Gründung und Geschichte

Name und Leitidee

In Deutschland heißen wir "Arnsteiner Patres" nach dem bekannten Kloster Arnstein bei Nassau an der Lahn, in dem die Gemeinschaft vom 1. Januar 1919 bis zum 31. Dezember 2018 gelebt und gewirkt hat. Kloster Arnstein war die erste Niederlassung der Ordensgemeinschaft in Deutschland.

Der vollständige Titel unserer Gemeinschaft lautet "Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens und der ewigen Anbetung des Allerheiligsten Altarsakramentes. Wie fast jede Ordensgemeinschaft haben wir ein Kürzel, das die Mitglieder der Gemeinschaft hinter ihren Namen schreiben. Unser Kürzel ist „SSCC“. Es bezieht sich auf den lateinischen Namen „Sacrorumcordium“ = Von den Heiligsten Herzen). Einige nennen uns auch "Picpus", weil das ehemalige Mutterhaus sich in der „Rue de Picpus“ (Picpus-Straße) in Paris befand. 

Wir sind ein katholischer Orden von Männern und Frauen, der Gebet und Gemeinschaftsleben mit einer apostolischen Tätigkeit verbindet. Wir leben nach dem Leitwort: "Die Liebe Gottes betrachten, leben und verkünden". Die meisten von uns arbeiten in der Seelsorge: in der geistlichen Begleitung und in der Bildungsarbeit, in Pfarreien, Schulen, Krankenhäusern und Altenheimen. Wir fühlen uns einem einfachen Lebensstil verpflichtet. Unser Gründer hat uns den Grundsatz mit auf den Weg gegeben: „In Jesus finden wir alles. Seine Geburt, sein Leben und sein Tod: Das ist unsere Regel.“

Die Gründung

Gegründet wurde unser Orden in Poitiers (Frankreich) im Jahre 1800 durch Marie Joseph Coudrin und Henriette Aymer de la Chevalerie. Von Anfang an hatte unsere Gemeinschaft einen Frauenzweig, einen Männerzweig und einen Weltlichen Zweig, in dem sich Laien zusammengeschlossen haben, um das Wirken der Ordensleute zu unterstützen und im Geist des Ordens zu leben. 

Erste Aufgaben

Die Zielsetzung der Gründer war es, die durch die Französische Revolution (ab 1789) zum größten Teil zerstörte französische Kirche wieder aufzubauen und zugleich an der Aufgabe der Auslandsmission mitzuwirken. Die junge Gemeinschaft begann ihren Einsatz dort, wo die Not am größten war: Die Ordensmitglieder errichteten Schulen für arme Kinder, arbeiteten in der Priesterausbildung und veranstalteten Volksmissionen. Schon früh suchten sie auch Aufgaben in außereuropäischen Gebieten. Die ersten katholischen Missionare in der Südsee (ab 1827 in Hawaii und Tahiti) kamen aus der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen.

Das bekannteste Mitglied ist der hl. Damian De Veuster (1840-1889), der nach Hawaii ging und 16 Jahre lang den Aussätzigen auf der Insel Molokai diente, bis er selber am Aussatz starb. Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte die Gemeinschaft ein starkes Wachstum. Von Frankreich aus wurden Niederlassungen in Belgien, Holland, Spanien und Südamerika gegründet.

Die Ordensgemeinschaft heute

Heute leben und arbeiten ungefähr 500 Schwestern und 800 Brüder in 33 Ländern. Die Ordensgemeinschaft hat Niederlassungen in fast allen Staaten Westeuropas, in Polen, Nord- und Südamerikas sowie in Afrika (Mosambik, Kongo), Asien (Indien, Indonesien, Japan, Philippinen und Singapur) und im Pazifik (Cook-Inseln, Tahiti, Hawaii, Tonga, Fiji). Das Generalat ist in Rom. In Deutschland leben und wirken derzeit ca. 45 Patres und Brüder. Dazu gehören auch einige Mitglieder der polnischen Provinz, die seit 1979 in der Diözese Augsburg tätig sind. In Deutschland gibt es keine Niederlassung des Schwesternzweiges.

Die deutsche Provinz

Schon im 19. Jahrhundert waren auch zahlreiche deutsche Frauen und Männer in die Gemeinschaft eingetreten, um in den Missionsgebieten zu wirken. Der Bischof, der zur Zeit von Pater Damian für die Insel Molokai zuständig war und auch Damians Weggefährten in den letzten Lebensmonaten waren Deutsche.

Doch aufgrund des "Kulturkampfes" (zwischen der katholischen Kirche und Preußen bzw. der Reichsregierung 1870-78) und der damals erlassenen Gesetze durfte die Ordensgemeinschaft in Deutschland selbst kein Haus gründen. Erst 1919 wurde die erste Niederlassung in Deutschland gegründet. Die Patres übernahmen die Gebäude der ehemaligen Prämonstratenserabtei Arnstein an der Lahn (Bistum Limburg) und errichteten dort einen Wallfahrtsort zum Heiligsten Herzen Jesu und eine Jugendbegegnungsstätte. Hier und in der dortigen Pfarrei wirkten sie bis Ende 2018. 1920 wurde die deutsche Provinz gegründet.

 

Literatur zur Ordensgemeinschaft
  • Wilhelm Hünermann: Die Herrgottschanze. Heldentum im Schatten der Guillotine. Tyrolia Innsbruck-Wien (24. Aufl.) 1985
  • Julius Knichel: Die Liebe Christi drängt uns. Pater Marie-Joseph Coudrin (1768-1837), Gründer der Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen. Johannes-Verlag Leutesdorf 1988