – 1. Lesung: Gen 3,9–15

Der Platz des Menschen ist der Garten. Angesichts der blühenden Blumen und ihrer leuchtenden Farben möchte man dem in diesen frühsommerlichen Tagen gerne zustimmen. Der Garten, sei es der hinter dem eigenen Haus oder ein öffentlicher, ist ein Ort, an dem es sich leben lässt.

Der Platz des Menschen ist der Garten – dieser Satz geht noch über unser sommerliches Lebensgefühl hinaus. „Gott, der Herr, nahm den Menschen und gab ihm seinem Wohnsitz im Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte“, heißt es in der biblischen Erzählung vom Paradies.

Die erste Lesung am heutigen Sonntag schildert, was danach geschah. Adam und Eva haben verbotenerweise vom Baum der Erkenntnis gegessen und werden von Gott zur Rede gestellt. Die winden sich heraus: Adam gibt Eva die Schuld – und die verweist auf die Schlange… Am Ende schickt Gott die beiden aus dem Garten weg.

Dass unsere Stammeltern aus dem Garten vertrieben wurden, vergrößert den Reiz des Gartens nur noch. Und steigert die Sehnsucht nach einem so vollkommenen Ort zum Leben.

Und heute? Sind wir nicht dabei, Gottes Schöpfung durch unseren unmäßigen Lebenswandel erneut aufs Spiel zu setzen?

Und müssen wir uns in unserer Welt, in der Wirtschaftlichkeit allzu oft vor Menschlichkeit kommt, nicht wieder wie aus dem Garten Vertriebene fühlen?

Aber dürfen wir nicht auch, jetzt wo der Sommer beginnt, den Garten wenigstens für einen Moment wieder neu für uns entdecken?

Denn der Garten ist unser Ort – Gott hat ihn für uns geschaffen.

Impuls von Peter Wegener

Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag

30. Mai 202

Der Herr ist Gott.

(aus der Lesung des Dreifaltigkeitssonntags – Deuteronomium 4, 39)

Immer wieder, wenn ich versuche zu beten, also mich dem Geheimnis Gottes zu nähern, muss ich aus der Erfahrung meines Alltags feststellen, dass meine Bilder von Gott nicht stimmen. Wenn ich die Wirklichkeit ernst nehme, komme ich immer mehr dahin, dass ich mir überhaupt kein Bild von Gott machen sollte. Denn alles, was ich mir von Gott vorstellen kann, hat mehr mit mir und meinen Wunschvorstellungen zu tun als mit ihm. Gott begegnen bedeutet, dass ich aufhöre im Mittelpunkt zu stehen. Ich sollte mich, und auch die Kirche sollte sich, hin auf den Gott Jesu dezentrieren und auf die Wirklichkeit hin als den Ort seiner Gegenwart.

Es geht um den Glauben, dass wir Gott in den äußeren Ereignissen begegnen. Madeleine Delbrêl spricht vom Gehorsam den Umständen gegenüber. „Wir betrachten sie als Ausdruck von Gottes Willen.“ J. B. Metz spricht von der „Mystik der offenen Augen“, Mahatma Gandhi vom „Satyagraha“, d. h. die Realität wahr sein lassen und darin Gott begegnen. Der geistliche Prozess, der uns öffnen soll für die Gegenwart Gottes, braucht Erdung und Realitätssinn.

Andererseits bezeugen wir auch, dass es Gott ist, der uns und allen Menschen nachfolgt bis in die tiefsten Punkte unseres persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens. Das ist unser Glaube, aus dem die Hoffnung wächst, die über jede Form von Sterben und Tod hinausgeht; jene Hoffnung, die unsere Vorstellungen, unsere Sprachfähigkeit und unsere „Bilder im Kopf“, unsere Erfahrungen und alles Erfahrbare bei weitem übersteigt. Die historischen und gesellschaftlichen Umstände, die wir als Einzelne, als Kirche und als Gesellschaft insgesamt erleben und die uns oft schmerzen und verunsichern, sind die Einladung Gottes, in die Freiheit der Kinder Gottes hinein zu wachsen. Es geht um den schieren Glauben ohne das „fromme Gesumse“ (vergl. K. Rahner) anderer Zeiten, ohne unsere Bilder und Vermittlungen. Es geht um Gott allein, um seiner selbst willen. Er ist der Grund unserer Hoffnung, er ist der Inhalt unserer Freude.

Impuls von Martin Königstein SSCC

Impuls zum Pfingstfest

(23. Mai 2021)

„Löse, was in sich erstarrt.“
„Komm herab, o Heilger Geist“, so beten und singen wir auch am Pfingstfest 2021. Wir hoffen und wünschen, dass der Heilige Geist nicht nur in der Heiligen Messe Brot und Wein verwandelt, sondern auch uns und unsere Welt. Licht für die Dunkelheiten, die wir erleben, erhoffen wir. Vom Geist erwarten wir, dass er uns tröstet und Freude schenkt. Dies und vieles mehr erbitten wir vom Heiligen Geist.
Die letzten 15 Monate haben sicher in vielen Menschen die Sehnsucht nach Licht und Leben, nach Begegnung und Freude, nach Heilung und Barmherzigkeit wachsen und vielleicht sogar ins Unerträgliche steigen lassen. Das Lied an den Heiligen Geist, der nicht nur irgendeine Kraft ist, sondern den wir persönlich ansprechen können, singt sich in unserer gegenwärtigen Situation nochmal anders. Es lohnt sich, Pfingsthymnus und Pfingstsequenz (im Gotteslob Nr. 342 und 344) in unserer Wirklichkeit zu betrachten.
In seinen Meditationen, die der Jesuitenpater Alfred Delp im Gefängnis Berlin-Tegel wenige Wochen vor seinem Tod aufschrieb, betrachtet er u.a. auch die Pfingstsequenz. Angesichts der eigenen Fesseln schreibt er zu der Bitte an den Heiligen Geist „Löse, was in sich erstarrt“:
„Die Erstarrung ist der bittere Feind des Lebens. Das erstarrte oder erstarrende Leben ist sehr arm geworden, mag es nun die Erstarrung noch verspüren und an ihr leiden oder schon so eingefangen sein, daß es alles für gut und richtig findet, wie es ist. Das Gesetz des Lebens und alles Lebendige ist Bewegung, Entfaltung, Entwicklung. Der innere Befehl, der allem Lebendigen einwohnt, läßt das Leben nicht zur fixierten Ruhe kommen, bis er ausgeführt und das Leben vollendet ist. Die Erstarrung ist die Fixierung des Daseins auf einem beliebigen Punkt der Lebensstraße, ist Abfall vom Gesetz der Wanderschaft, ist vorzeitige und deshalb unzeitige Sehnsucht nach einem endgültigen Ort.“ (Alfred Delp, Aufzeichnungen aus dem Gefängnis, Herder 2019, 293f)
Dass die Regelungen zum Umgang mit der Covid-19-Pandemie gelockert werden, wird uns freuen. In dieser Freude bitten wir den Heiligen Geist, dass er auch uns persönlich, unsere Kirche und die gesamte Welt löse aus jeder Form von Erstarrung.

P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 7. Sonntag der Osterzeit

16.05.2021 – Erste Lesung: Apg 1,15–17.20ac–26

Petrus sagte: „Einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein.“

Es passiert: ein Wort spricht mich an. Meine Gedanken bleiben daran hängen und beschäftigen sich mit diesem Wort. Es begleitet mich durch den Tag. Der Impuls ist da, wird durch den Alltag verdrängt, kommt wieder. Drei Worte des Petruswortes haben mich berührt: Eine(r) von diesen.

Petrus musste die symbolische Zahl 12 der Apostel durch Nachwahl wiederherstellen. Zwei Bedingungen waren vorgegeben: von Anfang an dabei und Zeuge der Auferstehung gewesen zu sein. Petrus lud die versammelten 120 Brüder ein, im Glauben an und im Vertrauen auf Gott für die richtige Nachwahl zu beten. Das Los fiel auf Matthias.

Dieser Glaube und dieses Vertrauen sind beeindruckend. In der heutigen Zeit ist es eine große Herausforderung, egal für welche Bereiche die richtige Wahl zu treffen. Einen wichtigen Punkt vermisse ich allerdings in dieser Schriftstelle: die Bereitschaft der beiden Kandidaten. Schließlich gehört sie dazu. So schließt sich der Kreis für mich mit der Frage:bin ich bereit, mich als Zeuge(in) seiner Auferstehung wählen zu lassen?

Verbunden im Vertrauen auf den Heiligen Geist

Elfriede Kuhmann

 

Impuls zum 6. Sonntag der Osterzeit

Ehrlich hinschauen, einander vertrauen, gemeinsam handeln

Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Bleibt in meiner Liebe … Es hat keiner eine größere Liebe als der, der sein Leben hingibt für seine Freunde … Ich habe euch erwählt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt ...

Uns spornt immer wieder das Beispiel von Pater Damian an, der sein Leben mit den Aussätzigen teilte: der ehrlich hinschaute auf ihr Leid und ihre Einsamkeit, der so mit ihnen lebte, dass sie einander vertrauten und gemeinsam handelten und so Gemeinde entstand, in der sie angenommen waren und einander annahmen und im Leid Hoffnung und Freude erfahren haben …

Am 10. Mai gedenken wir des Hl. Pater Damian.

Uns Deutsche spornt immer wieder das Beispiel der Widerstandskämpferinnen und -kämpfer in der Nazizeit an. Sophie Scholl schaute mit ihrem Bruder u.a. ehrlich hin auf das Unrecht der Nazis und sie lernten miteinander darüber offen zu sprechen und so einander zu vertrauen, dass sie gemeinsam gegen Unrecht handelten und schließlich auch ihre Leben dafür einsetzten …

Am 9. Mai wäre Sophie 100 Jahre alt geworden.

Ab 13. Mai sind wir als Christinnen und Christen  in Deutschland eingeladen, digital ökumenischen Kirchentag zu halten und uns bestärken zu lassen, ehrlich in unsere Zeit zu schauen, einander zu vertrauen und miteinander zu handeln, dass Gottes Liebe erfahren wird in dieser herausfordernden Zeit …

Weiterlesen: Über den Ökumenischen Kirchentag

Der 3. Ökumenische Kirchentag wird anders – konzentrierter, dezentraler, und digitaler. Vom 13.–16. Mai 2021 werden rund 80 digitale Veranstaltungen aus Frankfurt gesendet. Begleitet von Aktionen und Gottesdiensten in ganz Deutschland ergeben sich dadurch vielfältige Themen und Formen von Begegnung. Der ÖKT wird veranstaltet vom Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Nach 2003 in Berlin und 2010 in München findet der Ökumenische Kirchentag 2021 zum dritten Mal statt.

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 5. Sonntag der Osterzeit

2. Mai 2021

 Joh 15,1–8 „In“ sein und nicht „out“

Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch – so Jesus im heutigen Evangelium zu seinen Jüngern: Lebens-Perspektive im Angesicht seines bevorstehenden Todes.

Das Lebens-Gefühl bis zur gegenwärtigen Pandemie ging in eine andere Richtung: Nicht bleiben, sondern loslassen können, als Zeichen von Lebendigkeit. Veränderung. Mobilität. Weiter. Schneller. Nur ja kein Stillstand! Und jetzt?

Aufgezwungener Lockdown. Aufgezwungene Entschleunigung. Nichts mehr so, wie es war. Aber viele existenzielle Fragen: Wie geht es weiter? Was bleibt mir noch? Wer bleibt mir noch? Und genau da holt uns das Wort des Evangeliums ein und ab – mit einer vertieften Perspektive: Woran hängst du? Was gibt dir Halt und Lebendigkeit? Was macht dein Leben aus?

Bleibt in mir, sagt Jesus, dann bleibe ich in euch … Leben kann sich keiner selber geben. Christsein geht eben nicht ohne Christus. Ohne ihn hängen alle Bemühungen um Veränderung und Erneuerung in der Kirche, in den Gemeinden in der Luft.

Aber wie geht das – in Christus bleiben?

Ich bleibe in Christus, wenn ich meine persönliche Beziehung zu Gott in Christus pflege. Ich bleibe in Christus, wenn mein Glaube an Gott im Gebet und im gemeinsamen Gottesdienst verankert ist. Ich bleibe in Christus, wenn sich mein Glaube nicht nur im stillen Kämmerlein vollzieht, allein für mich, von Herz zu Herz. Das auch – aber genauso gehört mein Glaube nach draußen, in den Tatort Leben. Die Hände falten und die Ärmel hochkrempeln. An den Himmel glauben und die Erde gestalten. Das Leben umarmen, Gott feiern und ihm vertrauen.

Dann bleibe ich in euch, sagt Jesus – anfassbar, berührbar, lebendig, fruchtbar. Gewiss, viele haben oder teilen den Glauben an Gott nicht mehr. Und: Dieser Glaube kann auch niemandem aufgezwungen werden. Ebensowenig jedoch darf von gläubigen Menschen verschwiegen werden, woran ihr Leben hängt und was ihr Leben prägt.

Wer da nicht „in“ ist, der ist „out“.

Ein Impuls von Pater Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum 4. Sonntag der Osterzeit

25. April 2021

Ich bin der gute Hirt

Wenn ich dieses Evangelium vom Guten Hirten (Johannes 10, 11–18) lese, kommt mir fast automatisch eine andere Stelle in den Sinn. Es ist das Gleichnis vom verlorenen Schaf (Lukas 15, 4–7).

Es ergänzt die Rede Jesu vom guten Hirten im heutigen Evangelium für mich sehr anschaulich: Als der Schäfer merkt, dass eines seiner hundert Schafe verloren gegangen ist, macht er sich auf die Suche und ruht nicht eher, bis er es wiedergefunden und nach Hause getragen hat. Und wenn er es wiedergefunden hat, ist die Freude unbeschreiblich.

Das Handeln des guten Hirten ist nicht nur Vorbild für alle, die einen geistlichen oder einen kirchlichen Beruf ergreifen. Diese Sorge füreinander ist uns allen anvertraut. Wir alle sind gerufen, aufeinander acht zu haben, dass keiner verloren geht. Denn in Kirche und Welt sind wir – Gott sei Dank – nicht Hirt und Herde, so als ob die einen dem anderen gehörten.

Die Rede von Hirt und Herde bezogen auf die Hierarchie der Kirche ist schon seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ergänzt – wenn nicht sogar abgelöst – vom Bild des Volkes Gottes, das gemeinsam unterwegs ist.

Erst recht in der momentanen Situation der Kirche, in der wir gewahr geworden sind, welch große Schuld Hirten und Oberhirten auf sich geladen haben, weil sie ihrer Hirtensorge nicht gerecht geworden sind ... Da trifft wohl eher die Warnung des Propheten Ezechiel: "Weh den Hirten, die sich selbst geweidet haben ... Das Mastvieh schlachtet ihr, die Schafe aber weidet ihr nicht. Die Schwachen habt ihr nicht gestärkt ..." (34, 2–4).

Uns allen ist die Hirtensorge, wie Jesus sie vorgelebt hat, anvertraut. Dass wir zusammen unterwegs bleiben, die Augen aufhalten und achtgeben, dass niemand verloren geht. Gerade in unseren pandemiegebeutelten Tagen.

Peter Wegner

Impuls zum 3. Sonntag der Osterzeit

18. April 2021

Aus dem Evangelium nach Lukas 24, 36.44 f

„Während sie noch darüber redeten, trat Jesus selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! (…) Dann sagte er zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften.“

Ausgehend von dem, was sie kennen, was ihnen vertraut war („das Gesetz und die Propheten“) lädt Jesus die Jünger Gemeinde ein weiter zu gehen, sich zu öffnen, das Neue mit neuen Augen zu sehen und wahrzunehmen.
Wir können Gott heute nicht sehen und seine Gegenwart und sein Handeln nicht erkennen mit den Augen von gestern.
In der Kirche und in der Gesellschaft gibt es Strömungen, die auf die komplexen und schwierigen Fragen und Aufgaben von heute, einfache Lösungen suchen in der vermeintlich besseren Vergangenheit. Das wird nicht gehen.

Mit einem liebenden Herzen – so wie der Jünger Johannes (in Joh 21) – aufmerksam Ausschau halten, wo gibt es Zeichen dafür, dass ein wenig Friede möglich wird, wo gibt es Menschen, die sich für die Gerechtigkeit einsetzen, wo kommt Freude auf und wird von den Menschen geteilt? Überall da, egal wo wir es entdecken, können wir wie Johannes sagen: es ist der Herr. Da ist das Leben am Werk. Da handelt er.

Martin Königstein SSCC

Impuls zum 2. Sonntag der Osterzeit

11. April 2021

„Sie schweigen.“

Die christlichen Osterbotschaften verwirren. In diesem Jahr, dem Lesejahr B, in dem aus dem Markusevangelium gelesen wird, irritiert sie besonders. In der Osternacht hörten wir, dass die Frauen zum leeren Grab kamen. Was wir nicht hörten, war der Vers: „Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich.“ Damit endet ursprünglich das Markusevangelium.

Die anderen Evangelien berichten von den weiteren Begegnungen mit dem Auferstandenen. So auch Johannes, der, wie wir am heutigen 2. Ostersonntag hören, von der Begegnung des Auferstandenen mit Thomas erzählt. Die Wunden sind auch nach der Auferstehung das Marken- und Erkennungszeichen Jesu. Er war und bleibt verwundbar und verwundet. Der Evangelist Markus sagt nicht, wie es weitergeht. Die Frauen schweigen. Später hat man dann noch in Kenntnis der anderen Evangelien dem Markusevangelium ein paar Verse hinzugefügt. Schon damals konnte man es schwer ertragen, dass das Ende offen bleibt.

Ich selbst mag dieses offene Ende mehr als die Berichte von der Begegnung mit dem Auferstandenen. Das Evangelium des Markus endet unvollendet. Die Auferstehungsgeschichte ist nicht abgeschlossen. Ob und wie sie weitergeht, hängt von uns ab. Was lassen wir den Auferstandenen durch uns wirken? Sind wir im Glauben an Gott verwundbar? Erkennen wir Jesus in den Verwundeten unserer Zeit? Fürchten wir uns, vom Glauben an den Auferstandenen und der Auferstehung zu erzählen und Zeugnis zu geben? Schweigen wir aus Furcht; vor wem, vor was?

Foto und Text: Pater Manfred Kollig SSCC

Impuls zum Osterfest

Osterevangelium Joh 20,1–18

Leeres Grab und eine Frau, die weint

Maria Magdalena sucht Jesus. Sucht seinen Leichnam im Grab. Sucht Jesus bei den Toten. Wo auch sonst? Aber dort ist er nicht zu finden. Das Grab ist leer und mit dem leeren Grab kann sie nichts anfangen. Noch nicht. Wenn man ganz am Ende ist, todtraurig, die Augen voller Tränen hat, sieht man nicht mehr klar. Blickt man nicht mehr durch. Maria Magdalena ist so „zu“, dass sie nicht sieht wie Jesus vor ihr steht. Sie erkennt ihn nicht. Gott ist diskret. Er drängt sich nicht auf. Niemand findet Gott in Jesus, wenn er sich nicht von Jesus finden lässt.

Und dann die Wende: „Maria,“ sagt Jesus. Sanft, zärtlich, liebevoll. Dieses eine Wort: Maria. Und dieses Wort erreicht nicht nur ihr Ohr, es findet zu ihrem Herzen. Das ist alles. Keine Belehrung. Keine feierliche Erklärung in Sachen Auferstehung. Nichts. Nur: „Maria.“ Und dann gehen ihr die Augen auf. Sie ist gefunden von dem, den sie sucht. „Rabbuni, Meister,“ sagt sie und alles ist gut. So entsteht Osterglaube. In der Begegnung mit dem Auferstandenen. Im Wort und einer Antwort der Liebe: „Maria.“

 „ Lobet von Herzen das schlechte Gedächtnis des Himmels und dass er nicht kennt euren Namen, noch euer Gesicht, niemand weiß, dass ihr noch da seid,“ notiert Bert Brecht.

Jesus sagt„ Maria. Das macht deutlich: Er weiß, dass wir noch da sind. Viele weinend und oft genug im Tal der Tränen. Er kennt unser Gesicht. Er ruft uns beim Namen jenseits der Todesgrenze. Alle Tränen wird er aus den Augen abwischen. Das lässt hoffen wider alle Hoffnungslosigkeit in und um uns. Selbst wider den Tod.

Die Botschaft dieses Evangeliums: Du bist bei deinem Namen gerufen. Du bist geliebt. Geliebt von Anfang an. Im Tod heim-geliebt in die  Ewigkeit.

Unglaublich… Unglaublich not-wendig - zu allen Zeiten, auch der unseren!

 

Impuls von Pater Hans-Ulrich Willms SSCC

 

 

Evangelium am Palmsonntag: Mk 14,1-15,47 (Passion)

Dann legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz; den setzten sie ihm auf. (Mk 15,17)

Die Künstlerin Anne zur Linden hat auf dem in 1986 gemalten Hungertuch nicht nur Jesus Christus mit dem Dornenkranz gemalt, sondern in ihm die aktuelle Situation von Gottes Schöpfung dargestellt. Ich finde, sie ist bis heute aktuell geblieben.

Beschreibung gegen den Uhrzeigersinn:

1) Ungeborenes Leben, das Wunder des Lebens töten wir.

2) Mann und Frau wenden sich voneinander ab. Zerstörte Gemeinschaft.

3) Krieg statt Frieden: Menschen bekämpfen sich gegenseitig, die Welt brennt.

4) Bäume und Pflanzen müssen eingehen, weil wir unersättlich sind.

5) Wasser verschwenden und verseuchen wir. Tiere müssen sterben.

6) Luft zum atmen vergiften wir mit Abgasen und Energieverschwendung.

7) Statt dass alle satt werden, rüsten wir zu Land, zu Wasser und in der Luft auf.

8) Alte Menschen lassen wir einsam werden.

Was haben wir mit Gottes Schöpfung gemacht?

Hat der „kleine“ Virus Covid19 dazu beizutragen, zu demonstrieren, wie wir uns nur verhalten müssen für unsere besondere Verantwortung als Christen für Gottes wunderbare Schöpfung? Die Luftwerte haben sich nachweislich gebessert gehabt.

Anne zur Linden: „Herr, heile uns und heile die Erde. Lass uns aufwachen, damit wir fähig werden, Deine Liebe zu erkennen, den Nächsten und Deine ganze Schöpfung zu lieben.“

Elfriede Kuhmann

Impuls zum 5. Fastensonntag

21. März 2021 – Misereor-Sonntag

Es geht anders …   

  • Gott schickt seinen Sohn, nicht um bedient zu werden, sondern um dem Leben aller Töchter und Söhne Gottes zu dienen,  ganz anders als die mächtigen Götter damals und heute und ganz anders als die, die sich im Dienst dieser mächtigen Götter sehen …
  • Gott klopft bei Maria an, vergewaltigt sie nicht, wirbt um ihr Mitwirken, dass Jesus in die Welt kommen kann; es geht anders bei unserem Gott …
  • Josef wollte Maria nicht bloßstellen, ihr den Weg frei machen zu dem, von dem das Kind stammt. Doch Gott stärkt seine Gerechtigkeit und Liebe und keiner der beiden muß den anderen verlieren. Ehre wird nicht verletzt in den Augen des Josef, froh über das Zusammenbleiben und nicht erfüllt von rachsüchtiger Wut, die verletzte Ehre heilt durch Steinigung der Treulosen ...
  •  Die Weisen erkennen die Gefahr für das Kind und verraten es nicht, verzichten auf Lob und Bereicherung durch den Machthaber …
  • Josef flieht mit dem Kind und die Ägypter nehmen keine Rache an Gottes Befreiung Israels, sondern nehmen ihn in Schutz ohne Abschiebung und Rückkehrabkommen mit dem Tyrannen in Israel …

Es geht anders …   

  • Anders ist das Zuhause Jesu aufgrund dieser Erfahrungen mit Gott und seinen Eltern …
  • Und so tritt er anders auf –  ohne Gewalt …
  • Er wäscht Füße, nicht die Köpfe …
  • Er beugt sich zu den Kranken und berührt Ausgesetzte und holt sie in die Gemeinschaft zurück …
  • Er vergibt und versöhnt ...
  • Er greift nicht zum Schwert, er hält seinen Kopf hin …
  • Er teilt Brot und lernt, dass im Teilen Gewinn liegt ...
  • Er nimmt Leid und Tod auf sich, solidarisch mit uns …

Das Geheimnis des Weizenkorns wird – gelebt uns allen – zur herausfordernden Hoffnung (das zeigen die 2. Lesung und das Evangelium des 5. Fastensonntags)

Misereor und seine ProjektpartnerInnen zeigen jedes Jahr neu in unserer egoistischen  und unsolidarischen und ungerechten Welt: Es geht anders …

Und Coronakrise zeigt weltweit, es geht anders ..., wo wir lernen in Krisen füreinanden und nicht gegeneinander …

(Und nicht ohne Grund hat der Papst ein „Jahr der Familie Amoris laetitia“ am Festtag des hl. Josef, am 19.3. ausgerufen)

Zum Weiterlesen: Geschichten des Gelinges aus Bolivien (aus dem Material der diesjährigen Misereor-Fastenaktion)

Gebet zum Miseor-Sonntag

„Es geht anders“ bei uns und in Bolivien (dem Schwerpunktland der diesjährigen Fastenaktion)

Wir beten mit- und füreinander

Meine Familie und unsere Lebensgemeinschaft ist mein Zuhause.

Hier leben, streiten und lieben wir.

Ich weiß um die Zerbrechlichkeit dieses Glücks und weiß mich so verbunden mit Menschen in Bolivien und weltweit, die um den familiären Zusammenhalt ringen, den wir gerade in Krisenzeiten wie jetzt brauchen und anders als gewohnt leben müssen.

Lasst uns beten für alle Familien und Gemeinschaften

  • um gegenseitige Achtung und Wertschätzung.
  • um Verständnis und Gelassenheit.
  • Und lasst uns beten für alle, deren Halt und Geborgenheit  bedroht  sind.

Gemeinschaft erfahre ich hier in unseren Gemeinden, Familien und Lebensgemeinschaften und gerade in der Krise jetzt schätzen wir sie neu wert. Wir alle sitzen in einem Boot.

Im Glauben sind Schwestern und Brüder in Bolivien und weltweit, eine Familie Gottes.

Lasst uns beten für alle, die Gemeinschaft stiften und Leben und Interessen miteinander teilen, über Grenzen hinweg:

  • um offene Ohren und Herzen.
  • um einen wachen Blick für Bedürfnisse und Grenzen.
  • Und lasst uns beten für alle, denen es schwerfällt auf andere zuzugehen.

Die Schöpfung ist das Geschenk Gottes an uns und das gemeinsame Haus aller Menschen.

Die Menschen in Bolivien erleben den gierigen Zugriff auf ihr Land. Und in der Krise jetzt erleben wir dass Verzicht und Maßhalten Schöpfung aufatmen lässt.

Lasst uns beten für alle, die sich für die Bewahrung der Schöpfung engagieren:

  • um Achtung von der Natur, unseren Mitgeschöpfen,  um Ausdauer in der Sorge füreinander und um Zuversicht.
  • um Überzeugungskraft und Willensstärke, dass es anders geht als auszubeuten.
  • Und lasst uns beten für alle in Politik und Gesellschaft, die für Strukturen und Gesetze verantwortlich sind.

Leben ist Wandel, beständige Veränderung.

Der nächste Tag schon bringt Neues, das Gestrige muss ich hinter mir lassen.

Lasst uns beten für uns:

  • um die Bereitschaft zu Besinnung und Umkehr, damit es dort anders geht, wo es nicht gut war und ist. Die Krise zeigt, es muß anders gehen, sich vieles ändern.
  • um den rechten Blick auf das, was Leben fördert.
  • um Kreativität und Sensibilität.
  • um eine Balance zwischen Bewahrung und Erneuerung.
  • Und lasst uns beten für alle, denen Veränderung Angst macht und für die, die sich überfordert fühlen.

Die Corona-Pandemie hat viele Menschen und Länder vor enorme Herausforderungen gestellt.

Lasst uns beten für alle, die in Bolivien und weltweit Sorge tragen für die Verteilung von Hilfen:

  • um Fairness und Solidarität.
  • um Empathie und Begegnung auf Augenhöhe.
  • Und lasst uns beten für alle, die die Folgen der Pandemie für ihre Zwecke missbrauchen.

Impuls zum 4. Sonntag der Fastenzeit

14. März 2021

Darauf kommt kein Mensch …

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht,
sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
damit er die Welt richtet,
sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird  (Joh 3,14ff).

 

Was für eine Botschaft. Eine schier unglaubliche Verheißung:

 

Gott liebt nicht nur das, was stark und mächtig ist. Er liebt auch, was schwach und ohnmächtig ist.

Liebt nicht nur was aufgeht. Er liebt auch das, was verkümmert und untergeht.

Liebt nicht nur was den jeweiligen Schönheitsidealen entspricht.
Er liebt den Menschen und seine Schöpfung so – wie sie sind.

Liebt, was menschliche Liebe nicht lieben kann.

Rettet, was menschliche Liebe nicht retten kann.

Hält, was menschliche Liebe nicht halten kann.

Er-löst, was menschliche Liebe nicht lösen kann.

Versöhnt, was un-versöhnt in die Gräber geht.

Richtet nicht hin. Richtet auf.

Am Ende nicht am Ende. Am Ende  durch den Tod hindurch ...
ge-richtet heiles Leben ohne Ende.

Darauf kommt kein Mensch. Dafür steht Gott. Er allein.
Auch in unserer Zeit

Das glaube und damit lebe ich!

 

Hans-Ulrich Willms sscc

Impuls zum 3. Sonntag der Fastenzeit

7. März 2021

Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um und zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Räuberhöhle! – Johannes 2, 15 (vergl. auch:  Mk 11, 17 und Lk 19, 46)

Wenn das Haus des Vaters nach den Vorstellungen Jesu der Ort ist, an dem die Kinder sicher sein sollen;
wenn es der schützende Raum ist, in dem Menschen gastfreundliche Aufnahme finden, vor allem wenn sie bedrängt und in Not sind oder auf der Flucht;
wenn das Haus des Vaters der Raum ist, in dem sich menschliches Leben in Freiheit und Vielfalt entwickeln und blühen kann;
dann ist es schlimm, was Jesus da öffentlich anprangert:
Ihr habt das Haus meines Vaters zu einer Räuberhöhle gemacht.

Die Räuberhöhle:
das ist der Ort, an dem die Räuber ihre Beute aufbewahren und von wo aus sie zu ihrem nächsten Beutezug ausziehen;
das ist aber vor allem der Ort, an den sie immer wieder zurückkehren können, weil sie dort sicher sind.

Wo überall in unserer Gesellschaft, in unserer Wirtschaft, in unserer Kirche fühlen sich die Räuber sicher?

Impuls von Pater Martin Königstein SSCC

Geistlicher Impuls zum 2. Fastensonntag

28. Februar 2021

Verklärung: Aus dem Tal auf den Berg oder heute schon gelacht?

Wem ist es schon nach Lachen zumute. Ein Jahr Pandemie. Ein Jahr Krise weltweit. Angespannte Nerven, enttäuschte Hoffnungen, unerfüllte Wünsche, Ängste … Und niemand weiß, was kommt; auch nicht, wie es nach der Krise weitergeht.

Und dann steht mitten in Berlin dieses „Kunstwerk“. Welche Lebenskünstlerin oder welcher Lebenskünstler kam auf diese Idee? In vielen Sprachen wird die Frage an alle, die vorübergehen, gestellt: Heute schon gelacht? Und auf dem Boden steht: Hier entsteht etwas Neues.

Inmitten einer weltweiten Krise die weltweite Frage: Heute schon gelacht? Es ist die Einladung, aus dem Tal heraus auf den Berg zu gehen und die Wirklichkeit – Gott, Mensch, Schöpfung – in einem neuen Licht zu sehen. Angst zu erleben mit einer Hoffnung; Enttäuschungen zuzulassen mit dem Blick auf erfüllte Wünsche; Todesängste auszustehen mit dem Sinn für das Leben …

Dann ist Verklärung. Nein, damit ist noch nicht alles klar. Dann müssen wir vom Berg wieder in das Tal zurück. Aber wir haben alles – auch die Krise – in einem neuen Licht gesehen.

 

Text und Bild: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 1. Fastensonntag

21.02.2021 – Evangelium: Mk 1,12–15

Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15)

 

Gewöhnlich, jedes Jahr am Aschermittwoch, wenn wir das Kreuz aus Asche auf unsere Stirn empfangen, begleiten uns diese Worte aus dem Markus-Evangelium: „Kehre um und glaube an das Evangelium!“

Einen Vers vorher verkündet Jesus: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.“ Wir Menschen haben den freien Willen, auf diese Verkündigung durch unser eigenes Tun zu antworten. Wir brauchen nur umkehren und glauben.

Es hört sich einfach an, und Jesus hat wohl selber die Erfahrung in seiner Wüstenzeit gesammelt, dass es schwer ist, Versuchungen zu widerstehen. Es ist ein menschlicher Zug. So muss uns jährlich immer wieder neu die Aufforderung zugesprochen werden: Kehre um und glaube an die frohe Botschaft.

Jesus ruft uns dabei zu: es gibt Rettung für den, der an das Evangelium glaubt. Lassen wir uns auffordern – ja sogar herausfordern – zur Umkehr, um uns nach getaner Anstrengung mit den Gaben Gottes beschenken zu lassen.

Ich denke, dabei ist es egal, ob wir in diesem Jahr das Aschenkreuz kontaktlos erhalten haben oder vielleicht auch gar nicht. Die Vorbereitungszeit auf Ostern hat begonnen.

Spätestens am Sonntag werden wir daran erinnert. Gehen wir durch diese Zeit begleitet vom Heiligen Geist

wünscht allen Elfriede Kuhmann

Impuls zur Fastnacht in Coronazeiten

14. Febr. 2021

Aussatz setzte aus – damals und heute:

Fromm und närrisch eins,  geht nicht!?

Narren sind „unrein“ und „Fromme“ nicht

Doch eine neue Chance 2021

Auch wer nicht gern närrisch ausgelassen

darf dieses Jahr die Maske nicht lassen;

rufen muss niemand von fern „unrein“ und so leiden,

aber keiner darf singen, küssen auf beide Seiten

es geht anders  - Misereor hat recht mit diesem Fasten-Leitwort

und so wird es bunt lebendig mit gutem Abstand an jedem Ort

Alle geheilt vom Aussatz,

- die „unreinen“ Narren und Jecken

und die „fromm rein“ sich aus-setzen, vor Narretei vertecken -

bunt maskiert und in guter Distanz rein

So sind wir Närrische und Fromme an Fastnacht jetzt vereint

Lasst uns voll Freude miteinander im Füreinander loben den Herrn, der uns alle hat gern

Lasst uns gemeinsam kreativ Gutes tun, so freut sich der Herr, das wir ihn haben gern

 

Gott segne dich. Er erfülle deine Füße mit Tanz und deine Augen mit Lachen.
Er gebe uns allen immer neu die Kraft, der Hoffnung ein Gesicht zu geben.

 

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 5. Sonntag im Jahreskreis

7. Februar 2021 – Mk 1,29–39

Wir hören im Evangeliumstext von einem Tag im Leben Jesu, der unterwegs ist als Wanderprediger. Von Begegnungen mit Menschen, Gesprächen und vor allem von zahlreichen Heilungen berichtet Markus schon zuvor. Auch in dieser Geschichte geht es um eine Krankenheilung, hier wird die Schwiegermutter des Petrus wieder gesund, findet in ihren Alltag und zur Gemeinschaft zurück.

In späteren Kapiteln werden dann auch die Jünger Jesu ausgesandt werden, zu genau dem, was hier geschildert wird. Es geht um den Kern der im Alltag  gegebenen Handlungsaufgaben, die auf das Reich Gottes verweisen: zu heilen und Dämonen auszutreiben, um so das Reich Gottes zu verkünden.

Wir alle sind zur Nachfolge berufen. Wo können wir heilsam wirken? Welche Dämonen begegnen uns?

Heilsam wirken, okay! Aber Dämonen bekämpfen? Wenn wir bei Dämonen an "Zombies" oder "teufliche Gestalten" wie aus Horrorfilmen denken, fällt uns vielleicht nicht viel ein. Aber es sind vielerlei Mächte und Gewalten, die den Geist und die Gemeinschaft verwirren, Gott leugnen und uns bei genauerem Hinsehen als wirkmächtige Kräfte begegnen … 

Antisemitismus oder Rassismus sind zum Beispiel zwei dieser unheilsam Kräfte, jener "-ismen", die die Gemeinschaft zerstören und die Gotteskindschaft jedes Menschens leugnen.

Impuls von Kerstin Meinhardt

Impuls zum 4. Sonntag im Jahreskreis

31. Januar 2021

Mk 4,35–41

Hauptsache gesund?

Gott kann nicht leiden und schon gar nicht sterben. Könnte er es, wäre er nicht Gott – so dachten und so denken Menschen immer wieder. Im christlichen Glauben offenbart der Liebes-Tod Jesu am Kreuz, dass der in Jesus menschgewordene Gott durch sein Leiden und Sterben an Göttlichkeit nichts einbüßt.

Für Christen gibt es daher keinen Grund, sich der Wunden, Krankheiten, Störungen, Ängste, Depressionen, ohnmächtiger Schwäche zu schämen, sie zu verstecken oder wegzusperren. Natürlich fürchten wir zu Recht Schmerz, Krankheit und Tod. Das zu leugnen wäre unmenschlich. Jesus hat Tote auferweckt und schwerste Krankheiten geheilt. Und das mit „göttlicher Vollmacht".

Damit macht er deutlich, dass Krankheit und Tod nicht einfach gottergeben zu ertragen sind. Christlicher Glaube schätzt die ärztliche Kunst und rät, sie zu nutzen und sich dankbar zu freuen, wenn immer sie hilft. Christen erkennen aber auch unübersteigbare Grenzen. Wissen, Leid und Tod gehören unausweichlich zum Leben. Beim Besuch einer totkranken jungen Frau sagte mir der behandelnde Arzt: Wir sind mit unserer ärztlichen Kunst am Ende, aber es gibt ja noch „Den da Oben.“

Das heutige Evangelium, alle Heilungen Jesu, sein Leiden und Sterben zeigen: „Der da Oben“, ist ganz unten: Da, wo gelebt, geliebt, geboren, gelitten und gestorben wird. Der Tod nimmt nicht das Leben. Der Tod nimmt das, was an menschlichem Leben krank, leidvoll und sterblich ist. Wenn wir sterben, hören wir nicht auf zu leben; wir hören auf, sterblich zu sein.

Hauptsache gesund?  Diese Frage erledigt sich irgendwann von selbst. Hauptsache von Gott geliebt, geliebt von Anfang an, geliebt in Ewigkeit. Diese Botschaft gilt immer: in der Zeit  einer alle bedrohender Pandemie und in der Todesstunde eines jeden und jeder.

Gott – sei Dank!

Impuls von Pater Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum 3. Sonntag im Jahreskreis

24. Januar 2021

Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
(Markus 1, 14–20)

An diesen ersten Sonntagen im (liturgischen) Jahr haben wir begonnen das Markus Evangelium zu lesen. Jeden Sonntag werden wir in der Liturgie einen kleinen Abschnitt hören oder lesen. Markus ist das älteste Evangelium und auch das kürzeste. Er fasst prägnant zusammen: Jesus ist die Frohe Botschaft, die Gott für die Menschen hat. Jesus ist das Evangelium. Er lebt es, er verwirklicht mit seinem Handeln, seinem Reden, seinem ganzen Sein das, was das Reich Gottes ausmacht. Paulus fasst es zusammen: das Reich Gottes ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist. (Römer 14, 17). Da wo wir auch nur Spuren von Gerechtigkeit, von Frieden und Freude entdecken im Alltag, im ganz normalen Leben, da ist das schon am Werk, was Jesus das Reich Gottes nennt. Und das ist möglich überall da, wo es Menschen gibt, die versuchen das wenige, das sie vielleicht von der Person und vom Evangelium Jesu verstanden haben in ihrem Leben umzusetzen und anzuwenden. Und das kann unter Christ:innen so sein, aber auch unter Menschen, die nicht zur Kirche gehören, vielleicht noch nie etwas von Jesus gehört haben. Das Reich Gottes ist wie der Geist Gottes: er weht wo er will. Seien wir aufmerksam, um seine Spuren zu entdecken! Freuen wir uns, wenn wir ihm begegnen!

Impuls von Pater Martin Königstein SSCC

Impuls zum 2. Sonntag im Jahreskreis

17. Januar 2021

„Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte,
und blieben jenen Tag bei ihm.“ (Joh 1,39)

Soll nicht alles so bleiben, wie es ist; oder war; oder vielleicht auch noch nie war? Sich zu verändern und Zustände zu verändern, muss nicht immer gut sein. Ebenso ist es nicht immer gut, alles so lassen zu wollen, wie es ist. Wir Menschen tun uns mit manchen Veränderungen leicht: nach Krankheit wieder gesund zu werden, eine Erhöhung des Gehalts oder der Rente zu empfangen, das alte Auto gegen ein neues einzutauschen, neue Kleidung zu tragen … Mit anderen Veränderungen tun wir uns schwer: das Nachlassen der Kräfte zu spüren, mehr zu arbeiten und weniger freie Zeit zu haben, weniger Menschen in der Kirche zu erleben …

Das Evangelium des heutigen Sonntags erinnert uns daran: Es kommt nicht darauf an, dass alles so bleibt, wie es war oder ist. Stattdessen kommt es darauf an, bei Jesus Christus zu bleiben und mit ihm in Beziehung zu leben. Wer wie die Jünger bei IHM bleibt, bei dem verändert sich etwas. Jesus Christus verändert Einstellungen und Haltungen. Er verändert den Blick auf die Wirklichkeit. Der Geringste gewinnt an Größe, der Ärmste verdient Aufmerksamkeit, das Kind wird in die Mitte gestellt und gesegnet, der Letzte wird der Erste …

Wir leiden darunter, dass sich in unserem persönlichen Leben oder im Leben der Kirche oder der Zivilgesellschaft etwas ändert. Wenn wir aber bei Jesus Christus bleiben, dann bleibt nicht alles, wie es war oder ist. Dann muss sich lebenslang etwas ändern, bis wir wie Samuel entdecken, dass uns der Herr ruft, um daran mitzuwirken, das Angesicht der Erde aus dem Geist Jesu zu erneuern.

Impuls und Foto von Pater Manfred Kollig SSCC

Impuls zum Sonntag nach dem 6. Januar

Taufe des Herrn – 10.1.2021

Mk 1,7–11 

Wasser reinigt und erfrischt uns. Wer gerne schwimmt, weiß: Der Mensch, der aus dem Wasser steigt, ist nicht derselbe wie der, der hineingestiegen ist.  

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             „Taufen kommt von „tief“, tief eintauchen (ins Wasser), in die Tiefe gehen. Das ist der Weg Jesu. Die Taufe verbindet uns mit ihm. Sein Weg ist mit allen Konsequenzen in unsere Lebensgeschichte eingezeichnet, mit Tod, Grab und Auferstehung. Taufe heißt: in die Tiefe gehen. Wo das Wasser flach ist, ist es warm. Wo es tief ist, ist es kalt. Wer sich freischwimmen will, muss den Sprung ins tiefe Wasser wagen. Taufe heißt: mit Jesus in die Tiefe gehen. Doch nicht, um sich darin zu verlieren und sich vom Sog in den Abgrund reißen zu lassen. Nein, wir sind „aus der Taufe gehoben“. Da geht die Bewegung nach oben. Das ist, wie wenn man wieder auftaucht, den Kopf über Wasser bekommt. Eine Auferstehung! Da sind wir wie neu geboren, ein anderer Mensch.“ (Franz Kamphaus)

Einen gesegneten Sonntag
Elfriede Kuhmann

 

 

Impuls zum 2. Sonntag nach Weihnachten

3. Januar 2021

Allen, die IHN aufnahmen,

               gab Er Macht, Kinder Gottes zu werden

Auch an Weihnachten verloren 20 Menschen ihr Leben vor der Küste Tunesiens bei einem Bootsunglück.

Nach Angaben tunesischer Behörden waren darunter 19 Frauen,  4 davon schwanger. Nach 13 Vermissten wird weiterhin gesucht. 

                  Sea-Watch – Seenotrettung an Europas Grenzen 26.12.20


Wer überlebet, lebt als Kind in Gefahr von Ratten

angefressen zu werden im neuen Lage in Griechenland …

                               auch Tat-sachen-bericht                                   

Wer nicht aufnimmt – wie Europa –, was sind die???

Was ist Europa???

Flüchtlingsgruppen aus dem neuen Lager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos haben sich in einem Weihnachtsbrief, an die Bürger:innen Europas und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt.

„Oft lesen und hören wir, dass wir in diesen Lagern wie Tiere leben müssen, aber wir denken, dass das nicht stimmt. Wir haben die Gesetze zum Schutz der Tiere in Europa studiert und herausgefunden, dass sogar sie mehr Rechte haben als wir. Wir haben beschlossen, Sie zu bitten, uns die Rechte zu gewähren, die Tiere haben. Nach einem schrecklichen Jahr ist dies unser Wunsch für Weihnachten“, heißt es im Brief.

Die Menschen in Kara Tepe haben jedes Recht, verbittert und voller Wut zu sein auf dieses Europa. Doch sie fordern nur wenig: Etwas Würde und die Möglichkeit, ihr Leben erträglicher gestalten zu können.  

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum Fest der heiligen Familie

27.12. 2020

In diesem Jahr häufen sich die Festtage. Atemlos kämpft man sich durch den Heiligen Abend, den ersten und zweiten Feiertag und gelangt ohne Atempause zum Sonntag, dem 27. Dezember. Es ist das Fest der heiligen Familie. Das ist dann schon fast eine Pflichtübung. Eingeklemmt zwischen Weihnachtsromantik, Neujahrsfeuerwerk und den Sternsingern muss dieses Fest um Aufmerksamkeit kämpfen.

Aber das Fest verdient mehr Aufmerksamkeit als üblich. Unser Wahrnehmung ist geprägt vom Kind in der Krippe. Das ist sehr einseitig und erschöpft sich manchmal  in der Vorstellung vom „holden Knaben im lockigen Haar“.  Die heilige Schrift weiß, dass dieses Kind mit seinen Eltern auf die Flucht gejagt wurde, sie weiß zu berichten, dass die Familie sich in Nazareth niederließ, wo in den Augen der Evangelisten anscheinend nichts Berichtenswertes geschah. Aber irgendwie ist dieses Kind auch normal. Es büxt in Jerusalem aus, und die besorgten Eltern müssen es suchen, und als sie ihn gefunden hatten, machten sie ihm deswegen auch Vorhaltungen. All das ist sehr alltäglich.

Das Fest der heiligen Familie schreibt das Geheimnis der Weihnacht weiter. Gott nimmt im Kinde menschliche Gestalt an und teilt die natürlichen Lebensbedingungen dieses Kindes. Es wächst in einer Familie auf. Sie beschützt ihn in Gefahr, sichert den kargen Lebensunterhalt, und sie ist um ihn. Seine Mutter und seine Verwandten werden in den Evangelien mehrmals genannt. Sie verstehen nicht immer, was dieser Jesus will.

Das Fest der Heiligen Familie ist eine Einladung, das Geheimnis der Menschwerdung Gottes tiefer zu meditieren. Gott wird Mensch und bedient sich unserer sozialen Strukturen, um sein Reich aufzubauen. Der Familie fällt dabei eine Rolle zu, die wir gar nicht hoch genug einschätzen können. Es tut uns sicher gut, darüber nachzudenken, denn keine Institution ist in unserer Zeit so vielen Diskussionen und Veränderungen ausgesetzt, wie die Familie.

Impuls und Foto: Heinz Josef Catrein SSCC

 

Impuls zum 4. Adventsonntag

20.12. 2020 – Lukas 1,26–38

 Ein starkes Stück: Empfangen vom Heiligen Geist …

Ich erinnere mich gut: Wenn sich in unserer Familie „Nachwuchs“ ankündigte, dann wurde das kommuniziert mit: „N.N. erwartet ein Kind, sie ist guter Hoffnung!“ Ein Kind kann man nicht „machen“ wie man ein Produkt fertigt. Man kann es nur empfangen. Wie die Liebe. Wir können sie nicht machen, wir können sie nur empfangen. Maria, mit Josef verlobt, wird angekündigt, ein Kind zu empfangen und zwar vom Heiligen Geist.

Wie ist das möglich? Im Kern dieser Frage geht es nicht zuallerst um Maria und Josef, es geht um Jesus, ihren Sohn. Menschen, die mit ihm zusammengelebt haben, sind in ihm Gott begegnet. Sie haben es erlebt, gespürt: dieses Kind ist Gottes Sohn – anders als alle anderen Menschen Kinder Gottes sind.

Gottes Sohn: Dazu hat ihn Maria nicht gemacht. Dazu hat ihn Josef nicht gemacht. Das, was Jesus zu Gottes Sohn macht, ist einzig und allein Gottes Wirken. Gott hat im Heiligen Geist einen unerhört neuen Anfang gesetzt, der keinen menschlichen Vaterschaftsanspruch duldet. Christen glauben, dass in Jesus der Erlöser gekommen ist, der alle heil-lose Zeit – auch die unsere – in zeitloses Heil verwandelt und so Himmel ermöglicht, allen Zukunft schenkt. Das kann kein Mensch.

Empfangen vom Heiligen Geist: Gottes Sohn kommt nicht aus menschlichen „Werkstätten“, nicht aus den Laboratorien der Biomedizin. Gottes Sohn kann nicht gezüchtet werden. Er kommt von außen in die Zusammenhänge unserer Welt, unableitbar, unbe-greif-bar. Ist einzig Gottes Geschenk an uns. Wie das geschieht? Da hört das Wissen auf.  Ein starkes Stück. Ein starkes Stück Glauben …

Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum 3. Adventsonntag

13. Dezember 2020

Johannes sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn! (Johannes 1, 6–8.19–28)

Johannes lebte in der Wüste. Von dort aus redet er.
Die Wüste ist der Ort, der vor dem „gelobten Land“ liegt,
und um den man nicht herumkommt; durch sie muss man hindurch;
die Wüste ist eine Situation von Übermacht einerseits
und andererseits ein Ort der Herausforderung.
Es geht nicht nur darum, zu überleben, sondern vor allem darum, wieder zu leben;
die Wüste ist ein Ort der Läuterung und damit auch ein Ort der Erneuerung.
Israel musste durch die Wüste, wenn es in das Land kommen wollte, wo Milch und Honig fließt.
Von diesem Ort, vor dem „gelobten Land“ aus, ruft der Täufer.

Johannes der Täufer im Jahr 2020. Die Wüste ist „Corona“, da kommen wir nicht herum, da müssen wir durch.

  • Wie gestalte ich das Leben mit „Corona“?
  • Was verlangt „Corona“ mir ab?
  • Wovon verabschiede ich mich?
  • Was entdecke oder verstehe ich neu?

Impuls von Martin Königstein SSCC

Impuls zum 2. Adventsonntag

6. Dezember 2020

„Bereitet dem Herrn den Weg!“

Der Prophet Jesaja und der Evangelist Markus geben es uns an diesem 2. Adventsonntag schriftlich: Wir sollen dem HERRN den Weg bereiten. Kann er das denn nicht selbst? Schließlich ging er übers Wasser und kam durch verschlossene Türen. Selbst Steine vor der Graböffnung konnten ihn nicht aufhalten.


Es geht nicht um die Arbeit mit Spaten oder schwerem Gerät. Johannes befindet sich in der Wüste und fordert auf, dem Herrn den Weg zu bereiten. Da, wo kein Mensch leben will. Wo das Überleben zu schwer ist. Wo Hitze und Trockenheit quälen und der Sand zwischen den Zähnen knirscht. Dort ist der Ruf zu hören.


Weil Gott zu den Ausgetrockneten und Ermüdeten, zu denen im Elend kommen will. Er kommt nicht mit Zwang, sondern will unsere freiwillige Bereitschaftserklärung. Indem wir bereit sind, den Herrn zu empfangen, bereiten wir den Weg. Wer sagt „Komm Herr Jesus“, bereitet ihm den Weg.


Der Arbeiter auf dem Bild hat einen Tropfen an der Nase. Er ist ganz bei der Sache. Nicht einmal Zeit zum Naseputzen. Wer dem Herrn vertraut; wer ich ganz darauf verlässt, dass er kommt, unabhängig von Zuständen und Umständen: Der stellt alle Sinne auf Empfang und setzt alles daran, nicht den Augenblick zu versäumen, in dem ER kommt. Der Mensch bereitet dem Herrn den Weg, indem er selbst bereit ist für seine Ankunft. Und er kommt, auch in der Gestalt der Menschen, die uns heute begegnen oder heute bei uns anklopfen …

Text und Foto: P. Manfred Kollig SSCC

 

Impuls zum 1. Advent

29. November 2020

Evangelium nach Markus 13,33–37

Seid wachsam! Adventszeit ist Besinnungszeit. Wir gehen in ein neues Kirchenjahr. Üblich ist es, sich bei Kerzenschein Zeit zu nehmen, nachzudenken, um sich vorzubereiten auf Weihnachten, auf das Fest der Geburt Jesu.

Ich aber sage euch, das sage ich allen: Seid wachsam! In diesem Jahr ist alles anders, so auch unser Advent mit der Aufforderung zur Wachsamkeit. Die Corona-Pandemie hat uns in diesem Jahr fest im Griff. Die kirchlichen Feste einschließlich ihrer Vorbereitungszeiten konnten wir nicht wie gewohnt begehen und feiern. Jetzt auch noch die Advents- und Weihnachtszeit. So schließt sich das Kirchen-Pandemie-Jahr, obwohl Advent doch der Anfang eines neuen Jahres ist. Richten wir unseren Blick nach vorne auf Jesus, auf dessen Geburt wir uns jetzt in besonderer unterschiedlicher Weise vorbereiten trotz oder vielleicht auch wegen Covid19. So können wir wunderbar für uns alleine, auch zu zweit oder in unseren Lebensgemeinschaften das Leben Jesu betrachten. Stärken wir unsere Zuversicht, denn Gott nimmt seine Zuwendung zu uns Menschen nicht zurück, auch nicht in dieser Zeit.

Seid also wachsam!

Ich wünsche allen eine wachsame Adventszeit

Elfriede Kuhmann

Impuls zum 34. Sonntag im Jahreskreis – Christkönig

22. November 2020

Er trägt nicht eine Krone (Corona)

Er erträgt Corona

Er trägt mit uns an Corona

Er lebt selbst die Werke der Barmherzigkeit

Hungrige wegen Corona-Ausgangssperre und damit Arbeitsverbot und damit kein „Broterwerb“....

Er bleibt Brot vom Himmel, Brot des ewigen Lebens!  Er ermutigt Brot allein mit ihm zu teilen z.B. bei Fernsehmesse und so zu spüren, »Er ist da …«!  Und Er speist sie durch unser Teilen … auch durch Gaben vor der Tür !??

Durstige nach Nähe in Corona-Distanzverordnung

Er gibt ihnen zu trinken von seiner Nähe, die keine Macht den Kindern Gottes nehmen kann... Er ist ihnen nahe im Sprechen mit Ihm, im Klagen vor Ihm, im Lesen Seiner Worte  …   und durch unsere Kontakt-Ideen ...

Fremde finden keine Herberge nicht wegen Corona, sondern wegen Abschottung vor ihnen …Er nimmt sie auf, Er wertschätzt sie und uns, Er weicht nicht von unserer Seite  … Kein Weihnachten in Moria, sondern bei uns ... Nicht ertrinken, sichere Häfen in unseren Städten und Dörfern (www.seebruecke.orgwww.kein-weihnachten-in-moria.de/)

Nackte, Bloßgestellte, … alles weg-genommen, was überleben lässt 

Er versteht sie, weil selbst bloßgestellt … Er umgibt mit Güte und Barmherzigkeit

Er nimmt nicht das letzte Hemd … Er lebt nicht auf Kosten anderer … Wir auch nicht

Wir verpflichten zu einer Lieferkette der Gerechtigkeit (www.lieferkettengesetz.de)

Kranke durch Corona isoliert und ansteckend wie damals Aussätzige

Er übergeht sie nicht, er geht in ihre Nähe … Er schenkt Beachtung und Sicherheit, nicht allein gelassen; das können wir zeigen und tun mit Schutzkleidung und Liebe ...

Gefangene zu Unrecht … Gefangene in Angst … Gefangen in Schuld… Gefangene in Egoismus …

Er ist zu uns gekommen … Er kommt auch heute zu uns allen in unserer Befangenheit, Engherzigkeit, Dunkelheit. KeineR soll ver-enden, zugrunde gehen!

Aufrichten, versöhnen mit sich und anderen und mit Gott, das will Er mit Herz und Hand.

Denn Er trägt keine Krone aber hat Herz und packt an mit beiden Händen; spürbar heute, wenn wir mit Herz anpacken als seine Getreuen ...

Impuls von Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 33. Sonntag im Jahreskreis

15. November 2020

„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging.
Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an“.

Mt.  25,14

Spielend reich werden

Jede Woche füllen Millionen von Menschen ihren Lottoschein aus und warten dann auf das große Glück. Sind die Lottozahlen dann veröffentlicht, wird das meist mit einem „Pech gehabt“ kommentiert.  Aber genauso schnell setzen sie auch ihre  Hoffnung auf die nächste Woche. Der nächste Lottoschein liegt schon bereit, obwohl die Chancen auf einen Hauptgewinn statistisch gesehen,  1 : 130 Millionen stehen.  Es wundert schon, dass Menschen trotzdem ihr Glück versuchen,  und das zeigt wie mächtig unsere Träume sind, spielend reich zu werden!

Im heutigen Evangelium  geht es auch ums Reich-werden. Aber er es wird absolut nicht der Eindruck erweckt, wir könnten dies spielend leicht erreichen. Reich werden die, die mit dem Vermögen ihres Herrn arbeiten, derjenige der sich nicht rührt, verliert auch das wenige, das er noch hat.

Spielend reich werden klappt nicht. Aber der Herr, den wir haben, gibt uns eine Chance, die weitaus besser ist, als 1: 130 Millionen. Hier gibt es eine Gewinngarantie, wenn wir uns auf ihn einlassen. Zu beachten ist auch, dass die Heilige Schrift, wenn sie  vom Reichtum spricht, klar sagt,  dass Geld allein nicht glücklich macht.

Der Herr gibt uns ein Startkapital. Wir haben eine gute Chance und diese Chance sollten wir nicht verspielen.

Impuls von Pater Heinz Josef Catrein SSCC

Impuls zum 32. Sonntag im Jahreskreis

Matthäus 25,1–13

Dumm gelaufen

Ja, dumm gelaufen für die fünf törichten – oder sagen wir es etwas vornehmer – „weniger klugen" Frauen. Zu einem großen Hochzeitsfest eingeladen, die Ankunft des Bräutigams verschlafen, zu wenig Öl für ihr Lampen, schnell noch nachgekauft, mit brennenden Lampen zurückgehetzt, den Anschluss verpasst, die Tür ist zu, die Plätze vergeben.
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben – so einfach ist das. Ist es das wirklich?

Was haben die weniger klugen Frauen denn so furchtbar falsch gemacht?  Dass sie bei der Ankunft des Bräutigams nicht anwesend sind. Das ist ihr Fehler. Aber hätten ihre erloschenen Lampen tatsächlich eine solche Katastrophe bedeutet? Es wäre etwas peinlich geworden. Mehr auch nicht! Vielleicht wäre es der fröhlichen Hochzeitsgesellschaft um den Bräutigam herum nicht einmal aufgefallen.

Das Gleichnis von den zehn jungen Frauen vermittelt uns die tröstliche Botschaft:

Es ist möglich, Fehler zu machen. Wir sind Menschen und keine Roboter. Nur ein einziger Fehler ist zu vermeiden, nämlich der, nicht zu seinen Fehlern zu stehen. Sie nicht wahrhaben zu wollen. Dieser Fehler wirkt sich für die weniger klugen Frauen verheerend aus.  Man kann einen Fehler nicht mit einem anderen Fehler wieder gut machen.

Die Botschaft Jesu ist eindeutig: Öl hin – Öl her: Die Zuneigung Gottes gehört nicht nur den Perfekten, die es so wieso nicht gibt. Sie gehört auch denen, die eingestehen: Ich habe Fehler und ich mache Fehler. „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, dann wird meine Seele gesund.“

Ob töricht oder klug, auf diese Haltung kommt es an. Bei uns Menschen vielleicht nicht, wohl aber bei unserem Gott. Seine Zuneigung und Liebe haben wir alle nötig, bitter nötig. Eine Liebe, die nicht fertig macht, sondern jedem und jeder die Zeit lässt, die sie brauchen, um fertig zu werden. Und diese Zeit ist eben nicht für alle gleich. Was haben wir doch für einen wunderbaren Gott. Würden wir ihn doch mehr zur Geltung kommen lassen – bei uns selbst und unseren Mitmenschen auch!

Impuls von Hans-Ulrich Willms SSCC

Impuls zum Hochfest Allerheiligen

Sonntag, 1. November 2020

Amen, Lob und Dank unserem Gott in alle Ewigkeit.“

In der 1. Lesung an Allerheiligen aus der Offenbarung des Johannes heißt es: „Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.“ Erwarten wir an Allerheiligen nicht etwas anderes? Berichte über die großen Taten katholischer Persönlichkeiten? Denken wir nicht an unsere Namenspatrone und an unsere Lieblingsheilige?

Was ist denn diesen heiligen Frauen und Männern gemeinsam? Nicht alle haben große Taten vollbracht; nicht alle haben in der Einsamkeit gelebt; nicht alle sind Nonne oder Papst geworden… Was sie verbindet? Sie waren nicht heil, sondern hatten ihre „blinden Flecken“, hatten ihre Stärken und Schwächen. Und sie alle sind nur heilig geworden, weil Gott es ist, der heiligt. Sie kamen – wie wir selbst – in ihrem Leben an Punkte, an denen sie am Ende waren: einige mit ihren Ideen, andere mit ihrer Weisheit, andere mit ihrem Glauben, sie alle irgendwann mit ihrer Kraft. Was wir am Hochfest aller Heiligen feiern: Wo wir enden, vollendet Gott. Dieser Gedanke begleite uns auch, wenn wir in diesen Tagen aller unserer Toten gedenken, denen wir dankbar verbunden sind. Am Ende ihres Lebens geschehe die Vollendung ihres Lebens.

Foto und Text: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 30. Sonntag im Jahreskreis

25. Oktober 2020

Aus dem Sonntagsevangelium:

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus 22, 34–40)

Die Liebe Gottes betrachten, leben und verkünden, so können wir, von der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens, den Weg, den uns unsere Stifter gezeigt haben, zusammenfassen. Das ist alles andere als romantisch oder harmonisch. Könnte es nicht sein, dass Liebe vor allem Hunger nach Liebe ist? Dieser Hunger, diese Sehnsucht nach Liebe lässt uns den betrachten, uns nach dem ausstrecken, der nur Liebe ist.

„Vor dir steht die leere Schale meiner Sehnsucht.“ schreibt Gertrud von Helfta. Der Durst zeigt uns den Weg zur Quelle. Je mehr ein Herz nach Liebe dürstet, desto mehr Grund hat es, sich auf den Weg zur Quelle zu machen und desto sicherer führt der Durst es zur Quelle.

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ Johanes 15, 13). Der Weg in der Nachfolge Jesu besteht darin, dass wir immer wieder versuchen das, was wir in Jesus gefunden haben, im eigenen Leben neu lebendig werden zu lassen, auch wenn es uns nicht immer so gut gelingt wie wir es gerne hätten. „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“. (Johannes 13, 35).

Wie gut tut es unserer Welt, dass es Menschen gibt die lieben!

 

Evangelium: 1 Thess 1,1–5b (29.SoiJ)

So schreibt Paulus uns:
Liebe Schwestern und Brüder,
der Friede sei mit euch!
Vielen herzlichen Dank für eure immer neuen kreativen und unkonventionellen Ideen in und für eure Gemeinden jetzt während der Corona-Pandemie. Ich bin begeistert und bete für euch, damit ihr gesund bleibt, und dass ihr noch viele neue Ideen entwickelt, um eure Verbundenheit untereinander zu praktizieren und zu stärken. Lasst euch nicht beirren. Geht diesen Weg weiter. Meine Unterstützung habt ihr. Ich wünsche euch, dass Gottes Segen euch begleite und stärke.

Im Gebet mit euch allen verbunden grüßt euch
euer Paulus

Der Apostel Paulus bleibt mit der Gemeinde in Thessalónich, die er gegründet hat, in Verbindung und schreibt ihr, dass er sehr dankbar ist für sie. Er denkt im Gebet an sie und trägt ihren Glauben, ihre Mühen, die Liebe Christi zu leben und ihre Hoffnung auf die Wiederkunft Christi immer wieder vor Gott. Dieser Brief mit solchen Dankes- und Lobes-worten hat die Gemeinde ermutigt, gestärkt und motiviert, ihren Weg weiterzugehen. Auch wir heute brauchen Ermutigung und Stärkung in unseren Gemeinden.

Danke Paulus. Wichtig erscheint mir, wo die Botschaft Jesu gelebt werden will, muss der Christ sich kritisch auseinandersetzen und verantwortlich mitarbeiten.

Im Gebet verbunden
Elfriede Kuhmann

Impuls zum 28. Sonntag im Jahreskreis

11. Oktober 2020

Matthäusevangelium 22.1–14 und Lesung aus Jesaja 25.6–10a

An jenem Tag wird der Herr der Heerscharen auf diesem Bereg – dem Zion – für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, … (Jesaja 25,6ff)

Doch die eingeladenen Gäste wollten nicht kommen ... Und der Herr sagte zu seinen Dienern: Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein. Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen. Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen ... (Mattäus 22,1–10)

Das „Hochzeitsgewand“ des Mahles Gottes ist das dienstbereite Herz und die Schürze, um allen die Füße zu waschen, damit sie erfrischt und gestärkt teilnehmen an der Gemeinschaft aller und dafür Sorge tragen in der Kraft dieses Mahles, dass die Gemeinschaft aller gestärkt wird ...
Und wie wichtig ist doch solche Gemeinschaft in Coronazeit und Moria-Lager-Zeiten ...

Impuls von Wolfgang Jungheim SSCC

 

4.Oktober - Erntedanksonntag

Ein Ausschnitt aus dem Sonntagsevangelium (Mattäusevangelium 21,33–44)

Es war ein Gutsbesitzer,
der legte einen Weinberg an,
zog ringsherum einen Zaun,
hob eine Kelter aus
und baute einen Turm
Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer
   und reiste in ein anderes Land.
Als nun die Erntezeit kam,
   schickte er seine Knechte zu den Winzern,
   um seine Früchte holen zu lassen.
Die Winzer aber packten seine Knechte;
den einen prügelten sie,
den andern brachten sie um,
wieder einen anderen steinigten sie.

Mir fiel dazu folgendes ein:

Es war ein guter Vater, der eine wunderbare  Erde schuf. Es wuchs Gras und Getreide, es gab Meere voller Fisch und grüne Wälder mit vielerlei Tieren. Die Menschen fanden alles um Straßen, Dörfer und Städte zu bauen.
Gott sagte; teilt dies miteinander.
Teilen war aber nicht nach aller Geschmack. Die einen aßen gerne Fleisch und schickten ihre Rinder auf die Felder des Nachbarn. Die anderen liebten Fisch und machten die Meere leer. Alle wollten Auto fahren, Feste feiern und im Internet surfen, … und um die nötige Energie zu erzeugen, wärmten sie die Erde auf.
Die Menschen taten nicht, was der Herr wollte, nach Teilen war ihnen nicht zu Mute, und die Schöpfung taumelt einer Katastrophe entgegen.

Heinz Josef Catrein SSCC

Impuls zum 26. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A (Mt 21,28-32)

Auf das Ergebnis kommt es an.

Da sind im Evangelium die zwei ungleichen Söhne. Auf die Bitte des Vaters, in den Weinberg zu gehen, sagt der eine sofort: „ Ja, ich gehe.“ Geht aber nicht. Der andere sagt klipp und klar: „Ich will nicht“. Bei diesem Sohn sind meine Gedanken hängen geblieben. Er macht eine klare Ansage, die eine Absage ist. Aber dann ändert er seine Meinung und geht doch. Gedankensprung ins Heute zum „Weinberg des Vaters“ mit Blick auf den „Synodalen Weg“. Da fallen mir Bischöfe und Kardinäle ein, die öffentlich äußern, dass sie den synodalen Weg so nicht wollen und auf keinen Fall mitgehen; dass es ein Unding sei, mit dessen Themen und Fragestellungen die Tradition der Kirche aushebeln zu wollen. Es gibt die Tradition, die Lehre der Kirche und diese haben Gültigkeit über die Zeiten hinweg. Veränderungen an der priesterlichen Existenz, dem Zugang zu Ämtern und Weihen, bei der Mitsprache in der Gestaltung von Liturgie und Gottesdienst, Abstriche an der katholischen Morallehre in Sachen Sexualität...sind nicht möglich. Punkt!

Das klingt hart und sehr weit weg von den Menschen und irgendwo hört es sich auch nicht nach Jesus von Nazareth an. Aber noch ist nichts verloren. Da war schließlich noch jener Sohn, der zu seinem Vater gesagt hat, "Ich will nicht!" , am Ende aber dann doch den Willen des Vaters befolgt.

Das lässt zumindest hoffen. Es lässt hoffen, dass auch im „synodalen Prozess“ manch felsenfest vertretene Position, dann letztlich doch nicht so durchgehalten werden wird. Dass es ein Einlenken gibt, man sich um Gottes willen für die Menschlichkeit , das Leben und die Barmherzigkeit entscheidet.

Und da lesen Sie richtig : Um Gottes willen! Denn davon bin ich überzeugt: letztlich ist genau das der Wille Gottes. Vom Willen Gottes entfernt man sich tatsächlich nie wirklich weit, wenn man etwas ehrlichen Herzens um der Menschen willen tut. Um Gottes Willen, der Menschen wegen… Tradition, Prinzipien sind wichtig und auch notwendig, manchmal aber genügt ein wenig Barmherzigkeit, um über den eigenen Schatten zu springen.

Hans-Ulrich Willms SSCC

25. Sonntag im Jahreskreis

20. September 2020

Matthäusevangelium 20,1-16a

Ich seh' ein Land mit neuen Bäumen.
Ich seh' ein Haus aus grünem Strauch.

Und einen Fluss mit flinken Fischen.
Und einen Himmel aus Hortensien seh' ich auch.

Ich seh' ein Licht von Unschuld weiß.
Und einen Berg, der unberührt.

Im Tal des Friedens geht ein Schäfer,
der alle Tiere in die Freiheit führt.

Ich hör' ein Herz, das tapfer schlägt
in einem Menschen, den es noch nicht gibt,

doch dessen Ankunft mich schon jetzt bewegt,
weil er erscheint und seine Feinde liebt.

Das ist die Zeit, die ich nicht mehr erlebe.
Das ist die Welt, die nicht von uns'rer Welt.

Sie ist aus feinst gesponnenem Gewebe,
und Freunde glaubt und seht: Sie hält.

Das ist das Land, nach dem ich mich so sehne,
das mir durch Kopf und Körper schwimmt,

mein Sterbenswort und meines Lebens Wehe;
dass jeder jeden in die Arme nimmt.

(Hanns Dieter Hüsch: Sehnsucht – Ich seh ein Land mit neuen Bäumen)

 

»Das ist das Land, nach dem ich mich sehne,
wo jeder jeden in die Arme nimmt.«
Der Dichter nennt es nicht Himmel, nicht Reich Gottes,
das Jesus einladend verkündet.

Das ist für jeden da, auch für den, der spät, sehr spät kommt.
Dennoch erhält er den Denar. Er erhält, was er braucht,weil der Gutsherr gütig ist und gibt.
Die Letzten - und hoffentlich nicht nur sie, denn alle haben bekommen -
werden glücklich sein und den Tag als Geschenk des Himmels sehen.

Impuls von Pater Wolfgang Nick SSCC

 

Impuls zum 24. Sonntag im Jahreskreis

Hättest nicht auch du
Erbarmen haben müssen…? (Matthäus 18,33)

Wie oft MÜSSEN wir vergeben? Wenn wir das Thema Barmherzigkeit ausgehend von dieser Frage behandeln, dann wird es schwierig. Denn es ist und bleibt für uns Menschen schwer, etwas tun zu MÜSSEN. In dem Gleichnis, das an diesem Sonntag verkündet wird, verfolgt Jesus einen anderen Ansatz. Der Mensch, der selbst erfahren hat und erfährt, wie gut ihm Vergebung tut, kann und soll vergeben.

Am Anfang steht nicht das Muss. Der Beginn der Barmherzigkeitsgeschichte ist zweierlei: Zum einen die Erfahrung, dass ich selbst die Vergebung und den Erlass der Schulden benötige. Das heißt, das Eingeständnis, dass ich ohne Barmherzigkeit nicht leben kann. Zum anderen die Erfahrung, dass mir tatsächlich vergeben wird.

Der „Blick in die Höhe“ hilft. Der Einfall des Lichtes durchbricht die Undurchsichtigkeit der Mauern. Dieser Lichtblick, wenn ich versagt habe und schuldig geworden bin, lässt mich den Auftrag annehmen, auch mit anderen barmherzig umzugehen, zu vergeben und Schuld zu erlassen.

Foto und Text: Pater Manfred Kollig SSCC

23. Sonntag im Jahreskreis – 6 September 2020

Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.
Matthäus 18, 15–20

Wo zwei oder drei im Namen Jesu zusammen sind und ihr Leben, ihre Beziehung, ihre Art mit einander und mit anderen umzugehen an Jesus ausrichten, da ist das Reich Gottes schon Wirklichkeit. Da ist Gerechtigkeit, Friede und Freude möglich.
Mit Jesus in unserer Mitte können wir immer und überall immer wieder sehen wie das Reich Gottes unter wächst und sich entfaltet. Das wird nicht laut und auffällig sein, das wird niemandem Angst machen. Aber es könnte sein, dass es ansteckend ist und auch andere begeistert.

Jeden Tag neu entdecken wo die Gerechtigkeit, der Friede und die Freude wachsen und sich daran aufrichten und erfreuen.

Martin Königstein SSCC

22. Sonntag im Jahreskreis – 30. August 2020

Kirche „Regina Martyrum“ in Berlin - Gedanken an einem Ort des Schreckens

Wer das Eingangsportal der Kirche „Maria Martyrum“ ansteuert, muss über einen weiten Platz. Es ist kein offener, freundlicher  Platz. An allen Seiten ist er von Mauern umgeben. Es ist kein wohnlicher Platz mit Bänken, Blumen oder Brunnen. Es ist eine düstere, kahle Fläche. Es ist ein Platz, der bewusst dem Appellplatz eines Konzentrationslagers nachempfunden ist.

An einer Mauerseite erkennt man Figuren. Sie stellen Menschen dar, denen so viel Gewalt angetan wurde, dass sie nichts Menschenähnliches mehr an sich haben. Dazwischen die Umrisse von Kreuzen. Maria Martyrum – ganz nahe bei der berüchtigten Hinrichtungsstätte Berlin Plötzensee – erinnert an die standhaften Menschen, die ihr Kreuz auf sich nahmen, weil sie der unmenschlichen Hitlerdiktatur Widerstand entgegensetzten. Maria Martyrum erinnert ebenso an alle die unschuldigen, denen ein Kreuz auferlegt wurde, weil sie den Mächtigen nicht passten.

Christus erinnert uns im heutigen Sonntagsevangelium daran, dass derjenige, der ihm nachfolgen will, sein Kreuz auf sich nehmen muss. Es ist eine Zumutung, die Petrus außer Fassung bringt. Er will es verhindern, die Zurechtweisung seitens Jesu ist wirklich hart.

Die Zurechtsetzung des Petrus fällt wohl deshalb so hart aus, weil wir Menschen uns vor dem Leid drücken. Wir wollen es nicht sehen und erst recht nicht am eigenen Leibe aushalten. Aber es ist eine Kernforderung des Evangeliums.

Das Kreuz aufnehmen, heißt kämpfen. Das Kreuz aufnehmen heißt aber auch in der Hoffnung zu leben, dass der Tod uns nicht vernichten kann. Wer in Berlin den „Appellplatz“ durchschritten hat und die Kirche betritt steht vor dem Bild des himmlischen Jerusalem.

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

21. Sonntag im Jahreskreis – 23. August 2020

Matthäusevangelium 16,13-20

Für wen haltet ihr mich? Wer bin ich für dich?
Wo Fragen gestellt werden, sind Antworten erforderlich, ehrliche Antworten: Für wen haltet ihr mich? Wer bin ich für dich? – fragt Jesus vor 2000 Jahren seine Freunde. Wie ist, im 21. Jahrhundert, unsere Antwort darauf?

Vielleicht: Du bist der Retter in der Not – so wie die Feuerwehr, die schnellstens helfen muss, wenn`s brennt, mit der man sonst jedoch nicht viel zu schaffen hat?
Du bist der Gott, der Festlichkeiten schmückt, ob Weihnachten, Taufe, Trauung, Ostern, immer dann, wenn es etwas zu feiern gibt, Orgel, Weihrauch, festlicher Gesang, was fürs Herz?

Du bist der Gott meiner Kindertage. Doch seit ich erwachsen bin, geht es ganz gut auch ohne dich. Nicht, dass ich nicht mehr an dich glaube, aber der Glaube hat an Kraft verloren, an Emotion, an Leidenschaft, an Sicherheit: Kann sein, kann nicht sein, ich glaube, ich glaube nicht, vielleicht doch…Wer weiß, wofür`s gut ist?
Viele Antworten könnten aufgezählt werden. Ich möchte Ihnen meine, meine ganz persönliche Antwort nicht vorenthalten:

Jesus, du bist für mich ein lebendiges Beispiel für geglücktes Leben. Du hast vorgelebt, wie es sich zu leben lohnt. Vorgeliebt, wie es sich zu lieben lohnt. Vorgelitten, wie es sich zu leiden lohnt. Vorgestorben, wie es sich zu sterben lohnt. Du bist der, der nicht nur das liebt, was stark ist; du liebst auch das, was krank ist. Du liebst nicht nur, was schön ist, du liebst auch das, was hässlich ist. Du liebst nicht nur das, was aufgeht, du liebst auch das, was untergeht. Du liebst, was meine Liebe nicht heilen kann. Du rettest, was meine Liebe nicht retten kann. Du hältst, was meine Liebe nicht halten kann. Du erlöst alles, was ich nicht lösen kann. Du stehst am Anfang meines Weges. Du gehst meinen Weg mit, auch die Umwege, Einbahnstraßen, selbst die Irrwege. Und am Ende meines Weges bist du da und fängst mich auf – barmherziger, allmächtiger, zärtlicher, heilender, liebender Gott. Du bist der, dessen Liebe zählt, weil sie nicht zählt. Du liebst mich heim aus dieser Zeit in deine Ewigkeit!

Pater Hans-Ulrich Willms SSCC

20. Sonntag im Jahreskreis – 16. August 2020

Matthäusevangelium 15,21-28

Wenn wir den Text des Evangeliums nicht mit dem Gedanken lesen: „kenn ich“, dann können wir eigentlich nur staunen.
Jesus ist in das Gebiet von Tyrus und Sidon, ins Heidenland, ‚entwichen‘.
Dort wird er von einer Einheimischen, einer Ungläubigen, angesprochen. Woher kennt sie ihn?
Das Verhalten Jesu ist recht ungewöhnlich, harsch, ablehnend, ja beleidigend.
„Hündin“, nennt er sie. Das war das Schimpfwort der Juden für die Heiden.
Das beeindruckt die Frau nicht. Sie bleibt hartnäckig mit ihrer Bitte: „Mach meine Tochter gesund.“
Auch der nicht gerade freundliche Rat der Jünger an Jesus: „schick sie weg“, entmutigt die Frau nicht.
Das aufdringliche Bitten und Flehen der Frau, ihr fester Glaube – ‚der Jesus, der kann das!‘ – lässt Jesus erkennen, ja lernen, dass er nicht nur zum Hause Israel gesandt ist, sondern dass das Heil des Vaters, des Gottes, allen gilt.
Erstaunlich – wir erleben Jesus als Lernenden. Seine Sendung ist nicht eng begrenzt, sie gilt allen Menschen. Wir erleben: keinen perfekten Meister und Herrn, sondern einen Menschen, der lernt, der sich auf andere – ‚sogar eine Frau‘ - einlassen muss und das auch tut.
„Er ist uns in allem gleich geworden“, wird Paulus später sagen.
Am Ende lobt Jesus die Frau für ihren großen Glauben.

Pater Wolfgang Nick SSCC

19. Sonntag im Jahreskreis – 9. August 2020

Aus dem ersten Buch der Könige. (Kön 19, 9 – 13)

  • Doch der Herr war nicht im Sturm.
  • Doch der Herr war nicht im Erdbeben.
  • Doch der Herr war nicht im Feuer.
    Nach dem Feuer
    kam ein sanftes, leises Säuseln.
    Als Elíja es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel,
    trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.

Gott entspricht nicht unseren Allmachtsphantasien,
er ist nicht in den Stärke-und Machtbeweisen,
wo wir ihn vielleicht gerne suchen.
Er lässt sich nicht vor unseren Karren spannen.
Gott ist einfach wie ein sanfter, erfrischender Wind,
der am Abend, nach einem heißen Sommertag, guttut.

Martin Königstein SSCC

Impuls zum 18. Sonntag im Jahreskreis

„Nichts kann uns scheiden von der Liebe Christi.“ (Röm 8,35-39)

Wirklich nichts? Weder die Angst vor dem Corona-Virus noch die Sorge um den Arbeitsplatz oder die Zukunft der Kinder; weder Krankheit noch Armut; weder Streit noch Krieg; weder Unverständnis noch Ungerechtigkeit; kein Schmerz und keine Sorge?

Der hl. Paulus bezeugt es in seinem Brief an die Gemeinde in Rom. Er sagt nicht: Es gibt nur Frieden und Freude, nur Erfolg und Stärke für den, der glaubt. Er sagt: Was immer geschieht, wir bleiben Menschen, die von Gott geliebt werden.

Das wäre ein starkes Zeugnis, dass wir als einzelne und als Kirche geben könnten: Keine Not und keine Sorge lässt uns zweifeln an Gottes Liebe. Je stärker wir selbst um die Not wissen und auch persönlich daran und darunter leiden, umso stärker wirkt diese Botschaft.

Nichts kann uns scheiden von der Liebe Christi. Das lässt sich auf der Sonnenseite des Lebens leicht sagen. Doch wenn die Schatten über uns kommen, dann gewinnt dieses Zeugnis Kraft.

Foto und Text: P. Manfred Kollig SSCC

Impuls zum 17. Sonntag im Jahreskreis

26. Juli 2020 – 1. Lesung: 1 Kön 3,5.7–12

Von Bertolt Brecht haben wir folgendes Gedicht:

Bitten der Kinder

Die Häuser sollen nicht brennen.

Bomber sollt man nicht kennen.

Die Nacht soll für den Schlaf sein.

Leben soll keine Straf sein.

Die Mütter sollen nicht weinen.

Keiner sollt töten einen.

Alle sollen was bauen,

Da kann man allen trauen.

Die Jungen sollen's erreichen.

Die Alten desgleichen.

In diesem Gedicht, das Bertolt Brecht Kindern in den Mund legt, vermisse ich die Wünsche der Erwachsenen. Wie Salomo von Gott aufgefordert wird, einen Wunsch zu äußern, könnten sie sich wünschen: Freude zu haben über Erfolge, über Besitz und Reichtum, über stabile Gesundheit und die Entwicklung der Kinder, über einen Partner, der den anderen versteht, liebt und erträgt.

Das allerdings sind Wünsche, die Menschen vor Gott bringen, weil sie sich überfordert fühlen; es gibt eben auch Wünsche, die der Mensch nicht erfüllen kann. Das könnte nur Gott. Was aber bleibt den Menschen, die sich nicht an Gott wenden können, weil sie gar nicht an ihn glauben?

Der Glaube an Gott kann uns helfen, den Dingen ihren angemessenen Stellenwert zu geben. Wenn Gott in der Mitte meines Lebens steht, wenn er es ist, auf den ich mich im Letzten verlasse, täte es gut, wir würden mit König Salomo vor allem bitten um ein Herz, das auf Gott hört, mit ihm in lebendiger Verbindung steht. Denn dann hätten wir Halt in Gesundheit und Krankheit, bei Erfolg und Misserfolg, im Leben und im Sterben.

Ihm ist kein Wunsch zu schwer. Entscheidend ist das eine: ein Herz, das auf Gott hört.

Impuls von Pater Heinz Klapsing SSCC

16. Sonntag im Jahreskreis

19. Juli 2020, Evangelium: Mt 13,24–43

Um die Botschaft vom Reich Gottes zu verdeutlichen, nutze er für seine Gleichnisse die Alltagssituation. Der Sämann sät auf seinem Acker nur guten Weizen und ein Feind heimlich Unkraut. Beides wächst, blüht und gedeiht. Die Knechte erhalten auf ihre Nachfragen zur Antwort: „Lasst beides bis zur Ernte wachsen.“

Als Jesus die Menge verlassen hat, kamen seine Jünger mit und ließen sich das Gleichnis erklären. So geht Jesus mit uns heute heim, um uns zu zeigen, wie das Gute in unserem Leben wachsen kann, wie seine Liebe, die er gesät hat, in uns wurzeln will und uns verändern wird. Jesus bleibt unser Begleiter bis zum Weltende. Gegen den bösen Feind, das Unkraut, sind wir machtlos. Mit ihm fertig zu werden, ist Gottes Sache. Für den Weizen dagegen sind wir verantwortlich. Gott freut sich über eine reiche Ernte.

Ich wünsche allen ein gutes Wochenende und eine angenehme Sommer- und Ferienzeit

Elfriede Kuhmann

15. Sonntag im Jahreskreis

12. Juli 2020

Einige Körner fallen unter die Dornen.
Unter den Dornen können keine Körner wachsen.
Weil die Dornen so groß sind.
Die Körner vertrocknen.
So ähnlich ist es bei einigen Menschen.
(© evangelium-in-leichter-sprache.de)
 

Dornen-Menschen wollen uns ersticken in unserem Bemühen, jetzt mit der Regierung andere zu schützen vor Ansteckung durch CoronaVirus... Sie behaupten, die Regierung, Wissenschaftler und Mediziner sind vom Bösen und wollen die Herrschaft über uns und das Religiöse töten... Gott sei Dank ist der Papst klar in Kopf und Herz mit uns auf der Seite der Armen, die es im „Feldlazarett-Kirche“ zu retten gilt mit anderen verbunden in Solidarität....

Andere Körner fallen auf guten Boden.
Diese Körner können wachsen.
Diese Körner bringen Frucht.
So ähnlich ist es auch bei einigen Menschen.
Diese Menschen hören richtig zu.
Diese Menschen hören mit dem Herzen zu.
Diese Menschen können Gott verstehen.
Diese Menschen freuen sich über Gott.
(© evangelium-in-leichter-sprache.de)

Es gab und gibt viele, die nicht Verschwörung schürten, sondern Hilfe säten und säen wie Nachbarschaftshilfe, wie Unterstützung von Familien, von selbständigen kleinen Gaststätten oder von KrankenpflegerInnen, durch Petitionen für Unterstützung und gegen die, die die Situation egoistisch für sich ausnutzten durch Betrug, durch Fortsetzung von Steuertricksereien, von zukunftsgefährdeten Ideen gegen Klimawandel-Notwendigkeiten, gegen geschlossene Grenzen und nationalistische Aggressionen.Lasst uns weiterhin leben,was wir erbitten wenn wir beten: „Mach uns zu Werkzeugen des Friedens“ (Gotteslob 19,4)

Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Impuls zum 14. Sonntag des Jahreskreises

5. Juli 2020 – Evangelium Mt 11,25–30

Durch-Blick

Wir Menschen möchten gerne verstehen, was um uns herum vorgeht, was mit uns geschieht. Im Volksmund sagt man: „Ich möchte gerne durchblicken“. Der Ausdruck ist schon interessant. Er setzt voraus, dass hinter den Dingen, die wir sehen, noch andere Dinge verborgen sind, Dinge, die uns beeinflussen, ohne dass wie sie direkt benennen können.

Ich möchte durchblicken! In dem Maße, in dem unsere Welt kompliziert wird, verstärkt sich der Wunsch zu verstehen, und dieses Bedürfnis hat ein neues Geschäftsmodell hervorgebracht: die Beraterdienste. Berater gibt es heute in Hülle und Fülle. Sie helfen uns bei der Steuerklärung, sie geben Gesundheitstipps, sie beraten uns in verfahrenen Lebenssituationen, zum Beispiel bei Schulden oder Konflikten in der Familie.

Es ist vernünftig solche Dienste in Anspruch zu nehmen. Sie helfen in bestimmten Situationen, aber längst nicht in allem. Letztlich lösen sie einzelne Probleme, aber es bleibt ein grundliegendes Gefühl des Unbehagens. Wir haben Angst, fühlen uns ausgebrannt und verloren. Wohin muss man schauen, um wirklich durchzublicken?

Das heutige Evangelium lässt uns eine Einladung Jesu Christi vernehmen.

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“.

Im Ruf des Herrn vernehmen wir die Einladung, unser ganzes Leben ihm anzuvertrauen. Es hilft nicht, einzelne Probleme anzugehen, in der Hoffnung, dass dann alles gut wird. Wir blicken erst dann durch, wenn wir Jesus Christus in den Blick bekommen und uns ihm mit Leib und Seele anvertrauen.

Impuls und Foto: Pater Heinz Josef Catrein SSCC

Impuls zum 13. Sonntag im Jahreskreis

28. Juni 2020 – Evangelium; Mt 10,37–42

Diese Worte schmecken nicht

Evangelium – das heißt: Frohe Botschaft, Gute Nachricht und dann kommt es heute wie Peitschenhiebe daher:

Wer Vater oder Mutter, Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert …

Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert.

Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren.

Diese Worte schmecken nicht. Sie passen nicht in das, was wir für unser Leben wünschen. Wir wollen Menschen lieben und nicht hergeben. Wollen das Leben gewinnen, nicht verlieren …

Doch wie geht das: Leben gewinnen? Genau das wollen die auf den ersten Blick verstörenden Worte Jesu beantworten, nicht weichgespült drum herum, sondern  klipp und ganz klar: Wer an Menschen und seien es die engsten Familienangehörigen, wer an Sachen und Aufgaben neurotisch hängt, klebt und klammert, wer das Leid um jeden Preis vermeiden will und in allem und immer nur auf Sicherheit und Gesundheit setzt, dessen einzige Krankheit die Sorge um seine Gesundheit ist, der ist nicht frei, wird nicht wirklich leben, wird das Leben und seine Augenblicke nicht genießen; hechelt immer nur hinter ihnen her. Ist „Gefangener“ eines Menschen, seiner Familie oder seiner Gefühle. Wer wirklich leben will, darf nicht so an Menschen und Dingen hängen, dass er ohne sie nicht mehr leben kann. „Du bist mein Ein und Alles,“ sagen wir manchmal und meinen : „ohne dich kann ich nicht leben.“ So gut sich das anhört und wie sehr es die Seele streichelt, es ist lebensgefährlich!

Zugegeben, hier streikt das Herz oft gegen den Verstand, gegen den Kopf und der Weg vom Kopf zum Herzen ist oft sehr lang, sehr weit, sehr schmerzlich – bei mir auch. Wir verdrängen lieber, aber Verdrängen hilft nicht leben.

Das Leben ist ein großes Kapital in unseren Händen. Dieses Kapital hat es verdient, dass wir frei, mutig, offensiv damit umgehen. Das Leben ist voller Risiken, voller Abschiede, gewiss. Wer aber die Risiken, die Abschiede um alles in der Welt vermeiden will, handelt  wie jemand, der nicht mehr ins Bett geht, weil darin die meisten Menschen sterben. Oder anders ausgedrückt: Hat das Herz Angst davor, gebrochen zu werden, lernt es die Liebe nie. Was ist  ein Leben mit einem ungebrochenen Herzen wirklich wert. Manchmal muss man sich das Herz, die Seele gebrochen haben, um wirklich leben zu können und nicht … gelebt zu werden.

Impuls von Hans-Ulrich Willms SSCC

 

Impuls zum 12. Sonntag im Jahreskreis

21. Juni 2020

Evangelium nach Matthäus, 10,26–33

Sie kennen es: Die Kirschen im Pfarrersgarten sind so verlockend reif und süß.

Den Kindern schmecken sie vorzüglich. Das hatte der Pfarrer sich anders gedacht.

Und so stellt er ein Schild auf: „Der liebe Gott sieht alles!“

Am nächsten Tag war von Kinderhand hinzugefügt: „Ja, aber er verrät uns nicht.“

Die Kinder hatten mehr von Gott verstanden. Gott ist keine Polizei und kein Ordnungsamt.

Der Aussage aus dem heutigen Evangelium: „Fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann", steht in dem kurzen Text ein dreimaliges „Fürchtet euch nicht“ gegenüber.

Das Evangelium spricht von Spatzen und meint uns Menschen. Was richtet ihr mit euren Maßstäben an? Seht ihr nicht den Menschen, der da vor euch steht?

Braucht ihr die heftige Protestwelle „Black lives matter“ (Schwarze Leben zählen)?

Meint ihr, Gott merkt nicht, was ihr hinter seinem Rücken tut?

Nehmt den Menschen vor und neben dir wichtig. Nehmt die Natur wichtig, die ihr profitgierig ausbeutet.

Nehmt mich, Gott, wichtig, der es gut mit euch meint.

Doch: „Fürchtet euch nicht!“ Es ist ein Anstupsen oder – wenn Sie wollen – ein Wachrütteln: Du Mensch, du kannst doch so gut sein. Sei es!

Er weiß um die Spatzen, denen ihr keine besondere Bedeutung zumesst.

Er weiß um euch, um dich und will, dass wir auf ihn hören, auf ihn, der ein Herz für uns hat.

Pater Wolfgang Nick SSCC

 

Impuls zum 11. Sonntag im Jahreskreis

14. Juni 2020

Am heutigen Sonntag lesen wir aus dem Matthäusevangelium den folgenden Abschnitt: Mt 9, 36 – 10, 8

„Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe!“ Mt 10, 7

Wieviel wird in der Bibel gegangen! Das fängt an mit Abraham, der von Gott aufgefordert wird los zu gehen. „Geh weg aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus.“ (Genesis 12, 1) Die Söhne Jakobs gehen nach Ägypten, ihre Urenkel gehen durch die Wüste in das Gelobte Land. Der Prophet Elija geht 40 Tage in die Wüste, bis zum Berg Horeb, dem Berg der Begegnung mit Gott. Maria geht von zu Hause ins Gebirge von Judäa zu ihrer Cousine Elisabeth. Wie oft wird Jesus den Weg von Galiläa nach Jerusalem gegangen sein. Geht … !

Geht weg … vom ewigen Kreisen um das eigene Ego hin zur Wirklichkeit der Menschen und des Kosmos. Geht und seit aufmerksam auf die gute Nachricht aber auch auf die schlechte Nachricht, die ihr da findet. Geht und sucht gemeinsam mit den Menschen von ihrer Realität aus nach konkreten Wegen, die zu einem erfüllten Leben, zur Gerechtigkeit, zum Frieden und zur Freude führen. Denn das meint Jesus, wenn er vom „Himmelreich“ redet.

„Geht zu“, „geht hin“, eine Erinnerung daran, dass wir als Kirche nie Selbstzweck sind, sondern eine Mission haben und nur wegen dieser Sendung existieren. Es geht also nicht darum uns als Einrichtung zu erhalten, sondern es geht darum unserem Auftrag gerecht zu werden: immer wieder mit den Menschen, in den verschiedenen Situationen nach konkreten Möglichkeiten zu suchen, gut und gerecht, respektvoll und achtsam miteinander umzugehen, immer wieder Wege zu finden in all der Gewalt, die uns umgibt, ein friedvolles Herz zu bewahren und immer wieder voll Freude mit den Armen das Leben zu feiern.

Geht …

Impuls von Martin Königstein SSCC

Gedanken zum Dreifaltigkeitssonntag

7. Juni 2020

Kein geschlossener Club

Die Vielfalt sei eine Ideologie, konnte man vor wenigen Tagen lesen. Das mag sein, wenn man die Vielfalt und Verschiedenheit der Menschen beziehungslos nebeneinander stehen lässt. In meinem Alltag aber begegnet mir die Verschiedenheit und Vielfalt ständig und unausweichlich. Mit der Frage, ob sie in der Natur der Menschen liegt oder künstlich geschaffen und gefördert wird, kann man sich beschäftigen. Beim Blick in die U-Bahn, in Kaufhäuser und Büros, in die Stadtgesellschaft, in Familien und in unsere Kirche ist mir noch wichtiger: Die Vielfalt als eine Wirklichkeit anzuerkennen, an der wir nicht vorbei kommen.

Der Dreifaltigkeitssontag erinnert daran: Es gibt nur einen Gott in der Vielfalt von drei Personen. Der Vater ist nicht der Sohn, der Sohn nicht der Heilige Geist und dieser wiederum nicht der Vater. Nein, die Dreifaltigkeit oder besser die Dreieinigkeit kann ich nicht erklären. Was ich glaube: Gott bildet keine uniforme, sondern eine vielfältige Gemeinschaft und öffnet sie für uns. Vater, Sohn und Geist kapseln sich nicht ab. Sie laden ein, uns in diese Beziehung, die durch Einheit in der Vielfalt gekennzeichnet ist, aufnehmen zu lassen.

Eine Woche nach Pfingsten wird diese Gemeinschaft – die Communio in Gott, die Beziehung Gottes mit den Menschen und die Gemeinschaft der Menschen untereinander – gefeiert. Da können wir noch nicht vergessen haben, dass Gott den Menschen an Pfingsten nicht eine einzige und gemeinsame Sprache zurückgab. Aber er gab ihnen den Geist, der alle Sprachen versteht. Gott macht die Menschen nicht uniform, sondern liebt  die Menschen in ihrer Verschiedenheit. Diese Liebe ist allen Menschen gemeinsam und eint sie in ihrer Vielfalt. Jesus betet um die Einheit, nicht um die Einheitlichkeit und Uniformität. Das ist konsequent. Denn schließlich ist er selbst ja Teil des dreifaltigen und dreieinigen Gottes.

Text und Bild: Pater Manfred Kollig SSCC

Arnsteiner Wochenwort zu Pfingsten

Impuls zum Pfingssonntag am 31. Mai 2020

                                

Komme, geheimnisvoller Atem, leiser zärtlicher Wind,
hauch uns an, damit wir leben, ohne dich sind wir tot!
Komme, in Feuer und in Flammen, zünd uns an wie ein Licht,
mach uns trunken von der Liebe, wir sind starr, tau uns auf!
Komme, Erfinder neuer Sprachen, gieß dich aus über uns,
red in uns mit neuen Zungen, komm, begeistere uns!
Komme, du Hoffnung aller Armen, schaff den Wehrlosen Recht,
dass die Gebeugten sich erheben, dass sich Völker befrein!
Komme, du Tröster aller Müden, Stille mitten im Lärm,
in den Terminen schaff uns Pausen, lass uns ausruhn in dir!
Komme, du Taube, übers Wasser, bring den Ölzweig herbei,
bring uns das Zeichen für den Frieden, den die Erde ersehnt!
Komme vom Vater und vom Sohne, komm, du schaffende Kraft,
mach uns neu, und unsrer Erde hat ein neues Gesicht. +
 

Dieses Lied hat Lothar Zenetti in Anlehnung an die
Jahrhunderte alte Pfingstsequenz für unsere Zeit geschrieben.
Doch ganz gleich, welcher Fassung wir den Vorzug geben, entscheidend ist,
dass wir immer wieder um das Kommen des Heiligen Geistes bitten
für unser Beten und Arbeiten, in Gesundheit und Krankheit.
Denn „ohne sein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn“.

Heinz Klapsing SSCC

7. Sonntag der Osterzeit

24. Mai 2020

Johannesevangelium 17.1–11a
Wir stellen jeden Abend eine brennende Kerze ins Fenster, begleitet mit einem Gebet und in Verbundenheit mit allen, die sich daran beteiligen. So bin ich allein, aber in Gemeinschaft. Nach einer gefühlt langen Zeit von zwei Monaten sehnen wir uns danach, wieder gemeinsam zu singen, zu beten und zu feiern. Geduld. Viele Menschen haben von Anfang an Möglichkeiten gefunden, dass wir alleine an unseren jeweiligen Orten und doch weiterhin miteinander unterwegs sein können, und zwar mit Hilfe der modernen Medientechnik. Wir haben Impulse, Bilder, Lieder und Videos geteilt. Sie haben uns Gemeinschaft vermittelt. 

Glaubensmäßig wissen wir, Jesus hat uns seine Zusage gegeben, dass er immer bei uns ist. So wie er im Vater ist und der Vater in ihm, ist er in uns. Diese Zusage gilt unabhängig von einem Ort. Am Donnerstag, Christi Himmelfahrt, nimmt Jesus Abschied von der Welt und so bittet er im Sonntagsevangelium seinen Vater: Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht. Jesus betet für sich und für seine Jünger und für alle, die ihnen einmal nachfolgen und empfiehlt sie der Fürsorge seines Vaters an, also auch uns heute.

Fühlen wir uns umsorgt in dieser schweren Zeit und bleiben im Gebet verbunden

Impuls zum Sonntag und Aufnahme: Elfriede Kuhmann

6.SonntagderOsterzeit–17.Mai2020Johannesevangelium14,15-21„…Seidstetsbereit,jedemRedeundAntwortzustehen,dervoneuchRechenschaftfordertüberdieHoffnung,dieeucherfüllt(...)Dennesistbesser,fürguteTatenzuleiden,wennesGottesWilleist,alsfürböse.“(1.Petrusbrief3,15-18)„WennihrmichumetwasinmeinemNamenbittenwerdet,werdeichestun.Wennihrmichliebt,werdetihrmeineGebotehalten.UndichwerdedenVaterbittenunderwirdeucheinenanderenBeistandgeben,derfürimmerbeieuchbleibensoll,denGeistderWahrheit…“(Johannesevangelium14,14-17)DieHonung,dieunserfüllt,ist:Ichbingekommennichtzurichten,sondernzurettenundallenLebeninFüllezugeben.JesusschenktunsseinenHeiligenGeist,sodasswirerkennen,werheuteHilfebraucht,umHeilzuerfahren.Aktuellkanndasfürunsallebedeuten,wassichdieseInitiativezumAnliegenmacht:Wir,dieInitiator*innenvon„HandinHand–RettungskettezumMittelmeer“sindMenschenausDeutschland,ÖsterreichundItalien,dieeinZeichenfürMenschlichkeit,MenschenrechteundgegendasSterbenaufdenFluchtrouten,verursachtdurchdieeuropäischeAbschottungspolitik,setzenwollen.DazuplanenwireineRettungskettevonNorddeutschlandbiszumMittelmeer.DiesesZeichenkommtdirektausderMittederZivilgesellschaftundwirdauchdiepolitischeEbeneerreichen.MitdieserMenschenkettesendenwireinstarkesSignalundunterstützeneinebessereVernetzungzivilgesellschaftlicherAkteur:innenfüreinesolidarischeGesellschaft.Wirfordern:einoffenes,buntesundfriedlichesEuropadieSchaffungsichererFluchtwegedieBekämpfungderFluchtursachenundnichtdieBekämpfungderGeflüchteteneinenhumanenUmgangmitMenschenaufderFluchtdieUnterstützungundEntkriminalisierungderzivilenSeenotretter*inneneineuropäischesSeenotrettungsprogrammUndweilwegenCoronakrissederTerminaufgehoben,abernichtverschobenist,rufeichauf,am16.und17.MaidieArmeauszubreitenfürdieFlüchtlingeinLebensgefahr,fürsiezubetenunddieSpannweitenderausgebreitetenArmeinunserenLebensgemeinschaften,FamilienundvernetztenGruppenzumessenalsZeichen:WirhabenschonmalmitderRettungskettebegonnen!UndwirtragendiesindieÖffentlichkeit.PaterWolfgangJungheimSSCC

Impuls zum Fest des heiligen Pater Damain Deveuster

10. Mai 2020 (Johannesevangelium 14,1-12)

Kontaktsperre

In den letzten sechs Wochen boten unsere Straßen und Plätze ein ungewohntes Bild. Niemand hatte Tische und Stühle vor die Straßencafés gesetzt. Wir sahen keine Cliquen lautstarker Jugendlicher vor dem Dönerladen, keine ungeduldigen Kinder vor dem Eisverkauf, kaum Leute in den wenigen Geschäften, die überhaupt  noch  offen waren. Auf einmal merkten wir, wie sehr wir daran gewohnt sind, fast überall von Menschen umgeben zu sein. Das Gegenteil ist nicht nur ungewohnt, sondern auch unheimlich. Ängste steigen auf:

  • die Angst vor dem Virus
  • die Angst um liebe Menschen
  • die Existenzängste vieler Gewerbetreibender
  • die Angst der Alten, übersehen zu werden
  • die Todesängste der Erkrankten

Auf einmal sind wir krank, ohne das Coronavirus in uns zu haben.

Die eben beschriebene Situation erinnert mich an den bekanntesten Menschen unserer Ordensgemeinschaft: Pater Damian Deveuster. 13 Jahre seines Lebens lebte er auf der Insel Molokai auf Hawaii. Dorthin hatte man die Aussätzigen des damaligen Königreiches verbannt; dorthin kamen diese Unheilbaren, um zu sterben. Der Zugang zur Insel war streng reguliert. Dorthin ging Pater Damian freiwillig und wohl wissend, dass er sich damit eine Kontaktsperre bis zum Ende seines Lebens auferlegt hatte. Er starb mit 49 Jahren an Lepra.

Das Faszinierende an Pater Damian ist, dass er sich nicht einsam fühlte. Er sagte immer „wir Aussätzige“ und teilte das Leben mit seinen Leidensgefährt*innen. Er redete mit seinen Briefen und der Hilfe guter Freunde der damaligen Welt ins Gewissen, er gab den Todgeweihten eine Stimme und er bekam Hilfe aus Honolulu, Europa und den USA für seine „Geschwister“.

Und wenn wir fragen, wie er das aushielt, so gab er selbst eine Antwort. Er lebte in der Gegenwart Christi. Jeden Tag feierte er die heilige Messe, und er selbst bezeugt, dass er ohne die vielen Stunden in der Gegenwart des Herrn im Tabernakel nicht ausgehalten hätte. Kurz vor seinem Tod sagt er: „Ich bin der glücklichste Missionar der Welt“.

Es ist zu einfach zu sagen, macht es wie Damian. Aber sein Leben ist Anstoß nachzudenken, und er erinnert auf überzeugende Weise daran, dass keine noch so geartete Kontaktsperre uns von Christus trennen kann. Paulus formuliert es so: „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? All das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat.“

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

Impuls zum 4. Sonntag der Osterzeit

3. Mai 2020

Stallgeruch ( Joh 10,1–10)  

Hirt, Herde, Schafstall –  für viele Zeitgenossen fremde Bilder. Mir kommt beim Lesen  das Wort Stallgeruch in den Sinn. Stallgeruch – darin unterscheidet man sich. Unterscheidet man sich von denen, die nicht dazugehören. Und schon ist das Feindbild klar. Genau darum aber geht es Jesus nicht. Er will alle in einem „Stall“, in „einer Herde“ zusammen haben. So stand ihm wohl das, was Kirche sein soll, vor Augen. Die Kirche jedoch hat sich anders entwickelt. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass zu allen Zeiten Menschen, Gruppen sich absondern, ihre eigenen Wege gehen, ihre eigene Kirche aufmachen und leben. Stets mit dem Argument, dass Jesus Kirche so nicht gewollt habe, wie sie sich gerade präsentiert. Allerdings, wie Jesus Kirche gewollt hat, das auf den Punkt zu bringen, dürfte schwer möglich sein. Nur, dass Jesus keine 2 und 3 und 4 und fünfhundert Kirchen gewollt hat, davon können wir ausgehen. Vertiefen müssen wir das nicht, denn die heutigen Mitglieder der verschiedenen Kirchen und Religionen können nichts dafür. Sie sind in sie hineingeboren, wie wir ja selber auch.

Mein Blick geht zurück in den Stall, in dem Jesus geboren wurde. Da tummeln sich total verschiedene Menschen, Typen jedweder Couleur. Und die meisten davon sind überhaupt nicht unsere Kragenweite. Und doch weist es sie als echte „Kirchenmitglieder“ aus. Jesus schart solche „Typen“ um sich und macht sich mit ihnen auf den Weg, ob sie in unser Konzept passen oder nicht.

Wir werden lernen und akzeptieren müssen, Verschiedenheit auszuhalten, überall, auch mitten in unserer Kirche, in unseren Kirchen, in den Religionen…Aber wo ist das verbindende? Welches Glaubensbekenntnis gilt? Dogmatische Glaubensbekenntnisse haben mich eigentlich immer irgendwie „kalt“ gelassen. Aber was dann? Nicht ein formuliertes Bekenntnis, eine Person verbindet uns: Jesus Christus, der menschgewordene Gott. Von ihm sollen wir uns formen lassen. In sein Konzept sollen wir passen. Das ist das A und O, wie Christsein gelingen kann. Und vielleicht gibt es die Verschiedenheit der Kirchen und Religionen ja deshalb, damit niemand, kein Papst, kein Bischof, kein Religionsführer, keine Glaubensgemeinschaft für sich die gottesmissbräuchliche Einstellung  reklamieren kann, die alleinseligmachende absolute Wahrheit über Gott zu „haben“, genau zu wissen, wie Gott zu sein hat,

Gesegneten Sonntag und eine von Gott begleitete Woche! Und bleiben Sie negativ: Corona-mässig!

Impulse von Pater Hans-Ulrich Willms SSCC

 

Impuls zum 2. Fastensonntag – 8. März 2020

„Ich werde dich segnen.“ (aus der 1. Lesung Gen 12,1-4a)

Der Herr sagt Abram zu: „Ich werde dich segnen.“ Dieser Segen soll nicht nur ihm persönlich, dem Vater der Völker, gut tun. Er wird gesegnet, damit er auch für andere Menschen ein Segen sein kann. Was bedeutet das, ein Segen zu sein?

Vom lateinischen Wort für segnen, das heißt von benedicere abgeleitet, bedeutet segnen: ein gutes Wort sagen. Für den Überlasteten bedeutet es einen Segen, wenn ein Mensch kommt, der ihn unterstützt. Für den Verzweifelten, wenn ein Mensch ihm Mut zuspricht. Für den Sünder, wenn einer ihm zusagt, dass er ihm verzeiht. Einem Sterbenden, wenn einer da ist der sagt: Du wirst von Gott erwartet…

Dieser Sonntag lädt ein, sich zu erinnern: Wir Menschen werden immer wieder gesegnet, um für andere ein Segen sein zu können; das heißt um ihnen zu richtigen Zeit das gute Wort zu sagen, das ermutigt und stärkt, tröstet und befreit, vergibt und eine Zukunft eröffnet.

Text und Fotos: P. Manfred Kollig SSCC

Test the west and the rest

Impuls zum 3. Sonntag der Osterzeit

26. April 2020

Johannesevangelium 21,1–14

Wie soll ich diesen Teil vom Anhang des Johannesevangeliums lesen, hören, verstehen?

Unglaublich, interessant, vielsagend, ermutigend – ermutigend! Das ist es.

„Ich geh fischen.“ – „Wir gehen mit.“ Was sollen sie auch sonst tun? – zurück in ihren Alltag.

Die Zeit mit Jesus, die ist vorbei – tut weh, aber es ist so.

Die Jünger - sieben waren es; sieben die Zahl der Vollständigkeit – sie arbeiten die ganze Nacht. Und? Nichts!

Nichts, das sie vorweisen können. Nichts, das sie geben könnten.

Aber ­– sie werden erwartet. Sie sind in ihrer Erfolglosigkeit nicht allein gelassen.

Sie werden zu neuem Tun aufgefordert:

„Werft das Netz auf der rechten Seite aus und ihr werdet etwas fangen.“

Auf der „rechten“ Seite, der positiven Seite, also mit positiver, hoffnungsvoller Einstellung an die Sache herangehen.

Der Mann am Ufer mutet ihnen viel zu, sehr viel: gegen jede Erfahrung, gegen alle Gewohnheiten - und?

Das Ergebnis ist unglaublich.

Und damit nicht genug: Der Fremde am Ufer, der sie um Essen bat, der gibt ihnen nun zu essen.

Das gibt es doch nicht. Doch, das gibt es bei ihm, dem Auferstandenen.

Nicht umsonst „spielt“ sich diese Erzählung ab am Ufer und in der Morgendämmerung, in Frust und in Perspektivlosigkeit, in Überraschung und überreicher Fülle.

Einen gesegneten 3. Ostersonntag und – seit etlichen Wochen der Gruß und Wunsch ­–: Bleiben Sie gesund!

Impuls von Pater Wolfgang Nick SSCC

Impuls zum 2. Sonntag in der Osterzeit

Aus dem heutigen Sonntagsevangelium: Johannes 20, 19–31

Thomas, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.

Thomas hat Recht. Erfahrung ist nicht übertragbar. Ich kann mir anhören, wenn jemand mir von seiner Erfahrung erzählt. So beginnt der 1. Johannesbrief: Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben vom Wort des Lebens, das verkünden wir auch euch. (1 Joh 1, 1) Das kann hilfreich sein. Es kann mir auf die Spur helfen. Die Erfahrungen anderer können mir neue Horizonte öffnen, mich neugierig machen, Interesse wecken. Das, was andere mir von ihrer Begegnung mit dem auferstandenen Herrn erzählen, kann mich dazu bewegen mich selbst auf den Weg zu machen, um ihn zu finden, um selbst ihn zu berühren, um ihn zu hören. 

In dieser Osterzeit 2020 kann ich mich fragen was das alles zu bedeuten hat, was wir gerade erleben. Dieses winzige, unsichtbare Virus hat so vieles verändert in unserem persönlichen Leben, im Leben der Gesellschaft und der menschlichen Gemeinschaft weltweit. Gerade jetzt erleben wir das. Für jeden und jede ist es besonders, einzig. Gerade jetzt kann ich nachspüren, was diese veränderten Lebensumstände in mir bewirken und hervorrufen: neue Gefühle; neue Aspekte in meinem persönlichen Leben; veränderte Lebensumstände; meine Beziehung zu anderen Menschen, mein Blick in die Zukunft. Was erfahre ich zurzeit? Wie ordne ich diese neuen Erfahrungen ein? Wo sehe ich neue Perspektiven? 

In unserem Bibeltext fasst Thomas seine Erfahrung zusammen: „Mein Herr und mein Gott“. 

Wie kann ich meine Erfahrung in diesem Frühjahr 2020 benennen, um sie vielleicht in Zukunft zusammenfassen zu können und so fruchtbar werden zu lassen?

Martin Königstein  SSCC

Gedanken zum Osterfest 2020

Auf den ersten Blick lahmgelegt …

In diesem Jahr gehen wohl den wenigsten von uns die Augen an einem Osterfeuer auf. Weder die Osterfeuer zu Beginn der Osternachtfeier vor den Kirchen noch die Osterfeuer auf Wiesen und Feldern werden entzündet. Wir werden lahmgelegt. Das geschieht nicht freiwillig. Auch ist es nicht das Ergebnis von Steuerungsgruppen und Mehrheiten in Gremien und Parlamenten. Lahmgelegt werden wir von einem Virus, den keiner wollen kann und für dessen Ausbreitung niemand gestimmt hat.

Vielleicht sind wir gerade deshalb an diesem Osterfest dem Geheimnis, das wir feiern, näher als je zuvor in unserem Leben. „Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es keine Hoffnung für sie“, sagte der Physiker Albert Einstein. Das traf auf seine Relativitätstheorie zu. Wie absurd ist bis heute der Gedanke, dass, würden sich zwei Menschen, die dreißig Jahre alt sind, für die kommenden sechzig Jahre verabschieden, unterschiedlich altern können. Wenn der eine Mensch mit einem schnellen Raumschiff die dreißig Jahre mit hoher Geschwindigkeit durch das Weltall rast, kommt er als Sechzigjähriger zurück, während der andere auf der Erde schon neunzig Jahre alt geworden ist. Das muss man nicht verstehen. Doch gilt diese Theorie bis heute und prägt unseren Alltag, ohne es zu wissen.

Lahmgelegt, das trifft wohl die Stimmung der Menschen, die mit Jesus eng zusammenlebten, nachdem er am Kreuz gestorben war. Sie sind nicht am Ostermorgen halleluja-singend aufgewacht. Die Frauen gehen zum Grab und erwarten den Leichnam. Zwei Jünger laufen zum Grab und erwarten nichts anderes. Zwei weitere Jünger treffen den Auferstandenen auf dem Weg. Natürlich erkennen sie ihn nicht, weil sie ihn nicht erwartet haben. Und Maria von Magdala, seine wohl beste Freundin, denkt auch, dass in der Nähe des Grabes nur der Gärtner sein kann. Mit einem lebendigen Jesus rechnet auch sie nicht.

„Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es keine Hoffnung für sie.“ Absurd, dass Menschen, wenn sie schneller unterwegs sind, langsamer altern, wie es die Relativitätstheorie lehrt. Absurd, dass ein Mensch von den Toten aufersteht, was Christinnen und Christen seit 2000 Jahren weltweit feiern. Absurd, dass es sinnvoll sein kann zu denken: Nach der Coronavirus-Pandemie ginge es besser weiter als zuvor. Das Ende ist noch nicht abzusehen. Weniger körperliche Nähe wird es auf lange Zeit geben. Auf Wirtschaftswachstum, das uns zwingend notwendig erschien, werden wir längere Zeit verzichten. Unser Lebensstandard wird eher heruntergeschraubt als erhöht. Büros werden weniger wichtig und man wird von zuhause aus arbeiten. Urlaub in der Ferne rückt auch in weitere Ferne. Und das soll für uns besser sein? Absurd. Doch wenn wir den ersten Blicken vertrauen: In Venedig können Menschen durch das Wasser wieder bis auf den Grund sehen. Wenn wir die bekannten Muster aufgeben, können wir vielleicht lernen: Leben geht auch anders; vielleicht sogar besser für uns und für die ganze Schöpfung.

„Wenn eine Idee am Anfang nicht absurd klingt, gibt es keine Hoffnung für sie.“ Ostern ist die Einladung, nicht nur in gewohnten Bahnen zu denken, zu fühlen und zu leben. Nur dann werden wir Jesus entdecken; in diesem Jahr nicht am Osterfeuer beim Entzünden der Osterkerze vor der Kirche. In diesem Jahr zuhause beim Lesen der Osterberichte in der Bibel, beim Entzünden einer Osterkerze auf dem Tisch, beim Telefonieren oder Skypen mit geliebten Menschen. Und denen dürfen wir auch unsere Sorgen und Ängste sagen, wie es die Jünger auf dem Weg nach Emmaus getan haben. In Berlin und in vielen Bundesländern dürfen wir nur zu zweit unterwegs sein. Der Dritte ist aber dabei und das als der, der nicht lahmgelegt ist und auch nicht lahmlegt, sondern auf(er)weckt.

Text und Bild des Impulses: Pater Manfred Kollig SSCC

Impuls zum Palmsonntag

5. April 2020

Evangelium nach Matthäus 21,1-11

Mit diesem (etwas verkürzten) Gebet des Bischofs von Innsbruck und Pax-Christi-Bischofs von Österreich, Hermann Glettler, bringen wir unser Denken und unsere Solidarität mit allen von der Corona-Krise Betroffenen zum Ausdruck.

Heinz Klapsing SSCC

 

„Herr, du Gott des Lebens, betroffen von der Not der Corona-Krise kommen wir zu dir.

Wir bitten um Heilung für alle Erkrankten. Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden. Tröste diejenigen, die jetzt trauern, weil sie Tote zu beklagen haben. Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und allen Pflegenden Kraft in dieser extremen Belastung.

Gib den politisch Verantwortlichen Klarheit für richtige Entscheidungen. 

Wir danken dir für alle Frauen und Männer, die unsere Versorgung aufrechterhalten. Wir beten für alle, die von Angst überwältigt werden.

Guter Gott, wir bringen Dir alle, die in Quarantäne sein müssen, sich einsam fühlen und niemanden an ihrer Seite haben.

Von ganzem Herzen bitten wir, dass die Pandemie abschwillt und dass die medizinischen Einrichtungen und Ressourcen den aktuellen Anforderungen gerecht werden.

Guter Gott, mache uns dankbar für jeden Tag, den wir gesund erleben dürfen.

Dein Heiliger Geist bewahre unsere Herzen in Zuversicht; getragen von einem tiefen Frieden werden wir die derzeitige Krise bestehen.

Jesus, du Herr und Bruder aller Menschen, deine Gegenwart vertreibt alle Furcht und macht uns bereit, offen und aufmerksam für die von der Krise Betroffenen zu sein, aber auch die Flüchtlinge nicht zu vergessen in den Auffanglagern, vor allem in Griechenland.

Mit dem kommenden Sonntag beginnt die Karwoche, in der wir eingeladen sind, den Leidensweg Jesu zu verfolgen und für unseren persönlichen Weg Kraft und Gnade zu erbitten.“

Bischof Hermann Glettler 

 

Impuls zum 5. Fastensonntag

22. März 2020

Evangelium nach Johannes (11,1–45 )

Da lassen zwei Frauen ihrem Freund Jesus gegenüber gehörig Dampf ab. Ihr Bruder Lazarus ist gestorben, noch jung, und damit können und wollen sie sich nicht abfinden. Dabei ist zur Zeit Jesu der Tod eines Menschen in den besten Jahren durchaus keine Seltenheit, entsprach der damals üblichen Lebenserwartung, also irgendwie normal. Widerspruch: Kein Tod ist normal: Lebenserwartung hin, Lebenserwartung her.

Der frühe Tod ihres Bruders trifft Maria und Martha tief ins Herz. Da nützt ihnen auch die Zusage ihres Freundes Jesus herzlich wenig, dass er am Jüngsten Tag auferstehen wird. In ihrem brennenden und frischen Schmerz ist sie ein schlechter Trost. Zumal der Tag weit weg ist und: weiß man`s? Jetzt tut die Seele weh, jetzt schmerzt das Herz. Jetzt weint die Liebe, jetzt. Wenn man trostlos ist und das Herz wehtut, beim Tode eines Menschen oder auch im Schmerz um einen lebenden Menschen – erträgt man nichts weniger als Worte, auch wenn sie wahr sind. Wir sind empfindlich gegen Floskeln oder verlegene Sprüche, auch fromme Sprüche. Das hat Martha ihrem Freund Jesus deutlich zu verstehen gegeben. Es steht alles auf dem Spiel, wenn es ans Leben oder ums Überleben geht. Worte reichen eben nicht, auch wenn sie noch so schön sind. Und Texte helfen auch nicht, nicht einmal heilige Texte … 

Aber Jesu Angebot sind nicht schöne Worte oder fromme Texte oder wissenschaftlich examinierte Diplomtheologie. Jesu Angebot ist er selbst. Sein Leben, sein Sterben, seine Auferstehung … 

„Glaubst du das,“ fragt Jesus. Und die Frage hilft. Unter Tränen sagt Martha: „Ja, ja ich glaube, nicht deinen Worten, ich glaube dir …, DIR!“

Wie die beiden Frauen im Evangelium sind auch wir gefragt, nicht ob wir das verstehen. Wir sind gefragt, ob wir glauben … Ihm glauben …

Hans-Ulrich Willms SSCC

 

Impuls zum vierten Fastensonntag

22. März 2020

Evangelium nach Johannes (9,1–41)

„Womit habe ich das verdient?“ Die Frage hat sich sicher jeder schon mal gestellt. Und auch in der gegenwärtigen Krise wird sich mancher diese Frage stellen.

Die Jünger im Evangelium denken ähnlich. Womit hat er das verdient? Wer ist schuld? In dieser wunderbaren Geschichte, die uns der Evangelist Johannes erzählt, sagt uns Jesus: Dieses Denken geht in die falsche Richtung.

Ja, für manche Krankheit sind wir selbst verantwortlich. Der starke Raucher darf sich nicht wundern, wenn er die Quittung dafür bekommt.

Doch gerade dieses Schema der Schuldzuweisung will Jesus durchbrechen. Dem Blind-Geborenen wird Heilung gewährt, ohne dass er darum gebeten hat.

Wer ist schuld? Die Frage blockiert.

Wer ist es, der heilt? Die Frage kann Augen öffnen für Gott, der unser Heil will.

„Herr“, sagt der Blind-Gewesene, „Herr! Ich vertraue dir.“

Impuls von Pater Wolfgang Nick SSCC

 

Impuls zum dritten Fastensonntag

15. März 2020

Solidarität in Zeiten des Corona-Virus

Ein Telefonanruf (vom Ordnungsamt) und eine Mail (vom Generalvikar) haben gestern für mich und für viele andere Menschen die Zeitplanung für den Rest des Monats und Wochen darüber hinaus verändert. Alle Gottesdienste und alle Veranstaltungen, Zusammenkünfte und Übungen sind abgesagt. Es kommt mir fast so vor, als ob die Zukunft, wenigstens für die nächste Zeit, nicht mehr planbar ist. Es nützt mir nichts zum Beispiel an die Kar – und Ostertage zu denken, ich weiß jetzt nicht, was da möglich sein wird. 

 

 

heute – hier – jetzt 

 

Ich bin eingeladen – von den äußeren Umständen dringend eingeladen – im jetzt und im heute zu leben. Heute, hier und jetzt achtsam, behutsam und solidarisch zu denken, zu fühlen und zu handeln. Mich selbst zu schützen und so dem Allgemeinwohl zu dienen. Notzeiten, und das, was wir gerade weltweit erleben, ist eine Not, können dazu einladen, dass wir näher zusammenrücken, uns gegenseitig stärken, helfen und Mut machen. Dieses Enger-Zusammenrücken kann nun gerade unter den gegebenen Umständen nicht körperlich, physisch sein. Um so wichtiger ist es, dass wir uns verstärkt als eine Gemeinschaft in der Hoffnung erfahren. Dass wir gegenseitig darum wissen: wir sind uns nahe, wir sind aufmerksam und achtsam für einander da, und jede:r tut an seiner und ihrer Stelle, was dem Allgemeinwohl dient. Wir werden neue Formen suchen Achtsamkeit und Solidarität auszudrücken und zu leben. 

Den Ewigen, den der größer ist als unser Herz, finde ich eh nur im hier und jetzt!

Martin Königstein SSCC

Impuls zum 2. Fastensonntag – 8. März 2020

„Ich werde dich segnen.“ (aus der 1. Lesung Gen 12,1-4a)

Der Herr sagt Abram zu: „Ich werde dich segnen.“ Dieser Segen soll nicht nur ihm persönlich, dem Vater der Völker, gut tun. Er wird gesegnet, damit er auch für andere Menschen ein Segen sein kann. Was bedeutet das, ein Segen zu sein?

Vom lateinischen Wort für segnen, das heißt von benedicere abgeleitet, bedeutet segnen: ein gutes Wort sagen. Für den Überlasteten bedeutet es einen Segen, wenn ein Mensch kommt, der ihn unterstützt. Für den Verzweifelten, wenn ein Mensch ihm Mut zuspricht. Für den Sünder, wenn einer ihm zusagt, dass er ihm verzeiht. Einem Sterbenden, wenn einer da ist der sagt: Du wirst von Gott erwartet…

Dieser Sonntag lädt ein, sich zu erinnern: Wir Menschen werden immer wieder gesegnet, um für andere ein Segen sein zu können; das heißt um ihnen zu richtigen Zeit das gute Wort zu sagen, das ermutigt und stärkt, tröstet und befreit, vergibt und eine Zukunft eröffnet.

Text und Fotos: P. Manfred Kollig SSCC

1. Fastensonntag – 1. März 2020

Evangelium nach Matthäus 4,1-11

Drei Wünsche begleiten unser Leben bis in den Tod: der Wunsch nach Heimat, nach einem unverwechselbaren Namen und nach Macht. Heimat meint einen Ort, wo man leben kann und hat, was zu einem guten Leben gehört. Im Wunsch nach einem guten Namen äußert sich das Bemühen, Ansehen zu genießen. Dabei darf ich mich nicht von der Zustimmung oder Ablehnung meiner Mitmenschen abhängig machen, denn wenn ich mich nur danach richte, werde ich unselbstständig und leicht zu einem Fähnchen im Wind.

Der Wunsch nach Macht steht nicht dafür, andere zu beherrschen; vielmehr dafür etwas zu machen, gestalten zu können, gemäß dem Auftrag des Schöpfers: Macht euch die Erde untertan. Diese Wünsche sind verständlich und gottgegeben, aber verwerflich werden sie, wenn sie maßlos und ohne Rücksicht auf die Mitmenschen verfolgt werden.

Sich einen Namen zu machen, weist Jesus energisch von sich, weil er weiß, dass Gott es ist, der dem Menschen einen Namen gibt und den Namen eines jeden in seine Hand geschrieben hat. Dem Angebot des Versuchers, ihm die Herrschaft über alle Reiche der Welt zu übergeben, begegnet Jesus mit dem Hinweis auf die alleinige und absolute Herrschermacht des Vaters: „Sein ist das Reich und die Macht und die Herrlichkeit.“ Wer also wie Jesus der Versuchung standhält, der Maßlosigkeit seiner Wünsche nicht nachgibt, der gibt sich eben nicht zufrieden, mit dem Brot irdischer Macht. Er will mehr: Brot, das Gott gibt; einen Namen, den er verleiht; Herrschaft, die Teilhabe an seinem Reich bedeutet. Und jetzt versteht sich auch die Bitte des Vaterunser: Führe uns nicht in Versuchung, - dass wir uns  nicht mit anderem abspeisen lassen, als mit dem, was Gott selbst uns bereiten will. Es geht also nicht um meinen Namen, dass ich großartig dastehe, dass ich letztlich das Sagen habe und meine Vorstellungen von einer gerechten und guten Ordnung durchsetze, sondern   entscheidend ist allein der Wille Gottes.

Heinz Klapsing SSCC

7. Sonnntag im Jahreskreis

23.02.2020

Evangelium: Mt 5,38–48

Viele Menschen sind an diesem Wochenende unterwegs, entweder, um Karneval zu feiern oder um ihm zu entfliehen. Dies kann im eigenem Bekannten- und Freundeskreis beobachtet werden, selbst in den Hochburgen des Karnevals. Ein Beispiel, stellvertretend für viele andere Situationen in unserem Leben. Wofür steht es?

Jesus sagt uns in der Frohen Botschaft: handelt anders als die Zöllner und vergeltet nicht Gleiches mit Gleichem. Wenn wir dies in unsere Zeit übertragen, bedeutet es, seid anders als alle Menschen, findet euren persönlichen Weg als Christen. Handelt nach eurer Überzeugung, handelt von eurem Inneren heraus und lebt diese Überzeugung, eure Haltung. Feiert Karneval oder entflieht ihm. Gibt es Streit, löst das Problem. Fallt positiv als Christen auf! Findet euren persönlichen Weg. Findet euren Weg in der Nachfolge Christi: „Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ (Mt 5,48)

Mit Alaaf und Helau wünsche ich allen ein gutes und fröhliches Wochenende

Elfriede Kuhmann

 

6. Sonntag im Jahreskreis

16.02.2020

Evangelium nach Matthäus 5,17–37

„Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, hau sie ab... Besser verstümmelt ins ewige Leben als unverstümmelt in die Hölle...“ Wie sähen wir aus, wenn wir uns alles abhackten, was uns zum Bösen reizt, drängt, verführt. Und so verstümmeln wir lieber andere als uns selbst und kommen nicht zur Einsicht. Herzlos sind wir oft und viele und sehr herzlos…!?: Doro, der Flüchtling aus Afrika, in Libyen gnadenlos gefoltert. Sie schnitten ihm ins Gesicht, eingeschlagen mit einer Kalaschnikow, verlor ein Augenlicht, in den Bauch gestochen, immer wieder geschlagen während sie seine Mutter anriefen, Lösegeld forderten. Seine Mutter verkaufte ihr eigenes Haus, dann verkauften die Folterer ihn als Sklave. 3 Mal versuchte er zu entkommen, immer wieder eingefangen und erneut verkauft. Schließlich wurde er von uns auf dem Meer gerettet, aber nun wohin?

Und wohin sollen die 5.000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die auf den Straßen Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind, im Winter in Griechenland?

Wer wird es schaffen, die Herzen der europäischen beziehungsweise der deutschen Regierung zu erweichen, ihnen zu helfen?

 Lassen wir uns durch Doro, in dem Jesus heute leidet, das Herz aus Stein aus unserer Brust nehmen und ein Herz aus Fleisch aus Mitgefühl und Mitleid geben, das nicht müde wird, wertschätzend und barmherzig zu sein. Leiden wir mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen auf Griechenlands Straßen und setzen wir uns ein, dass sie bei uns Platz finden

https://seebruecke.org/so-beteiligst-du-dich-am-aktionstag-wirhabenplatz/

Wir haben Platz, geflüchtete Minderjährige aus Griechenland aufzunehmen!

Impuls von Wolfgang Jungheim SSCC

5. Sonntag im Jahreskreis

9. Februar 2020

Ein leuchtendes Herz

Die 8 bis 12-jährigen Kinder eine Ferienfreizeit bekamen als Aufgabe, Laternen herzustellen. Sie nahmen diese Aufgabe mit Freude an. Spiele mit Licht und Feuer machen immer Spaß. Das Kind, das die abgebildete Laterne gebastelt hat, wollte offenbar nicht nur Spaß haben, sondern etwas ihm wichtiges ausdrücken. Das Fenster in der Laterne hat die Form eines Herzens!

Mit Pappe, Buntpapier, Schere und Leim hat das Kind das heutige Evangelium in Form gebracht, denn es träumt von einem Licht, das von Herzen kommt und die Herzen der Menschen berührt. Damit trifft es genau den letzten Satz des heutigen Sonntagsevangeliums:

„So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

Die Kirche ist dazu gerufen, Licht in die Herzen der Menschen zu tragen, und wir alle spüren, wie dieser hohe Anspruch insbesondere in den letzten 10 Jahren Schaden gelitten hat. Der begonnene „synodale Weg“ ist ein Versuch, aus diesem Schatten herauszutreten. Dieser synodale Weg ist mehr als eine Konferenz in Frankfurt, er ist ein Aufruf an uns alle, aus dem Dunkel aufzubrechen und ein Licht zu entzünden, dass die Herzen erleuchtet.

„Heiligstes Herz Jesu, bilde unser Herz nach deinem Herzen“

Impuls von Heinz Josef Catrein SSCC

Fest der Darstellung des Herrn

2. Februar 2020

Evangelium: Lukas 2,22–40

Fünf Menschen begegnen sich im heutigen Evangelium. Ein Ehepaar: Joseph und Maria mit ihrem Kind. Sie sind unsicher und aufgeregt, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt. Und: zwei unterschiedliche, prophetisch begabte alte Menschen: Hanna und Simeon. Ihr ganzes Leben haben sie auf diese Begegnung gewartet und nun ist sie da, endlich. Das Warten hat ein Ende. Aber jede wirkliche Begegnung ist ein Risiko, geht unter die Haut. Vor Jahren bin ich einer blinden Frau begegnet, die mich als ihren Pfarrer kennenlernen wollte. Sie fragte mich, ob sie mich berühren dürfe. Ich willigte ein und ihre Hände tasteten vor allem mein Gesicht ab. „ Ich brauche ein Vorstellung von dem Menschen, mit dem ich rede“, sagte sie. Heute noch spüre ich die Scheu, die in mir entstand, mich so handgreiflich berühren zu lassen, das beklemmende Gefühl, von ihren forschenden Händen „erkannt“ zu werden…  Hanna nimmt den kleinen Jesus auf den Arm, um den Messias kennen zu lernen. Sie muss ihm nahe kommen, ganz nahe, muss ihn spüren, um ihm wirklich begegnen zu können. Nur Begegnungen, die in unsere Tiefen reichen, unsere Sehnsucht nach Vertrauen und Geborgenheit treffen, unsere eigenen Offenheit nicht missbrauchen, sondern unter ihren Schutz nehmen, treffen und betreffen wirklich. Solche Begegnungen mit Jesus wünsche ich uns allen – gerade auch in unseren Gottesdiensten. Denn dann kommen wir aus den Gottesdiensten anderes heraus als wir in sie hineingegangen sind.

Impuls von Hans-Ulrich Willms SSCC  

3. Sonntag im Jahreskreis

26. Januar 2020

Aus dem Evangelium nach Johannes 4,12–23

Jesus spricht Simon und seinen Bruder Andreas an und die beiden Brüder Jakobus und Johannes.
Sie hören und sie folgen ihm.

Jesus spricht auch uns an. Hören wir ihn oder sind wir so voll- und zugestopft, dass sein Wort uns gar nicht erreicht?

Eine kleine Geschichte:

Ein Indianer geht mit seinem Freund durch eine US-amerikanische Großstadt. Mitten im Lärm der Stadt bleibt der Indianer plötzlich stehen und sagt: „Hörst du die Grille?“

„Nein, ich höre nichts.“

Nach einiger Zeit lässt er eine Münze fallen. Sogleich bleiben einige stehen und schauen, auch sein Begleiter.
Darauf sagt der Indianer zu ihm: „Das hört Ihr!“

Hören wir nur, was wir wollen oder was uns wichtig ist oder was uns interessiert?

Es ist so. Und so können wir uns selbst testen, wie wichtig, wie interessant, wie glaubhaft mir Jesu Wort ist.

Impuls von Pater Wolfgang Nick SSCC

2. Sonntag im Jahreskreis

19. Januar 2020

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes (Joh 1, 29–34)

In jener Zeit 29sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. 30Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. 31Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekannt zu machen. 32Und Johannes bezeugte: Ich sah. dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. 33Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen siehst und auf wem er bleibt, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. 34Das habe ich gesehen. und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes.

Auch ich kannte ihn nicht“. In einem so kurzen Text wiederholt sich ein Satz wörtlich. Bei einem begabten Schriftsteller, wie dem Autor des Johannesevangeliums, kann das kein Zufall sein. Johannes der Täufer macht sich nichts vor und er will seinen Hörern nichts vor machen: „Auch ich kannte ihn nicht“. Als Johannes schon im Gefängnis des Herodes war schickte er zu Jesus um ihn fragen zu lassen: bist du es auf den wir warten oder sollen wir auf einen anderen warten? „Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird Frohe Botschaft verkündet.“ (Mt 11, 2 – 5). Da wo der Mensch ernst genommen wird, da wo es den Menschen besser geht, da wo Menschen neue Hoffnung schöpfen, da wo Freude im Herzen aufkommt, da ist Jesus und das Reich Gottes, dessen Ausbreitung Jesus verkündete. Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist, sagt Paulus (Römer 14, 17). Egal wo Gerechtigkeit und Friede und Freude aufbrechen, da ist Jesus und da ist das Reich Gottes. Und also umgekehrt, wo Gerechtigkeit mit Füßen getreten wird, wo der Friede sich in Schrecken, Angst und Schmerz wandelt, wo die Freude zur dumpfen Hoffnungslosigkeit wird, da ist Jesus nicht.

Nicht überall wo Jesus draufsteht ist auch Jesus drin. Fragen wir, wie Johannes. 

Impuls von Martin Königstein SSCC

 

„Taufe des Herrn“ – 12. Januar 2020

Matthäusevangelium 3,13-17

Er verhält sich wie die anderen auch: Da, wo die Menschen sich taufen lassen, stellt sich auch Gottes Sohn an. Er wartet in der vorgesehenen Reihe ohne Sonderbehandlung und lässt sich auch kein besonderes Wasser zubereiten. In der Jugendkirche „Effata“ in Münster hat man ihm vor einem Jahr einen Hocker angeboten, den es halt eben gab. Im zu dem Hocker passenden Sessel konnte man Platz nehmen und die „Jesus-Figur“ ansehen oder besser noch sich von ihr (oder IHM) ansehen lassen.
Taufe ist die Zusage Gottes, sein geliebter Sohn zu sein, am konkreten Ort, der so ist, wie er ist: frei von Inszenierung und Sonderwünschen. Diese Sohnschaft, das heißt, diese Liebe Gottes zu Jesus, seinem Sohn, ist allen Menschen, Frauen wie Männern zugesagt. Gott sagt Ja zu jeder Person, wie er zu Jesus am Jordan Ja gesagt hat. Und dieses Jawort und die damit verbundene Zusage ewiger Liebe gilt immer und überall. Das geht, weil Gott seine Liebe der Person zusagt. Wenn auch jede Person mehr oder weniger Taten vorzuweisen hat, die nicht von Gott gewollt sind, liebt Gott die Person; selbst dann, wenn er deren Taten nicht liebt.

Pater Manfred Kollig SSCC (Text und Bild)

2. Sonntag nach Weihnachten – 5. Januar 2020

Johannesevangelium 1,1-18

Die Weihnachtsevangelien wollen und können nicht erzählen, wie alles tatsächlich gewesen ist mit der Menschwerdung des Sohnes Gottes, mit der Geburt Jesu in Bethlehem. Handelt es sich bei den Weihnachtserzählungen doch um die jüngsten Stücke der Evangelien – erst nachträglich aus der Sicht von Ostern gewonnene Vorspänne; sozusagen Rückblenden aus der Zeit nach Ostern in die Zeit der Anfänge.

Sie haben die gleiche Aufgabe wie Rückblenden beim Film: denjenigen zu charakterisieren, um den es geht, - am besten durch einen Namen, der als Schlüssel für das ganze weitere Evangelium dienen kann.

Johannes hat die neue Umschreibung für Christus: „Das Wort“.

Darüber hinaus ist „Das Wort“ als Name für Jesus äußerst zutreffend:

  • weil er wie kein anderer Mann des Gesprächs, des aufmerksamen Zuhörens, des treffenden, tröstenden, heilenden, provozierenden Wortes war. In seinem Wort liegt das Leben und die Macht, Kinder Gottes zu werden;
  • weil sein Wort Orientierung gibt; Leben erhellt; Sinn vermittelt; „Wahrheit und Licht der Welt“ ist;
  • schließlich muss man fragen und hören, wessen Wort Jesus ist. Er ist das Wort des Vaters an uns. In ihm ist das „Ja Gottes“ zu uns gekommen. So weist Jesus als das Wort über sich hinaus in den Anfang zurück; die Rückblende des Prologs verliert sich im „unzugänglichen Licht.“
    „Das Wort ist Fleisch geworden“ meint also nichts anderes als das Lukasevangelium mit seinen Worten „Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren, Christus der Herr“.

Pater Heinz Klapsing SSCC

1. Sonntag nach Weihnachten

29. Dezember 201

Evangelium nach Matthäus 2.13–15, 19–23

Fest der Heiligen Familie

Die Kindheit Jesu, wie der Evangelist Matthäus sie schildert, ist alles andere als eine Idylle. Von Anfang an ist das Kind tödlicher Verfolgung ausgesetzt. Der amtierende König erträgt die Konkurrenz des neugeborenen Königs nicht, und der Schwächere tut gut daran, aus dem Machtbereich des Stärkeren zu fliehen.

Darin spiegelt sich die Geschichte unserer Zeit und der Menschheit überhaupt. Auf unserer Erde sind siebzig Millionen Menschen aus verschiedenen Gründen auf der Flucht, um wenigstens zu überleben.

Weihnachten feierten wir, dass Gott selbst in Jesus in unsere Geschichte eingeht. Am Sonntag der Heiligen Familie  hören wir, wie dieser „Gott mit uns“ vertrieben, zum Flüchtling wird. Damit gibt der Evangelist eine Vorahnung vom Leidensweg des Kindes von Bethlehem und von dessen Passion.

Aber wie der Vater den jungen Jesus nicht der Macht des Herodes überließ, so wird er ihn auch am Kreuz nicht dem Tod überlassen, sondern in seiner Auferstehung zu neuem Leben rufen. Alle Tage bis zum Ende der Zeit, sogar über den Tod hinaus, soll er in unser Leben eintreten und sich als der „Gott mit uns“ erweisen.

Diese Botschaft geht auch vom Bild der 

            „Muttergottes von der immerwährenden Hilfe“ aus.

Jesus ist in seiner Geburt durch Maria wahrer Mensch geworden, den die Mutter liebevoll auf ihren Händen trägt. Diesem Kind wird Leid und Tod nicht erspart bleiben, worauf der Evangelist  Matthäus mit der Schilderung der Flucht nach Ägypten und die im christlichen Volk hochverehrte Ikone zeigt: Dem Kind werden die Leidenswergzeuge – Kreuz und Lanze - vor Augen gestellt. Gott hat seine Menschwerdung bis in den Tod ernst genommen; er leidet mit uns, darauf dürfen wir und auch alle Flüchtlinge der Welt unsere Hoffnung am Anfang dieses neuen Jahres setzen, und wie er uns dem Schutz der Gottesmutter anvertrauen. 

Impuls von Pater Heinz Klapsing SSCC

 

 

 

4. Advent – 22. Dezember 2019

Evangelium nach Matthäus 1,18-24/25

„… und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“
Das ist die zentrale Aussage dieses Evangeliumstextes. In der Adventszeit singen wir das Lied: „O komm, o komm, Emmanuel, du Licht der Welt, du Himmelskind, du Gottessohn. Bald kommt dein Heil: Emmanuel!“ und in der Weihnachtszeit in der 7. Strophe des Liedes „Jauchzet, ihr Himmel“ singen wir: „Süßer Immanuel, werd auch in mir nun geboren, wohne in mir“. „Immanuel – Gott mit uns“, das ist unser Glaube und unsere Hoffnung. An vielen Stellen in unserem Leben erfahren wir diese Zusage, am Intensivsten jedoch in der Eucharistiefeier: Gott lebt unter uns, durch uns will er in dieser Welt für diese Welt da sein.
Durch die Teilnahme am Mahl haben wir jetzt schon Anteil an Gottes Zusage, damit aber verbunden den Auftrag an jede/n von uns, diese Frohe Botschaft in die Welt, zu den Menschen zu tragen und sie dafür zu begeistern. Dazu segne und stärke uns der immer Mit-uns-gehende-Gott.

Einen besinnlichen vierten Advent und eine gesegnete frohe Weihnachtszeit

Elfriede Kuhmann

3. Advent – 15. Dezember 2019

Matthäus-Evangelium 11,2-11

Bist du es, der da kommen soll oder müssen wir auf einen andren warten?
Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen;
Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium,
die Frohe Botschaft verkündet. Selig ist, wer an mir, Jesus keinen Anstoß nimmt.

Der Kleinbauer aus Kenia gibt nicht auf, Bäume gegen die Bodenerosion und für gute Luft zu pflanzen, denn er hat anders als die Politiker*innen auf den Welt-Klimagipfel die Folgen des Klimawandels erfahren. Er ermutigt andere Kleinbauer – ein ermutigender Film „Danke für den Regen“.
Paulino, der Wächter des Waldes im Amazonasgebiet wurde erschossen, aber die Amazonassynode lässt sein Engagement auferstehen, ruft auf zum Schutz der indigenen Völker und ihrem Einsatz für den Wald.
Pfarrer Tobias Funke in Dresden entwickelt mit seiner Gemeinde alte Ideen neu, um „anders zu wachsen“ wie z.B. Waldluft statt Parfüm, Zoobesuch statt Stofftier oder eine Sommerschatzsuche-Ferienwoche, in der Materialien der Umgebung (Natur, Müll) neu entdeckt und die eigenen Kompetenzen gefördert werden wie reparieren statt wegwerfen....
Die Initiative „Kreativ gegen Kohle“ kämpft mit Unterschriftaktion gegen die Zerstörung weiterer Dörfer durch Kohleabbau „Die Kirchen im Dorf lassen“....
Lassen wir uns ermutigen durch diese Mitmenschen, im Namen Jesu heute uns Armen und der ganzen Schöpfung das Evangelium zu verkünden, schmackhaft zu machen. Und die Jugend haben wir dann auch noch an unsrer Seite!

Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Weiterlesen: www.friedensdekade.de/

2. Advent – 8. Dezember 2019

Matthäus-Evangelium 3,1-12

Wahlmöglichkeiten

Kaum eine Zeit des Jahres bestürmt unsere Sinne in dem Maße, wie die angeblich so stille Adventszeit. Die Zeit der Weihnachtsmärkte, Weihnachtskonzerte und Weihnachtsfeiern setzt uns einem beständigen Ansturm von Bildern, Geschmäckern, Gerüchen und Klängen aus. Das Angebot ist riesig:

Klassischer Weihnachtsmarkt im Schatten alter Fachwerkgiebel oder Weihnachtsmarkt im Wald, im Schloss oder auf dem Bauernhof?
Reibekuchen, Marzipan oder Glühwein?
Kinderschola, Kirchenchor oder Orgelmeditation?
Kitsch oder Kunst an tausend Verkaufsständen?

Ehrlich gesagt, ist dies eine Auswahl, die uns eigentlich überfordert. Ich habe doch nur eine Geldbörse; ich kann doch nur zwei Gläser Glühwein trinken; ich muss doch höchstens drei Märkte besucht haben, um zu entdecken, dass im Grunde alles gleich ist und ich habe doch nur vier Wochen, wie soll ich da alle Angebote wahrnehmen?

Die tausend Reize überfordern. Unsere Sinne sind verwirrt und wir haben das Gefühl, dass dem suchenden Herzen trotzdem etwas fehlt.

Das Kirchenjahr macht diesen Rummel nicht mit. Wir werden zu einer Entscheidung aufgefordert. Es ist nicht die unverbindliche Frage, ob ich ein Reibeplätzchen oder eine Thüringer Bratwurst esse. Der Advent kennt nur eine Wahl: Erwarte etwas von Got. Nur er ist unser Heil.

Es ist schade, dass der Advent zu einer Zeit der Beliebigkeiten verkommen ist.

Die biblischen Texte dieser Zeit sind eindeutig. Es kommen warnende Worte, die uns zeigen, dass wir im Leben oft genug verhängnisvolle Entscheidungen treffen. Es kommen Worte voller Trost und Hoffnung und es kommt die große Verheißung: In Christus erscheint die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes.

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

35. Sonntag im Jahreskreis

1. Advent – 1. Dezember 2019

Was haben wir doch für einen Gott!

Die liturgischen Texte am Ende des Kirchenjahres und jetzt, zu Beginn des neuen Kirchenjahres, haben es in sich. Sie kommen auf den ersten Blick als alles andere denn als frohe Botschaft rüber; sind nichts für ängstliche Gemüter. Immer wieder ist von Zerstörung die Rede, schrecklichen Ereignissen, Weltuntergang.

Und trotzdem unverdrossen: Gute Nachricht. Frohe Botschaft.

Auch das heutige Evangelium vom Weltuntergang ist kein Katastrophen-Szenario mit tödlichem Ausgang. Seine Botschaft ist die Zusage, dass Gott immer noch das Heft in der Hand hat und in der Hand behält, auch wenn man ihm das auf Erden und auch in der Kirche nicht mehr zutraut. Es gibt den allmächtigen Gott tatsächlich noch und so dürfen wir getrost und selbstbewusst den Kopf hochhalten. Unser Glaube wird Recht behalten. Unsere Hoffnung wird Recht behalten. Die Liebe wird Recht behalten. Der Himmel wird Recht behalten.

In allem Durcheinander und Chaos, aller Erbärmlichkeit in uns und um uns – welch eine Zusage, welch ein Luxus, purer Luxus, Gottes Luxus – für jeden und jede von uns, für alle Menschen. Was haben wir doch für einen wunderbaren Gott, der heillose Zeit in zeitloses Heil verwandeln wird. Der Untergang dieser Erde ist der Aufgang seiner Welt. Gott sei Dank! – Aber noch ist Advent!

Impuls von Pater Hans-Ulrich Willms SSCC 

 

34. Sonntag im Jahreskreis

24. November 2019

Christkönig – Lukasevangelium 23, 35-41

Im Sonntagsevangelium tritt uns der Spott mit voller Wucht entgegen. 
Aber alle, die den gekreuzigten Jesu verspotten, verkünden eine Wahrheit:

„Anderen hat er geholfen.“

Das ist die kürzeste und treffendste Charakterisierung Jesu.
Klar gesagt, was er in seinem Leben gesagt und getan hat: Anderen hat er geholfen!

Dass Andere leben können, das war sein Lebensinhalt. Er verstand sich als Mensch, der für Andere da war; an sich selbst hat er wohl am wenigsten gedacht; ja, selbst am Kreuz denkt er an Andere. 

Dieser Jesus, nicht von hochwohlgeborenen, huldvoll lächelnden Gestalten umgeben, sondern von gefühllosen Soldaten, die ihren Spott mit ihm treiben. Dieser König, von dem Lukas spricht, ist eigentlich ein Anti-König, auf den alles passt – nur nicht unsere Vorstellungen von einem König.
Und wer gehört zu ihm?

Frauen und Männer, Kinder und Senioren, Einheimische und Fremde, Reiche und Arme, Angesehene und Ausgegrenzte, Etablierte und jene ohne jede Lobby. Alle, die sich zu ihm bekennen; alle, die sein Wort hören und sei es auch nur bruchstückhaft; alle, die mit dazu beitragen, damit die Welt besser wird, damit die Menschen in Frieden und Anerkennung, in Würde und gegenseitiger Achtung leben.

 

Impuls von Pater Wolfgang Nick SSCC

 

33. Sonntag im Jahreskreis

17. November 2019

Wenn Ihr standhaft bleibt, werdet Ihr das Leben gewinnen.“ 
(aus dem Sonntagsevangelium nach Lukas 21, 19)

Unser Leben besteht aus Alltag und wir bestehen unser Leben im Alltag. Das erscheint uns manchmal eintönig, grau, routinehaft, langweilig. In unserer Gesellschaft gibt es viele Möglichkeiten dem Alltag zu entfliehen. „Wir kaufen uns glücklich“ steht auf den Eingangstüren eines Einkaufszentrums, „Last-minute-Angebote“ versprechen uns immer wieder dem Alltag zu entkommen. Wir machen aus allem einen „Event“. Der auferstandene Jesus lädt seine Jünger*innen ein, ihm im Alltag zu begegnen und im Alltag wiederzuerkennen. 

Madeleine Delbrêl erzählt, wie sie versucht, standhaft zu sein im Alltag, in der U-Bahn:
„Alle Straßen sind begehbar, in jeder U-Bahn kann man sitzen, alle Treppen steigen, (…)
Herr, gib wenigstens, dass die Kruste, die mich bedeckt, dir kein Hindernis sei. Geh durch.
Meine Augen, meine Hände, mein Mund sind dein.
Diese so traurige Frau mir gegenüber: hier ist mein Mund, damit du ihr zulächelst.
Dieses vor Bleichheit fast graue Kind: hier meine Augen, damit du es anschaust.
Dieser so müde, so müde Mann: hier ist mein Leib, damit du ihm meinen Platz gibst und meine Stimme, damit du ihm leise sagst: „Setz dich.”
Dieser so dumme, eingebildete, harte Bursche: hier ist mein Herz, dass du ihn liebst, stärker, als er je geliebt wurde.”
(M. Delbrêl, Wir Nachbarn der Kommunisten, Einsiedeln 1975, S. 54 –56)

Impuls von Pter Martin Königstein SSCC

 

32. Sonntag im Jahreskreis

10. November 2019

Lesung aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessalonich (2,16-3,5)

„Der Herr richte eure Herzen auf die Liebe Gottes aus und auf die Geduld Christi.“ Dieses Wort aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Thessalónich ist Teil der 2. Lesung in der Liturgie dieses Sonntags. Im Nachklang zum 9. November hat diese Aussage einen besonderen Klang: Mehr als 80 Jahre ist es her, dass in der Reichspogromnacht die Verfolgung des Jüdischen Volkes in Deutschland einen traurigen Höhepunkt erreichte; vor 30 Jahren fiel die Mauer, die Ost- und West-Deutschland voneinander trennte.

Heute drehen sich die Diskussionen in unserem Land um Umweltschutz und Extremismus. Innerhalb der Katholischen Kirche in Deutschland werden im Rahmen des synodalen Weges Umgang mit Macht, das Amt (und die Frau) in der Kirche, die Sexualmoral, die Priesterliche Lebensform und bei alledem das Miteinander von Klerikern und Laien thematisiert. Darüber nachzudenken ist wichtig; Kirche zu reformieren ist eine bleibende Aufgabe.

Paulus bespricht mit seinen Gemeinden nicht nur Themen. Er erinnert daran, dass Probleme angegangen und kirchliche und politische Konflikte gelöst werden können, wenn alle Beteiligten ihre Herzen auf die Liebe Gottes ausrichten, die allen Menschen zugesagt ist; ganz gleich, welche  religiösen oder politischen Thesen sie vertreten. 80 oder 30 Jahre später: Müsste da nicht alles „vergeben und vergessen“ sein? NEIN, vergessen birgt die Gefahr, nicht aus Fehlern oder Erfolgen zu lernen. Wo es uns nicht schnell genug geht und andere sich nicht zügig genug ändern, kann es helfen, die Geduld Jesu zu betrachten. Er hat im Umgang mit Menschen wie Petrus vorgelebt, dass Gras nicht schneller wächst, wenn wir daran ziehen.

Pater Manfred Kollig SSCC

31. Sonntag im Jahreskreis

3. November 2019

Evangelium nach Lukas 19,1–10

Im Evangelium vom Sonntag begegnet uns ein Wort, das der Evangelist Lukas mehrmals hervorhebt, wenn er etwas besonders Wichtiges einleiten will: Heute“. Als der Engel den Hirten die Geburt des Heilands verkündet, heißt es: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Heiland geboren.“ Am Schluss des Evangeliums hören wir aus dem Mund Jesu, wie er am Kreuz dem reumütigen Schächer versichert: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Und zu dem Zöllner Zachäus sagt er: „Heute muss ich in deinem Haus bleiben.“

Schon immer wollte Zachäus Jesus, von dem er so viel gehört hatte, sehen. Weil er aber klein von Statur war, war ihm die Sicht genommen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als auf einen Baum zu klettern. Doch statt sich über ihn lustig zu machen, ruft Jesus ihn herunter mit den Worten: „Heute muss ich in deinem Haus zu Gast sein.“

Wer die Nähe Jesu erfahren möchte, muss auch bereit sein, die Konsequenzen aus dieser Begegnung zu ziehen - nämlich nicht nur dem einzelnen Zöllner respektvoll zu begegnen, sondern auch Blinden wieder Perspektiven aufzuzeigen, Kranken tätige Liebe zu erweisen, von der Gesellschaft Ausgeschlossenen und Verachteten mit Verständnis und Hilfe zu begegnen.

Zachäus hat den Besuch Jesu dazu genutzt, seinem Leben eine neue, sinnstiftende Richtung in der Nachfolge Jesu zu geben. So hatte sich für ihn das Wort Jesu erfüllt: „Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden.“

Erinnern wir uns an eine Begegnung mit Jesus, von der wir sagen können: „Das war „mein Heute“? 

Pater Heinz Klapsing SSCC

30. Sonntag im Jahreskreis – 27. Oktober 2019

Evangelium nach Lukas, 18.9-14

Pharisäer oder Zöllner? Jesus versucht das Verhalten einiger seiner Zuhörer, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt sind und somit andere verachten, zu korrigieren.
Haben sich die Menschen in ihrem Verhalten seit der Zeit Jesus verändert? Nein! Es gibt immer noch viele Menschen, die ihr Handeln für gerechter halten als andere. Sie haben heute nur andere Berufe wie z.B. Politiker/in, Pfleger/in, Wissenschaftler/in, Verkäufer/in. Wo ordnen wir uns als praktizierende Christen ein? Ich höre schon mit dem Brustton der Überzeugung von vielen: „natürlich beim Zöllner“. Halten wir ehrlich einmal Inne und überprüfen unser Denken. Sind nicht vielleicht beide, der Pharisäer und der Zöllner, in uns zu finden?
Als Christen sollen wir weltweit unterwegs sein im Auftrag Jesu, uns für Gerechtigkeit einzusetzen.
Und noch etwas: In jedem Menschen begegnet uns Christus. Das fordert uns immer wieder von Neuem heraus, mit allen Menschen auf Augenhöhe zu sein und zu bleiben.
Beten wir für eine gerechtere Welt.

Elfriede Kuhmann

29. Sonntag im Jahreskreis – 20. Oktober 2019

Evangelium nach Lukas 18,1-8

Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern bei ihnen zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?

Die arme Witwe macht deutlich, dass wir uns um das Recht bemühen müssen mit vollem Einsatz und das Gebet zu Gott, die Bitte um die wahrhaftige Kraft zum Guten soll nicht enden, solange Unrecht existiert.
Auch sind wir gerufen, uns zu vernetzen im Schreien um die Rechte der Menschen, besonders derer in Not, denn die Verantwortlichen heute sind nicht besser als die Richter damals. Sie versuchen, zu überhören, abzuschütteln, sich abzuschotten...
Ganz deutlich wird es im Versuch selbst der demokratischen Parteien, der Zivilgesellschaft und ihren Netzwerken wie Attac oder Deutsche Umwelthilfe oder Abgeordnetenwatch oder … den Hahn der Gemeinnützigkeit abzudrehen, damit sie „verdursten“, während sie den Hahn für Lobbyisten der Wirtschaft reichlich fließen lassen. Mehr denn je hat die Zivilgesellschaft Bedeutung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und die kirchlichen Hilfswerke erweisen ihre Glaubwürdigkeit und Notwendigkeit, wenn sie sich mit der Zivilgesellschaft vernetzen und auch laut klagen und einfordern und auf die Straßen gehen wie damals vor 30 Jahren in Leipzig. Das ist Gebet! Wir sollten es nähren in Seinem Mahl und im Hören auf Sein Wort und im Besinnen vor IHM, der den Weg der Hingabe für Recht und Gerechtigkeit öffentlich demonstrativ ging im Vertrauen auf den Vater und erhört wurde, auferweckt zu seinem Recht kommt. Glauben wir an IHN und sein Vertrauen und seinen Einsatz!?

Wir sind Gesandte an Christi statt
„Niemand ist unnütz und unbedeutend für die Liebe Gottes. Jeder von uns ist eine Mission in der Welt, weil er Frucht der Liebe Gottes ist“ (Papst Franziskus)

Pater Wolfgang Jungheim SSCC

mehr:https://www.missio-hilft.de/mitmachen/weltmissionssonntag-2019/.

28. Sonntag im Jahreskreis - 13. Oktober 2019

Evangelium nach Lukas 17,11-19

Danke!

Dass von zehn Aussätzigen nur einer zurückkommt, um Jesus für die Heilung zu danken, empfinden wir als schäbig. Das darf doch nicht wahr sein? Ein Missverhältnis von 9 zu 1. Neunmal Undank und nur einmal Dank. Es fällt leicht, sich zu empören.
Eine andere Sache ist natürlich die Tatsache, wie berechtigt unsere Empörung wirklich ist? Wie dankbar sind wir denn?
Natürlich sagen wir als höfliche Menschen ,,Danke", wenn man uns eine Tür aufhält, ein Glas Bier serviert oder ,,gute Besserung" wünscht. Aber es geht nicht um diese reflexartig eingeübte Alltagshöflichkeit.
Dankbarkeit ist eine Grundhaltung des Glaubens. Die entscheidenden Dinge unseres Lebens bekommen wir doch ohne unseren Verdienst. Wir leben, atmen, essen und trinken. Wir sind von Anfang unseres Lebens an von Menschen begleitet worden, die uns Liebe und Fürsorge schenkten. Wir haben vielerlei Begabungen und durften vielerlei lernen. Im Sakrament der Taufe sind wir in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen worden, lernten Christus kennen und fanden Menschen, mit denen zusammen wir ihm dienen dürfen.
Wir haben in Jesus Christus einen Bruder, der uns Fehler vergibt, in ausweglosen Situationen Hoffnung verleiht und uns zur Vollendung führt.

Ist uns bewusst, was uns da alles geschenkt ist? Wir nehmen vieles als ganz selbstverständlich an, und unsere Bilanz von Dank und Undank kann auch schnell 1 zu 9 ausgehen. Glauben heißt danken, und nicht ohne Grund heißt unsere wichtigste liturgische Feier ,,Eucharistie". Eucharistie aber heißt ,,Danksagung".

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

27. Sonntag im Jahreskreis – 6. Oktober 2019

Evangelium nach Lukas 17,5-10

Erntedank

"Das war heute schön! Toll, wie der Küster geschmückt hat. Vor dem Altar einen großen Berg von Früchten, Kartoffeln, Brot und Wein und Blumen. Echt super. Musst du dir anschauen. Lohnt sich."
Ich war ein wenig irritiert und bin es immer noch. Schön, dass sie die viele Arbeit des Küsters sieht. Hat sie ihm das auch gesagt? Ich habe den Eindruck, uns sind drei Worte abhanden gekommen: Danke, Bitte, Entschuldigung.
Warum nicht mal so?!
Ich danke dir, dass du dir so viel Arbeit und Mühe machst.
Ich danke dir, dass du dich so um und für uns sorgst.
Ich danke dir, dass ich mich bei dir angenommen fühle.
Ich danke dir, dass dein Blick mich liebevoll umfängt.
Ich danke dir, dass du mich so annimmst wie ich bin.
Ich danke dir, dass ich bei dir meine Sorgen und Probleme sagen darf.
Ich danke dir, dass du mir zuhörst.
Ich danke dir, dass ...
Es gibt so viel zum Danken und so Vielen. Obwohl uns bewusst ist, dass das Danken das Leben lebens- und liebenswerter macht,
warum unterlassen wir es?

Einen Tag des herzlichen Dankens wünscht
Pater Wolfgang Nick SSCC

 

26. Sonntag im Jahreskreis

29. September 2019

Aus dem Sonntagsevangelium (Lukas 15, 1–32):

„Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.“ 

Lukas 16, 19–31

In ganz knappen Pinselstrichen zeichnet uns Lukas in diesem Text zwei ganz verschiedene Perspektiven auf das eigene Leben, auf die Mitmenschen und die Lebensumstände. Es kommt darauf an, wo ich stehe, von woher ich schaue, so erlebe und sehe ich das Leben und die Dinge. 

Das bedeutet, dass wir fast nie einen umfassenden Blick auf die Dinge, das Leben und die Menschen, und somit auch nicht auf Gott haben, wenn wir uns nicht bewegen und uns auf andere Blick-Punkte stellen und von da aus neu schauen. Und doch tun wir doch oft so, als ob unsere Sichtweise, meine Art die Dinge zu verstehen, die allgemein und allein gültige wären.

Auf verschiedene Weise lädt Jesus uns im Evangelium immer wieder ein, uns auf den Platz des anderen zu stellen, in seine Haut zu schlüpfen, um noch einmal zu schauen, um zu sehen wie sich von dort her das Leben anfühlt. 

Es scheint, dass die Menschen, dass wir immer weniger dazu in der Lage sind, immer weniger bereit sind unseren eigenen Standpunkt zu relativieren und noch einmal zu überprüfen. 

Jesus stand immer neben Lazarus, neben den armen Schluckern, von der Schwäche her hat er versucht, uns Wege der Geschwisterlichkeit, der Gerechtigkeit zu zeigen. Wege, auf denen Frieden möglich wird. 

Impuls von Martin Königstein SSCC

Impuls zum 25. Sonntag im Jahreskreis

Minuszinsen

Der Prophet Amos wendet sich in der 1. Lesung an diesem Sonntag an alle Menschen, die die Armen verfolgen und die ohnehin Gebeugten unterdrücken. Er droht ihnen, dass Jahwe ihre Taten nicht vergessen wird. Wer die Armen unterdrückt und sein Eigentum nicht teilt, wird vielleicht erleben, dass der Wert seines Eigentums steigt. Aber sein eigener Wert und der Wert seines Lebens werden sinken. Was der Prophet schreibt, erinnert an das Wort Jesu: "Was ihr dem Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir nicht getan." (Matthäus 25,45). Minuszinsen, die wir vielleicht schon oder bald auf unser Erspartes zahlen, mögen uns aus gutem Grund ärgern. Bedrohlicher für uns und für die Gesellschaft sind aber jene Minuszinsen, die wir zahlen, wenn wir unseren Wohlstand nicht teilen, sondern ihn gedankenlos und selbstverständlich anhäufen und nur für uns selbst gebrauchen.

Foto und Text: P. Manfred Kollig SSCC

24. Sonntag im Jahreskreis – 15. September 2019

Evangelium nach Lukas 15, 1-32

Auf dem Bahnsteig eines großen Bahnhofs kann man oft Menschen beobachten, die ganz aufgeregt immer wieder auf die Uhr schauen und dann ganz angespannt in die Richtung aus der der erwartete Zug einfahren soll. Kommt er dann endlich, wird jedes Fenster mit den Augen abgetastet, ob sich vielleicht die oder der Erwartete dahinter erkennen lässt. Dann hält der Zug, die Türen gehen auf, und schon bald wird der geliebte Mensch unter all den anderen ausgemacht. Froh einander gefunden zu haben, fällt die Begrüßung herzlich aus. Freude und Dankbarkeit auf beiden Seiten.
Vom Suchen und Gefundenwerden handeln im heutigen Evangelium zwei Gleichnisse. Zunächst wird von einem Mann berichtet, der von hundert Schafen – Zeichen eines großen Reichtums - eines verloren hat. Dann wird von einer armen Frau erzählt, die von ihren wenigen Ersparnissen eine Drachme - Tageslohn eines Arbeiters - verloren hat.
Im Sinn Jesu weisen beide Erzählungen auf Gott. Gott macht sich auf die Suche nach dem Menschen. Für ihn ist jeder Mensch – ob reich oder arm, Mann oder Frau – zu viel wert, als dass sein Leben ihm gleichgültig wäre. Dabei wartet Gott nicht auf die Hinwendung des Menschen zu ihm. Er tut alles Mögliche, um ihn heimzuholen und ruht nicht eher, als bis er den Menschen gefunden hat und bei ihm zur Ruhe kommt.
Dieses Verhalten Gottes ist Maßstab für unseren Umgang mit den an den Rand Geratenen. Christen sollen auch die im Blick behalten, die nicht mehr in der Herde mitmachen und sich von ihr getrennt haben; sie sollen sie nicht verloren geben, sondern sich um sie kümmern, ihnen nach und auf sie zugehen.

Pater Heinz Klappsing SSCC

 

23. Sonntag im Jahreskreis – 8. September 2019

Evangelium nach Lukas 14,25-33

Hart sind die Worte Jesu: Wenn jemand nicht sein ganzes Leben geringachtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Ist das, was Jesus da fordert, überhaupt für uns lebbar? Nun, wir könnten es uns einfach machen und sagen, dass es um eine besondere Nachfolge Jesu geht, die nur für einige wenige Auserwählte gilt, zum Beispiel für Ordensleute. Aber das, was Jesus sagt, geht uns alle an. Da gibt es nichts zu interpretieren. Es geht eben nicht nur um ein bisschen Nachfolge, Nächstenliebe, Frieden oder Gerechtigkeit. Ein bisschen Nachfolge bleibt ebenso dürftig wie ein bisschen Liebe, ein bisschen Gerechtigkeit oder ein bisschen Freiheit. Jesus will unser konsequentes Eintreten für Gerechtigkeit, unser ungeteiltes Ja zum Leben, auch und gerade dann, wenn uns der Wind mitunter stark ins Gesicht bläst. Er will unsere ganze Liebe. Jesus will uns ohne Wenn und Aber. Darum geht es ihm, nicht um einen besonderen Auftrag für einige wenige. Stärken wir uns durch sein Wort und sein Brot und leben wir seine Botschaft.

Impuls zum Sonntagsevangelium: Elfriede Kuhmann

22. Sonntag im Jahreskreis – 1. September 2019

Evangelium nach Lukas 14,1.7-14 und Lesung aus dem Buch Jesus Sirach 3,17-18.20.28-29

Antikriegstag (1.9.1939 Beginn des 2. Weltkriegs mit dem Angriff der Deutschen Wehrmacht auf Polen)

Plakat: Nie wieder Krieg von Käthe Kollwitz
Käthe Kollwitz, Nie wieder Krieg

 „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, wer sich selbst erniedrigt,wird
erhöht werden… Wenn du ein Essen gibst, lad Arme, Behinderte... ein, denn sie
können es dir nicht vergelten; dir wird es vergolten werden bei der Auferstehung
der Gerechten.“ (Lukas 14,1.7-14)

 „Bleibe bescheiden… Je größer du bist, umso mehr demütige dich... Es gibt keine
 Heilung für das Unglück des Hochmütigen, denn eine Pflanze der Bosheit hat in
 ihm Wurzel geschlagen...“ (Jesus Sirach 3,18 ff.)

Ich zuerst... Amerika first... Deutschland den Deutschen... Dem neuen Kalten Krieg im Kleinen und im Großen - befeuert von verantwortungslosem Reden, Hetzen von oben und unten – die Haltung und Vision Jesu entgegenhalten!
 
Katholische Bischöfe der USA angesichts der Schusswaffen-Attacken von El Paso und Dayton: „Das ist eine Epidemie gegen das Leben, der wir mit Gerechtigkeit entgegentreten müssen... Die Geißel der Waffengewalt breitet sich unkontrolliert im ganzen Land aus. Es ist an der Zeit, die Stimme für einen Wandel in Politik und Gesellschaft zu erheben... Mehr sinnlose Waffengewalt, mehr weißer Nationalismus, mehr Verachtung für die Heiligkeit des menschlichen Lebens sind zu beklagen. … Wir müssen eine liebende Gemeinschaft schafften, wie sie Jesus als Vision hatte...“
 
„Wir werden nicht zulassen, dass Hass gleich welcher Art, insbesondere der Hass auf das Judentum sein Ziel erreicht, unsere Gesellschaft zu spalten“, schrieb Erzbischof Koch dem Rabbiner Teichtal, der 63 Familienmitglieder in Ausschwitz verloren hat und nun in Berlin beschimpft und bespuckt wurde.

Margot Käßmann wirbt für Innehalten nach Gewalt auf Frankfurter Bahnhof: „Wir brauchen alle mehr Ruhe, um ernsthaft zu fragen, wie wir zu einem friedlichen Miteinander finden, anstatt den Hass wachsen zu lassen.“

Bischof Algermissen, Präsident der katholischen Friedensbewegung pax christi in Deutschland fordert nukleare Abrüstung „in einer Zeit, in der nukleare Regionalkrisen zu eskalieren drohen“.

Pater Wolfgang Jungheim SSCC

21. Sonntag im Jahreskreis – 25. August 2019

Evangelium nach Lukas 13,22-30

Mein Platz

Da hat man eine Platzkarte erworben und wartet auf den IC. Der fällt aus und beim Ersatzzug stimmt dann nichts mehr: Die Wagenreihung ist verändert, das Reservierungssystem ist zusammengebrochen und der Zug ist überfüllt, weil weniger Wagen als benötigt eingestellt wurden.

Das macht uns ärgerlich. Stillschweigend setzen wir voraus, dass die Bahn zu funktionieren hat, wenn wir sie in Anspruch nehmen. Unser Anspruchsniveau ist hoch. Für mich muss alles da sein: der gedeckte Tisch, das gut bestückte Konto, die vielen Dienste von der Müllabfuhr bis hin zum schmerzlosen Zahnarztbesuch. Wir sind verwöhnt. Das ist mein Recht, dafür habe ich immerhin gearbeitet, und überhaupt: Wem fällt es überhaupt ein, meine eigene Vortrefflichkeit und die daraus berechtigten Ansprüche nicht anzuerkennen? Und dieses Anspruchsdenken macht auch vor der Religion nicht halt.

Wir sind nicht allein mit dieser Denkweise. Im heutigen Evangelium macht Jesus seinem Volk klar, dass es nicht reicht, sich auf die Zugehörigkeit zu einem Volk oder einer bestimmten Religion zu berufen. Die Namen Abraham, Isaak und Jakob stehen für diesen Anspruch, aber das hilft nichts. Teilhabe am Reich Gottes setzt unsere persönliche Anstrengung voraus. Da kann man sich keine Platzkarten reservieren, nein da muss man es mit der Nachfolge Christi ernst nehmen, und sein Leben zur Richtschnur für das eigene Leben machen. Das bedeutet, dass man das Leben mit anderen teilt, und nicht alles Mögliche für sich reserviert. Denn das kann nach den Worten Jesu böse ausgehen.

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

20. Sonntag im Jahreskreis – 18. August 2019

Evangelium nach Lukas 12,49–53

»Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.«

Das ist ein ziemlich haariger Text, dem man sich, auch ich, am liebsten entziehen möchte. Eine Antwort fand ich beim Propheten Micha. Die Rede von der Spaltung bis in die Familie ist ein Zitat aus dem 7. Kapitel des Propheten Micha, bei dem die Entzweiung der nächsten Verwandten Merkmal der dem Ende vorausgehenden Not ist. Die Gerichtsanzeige bei Micha ist Folge sozialer Ungerechtigkeit. "... die Großen entscheiden nach ihrer Habgier - so verdrehen sie das Recht".

Ein Text von Wilhelm Willms sagt es in heutiger Sprache:

So reich waren wir nie wie heute,
so habgierig aber waren wir auch nie wie heute.

So satt ware wir nie wie heute,
so unersättlich aber waren wir auch nie wie heute.

So schöne Häuser hatten wir nie wie heute,
so unbehaust, so heimatlos aber waren wir auch nie wie heute.

So viel gesehen haben wir nie wie heute,
so blind aber waren wir nie wie heute.

So eng aufeinander haben die Menschen nie gelebt wie heute,
so weit weg voneinander aber waren die Menschen nie wie heute.

So hoch entwickelt waren wir nie wie heute,
so sehr am Ende aber waren wir nie wie heute.

Wir sehen die Zeichen, und jeder weiß eigentlich ganz gut, was zu tun ist.
Es fehlt das Tun.
Der Wille Gottes ist nicht: Macht diese Erde kaputt!

Impuls von Pater Wolfgang Nick SSCC 

19. Sonntag im Jahreskreis – 11. August 2019

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas 12,32–48

Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr über sein Gesinde einsetzen wird, damit er ihnen zur rechten Zeit die Tagesration gibt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Wahrhaftig, ich sage euch: Er wird ihn über sein ganzes Vermögen einsetzen.

Zur richtigen Zeit das Richtige tun. Dafür ist es notwendig ganz anwesend zu sein und ganz aufmerksam. Vielfach bin ich mit meinen Gedanken unterwegs, ich wandere und springe von einem Moment in der Vergangenheit zu einem anderen, oder aus der Vergangenheit in die Zukunft. Mir geht das nach, was ich gestern erlebt habe, es beschäftigt mich noch und meine Gedanken kreisen um die Freude, den Ärger, den Erfolg … von gestern. Oder mich befällt Angst oder Unbehagen, weil mich morgen etwas Schwieriges erwartet. Tatsache ist, dass ich kaum länger und aufmerksam gegenwärtig bin, jetzt und hier, bei der Person, die gerade mir gegenübersteht, bei den Umständen, die ich gerade gestalten könnte.

Dazu ein Gebet von Franz von Sales:

„Wenn dein Herz wandert oder leidet,
bringe es behutsam an seinen Platz zurück
und versetze es sanft in die Gegenwart deines Herrn.
Und selbst wenn du in deinem Leben nichts getan hast,
außer dein Herz zurückzubringen
und wieder in die Gegenwart Gottes zu versetzen,
obwohl es jedes Mal wieder fortlief,
nachdem du es zurückgeholt hattest,
dann hast du dein Leben wohl erfüllt."

Martin Königstein SSCC

18. Sonntag im Jahreskreis – 4. August 2019

Evangelium nach Lukas 12,13–21

Wieviel "reicher Kornbauer" steckt in mir?

HERR, DU warnst uns vor jeder Art von „Mehr-haben-wollen“. 

Mit gutem Grund, denn mir liegt es so nahe: Was gut war, will ich festhalten, will mehr davon, will es auf Dauer!

Und meine Gedanken kreisen oft um das, was morgen sein könnte. Mein Vertrauen darin, dass ich Lösungen dann finden werde, wenn Probleme auftauchen und dass DU dann bei mir sein wirst, um mögliches Leid mitzutragen, ist offenbar gering. Ich spüre immer wieder den starken Drang, Sicherheiten zu schaffen und Leid um jeden Preis zu vermeiden. Wie der reiche Kornbauer baue ich lieber größere Scheunen, lege Vorräte für das ungewisse Morgen an, glaube, das "Mehr-haben" mehr Sicherheit und mehr Erfüllung bedeutet. 

HERR, wenn ich in den nächsten Wochen das Korn auf den Feldern reifen sehe, will ich daran denken, dass DU es gut mit mir meinst. Ich will mich erinnern daran, dass DU weisst, dass meine Seele anderes braucht, nicht materielle Nahrung und Besitz, um zur Ruhe zu kommen. 

HERR, ich bitte DICH, lass mich mein Leben nicht auf morgen verschieben, sondern jetzt leben und lass meine Seele Ruhe in DIR finden.

Amen.

17. Sonntag im Jahreskreis – 28. Juli 2019

Evangelium nach Lukas 11,1-13

„Bittet, dann wird euch gegeben“ heißt es im Evangelium. Dabei haben wir alle schon einmal die Erfahrung gemacht, dass wir Gott eine Bitte vorgetragen haben und nicht erhört wurden. Dann neigen wir leicht zu dem Schluss, dass das Beten sowieso nicht hilft.

Aber es gibt auch die entgegengesetzte Erfahrung. Wir hatten Gott um etwas gebeten, und das Gegenteil traf ein: Wir hatten Gott gebeten, dass uns ein bestimmter Arbeitsplatz bei einer angesehenen Firma gegeben würde, und das Gegenteil traf ein. Dieses Unternehmen musste schon sehr bald Insolvenz anmelden. Stattdessen erhielten wir kurze Zeit später einen Arbeitsplatz bei einer anderen Firma, bei der alles stimmte: das Arbeitsklima, der Lohn, die Wertschätzung und die sichere Stelle.

Diese Erfahrungen regen zu der Frage an, nach welchen Kriterien Gott unseren Bitten einmal großzügig Gehör schenkt und ein anderes Mal nicht.

Auf eine solche Erfahrung gibt uns das Evangelium eine Antwort. Wenn schon bei uns Menschen der Vater dem Sohn eine Bitte nicht abschlägt und schon gar nichts Falsches oder Gefährliches gibt, dann ist es erst recht bei Gott so. „Wenn schon ihr euren Kindern gute Gaben gebt, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.“ Es geht also nicht um etwas, das wir erbitten sollen, sondern um die Gabe des Heiligen Geistes, der uns Vertrauen in die Führung Gottes gibt und Kraft, seinen Willen in jedem Fall anzunehmen, weil er es immer gut mit uns meint.

Pater Heinz Klapsing SSCC

16. Sonntag im Jahreskreis – 21. Juli 2019

Evangelium nach Lukas 10,38-42

„Marta, Marta, …“, Sie wissen schon, wie es weiter geht?! Was will Jesus Marta damals, wie uns Menschen heute damit sagen? Maria sitzt bei Jesus und hört ihm uneingeschränkt zu. Marta, im gleichen Raum, bereitet etwas zu essen zu und hört gleichzeitig zu. Wir würden heute vielleicht schon von „Multitasking“ sprechen. Wie fühlen wir uns, wenn wir nicht bei einer Sache bleiben? Zufrieden? Aus dieser Perspektive können wir Marta verstehen. Sie ist unzufrieden mit ihren zwei Rollen: Gastgeberin und Zuhörerin. Vielleicht sind ihr Jesu Worte nicht wichtig genug, um ihnen ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Jesus wendet sich immer ganz dem Menschen zu, ohne nebenbei etwas anderes zu machen. Den gleichen Anspruch stellt er auch an Marta und an uns alle: Ganz da zu und nicht mehrere Dinge gleichzeitig tun. Seine Antwort an Marta beinhaltet genau diesen Akzent: Maria hat das Bessere gewählt und indirekt ist seine Botschaft damit an Marta und an uns heute: nur eines zu wählen: zuhören oder agieren.

Im Zuhören verbunden
Elfriede Kuhmann

 

15. Sonntag im Jahreskreis – 14. Juli 2019

Evangelium nach Lukas 10,25–37

UNTEILBAR FÜR EINE OFFENE UND SOLIDARISCHE GESELLSCHAFT
Denn Gott wollte in seiner ganzen Fülle in ihm – Jesus – wohnen,
um durch ihn alles auf Erden zu versöhnen.
     Die Kraft der Versöhnung ist die Liebe Jesu zum Vater und zu uns.
    „Du sollst Gott lieben mit allen Kräften und deinen Nächsten wie dich selbst“

Gott lässt keinen Keil zwischen uns treiben --- unteilbar ist die Gemeinschaft Gottes
        keinen Keil zwischen RetterInnen und „Geretteten“ --- Seenotverpflichtung
        keinen Keil zwischen Arbeitenden hier und dort ---  faire Arbeit
        keinen Keil zwischen Gesunden und „Kranken“ --- Heilsgemeinschaft
        keinen Keil zwischen Sünder und „Gerechten“  --- Barmherzigkeit
        keinen Keil zwischen Heiden und „Gläubigen“  ---  Mauern einreißen

Die #unteilbar-Bewegung steht für eine offene und freie Gesellschaft der Vielen –

wir kämpfen gemeinsam
  • gegen jegliche Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Antifeminismus, gegen die Einschränkung von Grund- und Freiheitsrechten, gegen Sozialabbau und Verarmung
  • für eine offene und solidarische Gesellschaft.
Näheres: https://www.unteilbar.org

Pater Wolfgang Jungheim SSCC

14. Sonntag im Jahreskreis – 7. Juli 2019

Evangelium nach Lukas 10,1-12.17-20

In Seinem Element

Die Forelle im Gebirgsbach, der segelnde Adler im Aufwind, die widerkäuende Kuh auf der saftigen Wiese – sie sind in ihrem Element. Man schaut ihnen zu und ist überzeugt: Da gehören sie hin.

Wo ist der Mensch in seinem Element? Diese Frage scheint mir ungleich schwieriger zu beantworten. Auf einmal sehe ich tausend Möglichkeiten und Versuche, sich eine Welt zu schaffen, in der man in „seinem Element“ ist. Religionen, politische Parteien, große Philosophien und kleine „Fluchten“ ins Private und Persönliche sind Anzeichen dieses Strebens.

Das heutige Evangelium beginnt mit dem Satz. „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus!“

Friede bedeutet: aufbauen, heilen, versöhnen, aufmerksam sein sowie hoffen und beten. Wer den Frieden Christi sucht, lässt sich mittragen von der Kraft, mit der Jesus Christus die Erde erfüllt hat und die Jesus Christus „Reich Gottes“ nennt. Der Anbruch des Reiches Gottes ist der Kern seiner Verkündigung.

Für Christus gibt es keinen Zweifel: Suchen wir das Reich Gottes, dann sind wir in unserem Element.

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

13. Sonntag im Jahreskreis - 30. Juni 2019

Evangelium nach Lukas 9,51-62

In der Citykirche in Koblenz lag vor Wochen am Ausgang ein kleines Kärtchen auf dem stand: "Ich brauche dich - Gott"

Ja, der Mensch braucht Gott, wie immer dieser bei jedem einzelnen auch aussehen mag: weit weg, über den Himmeln, einen Gott der einen in Ruhe lässt, einen Automaten-Gott, der zu helfen hat, wenn ich ihm mein Gebet gebe oder einen Gott, der ganz konkret etwas mit meinem Leben zu tun hat.

Ich denke, das will uns Lukas sagen.
Diese harschen Antworten Jesu müssen ja einen Grund haben und der lautet:
Du musst dich entscheiden, kein Wischi-Waschi, mit mir mitgehen ist kein Sonntagsausflug. Du wirst gefordert sein. Du wirst dich für Gerechtigkeit, für das Leben einsetzen müssen. Dir werden deine Mitmenschen nicht egal sein. Und dazu gehören auch diejenigen, die du vielleicht nicht magst, die du lieber ihrem Schicksal überlässt, nicht auf- und annehmen willst, die dir auf die Nerven gehen; egal ob in der Familie, im Beruf, in der Nachbarschaft oder Flüchtlinge, Asylsuchende. Du wirst gefordert werden.
Wenn du dazu bereit bist, dann ...

Auf der Rückseite des anfangs erwähnten Kärtchen steht:
"Du brauchst mich. Ich weiß. Aber ich brauche dich auch.
 Ich möchte den Menschen zeigen, dass ich sie liebe.
 Durch dich."

Eine schöne, erholsame Ferienzeit
Pater Wolfgang Nick SSCC
 

12. Sonntag im Jahreskreis – 23. Juni 2019

Evangelium nach Lukas 9,18-24

Da fragte Jesus die Jünger: Für wen halten mich die Leute? (...)
Dann sagte er zu allen: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. (Lukas 9, 18 - 24)

,,Hinter Jesus hergehen" heißt, immer wieder ihn zum Maßstab meines Denkens und Handelns machen. Heißt über meine eigenen Kriterien, Denkformen und Handlungsmodelle hinaus zu gehen - sie also ,,verleugnen", mich immer wieder fragen: Wie würde Jesus jetzt, in dieser Situation, denken, handeln, ...
In der Nachfolge Jesu leben, bedeutet also immer wieder auch ,,querdenken", nicht auf jeden Fall dem ,,Mainstream" folgen, nicht mit dem Strom schwimmen, nicht  unbedingt einhergehen mit dem, was ,,die Leute" denken und tun, sondern selbst denken, fragen, sich informieren, zu eigenen Entscheidungen kommen und sie verantworten.
Für die, die ,,hinter Jesus hergehen" wollen, ist er das Maß. Er sagt von sich selbst: ,,Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben". (Johannesevangelium 14,6)

Pater Martin Königstein SSCC

Dreifaltigkeitssonntag - 16. Juni 2019

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Römer (5,1-5)

„Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ So schreibt der heilige Paulus an die Gemeinde in Rom.

Der Dreieinige Gott ist ein Gott in Beziehung. Dabei zeigt er sich in der Beziehung von Vater, Sohn und Heiligen Geist als der ruhende Gott. Zugleich ist er der Gott, der sich durch den Heiligen Geist öffnen lässt. Und er ist der Sohn, der sich auf den Weg macht in unsere Welt.

Wenn Gott uns einlädt, Teil seiner Gemeinschaft zu werden, bedeutet das: Wir dürfen ihn gelassen und ruhig anbeten. Wir können vertrauen, dass er mit uns geht. Gleichzeitig setzt er uns in Bewegung. Er will, dass wir unser Herz und unseren Verstand einsetzen, um ihn zu bezeugen. Wir sollen andere Menschen seine Liebe spüren lassen, indem wir unterstützen, stärken, ermutigen und korrigieren, bestätigen und streiten.  

Wie Gott Ruhe und Bewegung ist, Veränderung und Stabilität, Verbindlichkeit und Wandlung, so muss auch Kirche im Vertrauen auf Gott ruhen und sich zugleich von seinem Geist beunruhigen und bewegen lassen. Und wie der Dreieinige Gott kein geschlossener Club bleibt, sondern sich öffnet, so muss sich auch die Kirche immer wieder als Gemeinschaft und Gemeinde öffnen für die Anliegen und Sorgen, die Fragen und die Lebenssituation der Menschen.

Wie sich Dreieinigkeit nicht nur zeigt in der Einheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist, sondern in der Einheit mit uns Menschen, so zeigt sich auch die Einheit der Kirche nicht nur in der Qualität der Beziehung ihrer Mitglieder. Diese Einheit bewährt und bewahrheitet sich auch in der Beziehung zu denen, die nicht zur Kirche gehören.

„O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe. Entzünde die Herzen und weihe sie ein.“ So heißt es in der Cantate von Johann Sebastian Bach (BWV 34). Der Geist, der Gott ruhen und aufbrechen lässt, weihe uns ein. Dass dies möglich ist, lässt hoffen.

Text und Foto: Pater Manfred Kollig SSCC

Pfingsten – 9. Juni 2019

Evangelium nach Johannes 14,15-16.23b-26 alternativ: 20,19-23

Osterbilder vom Auferstandenen im Kreis seiner Jünger oder mit zwei von ihnen auf dem Weg nach Emmaus stehen uns noch vor Augen. Ein Bild zu finden vom Heiligen Geist, an den wir uns am Pfingstfest besonders erinnern, fällt uns dagegen schwer. Das Bild einer Taube hilft da auch nicht viel weiter.
In der Bibel wird das Bild einer Taube nur zweimal für das Wirken des Gottesgeistes gebraucht: Bei Noah bringt sie die gute Nachricht, dass das Wasser der großen  Flut  abgeflossen ist, und bei der Taufe Jesu, als er den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen sieht. Seitdem trägt und leitet ihn der Geist Gottes.

Wenn wir um den Heiligen Geist beten, beten wir um den Geist Jesu, der uns zeigt, wie Leben aus der Kraft des Heiligen Geistes aussehen könnte. Das kann dann wohl bewirken, dass der Geist Gottes uns ergreift wie die Apostel, unser Leben und unser Verhalten grundlegend verändert.
Wenn der Geist nicht kommt in Feuerbrand und Sturmesbraus, dann kann sich nichts Neues durchsetzen. Dann bleibt alles beim Alten, der Schlendrian und der Beharrungstrieb lassen jeden Impuls erlahmen.
Was sich daraus ergibt, wenn der Heilige Geist fehlt, lesen wir bei Athenagoras, einem Lehrer der Katechetenschule in Alexandrien im 2. Jahrhundert nach Christus:

Ohne den Heiligen Geist ist Gott fern,
bleibt Christus in der Vergangenheit,
ist das Evangelium ein toter Buchstabe,
die Autorität eine Herrschaftsform,
die Mission Propaganda,
die Liturgie eine Geisterbeschwörung
und das christliche Leben eine Sklavenmoral.

Athenagoras

Pater Heinz Klapsing SSCC

Siebter Sonntag der Osterzeit – 2. Juni 2019

Evangelium nach Johannes 17,20-26

Jesus ist es wichtig, für die Einheit aller Menschen, die an ihn glauben, zu beten und so zur Verherrlichung Gottes, seines und unseres Vaters, beizutragen, damals wie heute. Das zweimalige Beten: „Alle sollen eins sein: wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein.“ bekräftigt sein Anliegen.
Jesus predigt sein Anliegen nicht einfach seinen Zuhörern, sondern betet laut, so dass alle sein Gebet und damit sein Anliegen mitbekommen und ergriffen sein können, um es fortzusetzen.
Jesu Gebet ist nicht nur als Auftrag an die damaligen Zuhörer gerichtet, sondern ebenso an uns heute: „Betet immer wieder neu um die Einheit und versucht, sie gleichzeitig zu leben.“
Leben und Gebet gehen zusammen, denn „wenn wir in seiner Liebe bleiben, bleibt er in uns.“
Jesu Liebe zu uns verbindet uns untereinander und verpflichtet uns zur Einheit. So wird Gott sichtbar und erfahrbar in dieser Welt. Beten und Leben wir so.

Im Gebet verbunden
Elfriede Kuhmann

Sechster Sonntag der Osterzeit – 26. Mai 2019

Evangelium nach Johannes 26,23-29

Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten
mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm
kommen und bei ihm wohnen

Sein Wort: Liebt einander wie ich euch liebe!                          
           Ihr alle seid Schwestern und Brüder
Bestätigung: Auch die „Heiden“ empfingen
             den Heiligen Geist
Verheißung: Gottes neue Stadt ist nach allen Seiten offen
            Jesus unser Bruder ist das Licht der Stadt

So wählt heute, dass Europa ein Haus für alle ist

weiterlesen:


www.wir-gegen-rassismus.de
https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/aufruf...kirchen...europawahl/detail/

Pater Wolfgang Jungheim SSCC

Fünfter Sonntag der Osterzeit – 19. Mai 2019

Evangelium nach Johannes 13,31-33a.34-35

Startkapital

In einer meiner Pfarreien erzählte man gerne die Geschichte eines Mannes, der nach der Entlassung aus der Gefangenschaft mit einer geliehenen Schippe anfing für andere zu arbeiten. 20 Jahre später war er einer der größten Tiefbauunternehmer der Stadt.

Wir lieben solche Erfolgsgeschichten, fragen aber auch, wie funktioniert das? Dass es längst nicht immer funktioniert, ist auch ziemlich deutlich.
Wie sieht das Startkapital für ein Weiterkommen aus?
Zur Zeit Jesu konnten dies ein paar Schafe sein oder einige Olivenbäume, aber Jesus spricht nicht von Geld und Gut. Das heutige Evangelium ist davon geprägt, dass Jesus seine Jünger auf die Zeit nach Himmelfahrt vorbereitet. Was er ihnen mitgibt, ist sein Vermächtnis: „Liebt einander wie ich euch geliebt habe“.
Das Startkapital ist vorhanden. Unser Kapital ist unser „Mensch-Sein“ mit Leib, Seele, Herz und Verstand. Es folgt die Gebrauchsanweisung: „Liebt einander, …  daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid“.

Die aktuelle Situation der Kirche ist davon geprägt, dass sie kleiner wird und Einfluss verliert. Das schafft Ängste. Denken wir aber daran, dass die Stärke der Kirche nicht in prächtigen Kirchen, gewaltigen sozialen Unternehmen oder in gesellschaftlicher und politischer Macht besteht. Unser Kapital ist die Botschaft Jesu und die Bereitschaft unsere verschiedenen Kräften und Begabungen in seinen Dienst zu stellen. Wenn der Herr in unserem Tun sichtbar wird, ist das gut für uns und die Welt.  Geld und Gut ist dann gar nicht so wichtig. Es gibt besseres Startkapital!

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

Vierter Sonntag der Osterzeit - 12. Mai 2019

Evangelium nach Johannes 10,27-30

Selten ist ein Evangelientext so kurz. Jedes Wort scheint nicht nur wichtig, es ist es auch. Sein Wort: "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben." "Leben in Fülle haben" - nicht im Überfluss und ohne Sorgen, nicht ohne Leid und Not und Schmerz und Krankheit, aber mit ihm. Er geht mit, mag das Leben schön oder angstvoll, zufrieden oder leidend sein. Er geht mit, damit wir uns der Wirklichkeit und der Wahrheit stellen und damit wir den Weg gehen durch diese Welt mit all dem Schönen und Hoffnungsvollen, mit all dem Guten und der Hilfe, aber auch mit all dem Versagen und der Sünde. Er, Jesus der gute Hirte, nimmt uns an der Hand und wenn notwendig auf den Arm, damit wir das Ziel des Weges erreichen können - "ich gebe ihnen ewiges Leben".

Pater Wolfgang Nick SSCC

Dritter Sonntag der Osterzeit – 5.Mai 2019

Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist. (Apostelgeschichte 5, 32)

Am Rand eines kleinen Dorfes im Westerwald standen zwei Rentner, die sich angeregt unterhielten. Da kam plötzlich ein Hase vorbei und hinter ihm her laut kläffend zwei Hunde. Der Hase entkam immer wieder den Hunden in dem er geschickt Haken schlug und die Richtung änderte. Zu den Hunden gesellten sich nach und nach weitere Hunde, die sich ihnen bellend anschlossen und hinter der Meute herliefen. Das ging eine ganze Weile so, der Hase und hinter ihm her die kläffende Hundemeute kamen mal näher, mal entfernten sie sich. Die Rentner unterhielten sich weiter, hatten aber auch ein Auge auf den Hasen und seine Verfolger und merkten so, dass nach und nach die Hunde einer nach dem andern die Verfolgung aufgaben. Zum Schluss waren nur noch die beiden ersten Hunde bei der Verfolgung. Da sagte der eine der beiden Männer zum anderen: verstehst du das, alle geben auf nur die beiden bleiben auf der Fährte des Hasen. Ja, sagt der andere, diese beiden haben den Hasen gesehen, die anderen sind nur dem Gebell ihrer Artgenossen nachgelaufen.

Was habe ich gesehen? Was habe ich gehört? Was habe ich erfahren vom Auferstandenen Herrn? Nur wenn ich IHM begegnet bin und IHN erkannt habe, werde ich Kraft und Ausdauer haben, um auf der Spur zu bleiben. Und nur dann kann ich zum Zeugen werden. Die Erzählungen der Frauen und Männer, die dem Auferstandenen begegnet sind, zeigen uns, wie sie den Auferstandenen im Alltag auf ganz verschiedene Art und Weise erfahren haben. Auch ich kann diese Erfahrung machen, immer wenn ich merke, dass das Leben wächst, gefördert wird, schöner wird, sicherer wird, immer dann bin ich nahe dran.

Ich möchte dem Leben auf der Spur bleiben.

Martin Königstein SSCC

Ostern – Fest der Auferstehung des Herrn

Entwurf für ein Osterlied Die Erde ist schön, und es lebt sich leicht im Tal der Hoffnung. Gebete werden erhört. Gott wohnt nah hinterm Zaun. Die Zeitung weiß keine Zeile vom Turmbau. Das Messer findet den Mörder nicht. Er lacht mit Abel. Das Gras ist unverwelklicher grün als der Lorbeer. Im Rohr der Rakete nisten die Tauben. Nicht irr surrt die Fliege an tödlicher Scheibe. Alle Wege sind offen. Im Atlas fehlen die Grenzen. Das Wort ist verstehbar. Wer Ja sagt, meint Ja, und Ich liebe bedeutet: jetzt und für ewig. Der Zorn brennt langsam. Die Hand des Armen ist nie ohne Brot. Geschosse werden im Flug gestoppt. Der Engel steht abends am Tor. Er hat gebräuchliche Namen und sagt, wenn ich sterbe: Steh auf. Rudolf Otto Wiemer

Mit diesem Gedicht von Rudolf Otto Wiemer wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Osterfest.

Pater Heinz Klapsing SSCC

2. Ostersonntag – 28. April 2019

1. Lesung Apostelgeschichte 5,12-16)

Eine heilende Kirche

Über die Urkirche hören wir, dass man alle Kranken und Geplagten zu den Jüngern Jesu brachte. Petrus und die anderen Jünger legten ihnen die Hände auf und beteten. Sie glaubten fest daran, dass Jesus ihnen die Kraft weitergegeben hat, andere Menschen zu heilen.

Wie zeigte sich diese Heilung? Teilweise wurden die Menschen wieder gesund. Teilweise wurden sie nicht gesund, bekamen aber eine andere Sicht auf ihre Krankheit. Teilweise gab es für sie im Leiden einen „Lichtblick“.

Der Auferstandene wirkt durch seine Jünger weiter. Und doch wird weiter gelitten und gestorben. Jesus Christus hat alles getan, was er tun konnte. Aber er hat noch nicht alles bewirkt. So warten bis zum heutigen Tag viele Menschen auf Heilung und Erlösung.

Heilung geschieht dort, wo Menschen glauben können, dass der Auferstandene in Krankheit und Leiden, im Misserfolg und im Scheitern, in Sünde und im Tod anwesend ist. Geheilt sind Menschen, wenn sie trotz der Unsichtbarkeit Gottes an seine Gegenwart und Fürsorge glauben.

Heilende Kraft kann von uns ausgehen, wo wir den Glauben an den anwesenden und unsichtbaren Gott bezeugen.

Foto und Text: Pater Manfred Kollig SSCC

Palmsonntag – 14. April 2019

Evangelium nach Lukas 22,14-23,56

Am Palmsonntag, dem letzten und sechsten Sonntag der österlichen Bußzeit, gedenken wir des Einzugs Jesu in die Stadt Jerusalem und seiner Leidensgeschichte. Damit beginnt die „Heilige Woche“ und sie bedarf einer feierlichen Eröffnung, in der zeichenhaft deutlich wird, dass wir „dem Herrn auf seinem Leidensweg folgen und an seinem Kreuz teilnehmen, damit auch wir Anteil erhalten an seiner Auferstehung und seinem Leben“ – wie es in der Begrüßung der Gemeinde heißt.
Dies kommt am besten in einer Prozession zum Ausdruck. Zweige werden gesegnet. Sie sind „Zeichen des Lebens und des Sieges, mit denen wir Christus, unserem König, huldigen“ (Segensgebet).
Aus dem Evangelium nach Lukas hören wir: „Als er sich schon dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die Schar der Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten. Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe!“ (Lukas 19,37f)
Während der Prozession singt die Gemeinde: „Hosanna dem Sohne Davids! Gepriesen, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel. Hosanna in der Höhe!“ (Matthäus 21,9)
Den Hosannajubel hat Jesus hingenommen. Danach aber wird er alle gegen sich haben. Auch seine Jünger werden ihn allein lassen. Die Kirche hat im Laufe der Zeit beides erlebt, begeisterte Zu-stimmung und entschiedene Ablehnung.

Eine gesegnete Heilige Woche
Elfriede Kuhmann

 

5. Sonntag der Fastenzeit – 7. April 2019

Evangelium nach Johannes 8,1–11

Mach was draus: Sei Zukunft!

 

            Ist das dein Aufruf an mich, Gott?

            Dein Ruf? Meine Be-rufung?

            Mach was draus: Sei Zukunft!

            Dein Wort habe ich gehört.

            Im Mahl bin ich dir begegnet.

            Im Brot hast Du mich gestärkt.

 

            Mach was draus, Gott!

            Wirke in mir.

            Belebe mich.

            Heb mich empor.

 

            Mach was draus, Gott!

            Aus dem, was ich sehe.

            Aus meinen Fähigkeiten.

            Aus meinen Charismen.

 

            Sei du die Zukunft, Gott.

            Mit meinen Gaben.

            Mit meinen Händen.

            Mit meiner Stimme.

 

            Ich vertraue: Wir machen was draus!

            Du und ich und wir alle, Gott.

            Gemeinsam sind wir die Zukunft.

 

Raus aus der Perspektivlosigkeit! Weitere Informationen zum MISEREOR-Partnerprojekt „Mi nuevo plan de vida“ (MNPV)

4. Sonntag der Fastenzeit – 31. März 2019

Evangelium nach Lukas (15,1-3. 11-32)

Drei Skandale

Der erste Sohn bringt das Vermögen seines Vaters durch. Als er völlig blank ist, kommt er zurück, bekennt seine Schuld und alles wird gut. Darf man es so einfach gemacht bekommen?

Der Vater hat seinen Sohn ausbezahlt. Der Sohn wirft das Vermögen mit vollen Händen aus dem Fenster; kehrt dann reumütig zurück, und der Vater organisiert ein großes Fest: keine Strafe, keine Bewährungsauflagen, keine pädagogischen Maßnahmen. Darf ein Vater so einfältig gut sein?

Der zweite Sohn war immer zu Hause, machte was der Vater ihm auftrug und gönnte sich nichts. Für ihn wurde nicht einmal ein Ziegenböcklein geschlachtet. Darf man sich mit so einer Behandlung abfinden?

Das Evangelium vom verlorenen Sohn hat es in sich? Die drei oben gestellten Fragen sind meiner Ansicht nach verständlich. Wer kann das Verhalten des Vaters verstehen?

Wenn wir so fragen, verraten wir, dass wir in sehr menschlichen Kategorien denken. Für uns gelten Gesetze und Regeln, Schuld und Sühne, Leistung und Belohnung. Das Evangelium provoziert, indem es uns darauf hinweist, dass bei Gott ganz offenbar andere Maßstäbe gelten. Er will, dass wir leben und das heutige Evangelium ist ein Text, der uns einlädt, über das nachzudenken, was wir Gnade nennen. Es geht um neue (göttliche) Gedanken - ein neues Herz - ein neues Leben.

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

3. Sonntag der Fastenzeit

Evangelium Lukas 13,1-9

Beim Lesen des Evangeliums vom 3. Fastensonntag kam mir der Gedanke, das wäre "Stoff" für Schlagzeilen für die Zeitung mit den großen Buchstaben.
"Des Aufstands Verdächtige auf Befehl des Pilatus brutal umgebracht; 18 Menschen unter den Trümmern - tot."
Das Fatale bei der Sache ist, dass die Ereignisse vom Volk als Strafe für die Sünden der Betroffenen gedeutet werden. Jesus wendet sich mit aller Entschiedenheit gegen diese Deutung. Die Betroffenen waren auch nicht schlechter als die, die davon kamen. Unglücksfälle sind keine Strafe.
Was sie sein können, ist eine Mahnung: "Wenn ihr euch nicht bekehrt..."

Und wie sehr Gott nicht der Strafende ist, sondern es gut mit uns meint, erfahren wir im zweiten Teil des Evangeliums, im Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum. Er bringt nichts, keine Rendite, kein Ertrag, kein Gewinn und dennoch bekommt er noch einmal eine Chance. Der Evangelist Lukas sagt uns nicht, wie die Geschichte mit dem Feigenbaum ausgeht. Ich unterstelle ihm, sollte der Feigenbaum im nächsten Jahr wieder keine Früchte bringen, dann wird der Gärtner sich wieder für ihn einsetzen.  
Das Evangelium macht, so denke ich, so richtig Mut: es kann werden!

Pater Wolfgang Nick SSCC
 

2. Sonntag der Fastenzeit

Lukas 9,28b-36

Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Petrus sah Jesus in strahlendem Licht.

Petrus meinte Jesus zu kennen. Täglich hatten sie miteinander zu tun. Da gewöhnt man sich aneinander, meint sich zu kennen und erwartet nach einiger Zeit nicht mehr viel Neues.
Wir können uns fragen: in welchem Licht sehe ich die Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe? Erwarte ich noch etwas Neues? Merke ich, wenn sich etwas im Verhalten, im Aussehen, in der Art zu sprechen des Partners, der Partnerin, des Kollegen, der Freundin ändert?

Ich kann aufmerksam und achtsam werden, ich kann mich danach sehnen das Göttliche, das Leuchten, die Schönheit in jedem Menschen, in jedem Lebewesen, in jedem Ereignis zu entdecken. Immer wieder.

Pater Martin Königstein SSCC

1. Sonntag der österlichen Bußzeit

1. Lesung: Dtn 26,4–10

Von Nichts kommt nichts

Alles hat einen Grund. Alles hat einen Sinn. Die Fastenzeit lädt dazu ein, den Fragen nachzugehen: Wem verdanke ich mich? Wem verdanken wir das Gute und Schöne, Frieden und Wohlstand? Wie können wir tragen und ertragen, was böse ist; was Leben stört und zerstört? Gott hat zugesagt, da zu sein und mitzugehen durch schwierige Zeiten und Wüstenlandschaft. Er hat zugesagt, in ein gutes Land zu führen.
Am 1. Fastensonntag hören wir eine Lesung aus dem Buch Deuteronomium. Hierin heißt es im Kapitel 26, 7–9: „Wir schrien zum Herrn, dem Gott unserer Väter, und der Herr hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der Herr führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, in dem Milch und Honig fließen.“
Ein Land, in dem Milch und Honig fließen, haben wir vielleicht nicht gefunden. Aber wir leben in einem Land, in dem es viel Gutes gibt. Vor 3000 Jahren hat Mose die Sippenführer und Priester aufgefordert, sich daran zu erinnern: Alle Gaben und alles Gute kommen von Gott. Deshalb sollen sie ihm auch danken und ihm die ersten Gaben bringen. Wie ist das heute bei uns? Wem danken wir heute? Wer bekommt heute die ersten und die meisten Gaben?

Text und Bild: Pater Manfred Kollig SSCC

8. Sonntag im Jahreskreis – 3. März 2019

Fastnachtssonntag

An diesem Wochenende hat die Karnevalszeit 2019 ihren Höhepunkt und ihren Abschluss erreicht. Die Büttenreden sind gehalten, den Politikern und anderen Personen des öffentlichen Lebens wurde mal wieder der Spiegel vorgehalten – Präsident Trump von den USA; die noch Bundeskanzlerin Merkel; Seehofer und die Asylanten; Ursula von der Leyen und die Gorch Fok … sie alle boten in diesem Jahr viel Stoff für gereimte Reden und großartig geschmückte Wagen besonders für dieses Wochenende und den Rosenmontag.
Dabei gab es viel zu lachen und manche Spitze zu beklatschen. Da dem Narren kein Zwang auferlegt ist, kann er tun und lassen, darstellen und kritisieren, was er will und wie er will.

Nur sehen wir die Schuld, die Schwächen, die Macken des andern schneller, schärfer und größer als die eigenen Fehler. Und wenn wir uns für die gewöhnliche Zeit des Jahres auch bemühen, die Weisung Jesu zu befolgen, den Splitter im Auge des Nächsten nicht wie einen Balken anzuprangern, so gilt auch das im Karneval nicht in jedem Fall. Wo bliebe dann der Spaß? Wohl aber gilt immer das wichtigste Gebot, und das ohne Abstriche, den Nächsten zu lieben; und das gilt eben nicht nur für die Karnevalstage.

Heinz Klapsing SSCC

7. Sonntag im Jahreskreis – 24. Februar 2019

Evangelium nach Lukas 6,27-38

Glaubensbekenntnis von Dorothee Sölle
Ich glaube an Gott, der die Welt nicht fertig geschaffen hat wie ein Ding, das immer so bleiben muss; der nicht nach ewigen Gesetzen regiert, die unabänderlich gelten; nicht nach natürlichen Ordnungen von Armen und Reichen, Sachverständigen und Uniformierten, Herrschenden und Ausgelieferten.
Ich glaube an Gott, der den Widerspruch des Lebendigen will und die Veränderung aller Zustände durch unsere Arbeit, durch unsere Politik.

Ich glaube an Jesus Christus, der Recht hatte, als er, „ein Einzelner, der nichts machen kann“, genau wie wir an der Veränderung aller Zustände arbeitete und darüber zugrunde ging.
An ihm messend erkenne ich, wie unsere Intelligenz verkrüppelt, unsere Fantasie erstickt, unsere Anstrengung vertan ist, weil wir nicht leben, wie er lebte.
Jeden Tag habe ich Angst, dass er umsonst gestorben ist, weil er in unsern Kirchen verscharrt ist, weil wir seine Revolution verraten haben in Gehorsam und Angst vor den Behörden.
Ich glaube an Jesus Christus, der aufersteht in unser Leben, dass wir frei werden von Vorurteilen und Anmaßung, von Angst und Hass und seine Revolution weitertreiben auf sein Reich hin.

Ich glaube an den Geist, der mit Jesus in die Welt gekommen ist, an die Gemeinschaft aller Völker und unsere Verantwortung für das, was aus unserer Erde wird, ein Tal voll Jammer, Hunger und Gewalt oder die Stadt Gottes.
Ich glaube an den gerechten Frieden, der herstellbar ist, an die Möglichkeit eines sinnvollen Lebens für alle Menschen, an die Zukunft dieser Welt Gottes.
Amen.

Im Gebet verbunden
Elfriede Kuhmann

6. Sonntag im Jahreskreis - 17.02.2019

Selig seid ihr, die ihr jetzt weint … 

Weh euch, die ihr reich seid, satt seid, die ihr jetzt lacht, die ihr von allen Menschen gelobt werdet … (vergl. Evangelium nach Lukas 6, 17.20–26)

Doro, der Flüchtling aus Afrika, hat mehr für seine Träume gelitten, als ich es je beschreiben könnte. In Libyen wurde Doro gnadenlos gefoltert. Sie schnitten ihm ins Gesicht, sein Gesicht wurde mit einer Kalaschnikow eingeschlagen, er verlor das Augenlicht auf einer Seite. Er wurde in den Bauch gestochen und immer wieder geschlagen – während sie seine Mutter anriefen und Lösegeld forderten. Diese Folter wiederholte sich viele Male. Schließlich verkaufte seine Mutter ihr eigenes Haus, doch er kam nicht frei, seine Folterer verkauften ihn als Sklaven. Dreimal versuchte er zu entkommen, immer wieder wurde er gefangen und erneut verkauft. Schließlich entkam er und floh übers Meer, wo er von uns gerettet wurde, doch nun darf er nicht an Land.

Ich hoffe, dass Güte durch die Menschen Europas fließen möge und sie dich, wenn du doch noch an Land kommst, leben und lieben lassen, als den sanftmütigen Menschen, den ich zu verehren gelernt habe.

Wenn die Leute sagen, dass wir sie „zurückbringen“ sollen, dann denke ich an Doro und höre ihn mir sagen: „Gib ihnen nicht die Schuld. Sie haben noch nie so gelitten. Sie wissen nicht, was sie meinen. … “

Brendan (Sea-Watch, 3 Rettungsteam): Aber seine innere Kraft flößt Demut ein. Er ist ein Leuchtturm …Doro ist freundlich, großzügig, nachdenklich und sanft. Sein Licht leuchtet immer noch hell.­­­

Zusammengestellt von Wolfgang Jungheim SSCC

5. Sonntag im Jahreskreis - 10.02.2019

Was traue ich mir zu?

Die Hauptpersonen in den Geschichten des Neuen Testamentes sind in der Regel sogenannte „kleine Leute“. Es beginnt mit der Hauptperson Jesus:  er ist der Sohn eines Zimmermanns aus der Provinz. Viele der Menschen, die er trifft, sind aus dem gleichen Milieu, so wie im heutigen Evangelium. Der Sohn des Zimmermanns trifft ein paar einfache Fischer am Strand des Sees Genezareth.

In diesem Rahmen ergeht das Wort an uns, mit fünf  für mich bemerkenswerten Aussagen.

  1. Der Ort der Berufung ist der Alltag. Die Fischer waschen ihre Netze, hier spricht Jesus sie an und die Jünger lassen sich ansprechen.
  2. Die Berufung erreicht Petrus mit drei anderen Männer. Sie hören gemeinsam auf ihn und folgen ihm auch gemeinsam.
  3. Petrus der Fischer pocht nicht auf seine Lebens- und Berufserfahrung. Er wirft das Netz im Vertrauen auf Jesus noch einmal aus und es wird wider alle „gesunde Vernunft“ voll mit Fischen.
  4. Petrus ruft: Geh weg Herr, ich bin ein sündiger Mensch“. Ich habe den Eindruck, dass Jesus das schlichtweg überhört. Es sagt nur: „Fürchte dich nicht!“ Meint Jesus vielleicht: „Fürchte dich nicht vor deiner Schwäche“. In meinem Verständnis ist es so, denn Petrus bekommt einen neuen Auftrag.
  5. Dann „zogen sie die Boote an Land und folgten ihm“. Von jetzt an liegt die Zukunft nicht im Gewohnten, sondern in der Nachfolge Christi.

Jesus traut den kleinen Leuten viel zu. Was traue ich mir zu?

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

4. Sonntag im Jahreskreis 3. 02. 2019

Lk 4, 21–30

Es fängt alles gut an. Sie sind zufrieden. Sie spenden Beifall. Sie wundern sich wie begnadet er redet. Aber dann: Ablehnung, Kälte. Sie drängen ihn an den Rand der Stadt, an den Rand des Abhangs.
Alle erwarten den Messias.
Als er kommt, geboren am Rand der Stadt Bethlehem.
Und gestorben: am Rand der Stadt Jerusalem.
Jesus eine Randfigur?
Es ist ein Problem. Für die Leute in Nazaret war er der Bub von nebenan, den sie kannten, über den sie vielleicht schon mal den Kopf geschüttelt haben. Für sie war er Mensch, ganz Mensch.
Es gilt die Spannung auszuhalten. Es gilt das Unvorstellbare , das so gar nicht ins normale, einfache Denken pasende zwischen dem Mann aus Nazaret, Jesus, und dem Christus des Glaubens auszuhalten.
Jesus eine Randfigur oder ist er so nahe, dass wir ihm Heil und Erlösung zutrauen?
Wenn ja, dann kann es sein, dass wir durch, mit ihm für Andere zum Heil werden, dass Andere für uns, für mich zum Mittler des Heils werden.

Einen schönen Sonntag in wohltuender Wärme wünscht
P. Wolfgang Nick

3. Sonntag im Jahreskreis – 27.01.2019

Sonntagsevangelium: Lukas 1, 1-4; 4, 14-21

Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. (Lk 4, 14 ff – Jes 61, 1 ff)

Der Auftrag Jesu ist für Lukas die Verkündigung und Verwirklichung einer guten Nachricht der Befreiung, der Hoffnung, des gelungenen Lebens und der Freude für alle Menschen ohne Ausnahme und ohne Bedingung. Um das deutlich zu machen zitiert Lukas den Propheten Jesaja (Jes 61, 1 ff). Wenn die Armen, also die Gefangenen, die Blinden, die Zerschlagenen usw. mit eingeschlossen sind in die Absicht Gottes, dann bleibt niemand draußen, dann sind alle eingeschlossen. Wir machen oft Unterschiede, grenzen aus, bauen Mauern und Zäune. Die gute Nachricht ist, dass Gott jede und jeden als das liebt was sie / er ist und für jede und jeden eine spezifische und persönliche Gute Nachricht hat.

Ich könnte mich fragen:
Welche Gute Nachricht täte mir gut?
Und umgekehrt: Wem könnte ich zu einer Guten Nachricht werden? Und wie ginge das?

Martin Königstein SSCC

2. Sonntag im Jahreskreis, 20. Januar 2019

Johannesevangelium 2,1-11

… wenn die Stunde geschlagen hat.

Jesus ist ein Mensch aus Fleisch und Blut. Er tanzt zwar nicht auf allen Hochzeiten, nimmt aber schon mit seiner Mutter und seinen Jüngern Einladungen an. Ansprechen lässt er sich nicht nur von den großen Nöten, vom Weltschmerz und dem großen Leiden derer, die in der Ferne leben. Er sieht auch die Not in der Nähe; jene Not, die nicht lebensbedrohlich ist und doch nach Veränderung ruft. Seine Mutter weist ihn darauf hin, dass der Hochzeitswein ausgegangen ist. Er hatte es sicher schon bemerkt. Aber er ist kein Freund des „Sofort“. Er scheint nicht zu wollen, dass vertuscht wird, dass sie keinen Wein mehr haben. Auch macht Jesus den Wein nicht aus Nichts. Wenigstens Wasser sollen sie bereitstellen. Wann die Stunde da ist, um Not zu lindern, Wasser in Wein zu verwandeln oder die Herzen der Menschen zur Umkehr zu bewegen, das sagt Jesus selbst, nachdem er auf „seinen Gott und Vater“ gehört hat. Hochzeit ist, wenn Gott und die Menschen sich verbünden und gemeinsam dafür sorgen, dass überall auf der Welt „Wasser in Wein gewandelt wird“.

Text und Foto: Pater Manfred Kollig SSCC

Taufe des Herrn - Sonntag nach dem 6.1.

Jes 40 und Jes 42

Wenn jemand ein bedeutendes Amt antritt, wird seine erste Rede besonders aufmerksam verfolgt. Was wird er sagen? Wo werden die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen? Da ähneln sich die Antrittsreden von Bürgermeistern, Direktoren und Präsidenten. Die Journalisten sind am meisten darauf gespannt, zu erfahren, wo der Unterschied zum bisherigen Amtsinhaber liegt.

Ein wenig lässt sich das Fest der Taufe Jesu mit einem Amtsantritt vergleichen, setzen doch die Evangelisten den Bericht über die Taufe an den Beginn  seines öffentlichen Wirkens. Der Evangelist Lukas überliefert uns zwar keine Antrittsrede Jesu – umso bedeutungsvoller ist der Text, den die Liturgie  dem Ereignis der Taufe Jesu zuschreibt. Es sind Verse aus demBuch des Propheten Jesaja, die auf Jesus bezogen werden. Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an dem finde ich Gefallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus (Jes 42,1–3). Jesus erhält mit diesen Worten gleichsam sein Ernennungsschreiben: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.

Da wird der Heiland proklamiert, der gekommen ist, Schwache zu stärken und Kranke zu heilen. Jesu Amtsantritt ist ein unglaubliches Kontrastprogramm zu menschlichen Antrittsreden wie sich im Laufe seiner öffentlichen Wirksamkeit zeigen wird. Er will, dass der glimmende Docht und das geknickte Rohr ihre Lebenschance behalten. Das ist das Programm des Messias, zu dem sich der Vater bekennt und den er seinen geliebten Sohn nennt. Jesus ist dieser Sohn mit seiner unglaublichen Geduld und Weite. Einfühlsam und behutsam im Umgang mit allem Glimmenden und Angeknacksten. Das sind die Eigenschaften des Sohnes Gottes, sein „Programm“, sein Ernennungsschreiben anlässlich seiner Taufe durch Johannes am Jordan.

 

Pater Heinz Klapsing SSCC

Evangelium: Erscheinung des Herrn,

Mt 2,1-12

Sterndeuter fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. (Mt 2,1b-2)
Den Sterndeutern aus dem Osten, also fremden Menschen, Ausländern, Heiden leuchtet der Stern. Sie suchen und fragen, bis sie den neugeborenen König finden.
Könige tragen Kronen. Kronen und Sterne können wir rund um dieses Wochenende in unseren Gemeinden sehen, denn wie Könige gekleidete Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind unterwegs für die Aktion Dreikönigssingen. Sie bringen den Segen zu den Familien und werden durch ihr Tun Segen für Kinder in Not.
Das Motto dieses Jahr: „Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit“. So sind alle Kinder mit und ohne Behinderung in besonderer Weise eingeladen, bei der diesjährigen Aktion mitzumachen. Ich wünsche allen „Sternsingern“ überall offene Türen und die Erfahrung: wir gehören alle zusammen, wir sind eine Gemeinschaft.
Öffnen wir unsere Türen, um den Segen der Sternsinger zu empfangen.

Elfriede Kuhmann

4. Adventssonntag - 23. Dezember 2018

Evangelium nach Lukas 1,39-45

Wer bin ich, dass die Mutter....


Für Menschen ist es schlimm, wenn sie den Eindruck haben, nicht wahrgenommen zu werden. Das spiegelt sich in folgenden Sätzen:

„Der hat getan, als sei ich Luft.“

„Der hat mich nicht einmal gegrüßt.“

„Der hat den Eingang meines Schreibens nicht einmal bestätigt.“

Missachtungen dieser Art geschehen auf allen Ebenen. Jeder kennt solche Kränkungen im privaten Bereich, aber es gehört auch zu unserer Welt, dass große Gruppen von Menschen, ja ganze Völker übersehen werden. Wer sieht das Schicksal von 7 Millionen Menschen, die im Augenblick im Jemen hungern. Wem ist es bewusst, dass jedes Jahr immer noch mindestens 250.000 Menschen neu am Aussatz erkranken, wer weiß, dass in Deutschland etwa 2,5 Millionen Kinder von Armut bedroht sind?

Das Evangelium vom vierten Advent erzählt die Geschichte zweier unscheinbarer junger Frauen: Maria und Elisabeth. Ihre Verwand­ten und Nachbarn haben in ihnen sicher nichts Besonderes gesehen, aber Gott hat in ihnen etwas Besonderes gesehen und sie auserwählt, am Heil der Menschheit mitzuwirken. Elisabeth ruft: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“   
Ihre Frage enthält auch die Antwort: niemand ist in den Augen Gottes gering!

Pater Heinz Josef Catrein SSCC

3. Adventssonntag - 16. Dezember 2018

Evangelium nach Lukas 3,10-18

Der 16. Dezember 2018 ist der 3. Adventsonntag, 
der Tag ist aber auch der Tag des Abschieds von Arnstein.
Und Arnstein liegt mir sehr am Herzen. Was soll ich da schreiben?
Das waren meine ersten Gedanken, als ich im Kalender unerbittlich feststellen musste:
Es ist so!
"Juble Tochter Sion! Jauchze Israel!",
sonst gern gelesen und vorgetragen; "gaudete", "freuet euch" - wie das?
Wo heute endgültig, unwiderruflich Abschied von Arnstein genommen wird?
Keine Freude, kein Jubel,
Abschied. Das tut weh!
Da habe ich, wie die Leute im Evangelium, die zu Johannes kamen, die gleiche Frage:
"Was sollen wir tun?"
Und tatsächlich -  nicht erwartet - 
finde ich bei Johannes eine Antwort in seinem Ruf,
der auch heute noch gilt: "Umkehr".
Nicht im traditionellen Verstehen von Bereuen und Buße-Tun,
sondern wörtlich: Umkehr, Kehrtwendung, Perspektive ändern
und das Leben als Heimweg verstehen.
Und die Mut machende, Trauer mindernde, Halt gebende und Resignation besiegende Zusage:
"Da kommt einer entgegen".
Das lässt aufhorchen, innehalten.
Da kommt einer entgegen. Einer, der den Weg kennt, der mitgeht,
der Angst und Resignation kennt, 
der Licht ins Dunkel bringt, der sagt:
"Geht, ich gehe mit!"

Pater Wolfgang Nick SSCC

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2. Adventssonntag – 9. Dezember 2018

Evangelium nach Lukas 3,1-6

Es geht um Menschwerdung:
Im Evangelium des 2. Adventssonntages lässt Lukas keinen Zweifel daran: Für ihn ist Menschwerdung konkret in Zeit und Raum.
Menschwerdung Gottes ist nicht zu Ende, sie ist auch jetzt. Dazu schreibt die französische Mystikerin Madeleine Delbrêl:


„Inmitten der Masse, Herz an Herz, zusammengedrängt zwischen so vielen Leibern, auf unserem Sitz in der U-Bahn, wo drei Unbekannte uns Gesellschaft leisten.
Der Heilige Geist, der ganze Heilige Geist in unserem armen Herzen, die Liebe, so groß wie Gott, die in unserem Herzen schlägt wie ein Meer, das um jeden Preis sich befreien, sich dehnen, einströmen will in all diese Leute hinein.
Alle Straßen sind begehbar, in jeder U-Bahn kann man sitzen, alle Treppen steigen, den Herrn überallhin tragen, (...)

Herr, gib wenigstens, dass die Kruste, die mich bedeckt, dir kein Hindernis sei.
Geh durch!
Meine Augen, meine Hände, mein Mund sind dein.
Diese so traurige Frau mir gegenüber: Hier ist mein Mund, damit du ihr zulächelst.
Dieses vor Bleichheit fast graue Kind: Hier sind meine Augen, damit du es anschaust.
Dieser so müde, so müde Mann: Hier ist mein Leib, damit du ihm meinen Platz gibst und meine Stimme, damit du ihm leise sagst: „Setz dich.”
Dieser so dumme, eingebildete, harte Bursche, hier ist mein Herz, dass du ihn liebst, stärker, als er je geliebt wurde.”

(M. Delbrêl, Wir Nachbarn der Kommunisten, Einsiedeln 1975, S 54 – 56).
Menschwerdung Gottes heute, geht durch mich.

Martin Königstein SSCC

Impuls zum 29. Sonntag im Jahreskreis

21. Oktober 2018

„Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. 43Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, 44und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“ (Evangelium nach Markus 10, 35 – 45)

Der Machtmissbrauch, in den vielen verschiedenen Formen, wie er sich ereignet hat und immer noch ereignet, verdunkelt die Botschaft, die die Kirche den Menschen verkünden soll. Ja manchmal wird die Frohe Botschaft absolut unerkennbar und für die Opfer des Machtmissbrauchs wird sie ein Fluch. Macht gibt es in fast allen Lebensbereichen, und damit auch die Gefahr des Missbrauchs der Macht. Jesus: „Bei euch aber soll es nicht so sein.“ Auf dieses Jesuswort muss sich die Kirche wieder besinnen und ernsthaft an seiner Umsetzung arbeiten. Immer wieder zeigt und sagt Jesus seinen Jüngern, wie er sich die zwischenmenschlichen Beziehungen in seiner Gemeinde vorstellt. „Ihr aber seid Geschwister“. (Matthäus 23, 8) Wie weit hat sich unsere Kirche entfernt von dem, was Jesus uns gezeigt und gelehrt hat! Das Grundlegende ist die gemeinsame Berufung aller Getauften zum Glauben an den Gott, der sich uns in Jesus gezeigt hat als der ganz nahe und barmherzige, aber auch als der geheimnisvolle und unfassbare: „Vater, warum …“ (Markus 15, 34) Für diesen gemeinsamen Weg des Glaubens und Suchens gibt es verschiedene Dienste, damit die Gemeinde der Glaubenden als eine einzige Karawane auf dem Weg vorwärts kommt. Sich gegenseitig behilflich sein, wohlwollend, solidarisch, unterstützend, das ist es, was Jesus gelebt hat und uns vorschlägt. Wie weit ist der Weg dahin, weg von all den Exzellenzen, Heiligkeiten, Hochwürden, weg von Kontrolle, Überheblichkeit, Bevormundung … zu dem schlichten: „Ihr aber seid Geschwister“. 


Martin Königstein sscc

28. Sonntag im Jahreskreis (14. Oktober 2018)

Erste Lesung aus dem Buch der Weisheit 7,7-11

“Ich liebte die Weisheit mehr als Gesundheit und Schönheit.“

Dieses Wort aus der 1. Lesung des Sonntags fordert heraus. Die Weisheit ist mehr wert als Gesundheit und Schönheit? Vorher wird schon gesagt, dass sie mehr wert sei als Zepter, Edelsteine, Gold und Reichtum. Weisheit ist mehr wert, weil sie mich die Wirklichkeit erkennen lässt. Der weise Mensch leugnet nicht was ist, verdrängt und missachtet nicht den Ist-Zustand. Die Weisheit hilft, die Regeln zu erkennen, die eine Wirklichkeit begünstigen oder sogar bewirken. Mir passiert immer derselbe Fehler; oder in bestimmten Situationen bin ich immer erfolgreich; in der Geschichte wiederholen sich immer dieselben Ereignisse wie Aufbau und Untergang, Friedensschluss und Kriegserklärung; in der Kirche wiederholen sich immer wieder dieselben Vorgänge zwischen Blütezeit und Untergangserscheinungen. Die Weisheit fragt: Warum ist das so. Sie hilft zu erkennen und zu verbessern. Die Weisheit unterstützt uns, uns zu erinnern und nicht die Regeln zu vergessen, die unser Leben gelingen oder scheitern lassen. Die wichtigste Regel: sich an Gott erinnern und ihn ins Spiel bringen. Der weise Mensch tut dies; und er tut es in guten und in schwierigen Zeiten.