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Bonifatius Hengst SSCC

Der Chronist der Südseemissionen

1895 startete Bruder Bonifatius seine Reise in eine ihm unbekannte Welt: Acht Tage benötigte der Dampfer von Le Havre nach New York. Dort tauschte er das Schiff mit der Eisenbahn und reiste in weiteren acht Tagen quer durch den amerikanischen Kontinent nach San Francisco. Weiter ging es dann in drei Wochen per Schiff über den Pazifik zu den Marquesas-Inseln.

Bruder Bonifatius wunderte sich, dass die Hauptstadt Nuku Hiva nichts anderes war als ein größeres Dorf. Die Ruderer, die einen Kolonialbeamten an Bord brachten, »waren nur mit dem Allernotwendigsten bekleidet, so dass man die ganze Tätowierung ihres Körpers sehen konnte, die ihnen ein wildes Aussehen gab«. 

Von nun an war er ständig unterwegs, denn die Missionsstationen lagen weit auseinander. Mehrtägige Fahrten in winzigen Segelbooten der Indigenen machten ihn seekrank und brachten ihn bei einem Schiffbruch auch in akute Lebensgefahr. Entschädigt wurde er durch die herzliche Aufnahme bei den Mitbrüdern, die oft jahrzehntelang auf diesen einsamen Außenposten ausgehalten hatten. Der kräftige und vielseitig begabte Ordensbruder war hochwillkommen.

Bonifatius war gelernter Schuhmacher und handwerklicher Alleskönner. Er schreibt: »Nirgends ist der Mangel an Handwerkern so groß wie dort, und man muss eben alles können. Der Missionsbruder ist heute Schrei- ner, morgen Anstreicher, übermorgen Maurer, Lehrer, Krankenpfleger, Katechet, Kalkbrenner usw.«


Er bereitete Kinder und Erwachsene auf den Empfang der Sakramente vor und hat nach eigenen Angaben viele getauft, wenn kein Priester erreichbar war. Für die älteren und kranken Patres reiste er ins Landesinnere und besuchte alte und gebrechliche Menschen. Mit frommem Schaudern können die Apostelleser:innen erfahren, wie der Bischof und der Ordensbruder in gemeinsamer Anstrengung Pakaapa zur Taufe führen, »Pakaapa, der letzte Menschenfresser der Marquesas, den wir noch nicht bekehrt hatten«. 

Bruder Bonifatius will Seelen für Christus gewinnen. Er kämpft dabei gegen die alten einheimischen Kulte, gegen »Missionare« anderer Glaubensgemeinschaften und gegen französische Amtspersonen und europäische Geschäftsleute, die alles andere als glaubwürdige Repräsentanten des Glaubens sind, den er und seine Mitbrüder verkünden.

1913 verunglückt er beim Abriss einer Kapelle. Ein Bein wird schwer verletzt, und er wird nach Simpelveld zurückgesandt. 1914 meldet er sich schon wieder als freiwilliger Rotkreuzhelfer an die Front, muss 1916 aber aus gesundheitlichen Gründen nach Simpelveld zurückkehren. Noch viele Jahre lang reist er nach Kriegsende durch Deutschland und erzählt in den »Gesellen- und Arbeitervereinen« von seinen 18 abenteuerlichen Jahren in der Mission. 

1868 in Paderborn geboren 

1887 Ankunft in Löwen, über Paris nach Miranda de Ebro 

1889 Noviziat und Ewige Gelübde in Miranda de Ebro 

1895 Abreise nach den Marquesas-Inseln (Französisch-Polynesien) 

1913 Rückkehr nach Europa ins Haus Simpelveld 

1914–1916 Freiwilliger Sanitätsdienst als Rotkreuzhelfer 

1918 Reise- und Kollektenbruder 

1930 in Simpelveld verstorben