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Athanasius Kulbach SSCC

1914 bis 1994

Der Brückenbauer

Gregor Kulbach wurde 1914 in Hausen im Westerwald geboren. Er war einer der ersten Schüler der neu gegründeten Missionsschulen in Waldernbach und Lahnstein. In Weibern trat er ins Noviziat ein. Während seines Theologiestudiums in Trier wurde er zur Wehrmacht eingezogen und verbrachte dann drei Jahre als Sanitätssoldat in Russland. 1944 kam er in sowjetische Gefangenschaft, aus der er erst 1955 mit den letzten Kriegsgefangenen entlassen wurde. Danach vollendete er sein Studium in Simpelveld, legte 1956 seine Feierliche Profess ab und wurde im gleichen Jahr zum Priester geweiht. 1962 wurde Pater Athanasius nach Norwegen versetzt, wo er an verschiedenen Orten bis 1989 als Pfarrer wirkte.

Pater Athanasius war nicht nur Theologe und Seelsorger, sondern auch Musiker – er komponierte, spielte mehrere Instrumente und wirkte zeitlebens als Chorleiter – und sehr temperamentvoll: Es konnte vorkommen, dass ein Mitbruder, der den Rhythmus nicht beachtete, seinen Taktstock aufs Haupt bekam. In Norwegen komponierte er Antiphonen und Messen für alle Sonntage des Kirchenjahres. Als Erster wagte er es, Kirchenlieder der lutherischen Kirche in ein katholisches Gesangbuch aufzunehmen.

Das geschah nicht ohne Widerstand, aber wenn es um Überzeugungen ging, konnte er kämpfen. Schon als einfacher Soldat empfing er mit der Feldpost die Predigten des Münsteraner Bischofs von Galen und verteilte sie weiter. Die Jahre der sowjetischen Gefangenschaft haben ihn tief geprägt. Er lernte Russisch und schwärmte zeitlebens von dieser »alten Kultursprache«. Als Gefangener bettelte er in orthodoxen Kirchen um Brot und Wein für die katholischen Lagergottesdienste und wurde selten abgewiesen. Den Wein teilte er dann mit dem evangelischen Pfarrer für dessen Abendmahl. Er sprach immer respektvoll von den Menschen Russlands und der orthodoxen Kirche.

Als Pater Athanasius im Alter von 48 Jahren nach Norwegen kam, erlernte er die Sprache auf hohem Niveau und wurde aufgrund seines Allgemeinwissens und seiner Gelehrsamkeit ein gesuchter Gesprächspartner. Er hatte zahlreiche Kontakte mit Geistlichen der lutherischen Staatskirche. Die Ökumene war ihm ein Herzensanliegen. Bei seiner Beerdigung 1994 in Norwegen waren neben den Mitbrüdern drei lutherische Pfarrer zugegen.

Dag Skogheim, ein bekannter norwegischer Journalist und Historiker, der sich selbst als Agnostiker bezeichnete, widmete ihm folgenden Nachruf: »Es war eine große Bereicherung, Pater Kulbach zu treffen und mit ihm bekannt zu werden. Er war ein feiner Mensch, der in sich breites Wissen und geistige Weite beinhaltete. Seine Einstellung zum Leben und all dessen Ausdrucksformen war geprägt von einem tiefen Verständnis und Respekt, den man nur bei Menschen findet, die viel gesehen und erlitten haben.« 

1914 Geboren in Hausen (Westerwald) 

1940–1955 Kriegsdienst und Gefangenschaft 

1956 Feierliche Profess und Priesterweihe 

1956–1962 Lektor in Simpelveld 

1962–1989 Pfarrer in Trondheim, Molde, Levanger (Norwegen) 

1989–1994 Lebensabend in Levanger