Am 15. August des Jahres 1920 ...

Am 15. August des Jahres 1920 wurde die deutsche Ordensprovinz gegründet und das 100jährige Jubiläum wollten wir nicht einfach unbeachtet lassen. Wir hielten Rückschau auf ein Jahrhundert mit vielfältigen Facetten. Das Erinnern lässt viele Namen und Orte auftauchen und die unterschiedlichsten Gefühle: Stolz über Geleistetes, Dankbarkeit für gute Erfahrungen, Ärger über verpasste Möglichkeiten, Trauer über Verlorenes und auch Scham über Verfehlungen…

Doch nicht nur die Vergangenheit spielt an einem solchen Tag eine Rolle. Die Mitbrüder der deutschen Provinz haben bei den Gelübden versprochen, im Dienst der Heiligsten Herzen zu leben und zu sterben. Viele Frauen und Männer gestalten ihr religiöses Leben als Eheleute oder Singles bewusst aus der Spiritualität unserer Ordensgemeinschaft heraus. Jubiläen sind als auch Orientierungspunkte für die Zukunft.

Die deutsche Provinz hatte all dies im Auge, als sie das Jubiläum plante. Was sie allerdings nicht berücksichtigen konnte, war das Corona-Virus und seine Folgen. So konnten wir nicht am 15. August feiern, und waren gezwungen, die Zahl der geladenen Gäste drastisch zu begrenzen. Das hat uns sehr geschmerzt und vielleicht auch den ein oder die andere verletzt, die im Stillen mit einer Einladung gerechnet hatten.  Doch für Messe und Festakt durfte die Zahl von 70 Personen nicht überschritten werden.

Zu unserer Freude kamen dennoch viele Menschen und ihre Anwesenheit, zeigte die vielfache Verbundenheit mit uns. Wir trafen Vertreter:innen der Schulen, ehemalige Angestellte, heutige Mitarbeiter:innen und Vertreter:innen des weltlichen Zweiges. Weiterhin die Mitglieder der „Arnstein-Gemeinschaft“, Pilgerhelfer:innen und ehemalige Mitbrüder.

Der Gottesdienst wurde in der St. Christophorus-Kirche zu Werne gefeiert. Die Kirche wurde gewählt, weil sie am meisten Platz bot. Am Altar standen der Provinzial Pater Martin Königstein, der Stellvertreter des Generalsuperiors in Rom Pater Derek Laverty (Irland) und der Superior der neuen Kommunität in Berlin Pater Patris Breket (Indonesien). Die musikalische Gestaltung oblag Maja Westbomke und Dietmar Fischenich. Ihr Überraschungsgeschenk an die Festgemeinde war ein eigens zum Jubiläum komponiertes Lied, dessen Text sie auf dieser Website wiederfinden. Zu Beginn betonte Pater Martin, dass religiöses Leben immer eine Wanderung auf Gott hin ist. Die deutsche Provinz ist Teil einer Gemeinschaft, die sich im Jahre 1800 in Poitiers getroffen hat, mit dem Ziel, die Liebe Gottes zu betrachten, zu leben und zu verkünden. Von Anfang an schlossen sich viele Deutsche dieser Gruppe an, nach dem ersten Weltkrieg sahen sie 1920 eine Gelegenheit, diesen Weg „ins Deutsche zu übersetzen“.

Pater Heinz Josef Catrein verglich in seiner Predigt das Jubiläum mit einem Strandspaziergang bei dem man auf das achtet, was die Zeit an Land gespült hat und vielerlei verschiedene Dinge findet: Staunenswertes, Schönes  und Gegenstände die dort nicht hingehören. Es geht darum zu sehen, zu urteilen und nach dem Beispiel Mariens alles im Herzen zu bewahren und zusammenzusetzen.

Etwa 15 Mitbrüder nahmen an der Konzelebration teil, unter anderem der Provinzial unserer polnischen Provinz.

Von der Kirche bewegte sich die Festversammlung zum Kolpinghaus. In den Grußbotschaften würdigten die einzelnen Redner aus ihrer Perspektive das Wirken der Gemeinschaft und in der Zusammenschau ergab sich wieder ein interessantes Gesamtbild.

Pater Derek Laverty von der Generalleitung in Rom hob die Rolle der deutschen Provinz in der internationalen Gemeinschaft SSCC hervor. Er würdigte den Einsatz deutscher Mitbrüder in den internationalen Projekten der Kongregation und sah auch das Projekt Berlin als einen neuen wichtigen Beitrag für die weltweite Ordensgemeinschaft.

Pater Patris Breket berichtete als Superior von Berlin über seine ersten Erfahrungen in der Stadt. Er erinnerte auch daran, dass die Kommunität noch auf zwei afrikanische Mitbrüder wartet, die auf Grund der Corona-Pandemie noch nicht einreisen konnten.

Pfarrdechant Jürgen Schäfer lenkte als Pfarrer den Blick auf die Rolle unserer Gemeinschaft in der lokalen Kirche. Seit 1955 gehören „die Arnsteiner“ dazu. Sie übernahmen viele festen Dienste und stehen zur Verfügung, wenn „Not am Mann“ ist.

Der Bürgermeister von Werne – Lothar Christ – richtete die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung unserer Schule. Es waren unsere Patres, die das erste Gymnasium in Werne eröffneten, ihm hohes pädagogischen Ansehen verschafften und zum guten Image der „Schulstadt Werne“ wesentlich beitrugen.

Für Entspannung zwischen den Reden sorgten zwei Musikstücke, vorgetragen von Schüler:innen des Christophorus Gymnasiums.

Nach den Grußworten lud Pater Manfred Kollig die Festversammlung zu einer Betrachtung über Gegenwart und Zukunft ein. In vier Thesen legte er dar, was aus den Erfahrungen der Vergangenheit für Gegenwart und Zukunft zu beherzigen ist. Ich will die Thesen nur darstellen, der Gesamtvortrag ist unter dem Titel: „Die Hoffnung des Christen stirbt nie“ auf der WEB-Seite der Arnsteiner Patres zugänglich:

  • Die Zeit ist mehr als der Raum
  • Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee
  • Das Ganze ist dem Teil übergeordnet
  • Die Einheit wiegt mehr als der Konflikt

Als Summe dieser vier Leitsätze formulierte Pater Manfred dann noch einen fünften Leitsatz: „Die Ewigkeit wiegt mehr als die Zeit“.

Ein interessantes Beispiel aus der Betrachtung möchte ich dem Leser zum Schluss nicht vorenthalten. Pater Manfred sagte: „100 Jahre Deutsche Provinz: Das Ganze zu sehen, bedeutet auch, sich vorzustellen, dass in diesen 100 Jahren deutsche Mitbrüder für 2-3 Millionen Menschen tätig waren, getauft und das Wort Gottes verkündet haben. Eine „Millionenstadt“, in der Menschen von deutschen Mitbrüdern begleitet und ausgebildet wurden, in der Menschen die Sakramente gespendet und auf ihrem letzten irdischen Weg begleitet wurden.“

Ein erlesenes  Mittagessen beendet den Jubiläumstag, der trotz der widrigen Voraussetzungen dann doch als ein würdiges und gelungenes Familientreffen SSCC erlebt wurde.

Heinz Josef Catrein SSCC

Dass unter Asche Glut brennt

(Dietmar Fischenich/Joachim Raabe)

 

Dass unter Asche Glut brennt,
ein Feuer neu entfacht,
ein großes Licht hell leuchtet,
weit sichtbar in die Nacht,
dass es Wärme trägt und ausstrahlt,
dass Hoffnung nicht erkaltet,
dass ihr das Licht verbreitet,
das ihr in Händen haltet.

 

Dass ihr wie eine Stadt seid,
die man von weitem sieht,
wo Liebe, Friede, Freundschaft
und Wohl von allen blüht,
dass in euren Mauern Recht sei,
das eure Worte künden,
dass Flüchtende dort Heimat
und bei euch Ruhe finden.

 

Dass ihr die Prise Salz seid,
die würzt, Geschmack verleiht,
dass ihr nicht farblos, fade,
dass ihr lebendig seid,
dass ihr handelt und verändert,
in Gottes Sinn gestaltet,
dass ihr Salz und Licht der Welt seid
und Gott selbst in euch waltet.

Vortrag auf der Website

von Pater Manfred Kollig SSCC

Pdf zum Download