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In Werne an der Lippe verstarb
 

Pater Harald (Josef) Adler SSCC


17. Januar 1937 – 23. August 2024

 

Die Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens – Arnsteiner Patres trauert um P. Harald Adler sscc, der am 23. August 2024 in Werne an der Lippe gestorben ist.

Josef Adler wurde am 17. Januar 1937 in Gnadenfeld/Odessa geboren als Sohn von Josef und Elisabeth Adler. Am 29. November 1942 wurde Josef in Odessa getauft. Bald darauf musste die ganze Familie vor dem Krieg nach Westen flüchten. Der Taunus mit Ortsnamen wie Nastätten, Buch und Bad Ems wurde zum Wohnort für die Familie. Seine Schulzeit hatte Josef noch in Odessa begonnen, aber schon 1944 war er Schüler in der Volksschule in Buch/Taunus. Von 1946 bis 1956 besuchte er das Johannesgymnasium in Niederlahnstein. Nach seinem Abitur dort trat er am 19. April 1956 als Novize in unsere Ordensgemeinschaft ein und legte am 20. April 1957 seine ersten Gelübde ab und nahm den Ordensnamen Harald an. Es folgten 6 Jahre des Philosophie- und Theologiestudiums am Ordensseminar in Simpelveld/NL bis 1963. Am 15. April 1962 wurde Pater Harald zum Priester geweiht. An die Theologie schloss er von 1963–1968 ein Germanistikstudium an den Universitäten in Münster/Westf. und München an. 1970 beendete P. Harald nach der Referendarausbildung in Dortmund sein Studium mit dem 2. Staatsexamen. Von 1970 bis 1978 war er Lehrer am Johannesgymnasium in Lahnstein und am 1. August 1978 wurde er Schulleiter des Gymnasiums St. Christophorus in Werne an der Lippe. Dieses Amt füllte er bis zum 11. Juni 2001 aus, also 23 Jahre lang. Eine lange Zeit, während der P. Harald diese für unsere Ordensprovinz wichtige Einrichtung entscheidend mitgestaltet hat. Sicher ist da zu nennen eine umfangreiche Erneuerung der Gebäude, die definitive Schließung des Internates und die Übergabe der Trägerschaft der Schule an das Bistum Münster. Was aber nachwirkt, und was wir immer noch von den ehemaligen Schülerinnen und Schülern aus dieser Zeit hören ist, dass das Christophorus eine Schule mit Herz war. Und da war sicher viel von dem großen Herzen von P. Harald dabei.

2001 hatte P. Harald die Altersgrenze für den Dienst in der Schulleitung erreicht, er fühlte sich aber noch nicht berufen den Rest seines Lebens im Ruhestand zu verbringen. Und so brach er nach einer schöpferischen Pause noch einmal auf. Ab Oktober 2003, mit 66 Jahren, war sein neuer Lebens- und Wirkungsraum Manila, die Hauptstadt der Philippinen. Mit den Ordensobern setzte er sich realistische Ziele für seine Mitarbeit zunächst im „Damian Formation Center“ in der Ausbildung junger Ordensmänner und später in der Großpfarrei von Bagong Silang, am Rande Manilas. Es sind dann 15 Jahre auf den Philippinen geworden, Jahre in denen er mit den Schwestern und Brüdern der Ordensgemeinschaft dort und dem philippinischen Volk nach neuen und konkreten Wegen gesucht hat, den Glauben zu leben und zu verkünden.

Als 2018 auf dem Provinzkapitel der deutschen Ordensprovinz die Idee einer internationalen Kommunität in Berlin aufkam, fragte der neue Provinzial P. Harald, der zu Besuch in Deutschland war: Wärst du bereit da mit zu machen? Und Harald sagte ja. Und das bedeutete mit 81 Jahren noch einmal aufhören und wo ganz anders neu anfangen! Am 15. August 2020 war P. Harald dabei als in Gegenwart von Dr. Heiner Koch, dem Erzbischof von Berlin, zwei Mitbrüdern aus Indonesien und einem weiteren Mitbruder aus Deutschland, die internationale Kommunität SSCC in Berlin gegründet wurde. Schnell hat er sich in Charlottenburg eingelebt. Er war frei, ohne einen definierten, festen Seelsorgeauftrag, und er nutzte diese Freiheit um barrierefrei für Menschen verfügbar zu sein. Sowohl in den Seniorenwohnheimen in der Nachbarschaft der Kommunität als auch in den Pfarrkirchen, in denen die anderen Mitbrüder ihren Dienst taten. Viele Einzelgespräche und geistliche Begleitung, Bibelarbeit und Eucharistiefeiern mit Senioren in kleinen Gruppen und den ganz normalen Dienst am Wochenende. Die Sorge um seine Gesundheit veranlasste P. Harald im Oktober 2023 – wie er damals dachte vorübergehend – nach Werne umzuziehen. Aber immer rascher verschlechterte sich seine Gesundheit. Kurz vor seinem Tod beschloss er die verschiedenen Behandlungen auszusetzen und sich palliativ behandeln zu lassen, um so wach und aufmerksam seine letzten Tage unter uns zu leben. Seine Geschwister konnten in diesen letzten Tagen bei ihm sein, was für ihn wichtig war, die Hausgemeinschaft von Werne, und da vor allem die Personen, die sich um die Pflege kümmern, waren ganz nahe bei ihm.

Wo war die Quelle für die Art und Weise wie P. Harald den Menschen, mit denen er zu tun hatte die Sicherheit gab, dass sie von ihm geachtet und wertgeschätzt sind? Viele seiner ehemaligen Schüler*innen wundern sich, dass er auch nach 25 Jahren noch ihre Namen kannte. Das heißt, jede und jeder war wichtig für P. Harald. Die Kleinen, die Schwachen, die Armen und die, die von unserer Gesellschaft oft an den Rand gestellt werden, waren wichtig für ihn. Und er konnte Menschen nicht sehen ohne ihren Ort in der Natur, in der gesamten Schöpfung. Er hatte große Achtung vor allem, was ist, alles ist eine Einheit, ein Einswerden. Kurz vor seinem Tod vertraute er einem Mitbruder an, dass er seine Art Eins zu werden mit allem Leben, besonders mit den Schwachen und Armen, von Jesus gelernt habe. Sein geistliches Leben war zentriert in der Person, dem Leben und dem Evangelium Jesu.

Diese seine in Christus zentrierte Frömmigkeit, ist ausgedrückt in diesem kurzen Text des heiligen Paulus im Kolosser Brief:

„Er ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, (…); alles ist durch ihn und auf ihn hin erschaffen. Er ist vor aller Schöpfung und in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles auf ihn hin zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.“ (Kolosser 1,15 – 20).

Wir sind uns sicher, dass P. Harald in seinem Sterben den letzten und definitiven Schritt getan hat hinein in das Eins werden, hinein in den Ursprung an den er geglaubt hat und der ihn sein ganzes Leben lang interessiert und angezogen hat.

Wir feiern das Sterbeamt für P. Harald am Donnerstag, den 29. August um 10:00 Uhr in der Kirche Maria Frieden, (Adresse: Windmühlenberg 4 – 59368 Werne an der Lippe).

Die Beisetzung ist anschließend auf dem Friedhof am Südring Werne.

Martin Königstein SSCC

Provinzial

Werne, den 25. August, 2024

 

 

 


Predigttext

zum Requiem am Begräbnistag von P. Harald Adler SSCC (29. August 2024)


Pater Harald schrieb zwei Wochen vor seinem Tod einen letzten Impuls für unsere Website:

Impuls zum 19. Sonntag des Jahreskreis

11. August 2024 – Johannesevangelium 6,41–51

In meinem Impuls für den 2. Adventssonntag im Jahr 2022 habe ich die Frage aufgegriffen „Heute schon gelacht?“, die auf dem Stromverteilerkasten vor dem Künstlerhaus in Berlin Alt-Lietzow in 33 verschiedenen Sprachen geschrieben steht. Von der Wohnung unserer Internationalen SSCC-Kommunität Berlin sind es nur ein paar Schritte bis zu diesem „Künstlerhaus“.

Im Werkbuch „GOTTES WORT IM KIRCHENJAHR 2018“ habe ich weitere Fragen zum Evangelium im Jahreskreis entdeckt:

  • Hast du heute schon gemurrt?
  • Hast du heute schon geweint?
  • Hast du heute schon gestaunt?

Das Murren der Hörer Jesu im Evangelium mag uns aufgrund der ungeheuren Aussagen Jesu menschlich verständlich erscheinen, aber für uns, für unsere eigene Situation stellt sich die Frage „Heute schon gemurrt?“ in ganz anderen, neuen Zusammenhängen: Jesus versucht seinen Zeitgenossen den Glauben an seine Sendung als Brot vom Himmel zu erschließen, indem er sich auf Gott, den himmlischen Vater beruft, der ihn gesandt hat.

Und auch uns Christen bezeugt der Evangelist Johannes: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Joh 3,16) Jesus Christus bestätigt das für sich selbst bei der Einsetzung der Heiligen Eucharistie, der „Quelle und dem Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (Zweites Vatikanisches Konzil), indem er sagt: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird; das ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden“.

Gott schenkt uns nicht etwas, sondern er schenkt sich selbst in Christus Jesus. Auch die dritte Person des dreieinigen Gottes kommt in Glaube, Hoffnung und Liebe in unsere Herzen, um uns fähig und bereit zu machen, die Dynamik der dreieinigen Liebe in unser Herz aufzunehmen.

Paulus singt in seinem Brief an die Gemeinde von Kolossä ein Loblied auf Christus und auf Gott (Kol 1,1–20): „Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut“ (Kol, 1,19–20).

 

Lasst uns einstimmen in diesen Lobpreis mit dem Lied aus dem Gotteslob 811:

Dir, dir, o Höchster, will ich singen, / denn wo ist doch ein solcher Gott wie du? / Dir will ich meine Lieder bringen; / ach, gib mir deines Geistes Kraft dazu, / dass ich es tu im Namen Jesu Christ, / so wie es dir durch ihn gefällig ist.

Zieh mich, o Vater, zu dem Sohne, / damit dein Sohn mich wieder zieh zu dir. / Dein Geist in meinem Herzen wohne / und meine Sinne und Verstand regier, / dass ich den Frieden Gottes schmeck und fühl / und dir darum im Herzen sing und spiel.

Verleih mir, Höchster, solche Güte, / so wird gewiss mein Singen recht getan. / So klingt es schön in meinem Liede, / und ich bet dich im Geist und Wahrheit an. / So hebt dein Geist mein Herz zu dir empor, / dass ich dir Psalmen sing im höhern Chor.

Impuls von Pater Harald Adler SSCC