2. Sonntag im Jahreskreis, 20. Januar 2019
Johannesevangelium 2,1-11
… wenn die Stunde geschlagen hat.
Jesus ist ein Mensch aus Fleisch und Blut. Er tanzt zwar nicht auf allen Hochzeiten, nimmt aber schon mit seiner Mutter und seinen Jüngern Einladungen an. Ansprechen lässt er sich nicht nur von den großen Nöten, vom Weltschmerz und dem großen Leiden derer, die in der Ferne leben. Er sieht auch die Not in der Nähe; jene Not, die nicht lebensbedrohlich ist und doch nach Veränderung ruft. Seine Mutter weist ihn darauf hin, dass der Hochzeitswein ausgegangen ist. Er hatte es sicher schon bemerkt. Aber er ist kein Freund des „Sofort“. Er scheint nicht zu wollen, dass vertuscht wird, dass sie keinen Wein mehr haben. Auch macht Jesus den Wein nicht aus Nichts. Wenigstens Wasser sollen sie bereitstellen. Wann die Stunde da ist, um Not zu lindern, Wasser in Wein zu verwandeln oder die Herzen der Menschen zur Umkehr zu bewegen, das sagt Jesus selbst, nachdem er auf „seinen Gott und Vater“ gehört hat. Hochzeit ist, wenn Gott und die Menschen sich verbünden und gemeinsam dafür sorgen, dass überall auf der Welt „Wasser in Wein gewandelt wird“.
Text und Foto: Pater Manfred Kollig SSCC
Taufe des Herrn - Sonntag nach dem 6.1.
Jes 40 und Jes 42
Wenn jemand ein bedeutendes Amt antritt, wird seine erste Rede besonders aufmerksam verfolgt. Was wird er sagen? Wo werden die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen? Da ähneln sich die Antrittsreden von Bürgermeistern, Direktoren und Präsidenten. Die Journalisten sind am meisten darauf gespannt, zu erfahren, wo der Unterschied zum bisherigen Amtsinhaber liegt.
Ein wenig lässt sich das Fest der Taufe Jesu mit einem Amtsantritt vergleichen, setzen doch die Evangelisten den Bericht über die Taufe an den Beginn seines öffentlichen Wirkens. Der Evangelist Lukas überliefert uns zwar keine Antrittsrede Jesu – umso bedeutungsvoller ist der Text, den die Liturgie dem Ereignis der Taufe Jesu zuschreibt. Es sind Verse aus demBuch des Propheten Jesaja, die auf Jesus bezogen werden. Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an dem finde ich Gefallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus (Jes 42,1–3). Jesus erhält mit diesen Worten gleichsam sein Ernennungsschreiben: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.
Da wird der Heiland proklamiert, der gekommen ist, Schwache zu stärken und Kranke zu heilen. Jesu Amtsantritt ist ein unglaubliches Kontrastprogramm zu menschlichen Antrittsreden wie sich im Laufe seiner öffentlichen Wirksamkeit zeigen wird. Er will, dass der glimmende Docht und das geknickte Rohr ihre Lebenschance behalten. Das ist das Programm des Messias, zu dem sich der Vater bekennt und den er seinen geliebten Sohn nennt. Jesus ist dieser Sohn mit seiner unglaublichen Geduld und Weite. Einfühlsam und behutsam im Umgang mit allem Glimmenden und Angeknacksten. Das sind die Eigenschaften des Sohnes Gottes, sein „Programm“, sein Ernennungsschreiben anlässlich seiner Taufe durch Johannes am Jordan.
Pater Heinz Klapsing SSCC
Evangelium: Erscheinung des Herrn,
Mt 2,1-12
Sterndeuter fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. (Mt 2,1b-2)
Den Sterndeutern aus dem Osten, also fremden Menschen, Ausländern, Heiden leuchtet der Stern. Sie suchen und fragen, bis sie den neugeborenen König finden.
Könige tragen Kronen. Kronen und Sterne können wir rund um dieses Wochenende in unseren Gemeinden sehen, denn wie Könige gekleidete Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind unterwegs für die Aktion Dreikönigssingen. Sie bringen den Segen zu den Familien und werden durch ihr Tun Segen für Kinder in Not.
Das Motto dieses Jahr: „Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit“. So sind alle Kinder mit und ohne Behinderung in besonderer Weise eingeladen, bei der diesjährigen Aktion mitzumachen. Ich wünsche allen „Sternsingern“ überall offene Türen und die Erfahrung: wir gehören alle zusammen, wir sind eine Gemeinschaft.
Öffnen wir unsere Türen, um den Segen der Sternsinger zu empfangen.
Elfriede Kuhmann
4. Adventssonntag - 23. Dezember 2018
Evangelium nach Lukas 1,39-45
Wer bin ich, dass die Mutter....
Für Menschen ist es schlimm, wenn sie den Eindruck haben, nicht wahrgenommen zu werden. Das spiegelt sich in folgenden Sätzen:
„Der hat getan, als sei ich Luft.“
„Der hat mich nicht einmal gegrüßt.“
„Der hat den Eingang meines Schreibens nicht einmal bestätigt.“
Missachtungen dieser Art geschehen auf allen Ebenen. Jeder kennt solche Kränkungen im privaten Bereich, aber es gehört auch zu unserer Welt, dass große Gruppen von Menschen, ja ganze Völker übersehen werden. Wer sieht das Schicksal von 7 Millionen Menschen, die im Augenblick im Jemen hungern. Wem ist es bewusst, dass jedes Jahr immer noch mindestens 250.000 Menschen neu am Aussatz erkranken, wer weiß, dass in Deutschland etwa 2,5 Millionen Kinder von Armut bedroht sind?
Das Evangelium vom vierten Advent erzählt die Geschichte zweier unscheinbarer junger Frauen: Maria und Elisabeth. Ihre Verwandten und Nachbarn haben in ihnen sicher nichts Besonderes gesehen, aber Gott hat in ihnen etwas Besonderes gesehen und sie auserwählt, am Heil der Menschheit mitzuwirken. Elisabeth ruft: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“
Ihre Frage enthält auch die Antwort: niemand ist in den Augen Gottes gering!
Pater Heinz Josef Catrein SSCC
3. Adventssonntag - 16. Dezember 2018
Evangelium nach Lukas 3,10-18
Der 16. Dezember 2018 ist der 3. Adventsonntag,
der Tag ist aber auch der Tag des Abschieds von Arnstein.
Und Arnstein liegt mir sehr am Herzen. Was soll ich da schreiben?
Das waren meine ersten Gedanken, als ich im Kalender unerbittlich feststellen musste:
Es ist so!
"Juble Tochter Sion! Jauchze Israel!",
sonst gern gelesen und vorgetragen; "gaudete", "freuet euch" - wie das?
Wo heute endgültig, unwiderruflich Abschied von Arnstein genommen wird?
Keine Freude, kein Jubel,
Abschied. Das tut weh!
Da habe ich, wie die Leute im Evangelium, die zu Johannes kamen, die gleiche Frage:
"Was sollen wir tun?"
Und tatsächlich - nicht erwartet -
finde ich bei Johannes eine Antwort in seinem Ruf,
der auch heute noch gilt: "Umkehr".
Nicht im traditionellen Verstehen von Bereuen und Buße-Tun,
sondern wörtlich: Umkehr, Kehrtwendung, Perspektive ändern
und das Leben als Heimweg verstehen.
Und die Mut machende, Trauer mindernde, Halt gebende und Resignation besiegende Zusage:
"Da kommt einer entgegen".
Das lässt aufhorchen, innehalten.
Da kommt einer entgegen. Einer, der den Weg kennt, der mitgeht,
der Angst und Resignation kennt,
der Licht ins Dunkel bringt, der sagt:
"Geht, ich gehe mit!"
Pater Wolfgang Nick SSCC
2. Adventssonntag – 9. Dezember 2018
Evangelium nach Lukas 3,1-6
Es geht um Menschwerdung:
Im Evangelium des 2. Adventssonntages lässt Lukas keinen Zweifel daran: Für ihn ist Menschwerdung konkret in Zeit und Raum.
Menschwerdung Gottes ist nicht zu Ende, sie ist auch jetzt. Dazu schreibt die französische Mystikerin Madeleine Delbrêl:
„Inmitten der Masse, Herz an Herz, zusammengedrängt zwischen so vielen Leibern, auf unserem Sitz in der U-Bahn, wo drei Unbekannte uns Gesellschaft leisten.
Der Heilige Geist, der ganze Heilige Geist in unserem armen Herzen, die Liebe, so groß wie Gott, die in unserem Herzen schlägt wie ein Meer, das um jeden Preis sich befreien, sich dehnen, einströmen will in all diese Leute hinein.
Alle Straßen sind begehbar, in jeder U-Bahn kann man sitzen, alle Treppen steigen, den Herrn überallhin tragen, (...)
Herr, gib wenigstens, dass die Kruste, die mich bedeckt, dir kein Hindernis sei.
Geh durch!
Meine Augen, meine Hände, mein Mund sind dein.
Diese so traurige Frau mir gegenüber: Hier ist mein Mund, damit du ihr zulächelst.
Dieses vor Bleichheit fast graue Kind: Hier sind meine Augen, damit du es anschaust.
Dieser so müde, so müde Mann: Hier ist mein Leib, damit du ihm meinen Platz gibst und meine Stimme, damit du ihm leise sagst: „Setz dich.”
Dieser so dumme, eingebildete, harte Bursche, hier ist mein Herz, dass du ihn liebst, stärker, als er je geliebt wurde.”
(M. Delbrêl, Wir Nachbarn der Kommunisten, Einsiedeln 1975, S 54 – 56).
Menschwerdung Gottes heute, geht durch mich.
Martin Königstein SSCC
Impuls zum 29. Sonntag im Jahreskreis
21. Oktober 2018
„Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. 43Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, 44und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“ (Evangelium nach Markus 10, 35 – 45)
Der Machtmissbrauch, in den vielen verschiedenen Formen, wie er sich ereignet hat und immer noch ereignet, verdunkelt die Botschaft, die die Kirche den Menschen verkünden soll. Ja manchmal wird die Frohe Botschaft absolut unerkennbar und für die Opfer des Machtmissbrauchs wird sie ein Fluch. Macht gibt es in fast allen Lebensbereichen, und damit auch die Gefahr des Missbrauchs der Macht. Jesus: „Bei euch aber soll es nicht so sein.“ Auf dieses Jesuswort muss sich die Kirche wieder besinnen und ernsthaft an seiner Umsetzung arbeiten. Immer wieder zeigt und sagt Jesus seinen Jüngern, wie er sich die zwischenmenschlichen Beziehungen in seiner Gemeinde vorstellt. „Ihr aber seid Geschwister“. (Matthäus 23, 8) Wie weit hat sich unsere Kirche entfernt von dem, was Jesus uns gezeigt und gelehrt hat! Das Grundlegende ist die gemeinsame Berufung aller Getauften zum Glauben an den Gott, der sich uns in Jesus gezeigt hat als der ganz nahe und barmherzige, aber auch als der geheimnisvolle und unfassbare: „Vater, warum …“ (Markus 15, 34) Für diesen gemeinsamen Weg des Glaubens und Suchens gibt es verschiedene Dienste, damit die Gemeinde der Glaubenden als eine einzige Karawane auf dem Weg vorwärts kommt. Sich gegenseitig behilflich sein, wohlwollend, solidarisch, unterstützend, das ist es, was Jesus gelebt hat und uns vorschlägt. Wie weit ist der Weg dahin, weg von all den Exzellenzen, Heiligkeiten, Hochwürden, weg von Kontrolle, Überheblichkeit, Bevormundung … zu dem schlichten: „Ihr aber seid Geschwister“.
Martin Königstein sscc
28. Sonntag im Jahreskreis (14. Oktober 2018)
Erste Lesung aus dem Buch der Weisheit 7,7-11
“Ich liebte die Weisheit mehr als Gesundheit und Schönheit.“
Dieses Wort aus der 1. Lesung des Sonntags fordert heraus. Die Weisheit ist mehr wert als Gesundheit und Schönheit? Vorher wird schon gesagt, dass sie mehr wert sei als Zepter, Edelsteine, Gold und Reichtum. Weisheit ist mehr wert, weil sie mich die Wirklichkeit erkennen lässt. Der weise Mensch leugnet nicht was ist, verdrängt und missachtet nicht den Ist-Zustand. Die Weisheit hilft, die Regeln zu erkennen, die eine Wirklichkeit begünstigen oder sogar bewirken. Mir passiert immer derselbe Fehler; oder in bestimmten Situationen bin ich immer erfolgreich; in der Geschichte wiederholen sich immer dieselben Ereignisse wie Aufbau und Untergang, Friedensschluss und Kriegserklärung; in der Kirche wiederholen sich immer wieder dieselben Vorgänge zwischen Blütezeit und Untergangserscheinungen. Die Weisheit fragt: Warum ist das so. Sie hilft zu erkennen und zu verbessern. Die Weisheit unterstützt uns, uns zu erinnern und nicht die Regeln zu vergessen, die unser Leben gelingen oder scheitern lassen. Die wichtigste Regel: sich an Gott erinnern und ihn ins Spiel bringen. Der weise Mensch tut dies; und er tut es in guten und in schwierigen Zeiten.