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Schweigen üben, Distanz gewinnen in Zeiten des Coronavirus

Seit einer Woche bleiben wir nun „zu Hause“. Wer es bisher nicht bemerkt hat, lernt es jetzt: die Welt scheint durcheinander geraten zu sein. Klimawandel; Kriege, die angeblich niemand will, und die dennoch zigtausende Opfer fordern; Millionen Menschen verlassen ihre Heimat, den Ort, an dem sie sich geborgen fühlten, um in der Fremde eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder zu suchen; ein Virus, das die Welt verändert; und all das und mehr, ohne dass wir es wirklich begreifen. 


Am Freitag (27.03.20) betete Papst Franziskus: Wir haben vor deinen Mahnrufen nicht angehalten, wir haben uns von Kriegen und weltweiter Ungerechtigkeit nicht aufrütteln lassen, wir haben nicht auf den Schrei der Armen und unseres schwer kranken Planeten gehört. Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden. Jetzt, auf dem stürmischen Meer, bitten wir dich: „Wach auf, Herr!“ Ja wach auf in uns!

Wir sind durch die Umstände förmlich dazu eingeladen innezuhalten. Und wenn es gelingt dann kann man Seiner–Selbst–Innewerden. „Bleibt bei euch selbst. Bleibt bei eurem inneren Menschen.“ So schreibt schon vor vielen Jahren Johannes Tauler OP, 1300 – 1361. Ich möchte Sie einladen es immer wieder einzuüben ganz bewusst im Hier und Jetzt zu sein. Ganz bewusst bei Ihrem „inneren Menschen“ zu bleiben. Zu spüren, wahrzunehmen.

Ein paar Tipps für die Schweigeübung:

1.    Setzen Sie sich entspannt und aufrecht auf einen Stuhl. Spüren Sie hin, wie Sie dasitzen: wie das Becken auf dem Stuhl ruht, die Füße auf dem Boden stehen, der Oberkörper aufgerichtet ist, die Hände im Schoß ineinander liegen. Lass Sie sich Zeit, dadurch überhaupt ins Spüren hineinzukommen: 5 Minuten.

2.    Achtung! Sie werden merken, dass Sie plötzlich in Gedanken sind und nachdenken. Das ist normal. Es ist nicht zu vermeiden. Nur: Sobald Sie es merken, lassen Sie das Denken und gehen Sie wieder ins Spüren und Wahrnehmen. Denn um Spüren, Fühlen und Wahrnehmen geht es bei dieser Übung. 

3.    In diesem Teil geht es vor allem um Entspannung und Sammlung: Beobachten Sie sich beim Atmen für weitere 5 Minuten. Am besten so: Sie atmen ganz normal und bemerken dabei, wie sich Ihre Bauchdecke oder Brust hebt und senkt oder wie die Atemluft einwärts bzw. auswärts an den Nasenlöchern vorbeistreicht. Das ist wohltuend: genießen Sie es! Sie brauchen nichts dabei zu erreichen. Schauen Sie unbeteiligt und aufmerksam zu, wie das Atmen sich auf den Körper auswirkt. Das hat eine entspannende und beruhigende Wirkung: der Atem ist da, ganz von selbst.

4.    In diesen letzten 10 Minuten geht es darum, sich selbst liebevoll anzunehmen, so wie Sie sich vorfinden: Spüren Sie hin, was Sie von sich selbst merken. Nicht nachdenken: Spüren, Fühlen, Wahrnehmen: Wie sind Sie gestimmt? Was spüren Sie von Ihrem Körper: Tut er irgendwo weh...? In welcher Laune sind Sie? Wie sind Sie gerade drauf? ... Interessieren Sie sich für sich, wie ein Liebender für seine(n) Geliebte(n). Für die Frommen: Jesus hat die Menschen in die Mitte gestellt, zu ihnen aufgeschaut mit liebendem Blick: so in etwa schauen Sie sich nun an: mit Respekt und voller Barmherzigkeit, erst recht, wenn Sie es schwer mit sich haben. Und dann bleiben Sie während Sie den Atem ruhig weiterfließen lassen, in dieser Weise in der Wahrnehmung dessen, was Sie von Ihrem Körper, Ihrer Seele oder Ihrem Geist spüren, ohne etwas verändern, ohne etwas lösen oder erreichen zu wollen. Für 10 Minuten sind Sie die Person, die Sie gerade sind.
(entnommen aus dem Newsletter des Ashram Jesu vom 29.03.2020)

Ich habe einen Blog eingerichtet, um Schweigeübungen zu begleiten und zu motivieren. Das ist ein Versuch. Wir werden sehen wie es uns damit geht.
Im Blog ist immer der letzte Post, der zu oberst erscheint. Links gibt es eine grau unterlegte Spalte in der Sie das Blog-Archiv finden. Da können Sie die Überschrift der Posts der Reihe nach finden und anklicken.

Sie können mir schreiben an diese E-Mail-Adresse: meditationcitykirche@gmail.com 

Martin Königstein sscc

Koblenz, 30.03.2020


Hier geht es zum Blog:https://einkehr-zur-mitte.blogspot.com/